noch dadurch verkäuflich und haltbar gemacht, daß man sie mit
Essig und starken
Gewürzen ähnlich den marinierten Heringen
zubereitet. Sie heißen dann nordische Gewürzheringe und gehen in Fäßchen von 60-80 Stück in den Handel. Eine andre,
aber nur private Industrie mit alten H. ist die, daß man ihnen durch Wässern einen Anteil
Salz benimmt
und sie dann räuchert. Solche „geräucherte Heringe“ sind nicht mit
Pöklingen zu verwechseln. - Zoll: s. Tarif im Anh.
Nr. 25 k; Bücklinge Nr. 25 g 2; Gewürzheringe Nr. 25 p 1. Frische
H. sind zollfrei.
Das Hermelin ist eine große Art Wiesel (Mustela erminea), in Gestalt etwas größer
als ein Eichhörnchen, kommt auch in gemäßigten Ländern vor, ist aber da ohne besondern Wert, weil es im Winter wie im
Sommer dasselbe braune Kleid trägt; im hohen Norden dagegen wird es im Winter schneeweiß bis auf die
Spitze des kleinen
Schweifes, welche schwarz ist und bleibt. Nur diese weißen Winterpelze bilden die Handelsware. Je nördlicher
die
Tiere wohnen, desto dunkler ist im Sommer ihr braun und desto reiner im Winter ihr weiß.
Nach der Weiße, der Länge und Feinheit des
Haares richtet sich der Preis. Man sieht aber auch darauf, daß die Haut eine
feste Konsistenz hat. In diesen Eigenschaften haben die sibirischen
Felle den Vorzug; in zweiter Reihe
stehen die aus Rußland. Anderswoher kommen gar keine Hermelinfelle, namentlich nicht aus Norwegen in den Verkehr, obschon
das
Tier dort so wenig wie in andern Schneeregionen fehlt. Die beste Ware kommt aus Barabinsk und Ischni, geringere
aus Jenisei und Jakutsk.
Bekanntlich war das Tragen von Hermelinmänteln, mit den schwarzen Schwanzspitzen ausgeziert, sonst ein Vorrecht gefürsteter
Häupter. Jetzt sind diese Pelze und ihre Nachahmungen in weißen
Kaninchen eine sehr verbreitete Damentracht geworden und
die
Felle sind auch keineswegs zu kostbar dazu, da der Zimmer von 40 Stück nach Qualität nur 20-60
Mark kostet. Der Fang dieser zierlichen flinken
Tiere geschieht in Fallen und liefert ein beträchtliches Gesamtergebnis,
denn außer den Mengen, die in Rußland selbst verbraucht und direkt nach
China und den türkischen Provinzen abgesetzt werden,
bewegen sich immer noch 160000 Stück alljährlich über den Weltmarkt von Leipzig. Aus weißen
Kaninchenfellen
werden nicht selten anscheinende Hermelinfelle u. dgl.
gefertigt, die freilich den Kenner nicht täuschen können. - Zollfrei. Waren daraus gem. Tarif
im Anh. Nr. 28 a und b.
Gegenstand eines schon jetzt bedeutenden Handels nach großen Städten hin, welcher aber noch in weit höherem
Grade das werden kann und muß. Heu von mittlerer Güte steht dort im Durchschnitt nicht unter 50-60
Mark pro 1000 kg im Preis, in wiesenreichen Gegenden kann es zu 20-30 Mark aufgekauft werden; der Preisunterschied zerlegt
sich in Unkosten und Gewinn, unter den ersteren sind die für Transport die bedeutendsten und diese wiederum
am größten mit Fuhrwerk auf Dorfstraßen und Feldwegen, am kleinsten zu Wasser.
Der Haupthandel mit
Heu zieht sich deshalb längs der Kanäle, schiffbaren Flüssen und Küsten hin, doch findet auch die
Eisenbahn vielfach Verwendung. Von Amerika aus, welches H. nach Europa liefert, hat sich zur Verminderung der Transportkosten,
bezw. zur bessern Ausnutzung der Waggons die Heupresse (100-2200 Mark) verbreitet; mit
ihr können in einer Stunde 5-6 m. Ztr. Heu in 5-12 Ballen von zusammen
⅙ des frühern Umfangs gepreßt werden. Die Militärverwaltung hat im Krieg ausgiebigen Gebrauch davon gemacht. - Der Aufkauf
von Heu kann nur selten in großen Mengen bei Einzelnen geschehen; er ist meist Kauf fertiger Ware, seltener
Selbstgewinnung, durch Pachten von Wiesen behufs der Heuerwerbung, welche dann akkordmäßig vergeben wird.
Der Kaufmann oder Unterhändler muß zu beurteilen wissen, was vorteilhafter ist; nicht minder auch die Qualität der Ware.
Man unterscheidet Heu erster, zweiter, dritter und vierter Qualität, im Wertsverhältnis = 100 : 80 : 60 : 50. Auf 1000 kg
ungepreßt sind 20-25 km Raum zu rechnen. Das Heu der Kleearten ist gehaltreicher und minder voluminös. Die Statistik für 1878 ergab
für das deutsche Reich 5.9 Mill. ha Wiesen mit 90.9 m. Zr. ^[richtig: Ztr.]
Durchschnittsertrag oder zusammen 291.67 t Mill. m. Ztr. Heu und 2¼
Mill. ha Klee,
Luzerne und Esparsette mit 92, 57 und 38 m. Ztr. Ertrag, zusammen 96.8 Mill.
m. Ztr., welche jedoch größtenteils grün und lokal gebraucht werden.
