zum Teil als
Kaffeesurrogat und überwiegend als
Malz dem Menschen, geschroten und ungeschroten, gemalzt und ungemalzt dem
Vieh, besonders bei der Mast, nutzbar. In Nordafrika und Arabien ist die G. das Futter der Pferde, bei uns nur für
Geflügel
Haupt-, sonst Beifutter. Das Stroh findet hauptsächlich als Futter, die Spreu, der langen Grannen wegen,
wenig Verwertung. -
Europa erzeugt über 200 Mill. hl, am meisten Rußland; der Anbau schwankt in den einzelnen Ländern zwischen 4% (Italien)
und 32% (Dänemark) des
Getreides überhaupt. Die östlichen Länder sind die ausführenden, besonders Rußland, Österreich,
der Nordosten Deutschlands und Bayern; die größte Einfuhr brauchen England, dann Holland, Schweden-Norwegen,
Portugal. Frankreich bezieht viel Gerste aus Algier. Die V. St. von Nordamerika verzehren etwa 8 Mill. hl, das Deutsche Reich
erbaut etwa 50 Mill. Ztr. und bedarf 3-5 Mill. Ztr. Mehreinfuhr. 1 Faß
G. rechnet man in Hamburg zu 34 kg, 1 Schiffslast in Amsterdam zu 1600-1750 kg; ein Neuscheffel wiegt
29,12-31,85 kg, ein hl also 58,24-63,7 kg. -
(Saccharum hordei). Die unter diesem Namen jetzt käufliche Ware besteht nur aus
Zucker ohne Bestandteile von
Gerste. Früher wurde eine Abkochung von
Gerste oder
Graupen dem
Zucker zugesetzt und die Mischung
so weit eingesotten, daß sie nach dem Erkalten zur festen Masse erstarrte. Jetzt verfährt man ebenso, aber nur mit reiner
wässeriger Zuckerlösung. Die eingekochte Masse gießt man auf eine glatte geölte Stein- oder Metallplatte
aus, zerschneidet sie noch vor dem Erkalten in Streifen, dreht diese schraubenartig um sich selbst und trocknet sie auf
Blechen.
- Zoll gem. Tarif im Anh. Nr. 25 p 1.
mit diesem Namen belegt man diejenigen Topfgeschirre, welche keine Bleiglasur,
sondern irgend eine andre, giftige Bestandteile nicht enthaltende Glasur besitzen. - Zoll s.
Tarif im Anh.
eine Art vegetabilisches
Wachs, welches auf der Insel Sumatra aus dem Milchsafte von Ficus
ceriflua (Jungh.) gewonnen und dort, wie auch in Java gleich dem Bienenwachse verwendet wird.
Die G. ist
eine harte, graue Masse von 0,963 spez. Gew., schmilzt bei 61° C. und löst sich
vollständig in kochendem Weingeist und in
Äther. - Zoll gem. Tarif im Anh.
Der wichtigste Zweig des Lokal- wie
des Welt-, des Klein- wie des Großhandels, und zwar sowohl hinsichtlich
der Größe des Umsatzes, als auch seiner Bedeutung für das Volkswohl; er dient dem Massenverbrauch für Arm und Reich in
allen Klimaten und Weltteilen und verdient die allseitigste Förderung, weil der Jahresertrag an Getreide
(Cerealien, Halmfrüchte) lokal in beträchtlichem Grade durch die Witterung schwanken kann, im großen und ganzen aber nicht,
oder nur infolge von Krieg oder plötzlicher Anbauvermehrung durch Urbarmachungen.
Soweit der Einfluß der Eisenbahnen und der Schifffahrt reicht, kann es keine beträchtlichen Schwankungen über oder
unter die Mittelpreise mehr geben und nur bei noch unentwickeltem Verkehr gibt es auch jetzt noch Hungersnot für Tausende
und weite Strecken mit herrenlos wachsendem Getreide oder unverwertbarer Massenanhäufung zu gleicher Zeit, z. B.
in Rußland und im Innern von Asien und Afrika. In Mittel- und Westeuropa kommen Notpreise nur noch lokal
vor, wenn im Winter die Unzulänglichkeit der Ernte sich da zeigt, wohin die Zufuhr nicht zur Ausgleichung gerichtet werden
kann.
Die jetzigen Einrichtungen im und für den Getreide-handel haben diesem eine große Stabilität gegeben; die großen Saat- und
Getreidemärkte (Wien, Leipzig, London, Amsterdam etc.), welche vor der Ernte abgehalten
werden, dienen dem Zwecke, über das Ergebnis des Jahresertrags in den einzelnen Ländern sich zu vergewissern, um Ab- und
Zufuhr regeln zu können; sie stellen gewissermaßen die internationalen Versicherungsinstitute gegen Notpreise (zu hohe
oder zu niedrige) dar und bewirken im großen und ganzen die Erhaltung für alle in regem Handelsverkehr
stehenden Länder auf dem Niveau des angemessenen Durchschnittssatzes (bezeichnet mit 100), bei welchem sowohl die Landwirte,
als die Verzehrer in den Stadtbezirken am wohlsten sich befinden.
Noch im Frühjahr 1847 hatte man in Deutschland Teuerungspreise und unmittelbar vor und nachher sehr niedrigen Kursstand.
