gesehen, aus deren veränderter
Lage die Rotationszeit mit Sicherheit zu 24 ⅔
Stunden berechnet, auch die
Neigung des Marsäquators
gegen seine
Bahn zu etwa 29° abgeleitet werden konnte. Die Anwesenheit einer dichten
Atmosphäre, welche ihrer
Zusammensetzung
nach mit der der
Erde sehr große
Ähnlichkeit
[* 2] hat, ließ sich ebenfalls nachweisen, endlich auch aus der
Verschiedenheit der
Flecke, daß ein großer Teil derselben dem Marskörper angehöre, ein andrer Teil dagegen durch Vorgänge
in der
Atmosphäre zu erklären sei.
Neben den dunkeln, in mannigfachen Farbenabtönungen vorhandenen
Flecken lagern blendend weiße
Flecke um
Nord- und
Südpol des
Marsäquators. Aus der
Neigung des
Äquators gegen die
Bahn folgt
Wechsel derJahreszeiten,
[* 3] und zwar, in ähnlicher
Weise wie auf der
Erde, nur mit dem Unterschied, daß infolge der großen
Exzentrizität der
Bahn daselbst für die nördliche
Hemisphäre das Frühjahr- und Sommerhalbjahr demHerbst- und Winterhalbjahr gegenüber einen Überschuß von 76
Tagen hat,
wogegen die
Differenz bei uns nur 8
Tage beträgt. In deutlichem Zusammenhang mit den
Jahreszeiten steht
eine nicht zu verkennende Veränderlichkeit jener weißen
Flecke, so zwar, daß, wenn auf der betreffenden
HemisphäreSommer
ist, der Polarfleck derselben an
Ausdehnung
[* 4] abnimmt, im
Winter dagegen zunimmt.
Während im
Winter der weiße
FleckAusläufer bis zu 45° Marsbreite aussendet, zieht er sich im
Sommer
bis auf 8-10° um den
Pol herum zusammen. Es liegt sehr nahe, diese
Flecke als
Eis- und Schneezonen zu erklären, wie sie auch
unsre
Pole umlagern. Weiter ist nun die
Annahme nicht zu gewagt, daß wir in den dunkeln
FleckenOzeane undSeen,
in den hell hervortretenden
Länder,
Kontinente zu erblicken haben, welche je nach den bemerkbaren
Licht- und Farbentönen Unterschiede
andeuten, die uns ja auch auf der
Erde nicht fremd sind.
Diese allgemeinen
Ähnlichkeiten sind nun durch vermehrte Detailbeobachtungen so weit geführt, daß wir von der Marsoberfläche
vollständige
Karten besitzen, an derHand
[* 5] derer im
Laufe der Zeit die Veränderungen nachgewiesen werden
können. Freilich haben uns auch die mächtigen
Fernrohre, zuerst durch
Schiaparelli, Gebilde auf dem
Mars
[* 6] erkennen lassen,
für die uns zunächst jede
Erklärung fehlt.
Schiaparelli fand anfangs einfache, den
Mars nach allen
Richtungen durchziehende
schwarze
Linien, von denen in späterer Zeit vielfach Verdoppelungen festgestellt wurden.
Der gewissenhafte und vorsichtige
Forscher nennt sie, um einen
Ausdruck für sie zu haben,
Kanäle und Kanalsysteme, verwahrt
sich aber dagegen, sie mit ähnlichen künstlichen
Anlagen auf der
Erde zu identifizieren. In der That ist schon die
Breite
[* 7] solcher
Kanäle, die oft auf etwa 60 km, in gewissen
Fällen auf 200-300 km geschätzt werden kann, dabei
sich sehr veränderlich zeigt, geeignet, hier dem »Aufschwunge unsrer
EinbildungskraftZügel anzulegen«, mehr aber sicher
noch, wenn man nach
Vergleichen mit
Thatsachen, wie wir sie auf der
Erde können, für das folgende, oft wahrgenommene
Phänomen
suchen will.
Schiaparelli hatte
Kanäle in ihrer gewöhnlichen Form wahrgenommen, wenige
Tage, vielleicht nur
Stunden
darauf zeigt ein solcher
Kanal
[* 8] sich nach einem bisher ganz unerklärten Umformungsprozeß plötzlich doppelt, also aus zwei
sehr nahe bei einander befindlichen
Streifen zusammengesetzt, die gewöhnlich gleichförmig und parallel laufen. In vielen
Fällen konnte man durch eine genaue Vergleichung mit den umgebenden Einzelheiten nachweisen, daß
einer der beiden
Streifen genau oder doch ungefähr die
Stelle des frühern einfachen
Kanals behauptet hat; indes ist diese
Regel nicht allgemein, in einzelnen
Fällen trifft weder die eine noch die andre der neuen
Bildungen mit dem alten
Kanal zusammen,
die Übereinstimmung der Hauptrichtung und der
Lage ist dann nur eine beiläufige, jede
Spur des alten
Kanals verschwindet, um den beiden neuen
Linien Platz zu machen etc. Bietet uns nun danach der
MarsErscheinungen, für die uns
das Analogon auf der
Erde fehlt, so ist damit keineswegs die Unmöglichkeit der Bewohnbarkeit ausgesprochen.
