der wachsenden allgemein-stenographischen Litteratur, die sich über den engherzigen stenographischen
Dogmatismus hinaushebt,
eine erfreuliche
Erscheinung neben den Kleinlichkeiten des stenographischen Parteigezänkes und Übermutes. Gegenwärtig stellt
sich die
Pflege der deutschen Stenographiesysteme (einschließlich der
Übertragungen) nach den eignen statistischen
Erhebungen
der betreffenden
Schulen in abgerundeten
Summen und geordnet nach der Zahl der Mitglieder folgendermaßen:
Der erste
Versuch zur Herstellung solcher
Apparate wurde um 1860 von dem
FranzosenD.Duplan unternommen. Ihm folgte 1869 sein Landsmann Gensoul, dann 1874 der
ItalienerGilli und im Anschluß an
diese der
ItalienerMichela, dessen
Maschine
[* 8] im
Senat zu
Rom
[* 9] trotz aller damit verbundenen Übelstände wirklich beim Aufzeichnen
der
Reden benutzt wird, 1877 der
TürkeTewfik-Bei.
In den 80er
Jahren hat auch der Amerikaner Bartholome
eine ähnliche
Maschine, die er
»Stenograph« nennt, und der
ItalienerA.Gentilli seinen »Glossographen« erfunden, ebenso
der
ItalienerJ.Mappi den »Klavigraphen«.
Praktisch bewährt hat sich keine dieser
Maschinen. Über
EdisonsPhonographen s. d. (Bd. 13 u.
18).
Vgl. J. (Anmerkung des
Editors:
Joseph) Depoin,LamachineMichela etla sténographie parlementaire
(Par.);
Die
Frage nach der BewohnbarkeitandrerGestirne oder, wie sie auch lautet, nach der MehrheitderWelten ist
unstreitig eine der am häufigsten besprochenen und auch den Astronomen vorgelegten. Mit derselben haben
sich indes vielleicht viel häufiger Theologen und
Philosophen beschäftigt, als gerade die Astronomen. Bildet auch das
Studium
der
Gestirne die Aufgabe der
Astronomie,
[* 11] so richtet diese
Wissenschaft doch weit mehr ihre
Aufmerksamkeit auf die Erkennung der
Bewegungen derGestirne, daraus ableitend die
Gesetze, nach denen die
Bewegungen vor sich gehen, als auf
Fragen, an deren
Lösung die
Phantasie in hervorragendem
Maße beteiligt sein muß.
Anderseits ist es einzig die
Astronomie, welche durch ihre
Beobachtungen mit dem
Fernrohr
[* 12] über die physikalischen Verhältnisse
andrer
GestirneAufklärung schaffen und die Möglichkeit oder Unmöglichkeit organischen
Lebens nach unsern
Begriffen nachweisen kann. Die
Frage kann sich denn auch nur in der
Weise fassen und beantworten lassen, ob auf andern
Gestirnen
die
Bedingungen für organisches
Leben vorhanden sind oder nicht. In andrer
Weise ist vielfach die
Frage von Theologen und
Philosophen
behandelt worden.
Hier ist die individuelle religiöse
Anschauung zum Ausgangspunkt gewählt, und je nachdem
man in spätern
Jahrhunderten die in der
Bibel
[* 13] geoffenbarte
Religion mit der Bewohnbarkeit andrer
Welten als der
Erde allein vereinbar fand und
an der Vereinbarkeit festhielt oder nicht, ist die Beantwortung der
Frage in bejahendem oder verneinendem
Sinn ausgefallen.
Die frühsten
Ansichten stehen natürlich wieder in engem Zusammenhang mit der unentwickelten
Erkenntnis
der
Beschaffenheit der
Erde wie der ihrer
Stellung im Weltraum und im
Sonnensystem und können hier füglich unberücksichtigt
bleiben.
Dabei ist zu beachten, welche
Gefahren noch zur Zeit der
Inquisition mit der Befürwortung dieser
Ansicht verknüpft waren.
Der
Erde wurde damit ihre bevorzugte
Stellung in der
Schöpfung genommen, und das geistliche
Dogma von der
Erlösung, der
MenschwerdungChristi schien schroff solchen
Ideen gegenüber zu stehen. Je mehr aber die wirkliche Bedeutung der
Erde im
System
bekannt wurde, je weiter diese
Erkenntnis sich ausbreitete, um so mehr mußten auch solche Bedenken schwinden. Mit besonderer
Wärme
[* 17] wird sodann in dem anziehenden Werke von
Fontenelle für die Mehrheit der
Welten eingetreten.