Gleichzeitig gute oder schlechte Ernten überall gibt es nicht, selbst nicht für Europa, wohl aber kann
bald dieses, bald Amerika oder ein andres überseeisches Gebiet Mangel oder Überfluß haben. Noch zu Anfang des Jahrhunderts
mußte der Getreide-handel künstlich durch Sperrmaßregeln, Ausfuhrbegünstigung u. dgl.
zeitweise reguliert werden, heutzutage erscheint jede Beeinflussung durch wirtschaftspolitische Maßregeln als verkehrt und
ermitteln Telegraphie und Dampf rechtzeitig nach allen Richtungen hin die gebotene Ausgleichung.
Damals gab es noch künstliche Beeinflussung durch wucherische Spekulation - lokal ist zwar auch solche noch heute möglich
- im Weltverkehr aber schon zur Myte geworden, weil gegenüber den Milliarden, welche im G. jährlich umgesetzt werden müssen,
keine Kapitalmacht gedacht werden kann, welche bestimmend auf die Preise wirken könnte. Nur das Zusammentreffen
mehrfacher außergewöhnlicher Ereignisse kann noch vorübergehend eine belästigende Erniedrigung oder Erhöhung bewirken,
wie z. B. 1877/78 nach Beendigung des russisch-türkischen Kriegs die wieder
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mögliche östliche Massenzufuhr mit gleichzeitig guten Ernten in Europa und gesteigerter Ausfuhr aus Amerika infolge niedriger
Eisenbahnfracht und zunehmender Produktion durch Bevölkerungszuwachs. Schon 1879-80 zeigte wieder hohe Preise und zur Zeit
notieren die amerikanischen Weststädte fast gleich hoch mit den europäischen Hauptplätzen. Zu G. gehören in erster Linie
der Reis, von welchem die Mehrzahl der Menschen lebt, in zweiter der Mais, in dritter die Gerste und die
Hirsearten, in vierter der Weizen mit seinen Unterarten (Spelz, Dinkel, Einkorn, Emmer).
Roggen und Hafer gehören fast nur Nordeuropa, Südsibirien und einigen Teilen des nördlichen Amerika an, Buchweizen und einige
seltener gebaute Getreidearten haben nur lokale Bedeutung; die Hülsenfrüchte werden nicht zum Getreide
gerechnet, die Kartoffeln wirken modifizierend auf Bedarf und Preis. Korn bezeichnet diejenige Brotfrucht, welche in einem
Lande vorzugsweise verbraucht wird, Gerste und Hafer im Norden, Roggen in Nord- bis Mitteleuropa, Weizen im Westen, Mais im Süden
und in Amerika.
Der Reis ist das Hauptgetreide in Asiens Süd- und Oststaaten, die Hirse in Innerafrika. Der Massenverbrauch
an Getreide ist dadurch bedingt, daß dieses das Hauptnahrungsmittel der Menschen bildet, Futtermittel für die Haustiere
und Rohmaterial zur Gewinnung technischer Erzeugnisse: Bier (Gerste, Weizen, Reis), Branntwein (Gerste, Roggen, Mais), Stärke (Weizen,
Mais, Reis), Stärkezucker etc. ist. Das europäische Gesamterzeugniß berechnen Brachelli und v.
Neumann zu 1816 Mill. hl, das der im Verkehr stehenden Welt überhaupt zu 3000 Mill. hl; davon kommen in Mittel auf Rußland
641, Nordamerika 580, Frankreich 242, Östr.-Ungarn 173, Italien 88, Spanien u. Portugal 101,
die 3 nordischen Staaten 58, Niederlande und Belgien 35, Großbritannien und Irland 125, die Schweiz
5, die Staaten der Balkanhalbinsel 130 und auf das Deutsche Reich 260 Mill. hl., auf die Einheit
des Roggens, Roggenwert, reduziertes Getreide.
Ausführende Länder sind besonders: Rußland, Rumänien, Dänemark, Schweden, Ägypten und die nordafrikanischen Staaten
überhaupt, Südamerikas Nordstaaten, Australien;
Gleichgewicht im Verbrauch und Erzeugnis mit nur geringer
Differenz zeigen jetzt Österreich-Ungarn (früher starke Mehrausfuhr) und Frankreich (früher Mehreinfuhr);
der steten Einfuhr
bedürfen Großbritannien und Irland, Spanien, Italien, Belgien, die Niederlande, Portugal, Finnland, die Schweiz, Griechenland,
Norwegen und Deutschland (bis etwa 1870 noch Mehrausfuhr).
Im Jahre 1878 ergab die Reichsstatistik für Weizen,
Roggen, Gerste, Hafer 13672375,7 ha, für Buchweizen, Hirse, Mais 358047,4 ha, für Hülsenfrüchte zur Nahrung 2753215,8 ha, zusammen
ohne diese 14030423,1 ha und mit diesen 16783638,9 ha als Anbaufläche. Im Interesse nationaler Unabhängigkeit diese bis
zum Betrag des Bedarfs zu vermehren, ist weder ausführbar, noch auch wünschenswert, weil Rückkehr zur
extensiven Landwirtschaft bedeutend. - Die Erträge sind angegeben in kg oder in m. Ztr.
mit zusammen
178,76 Mill, ohne und 188,99 Mill, mit den Hülsenfrüchten in runder Summe also 200 Mill. Ztr.
