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als Arzneimittel verwendet, scheint aber jetzt schon wieder in Vergessenheit geraten zu sein.
3) Ceroxyduloxyd, wird in der Porzellanmalerei als gelbe Farbe und in der analytischen Chemie als Reagens auf Strychnin verwendet.
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als Arzneimittel verwendet, scheint aber jetzt schon wieder in Vergessenheit geraten zu sein.
3) Ceroxyduloxyd, wird in der Porzellanmalerei als gelbe Farbe und in der analytischen Chemie als Reagens auf Strychnin verwendet.
(aus dem morgenländischen Namen Saghir entstanden) heißt ein starkes eigentümlich genarbtes farbiges Leder. Das echte wird in Astrachan, Konstantinopel etc. aus den Rückenstücken von Pferde- und Eselshäuten bereitet, indem man dieselben enthaart, sehr sorgfältig ausfleischt, dann in einen Rahmen spannt, anfeuchtet, mit der Fleischseite nach unten auf den Boden legt und mit den harten eckigen Samen einer Art Melde bestreut. Nachdem man dann einen Filz übergebreitet, werden die Samen in die weiche Hautmasse eingetreten, welche dadurch Grübchen und Unebenheiten erhält, die auch beim nachfolgenden Trocknen nicht verschwinden. An den trocken gewordenen Stücken nimmt man nun mit einem scharfen Instrument auf der Fleischseite die kleinen Erhöhungen fort, welche den Eindrücken der Samenkörner entsprechen. An diesen Punkten wird sonach die Masse der Haut verdünnt.
Wird dieselbe nun wieder in Wasser geschwellt, wobei die Körner von selbst herausfallen, so quellen die nicht betroffenen Stellen mehr als die verdünnten und es entsteht die dem Ch. eigene körnige Oberfläche. Erst nach dieser Vornahme erhalten die Stücke ihre weitere Präparatur und Färbung. Die echten Ch. finden ihre Verwendung im Morgenlande selbst zu Messer- und Säbelscheiden, Pferdezeug etc. Bei uns werden dieselben dadurch nachgeahmt, daß man irgend welchem Leder durch heiße gravierte Kupferplatten oder Walzen eine ähnliche Körnelung einpreßt. In derselben Weise entsteht auch das zu Büchereinbänden gebrauchte Chagrinpapier. Chagrinleder wird gemäß Zollt. im Anh. Nr. 21 b verzollt, Chagrinpapier gemäß Nr. 27 e.
ein dichter Quarz, nach einigen Mineralogen ein Gemenge von amorphem und kristallinischem Quarz, kommt in zahlreichen, durch ihre Färbung verschiednen Varietäten vor, die besondere Namen führen und als Halbedelsteine und Material für Kameen, Ringsteine, Siegelsteine und viele andere Schmuck- und Gebrauchsgegenstände zum Teil schon seit alten Zeiten (namentlich zu Kameen) verarbeitet werden. Die bekanntesten Varietäten sind folgende: Gewöhnlicher Ch., ist grau und durchscheinend;
Karneol, dessen meist geschätzte Varietät die blutrote ist, der aber auch braunrot oder gelbrot erscheint;
Chrysopras, durch Nickeloxyd apfelgrün, und Plasma, durch Eisenoxydul dunkelgrün gefärbter Ch. Jaspis, ein undurchsichtiger, durch Eisengehalt gleichmäßig gelbbraun, rot, grün, schwarz etc. gefärbter Kiesel, kommt in größern Stücken vor und gibt daher Material zu Säulen, architektonischem Zierrat, Tischplatten, Vasen, die eine schöne Politur annehmen.
Arbeiten von schönem Jaspis gibt es sehr wertvolle selbst noch aus dem Altertum. In verschiedenen Farben regelmäßig gestreift heißt der Stein Bandjaspis, und wird besonders schön in Sibirien gefunden. Schön gezeichnet ist auch der ägyptische Jaspis, sog. Nilkiesel. Fundorte besserer Jaspisse sind außerdem in Sicilien, Sachsen, Böhmen, Tyrol. Von hier wird «Meraner Jaspis» in prachtvollen Varietäten angeboten. Ferner mehrfarbige Ch. sind: Heliotrop, durchscheinend dunkelgrün, mit eingestreuten undurchsichtigen, zinnoberroten Punkten;
Sardonyx, rot mit weißen Bändern;
Onyx, mit weißen und schwarzen oder dunkelbraunen Bändern oder Schichten.
Calcedonyx, abwechselnd grau und weißgestreift; Stephanstein, ist ein weißer Ch. mit blutroten Flecken. Endlich hat man auch Ch. mit wolkenartigen, moosartigen etc. Flecken und Zeichnungen. Die Onyxe, also die Varietäten mit wechselnden Streifen, die mithin in andrer Richtung betrachtet übereinander liegende Schichten bilden, sind das hauptsächliche Material zum Schneiden von Kameen, eine sehr alte Kunst, die auch noch jetzt in Italien betrieben wird. Durch die Aufeinanderfolge verschiedenfarbiger Schichten lassen sich [* 1] Figuren auf andersfarbigem Grunde darstellen, und wenn 3, 4 solcher Schichten vorhanden und dünn genug sind, um sie sämtlich an verschiedenen Stellen zu Tage legen zu können, so sind solche Stücke sehr wertvoll, Durch die heutige Glastechnik können übrigens viele der hier berührten Naturprodukte ganz gut nachgeahmt werden.