Wiesenheu und Klee werden demnach für annähernd 1 Milliarde im Lokopreis erzielt. Für den Bedarf eines
Pferdes rechnet man jährlich incl. Verlust etc. 15-25 m. Ztr.
In der Neuzeit sind die innerhalb der Städte errichteten Milchwirtschaften sichere Abnehmer von gutem Heu geworden, für
die in Frankfurt a. M. ist unnötiger Weise der Bezug von Alpenheu vorgeschrieben. Eine Kuh von 600 m.
Ztr. braucht in solchem Betrieb jährlich etwa 45 m.
Ztr. -
Der bekannte Himbeerstrauch (Rubus Idaeus, frz. framboisier, engl.
Raspberry), zu den Rosenblütlern gehörig, wächst durch ganz Europa und in Nordasien in trocknen Wäldern und Gebüschen
wild, außerdem in zahlreichen Spielarten in Gärten angepflanzt, wo seine Früchte zwar größer und süßer
werden, aber an dem eigentümlichen Aroma verlieren, welches die Waldhimbeere auszeichnet. Es wird denn auch diese für die
Präparate aus der Frucht bevorzugt und in den Waldgegenden gesammelt, wo in der Reifezeit fast täglich von denselben Sträuchern
etwas entnommen werden kann.
Der hauptsächliche Handelsartikel ist der Himbeersaft (succus rubi idaei), der zur Bereitung von Himbeersyrup
(syrupus rubi idaei), Himbeerlikör etc., in großen Mengen verbraucht wird. Der Saft wird durch
Auspressen gewonnen und der bessern Haltbarkeit wegen mit etwas
Spiritus versetzt. Das Erzgebirge, Riesengebirge und der Thüringerwald
liefern bedeutende Mengen Himbeersaft, der oft weithin versendet wird. Die Vermischung des Saftes mit
einer größern Quantität gutem
Essig bildet den Himbeeressig, der auch durch bloßes Ansetzen der Früchte mit
¶
mehr
Essig in gut verschlossenen Flashcen ^[richtig: Flaschen], nachheriges Auspressen und Durchseien erhalten wird. In ähnlicher
Weise wie Himbeeressig wird Himbeerwein bereitet. Aus den Preßrückständen erhält man durch Destillation mit Wasser das
aromatische Himbeerwasser (aqua rubi idaei) und durch Destillation mit Weingeist den Himbeerspiritus (spiritus rubi idaei).
Diese verschiednen Präparate werden bekanntlich vielfach gebraucht als Zusatz zu kühlenden Getränken,
Likören, Gelées, Fruchteis etc., haben auch Verwendung in den Apotheken. Himbeersyrup
ist mit Zucker eingekochter Himbeersaft. Himberäther ^[richtig: Himbeeräther] ist ein Kunstprodukt und gehört zu den sogenannten
Fruchtäthern - Zoll: Himbeersaft ohne Zuckerzusatz gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p
2;
Pferdeharnsäure (acidum hippuricum); eine stickstoffhaltige organische Säure, die im Harn der Pferde
und Rinder enthalten ist, für gewöhnlich aber keinen Handelsartikel bildet; sie hat nur insofern Interesse,
als sie das Material zur Gewinnung von Benzoësäure liefert, die jedoch direkt aus dem Harn gewonnen wird, sodaß man die
H. nicht erst daraus darzustellen braucht. Die H. erscheint, nachdem sie durch Umkristallisieren gereinigt worden, in schneeweißen
spießigen Kristallen. Ihrer chemischen Konstitution nach ist sie zu betrachten als eine Paarung von
Amidoessigsäure (Glykocoll) und Benzoesäure; durch Kochen einer verdünnten Säure wird die Trennung bewerkstelligt und
die Benzoesäure abgeschieden. - Zollfrei.
(Hirschtrüffel, Boletus cervinus), botanisch Elaphomyces granulatus, ehemals ein Artikel des Droguenhandels,
ist ein Pilz, der unterirdisch ohne Strunk in Nadelhölzern, auf Wiesen und Angern wächst und die Größe
einer welschen Nuß erreicht, auch deren Form hat. Im frischen Zustande hat das Gewächs einen starken widerlichen Geruch,
der das Wild anlockt.
Hirsche suchen ihn in der Brunstzeit auf, auch Hasen und Schweine gehen darnach.
Die Landleute kaufen
den getrockneten Pilz, um ihn den Rindern als Sprungmittel einzugeben. - Zollfrei.
(Hirschgeweihe). Wiewohl der Kopfaufsatz des männlichen Hirsches im gewöhnlichen Leben als Horn bezeichnet
wird (bessere Benennungen sind Geweih und Gehörn), so paßt dies doch wenigstens insofern nicht, als die Masse desselben
keine eigentliche Hornsubstanz ist, sondern bei allen hirschartigen, alljährlich das Geweih ablegenden Tieren aus
eigentlicher Knochenmasse besteht, aus der sich die organischen Bestandteile durch Kochen in Form von Leim (Gelatine) ausziehen
lassen, während Knochenerde (phosphorsaurer Kalk) übrig bleibt.
Horn (s. d.) verhält sich dagegen wesentlich anders. Dasselbe wird in der
Hitze biegsam und nachher wieder hart, während das Geweih des Hirsches dieses Verhalten nicht zeigt.
Die Geweihe der Hirschfamilie sind übrigens auch durchaus voll oder solid, die Hörner der Rinder etc. zum großen Teil hohl.
Man verarbeitet erstere bekanntlich zu Messer-, Gabel- und
Hirschfängergriffen wie zu verschiednen andern Drechslerarbeiten
und zwar immer so, daß die eigentümlich gerauhte oder genarbte Außenseite erhalten bleibt, da diese sowohl
hübsch aussieht als praktisch im Gebrauch ist. Man ahmt daher auch das H. künstlich und ziemlich gut in gepreßtem Holz
nach.