Im G. rechnet man jetzt allgemein nach 1000 kg; es wiegen, verschieden je nach Klima, Lage, Boden, Düngung,
Fruchtfolge etc., 1 hl Weizen 63-75, Roggen 60-70, Gerste 52-63, Hafer 31-52 kg. -
Bis etwa 1870 nahm man für das damalige Deutschland in runder Summe als Gesamtverbrauch 5 m Ztr.
pro Kopf an und in Mittelernten 200, in sehr guten 250, in sehr schlechten 150 Mill. m Ztr. als
Gesamtertrag. Der Ertrag konnte sich nicht wesentlich erhöhen, der Verbrauch wäre aber jetzt über 225 Mill.
m Ztr. und die gebotne Mehreinfuhr im Mittel 20-25 Mill. m Ztr., bei
schlechten Ernten aber 75 Mill. m Ztr. Andre rechnen als Bedarf 6 hl pro Kopf, zus. jetzt 270 Mill.
hl, danach 70 Mill. hl in Mittel für Mehreinfuhr, 120 bei schlechtesten und nur 20 Mill. bei besten
Ernten. Eine zuverlässige Verbrauchsstatistik fehlt noch; zur Nahrung für Menschen werden 1,75-4 m Ztr.
angenommen, bezw. angegeben. - Sicher ist, daß der Ausfall der Ernte ¼ über und ¼
unter dem Mittel betragen kann, so daß der G. etwa dieses Viertel zu bewegen hätte. - Der G. vollzieht
sich aber nicht in der Weise, daß der Großhandel das Ganze zu versorgen brauchte; ein sehr großer Teil des Bedarfs kommt
gar nicht in den Handel, das, was die Landwirte selbst erziehen und verzehren, mit dem, was sie direkt
auf Lokalmärkte oder an Müller, Bäcker etc. liefern, jedenfalls über die Hälfte des Erzeugnisses. Im Jahre 1877 betrug
die Ein- und Ausfuhr zus. 1092,9 Mill. M., in Großbritannien 1306 Mill. M., 1881 im Deutschen Reiche die Einfuhr in Mill.
kg: Weizen 228, Roggen 690, Hafer 162, Gerste 222, Mais 341, zus. 1643 M. kg., die Ausfuhr: Weizen 178, Roggen
27, Hafer 44, Gerste 154, zus. 403 Mill, kg;
die Gesamtbewegung demnach über 2000 Mill. kg (Mehreinfuhr etwa 1200 Mill. kg).
Das Gesamteinfuhrbedürfnis für Europa wird für 1869/79 zu durchschn. 100 Mill. m. Ztr.
= 10000 Mill. kg berechnet. Ausfuhr aus Europa findet kaum statt. Deutschlands G. stellt ⅕ des europäischen
Einfuhrquantums dar. - Außer Getreide findet aber auch noch ein sehr bedeutender Mehlhandel statt;
die Ausfuhr in Mehlform
läßt beträchtlich an Kosten ersparen und gewährt den Erzeugnisländern den Vorteil, in der Kleie die wichtigen Mineralstoffe
zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit zu behalten;
sie wird mit Recht immer mehr zu fördern gesucht -
vgl. d. Mehl. - Mehr mit Besorgnis als mit Befriedigung sieht man in Deutschland auf die wachsende Ausfuhr der V. St. Nordamerikas
(vorwiegend Mais und Weizen);
sie wurde gesteigert für 1866-1879 von zus. 19,075 auf 215,54 Mill. Bushel
(á O. 2605 hl ^[richtig: á 0,35237 hl]), und von 2433629 auf 18639092 Faß Mehl. (Erzeugnis zus. 260 und 795 Mill. hl oder 1052 und 1215 Mill.
Dollar an Wert.) - Die Höhe der Ausfuhr von dort ist aber bedingt durch die europäischen Preise;
die Kosten von Chicago
bis Liverpool mit Bahnbeförderung in Amerika sind 19,8, mit Kanalbeförderung 23 M. via New York, vom
Red River 40-50 M.
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mehr
für 1000 kg. Mit Erhöhung der Bahnpreise nach Beendigung des Kampfes der Eisenbahngesellschaften
muß der Frachtsatz steigen und die Ausfuhr sich verringern, mit zunehmender Einwanderung wächst das Erzeugnis. Rußland
verfrachtet per Ostsee und Odessa zu Schiff, per Bahn vorzugsweise nach Österreich, früher auch nach Deutschland. Im Norden
ist das Darren des Getreides gebräuchlich; zum Handel gehört vielfach Vorausbezahlung, die Ausfuhr
auf Flußschiffen und mit Schlitten im Winter geschieht besonders von Polen aus. Gesamtbewegung 1877 für etwa 860 Mill.
Mk., fast nur Ausfuhr. - Österreich-Ungarn verfrachten per Bahn und via Triest und Fiume zur See;
Gesamtbewegung 242,6 Mill. Mk., 1880 nach Deutschland nur noch 4,28 Mill. m Ztr.
Frankreichs Gesamtumsatz war 342,26 Mill. Mk.; Ein- und Ausfuhr ziemlich gleich. Eisenbahnen, Kanäle,
Flüsse und die bedeutende Küstenentwicklung erleichtern den Handel. Italiens Handel setzte 123,4 Mill. Mk.
