häufigste, in Küche und feiner Bäckerei viel verbrauchte Ware. Dieselbe entsteht bei der heutigen Art des Mahlens immer,
auch wenn es auf
Mehl abgesehen ist, beim ersten Durchgange des
Getreides durch die Steine, weil man hiermit zunächst nur
beabsichtigt die Körner zu entschälen und den Inhalt gröblich zu zerbrechen, wonach das Mahlgut in
Schalen,
Mehl und Gries gesondert und letzterer allein zu feinem
Mehl (Griesmehl) weiter vermahlen wird. Soll aber letzterer
schon als Ware gelten, so ist nur der Mahlgang so zu stellen, daß davon möglichst viel, neben wenig
Mehl entsteht. Nach
der Entfernung von
Mehl und Hülsen wird dann auch der G. noch auf Siebwerken in verschiedne Feinheitsnummern
sortiert. Maisgries wird in den
Mais bauenden Ländern massenhaft erzeugt und konsumiert, auch in andre Länder ausgeführt.
Er ist von schön gelber Farbe und bildet in Italien den Stoff zu der volkstümlichen Polenta. Reisgries wird von fein geschrotnem
Reis gemacht. - Zoll: Gries aus
Getreide gemäß Tarif im Anh. Nr. 25 q 2, aus
Reis Nr. 25 s.
mit einem Zunamen, heißen eine Menge von seidnen, auch halbseidnen Geweben, deren viele
bereits veraltet sind, und wovon die gangbarsten unter Seidenwaren Erwähnung finden.
Nicht dahin gehörig ist Groslinon,
die Benennung für ordinäre gesteifte Futtergaze. - Zoll: s. Tarif im Anh.
(Veronesererde,Veronesergrün,Tirolererde, Seladonit); ein aus Zersetzung augitreicher Gesteine stammendes
Mineral, das hauptsächlich aus Kieselerde,
Thonerde und Eisenoxydul besteht, kommt in verschiednen Lokalitäten
vor und zeigt nach dem Herkommen verschiedne Nüancen, span-, seladon-, oliven-, apfel-, graugrün etc.
und bildet fein geschlemmt eine sehr haltbare und unschädliche Farbe für Anstriche und Malereien, sowohl als
Öl- wie Leimfarbe.
Die bestfarbige ist die vom Monte Baldo bei Verona, wo sie in großen Massen sich vorfindet; außerdem
wird dieselbe in Böhmen, am
Harze, in Thüringen, Tirol, Polen, Ungarn etc. gefunden. Durch mäßiges Glühen wird ihre
Farbe in ein schönes braun umgewandelt. - Zollfrei. (Mit
Öl eingerieben gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.)
(Spanischgrün,Spangrün,Kupferacetat, lat. aerugo, frz.
verdet, engl. verdigris). - Diesen Namen führen zwei Körper, nämlich der grüne Überzug,
der sich auf metallischem
Kupfer bildet, wenn dieses feuchter Luft ausgesetzt wird und welcher aus einer Verbindung von Kupferoxydhydrat
mit kohlensaurem
Kupferoxyd besteht, und zweitens ein aus Essigsäure und
Kupferoxyd bestehendes Präparat;
nur letzteres bildet einen Handelsartikel, kommt aber auch wieder, je nach der vorhandenen Menge Essigsäure, in zwei Sorten
vor.
Einmal als gewöhnlicher in derben, mehr blauen als grünen, im Wasser nur teilweise löslichen Massen, und dann als kristallisierter,
unrichtig sog. destillierter, in dunkelgrünen glasigen Säulen, im Wasser vollständig löslich.
Dieses letztere
Salz ist chemisch betrachtet neutrales essigsaures
Kupferoxyd, mit einem solchen Verhältnis von Säure und
Basis, daß sie in der Bildung eines kristallinischen
Salzes gerade aufgehen, während im ordinären oder basischen G. (basisch
essigsaurem
Kupfer) die Basis vorherrscht oder ein Anteil Säure fehlt.
Man hat dieses Produkt als ein Gemisch von halb-, drittel- und zweidrittel essigsaurem
Kupferoxyd betrachtet, oder hält es
auch für eine Verbindung von neutralem
Salz mit bloßem
Kupferoxyd. Jedenfalls gehört zur vollständigen Lösung desselben
Essig, und man hat dann das nämliche als wenn kristallisierter in Wasser gelöst wird. Die Erzeugung
des gewöhnlichen G. ist seit lange in den Weinbaugegenden Südfrankreichs heimisch, nicht als eigentlicher Fabrikationszweig,
sondern als Nebengeschäft der einzelnen Weinbauer, deren fast jeder seinen eignen Grünspankeller hat.
Die dazu nötigen Arbeiten sind meistens Sache der Frauen. Die Bereitung beruht darauf, daß Streifen von
Kupferblech mit gärenden, Essigsäuredämpfe entwickelnden Weintrestern in Berührung gebracht werden, und es ähnelt das
Verfahren sehr der alten Methode der Erzeugung von
Bleiweiß. Nachdem die Trester vorher für sich in bedeckten Gefäßen
in lebhafte Gärung getreten sind, schichtet man dieselben mit den erst stark heiß gemachten Kupferstreifen (Späne) in
Töpfen auf, deren jeder 15-20 kg
Kupfer erhält.