Vgl. auch Achat, Amethyst, Aventurin. - Wegen der Verzollung s. Achat.
(Charmotte); die Masse, aus welcher die für Schmelzöfen und andre Feuerungsanlagen so vielbegehrten feuerfesten Backsteine (Chamottesteine), ferner Schmelztiegel, Kapseln zum Porzellanbrennen etc. gefertigt werden; sie besteht aus reinem Thon, gemengt mit bereits vorher gebranntem und gemahlenem Thon. Die Feuerbeständigkeit der Masse, vermöge welcher sie selbst in anhaltender Weißglut nicht berstet, mürbe wird oder schmilzt, liegt lediglich in der Reinheit des Thons, in der Abwesenheit von Alkalien, Kalk, Eisenoxyden, denn solcher reine Thon ist schon von Natur feuerfest.
Der Zusatz des bereits gebrannten Thons oder von Thonscherben hat den Zweck, das starke Schwinden zu verhindern, welchem der fette, feuerfeste reiner Thon beim Brennen ausgesetzt ist. Ein guter feuerfester Stein darf nicht zerspringen, wenn er glühend in kaltes Wasser geworfen wird. Die von Ziegelhütten und zum Teil Porzellanfabriken in den Handel gebrachten Steine sind gebrannt und mehr oder weniger weiß. Wo sie an demselben Orte hergestellt und verbraucht werden, geschieht das Vermauern in lufttrocknem Zustande, und zwar unter allen Umständen ohne Kalk, nur mit Thonmörtel. - Ch. unglasierte zollfrei; glasierte s. Tarif im Anh. Nr. 38 b.
(Champagnerweine); im weiteren Sinne des Wortes alle in der gleichnamigen französischen Landschaft erzeugten Weine; im engeren Sinne die aus dortigen Trauben gefertigten Schaumweine. Jetzt gibt man den Namen Ch. oder Sect überhaupt allen Schaumweinen, auch wenn sie nicht in Frankreich gefertigt wurden. Es sind hauptsächlich die Departements ¶
Ardennes, Aube, Marne und Haute Marne, welche auf nahezu 20000 Hektaren durchschnittlich 700000 Hektoliter Wein liefern, hiervon werden jedoch nur 180000 Hektoliter auf Schaumwein verarbeitet; der übrige Wein, Champagne non mousseux, kommt unverändert zum Verbrauch, aber fast nur im Lande selbst. Unter diesen ist der Sillery sec non mousseux, ein weißer, trockner Wein von eigentümlichem Aroma, der beste. Der beste Schaumwein wird in der Gegend von Rheims und in den berühmten Lagen von Bouzy, Verzy und Verzenay, sowie auf den Höhen der Marneufer bei Ay, Mareuil, Dizy und Epernay erzeugt.
Der Schaumwein, durch seinen großen Gehalt von Kohlensäure ausgezeichnet, wird stets nur in Flaschen versendet und verkauft. Man verwendet zu seiner Bereitung am liebsten eine Mischung von Most aus blauen und weißen Trauben. Die Hauptgährung erfolgt in Fässern und erst im Frühjahre wird der Wein auf die bekannten starkwandigen Champagnerflaschen gefüllt, um hier die Nachgärung durchzumachen. Diese wird dadurch unterstützt, daß man etwas sogenannten Likör (etwa 3%), d. i. eine Auflösung von Zucker in Wein und einige andre Substanzen zusetzt.
Durch diesen Zuckerzusatz kommt der Wein von neuem in Gährung und die sich hierbei bildende Kohlensäure kann nicht entweichen, da die Flaschenkorke fest verschlossen werden. Die Flaschen bringt man später in geneigte Lage mit den Korken nach unten, so daß sich die geringe Menge neu gebildeter Hefe auf den Kork absetzt, der dann durch geschicktes Öffnen schnell entfernt und durch einen neuen ersetzt wird. Ein kleiner Verlust an Wein ist hierbei nicht zu vermeiden; die Flaschen werden vor dem Verkorken wieder vollgefüllt und mit Draht und Bindfaden verschlossen.
Geringere Sorten von Champagner werden auch auf die Weise bereitet, daß man versüßten Wein auf ähnliche Weise mit Kohlensäure imprägniert, wie dies bei der Bereitung des kohlensauren Wassers geschieht. Sehr viel Ch. wird jetzt auch in Deutschland und Österreich fabriziert. Der Erlös aus dem Verkaufe des französischen Ch. wird zu 60 Millionen Franks jährlich angegeben. Die Produktion von Ch. in Frankreich beläuft sich auf 23000000 Flaschen jährlich, wovon nur circa 3500000 im Lande selbst verbraucht werden. - Einfuhrzoll: S. Tarif im Anhang, Nr. 25 e 2.
(Schappe), heißt neben andern Benennungen das aus Abfallseide gesponnene Garn. - Einfuhrzoll: Gefärbte Ch. gemäß Tarif im Anh.
Nr. 30 c;
ungefärbte ist zollfrei.
ist ebenfalls Handelsware und wird von Droguistenhäusern gesammelt und vertrieben.
Die Bezüge der mit der Hand gezupften Ware sind jedoch gewöhnlich nicht genügend die Nachfrage zu decken, und es muß dann England aushelfen, wo der Artikel besonders schön gleich gewebt wird. - Gezupfte Ch. ist zollfrei;
gewebte baumwollne gem. Tarif im Anh.