Leibniz,
Bernouilli,
Newton,
Lambert,
Bailly,
Herder und viele andre könnten angeführt werden. Es möge aber genügen,
¶
mehr
hier folgende Worte von Kant und Laplace wiederzugeben: »Ich bin der Meinung, daß es eben nicht notwendig sei, zu behaupten,
alle Planeten müßten bewohnt sein, ob es gleich eine Ungereimtheit wäre, dieses in Ansehung aller oder auch nur der meisten
zu leugnen. Bei dem Reichtum der Natur, da Welten und Systeme in Ansehung des Ganzen der Schöpfung nur Sonnenstäubchen
sind, könnte es auch wohl öde und unbewohnte Gegenden geben, die nicht auf das genaueste zu dem Zwecke der Natur, nämlich
der Betrachtung vernünftiger Wesen, genützet würden. Vielleicht, daß sich noch nicht alle Himmelskörper völlig ausgebildet
haben; es gehören Jahrhunderte und vielleicht Tausende von Jahren dazu, bis ein großer Himmelskörper
einen festen Stand seiner Materien erlanget hat. Jupiter scheint noch in diesem Streite zu sein... Allein, man kann noch mit
mehr Befriedigung vermuten, daß, wenn er gleich jetzt unbewohnt ist, er dennoch es dereinst werden wird, wenn die Periode
seiner Bildung wird vollendet sein. Vielleicht ist unsre Erde tausend oder mehr Jahre vorhanden gewesen,
ehe sie sich in Verfassung befunden hat, Menschen, Tiere und Gewächse unterhalten zu können. Daß ein Planet nun einige tausend
Jahre später zu dieser Vollkommenheit kommt, das thut dem Zwecke seines Daseins keinen Abbruch.« (Kant.) »Die wohlthätige
Einwirkung der Sonne läßt die Tiere und Pflanzen, welche auf der Erde leben, gedeihen, und die Analogie führt uns zu der Annahme,
daß die Sonne ähnliche Wirkungen auf den Planeten hervorbringt. Denn es ist nicht natürlich, zu denken, daß die Materie,
deren Fruchtbarkeit sich vor unsern Augen in so vielen Formen entfaltet, unfruchtbar sei auf einem so großen
Planeten wie der Jupiter, der gleich der Erde seine Tage, seine Nächte und seine Jahre hat und auf welchem, wie die Beobachtungen
uns lehren, Veränderungen vor sich gehen, welche sehr wirksame Kräfte voraussetzen. Der Mensch, welcher für die Temperatur,
die er auf der Erde genießt, geschaffen ist, könnte allem Anschein nach auf den andern Planeten nicht
leben, aber sollte es dort nicht eine Unendlichkeit von Organismen geben, welche den verschiedenen Temperaturen der Körper
dieses Weltalls angepaßt sind? Wenn der bloße Unterschied der Elemente und der Klimate so viele Verschiedenheiten in den
Geschöpfen der Erde hervortreten läßt, wieviel mehr müssen diejenigen der verschiedenen Planeten und
ihrer Trabanten voneinander abweichen? Die lebhafteste Einbildungskraft kann sich von diesen Wesen keine Vorstellung machen,
aber ihre Existenz ist mindestens sehr wahrscheinlich.« (Laplace.)
Untersuchen wir nun aber die Frage mit Rücksicht auf die jetzigen Kenntnisse der Astronomie über die
physische Beschaffenheit der Himmelskörper, indem wir zuerst der Reihe nach die Glieder
[* 19] des Sonnensystems durchgehen. Die Sonne
selbst hielt man bis zur Anwendung der spektralanalytischen Beobachtungsmethode fast allgemein nach Wilson und Herschel für
einen dunkeln, festen Körper, der von doppelten Atmosphären umgeben war, deren äußere hell leuchtend uns die
Sonne als die Lichtspenderin erscheinen ließ, deren untere, innere aber den Sonnenkern vor der gewaltigen Glut jener schützte.
So konnte, zunächst abgesehen von allen andern Bedingungen, die Phantasie die Sonnenoberfläche mit lebenden Wesen bevölkern.
Nachdem nun die ganz andre Beschaffenheit des Sonnenkörpers nachgewiesen, wonach wir ihn in der höchsten Glühhitze,
in feurig-flüssigem oder gasförmigem Zustand, umgeben von einer Atmosphäre, in der die verschiedensten Metalle in
Dampfform
lagern, zu denken haben, fallen natürlich ohne weiteres die ersten Lebensbedingungen fort, und es bedarf nicht erst der
Erwähnung andrer Umstände, die auch unter der Wilsonschen Annahme der Bewohnbarkeit im engern Sinn entgegenstanden.
Zwischen Sonne und Erde haben wir Merkur
[* 20] und Venus, die mit ihr und Mars
[* 21] gegenüber den weiter folgenden großen
PlanetenJupiter, Saturn, Uranus und Neptun in vieler Beziehung eine besondere Gruppe zu bilden scheinen. Die Dichtigkeit dieser
vier Planeten ist nahe die gleiche, alle sind erheblich dichter als das Wasser, an Größe sind sie nicht
sehr verschieden, Venus und Erde fast ganz gleich, Merkur und Mars etwa halb so groß, dagegen besitzen die andern vier eine
sehr geringe Dichtigkeit, geringer oder doch nicht viel größer als die des Wassers, und sind ganz gewaltige Körper.
Bis in die jüngste Zeit kam hinzu, daß man für die vier innern Planeten sehr nahe die gleiche Rotationsdauer
(einen irdischen Tag) annehmen zu können glaubte, während die äußern sich in weniger als der Hälfte der Zeit um die Achse
drehten; alle schienen in ähnlicher Weise von einer Atmosphäre umgeben, sich in vorgeschrittenem Zustande der Abkühlung
zu befinden, Verhältnisse, die ebenfalls nicht in gleichem Maße bei Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun stattfanden.
So hatte sich die Ansicht vielfach befestigt, daß organisches Leben schon auf dem Merkur und der Venus angenommen werden dürfe.