Das
Kupfer stammt gewöhnlich von altem Schiffbeschlag. Die Töpfe bleiben, mit Strohmatten nur lose bedeckt, weil der Luftzutritt
erforderlich ist, zwei bis drei Wochen sich selbst überlassen. Während dem haben sich die
Bleche mit einem Überzuge von
seideglänzenden Kristallen bedeckt; man nimmt sie heraus, entfernt die anhängenden Treber, netzt die
Bleche mit Wasser und stellt sie im Grünspankeller paarweise gegeneinander gelehnt auf Brettern auf. Hier bleiben sie
mehrere Wochen lang und werden ab und zu neu genetzt, gewöhnlich mit Wasser, dem etwas
Wein beigemischt ist. Die
¶
mehr
Oxydation des Kupfers schreitet dabei immer fort; die Bleche bedecken sich mit einer dicken Grünspankruste, die endlich mit
kupfernen Messern abgeschabt wird, indes das übrige Kupfer aufs neue derselben Behandlung unterliegt, bis es dazu zu dünn
wird. Die Weinbauern liefern den feuchten G. sogleich an die Händler ab, die ihn mit etwas Wasser durchkneten
und in fußhohe ebenso weite Beutel von weißem weichen Leder eindrücken, in welchen er allmählich trocknet und erhärtet.
Den Beuteln wird nach der Füllung durch Pressen eine viereckige Form gegeben oder, man läßt sie auch rund. Je nach dem
Wassergehalt unterscheidet man in Frankreich steinharten, gewöhnlichen halbharten und feuchten G., welcher
oft noch 50% ungebundenes Wasser enthält, was natürlich bei der Preisnotierung berücksichtigt wird. Die Ware kommt in
den Handel in viereckigen Broden von 4-5 kg oder in etwas kleineren Kugeln, zuweilen auch pulverisiert und heißt im allgemeinen
Kugelgrünspan zum Unterschiede von dem kristallisierten. Es finden sich darin häufig Reste von Trebern
und andere Unreinigkeiten.
Beimengungen von Gips, Schwerspat u. dgl. sollen nicht allzu
selten sein. Es gibt auch eine mehr fabrikmäßige, raschere und rationellere Methode der Grünspanerzeugung, die in Frankreich
sowohl wie anderwärts in Gebrauch ist. Man schichtet dabei Kupferplatten mit Flanellstücken, die mit Essig
getränkt sind. Die Tränkung wird alle drei Tage wiederholt, bis man nach etwa 14 Tagen, wo die Platten sich mit Kristallisation
bedeckt haben, den Flanell wegläßt, die Platten wie bei der vorigen Methode aufstellt und zeitweilig feuchtet.
Die so erhaltene Ware erscheint wirklich grün, wogegen der gewöhnliche G. meist ein hellblaues, wenig
grünliches Ansehen hat und wie mit Partikelchen eines fremden, weißen Körpers durchknetet scheint. In trocknem Zustande
widersetzt er sich seiner Zerkleinerung mit einer gewissen Zähigkeit. In Essig, Salzsäure und den übrigen Mineralsäuren
wie in Ammoniak muß sich guter G. völlig oder mit nur ganz geringem Rückstande lösen. Der kristallisierte
G. (neutrales essigsaures Kupfer, aerugo crystallisatum) seinerseits kann durch Umarbeiten des gewöhnlichen wie auch auf
dem Wege der doppelten Zersetzung erhalten werden.
Die erstere Methode ist die althergebrachte. Man erhitzt dabei 1 Teil frisch bereiteten G. mit 2 Teilen guten destillierten
Essigs, rührt zuweilen um, und wenn die Farbe der Flüssigkeit nicht mehr intensiver grün wird,
läßt man absetzen, gießt das Klare ab, gibt auf den Bodensatz neuen Essig und verfährt wie vorher. Die so erhaltenen Lösungen
werden in der Hitze eingedampft, bis sie den gehörigen Grad von Konzentration haben, der sich durch das Entstehen einer
Salzhaut auf der Oberfläche der Flüssigkeit kund gibt.
Diese gesättigte Lösung wird nun in glasierte Thongefäße gebracht und an einem ruhigen kühlen Orte einige Wochen sich
selbst überlassen. Die hierbei sich bildenden Kristalle setzen sich besonders gut ausgebildet an eingehangene Holzstäbe
an, und man erhält so traubenähnliche Gebilde. Was sich in den Kristallisiergefäßen an
Wänden und
Boden angesetzt hat und von weniger gefälligem Aussehen ist, wird gewöhnlich in einer neu einzudampfenden Lauge wieder
mit aufgelöst.