Von andern namhaften
Gelehrten wird den Astronomen eine zu große Ängstlichkeit in der
Aufstellung neuer
Hypothesen, die weiter befruchtend wirken können, vorgeworfen. So bespricht E.
Schröder
(Professor der
Mathematik an der technischen
Hochschule in
Karlsruhe)
[* 9] in seiner
Rede »Über das Zeichen« (1890) diese neuen
Entdeckungen in folgender
Weise: »Während auf
der irdischen
Landkarte die
Grenzen
[* 10] von Land und
Wasser sich auf den ersten
Blick schon darstellen als das
zufällige
Produkt von sinnlos waltenden
Naturkräften, machen auf dem
Mars dieselben unverkennbar den
Eindruck, mit Absicht
angelegt oder doch aus dem natürlichen Zustand erheblich berichtigt zu sein durch zweckbewußte
Wesen. Vor allem die schnurgeraden,
oft wie mit dem
Lineal gezogenen
Kanäle von nicht selten 4000 km
Länge, davon meist zwei (vielleicht als Konkurrenzkanäle?)
in größerm
Abstand einander parallel gehen, lassen auf Bewohner schließen, die in der
Technik uns riesigweit voraus sind.
Dieser
Schluß wird aber noch durch eine
MengeGründe gestützt, von denen ich nur einen andeuten will.
Nach der
Laplace-KantschenHypothese über die Entstehung unsers Planetensystems, der einzig haltbaren und auch dadurch gestützten,
daß wir die von unsern
Planeten
[* 11] einst durchgemachten Entwickelungsphasen in allen Stadien an fernen
Systemen noch heute beobachten,
ist
Mars viel älter als die
Erde, vielleicht um ein paar hundert Jahrmillionen in der
Kultur uns voraus!
Wie weit würden wir erst selbst nach einem solchen Zeitraum
sein? - So kann ich es nur noch für eine
Frage von wenigen
Jahrhunderten
halten, daß wir mit Marsbewohnern optisch oder sonstwie in
Korrespondenz treten werden. Sobald einmal auch nur ein Zeichen
beliebig hin und her gesandt werden kann, z. B. bei sternheller
Nacht, in Gestalt gleichzeitigen Aufleuchtens
von sehr vielen, dicht über große
Flächen verteilten elektrischen Bogenlampen, so bildet dessen
Unterbrechung ein zweites
Zeichen, und wird man sich alsbald gegenseitig mitteilen können, daß hüben und drüben mathematikverständige Analysten
oder Algebristen wohnen, indem man z. B. von diesseits die dyadische
Darstellung von π meldet, und vielleicht von jenseits diejenige der in der
Analysis eine ebenso wichtige
Rolle spielenden Irrationalzahl
e zur Antwort erhält!« Hiermit nähert sich nun freilich
Schröder dem
Münchener Astronomen
Gruithuisen, der in der ersten
Hälfte dieses
Jahrhunderts auf
Grund seiner ausgedehnten Mondbeobachtungen den
Vorschlag machte, um mit
den Mondbewohnern, von deren
Existenz er überzeugt war, in
Korrespondenz zu treten, etwa die
[* 1]
Figur des pythagoreischen
Lehrsatzes,
des rechtwinkeligen
Dreiecks mit den drei
Quadraten in großem
Maßstab
[* 12] über ganze Länderstrecken hinweg aufzutragen, z. B.
sie in
Raps zu säen, worauf die Mondbewohner mit andern geometrischenFiguren antworten würden. Hätte
nun auch beim
Mond
[* 13] wegen der viel größern
Nähe ein solcher
Versuch mehr Aussicht auf Erfolg, als bei dem so entfernten
Mars,
so liegt nun doch außer
Zweifel, daß
¶
mehr
der Mond aller Vorbedingungen für organisches Leben entbehrt, indem wir ihn uns als vollkommen öde, ohne Wasser und Luft vorzustellen
haben. Dem gegenüber sind, wie oben ausgeführt, die Verhältnisse beim Mars erheblich günstiger. Keiner der übrigen Körper
des Sonnensystems bietet in ähnlichem Grade Aussicht auf die Bewohnbarkeit.
Mit wenigen Worten können wir über die fernern Planeten, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, hinweggehen. Von
maßgebender Seite ist auf Grund neuer Beobachtungsresultate die Ansicht ausgesprochen, daß der Kern des PlanetenJupiter noch
sehr heiß sein müsse, die geringe mittlere Dichtigkeit, die schnellen Veränderungen und Bewegungen in der Atmosphäre des
Körpers, die verschiedene Rotationsgeschwindigkeit, die sich für die äquatorealen Gegenden und
solche unter höherer Breite ergibt, lassen kaum eine bessere Erklärung zu. Beim Vorhandensein dieses Zustandes werden vulkanische
Eruptionen in riesigem Maßstab höchst wahrscheinlich häufig auftreten, wodurch die Bildung der Streifen mit allen Einzelheiten
erklärlich werden. Es werden nämlich die hierbei emporgeschleuderten glühenden Gase
[* 15] und Dämpfe über
der Ausströmungsöffnung die Wolkendecke durchbrechen, und da diese eruptiven Massen eine geringere Rotationsgeschwindigkeit
haben, so muß dann die Bildung eines dunkeln Streifens erfolgen, der in der Rotationsrichtung liegt.