Nr. 2 d 3;
desgl. leinene je nach der Fadenzahl und Art gem. Nr. 22 e oder f.
(Raupe) nennt man eine Art seidener, verschiedentlich gefärbter zartweicher leichter Schnürchen oder dicker Fäden, welche mit behaarten Raupen vergleichbar sind, da sie sich durch nach allen Seiten abstehende Härchen kennzeichnen. Die Fabrikation dieses Artikels geht von der Erzeugung von Bändern aus. Eine Kette mit abwechselnd zwei Seiden- und zwei Zwirnfäden wird mit seidnem Einschlag taftartig gewebt. Nachdem das Gewebe in lauter Streifen von 3-6 mm Breite geschnitten worden, zieht man den an beiden Seiten dieser Bändchen liegenden Zwirnkettfaden wieder heraus und es bilden sonach die Schußfäden einen Bart.
Diese Bänder erhalten nun im gespannten Zustande eine Drehung gleich den Seilerwaren, welche die Seidenkette bleibend schraubenförmig windet und daher die Querfädchen dichter zusammenrückt und allseitig über das Schnürchen verteilt. Man benutzt die Ch. zu allerlei Zierbesatz, macht auch eine Art Spitzen daraus (Chenilleblonden) und stickt damit, besonders die Damen im Orient. Ferner benutzt man die Ch. auch in der Weberei von Shawls, Tüchern als Einschlag, wie solches unter andern in Wien und Annaberg geschieht. Ist vorhe die Bandweberei nach bestimmten Mustern erfolgt, so erhält man beim Einarbeiten der Ch. in Gewebe in diesen ebenfalls Muster. Die Ch. ist fast veraltet, kann aber als ein hübscher Artikel wohl wieder aufkommen. - Einfuhrzoll gemäß Tarif im Anh. Nr. 30 e. (Wollne Ch. Nr. 41 d 6 a).
ein von den Indianern am Orinoko bereiteter Pflanzenfarbstoff, der jedoch nur selten zu uns gebracht wird;
man bereitet ihn dort durch Auskochen der Blätter eines Baumes (Bignonia Chica) mit Wasser und Zusatz der Rinde eines Baumes, den sie Aryana nennen.
Der hierdurch in Wasser unlöslich gewordne Farbstoff wird in Kuchen geformt und getrocknet;
dieselben haben eine blutrote Farbe und sammtartiges Aussehen.
(Natronsalpeter, Natriumnitrit kubischer S.); kommt aus Conception in Chili und Iquique in Peru in den Handel und findet mannigfache Verwendung, besonders als Düngmittel, zur Fleischkonservierung, zur Darstellung von Salpetersäure und neuerdings zur Umwandlung der Staßfurter Chlorkaliumsalze in den wichtigen Kalisalpeter. Er findet sich in ausgedehnten Lagern und in 25-150 cm Mächtigkeit, bedeckt von ½-¾ m thoniger Erde und kommt seit 1825 über London und Hamburg in den europäischen Handel nach einfacher Reinigung an Ort und Stelle durch Umkristallisieren mit 89-99% salpetersaurem Natron. Die Refraktionsgrade geben bei den Handelssorten den Prozentsatz der Beimengungen an. Die Ausfuhr beziffert sich in den letzten Jahren auf 1½-2 Millionen m. Ztr. Als Dungmittel wird er zu ½-1 m. Ztr. per ha verbraucht. Er zieht an der Luft Feuchtigkeit an und muß daher trocken aufbewahrt werden. Der Preis beträgt 30-40 Mk. für 1 m. Ztr., und gibt Veranlassung zu mancherlei Fälschungen, welche nur auf chemischem Wege zu entdecken sind. Zusatz von ¶
Kochsalz erkennt man am reichlichen Niederschlag mit Silberlösung, den mit schwefelsaurem Natron durch solchen von Chlorbaryum, Soda durch Aufbrausen mit Salzsäure, schwefelsaure Magnesia durch Niederschlag mit Chlorbaryum und durch Ammoniak und phosphorsaures Natron unter Abscheidung von Kalkerde. Der Kaufmann muß für den Gehalt an Stickstoff garantieren (14-16,5%), sich also selbst den Gehalt vom Importeur garantieren lassen. Mit verletzten Händen darf Ch. nicht angegriffen werden. - Zollfrei.
heißt in England das Porzellan; daher China clay - Porzellanthon - ein in England vorfindlicher blendend weißer, voluminöser, sehr plastischer, etwas fetter Thon; derselbe wird wegen seiner vielseitigen Brauchbarkeit nach andern Ländern, auch nach Deutschland ausgeführt, wo der Zentner 3-4½ Mk. zu stehen kommt. Man braucht sie bei uns in der Fabrikation des Ultramarins, ferner als Zusatz zu Satinierfarben, die dadurch beim Reiben einen schönern Glanz annehmen, in Zeugdruckereien zur Farbenverdickung, hauptsächlich aber als Zusatz zum Papierzeug, um dem Papier mehr Schwere und Körper zu geben. - Zollfrei.