Die Herstellung von kristallisiertem in der eben beschriebenen Weise wurde zuerst von den Holländern betrieben und von diesen
rührt auch die unpassende Benennung destillierter G. her, durch welche sie wahrscheinlich die wahre
Bereitungsweise verschleiern wollten. Man erhält dasselbe Präparat auch durch Zersetzung von Kupfervitriol mit essigsaurem
Kalk, wobei sich schwefelsaurer Kalk abscheidet. Wenn bei der Zersetzung nicht genug Kupfervitriol angewandt wurde, um alles
Kalksalz zu zerstören, so geht der Rest desselben in die Kristallisation des G. mit ein und es werden
saphirblaue gefärbte Kristalle erhalten, welche an der Luft schnell verwittern, weißlich und undurchsichtig werden. Ware
dieser Art kommt oft genug im Handel vor. Das reine Salz bildet tiefgrüne glasige Kristalle, die aber an der Luft auch allmählich
verwittern und dadurch ein staubiges Ansehen erhalten. -
Der G. hat seine Hauptverwendung in der Zeugdruckerei und Färberei, besonders beim Schwarzfärben, sowie
als Beiz- und Ätzmittel. Als deckende Anstrichfarbe hat der basische G. wenig Wert, dagegen dient der kristallisierte als
durchsichtige Wasserfarbe für Maler und Illuminierer. In der Pharmazie wird der G. nur noch selten und auch nur äußerlich
gebraucht; in größerer Menge wird er zur Bereitung des Schweinfurter Grüns und ähnlicher giftiger Kupferfarben verwendet.
- Die Handelsverhältnisse des G. haben sich zur Zeit so gestaltet, daß die deutschen Fabriken, die wohlfeiler und ganz
eben so gut produzieren wie die französischen, den inländischen Bedarf decken und die Einfuhr aus
Frankreich überflüssig machen. - Zollfrei.
besteht aus Stückchen von Körnern, die der Größe nach zwischen Graupen und Gries rangieren und
durch grobes Schroten erhalten werden. - Zoll: s. Tarif im Anh.
ein vor einer Reihe von Jahren aufgetauchter Artikel des Droguenhandels, jetzt
nur noch selten im Gebrauch;
besteht aus den Blättern und Stengeln der Micania guaco, einer Pflanze Columbiens, die in ihrem
Vaterlande gegen Schlangenbiß angewendet wird und bei uns als Mittel gegen Cholera und Wasserscheu empfohlen
wurde.
Unter demselben Namen sind zuweilen auch die Stengel der Aristolochia cymbifera in den Handel gekommen. - Zollfrei.
und -Holz. Der Guajakbaum (Guajacum officinale), zur Familie der Zygophylleen, die den Rutaceen nahe verwandt,
gehörig, wächst auf fast allen westindischen Inseln und hat durch sein Holz ein technisches, durch sein
Harz ein medizinisches Interesse. Das Holz des Stammes und der Äste enthält in zahlreichen feinen Kanälen reichliche Mengen
von Harz, das am lebenden Baume zum Teil freiwillig ausquillt. Das Stammholz kommt in großen mehrere Ztr.
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mehr
schweren Blöcken in den Handel und heißt Pockholz, Franzosenholz oder sonst auch Heiligenholz (lignum sanctum). Dasselbe
erreicht eine Dicke bis zu 3 dm und ist eines der schwersten, härtesten und dichtesten Hölzer, das im Wasser untersinkt
und wegen des unregelmäßigen Verlaufs der Fasern schwierig zu spalten ist. Die Farbe ist dunkel grünlichbraun
oder schwarzbraun, zuweilen gelblich mit schwarzen Streifen. Der schmale Splint ist weiß oder hellbräunlich und bei der
Bearbeitung zu entfernen.
Auf dem harzglänzenden Querschnitt des Holzes sind durch die Lupe die gefüllten Harzgefäße zu erkennen. Erwärmt gibt
dasselbe einen angenehmen benzoëartigen Geruch von sich; angezündet läßt das HolzHarz ausquellen,
das mit Wohlgeruch verbrennt. Der Harzgehalt beträgt 25-27% des Holzes. Dasselbe wird häufig zu Gegenständen verarbeitet,
die eine große Festigkeit haben sollen. Allgemein ist seine Anwendung zu Kegelkugeln: außerdem macht man daraus Zapfenlager
für Maschinen, Hämmer und Werkzeugstiele, Preßwalzen etc. Die bei der Bearbeitung abfallenden
Späne kommen mit zu dem geraspelten Guajakholz, das als lignum guajaci einen Artikel des Drogenhandels
bildet und teils für sich, häufiger mit andern Hölzern vermischt zu Holzthee (species lignorum) verwendet wird.
Das Guajakharz (resina guajaci) hat man in zwei Sorten, nämlich das selbsausgeflossene, als die beste Sorte, in Tropfen
oder Thränen, in kleinen rundlichen Stückchen (in lacrymis) und in Massen (in massis), d. h.
in großen unregelmäßigen Stücken. Dieses letztere wird gewonnen, indem man die gefällten Stämme durchbohrt und ihren
Harzgehalt durch Feuer zum Ausfließen bringt, Späne und Astholz dagegen mit Wasser auskocht. Die Sorte zeigt im Innern
viele kleine Hohlräume und ist mit Splittern und Rindenstückchen vermengt.
Das Harz ist braungelb oder grünlich, sehr hart und spröde, die Primaware auf dem Bruche glasig glänzend, von bitterscharfem
kratzenden Geschmack, in 90grädigem Weingeist und Chloroform vollständig löslich, in Äther nur teilweise, in ätherischen
und fetten Ölen gar nicht. Erhitzt oder auf Kohlen geworfen gibt es einen der Benzoë ähnlichen Geruch.