Derartige Vorgänge sprechen nicht für eine Bewohnbarkeit im engern Sinne. Ganz dasselbe gilt vom Saturn, aller Wahrscheinlichkeit
nach auch vom Uranus und Neptun, bei denen sich noch die Schwierigkeiten gegen jene Möglichkeiten durch
die ungeheure Ferne vermehren, in welcher dieselben sich von der Sonne
[* 16] befinden. Wir brauchen hier also nicht erst die große
Masse jener Planeten im Vergleich zur Masse der Erde, ihre geringe Dichtigkeit, die beim Jupiter kaum wechselnden
Jahreszeiten, die besondere Lage der Achse des Uranus und dergleichen heranzuziehen.
Ohne jeden wissenschaftlichen Hintergrund sind die Phantasien über das Vorkommen von Organismen auf Kometen
[* 17] und Nebelflecken,
mögen sie nun als gasförmige Körper oder als Anhäufungen von Fixsternen, die unsrer Sonne vergleichbar sind, erkannt worden
sein. Und wenn von bekannten englischen und deutschen Naturforschern als Ursache für die erste Entstehung
organischen Lebens auf der Erde angeführt worden ist, daß unser Planet möglicherweise die ersten Keime durch meteorische Körper
aus fernen Welträumen erhielt, so sind solche Äußerungen wohl kaum ernsthaft zu nehmen, oder doch nur insofern, als damit
die Überzeugung von der Möglichkeit der Bewohnbarkeit andrer Welten ausgesprochen wurde.
Die Fixsterne
[* 18] sind als Sonnen anzusehen, an Größe und Masse vielfach der unsrigen überlegen, sie fallen also auch nicht in
das Gebiet bewohnter Welten. Wenn wir aber in Betracht ziehen, daß durch die Spektralanalyse
[* 19] die Gleichheit der Materie auf
der Sonne und ihren Planeten, speziell der Erde, in den wesentlichsten Teilen nachgewiesen ist, daß ferner
andre Fixsterne nach derselben Forschungsmethode wieder aus gleichenStoffen zusammengesetzt gefunden wurden wie unsre Sonne,
sich auch in demselben Aggregatzustande befinden, so dürfen wir den Gedanken als durchaus berechtigt ansehen, daß auch jene
Sonnen von Planeten umgeben sind, die ähnlich dem Mars und daher der Erde die Bewohnbarkeit als möglich
oder selbst wahrscheinlich erscheinen lassen.
Vgl. die übrigens mit Vorsicht aufzunehmenden Werke
von C. Flammarion, Lesmondes imaginaires et les mondes réels (19. Aufl., Par. 1884) und »Lapluralité des modes habités« (31. Aufl., das. 1890;
deutsch, Leipz. 1865);
R. Proctor, The orbs around us (neue Ausg., Lond. 1886).
(Temperatur des Weltraums). Theoretische Betrachtungen über die Größe der S., d. h. derjenigen Wärmemenge,
welche aus dem Weltraum durch die Radiation der Himmelskörper mit Ausnahme der Sonne zur Erde gelangt, sind bereits von Fourier,
Poisson und Pouillet angestellt und mit der Bestimmung der Temperatur des Weltraums in Verbindung gebracht.
Dabei wurde als Temperatur des Weltraums diejenige Temperatur verstanden, welche in ihm stattfinden müßte, wenn er nur unter
dem Einfluß der direkten Wärmestrahlung
[* 20] der Gestirne stehen würde.
Nach Fouriers Bestimmungen sollte die Temperatur des Weltraums nur sehr wenig unter der Temperatur der Erdpole
liegen und ungefähr -50 bis -60° betragen. Am eingehendsten hat sich Pouillet mit dem Problem der S. beschäftigt, welcher
zuerst ihre Größe in absoluten Werten zu bestimmen versuchte und die gesamte Wärme
[* 21] der S., welche auf unsre Atmosphäre trifft,
zu fünf Sechstel der mittlern Strahlung der Sonne (0,4 Kalorie pro QZentimeter und Minute) ermittelte.
Aus diesem Werte leitete er als Resultat ab, daß die Temperatur des Weltraums -142° betrage. Wie Maurer in neuester Zeit nachgewiesen,
sind die Betrachtungen von Pouillet auf physikalisch unhaltbaren Annahmen begründet, auch ist der Wert der Solarkonstanten,
d. h. derjenigen Wärmemenge, welche die Sonne in einer Minute an der Grenze der Atmosphäre auf eine Fläche
von 1 qcm bei senkrechter Bestrahlung abgibt, zu 1,76 Kalorie angenommen, während derselbe nach spätern Untersuchungen bedeutend
größer ist und nach den Messungen von Violle 2,56 und nach denen von Langley 3 Kalorien beträgt.