Freilich bewirkte die größere Nähe der Sonne eine erheblich vermehrte Wärmezufuhr; indessen schien es nach den
Untersuchungen Tyndalls nicht undenkbar, durch Annahme einer nur in geringem Grade anders zusammengesetzten Atmosphäre den notwendigen
Ausgleich zu erreichen. Zudem finden wir auch schon auf unsrer Erde in den Klimaten so erhebliche Unterschiede und doch überall
Menschen und Organismen, welche den betreffenden Klimaten angepaßt sind, daß man hier auch nur
etwas weiter zu gehen braucht, um die Anpassung an noch größere Extreme zu ermöglichen. In allerneuester Zeit hat nun Schiaparelli
den Nachweis geführt, daß Merkur und Venus sich zur Sonne verhalten wie die Satelliten zu ihren Hauptkörpern, daß sie nämlich
in derselben Zeit einen Umlauf um die Sonne vollenden, in welcher sie sich einmal um die Achse drehen.
Die gleiche Tagesdauer bei den vier innern Planeten fällt also fort, der Tag des Merkur dauert 88, der der Venus aller Wahrscheinlichkeit
nach 225 irdische Tage. Danach nehmen diese beiden Planeten eine ganz gesonderte Stellung im Sonnensystem ein, und es muß sofort
jeder Gedanke an die Bewohnbarkeit zurückgewiesen werden; denn wenn uns die Beobachtung lehrt, daß stets dieselbe Seite der
Planeten der Sonne zugewandt bleibt, so können wir uns keine Wesen, keine Organismen denken, welche für alle Zeit den Strahlen
der Sonne und den damit notwendigerweise Hand
[* 22] in Hand gehenden Umständen ausgesetzt sein, ebensowenig wie
solche, die ohne den belebenden Einfluß der Sonne in steter ewiger Nacht verbleiben können.
gesehen, aus deren veränderter Lage die Rotationszeit mit Sicherheit zu 24 ⅔ Stunden berechnet, auch die Neigung des Marsäquators
gegen seine Bahn zu etwa 29° abgeleitet werden konnte. Die Anwesenheit einer dichten Atmosphäre, welche ihrer Zusammensetzung
nach mit der der Erde sehr große Ähnlichkeit hat, ließ sich ebenfalls nachweisen, endlich auch aus der
Verschiedenheit der Flecke, daß ein großer Teil derselben dem Marskörper angehöre, ein andrer Teil dagegen durch Vorgänge
in der Atmosphäre zu erklären sei.
Neben den dunkeln, in mannigfachen Farbenabtönungen vorhandenen Flecken lagern blendend weiße Flecke um Nord- und Südpol des
Marsäquators. Aus der Neigung des Äquators gegen die Bahn folgt Wechsel derJahreszeiten,
[* 27] und zwar, in ähnlicher
Weise wie auf der Erde, nur mit dem Unterschied, daß infolge der großen Exzentrizität der Bahn daselbst für die nördliche
Hemisphäre das Frühjahr- und Sommerhalbjahr demHerbst- und Winterhalbjahr gegenüber einen Überschuß von 76 Tagen hat,
wogegen die Differenz bei uns nur 8 Tage beträgt. In deutlichem Zusammenhang mit den Jahreszeiten steht
eine nicht zu verkennende Veränderlichkeit jener weißen Flecke, so zwar, daß, wenn auf der betreffenden HemisphäreSommer
ist, der Polarfleck derselben an Ausdehnung
[* 28] abnimmt, im Winter dagegen zunimmt.
Während im Winter der weiße FleckAusläufer bis zu 45° Marsbreite aussendet, zieht er sich im Sommer
bis auf 8-10° um den Pol herum zusammen. Es liegt sehr nahe, diese Flecke als Eis- und Schneezonen zu erklären, wie sie auch
unsre Pole umlagern. Weiter ist nun die Annahme nicht zu gewagt, daß wir in den dunkeln FleckenOzeane und Seen,
in den hell hervortretenden Länder, Kontinente zu erblicken haben, welche je nach den bemerkbaren Licht- und Farbentönen Unterschiede
andeuten, die uns ja auch auf der Erde nicht fremd sind.
Diese allgemeinen Ähnlichkeiten sind nun durch vermehrte Detailbeobachtungen so weit geführt, daß wir von der Marsoberfläche
vollständige Karten besitzen, an der Hand derer im Laufe der Zeit die Veränderungen nachgewiesen werden
können. Freilich haben uns auch die mächtigen Fernrohre, zuerst durch Schiaparelli, Gebilde auf dem Mars erkennen lassen,
für die uns zunächst jede Erklärung fehlt. Schiaparelli fand anfangs einfache, den Mars nach allen Richtungen durchziehende
schwarze Linien, von denen in späterer Zeit vielfach Verdoppelungen festgestellt wurden.
Der gewissenhafte und vorsichtige Forscher nennt sie, um einen Ausdruck für sie zu haben, Kanäle und Kanalsysteme, verwahrt
sich aber dagegen, sie mit ähnlichen künstlichen Anlagen auf der Erde zu identifizieren. In der That ist schon die Breite
[* 29] solcher Kanäle, die oft auf etwa 60 km, in gewissen Fällen auf 200-300 km geschätzt werden kann, dabei
sich sehr veränderlich zeigt, geeignet, hier dem »Aufschwunge unsrer EinbildungskraftZügel anzulegen«, mehr aber sicher
noch, wenn man nach Vergleichen mit Thatsachen, wie wir sie auf der Erde können, für das folgende, oft wahrgenommene Phänomen
suchen will.