Das gepulverte Harz und dessen weingeistige Lösung besitzen die Eigenheit, durch vielerlei Einflüsse erst grün, dann prachtvoll
blau gefärbt zu werden.
Die Färbung folgt langsam schon an der Luft, rasch durch oxydierende Stoffe, aber auch durch andre, namentlich Metallsalze
und verschiedne organische Substanzen. Reduzierende Mittel heben die Färbung wieder auf. Auch durch
die verschiednen Produkte, welche durch trockne Destillation aus dem Harz zu erhalten sind (z. B. Guajakol), ist dasselbe
für den Chemiker interessant. Offizinell wird das Harz teils als Tinktur, teils in Emulsion innerlich gebraucht. Das meiste
Guajakharz kommt von Jamaika über England in den Handel. - Zoll für Guajakholz gem.
Tarif Nr. 13 c. Das Guajakharz ist zollfrei.
(Vogeldünger). Ein der Hauptsache nach aus den seit Jahrtausenden angesammelten Exkrementen von Seevögeln
bestehender wichtiger Handelsartikel,
der zur Düngung der Felder und Wiesen verwendet wird. Man hat viele verschiedne Sorten
im Handel, die sich sowohl durch ihr Ansehen, als auch durch das verschiedne Mengenverhältnis ihrer
Bestandteile unterscheiden. Diese Verschiedenheiten des G. werden bedingt einesteils durch das Alter desselben, je nachdem
er den oberen oder unteren Ablagerungen entstammt, andernteils durch das Klima des Ortes; in Gegenden nämlich, wo es fast
gar nicht regnet, wird der G. fast noch alle in Wasser löslichen Bestandteile enthalten, die in andren
Gegenden durch den Regen ausgewaschen und fortgeschwemmt wurden, so daß nur die in Wasser unlöslichen Bestandteile zurückblieben.
Es sind zwar bei fleißiger Umschau auf verschiednen Punkten der Erde solche von Seevögeln angelegte Depots aufgefunden,
einzelne auch bereits rasch abgeräumt worden, aber nirgends doch ist die Masse von gleicher Güte befunden
worden wie der echte peruanische G., der von den Chinchas, drei kleinen schroffen Felsinseln der peruanischen Küste kommt,
wo er den Felsgrund in Schichten von teilweise 30 m Mächtigkeit bedeckt.
Diese Felsgruppe, ein Pünktchen auf dem Erdenrund, ist für den G. das, was der Johannisberg für den
Wein. Ihr Produkt ist das gehaltreichste, aber eben deshalb so gesucht, daß ihre gänzliche Erschöpfung nahe bevorstehen
soll. Wie man weiß, haben schon die alten Peruaner diese Düngerquelle zum Besten ihrer Maisfelder benutzt; die Spanier
kümmerten sich nicht darum und die Vögel konnten seit der Eroberung ihre Sammlungen weiter bereichern.
Im Jahre 1804 machte A. v. Humboldt auf diese Lager aufmerksam, indem er Proben nach Europa zum
Analysieren brachte, aus denen sich der reiche Gehalt an Stickstoffverbindungen und Phosphorsäure ergab, welche den Wert
jedes Düngers ausmachen.
Indes dauerte es doch bis 1842, ehe wirkliche Verschiffungen nach Europa in Gang kamen, die dann aber
bald in rascher Progression zunahmen. Die Gewinnung und Verschiffung des Stoffes hat die Natur auf den Chinchas bequem gemacht.
Die Guanoschiffe können hart am Fuße der schroffen Felsufer anlegen und erhalten ihre Ladung durch Schlote herabgeschüttet.
Das Geschäft des Abgrabens und Verladens ist eins der widerwärtigsten durch den erstickenden und beißenden
Ammoniakgestank und Staub; es sind Chinesen, die sich zu der qualvollen Arbeit verdingen.
Die peruanische Regierung hat alle Guanolager zum Regal gemacht und zieht daraus leicht mehr Einkünfte als aus ihren Silberminen.
Es werden auf den Chinchas jährlich etwa ½ Mill. Tons abgebaut und nach einer vor ein paar Jahren veröffentlichten
Bekanntmachung der peruanischen Gesandtschaft in London hätten die Inseln noch soviel Vorräte gehabt, daß sie bei gleichem
Verhältnis der Wegnahme noch auf 20 Jahre vorhalten würden; alsdann kämen die noch unberührten südlicher befindlichen
Lager, nämlich die von Bahia de la Independencia, Santa, Guadelupe, Malabrigo und die sehr reichhaltigen
auf den Lobosinseln an die Reihe. Dagegen ist es freilich schon jetzt so gut wie ausgemacht,
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mehr
daß die Lager der Chinchas bis auf einen geringen Rest erschöpft sind, und es wird auch behauptet, daß sich an der ganzen
peruanischen Küste kein Stoff von gleicher Güte mehr vorfinde. Die vorzugsweise gute Qualität des peruanischen G. beruht
darauf, daß es in dem ganzen Küstenstriche vom 2.-21. südlichen Breitengrade niemals regnet, weil
die hohe Andenkette die Regenwolken nicht hinüberläßt. Es gibt dafür im Jahre nur zwei Nebelmonate. Es sind auch auf
dieser ganzen Strecke die Bedingungen für die Anhäufungen von G. die nämlichen; derselbe Fischreichtum der See, dieselben
Myriaden grauer Guanovögel und überall auf Felsen und in Buchten der Küste Rast- und Brutstätten
mit Guanolagern.