Derartige Unsicherheiten lassen die Resultate von Pouillet als hinfällig erscheinen, wie es denn überhaupt
schwer ist, über die Größe der Energiemenge, welche uns aus dem Weltraum vermöge der Radiation von Körpern hoher und niedriger
Temperatur zugestrahlt wird, auch nur die allerersten Näherungswerte zu erhalten. Wenn es aber gegenwärtig unmöglich
ist, die S. an der Erdoberfläche zu bestimmen, so wird man um so mehr die Ermittelung der Stellarkonstanten,
d. h. die an der Grenze der Atmosphäre wirksame Strahlung des Weltraums, aufgeben müssen. Da wirkliche Thatsachen, welche
beweisen, daß die S. einen merklichen Wert besitzt, bis jetzt nicht vorliegen, so kann man mit Recht mit Maurer
sagen, daß es keinen Zweck hat, von einer Temperatur des Weltraums im obigen Sinne zu sprechen, und daß man heute nur so viel
sagen kann, daß die Energiemenge, welche uns vermöge der Radiation von Körpern hoher und niedriger Temperatur aus dem Weltraum
zugestrahlt wird, im Vergleich zur Sonnenwärme und zur eignen Strahlung der Atmosphäre ohne Einfluß
ist. Daß daher die Sternenwärme jemals zur Erklärung von meteorologischen Vorgängen an der Erdoberfläche, die eine kosmische
Ursache verlangen, mit Erfolg wird benutzt werden, können, kann nicht angenommen werden.
Für die Bewirtschaftung des Sandbodens hat die Kultur von sogen. stickstoffsammelnden
Pflanzen die allergrößte Bedeutung, obgleich über die Frage, wie der Prozeß der Stickstoffassimilation in den grünen Pflanzen
vor sich
¶
forlaufend
891
geht, bis jetzt noch beinahe völliges Dunkel herrscht. Neuere bezügliche Untersuchungen von K. Frank und R. Otto " («Deutsche
[* 24] landwirtschaftliche Presse
[* 25] , Berl. 1891) scheinen nun zu dem auch für die praktische Landwirtschaft wichtigen Ergebnis geführt
zu haben, daß an der Neubildung der stickstoffhaltigen organischen Substanz die grünen Blätter der Pflanze
beteiligt sind. gleichwie unter dem Einflüsse des Lichtes die aus der Luft direkt in das Blatt
[* 26] aufgenommene Kohlensäure in
kohlenstoffhaltige organische Verbindungen (Stärkemehl) umgewandelt wird.
Als Durchgangsbildungen der Eiweißstoffe dienen
die Amidouerbindungen, welche wahrscheinlich in den grünen Blättern neu gebildet werden aus dem S. der Luft und stetig
aus diesen als stickstoffhaltiges organisches Material in der Pflanze an die Orte des Verbrauches wandern.
In der Thatfanden
Frank und Otto in vollkommen erwachsenen und ausgebildeten Blättern, z. B. vom Rotklee, der Robinie
und dem Kümmel, auffallend viel Asparagin, welches nicht anders als an Ort und Stelle aus dem rohen Nährstoffmaterial
entstanden aufzufassen ist. In Übereinstimmung mit der von I. Sachs gefundenen Thatsache, daß die Blätter am Abend reich an
Stärkemehl sind, daß sie dasselbe aber am Morgen ganz oder größtenteils durch ununterbrochene Ableitung aus dem Blatte nach
dem Stengel
[* 27] wieder verloren haben, ergab sich, daß die grünen Blätter der Pflanze an jedem Abend stickstoffreicher
sind als am Morgen. Der Mehrgehalt ist besonders bei der Luzerne, dem Rotklee und I^tn.vl'us sehr bedeutend, zeigt sich aber
auch im geringern Grade bei den Nichtleguminosen.
Eine Zufuhr der stickstoffhaltigen Substanz aus dem Boden von den Wurzeln muß
schon deshalb als ausgeschlossen betrachtet werden, weil das allgemeine, aus dem Boden zu beziehende anorganische
Stickstoffnabrungsmittel, die Salpetersäure, nach andern Untersuchungen von vielen Pflanzen schon in den Wurzeln assimiliert
wird und gar nicht in die Blätter gelangt. Im übrigen sind abgeschnittene grüne Rotkleeblätter am Abend reicher an Asparagin
als am Morgen, weshalb nur eine Erwerbung von S. durch ! das Blatt allein angenommen werden kann.
Als praktisches
Resultat dieser Thatsache ergibt sich, daß man Grünfutter am vorteilhaftesten zu einer Tageszeit schneiden wird, wo dessen
Futterwert am höchsten ist, d. h. kurz nach Sonnenuntergang;
Sein erster größerer Bau war das Gebäude der Flora inCharlottenburg
[* 33] mit anstoßendem Palmenhause (1874), bei dessen Fassadener den Backsteinbau in Verbindung mit Terrakotten
[* 34] verwendete, an dem er
auch in den meisten feiner spätern Schöpfungen im Anschluß an den ro manischen
und gotischen Stil, gelegentlich
auch an Renaissancemotive, festhielt. 1877"erbaute er das Siegesdenkmal auf dem Marienberg bei Branden^ bürg in Gestalt eines
Turmes. Im Jahre zuvor war er nach Hannover
[* 35] übergesiedelt, wo er denBau de^ neuen Bahnhofsgebäudes unternahm und 1879 vollendete.