um; Einfuhr überwiegend. Die Nordischen Staaten verfrachten direkt nach England und Amsterdam, nebst London und Berlin
der bedeutendste Marktort für Getreide. England bezieht die Hauptmengen nur noch aus Amerika, Deutschland aus dem Osten
und liefert westwärts und nach der Schweiz. - Im Schiffshandel rechnet man nach Last, in Hamburg = 60 Faß à 43 kg bei
Weizen, 40.5 bei Roggen, 34 bei Gerste und 26 bei Hafer, oder Roggen 10%, Hafer 20% geringer in der Tragfähigkeit
als Weizen, Amsterdam 1 Last = 21⅗ Tonnen, in Weizen 2050-2450 kg, Roggen 2000-2250 kg, Gerste 1600-1750 kg. Hauptzeit zu Seeverfrachtung
März, April, September und Oktober. - Hauptplätze in Deutschland sind: Memel, Königsberg, Danzig, Stettin, Posen, Berlin,
Breslau, Magdeburg, Nordhausen, Köln, Frankfurt a. M., Bremen, Hamburg, Lübeck,
München, Augsburg, Dresden. - Über die Usanzen im G. s. Sonndorfer, „Usanzen und Paritäten
des G. im Weltverkehr“, Berlin 1880, die Denkschrift des Pr. L. Ök. Koll. („Annalen der
Landw. in den kgl. preuß. Staaten“, Bd. 42. S.
114, Jahrg. 1863) und Meitzen, „Der Boden und die landw. Verh. des preuß. Staates nach dem Gebietsumfang
von 1866“ - Berlin 1868/70. - Sehr wichtig für den G. ist die Aufbewahrung der Ware, welche im Süden in Silos (Gruben
in der Erde), im Norden in besondren Getreidetürmen mit Bewegungsapparat, auf Speichern (Kornböden), in Cylindern etc.
geschieht.
Das Lagern, bezw. Liegenlassen zur Abwartung besserer Preise, ist mehr Sache des Landwirts,
als des Kaufmanns. Die Lagerungskosten sind durchschnittlich zu 1-1.5 Mk. pro m.
Ztr. und Jahr zu berechnen, Zins und Verlust zu groß, um Vorräte zu halten. Vermittelt wird
das Geschäft durch Makler auf den Kornbörsen (Schranne), Gebühr in Preußen pro Scheffel (42 kg bei
Weizen, 39 bei Roggen) etwa 50 Pf., von Käufer und Verkäufer gemeinschaftlich zu tragen. Auf- und Abladegeld nach Ortsgebrauch.
(frz. épicès, engl. spice), Kollektivname für
eine große Zahl vegetabilischer Produkte, Samenkörner, Knospen, Rinden, Wurzeln, Blätter, Kräuter, welche durch hohen
Gehalt
an ätherischen Ölen, stark aromatischen Geruch und feinen Geschmack zahlreiche Verwendung in
der Küche, in der Bäckerei, zur Likörfabrikation, bei Zuckerbäckern, in Apotheken etc. finden.
Die bedeutendsten G. liefern die Tropen; ursprünglich war der Handel Monopol der Holländer, welche noch jetzt den Haupthandel
haben. Soweit von Bedeutung findet sie ihre Besprechung unter den besondern Namen. - Zoll gemäß Tarif
Nr. 25 i, für Fabrikation ätherischer Öle frei.
(Acetum aromaticum) ist Essig, der mit würzhaften Stoffen einige Zeit angesetzt und dann abgepreßt wird.
Durch die extrahierten Bestandteile ist er braun gefärbt.
Man gebraucht ihn in Krankenstuben etc. zum Räuchern, indem man
ihn auf heißem Stein oder Metall verdampft, wie zum Waschen von Gesicht und Händen. - Zoll gem.
Tarif im Anh.
Nr. 31 e, sofern der G. als Räuchermittel geeignet ist.
Kräuteressig zum menschlichen Genuß gehört der Tarifnummer 25 d 1 bezw. 2 an.
(Nelken, Näglein, lat. Caryophylli, frz.
girofles, engl. cloves, ital. garoffoli).
Dieses Produkt der heißen Zone kam schon im Mittelalter durch Vermittelung der Araber und Venetianer als beliebte Handelsware
nach Europa und galt für ein Erzeugnis Indiens, bis die Portugiesen nach ihrer Entdeckung des Seeweges dahin die Molukken,
die Gewürzinseln par excellence, als die engere Heimat des Nelkenbaums kennen lernten. Aus den Händen
der Portugiesen gingen die Inseln und das Monopol des Handels mit ihren Gewürzen in die der Holländer über, welche, um
ihre Ware hoch zu halten, den Anbau auf Amboina und Ternate beschränkten und auf den übrigen Molukken die Bäume ausrotten
ließen, aber es doch nicht hindern konnten, daß später (1770) von Franzosen Bäume oder Samen weggebracht
und der Anbau nach französischen Kolonien, den Inseln Bourbon und Mauritius, sowie nach Cayenne in Südamerika verlegt wurde.
Auch die Engländer haben Pflanzungen auf einigen Punkten ihrer ostindischen Besitzungen (Singapore, Pulo Penang etc.)
angelegt. In neurer Zeit hat sich der Anbau noch über die ostafrikanische Insel Zanzibar verbreitet
und ergibt dort große Mengen von Ware, etwa 7 Mill. Pfund jährlich. Es sind demnach gegenwärtig ostindische, afrikanische
und amerikanische Nelken im Handel; die erstere Sorte ist die beste. Sie wird nach der Insel Amboina, der größten der Molukken
benannt und von der holländisch-ostindischen Handelsgesellschaft in den periodischen Warenauktionen
zu Amsterdam, Rotterdam etc. verkauft.