Die Qualität dieses Festlandsprodukts mag indes wohl geringer sein wegen vielen Flugsandes, den die Landwinde hinzuführen,
und außerdem sind die Lager häufig ganz unzugänglich oder könnten nur mit ungeheuren Schwierigkeiten und Kosten abgebaut
werden. Der G., den die andern beiden Küstenstaaten, Bolivia und Chili, in den Handel bringen, steht
schon dem peruanischen an Qualität nach, mag aber doch, namentlich der bolivische, oft als peruanischer gehen. Dem Äußern
nach ist der echte Peruguano eine lehmgelbe oder bräunliche, teils erdig krümliche, teils in Klumpen zusammengebackene
Masse von scharfem Ammoniakgeruch und salzigem Geschmack.
Seine wirksamen Bestandteile sind Stickstoffverbindungen und Phosphorsäure, letztere in Verbindung mit
Kalk und Magnesia. Der Wert aller Guanosorten wird nach ihrem Gehalte an Stickstoff und Phosphorsäure bestimmt. Der Gehalt
des Stickstoffs (in Form von Ammoniaksalzen, Harnsäure, Guanin) ist äußerst schwankend und wechselt selbst in guten Sorten
zwischen 5 und 14% und fehlt in manchen Sorten fast ganz. Guter trockner Peruguano enthält 12-14% Stickstoff
und 8-12% Phosphorsäure.
Häufig wird auch aufgeschlossener Peruguano offeriert, welcher ganz wie Knochenmehl einen gewissen Zusatz von Schwefelsäure
erhalten hat. Hierdurch ist der sonst im Erdboden sehr langsam lösliche neutrale phosphorsaure Kalk in Gips und leicht löslichen
sauren phosphorsauren Kalk (Superphosphat) umgewandelt worden, welcher eine sofort zur Aufnahme bereite
Pflanzennahrung bildet. Dieser aufgeschlossene Peruguano ist jetzt gebräuchlicher, als der rohe.
Nächst dem Peruguano sind noch als stickstoffhaltige aber minderwertige Sorten zu erwähnen, der Lobosguano, Ischaborguano
(von einer kleinen Insel an der Südwestküste Afrikas), der ägyptische G. und der nicht mehr im Handel
vorkommende Angamosguano. Unter denjenigen Guanosorten, welche nur kleine Mengen oder gar keinen Stickstoff mehr enthalten,
die dagegen außerordentlich reich an Phosphorsäure sind, spielt die Hauptrolle der Bakerguano von der Bakerinsel im stillen
Ozean; er erscheint als erdige, lehmfarbige geruchlose Masse. Andre diesem ähnliche Sorten sind: Saldanhabayguano, Jarvisguano,
Boliviaguano, Sombreroguano etc. Der Wert dieser Sorten richtet sich nur
nach dem Phosphorsäuregehalt und da sie fast stets mittels Schwefelsäure in Superphosphat umgewandelt
werden, auch nach den
Prozenten an löslicher Phosphorsäure. (Vergl. Superphosphate. -
Da Verfälschungen des G. mit wertlosen Stoffen nicht selten sind, so empfiehlt es sich, diese Ware vom Verkäufer
unter Garantie des angegebenen Gehaltes an Stickstoff und Phosphorsäure zu kaufen und eine Probe untersuchen zu lassen. -
Peruguano muß an trocknen Orten aufbewahrt werden, da er leicht Feuchtigkeit anzieht. Der Verbrauch von G. aller Art ist
ein sehr bedeutender und mit jedem Jahre steigender. Gewohnheitsmäßig führen die Namen G. auch einige
andre Düngemittel, die nicht aus Vogelexkrementen bestehen, so Fischguano, Walfischguano, Granatguano. -
Die Peru-Guanoeinfuhr in Deutschland ist Monopol der Firma Ohlendorff u. Co. in Hamburg, bezw.
von englischen Firmen, die Einfuhr abnehmend des hohen Preises wegen; echter Peru bis 60 Mk.
pro 100 kg; zur Erhöhung der Wirksamkeit verkauft man gemahlenen und aufgeschlossenen G., Guano-Superphosphat,
um 2-6 Mk. teuerer. Die europäische Zufuhr war am größten im Jahre 1856 mit 324 Mill. kg und 1870 mit 522 Mill.
kg. -
(Pasta Guarana); eine Art Paste, die aus Brasilien kommt, wo sie von den Eingebornen am
Amazonenstrome aus den Samen von Paullinia sorbilis, einem zu den Sapindaceen gehörigen Baume bereitet wird, teils zum eignen
Verbrauch, teils zum Verkauf. Die gerösteten, gestoßenen und mit etwas Wasser zu einem Teige gekneteten Samen werden in
längliche Kuchen geformt oder spindelförmig gerollt, an der Sonne oder im Rauche der Hütten getrocknet
und bilden eine harte, rotbraune, etwas fettglänzende, mit helleren Samenbruchstückchen durchsetzte Masse.