Schiaparelli hatte Kanäle in ihrer gewöhnlichen Form wahrgenommen, wenige Tage, vielleicht nur Stunden
darauf zeigt ein solcher Kanal
[* 30] sich nach einem bisher ganz unerklärten Umformungsprozeß plötzlich doppelt, also aus zwei
sehr nahe bei einander befindlichen Streifen zusammengesetzt, die gewöhnlich gleichförmig und parallel laufen. In vielen
Fällen konnte man durch eine genaue Vergleichung mit den umgebenden Einzelheiten nachweisen, daß
einer der beiden Streifen genau oder doch ungefähr die Stelle des frühern einfachen
Kanals behauptet hat; indes ist diese
Regel nicht allgemein, in einzelnen Fällen trifft weder die eine noch die andre der neuen Bildungen mit dem alten Kanal zusammen,
die Übereinstimmung der Hauptrichtung und der Lage ist dann nur eine beiläufige, jede Spur des alten
Kanals verschwindet, um den beiden neuen Linien Platz zu machen etc. Bietet uns nun danach der MarsErscheinungen, für die uns
das Analogon auf der Erde fehlt, so ist damit keineswegs die Unmöglichkeit der Bewohnbarkeit ausgesprochen.
Von andern namhaften Gelehrten wird den Astronomen eine zu große Ängstlichkeit in der Aufstellung neuer
Hypothesen, die weiter befruchtend wirken können, vorgeworfen. So bespricht E. Schröder (Professor der Mathematik an der technischen
Hochschule in Karlsruhe)
[* 31] in seiner Rede »Über das Zeichen« (1890) diese neuen Entdeckungen in folgender Weise: »Während auf
der irdischen Landkarte die Grenzen
[* 32] von Land und Wasser sich auf den ersten Blick schon darstellen als das
zufällige Produkt von sinnlos waltenden Naturkräften, machen auf dem Mars dieselben unverkennbar den Eindruck, mit Absicht
angelegt oder doch aus dem natürlichen Zustand erheblich berichtigt zu sein durch zweckbewußte Wesen. Vor allem die schnurgeraden,
oft wie mit dem Lineal gezogenen Kanäle von nicht selten 4000 km Länge, davon meist zwei (vielleicht als Konkurrenzkanäle?)
in größerm Abstand einander parallel gehen, lassen auf Bewohner schließen, die in der Technik uns riesigweit voraus sind.
Dieser Schluß wird aber noch durch eine MengeGründe gestützt, von denen ich nur einen andeuten will.
Nach der Laplace-KantschenHypothese über die Entstehung unsers Planetensystems, der einzig haltbaren und auch dadurch gestützten,
daß wir die von unsern Planeten einst durchgemachten Entwickelungsphasen in allen Stadien an fernen Systemen noch heute beobachten,
ist Mars viel älter als die Erde, vielleicht um ein paar hundert Jahrmillionen in der Kultur uns voraus!
Wie weit würden wir erst selbst nach einem solchen Zeitraum sein? - So kann ich es nur noch für eine Frage von wenigen Jahrhunderten
halten, daß wir mit Marsbewohnern optisch oder sonstwie in Korrespondenz treten werden. Sobald einmal auch nur ein Zeichen
beliebig hin und her gesandt werden kann, z. B. bei sternheller Nacht, in Gestalt gleichzeitigen Aufleuchtens
von sehr vielen, dicht über große Flächen verteilten elektrischen Bogenlampen, so bildet dessen Unterbrechung ein zweites
Zeichen, und wird man sich alsbald gegenseitig mitteilen können, daß hüben und drüben mathematikverständige Analysten
oder Algebristen wohnen, indem man z. B. von diesseits die dyadische
Darstellung von π meldet, und vielleicht von jenseits diejenige der in der Analysis eine ebenso wichtige Rolle spielenden Irrationalzahl
e zur Antwort erhält!« Hiermit nähert sich nun freilich Schröder dem Münchener Astronomen Gruithuisen, der in der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts auf Grund seiner ausgedehnten Mondbeobachtungen den Vorschlag machte, um mit
den Mondbewohnern, von deren Existenz er überzeugt war, in Korrespondenz zu treten, etwa die
[* 26]
Figur des pythagoreischen Lehrsatzes,
des rechtwinkeligen Dreiecks mit den drei Quadraten in großem Maßstab
[* 33] über ganze Länderstrecken hinweg aufzutragen, z. B.
sie in Raps zu säen, worauf die Mondbewohner mit andern geometrischen Figuren antworten würden. Hätte
nun auch beim Mond wegen der viel größern Nähe ein solcher Versuch mehr Aussicht auf Erfolg, als bei dem so entfernten Mars,
so liegt nun doch außer Zweifel, daß
¶
mehr
der Mond aller Vorbedingungen für organisches Leben entbehrt, indem wir ihn uns als vollkommen öde, ohne Wasser und Luft vorzustellen
haben. Dem gegenüber sind, wie oben ausgeführt, die Verhältnisse beim Mars erheblich günstiger. Keiner der übrigen Körper
des Sonnensystems bietet in ähnlichem Grade Aussicht auf die Bewohnbarkeit.