Diese Nelke ist schön lang und voll, mit wenig Bruch. Die Ware von Zanzibar, etwas dunkler von Farbe und magerer, ist die
zweitbeste; sie kommt über London und ist häufig im Handel. Cayenne- und Bourbonnelken sind noch kleiner
und ölärmer als vorige; sie gehen nur in den französischen Häfen ein. Die Nelken bestehen aus den unentwickelten, getrockneten
Blüten des Gewürznelkenbaumes (Caryophyllus aromaticus), ein schöner immergrüner Baum von mäßiger Höhe, zur Familie
der myrthenartigen Gewächse
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gehörend, ähnelt in seiner Belaubung dem Lorbeerbaum, und gewährt namentlich zur Blütezeit, wenn das glänzende Dunkelgrün
der Blätter mit den reichen Blütenbüscheln mit ihren fleischigen roten Kelchen und weißen Blütenköpfchen durchsetzt
ist, einen prächtigen Anblick. In den Blütenkelchen ist das stark aromatische, auf der Zunge brennende Öl, das dem Baume
eigentümlich ist, am reichlichsten enthalten; man pflückt daher die Blütenbüschel noch im Knospenzustande, räuchert
sie auf geflochtenen Matten über schwachem Feuer etwas und läßt sie dann an der Sonne vollends abtrocknen, worauf die
Kelche von den gablig verzweigten Stielen getrennt werden.
Durch das Räuchern erhalten die Näglein ihre mehr oder weniger dunkle braunrote Farbe. Die Erntezeit
fällt in die Monate Oktober bis Dezember. Auf Amboina, dem Hauptsitz der Kultur, werden alljährlich etwa ¼ Mill. kg Nelken
gewonnen. Die Pflanzungen sind dort in Gärten oder Parks geteilt und Aufsehern unterstellt; ein Baum gibt 2½-3, manchmal
auch 10 kg. Die Güte der Ware im Handel bemißt sich nach ihrem Ölreichtum:
gute Ware muß schwer und voll, ohne Schrumpfung und holzige Trockne, vielmehr biegsam und weich sein und das zwischen den
Kelchzipfeln sitzende, aus den unaufgeblühten Blumenblättern bestehende Köpfchen noch haben, weil dies zur Konservierung
des Ölgehaltes dient. Deshalb sind auch Bruchstücke geringwertiger als ganze Nelken. Ist die Ware gut,
so muß durch Drücken mit dem Nagel reichlich Öl zum Vorschein gebracht werden können. Wo die Köpfchen fehlen, ist auch
der Ölgehalt schwach, und es ist sogar möglich, daß solcher Ware schon ein Teil des Öls durch Destillation entzogen worden
ist. - Als Nebenprodukte von weniger Bedeutung kommen noch die Blütenstiele (Nelkenstengel, Nelkenstiele,
Fusti) und die getrockneten Früchte des Nelkenbaums im Handel vor.
Beide sind weit weniger gewürzhaft als die Nelken. Die zerkleinerten Stiele finden sich gewöhnlich den geringern Sorten
der Nelken zugemischt, und unter gemahlenen Nelken, die in den meisten Fällen Mischware sind, mögen
sie meistens stark vertreten sein. Für sich benutzt man sie zur Bereitung einer geringern Sorte von Nelkenöl, ferner zu
Likören, Parfümerien etc. ebenso wie die noch weniger bedeutenden Früchte, die unter dem Namen
Mutternelken (Anthophylli) bekannt sind. Diese werden kurz vor der Reife gesammelt und getrocknet, sind 1½-2½
cm lang, eiförmig, auf dem Scheitel mit den 4 Kelchzipfeln besetzt, auf der Oberfläche fein runzlich, von schwärzlicher
oder graubrauner Farbe und enthalten einen einzelnen länglichen braunen Fruchtkern. Außer dem reichlich vorhandenen ätherischem
Öle enthalten die Nelken noch Eugenin und Caryophyllin als charakteristische Stoffe. - Zoll s.
Tarif Nr. 25 i sowie die Anm. zu Nr. 25 i.
(Nelkenöl, oleum caryophyllorum, frz. essence de girofles); das
ätherische Öl der Gewürznelken, wird größtenteils schon in den Produktionsländern gewonnen, doch destilliert man auch
nicht unbedeutende Mengen jetzt bei uns, namentlich in
Hamburg und Altona. Das G. ist dickflüssig, frisch bereitet hellgelb,
wird aber bald braun; es reagiert sauer, schmeckt scharf brennend und besitzt den feinen Nelkengeruch im hohen Grade; es
ist schwerer als Wasser und besteht hauptsächlich aus Nelkensäure oder Eugenol.
Eine geringere Sorte, das Nelkenstielöl, besitzt einen etwas weniger feinen Geruch, ist aber sonst dem G. ganz ähnlich.
Das Nelkenöl wird sehr häufig verfälscht und werden hierzu Zedernholzöl, Ricinusöl, Copaivabalsamöl,
Zimtblätteröl, Sassafrasöl u. dgl. benutzt.
Ein gutes Nelkenöl muß sich schon in seinem gleichem Volumen 70prozentigen Alkohol klar lösen und darf dabei nichts abscheiden,
ebenso muß es sich in dem 2-3 fachen Volumen Essigsäure von 1,060 spezif. Gewicht klar lösen; mit
konzentrierter Kalilauge geschüttelt muß es eine feste, kristallinische Masse von nelkensaurem Kali geben. Benutzung findet
das in der Parfümerie, Medizin und Likörfabrikation. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.