In demselben Jahre wurde er zum Professor der Architektur an der technischen Hochschule daselbst ernannt.
In der Wiederherstellung der
Liebfrauenkirche in Arnstadt
[* 38] (1880-89) und der Nikolaikirche in Eisenach
[* 39] (1888) hat er sich als gründlichen
Kenner der romanischen und gotischen Bauweise bewährt. Er gab heraus: »Aus meinem
Skizzenbuch. Reisestudien in Frankreich« (Stuttg. 1885-89). Stimmung gehört zu denjenigen seelischen Zuständen, welche sich
einer kurzen und erschöpfenden Begriffsbestimmung entziehen, einer solchen aber auch um so weniger bedürfen,
als jedermann aus der eignen Erfahrung sehr genau weiß, was eine S. ist.
1) Es läßt sich indessen zunächst einiges über die Veränderungen aussagen, welche die drei Hauptgruppen der psychischen
Thätigkeit: Vorstellungen, Gefühle, Triebe, während der Stimmungen erleiden, ü) Die Vorstellungen zeigen sowohl einzeln in
ihrem Inhalte als auch untereinander in ihrer Verbindung besondere Abweichungen.
Inhaltlich sind sie sozusagen
dunkel oder hell gefärbt, d. h. bei trüber S. trauriger, bei guter S. fröhlicher Natur. In ihrer Verbindung tritt ein zeitlicher
Unterschied hervor insofern, als in gehobener S. der Ablauf
[* 40] der Vorstellungen ein beschleunigter und in entgegengesetzter S.
ein verlangsamter zu sein pflegt, d) Die Gefühle drängen sich bei jeder S. in den Vordergrund, mit Ausnahme
der Apathie, wo sie gewöhnlich auf ein niedriges Niveau herabgehen.
IhrerBeschaffenheit nach sind sie selbstverständlich in
den Stunden guter Laune hauptsächlich Lustgefühle, in denen schlechter Laune wesentlich Unlustgefühle, ch Die Willensthätigkeit
findet man bald erhöht, bald herabgesetzt.
Desgleichen zeigen die willkürlichen Bewegungen, Gangart,
Gestikulation, Haltung, die bekannten Abweichungen, entsprechend der herrschenden Gehobenheit oder Niedergeschlagenheit. - 2)
Die Einteilung der Stimmungen stützt sich vorteilhaft auf die besprochenen Veränderungen der Gefühlsseite als auf die wichtigste
unter allen hergehörigen Teilerscheinungen.
Wir unterscheiden demgemäß: u.) Die gleichmütige S., die
man auch als stimmungslose S. bezeichnen könnte, und welche als die Regel anzusehen ist. In ihr ordnen sich die Gefühle den
verstandesmäßigen Überlegungen unter, d) Die gefühlsarme S. der Apathie oder Teilnahmslosigkeit, meist die Folge von Erschöpfung
und stets durch den verlangsamten Vorstellungsablauf gekennzeichnet, o) Die gefühlsreiche S. der Heiterkeit.
Sie führt gewöhnlich eine Beschleunigung der Vorstellungs- und eine Erhöhung der Willens- wie Bewegungsthätigkeit mit sich.
(1) Die gefühlsreiche S. der Traurigkeit, innerhalb deren zwei Unterabteilungen, die niedergeschlagene und die erregte trübe
S., bestehen, je nachdem die Seele unter dem Drucke der S. langsamer oder rascher arbeitet.
Jene Art kann
zur tiefsten Melancholie sich steigern, diese in wilde Verzweiflung ausarten. - 3) Die Ursachen der Stimmungen können auf der
körperlichen oder auf der geistigen Seite liegen
¶
forlaufend
892
und in jedem dieser Fälle entweder unmittelbar oder mittelbar wirken. ^)^) Unter den direkten physischen Einflüssen steht
der Genuß alkoholischer Getränke und narkotischer Mittel obenan.
Während der Durchschnitt der erwachsenen Menschen »seinen
Kummer verläuft«, greift eine glücklicherweise noch geringe Minderheit zu Morphium und Kokain, um eine schlechte S. zu
verbessern.
Dem gegenüber können unzureichende Ernährung, Mangel an Bewegung, dauernde Krankheit auch den Frohgemutesten
niederdrücken.
Als Beispiel der indirekten Wirkung äußerer Umstände auf die S. sei der starke Einfluß erwähnt, den eine
traurige oder öde Umgebung allmählich auf den Menschen ausübt, d) Die direkten psychischen Ursachen von Stimmungen sind gewisse
Gedanken, wie der an einen unerwarteten Glücksfall oder eine erlittene Kränkung;
Nach dem deutsch-französischen
Kriege aus der Armee, der er nur noch als Major ä, 1.3. 8uit6 angehört, ausgeschieden, war er einige Zeit Landrat, widmete
sich aber dann der Verwaltung seiner großen Fideikommitzherrschaften Kreppelhof in Schlesien und Dönhofftädt in Ostpreußen
[* 46] und ward Mitglied des schlesischen Provinziallandtags, des Provinzialausschusses und des Herrenhauses.