(Chinabasen); die in den verschiednen Sorten von Chinarinde enthaltenen organischen Basen; die am häufigsten vorkommenden sind: Chinin, Chinidin, Cinchonin und Cinchonidin, seltener findet man Chinicin und Cinchonicin, Chinamin und Paricin. Die Rinden von Cinchona Calisaya, C. laurifolia, C. succirubra, C. Pitayo, C. Haskarliana, C. officinalis und C. Pahudiana enthalten vorzugsweise Chinin und Cinchonidin;
die Rinden von C. amygdalifolia, C. Calisaya javanica und C. Pitayo enthalten außerdem noch Chinidin;
in der Rinde von C. mikrantha, C. peruviana und C. nitida ist vorzugsweise Cinchonin enthalten;
in der C. Ledgeriana fehlt das Cinchonidin;
in der Rinde von C. succirubra finden sich außer Chinin und Cinchonidin auch Chinamin und Paricin;
in peruanischen Rinden hat man auch Chinicin, bisweilen auch Cinchonicin gefunden.
Außer den genannten, sämtlich farblose und kristallisierbare Salze gebenden Basen enthalten fast alle Chinarinden noch amorphe, braune, nicht genügend bekannte Basen, die bei der Chininfabrikation als Nebenprodukt erhalten werden und unter dem Namen Chinoidin in Form einer braunen, extraktartigen Masse in den Handel kommen. Von allen Ch. ist das Chinin (s. d.) das wichtigste;
Cinchonin und Cinchoninsulfat (Cinchoninum sulfuricum), beide farblose Kristalle bildend, werden nur wenig medizinisch verwendet;
dasselbe gilt auch vom Chinidin und Chinidinsulfat (Chinidinum sulfuricum);
ebenfalls farblose Kristalle. - Zollfrei.
- Nesselfaser - Ramee oder Ramie-Rhea (frz. ramie oder ramié; engl. China grass). Die Bastschicht der meisten Nesselarten (mit dem bot. Namen Urtica oder Böhmeria) liefert bei gehöriger Kultur ein ganz vorzügliches Fasermaterial, welches seit den ältesten Zeiten in Asien in ausgedehntem Maße verarbeitet worden ist. China und die den Himalaya umgebenden Länder waren in alter Zeit die Hauptkulturstätten für die Nesselfaser. Von da verirrten sich in früheren Jahrhunderten zuweilen Gewebe von großer Feinheit nach Europa und waren hier sehr geschätzt.
Aus China stammende Nesselgewebe oder Grasleinen (engl. Chingrass cloth) zeigten zuweilen eine solche Feinheit, daß Zweifel laut wurden darüber, ob die dazu verwendeten Fäden wirklich Gespinste seien. Mikroskopische Untersuchung hat denn auch gezeigt, daß diese Fäden durch Zusammendrehen der Enden langer Fasern entstanden sind. Diese Fäden sind flach, wie ein Bändchen von äußerst geringer Breite und nicht rund wie gesponnene Garne. Jahrhunderte hindurch ist die Nesselfaser auch in Europa (Deutschland, Schweden, Frankreich) bereitet, versponnen und verwebt worden. (Der Name Nesseltuch, welcher jetzt für ein Baumwollgewebe gilt, stammt noch aus jener Zeit.) Im Anfang des vorigen Jahrhunderts waren Gewebe aus Nesselfasern in den genannten Ländern noch ziemlich bekannt.
Die sich fortwährend steigernde Einfuhr von Baumwollgeweben aus Indien, das Emporblühen der Baumwollindustrie in England und auf dem europäischen Festlande drängte das Nesselgewebe vollständig zurück, ja ließ dies vorzügliche Material beinahe ganz in Vergessenheit geraten. Am längsten hat sich die Gewinnung und Verarbeitung der Nesselfaser noch in der Picardie gehalten. Mit dem Ende des vorigen Jahrhunderts verschwindet dieser Industriezweig aber auch dort.
Seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts hat es nun keineswegs an Hinweisen gefehlt, welch schätzenswertes Material im Baste der Nesselstengel enthalten ist. Männer der Wissenschaft und der Praxis haben sich wiederholt mit diesem Gegenstande beschäftigt; mehrfach sind Preise ausgesetzt worden für die besten Verfahren und Hilfsmittel zur Gewinnung und Verarbeitung der Nesselfaser. Eine größere Bedeutung hat diese Industrie aber erst wieder in der neuesten Zeit erlangt und steht für die Zukunft zu erwarten, daß dieselbe bei dem ihr von vielen Seiten gezollten Interesse eine bedeutende Steigerung erfährt.
Von nicht zu unterschätzendem Einfluß auf die Nesselfaserindustrie sind die mit dem Jahre 1851 beginnenden Weltausstellungen gewesen. Lenkten die ersten Ausstellungen durch die von den Kulturländern Asiens zur Ansicht gebrachten vortrefflichen Produkte die Aufmerksamkeit wieder auf die Nesselfaser, so zeigten die letzten zu Philadelphia 1876 und Paris 1878 bereits, welchen Aufschwung die Nesselkultur auf der ganzen Erde genommen hat und was noch weiter zu erwarten ist. - Eigenschaften der Nesselfaser: Die Nesselfaser ist bei gehöriger Pflege sehr zart, fein und besitzt grosse Festigkeit. Versuche haben ergeben, daß die Festigkeit 1½-2mal größer sein kann als die des russischen Hanfes. Die Faser besitzt weiter einen hohen, fast seidenartigen Glanz, läßt sich leicht bleichen und wird dann blendend weiß. Ungebleichte Fasern zeigen zuweilen einen Stich in's Gelbe oder Grüne, welcher von noch vorhandenem aber leicht zu entfernendem Blattgrün (Chlorophyll) herrührt. Schwierigkeiten verursachte früher das Färben ¶
der Nesselfaser, doch sind auch darin in neuester Zeit bedeutende Fortschritte gemacht worden. Der Anbau der Nessel ist jetzt beinahe über die ganze Erde mit Ausnahme der nördlicheren Gegenden verbreitet. Im Stammlande China wird vorwiegend Urtica oder Boehmeria nivea gezogen und gestaltet sich dort Kultur und Fasergewinnung folgendermaßen. Die Anlage einer Plantage erfolgt mit Stecklingen oder durch Wurzelteilung, nicht durch Aussaat. Das Land wird gut bearbeitet und mit Bewässerung versehen.