(Lactuca virosa). Eine zweijährige, besonders im südlichen und südwestlichen Europa heimische, doch
auch in Mitteldeutschland hier und da an Feld- und Waldrändern, auf Schutt etc.
vorkommende, zum medizinischen Gebrauche früher vielfach angebaute Giftpflanze, zu den Kompositen gehörig und eine nahe
Verwandte des Gartensalats, wird jetzt nur noch selten verwendet. Die Pflanze enthält einen brennend scharfen und bittern
Milchsaft und riecht im frischen Zustande widerlich narkotisch.
Der Milchsaft wirkt wie der des Mohns in kleinen Gaben beruhigend und schmerzstillend, und es wird derselbe
teils in Form eines weingeistigen Extrakts (Extractum lactucae virosae), das aus den frischen Blättern und Blüten bereitet
wird, teils als sog. Lactucarium angewandt. Dieses letztere ist der an der Luft erhärtete Saft,
der durch Einschnitte ausgeflossen ist, die man in der Blütezeit in den Stengel der Pflanze gemacht
hat. Die austretende weiße Milch trocknet dabei zu einer bräunlichen zerbrechlichen Masse ein, die kratzend bitter schmeckt
und einen opiumähnlichen narkotischen Geruch besitzt. Außer diesem Produkt, das in Deutschland und England auf gleiche
Weise gewonnen wird, benutzt man aber auch und zwar in Österreich und Frankreich den gewöhnlichen Gartensalat
(Lactuca sativa) zur Darstellung von Lactucarium, das ebenso, aber viel schwächer wirkt als das vorige. - Zollfrei.
eine Art ostindischer Raps, der dort in bedeutender Menge angebaut und sowohl im Lande selbst verbraucht,
als auch für die Zwecke der Ölbereitung nach England exportiert wird.
(frz. guingan, engl. gingham) sind eine Gattung
gestreifter oder gewürfelter Gewebe, die ursprünglich nebst ihrem Namen aus Ostindien kamen (Bengal stripes) und meist
aus Baumwolle mit einigen Fäden Basteinschuß bestanden. Sie wurden dann in England, Frankreich und
Deutschland in verschiednen Sorten nachgemacht, aus Seide und Bast, Baumwolle und Bast, Baumwolle und Leinen, ganz Leinen oder
ganz Baumwolle. Gegenwärtig beschränkt sich der Name nur auf diese letztere Sorte, leinwandartig gewebte, buntgestreifte
oder gewürfelte Zeuge von verschiednen Feinheitsgraden, 0,7 bis 1,0 m breit. Man nennt den Artikel auch englische
oder schottische Leinwand, besonders die fest geschlagenen und geglätteten Sorten. Mit Seidenfäden durchschossene nennt
man Indiennes. G. werden in den meisten Webereidistrikten Deutschlands viel gefertigt, teils für den innern Konsum, mehr
noch zur Ausfuhr über See. - Verzollung: Gem. Tarif im Anh. Nr. 2 d 3 -
Indiennes Nr. 30 f.
(Kraftwurzel, Radix ninsi oder ginseng). Die Chinesen legen bekanntlich einen hohen Wert auf eine gewisse
Wurzel, die ihnen als ein Stärkungs- oder Reizmittel dient, und die sie nicht allein aus dem Norden ihres eigenen Landes,
sondern auch von auswärts, aus Japan, Nepaul und neuerdings auch aus Nordamerika beziehen. Die Pflanzen,
von welchen diese Wurzeln kommen, gehören dem Geschlecht Panax an; in Amerika ist es P. quinquefolia, ein Gewächs, das
bei uns in Gärten und Anlagen als Blattpflanze nicht selten vorkommt. Die Amerikaner setzen nach ihren Handelsberichten
jährlich für ½ Mill. Doll. dieser Wurzeln nach China ab; in unserm Arzneischatz dagegen hat sich die
Drogue keine Stelle erringen können. Sie erscheint bei uns vielmehr nur als Verfälschung, da sie nicht selten der Senegawurzel
beigemischt ist und aus dieser sorgfältig ausgelesen werden muß. - Zollfrei.
(Sparkalk, lat. Gysum oder Calcaria sulfurica, frz.
gypse oder plâtre, engl. gypsum); ein aus wasserhaltigem, schwefelsaurem
Kalk (Calciumsulfat) bestehendes Mineral, findet sich in verschiednen Varietäten, teils dicht und derb als festanstehendes
Gestein, teils in faserigen Aggregaten (Fasergips) oder als lockere schuppige Masse (Schaumgips) oder endlich in mehr oder
weniger großen Kristallen als Gipsspat, Fraueneis oder Marienglas (glacies Mariae), s. Fraueneis.
Auch der Alabaster ist seiner chemischen Zusammensetzung nach G., also wasserhaltiges Kalksulfat. Der
G. ist weicher als der Kalkstein, läßt sich daher leicht gewinnen, er ist meist weiß, seltener farbig; er löst sich in
ungefähr 400 Teilen Wasser auf, diese Lösung wird Gipswasser genannt. Beim Erwähnen ^[richtig: Erwärmen] über 100°
C. verliert der G. Wasser und ist bei 170° C. vollkommen wasserfrei; solcher G. wird gebrannter G. genannt
und bekanntlich in großen Mengen hergestellt.
Derselbe hat die Eigenschaft, beim Anrühren mit einer passenden Menge von Wasser (beim Brennen verliert er 21% Wasser) wieder
zu erhärten, indem
er das Wasser chemisch bindet. Auf dieser Eigenschaft beruht seine Anwendung zur
Herstellung vielerlei Gipsguß-Gegenstände. Der gebrannte G. wird im feingemahlenen Zustande verkauft. Wird der G. zu stark
gebrannt, d. h. bis auf 220° C. erhitzt, so verliert er die Eigenschaft, Wasser zu binden
und damit zu erhärten, man nennt ihn dann totgebrannt.