Geringeren Sorten ist viel Maniocmehl beigemischt. Die Masse quillt im Wasser auf, riecht eigentümlich, altem saurem Brote
ähnlich, schmeckt adstringierend und gelinde bitter. Die Indianer benutzen die Masse zum Genuß in Form von Schokolade,
wie auch als erregendes Heilmittel. Offizinell wird sie seit einigen Jahren gegen Migräne angewandt.
Ihr Hauptbestandteil, Guaranin, in guten Sorten bis zu 5%, ist mit Kaffein (s. d.) ganz identisch. Die Stadt Santarem am Amazonenstrome
soll jährlich gegen 500 Arroben oder 8000 kg G. exportieren; die Ware geht hauptsächlich nach England, Deutschland und
Nordamerika. - Zollfrei.
eine Benennung, die sich an verschiedenartige Gegenstände geheftet hat. Man versteht und verstand
darunter den Cayennepfeffer und gewisse Formen des spanischen Pfeffers, sonst auch Paradieskörner oder
Cardamomen. Ursprünglich heißen so die beißend brennenden Samen einer in Afrika heimischen Hablitzea, welche vor dem eigentlichen
Pfeffer in Europa gebräuchlich waren, jetzt aber aus dem Handel
¶
mehr
verschwunden sind. Dieses Gewächs ist es, von welchem ein Stück der afrikanischen Westküste den Namen Pfefferküste erhalten
hat. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 i.
arabicum (Mimosengummi, Gummi mimosae, frz. gomme arabique, engl.
arabic gum). Diese vielbenutzte, schon im Altertum bekannt gewesene Ware kommt nicht aus Arabien, welches
Land wenig oder gar nichts davon erzeugt, sondern aus Afrika, und sollte besser afrikanisches Gummi heißen, denn Afrika
ist die wahre Heimat der dornigen Akazien oder Mimosen, welche den Stoff ausschwitzen. Diese baum- und strauchförmigen Gewächse
bewohnen, zum Teil ganze Wälder bildend, eine durch den ganzen Weltteil gehende Zone vom Senegal durch
den Sudan über Libyen, Nubien, Ägypten bis ans Rote Meer, Kordofan, Senaar, Abyssinien mit begriffen. In dem sandigen Südafrika
treten abermals Mimosenarten auf, doch ist das Gummi derselben geringwertig. Es gibt von der Ware so vielerlei Handelssorten,
daß es keine leichte Sache ist, sich darin zu orientieren; noch weniger ist mit den botanischen Angaben
der Stammpflanze aufs Reine zu kommen, doch dürfte das meiste G. von der Acacia Verek (Quill. et Perott), sowie von der
A. arabica und gummifera (Wild.) abstammen. So viel man weiß, wird die Masse nirgends durch Rindeneinschnitte gewonnen, sondern
die Hölzer füllen sich während der Sommermonate bis zum Oktober, der Regenzeit, mit Gummi; in der
darauf folgenden Zeit der trocknen heißen Winde bekommt die Rinde zahlreiche Risse, durch welche der Saft ausfließt und
erhärtet.
Die Menge steigt mit der Häufigkeit der Winde, sodaß auch von diesem Produkt in verschiednen Jahrgängen reichliche und
knappe Ernten fallen. Das westafrikanische Produkt wird unter dem Namen Senegalgummi von den Franzosen
in den Handel gebracht, das östliche kommt großenteils nach Ägypten auf die Stapelplätze Kairo und Alexandrien. Andre
Quantitäten verladen die Engländer an der Ostküste und bringen sie, zum Teil über Bombay, nach Europa, daher auch ostindisches
Gummi unter den Handelssorten figuriert. In Ostindien selbst geben verschiedne Baumarten auch gummiartige
Stoffe, so z. B. Feronia elephantum, die indes für den Handel nicht viel Bedeutung zu haben
scheinen, es müßte denn sein, daß man sie zur Verfälschung benutzte. So finden sich neuerdings dem arabischen Gummi fremde
Stücke beigemischt, die man als falsches oder indisches Gummi bezeichnet und die mit Wasser keine vollständige
Lösung geben, sondern mehr nur aufquellen und erst durch Erhitzen und langes Rühren in Lösung gehen.
Australien hat auch eine Gummiart, aber von geringer Qualität und meist rot- oder dunkelbrauner Farbe; es soll von der Acacia
pycuantha abstammen. Solche Sorten, australisches, capsches, ostindisches Gummi sind wohlfeil am Markte
und bilden das im Handel sog. Fabrikgummi. Sie dienen in der Technik zu solchen Zwecken, bei
denen es nicht auf besondre Reinheit, starke Klebkraft, vollkommene Löslichkeit etc. ankommt.
Das ostindische Gummi kommt häufig und in großen Klumpen nach England und ist, da es auch von
mehreren
Bäumen stammt, nicht gleichmäßig.
Das ostafrikanische oder arabische Gummi besteht aus größeren oder kleineren rundlichen Stücken, die teils farblos, teils
gelblich, selbst bräunlich gefärbt sind, ist spröde, bröcklig und teilt sich beim Liegen von selbst in kleinere Stücke.