Die Pflanzen treiben von der Wurzel aus lange gerade, fast gar nicht verästelte Schößlinge, welche, wenn sie 1-1,2 m lang geworden sind, jedenfalls aber vor der Samenreife geschnitten werden. Die Pflanzungen bleiben 7-8 Jahre ertragsfähig und ergeben jährlich 4-5 Schnitte. Von den grünen Stengeln streift man sogleich Blätter und Oberhaut ab und gewinnt die Fasern durch leichtes Rösten und vielfach wiederholtes Waschen. Sie sind hiernach 0,5-1,0 und 1,2 m lang, rein weiß, weich und haben seidenartigen Glanz.
Durch mit großer Sorgfalt ausgeführtes Zusammendrehen entstehen Fäden, welche zu den chinesischen Grasleinen verwebt werden. Wie bedeutend die Kultur der Nesseln in China ist, ergibt sich daraus, daß die Ausfuhr an rohen Fasern 1872 bereits 3500000 kg, an Grass-cloth 10992250 k betrug. Man schätzt die ganze Produktion Chinas jetzt auf jährlich 100000000 kg; die Ausfuhr an rohen Fasern auf 4000000 kg. In Japan wird für die feinsten Gewebe ebenfalls U. nivea, daneben auch U. japonica angebaut. In Indien finden wir fast alle verschiedenen Urticeen vertreten, doch scheint man sich in neurer Zeit in ausgedehnterem Maße ebenfalls auf U. nivea zu werfen. U. tenacissima liefert das unter dem Namen Rhea im Handel bekannte Material.
Dieselbe Species ist auch in Java, Borneo, Sumatra heimisch und führen die Fasern den malaiischen Namen Ramee oder Ramie. In allen diesen Ländern ist der Anbau der Nessel seit langer Zeit und ohne Unterbrechung getrieben worden. Neu in die Kultur eingetreten sind Nordamerika, Mexico, Cuba, wo vorwiegend U. postulata gebaut wird, die mittelamerikanischen Länder, Brasilien, Australien. Große und gegenwärtig von Erfolg gekrönte Bestrebungen hat Frankreich gemacht, um den Anbau von U. nivea in den südlichen Provinzen und in Algier heimisch zu machen. Die Plantagen in letzterer Kolonie ergeben bei drei Schnitten im Jahre eine sehr gute Faser. In Deutschland sind auch einige Versuche mit dem Anbau von U. dioica und urens unternommen worden. - U. nivea eignet sich nicht, da die Wurzelstöcke den Frost nicht aushalten - doch ist die Produktion z. Z. für den Weltmarkt ohne jede Bedeutung.
Der Anbau der Nessel dürfte sich aber in Zukunft heben, da seit Entstehung der «Ersten deutschen Chinagrasmanufaktur» (F. E. Seidel u. Co.) in Zittau auf einen sicheren Absatz der gewonnenen Faser gerechnet werden kann und die Rentabilität der Kultur eine sehr gute sein soll. Es wird von verschiedenen Seiten angegeben, daß der Ertrag für 1 Hektare jährlich 500-600 Mk. beträgt. Die Pflanzung bleibt 6-8 Jahre ertragsfähig und erfordert während dieser Zeit sehr wenig Auslagen für die Unterhaltung, keine für Samen. Dadurch dürfte sich die Kultur der Nessel rentabler erweisen, als Getreidebau. - Die Qualität der Faser ist wesentlich abhängig von der größeren oder geringeren Sorgfalt bei der Kultur der Pflanze und von dem richtigen Zeitpunkte des Schnittes der Stengel. Ein und dieselbe Nesselart liefert bei verschiedener Pflege sehr verschiedenwertige Fasern. Die Unterschiede werden durch die Handelsklassifikation bereits berücksichtigt. Vor der Samenreife geschnittne Stengel liefern ein besseres Material als nachher geschnittne. Die Fasern ausgereifter Stengel sind weit spröder. - Die Verarbeitung der Nesselfaser mit Maschinen hat bisher noch ziemlich viele Schwierigkeiten verursacht; die Nesselspinnerei ist auch heute noch nicht aus dem Versuchsstadium heraus.
Die größte Schwierigkeit bietet die Isolierung der Fasern; doch scheint die Aufgabe einem Berichte der französischen Regierung zufolge nunmehr durch ein in Algier verwendetes, durch ein in Belgien übliches und durch ein der obengenannten Manufaktur im Deutschen Reiche patentiertes Verfahren gelöst. Das Verspinnen geschah anfänglich wie bei Flachs. Da aber die erzielten Resultate nicht sehr befriedigend waren, so versuchte man Nessel wie Baumwolle und später wie Kammgarn zu verspinnen.