Die schaufeligen Geweihe des Damhirsches sind weniger nutzbar und gelten kaum halb so viel wie die des Edelhirsches. Ähnliche
Verwendung wie dieses, besonders zu Pfeifen und andern Drechslerwaren finden bekanntlich die Rehgeweihe,
von denen besonders die wulstigen wie mit Perlen besetzten untern Endstücke (Rehkronen) geschätzt und unzerteilt gelassen
werden. Hirsch- und Rehgehörne werden zuweilen von Liebhabern in Sammlungen und zum Zierrat übergewöhnlich hoch bezahlt,
sei es daß sie entweder absonderlich gewachsen (Monstrosen) oder auch nur besonders regelmäßig und schön
gebaut sind. Hirschhörner kommen am meisten von Tirol, Ungarn und Mittelamerika. -
Dem Hirschgeweih wurden früher ganz besondre Kräfte zugetraut und es gab eine Anzahl pharmazeutischer Präparate daraus,
die jetzt zum Teil unter den alten Namen noch fortbestehen, nunmehr aber, wo man weiß, daß diese Substanz vor andern Knochenmassen
nichts besondres voraus hat, nicht mehr aus Hirschhorn dargestellt werden. Durch längeres Kochen wird
aus geraspeltem Hirschhorn (Cornu cervi raspatum) eine Gallerte erhalten, die früher mit Zucker u. dgl. an Kranke und Schwache
verabreicht, auch zum Klären von Getränken benutzt wurde. Da aber dieselbe eben nur Gelatine ist, so benutzt man
für solche Zwecke jetzt diese, wie sie im Handel vorkommt. Die Produkte der trocknen Destillation, die man in frühern Zeiten
aus H. darstellte, wie z. B. Hirschhornöl, Hirschhornsalz, sind ganz dieselben, die man
auch aus Knochen erhält. Hirschhornsalz ist kohlensaures Ammoniak. - Zoll: Hirschgeweihe sind zollfrei, Waren daraus gem.
Tarif im Anh. Nr. 13 g; Hirschhornsalz, Geist, -Ölzollfrei.
Bezeichnung für mehrere Getreidearten, zunächst aus der Familie PanicumL. und zwar mit den Untergattungen:
1) Digitaria und den Arten Bluthirse (P. sanguinaleL.), gewimperte H. (P. ciliare Retz), fadenförmige H. (kahle
H., P. filiforme);
2) Echinochloa P. B., Art Hühnerhirse (Fennichgras, Grauch, Grense, Hirse-Kammgras, Sorggras,
P. Crus galliL.);
3) Miliaria Tria, Arten: Gemeine- oder Rispenhirse (Acker-, Hattel-, Haushaltshirse etc.)
P. miliaceumL. - Haarförmige H. (P. capillareL.), ferner Setaria P. B.,
Fennich, Borstengras, Kolbenhirse, Pennig etc. mit grüner F. (Ackerhirse, wilde H., grünes
Hirsengras, wilder Schwaden), Stammpflanze der Kolbenhirse, als italienische K. (ital.
F., Fennichhirse, ital. Hirse, Kolbenfennich, Panicum italicum und Setaria panis Jess.), Futterpflanze
und Mohar (deutsche K., kl. K., deutscher F., deutsche Hirse, Panikorn, Fuchsschwanzfennich - Setaria (Panicum) germanica
P. B., Futter- und Nahrungspflanze,
quirlblütiger Fennich (Klebgras,
¶
mehr
Knotengras, wirbelförmiger F. - Setaria verticillata P. B.),
gelbhaariger F., Setaria glauca P. B. -
dann Mohrenhirse (Sirk, Besenkraut, Sorghohirse, Negerkorn, Durra, Guineakorn, Sorghum vulgare Pers. Eleusine (Eleusine Gaertn.)
als E. coracana G., krumährige E., E. Tocusso Fres und E. indica, Teff, Poa abyssinia Pers. etc.
die Hauptbrotfrüchte der Afrikaner und Asiaten. Die Mohrenhirse baut man nur in südlichen Ländern,
in Mittel- und Nordeuropa, die gemeine oder Rispenhirse, die Klumphirse, die Bluthirse und die große Kolbenhirse oder Fennich,
Mohar nur als Futterpflanze.
Die H. bildet in Deutschland den Gegenstand der Kleinkultur, auf größern Gütern wird sie nur ausnahmsweise angebaut. Gesamtanbau 1878 auf 14896.2 ha
und 26.6 m. Ztr. Ertrag, 2325594 Ztr. Die
Moharhirse liefert Körner und Mehl und Futter, in den entkörnten Rispen gute Kehrbesen, als Zuckermoharhirse, Sorghum, Zuckersaft
zur Brennerei etc., verschiedne Farbstoffe, Grünfutter etc. Ernte
170-250 kg pro ha. Die Rispenhirse gibt 15-30 hl Körner à 60-70 kg, die Kolbenhirse etwas weniger.
Die Körner dienen zu Brei, unenthülst zu Viehfutter und zur Branntweinbrennerei und haben etwa den Preis der Gerste. Beim
Enthülsen zum Zweck der Darstellung als menschliches Nahrungsmittel ergibt sich 40% Abgang. Das Stroh wird als Futter geschätzt;
10-20 m. Ztr. Ertrag pro ha. Der Anbau der H. ist in
Südeuropa bedeutender als im Norden, besonders in Ungarn, Spanien, Portugal, Italien, Südfrankreich, der der Rispenhirse
hat seine Schwierigkeiten und gelingt nicht jedes Jahr; sie verträgt namentlich nicht gut naßkalte Witterung, ist aber
in trocknern Jahrgängen, in trocknem warmen Boden und bei guter Pflege eine der einträglichsten Feldfrüchte.