Mit wenigen Worten können wir über die fernern Planeten, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, hinweggehen. Von
maßgebender Seite ist auf Grund neuer Beobachtungsresultate die Ansicht ausgesprochen, daß der Kern des PlanetenJupiter noch
sehr heiß sein müsse, die geringe mittlere Dichtigkeit, die schnellen Veränderungen und Bewegungen in der Atmosphäre des
Körpers, die verschiedene Rotationsgeschwindigkeit, die sich für die äquatorealen Gegenden und
solche unter höherer Breite ergibt, lassen kaum eine bessere Erklärung zu. Beim Vorhandensein dieses Zustandes werden vulkanische
Eruptionen in riesigem Maßstab höchst wahrscheinlich häufig auftreten, wodurch die Bildung der Streifen mit allen Einzelheiten
erklärlich werden. Es werden nämlich die hierbei emporgeschleuderten glühenden Gase
[* 35] und Dämpfe über
der Ausströmungsöffnung die Wolkendecke durchbrechen, und da diese eruptiven Massen eine geringere Rotationsgeschwindigkeit
haben, so muß dann die Bildung eines dunkeln Streifens erfolgen, der in der Rotationsrichtung liegt.
Derartige Vorgänge sprechen nicht für eine Bewohnbarkeit im engern Sinne. Ganz dasselbe gilt vom Saturn, aller Wahrscheinlichkeit
nach auch vom Uranus und Neptun, bei denen sich noch die Schwierigkeiten gegen jene Möglichkeiten durch
die ungeheure Ferne vermehren, in welcher dieselben sich von der Sonne befinden. Wir brauchen hier also nicht erst die große
Masse jener Planeten im Vergleich zur Masse der Erde, ihre geringe Dichtigkeit, die beim Jupiter kaum wechselnden
Jahreszeiten, die besondere Lage der Achse des Uranus und dergleichen heranzuziehen.
Ohne jeden wissenschaftlichen Hintergrund sind die Phantasien über das Vorkommen von Organismen auf Kometen
[* 36] und Nebelflecken,
mögen sie nun als gasförmige Körper oder als Anhäufungen von Fixsternen, die unsrer Sonne vergleichbar sind, erkannt worden
sein. Und wenn von bekannten englischen und deutschen Naturforschern als Ursache für die erste Entstehung
organischen Lebens auf der Erde angeführt worden ist, daß unser Planet möglicherweise die ersten Keime durch meteorische Körper
aus fernen Welträumen erhielt, so sind solche Äußerungen wohl kaum ernsthaft zu nehmen, oder doch nur insofern, als damit
die Überzeugung von der Möglichkeit der Bewohnbarkeit andrer Welten ausgesprochen wurde.
Die Fixsterne
[* 37] sind als Sonnen anzusehen, an Größe und Masse vielfach der unsrigen überlegen, sie fallen also auch nicht in
das Gebiet bewohnter Welten. Wenn wir aber in Betracht ziehen, daß durch die Spektralanalyse
[* 38] die Gleichheit der Materie auf
der Sonne und ihren Planeten, speziell der Erde, in den wesentlichsten Teilen nachgewiesen ist, daß ferner
andre Fixsterne nach derselben Forschungsmethode wieder aus gleichenStoffen zusammengesetzt gefunden wurden wie unsre Sonne,
sich auch in demselben Aggregatzustande befinden, so dürfen wir den Gedanken als durchaus berechtigt ansehen, daß auch jene
Sonnen von Planeten umgeben sind, die ähnlich dem Mars und daher der Erde die Bewohnbarkeit als möglich
oder selbst wahrscheinlich erscheinen lassen.
Vgl. die übrigens mit Vorsicht aufzunehmenden Werke
von C. Flammarion, Lesmondes imaginaires et les mondes réels (19. Aufl., Par. 1884) und »Lapluralité des modes habités« (31. Aufl., das. 1890;
deutsch, Leipz. 1865);
R. Proctor, The orbs around us (neue Ausg., Lond. 1886).
(Temperatur des Weltraums). Theoretische Betrachtungen über die Größe der S., d. h. derjenigen Wärmemenge,
welche aus dem Weltraum durch die Radiation der Himmelskörper mit Ausnahme der Sonne zur Erde gelangt, sind bereits von Fourier,
Poisson und Pouillet angestellt und mit der Bestimmung der Temperatur des Weltraums in Verbindung gebracht.
Dabei wurde als Temperatur des Weltraums diejenige Temperatur verstanden, welche in ihm stattfinden müßte, wenn er nur unter
dem Einfluß der direkten Wärmestrahlung
[* 39] der Gestirne stehen würde.
Nach Fouriers Bestimmungen sollte die Temperatur des Weltraums nur sehr wenig unter der Temperatur der Erdpole
liegen und ungefähr -50 bis -60° betragen. Am eingehendsten hat sich Pouillet mit dem Problem der S. beschäftigt, welcher
zuerst ihre Größe in absoluten Werten zu bestimmen versuchte und die gesamte Wärme der S., welche auf unsre Atmosphäre trifft,
zu fünf Sechstel der mittlern Strahlung der Sonne (0,4 Kalorie pro QZentimeter und Minute) ermittelte.
Aus diesem Werte leitete er als Resultat ab, daß die Temperatur des Weltraums -142° betrage. Wie Maurer in neuester Zeit nachgewiesen,
sind die Betrachtungen von Pouillet auf physikalisch unhaltbaren Annahmen begründet, auch ist der Wert der Solarkonstanten,
d. h. derjenigen Wärmemenge, welche die Sonne in einer Minute an der Grenze der Atmosphäre auf eine Fläche
von 1 qcm bei senkrechter Bestrahlung abgibt, zu 1,76 Kalorie angenommen, während derselbe nach spätern Untersuchungen bedeutend
größer ist und nach den Messungen von Violle 2,56 und nach denen von Langley 3 Kalorien beträgt.