Der letztere Weg scheint der beste zu sein. England, das Mutterland der mechanischen Spinnerei, steht auch bezüglich der Versuche mit Chinagras in erster Linie. Doch haben sich auch Frankreich und Deutschland, neuerdings auch Amerika bemüht, Verbesserungen in dem Spinnverfahren und an den einzelnen Maschinen zu schaffen. In Deutschland sind Versuche, die Nesselfaser zu verspinnen, schon früher verschiedentlich gemacht worden (Erdmannsdorfer Flachsspinnerei; H. Lindenberg in Crimmitschau; H. Kohlhase, Chemnitz; Oldenburger Spinnerei; Jutespinnerei Vechelde) aber meist Versuche geblieben.
Die erste deutsche Chinagrasmanufaktur spinnt gegenwärtig bereits Garne Nr. 40-50; bald dürfte auch Nr. 100 erreicht werden. (Nummerierung wie bei Flachsgarn.) Hauptsitz der Fabrikation ist gegenwärtig Leeds in England. Verwendung findet die Nesselfaser jetzt zu Posamentierarbeiten (Franzen, Schnuren, Borden etc.) als Verzierungsmaterial bei Geweben, denn die Weiße und der außerordentliche Glanz der Faser läßt sie selbst auf weißem Grund noch vollkommen hervortreten. (Chales von D. S. Lehmann mit Chinalancé; Damastgewebe von Girardowo in Polen mit Nesselgarneinschlag.) Dann werden auch Gewebe aus Nesselgarn allein, ebenso gewirkte Waren, Strümpfe, Leibchen etc. hergestellt. Die Engländer fertigen sogar Plüsch und Samte nach Art der baumwollnen Samte daraus an. - Verzollung: Chinagras zollfrei;
Gespinste je nach Gattung und Feinheit gemäß Zolltarif im Anhang Nr. 22 a oder b;
Gewebe und zwar Damast Nr. 22 g;
Plüsche, Samt, Posamentierwaren, gewirkte Waren Nr. 22 h;
andere Gewebe Nr. 22 e und f.
(Fieberrinde, cortex Chinae); ¶
bezüglich des Namens dieser wichtigsten aller Arzneirinden dürfte für einige Leser vorauszuschicken sein, daß derselbe mit dem Reiche China nichts zu thun hat; die Fieberrinde ist vielmehr ein Geschenk des südlichen Amerika und ihre Heilkräfte waren den Eingebornen schon längst bekannt, ehe noch die Europäer dahin kamen; sie nannten sie hochschätzend quina quina, gleichsam Rinde aller Rinden, was endlich zu China wurde. Indeß schreiben Engländer und Franzosen noch jetzt quinquina.
Die Rinde stammt nicht von einer einzelnen Baumart, wie anfänglich geglaubt wurde, sondern von einer ziemlichen Anzahl verwandter immergrüner Bäume, die indeß alle der Gattung Cinchona angehören und sämtlich an den östlichen Abhängen der südamerikanischen Anden in einer Ausdehnung vom 10. Grad nördl. bis 19. Grad südl. Br. und zwar in einer Erhebung von 800-3000 m über dem Meere vereinzelt in Wäldern angetroffen werden. Die Sammlung und der Transport nach den Ausfuhrhäfen des Stillen Meeres ist das mühselige Geschäft der Cascarilleros (Rindensammler).
Doch hat sich in jüngster Zeit ein direkter und weit kürzerer Kommunikationsweg eröffnet durch die Erschließung des Amazonenstroms für die Dampfschiffahrt, und glücklicherweise sind gerade die obersten Regionen dieses Stromes wichtig als Fundorte der Rinden. Sowohl Holländer als Engländer haben schon seit Jahren diese wertvollen Bäume nach ihren ostindischen Besitzungen verpflanzt und sich in dieser Beziehung von den südamerikanischen Staaten unabhängig gemacht, besonders da zu einer Zeit auch viele Befürchtungen über die mögliche Erschöpfung der amerikanischen Wälder laut wurden, die übrigens nach genauern Ermittelungen ganz unbegründet sind, da weite Waldgebiete noch ganz unberührt dastehen.
Die Holländer haben auf Java die älteste Chinapflanzung in einer Erhebung von 1600 m über dem Meere; die Übersiedelung erweist sich als vollständig gelungen und die von dort exportierten Rinden bilden schon längst einen bedeutenden Handelsartikel. Jedes Vierteljahr wird ein Bericht über den Stand der dortigen Plantagen herausgegeben und der Gehalt der Rinden an Alkaloiden veröffentlicht. Auch die englischen Pflanzungen an verschiednen Punkten, auf Ceylon, in den Blauen Bergen (Neilgherries), am Südabhange des Himalaya haben sich gut entwickelt und lieferten schon reichlichen Ertrag (1877 bereits 6258 Kolli).
Die Rinden erscheinen, je nachdem sie von dicken Stämmen oder von Zweigen und jungen Bäumen genommen sind, entweder als Platten oder zu Rinnen, Röhren und Röhrchen gebogen und gerollt. Die Platten sind entweder von der äußern korkartigen Schicht befreit (nackte Rinden) oder nicht. Die wertvollste Partie der Rinden ist die innere Schicht, der Bast; mit seinem reichlichem oder spärlichem Vorhandensein steigt und sinkt der stets sehr schwankende Gehalt an den wirksamen Bestandteilen der amerikanischen Rinden, während der der javanischen Rinden weniger schwankend ist.