Schlesien, Polen, Mähren, Böhmen, Ungarn, Frankreich sind Länder, wo H. häufig gebaut wird. Enthülst
ist H. nicht lange haltbar, unenthülst und in Fässer geschlagen mehrere Jahre lang. Die Farbe der unenthülsten Hirse ist
nach den Varietäten gelb, weißgelblich, grau, schwärzlich, rot; ausgestampft durchgängig gleich hellgelb. In südlichern
Gegenden, im Klima des Weinstocks, baut man mit noch besserm Ertrage die Kolbenhirse, Körner stroh-
oder orangengelb oder rötlichbraun. Mohar, Mohrhirse, kultiviert man in Europa nur im südlichen Spanien, Portugal und Italien.
-
Für die H. ist jetzt Ungarn eine Hauptbezugsquelle geworden, seit dasselbe durch wohlfeile Eisenbahnfrachten instand gesetzt
wurde, große Mengen nach außen zu schaffen. Es haben diese Zuzüge den Verzehr des Reises schon merklich
abgemindert, was nicht zu beklagen ist, denn die H. ist ein gehaltvolleres Nahrungsmittel. Das Hirsekorn geht überhaupt
nicht blos auf die Landmärkte, sondern auch aus den verschiednen Produktionsländern als Exportartikel nach Holland, England,
den deutschen Hafenstädten etc., hauptsächlich zur Verproviantierung der
Schiffe. England bezieht große Mengen „aus der Türkei“. - Zoll: Rohe H. Nr. 9 a;
geschälte oder gestampfte gem. Tarif im Anh. Nr. 25 q 2.
(Hollunder, Flieder, Schibicken, Quewecken, lat.
Sambucus niger, frz.
hieble oder sureau commun, engl. elder-tree). Allbekannter, in ganz Europa und dem nördlichen
Asien einheimischer Baum, der in Rinde, Blättern und zum Teil auch in den Früchten bitter und scharf
schmeckende Substanzen enthält und, nach der Volksmedizin wenigstens, für vielerlei Übel die Gegenmittel liefern soll.
Abgesehen von allen hausarzneilichen und hauswirtschaftlichen Anwendungen ist der Flieder aber als offizinelles Gewächs
aufzuführen, und zwar ist es die den Blüten und Früchten inwohnende schweißtreibende Wirkung, wegen
deren er in Gebrauch ist. Es werden zu demselben Zwecke sowohl die bei Sonnenschein gesammelten und wohlgetrockneten Blüten
(flores Sambuci), als der zu einem Mus eingedickte Saft der reifen Beeren als extractum Sambuci oder Roob S. benutzt.
Die Fliederblüten enthalten ein wenig ätherisches Öl, welchem sie ihren angenehmen Geruch verdanken
und welches auch zuweilen in den Handel gebracht wird, die Samenkerne in reichlichem Maße ein fettes. Die Blüten des Flieders
bilden, obschon nirgends selten, doch einen ständigen Artikel des Droguenhandels auch im Großen, da man solcher Ware am
ehesten zutrauen kann, daß sie von kundigen Leuten mit der erforderlichen Sorgfalt gesammelt und getrocknet,
also guter Qualität ist. - Holunderblüten, getrocknete, zollfrei. Holundermus, ohne Zucker eingekocht, gem. Tarif Nr. 25 p
2; ätherisches Öl Nr. 5 a, fettes Öl Nr. 26 a 4 bzw. 1.
Hölzer (lat. lignum; frz. bois; engl.
wood). Die Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit des Holzes und seine vielseitige Verwendung als technisches Material wie als
Brennstoff ist so bekannt, daß darüber nichts zu sagen nötig ist. Das Holz ist nach seiner Verwendung entweder Nutz- oder
Brennholz, beide oft von denselben Wäldern und Holzarten und nur nach Beschaffenheit der einzelnen Stücke
gesondert. Das Nutzholz wird wieder eingeteilt in Bau- oder Zimmerholz, Schreiner-, Drechsler-, Wagner-, Böttcher-, Maschinenholz
etc. Je nach der gedrungenern oder losern Konstruktion des Holzkörpers und der daher rührenden
größern oder geringern Festigkeit und Schwere unterscheidet man harte und weiche Hölzer; einige, welche in dieser Hinsicht
eine Mittelstellung einnehmen, bezeichnet man wohl auch als halbharte. Ferner unterscheidet man noch
Farbhölzer und medizinische Hölzer oder Arzneihölzer. Es soll an dieser Stelle eine kurze Übersicht unsrer einheimischen
Holzarten nebst einigen Daten über den Holzhandel im allgemeinen gegeben werden, während die wichtigern derselben sowie
auch die ausländischen in besondern Artikeln ausführlicher besprochen sind.