In denReichstag wurde er 1877, 1878 und 1884 gewählt und gehört ihm seit letzterm Jahre dauernd an. Er ist eins der hervorragendsten
Mitglieder der deutschkonservativen Partei und zeichnet sich durch Sachkenntnis, Redegabe und Mäßigung aus. Im Juli 1891 wurde
er zum Oberpräsidenten der ProvinzOstpreußen ernannt. Stolze, Wilhelm. Zur Erinnerung an das 50jährige
Bestehen des Stolzeschen Steno'graphiesystems fand 1891 in Berlin unter lebhafter Beteiligung ein Stolzetag" statt.
Die für
dieses Fest beabsichtigte Einigung der gespaltenen Stolzeschen Schule ist nicht zu stände gekommen.
Eineübertragung des
Stolzeschen Systems auf das Finnische hat sich im sinnychen Landtage praktisch bewährt, es ist aber kein Lehrbuch dafür erschienen.
Vertreten wird das Stolzesche System oder dessen Übertragungen gegenwärtig durch 490 Vereine mit 12,300 Mitgliedern.
Der seit 1878 bestehende
Stolzesche Stenographenverein in Berlin (Vorsitzender M. Bäckler) ist der größte Fachverein seiner Art, er zählt über 1500 Mitglieder.
Vgl. Käding, Stolzebibliothek (Verl. 1889-92, Bd. 1-16), darin
in Bd. 9 u. 10 die vollständigste
BiographieStolzes; Derselbe, Fortbildungsbuch für Stolzesche Stenographen (das. 1888-89, 3Tette);
Die zahlreichen dahingehörigen
Konstruktionen hielten jedoch entwedernicht dicht, oder griffen die abzudichtende Stange an, oder waren trotz ihres höhern
Preises nicht haltbarer als die alten »Hanfdichtungen. In letzter Zeit haben
sich jedoch einige Metallpackungenbewährt. Eine Klasse derselben bilden die Metal ldra htpackungen. Sie bestehen aus einem
zopfartigen, vierkantigen Geflecht von ganz feinen Metalldrähten (Bronze-, Mssing-, Eisendraht), welches
in ringförmigen Schichten in die S. eingelegt wird und vermöge seiner Kapillarität das erforderliche Schmiermaterial aufsaugt
und festhält. Diese Packungsart soll absolute Dichtigkeit auch bei den höchsten Dampfspannungen darbieten, selbst bei jahrelangem
Gebrauch uicht verbrennen und nicht hart werden, die Kolbenstange stets glatt und rein halten, ohne sie
abzunutzen, nur geringe Reibung
[* 52] verursachen und sich bei Reparaturen leicht herausnehmen lassen. Das Einsetzen geschieht in der
Weise, daß von der in langen Stücken angefertigten Packung mit einem Meißel
[* 53] oder Messer
[* 54] ein Stück abgeschnitten wird, welches
lang genug ist, um einen vollständigen Ring um die zu dichtende Stange zu bilden und dabei noch ein festes
Ineinanderstauchen der Enden beim Einsetzen zu gestatten. Damit das Geflecht sich nicht löst, muß das abgeschnittene Stück
über beiden Schnittstellen fest mit Draht
[* 55] umbunoen werden. Die Anzahl der erforderlichen Ringe richtet sich nach der Länge
der S.; gewöhnlich reichen 3-5 Ringe aus. Beim Einlegen der Ringe ist darauf zu achten, daß die Schlußstellen
derselben nicht übereinander liegen, sondern gegeneinander versetzt sind. Nach dem Einlegen jedes Ringes ist der Stopfbüchsendeckel
(die Brille)
[* 56] einmal fest anzuschrauben, damit der Ring sich richtig legt, beim Gehen der Maschine
[* 57] dürfen jedoch die Schrauben
[* 58] der S. nur ganz lose angedreht sein. Derartige Metalldrahtpackungen werden geliefert von Felten u.
Guillaume in Mülheim
[* 59] a. Rh., R. Haber in Aachen,
[* 60] G. Pickhardt inBonn.
[* 61] Felten u. Guillaume berechnen imprägnierte Bronzedrahtpackung
von unter 10, 10 - 20 mui und über 20 nim Stärke
[* 62] mit 15, 12 und 11 Mk. pro Kilogramm, verzinnte Messingdrahtpackung von
unter 10, 10-20 und über 20 inm Stärke mit 14, 11 und 10 Mk. pro Kilogramm, imprägnierte Eisendrahtpackung von derselben
Stärke mit 11, 8 und7 Mk. pro Kilogramm. Eine Abart hiervon ist die kombinierte Metall-Asbestpackung von G. Pickhardt. Diese
soll nach den Angaben des Lieferantenvor der reinen Metallpackung folgende Vorzüge haben: GrößereKapillarität
zur Aufnahme und Konservierung von Fettstoffen behufs Schmierung der abzudichtenden Stangen und hierdurch bedingtes leichteres
Einschleifen und besseres Eindichten, größere Elastizität und Biegsamkeit, die ein leichteres Einlegen, auch in einem Stück
mit zugeschärften Enden, gestattet. Die Packung hat ferner scharfe Kanten und vollständig ebene Flächen, wodurch
ein lückenloses Anliegen an den abzudichtenden Teilen herbeigeführt werden soll, sie soll weniger Reibung verursachen und
nacheinander mit allen vier Seiten gebraucht werden können. Diese Packung kostet bei 6-20 nim, 22-40 nnn und über 40 min
11,50, 10 und 9 Mk. pro Kilogramm. Bei allen diesen Drahtpackungen wird das Einlegen eines Hanfringes
vor und hinter den Drahtringen empfohlen.