Derartige Unsicherheiten lassen die Resultate von Pouillet als hinfällig erscheinen, wie es denn überhaupt
schwer ist, über die Größe der Energiemenge, welche uns aus dem Weltraum vermöge der Radiation von Körpern hoher und niedriger
Temperatur zugestrahlt wird, auch nur die allerersten Näherungswerte zu erhalten. Wenn es aber gegenwärtig unmöglich
ist, die S. an der Erdoberfläche zu bestimmen, so wird man um so mehr die Ermittelung der Stellarkonstanten,
d. h. die an der Grenze der Atmosphäre wirksame Strahlung des Weltraums, aufgeben müssen. Da wirkliche Thatsachen, welche
beweisen, daß die S. einen merklichen Wert besitzt, bis jetzt nicht vorliegen, so kann man mit Recht mit Maurer
sagen, daß es keinen Zweck hat, von einer Temperatur des Weltraums im obigen Sinne zu sprechen, und daß man heute nur so viel
sagen kann, daß die Energiemenge, welche uns vermöge der Radiation von Körpern hoher und niedriger Temperatur aus dem Weltraum
zugestrahlt wird, im Vergleich zur Sonnenwärme und zur eignen Strahlung der Atmosphäre ohne Einfluß
ist. Daß daher die Sternenwärme jemals zur Erklärung von meteorologischen Vorgängen an der Erdoberfläche, die eine kosmische
Ursache verlangen, mit Erfolg wird benutzt werden, können, kann nicht angenommen werden.
Für die Bewirtschaftung des Sandbodens hat die Kultur von sogen. stickstoffsammelnden
Pflanzen die allergrößte Bedeutung, obgleich über die Frage, wie der Prozeß der Stickstoffassimilation in den grünen Pflanzen
vor sich
¶
forlaufend
891
geht, bis jetzt noch beinahe völliges Dunkel herrscht. Neuere bezügliche Untersuchungen von K. Frank und R. Otto " («Deutsche
[* 42] landwirtschaftliche Presse
[* 43] , Berl. 1891) scheinen nun zu dem auch für die praktische Landwirtschaft wichtigen Ergebnis geführt
zu haben, daß an der Neubildung der stickstoffhaltigen organischen Substanz die grünen Blätter der Pflanze
beteiligt sind. gleichwie unter dem Einflüsse des Lichtes die aus der Luft direkt in das Blatt
[* 44] aufgenommene Kohlensäure in
kohlenstoffhaltige organische Verbindungen (Stärkemehl) umgewandelt wird.
Als Durchgangsbildungen der Eiweißstoffe dienen
die Amidouerbindungen, welche wahrscheinlich in den grünen Blättern neu gebildet werden aus dem S. der Luft und stetig
aus diesen als stickstoffhaltiges organisches Material in der Pflanze an die Orte des Verbrauches wandern.
In der Thatfanden
Frank und Otto in vollkommen erwachsenen und ausgebildeten Blättern, z. B. vom Rotklee, der Robinie
und dem Kümmel, auffallend viel Asparagin, welches nicht anders als an Ort und Stelle aus dem rohen Nährstoffmaterial
entstanden aufzufassen ist. In Übereinstimmung mit der von I. Sachs gefundenen Thatsache, daß die Blätter am Abend reich an
Stärkemehl sind, daß sie dasselbe aber am Morgen ganz oder größtenteils durch ununterbrochene Ableitung aus dem Blatte nach
dem Stengel
[* 45] wieder verloren haben, ergab sich, daß die grünen Blätter der Pflanze an jedem Abend stickstoffreicher
sind als am Morgen. Der Mehrgehalt ist besonders bei der Luzerne, dem Rotklee und I^tn.vl'us sehr bedeutend, zeigt sich aber
auch im geringern Grade bei den Nichtleguminosen.
Eine Zufuhr der stickstoffhaltigen Substanz aus dem Boden von den Wurzeln muß
schon deshalb als ausgeschlossen betrachtet werden, weil das allgemeine, aus dem Boden zu beziehende anorganische
Stickstoffnabrungsmittel, die Salpetersäure, nach andern Untersuchungen von vielen Pflanzen schon in den Wurzeln assimiliert
wird und gar nicht in die Blätter gelangt. Im übrigen sind abgeschnittene grüne Rotkleeblätter am Abend reicher an Asparagin
als am Morgen, weshalb nur eine Erwerbung von S. durch ! das Blatt allein angenommen werden kann.
Als praktisches
Resultat dieser Thatsache ergibt sich, daß man Grünfutter am vorteilhaftesten zu einer Tageszeit schneiden wird, wo dessen
Futterwert am höchsten ist, d. h. kurz nach Sonnenuntergang;
Sein erster größerer Bau war das Gebäude der Flora inCharlottenburg
[* 51] mit anstoßendem Palmenhause (1874), bei dessen Fassadener den Backsteinbau in Verbindung mit Terrakotten
[* 52] verwendete, an dem er
auch in den meisten feiner spätern Schöpfungen im Anschluß an den ro manischen
und gotischen Stil, gelegentlich
auch an Renaissancemotive, festhielt. 1877"erbaute er das Siegesdenkmal auf dem Marienberg bei Branden^ bürg in Gestalt eines
Turmes. Im Jahre zuvor war er nach Hannover
[* 53] übergesiedelt, wo er denBau de^ neuen Bahnhofsgebäudes unternahm und 1879 vollendete.