Eichenholz. In Rücksicht auf Dauerhaftigkeit das wertvollste unsrer Hölzer. Es gibt bei uns zwei Arten Eichen: die
Steineiche (Quercus sessiliflora), mit fast stiellosen Früchten, und die Stieleiche (Qu. pedunculata), mit langgestielten
Eicheln. Weil die erstere Art sich mit ihrer Be- und Entlaubung sehr verspätet, nennt man sie auch Winter-,
die andre Sommereiche. Das Holz beider Arten gleicht sich nicht ganz;
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das der Steineiche ist dunkler, härter und weniger leicht spaltbar, das der andern großporiger und weicher. Man kann beide
Arten auch als Berg- und Sumpfeiche unterscheiden, denn die erste liebt Berg- und Hügelland und erscheint schon bei 90-120
m Erhebung an Stelle der andern, die mehr den Ebenen und Flußniederungen angehört. Das Eichenholz ist
schwer, zähe, gelbbraun, leicht kenntlich an seinen großen Poren und Spiegeln; das Holz ist wie kein andres widerstandsfähig
gegen Nässe und Trockenheit und deren Wechsel, paßt daher gleich gut zur Verwendung im Wasser, in der Erde und in freier
Luft, ist mithin auch das beste Faßholz. -
Rotbuchenholz, ein dichtes, schweres Hartholz, im Alter rotbraun, jung viel heller, hat breite, glänzende Spiegel, leicht
spaltbar. Zeigt sich unter Wasser sehr dauerhaft, verträgt dagegen den Wechsel von Trockne und Nässe nicht, sondern wird
dabei bald stockig. Als Bauholz ist seine Verwendung selten, zu Tischlerarbeiten dient es in Fällen,
wo es weniger auf Zähigkeit und schönes Aussehen, als auf Härte und Festigkeit ankommt; am häufigsten ist seine Verwendung
zu Wagenarbeiten, Gewehrschäften, Axtstielen; ein großer Verbrauch findet ferner zur Pianofortefabrikation, zu ordinären
Geigen und Baßgeigen und namentlich Schuhmacherleisten statt. -
Weiß- oder Hainbuchenholz. Der eigentliche Name dieses Baumes, der gar keine Buche ist, ist Hornbaum
(Carpinus betulus). Das Holz ist gelblich weißgrau, fast weiß, sehr hart, schwer, dicht und zähe. Altes Kernholz erscheint
streifig, weil die wellenförmig verlaufenden Jahrringe an den Rändern etwas dunkler sind, als die übrige Holzmasse. Das
Holz hält sich im Trockenen gut, nicht aber in der Nässe und wo es abwechselnd naß und trocken wird.
Als Bauholz wird es nicht verwendet, auch zu Tischlerarbeiten nicht viel, sondern wegen seiner Festigkeit und Zähigkeit
besonders zu Werkzeugen, Stielen, Schlägeln, Schrauben, Walzen und mancherlei Drechsler- und Wagnerarbeiten. -
Ulmen- oder Rüsternholz, wird im Forst schlechtweg Weißrüster genannt. Unsre beiden Ulmenarten, die
gemeine und die Flatterulme (Ulmus campestris und U. effusa) geben ein feinfasriges und dichtes, sehr zähes Holz, dem sehr
viele kleine Spiegel ein punktiertes Aussehen geben. Das Holz junger Stämme ist gelblichweiß, altes rotbraun, gefleckt
oder geflammt. Es wird fast gar nicht vom Wurm angegriffen, hält sich unter Wasser wie in freier Luft
und in abwechselnder Nässe und Trockne sehr gut und dient als ein dauerhaftes Bauholz sowie zu Wagnerarbeiten, Maschinenteilen,
Werkzeugen etc. Die Kork- oder Rotulme ist eine Varietät der gemeinen und unterscheidet sich von dieser durch langsamern
Wuchs, kleinere Blätter und die korkige Rinde der jungen Zweige. Ihr Holz ist mehr rötlich, äußerst
feinfasrig und zähe und wird wegen seiner höhern Qualität mehr gesucht und teurer bezahlt, als das gemeine Rüsternholz.
Die Auswüchse oder Knorren der Ulmenstämme geben sehr hübsches Maserholz, das zu Pfeifenköpfen, Dosen etc.
verarbeitet wird. -
Eschenholz ist gelblich mit braunen Jahresstreifen, von
jungen Stämmen fast weiß und zuweilen geädert,
mit breiten, sich stark auszeichnenden Jahresringen, ist etwas grobfasrig, aber hart, sehr zähe und elastisch. In wechselnder
Nässe und Trockenheit hält es sich schlecht, im Trocknen aber gut, und dient vorzüglich zu Wagnerarbeiten, Reckstangen,
Stielen, Schäften u. dgl. -
Ahornholz. Es gibt drei Arten einheimischer Ahorne. Das wertvollste Holz kommt vom Bergahorn (Acer
pseudoplatanus); es wird von Tischlern und Drechslern für feinere Arbeiten wie auch zu Schnitzereien sehr geschätzt, findet
hauptsächlich Verwendung zur Pianofabrikation und wird schwarz gefärbt vielfach als imitiertes Ebenholz verwendet. Der Spitzahorn
(A. platanoides) hat ein gelbliches, nicht so feines Holz, das von Wagnern gern verarbeitet wird. Der
Feldahorn oder Maßholder (A. campestre) gibt ein sehr feines, gelbliches Tischler- und Drechslerholz, und ist dasjenige,
woraus die Schuhmacher vorzugsweise ihre Holzstifte anfertigen. Das Ahornholz wird öfters schön gemasert gefunden, diesfalls
als Geigenbodenholz und für Geigenhälse, Baß- und Celloboden verwendet. -
Hartriegelholz liefern zwei Gewächse, der Korneelkirschbaum (Cornus mascula) und der gemeine Hartriegel