Nach der Farbe der Innenseite unterscheidet man herkömmlich gelbe, rote und braune Rinden, womit jedoch für die nähere Bezeichnung einer Handelssorte nicht viel gewonnen ist, da selbst die Rinden des einzelnen Baumes, je nachdem sie von Stamm oder Zweigen kommen, verschiedene Farben zeigen können. Es führen also die einzelnen Sorten noch besondere Namen, die entweder vom Distrikt der Einsammlung oder vom Ausfuhrhafen hergenommen sind. Braune oder graue Rinden (China fusca) werden von mehren Arten der Cinchona geliefert.
Sie kommen nur in dünnwandigen Röhren vor und unter ihnen sind die gangbarsten die Huanaco aus Peru und die Loxa aus Ecuador. Ausfuhrhäfen Lima, Guajaquil. Die gelben Rinden (China flava) charakterisieren sich durch zimtgelbe oder gelbrötliche Färbung auf Innenseite und Bruch. Die vorzüglichste nicht allein unter den gelben, sondern allen Rinden wegen ihres reichlichen Alkaloidgehaltes ist die Calisaya oder Königschina, teils aus Peru, teils aus Bolivia. Neben dünnen Röhrchen enthält diese Sorte ansehnliche Flachstücke, die nur aus der Bastschicht dickerer Stämme bestehen.
Die bolivianische Ware wird über Arica und Cobija ausgeführt. Carthagena ist eine ähnliche, aber an Gehalt ärmere Gelbrinde. Rote, d. h. in allen Schichten rotbraune Rinden gibt es verschiedne; darunter befindet sich die am teuersten bezahlte echte rote (China rubra), die von Alters her berühmte peruanische Rinde; sie enthält das meiste Chinin und Cinchonin und kommt in derben Platten und Rinnen über Guajaquil. Der Handel befaßt sich mit viel mehr Sorten und Namen als hier aufgeführt werden können.
Eine eindringliche Kenntniß des vielseitigen Gegenstandes ist überhaupt nicht leicht zu erlangen und die Beschreibung der Sorten nach ihren Unterscheidungsmerkmalen stößt neben der Menge derselben noch auf die Schwierigkeit, daß die Sorten der Einfuhr in den meisten Fällen selbst Gemische von mehrerlei verschiedenen Arten angehörigen Bäumen sind. Es werden auch noch allerlei unechte Chinarinden aufgezählt, die zwar bitter sein mögen, aber von andern Bäumen als Cinchoneen stammen und kein Chinin enthalten, also auch die echte Rinde nicht ersetzen können.
Diese wollen ebenfalls erkannt sein, wenn sie sich unter der Handelsware gemengt vorfinden sollten, denn sie selbst bilden keine Handelsartikel. Zur sichersten Würdigung einer Ware gelangt man durch die chemische Ermittelung ihres Gehalts an Alkaloiden. Die europäischen Grosso-Droguisten sortieren darum meistens noch einmal, indem sie Zusammenpassendes vereinigen und das Übrige als Gemenge, in sortis, abgeben. Die Einfuhr der amerikanischen Rinden in Europa wird von den Engländern und Franzosen betrieben; die Ware kommt teils in Kisten, teils in Seronen d. h. Ballen, die in Rindshäute eingenäht sind. Die javanischen Rinden werden von den Holländern sehr zweckmäßig nach ihrer botanischen Abstammung benannt und in den Handel gebracht, so z. B. China Ledgeriana, Succiruba, Haskarliana, Pahudiana etc. Diejenigen Sorten Ch., welche in Apotheken direkt verwendet werden, heißen Medicinalrinden oder Droguistenrinden; es sind dies die besten: China regia, ¶
80 China fusca, Loxa etc.; diejenigen, welche man auf Alkaloide verarbeitet, führen den Namen Fabrikrinden. Der Import von Ch. in London war im Jahre 1877 folgender:
Columbiachina | 10610 | Kolli |
---|---|---|
Carthagenachina | 2624 | " |
Calisayachina | 6799 | " |
Neu Granadachina | 5027 | " |
Ostindische China | 6258 | " |
In Summa: | 31318 | Kolli à 75 Kilo. |
Hierzu kommt noch die Einfuhr von javanischen Rinden in Amsterdam von ca. 50000 Kilo. - Die Ch. enthalten als wirksame Bestandteile verschiedene Alkaloide, nämlich Chinin, Chinidin, Cinchonin und Cinchonidin, von denen das Chinin das wichtigste und am meisten gebrauchte ist; außerdem enthalten Sie noch Chinasäure und Chinagerbsäure nebst Chinarot. - Die Ch. sind zollfrei.
(acidum chinicum);
in den Chinarinden, sowie auch in mehreren andern Pflanzen (z. B. im Heidelbeerkraute, den Kaffeebohnen) enthaltene organische Säure;
besteht aus kleinen, weißen, sauerschmeckenden Kristallen, leicht löslich in Wasser;
wird selten verwendet. - Zollfrei.
in Form von Tafelgeschirren u. dgl. besteht aus Neusilber, das auf galvanischem Wege gut versilbert ist, vgl. Argentan.