Beim Kauen hängt es sich an die Zähne und schmeckt schleimig süßlich. In kaltem Wasser löst es sich
bis auf Unreinigkeiten vollständig auf. Das Senegalgummi kommt meist in kugel- und walzenförmigen Stücken mit rauher,
von netzförmigen Rißlinien durchsetzter Oberfläche, im Bruche glänzend und nüanciert sich von blaßgelblich bis dunkelbraun;
es ist schwieriger zu pulvern als arabisches, löst sich ebenfalls, aber langsam und mit Rückstand in
kaltem Wasser, zieht an der Luft Feuchtigkeit an und schmeckt schleimig säuerlich.
Das Senegalgummi wird an den Ufern des Senegal am Rande der Sahara, einiges auch in entfernteren Gegenden von Eingeborenen
gesammelt und von französischen Schiffen hauptsächlich nach Bordeaux und Marseille gebracht. Der Import
dieser Sorte in Bordeaux beläuft sich auf circa 2½ Mill. kg jährlich. Es gibt davon auch verschiedne Sorten; im allgemeinen
unterscheidet man harte und weichere. Die Härtegrade und die Ausgiebigkeit (Löslichkeit) ist aber bei der Senegalware,
selbst wenn sie ganz gleichmäßig erscheint, sehr verschieden und ihre Wertermittelung hat daher besondre
Schwierigkeiten.
Ihre Gebrauchsfähigkeit ist beschränkter als die des arabischen Gummi und sie dient nur zu einigen technischen Zwecken.
Die vielen Sortenbenennungen des Gummi überhaupt sind teils von ihren Erzeugungsländern, teils von den Handelsplätzen
entnommen, über welche sie nach Europa gelangen. Triest, London und Hamburg sind die Haupthandelsplätze
für diese Sorte; der Import in Triest beläuft sich auf circa 11000-12000 Ballen à 200 kg jährlich. Levantiner Sorten
sind Talca, Suakim, Embavi, Geddah etc. Die beste Ware kommt von den Steppenländern der obern
Nilgegenden, Kordofan, Senaar u. a. Die in Ägypten selbst gesammelte Ware ist Regierungsmonopol
und bildet das Suakim- und Talcagummi.
Die Waren kommen in den Handel immer in sortis, d. h. Großes und Kleines, Helles und Dunkles
im Gemenge, und werden erst von Drogisten durch Auslesen (gummi arabicum electum) resp. Sieben
in die eigentlichen Handelssorten geschieden und es ist dann alles G. arabicum ohne Unterschied der Herkunft. Zu der
Primasorte, G. albissimum, kommen die ganz farblosen und weißen Stückchen; G. electum in 2 Sorten ist auch eine Auslese
des Bessern, doch ohne Rücksicht auf Farblosigkeit, und enthält die sonst schönen gelblichen und rötlichen Stücke. Auch
im gepulverten Zustande ist das Gummi käuflich, aber dann öfter viel Unreinigkeiten enthaltend. Übrigens
werden gefärbte Sorten jetzt auch gebleicht und dadurch in albissimum verwandelt. Es geschieht dies vermittels einer Lösung
von schwefliger Säure in Wasser, mit welcher die Gummilösung bis zur Entfärbung behandelt wird. Durch Zusatz von kohlensaurem
Baryt, bis keine Gasblasen
¶
mehr
mehr auftreten, wird dann die Säure aus der Lösung entfernt, diese geklärt und durch eine Schicht frisch gefällten Thonerdehydrats
filtriert. Wenig gefärbte Sorten können schon durch dies letzte Mittel allein völlig gebleicht werden. -
Die Verwendung des Gummi ist bedeutend und ungemein vielseitig. In Zeugdruckereien dient es, so weit es
nicht durch das Dextrin ersetzt ist, zur Verdickung der Farben, in Kattun- und Seidenfabriken zum Appretieren; als Zusatz zu
Schreibtinten; als Kleb- und Bindemittel in zahlreichen Fällen, so zu Postmarken, Etiketten, Tusch- und Wasserfarben, Zündholzmasse
etc. Dicke Gummilösung gibt ohne Zusatz einen sehr haltbaren Kitt für Porzellan- und andre Sachen, sofern
sie nicht Nässe und Hitze auszuhalten haben. Im Steindruck ist der Stoff so unentbehrlich, daß ohne ihn diese Druckart
gar nicht existieren würde. In den Apotheken dient er zur Darstellung von Hustenzucker, Gummischleim und -Syrup, Bindemittel
für Pillen. Auch in Conditoreien findet das Gummi Verwendung. Gutes G. arabicum ist im Handel stets
gesucht besonders des Apothekenbedarfs halber und hält gute Preise; die Senegalware ist im allgemeinen wohlfeiler. - Zollfrei.
(Gutti, lat. gummiresina guttae, frz. gomme
gutte, engl. gamboge). Dieser zu den Gummiharzen gehörige Stoff ist ein eingetrockneter Baumsaft
von verschiednen, nicht sicher bekannten Arten der Gattung Garcinia, die in Hinterindien, Mysore, auf
Ceylon und Borneo wachsen. Das G. enthält neben 70 bis 80% gelben Harzes nur 25-30% Gummi. Die in Europa vorfindliche Handelsware
kommt aus Siam, meist über Singapore und Kanton nach London in jährlich etwa 2-400 Kisten.