¶
forlaufend
893
Als eine siemischte Packungsart ist auch die elastische Metallliderung der Gummi- und Guttaperchawarenfabrik von H. Land grab
er u. Komp. in Düsseldorf
[* 64] (D. N.-P. Nr. 56,157) anriehen.
Bei ihr ist Metall und Gummi in der Weise kombiniert, daß das Starre
des Metalles und die geringe Festigkeit
[* 65] des Gummis möglichst wenig zur Geltung kommt. Sie besteht aus einer
großen Menge Bleikügelchen, die in Gummi eingebettet sind.
Der Erfinder ging dabei von folgendem Gesichtspunkt aus: Wenn man
auf eine größere Anzahl kugelförmiger Körper in einem Gefäße einen Druck ausübt, so pflanzt sich der Druck nicht bloß
in der ursprünglichen, sondern in allen Richtungen fort.
Dem entsprechend drücken sich die Kügelchen
unter dein Einfluß des Druckes der Stopfbüchsenbrille an die zu dichtende Stange sowie an die Wandungen der S. an, wobei das
Gummi mit angepreßt wird. Zu Liderungen für Dampf
[* 66] wird Hartgummi verwendet, das in der Dampftemperatur elastisch und nachgiebig
wird, dagegen bei solcher für kalte Flüssigkeiten wird Weichgummi gewählt. Zwischen der Sto'pfbüchsenbrille
und den Muttern der Anzugschrauben sind Druckfedern angeordnet, damit die Brille bei starker Erwärmung der Packung etwas nachgeben
kann, um unnötig starke Pressungen und Reibungen, die zu noch weiterer Erhitzung führen würden, zu vermeiden.
Die Liderungen für Dampf dürfen erst, wenn sie warm geworden sind, festgezogen werden, da das Gummi erst
bei der Erwärmung elastisch und nachgiebig wird. Zu starkes Anziehen muß vermieden werden.
Fortwährende gleichmäßige
und gute Schmierung ist für die gute Wirkung unerläßliche Bedingung. Eine andre Kategorie der Metallpackungen besteht
aus massiven Metallringen, die in die S. eingelegt werden.
Die Metallstopfbüchsenpackung von Gminder hat mehrere Lagen von
Ringen, die abwechselnd mit Hohlkegel- und Vollkegelflächen aufeinander liegen.
Ihre innern und äußern Cylinderflächen,
mit denen sie gegen die abzudichtende Stange, bez. die Stopfbüchsenwand anliegen, haben Riffelungen oder Rillen.
BeimAnziehen
der Stopfbüchsenschrauben werden die Scheiben mit ihren konischen Flächen ineinander gedrückt, so daß
sie sich nach außen und innen mit ihren Reifen anlegen.
Die zwischen den Reifen liegenden Rillen bewirken eine Drosselung des
sich etwa an den Reifen durchdrängenden Dampfes, durch welche er seine Spannung verliert.
Daher ist nur ein mäßiges Andrücken
der Tichtungsflächen erforderlich, wodurch die Reibung in geringen Grenzen gehalten wird.
Der britische Besitz umfaßt3998(ikm mit tt89) 568,000 Einw.,
die Schutzstaaten 86,000 qkin mit 609,800 Einw. ! DieDindinginseln, bestehend
aus der granitischen,! bis 85 in hohen Insel Pangkor und den kleinern Sambilang und Dschora, liegen in der Meerenge von! Malakka.
Sie haben eine Größe von 520 Zinnbergbau ist die wichtigste Industrie, deren Mittelpunkt Kwala Lumpor bildet, 35 lim von der
Küste, mit welcher es seit 1886 durch eine Eisenbahn verbunden ist.
Die militärisch organisierte Polizeimacht zählt 493 Mann,
meist Malaien, unter englischen Offizieren.
Sungai Njong, südlich von Selangor, ist 1700 t Mi groß, hat 26,000 Einw., zur Hälfte
Chinesen.