(chinesische oder Pockenwurzel, radix Chinae ponderosae), kommt nicht von Chinabäumen, sondern von einer in China und Japan heimischen Stechwinde, Smilax China, die in Südamerika eine Verwandte hat, Smilax pseudochina, deren hellere und leichtere Wurzelknollen unter der asiatischen Ware mit vorkommen, aber geringer geschätzt werden. Die letztere bildet fast faustdicke, längliche knotige Stücke, die außen braunrot, innen blaßrötlich gefärbt sind und ziemliche Schwere haben, wonach die Güte der Ware bemessen wird. Der Geschmack ist schleimig, etwas bitter und kratzend. Die Wurzeln sind oft stark wurmstichig, die Löcher aber nicht selten durch Einreiben mit Thon u. dgl. vertuscht. Die Verwendung der Drogue als schweißtreibendes Mittel, hat fast ganz aufgehört. - Zollfrei.
sind kleine, etwa 3 dm lange, wegen der großen Weiche und Zartheit der Behaarung sehr beliebte Felle eines Nagetiers, das in den höchsten Regionen der Anden von Chili und Peru lebt, wo der stets regenlose Himmel und der feinsandige Boden das Gedeihen eines so zarten Pelzwerkes begünstigen. Das seidenweiche, 3 cm lange Haar ist im allgemeinen schiefergrau oder schwärzlich mit hellern, silbergrauen Spitzen, sodaß eine hübsche Melierung herauskommt. Dieselben Gegenden liefern noch als geringwertige Abart: den Chinchillone, groß und schmutzig gelb, und die Bastardchinchilla, klein und kurzhaarig. Mit dem Aufsuchen dieser Tiere in den Felsspalten und Erdhöhlen ihrer öden Heimat befassen sich nur die Indianer; man fängt sie in Roßhaarschlingen und Schlagfallen. Das Wild ist sehr in Abnahme, daher der Preis der Felle steigend, 60-200 Mk. das Dutzend. - Zollfrei. Die Weiche und Zartheit der Chinchillas hat Veranlassung gegeben, den Namen auch gewissen sehr feinen, langhaarigen silbergrauen Wollstoffen beizulegen, schöne aber teure, jetzt verschollene Artikel.
(lat. Chininum, frz. Quinine, engl. Quinin); eines der wichtigsten Arzneimittel, wird besonders gegen das Fieber verwendet und daher auch in großen Quantitäten in die tropischen Länder exportiert. Man bereitet das Ch. aus den Chinarinden (s. d.) in besondren Fabriken durch Auskochen mit säurehaltigem Wasser, Fällen, Binden an Säure, Umkristallisieren etc. Die übrigen Chinabasen (s. d.) werden hierbei als Nebenprodukte erhalten. Das reine Chinin (Chininum purum), eine weiße, sehr bitter schmeckende, fein kristallinische Masse, wird jedoch fast gar nicht medizinisch verwendet, sondern nur seine Verbindungen mit Säuren, die Chininsalze.
Von diesen findet man eine sehr große Anzahl auf den Preiskuranten, die gangbarsten sind jedoch das schwefelsaure und das salzsaure Ch. -
Das schwefelsaure Ch. (Chininsulfat, Chininum sulfuricum) erhält man gewöhnlich als ein sehr lockeres Haufwerk von zarten, weißen, etwas glänzenden Kristallen von bitterem Geschmack; sie lösen sich in kaltem Wasser schwer, in solchem, welches etwas Schwefelsäure enthält, leicht; diese sauere Lösung zeigt eine stark blaue Fluorescenz. Das salzsaure Ch. (Chlorwasserstoffchinin, Chininchlorhydrat, Chininum muriaticum, Chininum hydrochloratum), erhalten durch Auflösen von reinem Ch. in Alkohol und Salzsäure und Kristallisierenlassen, ist ebenfalls farblos und bildet lange asbestartige, zu Büscheln vereinigte Nadeln.
Die übrigen, im Handel noch vorkommenden, aber weniger gebräuchlichen Chininsalze sollen nur den Namen nach hier aufgeführt werden;
es sind dies folgende: Arsensaures Ch. (Chininum arsenicicum);
baldriansaures Ch. (Chininvalerianat, valeriansaures Ch. Chininum valerianicum);
chinasaures Ch. (Chininum chinicum);
citronensaures Ch. (Chinincitrat, Chininum citricum);
citronensaures Eisenchinin (Chininum ferro-citricum);
essigsaures Ch. (Chininacetat, Chininum aceticum);
gerbsaures Ch. (Chinintanmat, Chininum tannicum);
milchsaures Ch. (Chininlactat, Chininum lacticum);
phosphorsaures Ch. (Chininphosphat, Chininum phosphoricum; salicylsaures Ch. (Chininsalicylat, Chininum salicylicum);
salpetersaures Ch. (Chininnitrat, Chininum nitricum). - Zollfrei.
sind kleine bittere überzuckerte Pomeranzen, die aus Italien kommen und einen Artikel unserer Delikatessenhandlungen ausmachen. - Einfuhrzoll gem. Tarif im Anh.
Nr. 25 p 1.
(Chloralum hydratum); seit 1869 Artikel des Chemikalienhandels, wird als schmerzstillendes und schlafbringendes Mittel medizinisch verwendet. Man erhält es in zweierlei Form, teils in zusammenhängenden weißen, kristallinischen, undurchsichtigen Krusten oder dünnen Platten, teils in losen, durchsichtigen Kristallen, die man durch Umkristallisieren aus ¶