(C. sanguinea), beiderseits sehr hart, fest und dicht und zu kleinern Arbeiten gut dienlich. Das Holz des erstern, als gelbes
unterschieden, ist gelblich, im Alter bräunlich, das der andern grünlichweiß oder rötlich. -
Birkenholz wird um so fester, je nördlicher die Gegend liegt, in der es erwachsen. Es trocknet schwer,
geschnitten noch schneller als Eiche, zieht auch leicht neue Feuchtigkeit an und wirft sich daher leicht. Sein Vorzug liegt
in der großen Zähigkeit, weshalb es zu Wagnerarbeiten und zur Stuhlfabrikation, wozu Polen jetzt den größten Bedarf decken
muß, gern benutzt wird, wie die jungen Stämme zu Stangen und Reifen. Die Dauer des Holzes ist keine
lange und es wird besonders in feuchter Luft bald morsch. Die Stammenden und Wurzeln der Birke geben öfter sehr schönes
Maserholz zu Fournieren und allerhand andern hübschen Arbeiten. -
Lindenholz. Die beiden deutschen Lindenarten, Sommer- und Winter- oder Steinlinde (Tilia grandiflora
und T. parvifolia) geben ziemlich die gleiche Qualität Holz, nur ist das der letztern grobfaseriger, fester, zäher und
etwas dunkler. Es dient in der Tischlerei vorzüglich als sog. Blindholz für fournierte Arbeiten,
d. h. zur Anfertigung der Möbel, welche nachgehends mit Fournieren überkleidet werden, sonst zu Bildschnitzereien,
Drechslerarbeiten u. dgl., sowie für Lederarbeiter
zu Zuschneidebrettern. -
Erlen- oder Ellernholz. Von den beiden Erlenarten, gemeine oder Schwarzerle (Alnus glutinosa) und Weißerle (A. incana) ist
die erste die gewöhnlichste. Seine Anwendung als Werkholz ist beschränkt, doch wird es jetzt vielfach schwarzgefärbt und
für Pianos, geschnitzte Kleiderhalter etc. verwendet. Ellernholz wird vom
Wurm, wenn trocken, viel mehr angegriffen, als jede andre Holzart. Der Witterung widersteht dasselbe schlecht, dagegen hält
¶
mehr
es sich in immerwährender Feuchtigkeit und ist daher nächst dem Eichenholz das vorzüglichste Material zu Wasserbauten.
Das Holz der Weißerle ist weißlich ins Bleigraue ziehend, von feinerm Gefüge als das vorige, besitzt aber nicht dessen
Haltbarkeit im Wasser. Viel Verwendung in der Tischlerei haben dagegen die gemaserten Stücke, die an
den Stämmen wachsenden Knorren, die mit ihren roten und schwarzen Zeichnungen sehr hübsch aussehen. - Pappelholz. Beiträge
hierzu liefern die Schwarzpappel (Populus nigra), die Silberpappel (P. alba), die Zitterpappel oder Aspe (P. tremula), die
italienische oder Chausseepappel (P. italica) und die sog. Wald- oder Kanadische Pappel (Populus
monilifera); letztere ist die beste unter allen Arten, wird in großen Massen zur Koffer- und Kistenfabrikation,
Bäckertrögen und Fleischmulden verwendet. Das Holz der übrigen Pappeln ist im allgemeinen weiß oder bräunlich, öfter
geflammt oder geädert, von Struktur weich, schwammig und porös, nicht glatt zu hobeln. Es reißt und wirft sich nicht leicht,
hält sich im Trocknen gut und dient besonders als Blindholz für Tischler. Das Aspenholz ist vermöge
seiner größern Zähe und Dichtigkeit wie weißen Farbe besser als die übrigen, wird daher auch zu Zimmerböden und Vertäfelungen
benutzt. - Apfelbaum- und Birnbaumholz dienen hauptsächlich zu feinern Tischlerarbeiten und für Bildschnitzereien. Das
feinste und dichteste Holz kommt von den wilden Bäumen (Holzapfel und Holzbirne) und ist auch das heller
gefärbte; das von Gartenbäumen ist weit weniger gut und sind hier die Stämme öfter kernfaul. Verwendung in großer Bedeutung
als imitiertes Ebenholz zu Zeichenutensilien. - Kirschbaum ist ein ebenso gefälliges Möbelholz wie die vorigen und
ebenso fein polierbar. Es ist gelblich oder gelbrötlich, öfter mit rotbraunen Flammen und Streifen. Auch hier ist es die
wilde Art, die kleine Süß- oder Vogelkirsche, welche das vorzüglichste Holz gibt. - Pflaumen- oder Zwetschenbaumholz gehört
ebenfalls zu den harten, feinfasrigen Hölzern und ist stark gefärbt und gestreift in braunen und roten
Nuancen, am dunkelsten nach dem Kern zu. Das Holz ist gut zu polieren. Verwendung zu Küchengeräte und Trommelschlägeln.
- Nußbaumholz ist eins der beliebtesten und meist verwendeten unter den edlern Nutzhölzern.
Die Färbungen gehen von gelbbraun bis dunkelbraun, meistens ist das Holz geflammt und am Stamme wie an
den Astenden schön gemasert. Durch die breiten Jahresringe und die in der Holzmasse zerstreuten großen Poren unterscheidet
sich das Holz leicht von andren. Es ist fest, sehr gut zu bearbeiten, nimmt Beizen gut an und läßt sich schön polieren,
ist auch, vor Nässe geschützt, sehr dauerhaft. Es gibt sehr alte und wohl erhaltene massive Nußbaummöbel;
heutzutage werden solche zwar auch noch gefertigt, das meiste Holz jedoch in Form von Fournieren verarbeitet.