In demselben Jahre wurde er zum Professor der Architektur an der technischen Hochschule daselbst ernannt.
In der Wiederherstellung der
Liebfrauenkirche in Arnstadt
[* 56] (1880-89) und der Nikolaikirche in Eisenach
[* 57] (1888) hat er sich als gründlichen
Kenner der romanischen und gotischen Bauweise bewährt. Er gab heraus: »Aus meinem
Skizzenbuch. Reisestudien in Frankreich« (Stuttg. 1885-89). Stimmung gehört zu denjenigen seelischen Zuständen, welche sich
einer kurzen und erschöpfenden Begriffsbestimmung entziehen, einer solchen aber auch um so weniger bedürfen,
als jedermann aus der eignen Erfahrung sehr genau weiß, was eine S. ist.
1) Es läßt sich indessen zunächst einiges über die Veränderungen aussagen, welche die drei Hauptgruppen der psychischen
Thätigkeit: Vorstellungen, Gefühle, Triebe, während der Stimmungen erleiden, ü) Die Vorstellungen zeigen sowohl einzeln in
ihrem Inhalte als auch untereinander in ihrer Verbindung besondere Abweichungen.
Inhaltlich sind sie sozusagen
dunkel oder hell gefärbt, d. h. bei trüber S. trauriger, bei guter S. fröhlicher Natur. In ihrer Verbindung tritt ein zeitlicher
Unterschied hervor insofern, als in gehobener S. der Ablauf
[* 58] der Vorstellungen ein beschleunigter und in entgegengesetzter S.
ein verlangsamter zu sein pflegt, d) Die Gefühle drängen sich bei jeder S. in den Vordergrund, mit Ausnahme
der Apathie, wo sie gewöhnlich auf ein niedriges Niveau herabgehen.
IhrerBeschaffenheit nach sind sie selbstverständlich in
den Stunden guter Laune hauptsächlich Lustgefühle, in denen schlechter Laune wesentlich Unlustgefühle, ch Die Willensthätigkeit
findet man bald erhöht, bald herabgesetzt.
Desgleichen zeigen die willkürlichen Bewegungen, Gangart,
Gestikulation, Haltung, die bekannten Abweichungen, entsprechend der herrschenden Gehobenheit oder Niedergeschlagenheit. - 2)
Die Einteilung der Stimmungen stützt sich vorteilhaft auf die besprochenen Veränderungen der Gefühlsseite als auf die wichtigste
unter allen hergehörigen Teilerscheinungen.
Wir unterscheiden demgemäß: u.) Die gleichmütige S., die
man auch als stimmungslose S. bezeichnen könnte, und welche als die Regel anzusehen ist. In ihr ordnen sich die Gefühle den
verstandesmäßigen Überlegungen unter, d) Die gefühlsarme S. der Apathie oder Teilnahmslosigkeit, meist die Folge von Erschöpfung
und stets durch den verlangsamten Vorstellungsablauf gekennzeichnet, o) Die gefühlsreiche S. der Heiterkeit.
Sie führt gewöhnlich eine Beschleunigung der Vorstellungs- und eine Erhöhung der Willens- wie Bewegungsthätigkeit mit sich.
(1) Die gefühlsreiche S. der Traurigkeit, innerhalb deren zwei Unterabteilungen, die niedergeschlagene und die erregte trübe
S., bestehen, je nachdem die Seele unter dem Drucke der S. langsamer oder rascher arbeitet.
Jene Art kann
zur tiefsten Melancholie sich steigern, diese in wilde Verzweiflung ausarten. - 3) Die Ursachen der Stimmungen können auf der
körperlichen oder auf der geistigen Seite liegen
¶
forlaufend
892
und in jedem dieser Fälle entweder unmittelbar oder mittelbar wirken. ^)^) Unter den direkten physischen Einflüssen steht
der Genuß alkoholischer Getränke und narkotischer Mittel obenan.
Während der Durchschnitt der erwachsenen Menschen »seinen
Kummer verläuft«, greift eine glücklicherweise noch geringe Minderheit zu Morphium und Kokain, um eine schlechte S. zu
verbessern.
Dem gegenüber können unzureichende Ernährung, Mangel an Bewegung, dauernde Krankheit auch den Frohgemutesten
niederdrücken.
Als Beispiel der indirekten Wirkung äußerer Umstände auf die S. sei der starke Einfluß erwähnt, den eine
traurige oder öde Umgebung allmählich auf den Menschen ausübt, d) Die direkten psychischen Ursachen von Stimmungen sind gewisse
Gedanken, wie der an einen unerwarteten Glücksfall oder eine erlittene Kränkung;
Nach dem deutsch-französischen
Kriege aus der Armee, der er nur noch als Major ä, 1.3. 8uit6 angehört, ausgeschieden, war er einige Zeit Landrat, widmete
sich aber dann der Verwaltung seiner großen Fideikommitzherrschaften Kreppelhof in Schlesien und Dönhofftädt in Ostpreußen
[* 64] und ward Mitglied des schlesischen Provinziallandtags, des Provinzialausschusses und des Herrenhauses.