Wasserfreier G. findet sich auch schon in der Natur als fest anstehendes Gestein und heißt mineralogisch
Anhydrit. Der gemahlene natürliche G. wird zuweilen unter dem Namen Annalith als Füllmasse für Papier oder zur Herstellung
weißer Glanzpapiere verwendet. Den gebrannten G. benutzt man wie schon erwähnt, zur Herstellung von Gipsgußarbeiten, namentlich:
Gipsfiguren, Stukkaturarbeiten, Gipshohlformen, ferner zu chirurgischen Zwecken (Gipsverband), zu Estrich,
zum Stereotypieren etc.;
den totgebrannten zu gewissen Glasurmassen. - G. ist zollfrei, ebenso Gipsabgüsse von Statuen,
Münzen etc. Gipswaren, einschließlich der Formen zur Herstellung plastischer Gegenstände
sind gem. Tarif im Anh.
(Glanzschetter, frz. treillis, engl.
trellis) ist locker gewebtes, teils roh, teils gebleicht, teils im Stück gefärbt vorkommendes Leinenzeug, das zur Appretur
mit Stärke und Gummi überstrichen und mit einem Glättstein glänzend gemacht worden ist. Es dient als steifes Futterzeug
zu Kleidern und Hüten, zu Tuchkappen etc. Es werden jetzt derartige Zeuge größtenteils aus
Baumwolle gewebt und wohl auch noch G., richtiger Futterkattun genannt. - Verzollung: leinene s.
Tarif im Anh. Nr. 22 e u. f; baumwollene Nr. 2 d
1-3.
(lat. vitrum, frz. verre, engl.
glass); dasselbe ist wie allbekannt ein künstlich erzeugtes Material zu einer erstaunlichen Menge von Waren für den verschiedenartigsten
Bedarf, ein Produkt der Zusammenschmelzung von Kieselsäure mit verschiednen Basen, ein Stoff, der mit unserm ganzen bürgerlichen,
technischen und wissenschaftlichen Leben so innig verwachsen ist, daß er gar nicht daraus hinweggedacht werden kann, um
so weniger als alle Ersatzmittel unzureichend wären die Lücke auszufüllen.
Die Erfindung des G. ist eine sehr alte und ihre Geschichte dunkel; schon im Altertum war die Glastechnik
zu beträchtlicher Höhe gediehen, wenn auch nur in der Richtung auf Schmuck- und Luxuswaren. Die Grundlage aller Gläser
ist immer der Kiesel, vom Chemiker Kieselsäure genannt, weil der Stoff sich in der That wie eine Säure verhält, also
mit basischen Körpern Verbindungen eingehen kann, die dann theoretisch als Salze zu betrachten sind. In diesem Sinne ist
denn auch das G. ein amorphes Gemenge verschiedner kieselsaurer Salze oder Silicate. Der Kiesel kommt in seiner reinsten Form
als Bergkristall vor, der aber kein Material der gewöhnlichen Glashütten ist, sondern nur zu feinen
Glasflüssen, besonders zu den künstlichen Edelsteinen und optischen Gläsern dient. Für gewöhnliches G. verwendet man
eine andre Form des Kiesels, den Quarz oder auch den
¶
mehr
Feuerstein, welche Materiale dann erst durch Glühen und Ablöschen in kaltem Wasser mürbe und pulverisierbar gemacht werden;
am häufigsten jedoch weißer Sand, welcher von der Natur gepulverter Quarz ist. Als die zweite hauptsächliche Basis des
G. dient entweder Kali oder Natron, die jedoch nicht im reinen, ätzenden Zustande, sondern als Salze angewandt
werden, nämlich als Pottasche (kohlensaures Kali), Soda (kohlensaures Natron) oder Glaubersalz (schwefelsaures Natron), seltener
als Koch- und Steinsalz (Chlornatrium), und es hat daher die Kieselsäure in der Glühhitze diese Säuren erst auszutreiben.
Bringt man Pottasche oder Soda mit Kieselsäure in feurigen Fluß, so entsteht ein Aufbrausen, da die Kohlensäure
von der Kieselsäure ausgetrieben wird und kieselsaures Kali oder Natron entsteht. Ebenso muß die starke Schwefelsäure und
das Chlor dem Kiesel unter diesen Umständen weichen, besonders wenn durch einen Zusatz von Kohle die Zersetzung befördert
wird. Nun gibt aber die einfache Paarung von Kiesel und Kali wohl G., aber noch kein haltbares, sondern
nur solches, welches in Wasser auflöslich ist (Wasserglas); es muß vielmehr, um das zu erreichen, wenigstens noch ein basischer
Körper hinzukommen, der schon für sich mit dem Kiesel verbindbar ist, oder chemisch gesprochen das G. muß wenigstens ein
Doppelsilicat sein; es ist aber wegen anderweitiger Zusätze gewöhnlich ein mehrfaches oder genauer
genommen ein Gemisch von Silicaten, bei welchen die verschiedensten Mengenverhältnisse Platz greifen können und das chemische
Gesetz der Äquivalente so gut wie aufgehoben scheint, auch in der Praxis unmöglich eingehalten werden könnte.