Stämme wie Fourniere bilden einen ziemlich bedeutenden Handelsartikel;
die deutsche Ware kam früher vorzugsweise von der
Bergstraße und dem Odenwald, ist jedoch dort seit Dezennien
nur in ganz geringer Ware noch vorhanden;
den Bedarf für Deutschland, England und Frankreich decken jetzt der Kaukasus und Kleinasien, doch wird auch noch via Genua
viel italienisches Nußholz angebracht;
auch spanisches Holz von sehr gefälliger Färbung ist im Handel zu haben. - Kastanienholz,
von der edlen Kastanie, die mit dem Nußbaum die gleichen Gegenden teilt, ist ein gutes, rötlich braunes
Nutzholz, so fest wie das der Eiche und wird vorzüglich zu Fässern, Rebpfählen, Furnieren und zu Bürstenhölzern verwendet.
Die der echten gänzlich artfremde Roßkastanie dagegen hat nur ein grobfasriges, schwammigweiches, sehr zu Stockung und
Fäulnis geneigtes Holz, das keiner andern Verwendung als zu Blindholz fähig ist. - Akazienholz. Die
aus Nordamerika stammende, bei uns überall angepflanzte unechte Akazie (Robinia pseudacacia) gibt in ihren stärkern Stämmen
ein vorzügliches Nutzholz und ist dabei so schnellwüchsig, daß die Stämme im Alter von 40 Jahren schon 6 dm Durchmesser
haben können. Das Holz ist hart und schwer, fest und dauerhaft, hält in allem Wetter gut aus, ist weder
der Fäulnis, noch dem Wurmfraß unterworfen, nach dem Austrocknen kaum zu bearbeiten, schön gelb, zuweilen ins Grünliche
spielend, atlasartig glänzend, nach dem Kerne hin dunkler gestreift, mit feinen, purpurroten Adern durchzogen. Es wird als
Wasserbau-, Tischler-, Wagnerholz etc. gern verarbeitet. - Der bei uns überall
vorkommende spanische Flieder (Syringa vulgaris) und der eben so bekannte Bohnenbaum oder Goldregen (Cytisus laburnum), vorzüglich
in den Alpen vorkommend, geben ebenfalls gute Hölzer für kleinere und feinere Arbeiten, zum Einlegen etc.
Dasselbe gilt von dem Holz einiger andern Sträucher, wie Pfaffenhütchen, Kreuz-, Weiß- und Sauerdorn,
Haselnuß etc. Auch der gemeine Holunder gibt in alten Stämmen ein feines, festes Material für kleine exakte Arbeiten, Maßstäbe,
Modelle u. dgl. -
Die bei uns gewöhnlichen Nadelhölzer geben sämtlich Weichholz und in ihren ausgewachsenen Stämmen das gewöhnlichste
Bauholz. Ganze Wälder bildende Arten sind bei uns eigentlich nur drei, Kiefer, Fichte und Tanne. Die
Kiefer oder Föhre (Pinus sylvestris) bildet im mittlern und östlichen Europa auf Sumpf- und Sandboden ausgedehnte Wälder
und wird bis 36 m hoch. Sie hat das harzreichste Holz und ist der eigentliche Kienbaum. Es ist härter und schwerer als das
Tannenholz und bearbeitet sich schöner als dieses und wird ausschließlich zu Fenstern und Thüren verwendet,
namentlich das polnische Kiefernholz, ferner zu Gebälk, zu Grubenbauten in Bergwerken, Brunnenröhren u. dgl.,
an Baulichkeiten mehr zu Teilen, die der Witterung ausgesetzt sind als im Innern, während zu Tischlerarbeiten am liebsten
Tannenholz verwendet wird. - Das rötlichgelbe Holz der Fichte oder Rottanne (Picea excelsa), welche
mehr die gebirgigen Gegenden einnimmt, enthält weniger Harz als die Kiefer und mehr als die Tanne, steht daher auch hinsichtlich
der Haltbarkeit zwischen beiden. Fortwährend unter Wasser gehalten, hat
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es eine außerordentlich lange Dauer. Die sehr hohen und geraden Stämme dienen zu Schiffsmasten. Als Bau- und Zimmerholz
findet dasselbe eine sehr ausgedehnte Verwendung, ebenso in der Tischlerei. Als Harzbaum ist die Fichte ebenfalls von wichtiger
Bedeutung (s. Fichtenharz). - Die Tanne (Edel- oder Weißtanne, Abies pectinata), kommt gemischt mit der
Fichte vor oder bildet für sich geschlossene Bestände, ist aber nicht so allgemein wie jene, am häufigsten im Schwarzwald.
Sie wird an 45 m hoch und liefert von allen Nadelhölzern das am wenigsten harzhaltige Holz von schön weißer, wenig ins
Gelbliche spielender Farbe; lang- und feinfasrig, daher leicht und glatt spaltbar, doch zähe und elastisch,
dabei leicht. Das Holz ist zur Verwendung im Trocknen sehr dauerhaft, nicht so bei abwechselnder Nässe und Trockenheit.