In denReichstag wurde er 1877, 1878 und 1884 gewählt und gehört ihm seit letzterm Jahre dauernd an. Er ist eins der hervorragendsten
Mitglieder der deutschkonservativen Partei und zeichnet sich durch Sachkenntnis, Redegabe und Mäßigung aus. Im Juli 1891 wurde
er zum Oberpräsidenten der ProvinzOstpreußen ernannt. Stolze, Wilhelm. Zur Erinnerung an das 50jährige
Bestehen des Stolzeschen Steno'graphiesystems fand 1891 in Berlin unter lebhafter Beteiligung ein Stolzetag" statt.
Die für
dieses Fest beabsichtigte Einigung der gespaltenen Stolzeschen Schule ist nicht zu stände gekommen.
Eineübertragung des
Stolzeschen Systems auf das Finnische hat sich im sinnychen Landtage praktisch bewährt, es ist aber kein Lehrbuch dafür erschienen.
Vertreten wird das Stolzesche System oder dessen Übertragungen gegenwärtig durch 490 Vereine mit 12,300 Mitgliedern.
Der seit 1878 bestehende
Stolzesche Stenographenverein in Berlin (Vorsitzender M. Bäckler) ist der größte Fachverein seiner Art, er zählt über 1500 Mitglieder.
Vgl. Käding, Stolzebibliothek (Verl. 1889-92, Bd. 1-16), darin
in Bd. 9 u. 10 die vollständigste
BiographieStolzes; Derselbe, Fortbildungsbuch für Stolzesche Stenographen (das. 1888-89, 3Tette);
Die zahlreichen dahingehörigen
Konstruktionen hielten jedoch entwedernicht dicht, oder griffen die abzudichtende Stange an, oder waren trotz ihres höhern
Preises nicht haltbarer als die alten »Hanfdichtungen. In letzter Zeit haben
sich jedoch einige Metallpackungenbewährt. Eine Klasse derselben bilden die Metal ldra htpackungen. Sie bestehen aus einem
zopfartigen, vierkantigen Geflecht von ganz feinen Metalldrähten (Bronze-, Mssing-, Eisendraht), welches
in ringförmigen Schichten in die S. eingelegt wird und vermöge seiner Kapillarität das erforderliche Schmiermaterial aufsaugt
und festhält. Diese Packungsart soll absolute Dichtigkeit auch bei den höchsten Dampfspannungen darbieten, selbst bei jahrelangem
Gebrauch uicht verbrennen und nicht hart werden, die Kolbenstange stets glatt und rein halten, ohne sie
abzunutzen, nur geringe Reibung
[* 69] verursachen und sich bei Reparaturen leicht herausnehmen lassen. Das Einsetzen geschieht in der
Weise, daß von der in langen Stücken angefertigten Packung mit einem Meißel
[* 70] oder Messer
[* 71] ein Stück abgeschnitten wird, welches
lang genug ist, um einen vollständigen Ring um die zu dichtende Stange zu bilden und dabei noch ein festes
Ineinanderstauchen der Enden beim Einsetzen zu gestatten. Damit das Geflecht sich nicht löst, muß das abgeschnittene Stück
über beiden Schnittstellen fest mit Draht
[* 72] umbunoen werden. Die Anzahl der erforderlichen Ringe richtet sich nach der Länge
der S.; gewöhnlich reichen 3-5 Ringe aus. Beim Einlegen der Ringe ist darauf zu achten, daß die Schlußstellen
derselben nicht übereinander liegen, sondern gegeneinander versetzt sind. Nach dem Einlegen jedes Ringes ist der Stopfbüchsendeckel
(die Brille)
[* 73] einmal fest anzuschrauben, damit der Ring sich richtig legt, beim Gehen der Maschine dürfen jedoch die Schrauben
[* 74] der S. nur ganz lose angedreht sein. Derartige Metalldrahtpackungen werden geliefert von Felten u.
Guillaume in Mülheim a. Rh., R. Haber in Aachen, G. Pickhardt inBonn.
[* 75] Felten u. Guillaume berechnen imprägnierte Bronzedrahtpackung
von unter 10, 10 - 20 mui und über 20 nim Stärke
[* 76] mit 15, 12 und 11 Mk. pro Kilogramm, verzinnte Messingdrahtpackung von
unter 10, 10-20 und über 20 inm Stärke mit 14, 11 und 10 Mk. pro Kilogramm, imprägnierte Eisendrahtpackung von derselben
Stärke mit 11, 8 und7 Mk. pro Kilogramm. Eine Abart hiervon ist die kombinierte Metall-Asbestpackung von G. Pickhardt. Diese
soll nach den Angaben des Lieferantenvor der reinen Metallpackung folgende Vorzüge haben: GrößereKapillarität
zur Aufnahme und Konservierung von Fettstoffen behufs Schmierung der abzudichtenden Stangen und hierdurch bedingtes leichteres
Einschleifen und besseres Eindichten, größere Elastizität und Biegsamkeit, die ein leichteres Einlegen, auch in einem Stück
mit zugeschärften Enden, gestattet. Die Packung hat ferner scharfe Kanten und vollständig ebene Flächen, wodurch
ein lückenloses Anliegen an den abzudichtenden Teilen herbeigeführt werden soll, sie soll weniger Reibung verursachen und
nacheinander mit allen vier Seiten gebraucht werden können. Diese Packung kostet bei 6-20 nim, 22-40 nnn und über 40 min
11,50, 10 und 9 Mk. pro Kilogramm. Bei allen diesen Drahtpackungen wird das Einlegen eines Hanfringes
vor und hinter den Drahtringen empfohlen.
¶