Als gewöhnlicher Zusatz, um obiger Bedingung zu genügen, dient gebrannter Kalk oder auch Kreide. Mit
Kiesel, Kali oder Natron und Kalk lassen sich gute harte Gläser erzeugen. Baryt kann den Kalk vollständig und vorteilhaft ersetzen.
Andre gelegentliche Zusätze sind: Borax, wo es sich um Leichtflüssigkeit handelt, Magnesia, Thon. Der weiße Thon besteht aus
kieselsaurer Thonerde, bringt also zwei G. bildende Stoffe mit, macht aber die Masse sehr strengflüssig.
Thonhaltiger Sandkalkstein liefert zugleich drei Ingredienzen, taugt aber nur zu dunklen Gläsern, sog.
Bouteillenglas, da er gewöhnlich stark eisenhaltig ist. Metalloxyde gehen ebenso willig in die Glasmasse ein wie die erdigen
Basen und geben derselben meist eine bestimmte Färbung; nur das Bleioxyd läßt die Masse weiß, verändert
aber ihre optischen Eigenschaften, worüber unten beim Flintglas Näheres. Die färbende Eigenschaft verschiedner Metalloxyde
wird bei der Erzeugung farbiger Gläser verwertet; wo sie aber als Verunreinigung der zu weißem G. bestimmten Materialien
auftreten, sind sie natürlich von Übel.
Namentlich aber ist es das Eisen, das sich den gewöhnlichen Materialien, Sand, Kalk, Thon, Glaubersalz fast
immer im oxydierten Zustande anhängt und als Oxydul das G. grün, als Oxyd gelblich färbt. Außerdem gibt Kohle, die als
Rauch oder sonst wie zur Glasmasse kommt, derselben eine bräunliche Färbung. Es sind daher zur Herstellung von weißen
G. gewöhnlich auch noch Zusätze
erforderlich, die entfärbend wirken. Es werden dazu verschiedne Stoffe
angewandt, in der Regel solche, die Sauerstoff abgeben können, wie eisenfreier Braunstein, Mennige, Salpeter, arsenige Säure.
Durch den Sauerstoff dieser Substanzen wird vorhandene Kohle zu Kohlensäure verbrannt und Eisenoxydul in Oxyd verwandelt,
das nur wenig gelblich färbt. Der Braunstein (von Alters her Glasmacherseife genannt) liefert außer
Sauerstoff noch Manganoxyd, das für sich in größeren Mengen das G. violet färbt, bei mäßiger Anwendung natürlich nur
mit einem schwachen Ton, der eben hinreicht den von Eisen stammenden gelblichen gerade zu neutralisieren, sodaß das G. dann
farblos erhalten wird.
Einen nicht unwichtigen Beitrag zur Glasmasse, welcher zum Teil die Wohlfeilheit der geringen Glaswaren
mit ermöglicht, sind die Glasscherben verschiedner Herkunft, das Bruchglas. Schon in der Glashütte selbst fallen beträchtliche
Mengen solcher Abgänge; größere Quantitäten noch liefern die Sammlungen im großen Publikum und die mit Glasgeschirren
arbeitenden Fabriken, die manchmal die Gefäße gleich nach einmaligem Gebrauch zerschlagen müssen.
Natürlich kann so gemischtes und zum Teil verunreinigtes Material nicht zu guten reinen Gläsern benutzt werden, sondern
dient nur zum Teil zu gewöhnlichem Fenster- und Hohlglas, sonst zu Bouteillenglas. Bei letzterm, wo auf die Färbung nichts
ankommt, benutzt man endlich auch, wo Gelegenheit ist, verschiedne vulkanische leicht schmelzbare Gesteine,
wie Basalt, Lava, Bimsstein, Phonolith, Obsidian etc. -
Die weißen Gläser unterscheiden sich nach dem Angeführten hauptsächlich als Kali- und Natronglas, doch ohne daß die Trennung
immer eine scharfe wäre, da man auch dem Kaliglas, der leichtern Schmelzbarkeit halber, einen Anteil Natron gibt, z. B.
zu Spiegeln. Das Kalikalkglas bildet die edelste, härteste und schwer schmelzbarste Glasmasse; dieserhalb
und weil sie so gut wie farblos ist, dient sie zu Spiegeln, chemischen Gerätschaften, zu vielen feinen und Luxuswaren, die
geschliffen, gefärbt und sonst verziert werden. Es bildet diese Sorte das altberühmte böhmische Kristallglas. Das nach
englischem Vorgange sog. Kronglas für optische Waren ist auch nichts andres
als gutes Kalikalkglas, in welchem auch öfter ein Teil des Kali durch Natron ersetzt ist. -
Zu allen im gewöhnlichen Gebrauch stehenden Glaswaren sowie zu Fensterglas wird nicht Kali, sondern das viel wohlfeilere
Natron verwendet, und zwar teils als calcinierte Soda, teils auch in Form von Glaubersalz, in welchem das
Natron noch wohlfeiler ist. Natrongläser sind weicher, leichter schmelzbar und darum auch nicht so dauerhaft als Kaligläser;
auch zeigt die übrigens reine Glasmasse in dickerer Schicht immer einen deutlichen Stich ins Grüne, der selbst dem eisenfreien
Natronglase natureigen ist. Eine dritte Gruppe bilden die Bleigläser, die außer Kali auch noch Bleioxyd
enthalten und auch einigermaßen in die vorigen hinübergreift, denn wenn zur Entfärbung einer Spiegelglasmasse etwas Mennige
verwendet wird, so wird das G. natürlich
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