Seine Verwendung ist wie die der Fichte zu Schiffsmasten, Gebälk, Fußböden, Thüren und andern Tischlerarbeiten, gespalten
zu Schachteln, Span, Sieben, Schindeln, Resonanzböden u. dgl. -
Die Lärche oder Lerche (Larix europaea), dieser durch seine dünnen, schlaffen Zweige und weichen Nadeln
sich auszeichnende Baum gibt das beste und in allen Richtungen verwendbare Nadelholz, ist aber bei uns selten geworden und
kaum noch in großen Beständen vorhanden, da er nicht mehr so gut fortkommt als in frühern Zeiten und
speziell angepflanzt werden muß. In massenhafter Verwendung findet sich das Lärchenholz in den enormen Dachstühlen großer,
aus dem Mittelalter stammender Kirchen, wo es zugleich von seiner vorzüglichen Dauerhaftigkeit Zeugnis gibt. Das bräunlichrote
Holz ist stark von Harz durchdrungen, feinfasrig, sehr elastisch, zähe und dicht und unterliegt nicht leicht dem Werfen
und dem Wurmfraß. Es ist in Luft wie in Wasser und bei wechselnden Einflüssen sehr dauerhaft, daher zu Schiff- und Wasserbauten
ebenso wie sonst als Bau- und Nutzholz geschätzt. - Eine Spezialität von Nadelholz ist das Knieholz, das Holz der Legföhre
oder Zwergkiefer (Pinus Pumilio), die nur in Hochgebirgen, wie das Riesengebirge, die Karpathen und Alpen
oberhalb der Grenze der andern Waldbäume wächst und dort einen schmalen Gürtel bildet. (Vergl. unter Kiefernholz.) - Die
Zirbelkiefer oder Arve (Pinus Cembra) ist ebenfalls nur gruppenweise zerstreut auf den Höhen der östlichen Alpen und Karpathen;
das feine weiße Holz bildet das Material, aus welchem die bekannten Tyroler Schnitzwaren gefertigt sind.
Zu den Nadelhölzern gehört auch das Eibenholz (s. d.). - Die Ausnutzung der
Wälder erfolgt jetzt weit umsichtiger, als in frühern Zeiten, und die Förster sortieren ihre geschlagenen Ernten höchst
speziell, um so viel Nutzhölzer als möglich heraus zu wählen, indes der Rest in die Rubrik Brennholz
fällt. So wird nun jeder Baum genau darauf angesehen, wozu er am besten taugt.
Das wertvollste Nutzholz gibt die Eiche. Das Stammholz (Langholz) derselben wird je nach Stärke und Länge, nach Geradwüchsigkeit
im Äußern und im Innern, ob nämlich der Verlauf der Fasern ein gestreckter oder gewundener ist, ferner
nach Gesundheit
und Fehlerhaftigkeit in eine größere Anzahl von Klassen rangiert und damit zu Schiffbauholz, Schiffplanken
und Bohlen, Mühlwellen, Bauholz, Böttcherholz etc. bestimmt. Bei den stärkern Nadelholzstämmen
ist außer Länge, Geradwüchsigkeit und Gesundheit noch der Durchmesser des obern Stammendes (der Zopfdurchmesser) für
den Wert mit entscheidend, denn wäre dieser zu schwach, so wäre nicht die ganze angegebene Lage nutzbar.
Die besten Sorten haben bei einer Länge von über 21 m einen Zopfdurchmesser über 5 dm. Sie liefern Mastbäume, Segelstangen
und die größten Baustämme, kleinere Sorten Dachsparren und schwächere Balken, Brunnenröhren etc.
Recht gerade und schlichte Stammpartien werden auf Sägemühlen zu Bohlen und Riegeln, Brettern und Latten
zerschnitten, oder gespalten für Siebwaren, Resonanzböden und andres Instrumentenholz. Zum Kleinnutzholz gehören das Stangenholz
für Wagner, Hopfenstangen, Pfähle, Reifenholz u. dgl.
Mächtige Lücken werden bekanntlich in der Neuzeit in die ohnehin sehr reduzierten Waldbestände durch die Eisenbahnbauten
gerissen.
Auf jeder Meile einer Bahn liegen durchschnittlich 11000 Stück Querschwellen, die fortgesetzt in wenigen
Jahren erneuert werden müssen. Die zuerst ausschließlich verwendeten Eichenholzschwellen hatten durchschnittlich eine Dauer
von 7 Jahren; später hat man durch künstliches Imprägnieren mit Sublimat, Kreosot etc. andre Holzsorten verwendbar zu machen
gelernt. Große Mengen von Holz werden jetzt in den Holzschleifereien verbraucht und zu Holzstoff und
Cellulose für die Papierfabrikation verarbeitet.
Das Holz erscheint im Handel teils in rohen Stämmen, als Ganzholz, teils zersägt und gespalten, als Spaltholz und endlich
auf Sägemühlen noch weiter zum Gebrauch vorbereitet, als Schnittholz. Die gefällten und entästeten Stämme, welche das
Ganzholz bilden, sind zum Verkauf entweder rund und roh belassen, oder verloren vierkantig bebauen, was
nicht allein des leichtern Austrocknens halber geschieht, sondern hauptsächlich auch wegen des billigern und bequemern Transportes,
ferner auch geschält, was namentlich beim Flößholz oft vorkommt.
Die nach Holland geflößten Eichen, sog. Holländer, sind alle schon beschlagen resp.
vorgerichtet. Zum Ganz- oder Rundholz gehört auch das Stangenholz und das Krummholz, das in seiner natürlichen
Krümmung zu Schiffen, Booten, Schlitten, Radkränzen u. dgl.
Verwendung findet. Spaltholz entsteht durch Längsteilung der gesägten Blöcke mit der Axt und durch Keile. Die nicht besser
benutzbaren Teilstücke bilden das Scheitholz zum Brennen, das übrige Nutzholz für Böttcher, Wagner,
Drechsler etc., ferner zu Dachschindeln, Span zu Sieben, Schachteln, und zu dem wichtigen und
große Holzmassen beanspruchenden Artikel Zündhölzchen. Da beim Spalten die Längsfasern des Holzes nicht zerschnitten
werden, sondern sich ihrem wirklichen Verlaufe nach trennen, so hat dieses Holz vor dem geschnittenen den Vorzug größrer
Widerstandskraft und Zähigkeit, was für viele Verwendungen belangreich ist. Schnittholz ist
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