Der Staat wurde 1874 unter britisches Pro! rektorat gestellt. Eine Eisenbahn von PortDickson! bis
zum Hauptort Seramban wurde Ende 1890 er! öffnet. Auch hier befinden sich Zinngruben sowie! Cinchona-, Kaffee-, Kakao- und
Pfefferpflanzungen. ' Die Einkünfte betragen 60,000 Pfd. Sterl. Negir^ Sembilan (die'Neuen
Staaten«) besteht gegenwärtig nur aus 7 Staaten: Sri Menanti, Rembau, Iohol, Ielebu, Moar, Iempol und Segamat, zusammen
30,100 cikin mit 234,000 Einw. Es wurde 186ll unter britisches Protektorat gestellt. Anfang 1891 fand man Gold
[* 69] bei Vetusairaili
im Staate Moar;^
gegenwärtig wird die Trace einer Eisenbahn von Se! ramban zur Hauptstadt von Negri Sembilan, Kwalaz Pitah, über
die Zentralkette nach Semanton, einen;
Bergbauzentrum im Staate Nlu Pschang, vermessen, wodurch die West-
und Ostküste miteinander in Ver^ bindung gesetzt werden. Der Handel der S., welcher 1875 erst eine
¶
forlaufend
Ein-894
fuhr von 11,083,716, eine Ausfuhr von 11,051,602 Pfd. Sterl. aufwies, betrug 1889 in der
Einfuhr 23,429,859, in der Ausfuhr 19,982,892 Pfd. Sterl. tzauptausfuhrartikel
sind Zinn, Gambia, schwarzer und weißer Pfeffer, Tapioka, Sago, Guttapercha, Indiarubber, Kopra, Häute, Zucker.
[* 71]
Ein anglikanischer Vischoflvon
Singapur, Labuan und Sarawak) und ein römisch-katholischer Straßenbahn. In Washington
[* 75] wird von der Iudson
Pneumatic StreetRailwayCo. eine S. gebaut, die mit einem neuen und ganz eigenartigen Treibmittel versehen werden soll.
Gegen
eine in einem Kanal in der Mitte der Fahrbahn angeordnete Trommel V
[* 70]
(Fig. 1 u. 2) von 23 cmDurchmesser ^g. i. Fi3. 3. Straßenbahnbetrieb
mittels unterirdischer Trommeln. werden Reibungsrollen R gepreßt, deren Achsen mit der Trommelachse einen beliebigen Winkel
[* 76] bilden. Sind diese Achsen zwangläufig parallel zur Trommel geführt, wie das bei Straßenbahnwagen durch Vermittelung der
Wagenräder und der Schienen geschieht, so werden bei einer Drehung der Trommel V die Rollen
[* 77] K nicht nur
gleichfalls in Drehung versetzt, sondern auch in der Richtung der Trommelachse verschoben, indem sie auf V Schraubenlinien
beschreiben, deren Steigung von dein Winkel der Rollenachse zur Trommelachse abhängt.
Die Verbindung der Nollenachse mit dem
zu den Laufrädern der Wagen führenden Gestell kann so ausgeführt werden, daß II in einer durchbrochenen
Scheibe 8 gelagert ist
[* 70]
(Fig. 3 und 4), auf deren Rand sich das'Wagengestell mit dem Ring ^^ aufstützt.
Durch Drehen der Scheiben 8 mittels
einer unter den Wagen hinlaufenden Zugstange c ä wird der Winkel der Rollenachse zur Trommelachse und damit die Fahrgeschwindigkeit
geändert.
bei einem Winkel von über 90"
bewegt sich der Wagen rückwärts.
Für die praktische Ausführung sollen mit jeder Wagenachse zwei Paar sattelförmig auf
der Trommel ^V^V aufsitzende Rollen angewendet werden.
Der zum Anpressen der Rollen gegen die Trommel nötige Druck wird durch
das Wagengewicht unter Vermittelung einer
Spannfeder ausgeübt. Um diesen Druck dem jeweiligen Kraftbedarf anpassen zu können,
ist die zu den Rollen führende Druckstange mit der Wagenachse durch ein Exzenter verbunden, welches von der Plattform des
Wagens aus verstellt werden kann.
Zum Antreiben der Trommel ^V^V sind unter dem Straßenpflaster kleine,
liegende Preßluftmajchinen angebracht, denen die gepreßte Luft durch ein unter der Trommel gelagertes Rohr zugeführt wird.
in den Kurven sind polygonartig gekuppelte kurze Stücke angeordnet. Um zu
verhindern, daß die Rollen in die an den Lagerstellen erforderlichen Zwischenräume hineinfallen, sind an
diesen Stellen bündig mit der Trommel Leitschienen angeordnet, die auch über Weichen und Kreuzungsstellen hinweghelfen.
Auf
Grund früherer Versuche hofft die Gesellschaft auf der im Bau befindlichen 2,i km langen eingeleisigen Strecke bei 200 Wellenumdrehungen
pro Minute und einen: Winkel der Rollen von 60" eine Wagengeschwindigkeit von 10 km in der Stunde zu erzielen.
Die Betriebskosten sollen unter Einrechnung der Verzinsung des Anlagekapitals 7 Pf. für ein Wagenkilometer betragen. - In
Bern
[* 78] ist seit Oktober 1890 eine nach dem System Makarski ausgeführte, mit Preßluft betriebene S. von 3 km Länge im Betrieb.
Zum
Betrieb sind etwa 50 Pferdekräfte erforderlich, die von den städtischen Turbinen in Form von Preßluft
geliefert werden.
Jeder Wagen ist mit einem Preßluftmotor und einem Preßluftbehälter ausgestattet, der 2120 Lit. Luft faßt.