Von Ceylon und andern Lokalitäten ist nichts im Handel. Man hat zwei Sorten, Röhrengutti als Primaware
und solches in Kuchen oder formlosen Klumpen (Kuchengutti). Das erstere bildet 2½-4½ cm dicke und bis 4½ dm lange volle
oder auch hohle Cylinder und hat seine Form von Bambusrohren, in welchen der vom Baume abgezapfte Saft aufgefangen oder in
welche er geschüttet wird. Diese Stücke sind auf der Oberfläche gewöhnlich striemig, da sich die
Innenseite des Bambus an ihnen abgeformt hat, und mit einem grünlichgelben Staube bedeckt.
Öfter sind mehrere solche Stücke zusammengeklebt oder geflossen. Auf dem Bruch erscheint diese Sorte orangegelb, ohne Poren,
großmuschelig und matt glänzend; gepulvert oder mit Wasser verrieben ist die Masse rein gelb. Die Ware
in Kuchen oder Klumpen, oft über 1 kg schwer, ist geringerer Qualität, äußerlich meist ziemlich dunkelbraungelb, hat
einen rauhen, nicht glänzenden Bruch mit vielen Poren, das Gelb des Pulvers ist nicht so rein, mehr ins Bräunliche ziehend;
die Masse ist durch Sand, Holzstückchen u. dgl.
verunreinigt und enthält öfter als Verfälschung Stärkemehl.
Die Ware wird als gelber Farbstoff technisch, in geringerem Maße auch medizinisch als stark abführendes Mittel gebraucht,
bildet auch einen gewöhnlichen Zusatz von Pillen, die als käufliche Ware ausgeboten werden. Der Stoff schmeckt anfänglich
schwach süßlich, hernach kratzend und brennend und ist in
größern als medizinischen Gaben entschieden
giftig. Infolge der verschiednen Natur seiner beiden Bestandteile ist das G. weder in Weingeist noch in Wasser allein völlig
löslich; der erstere löst nur das harzige Gelb und hinterläßt das Gummi.
Wasser wirkt umgekehrt und es gibt daher keine wirkliche Lösung dieses Stoffs in Wasser, sondern nur,
wenn beide miteinander verrieben werden, ein Gemisch von Gummilösung mit fein verteiltem Gelbharz, das indes ohne weiteres
als Aquarellfarbe, in der Fabrikation bunter Papiere etc. gebraucht werden kann, wo dann das Gummi das Bindemittel abgibt.
Die weingeistige Lösung dient zum Gelbfärben von Lacken (Goldfirniß); mit viel Wasser vermischt läßt
sie den Farbstoff als feines schön gelbes Pulver wieder fallen. - G. ist zollfrei.
(Lackharz, lat. gummi lacca, frz. gomme laque,
engl. gumlac); ein Artikel des Drogenhandels, ist das Erzeugniß einer kleinen roten Schildlaus
(Coccus lacca), welche in Ostindien auf vielerlei Bäumen und Sträuchern lebt, so z. B.
auf Ficus indica und religiosa, Butea frondosa, Anona squamosa u. a. Dieser eigentümliche
harzartige Stoff entsteht infolge des Brutgeschäfts der weiblichen Tiere und man glaubt, daß derselbe nicht direkt als Folge
des Anstechens aus den jungen saftigen Zweigen austrete, die ihre Wohnsitze bilden, sondern daß er vom Tiere selbst innerlich
bereitet und ausgeschwitzt werde.
Die Tiere, die an den von ihnen befallenen Stellen dicht gedrängt rund um den Zweig sitzen, schwellen nach der Befruchtung
blasenförmig zu Erbsengröße auf, indem sie sich mit Eiern und einer lebhaft roten Flüssigkeit füllen, und umgeben sich
mit der harzigen, allmählich erhärtenden Masse, die das Tier wie eine Kapsel völlig einschließt, jedoch
porös ist, sodaß Luft zum Athmen zutreten kann. Hiermit ist der Lebenslauf desselben abgeschlossen; die junge Brut aber,
die aus den Eiern hervorgeht, nährt sich von dem roten Safte und bahnt sich nach ihrer völligen Entwickelung einen Weg ins
Freie.
Die verlassenen Wohnungen, die in ihrer Gesamtheit dicht geschlossene rauhe Borken bilden, werden mit
samt den Zweigen abgebrochen und bilden den Stocklack (Stangenlack, Stablack, lat. Lacca in
ramulis oder baculis, frz. laque en bàtons, engl. stick-lac),
mit dessen Einsammlung sich die Bewohner verschiedner Gegenden Ostindiens, besonders am Ganges beschäftigen. Sämtlicher
Stocklack sowie die daraus bereiteten Produkte nehmen meistens den Weg über Kalkutta nach England.
Die Masse des Stocklacks bildet rauhe, außen braunrötliche Röhren oder durch Abbröckeln Bruchstücke von solchen, oft
mit noch ansitzendem Zweigstücke, ist leicht zerbrechlich, auf dem Bruch glänzend und enthält inwendig die zahlreichen
Brutzellen, die teils leer sind, teils noch roten Farbstoff enthalten. Es fällt diese Rohware je nach
Herkunft in mehrere Sorten, unter denen die von Siam, sehr dunkelfarbig, braun oder schwärzlich und reich an Farbstoff,
die meist geschätzte, die geringste die bengalische, farbstoffarme, daher gelbe oder gelbrötliche ist. Die mit rotem Farbstoff
gefüllten
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