Asien (Forschungsreisen in Hochasien, China, Korea, Japan, Hinterindien)
mehr
möglichst Wege einzuschlagen, welche ihr Vorgänger
Prschewalskij nicht betreten hatte. Der großen Expedition unter Oberst
Pewzow ist es dagegen nicht gelungen, von Nia aus in
Tibet einzudringen, wie das Mitglied Prof.
Bogdanowitsch meint, weil das
tibetische Randgebirge im W. viel größere Schwierigkeiten darbietet als weiter im O., so daß die ohnehin
schon besser mit
Waffen
[* 2] und
Munition als mit
Geld ausgerüstete Expedition unnütz
Kraft
[* 3] und
Mittel im W. verschwendete.
Immerhin sind die Ergebnisse ansehnlich: 8000 km topographische
Aufnahmen, 50 astronomische
Ortsbestimmungen, magnetische
Beobachtungen
von zehn
Punkten, umfangreiche zoologische, botanische und geologische Sammlungen, zu deren Fortschaffung es nicht weniger
als 40
Kamele
[* 4] bedürfte. Der englische
Offizier Younghusband ging 1890 in
Begleitung des als
Dolmetsch dienenden
Mac Cartney von
Indien über
Ladak nach
Jarkand, überwinterte in
Kaschgar und gedachte im
Frühling über Tschitral nach
Indien
zurückzukehren.
Obwohl mehr zu politischen als wissenschaftlichen
Zwecken reisend, stellt er doch auch astronomische und geographischeBeobachtungen
an. Nachrichten vom
September 1891 zufolge hatte er sich nach
Pamir
[* 5] begeben, um das Vordringen der
Russen zu beobachten, war
aber von denselben ausgewiesen worden. Von
Indien aus besuchten gleichzeitig Beech und Lenard
Kaschgar. Zunächst einen praktischen
Zweck hatte die
Reise des englischen
RittmeistersBower: sie galt der auch glücklich durchgeführten
Ergreifung
des Mörders des englischen Reisenden Dalgleish (vgl. Bd. 17, S. 57) und damit der Aufrechterhaltung
englischen
Prestiges in Innerasien;
daneben aber hat
Bower sich nicht geringe
Verdienste um die Erforschung des Berglandes im
W. der
Ebene von
Kaschgar erworben.
Während so von englischer Seite verhältnismäßig wenig in diesem
Gebiete geschieht, kommt dasselbe seitens der
Franzosen mehr in
Aufnahme. Die
Reise von Littledale über
Pamir, von
Chokand bis
Kaschmir,
[* 6] im J. 1890, ist weniger wegen ihrer
Resultate, als dadurch bemerkenswert, daß der Reisende stets von seiner
Frau
begleitet wurde. E.
Blanc, welcher im Auftrag des französischen
Ministeriums die transkaspische
Bahn u.
die
Produkte von
Russisch-Turkistan studiert hatte, hat diese
Reise von
Ferghana über den 3730 m hohen
Terek-dawan bis nach
Kaschgar
ausgedehnt und kehrte, nachdem sich ihm dort der schwedische Geolog Hedin angeschlossen hatte, über den Issyk-kul auf russisches
Gebiet zurück.
Der bereits durch eine
Reise von derLena nach dem
Amur bekannte
FranzoseJosephMartin verließ im
Frühling 1889
Peking,
[* 7] um durch die
ProvinzKansu nach
Hochasien vorzudringen; doch wurde er von Mißgeschick verfolgt, indem seine Begleiter ihn betrogen
und er in Langtschou und
Sutschou monatelang krank daniederlag. Wiederhergestellt, bereiste er das Gebiet des
Kuku-Nor, wo
er große botanische und zoologische Sammlungen anlegte, und zog dann über Chami und Karaschahr nach
dem
Lob-Nor,
Chotan und
Kaschgar.
In denJahren 1889 und 1890 machte der Naturforscher Pratt, welcher vorher mit naturwissenschaftlichen
Studien am untern
Jangtsekiang beschäftigt war, zwei
Reisen nach Tatsienlu im W. der
ProvinzJünnan und erforschte dann einen
Teil des großartigen Schneegebirges, welches sich unweit dieser Stadt in nordsüdlicher
Erstreckung hinzieht. Weiter südlich
hat die
Reise von Asien
[* 8] R.
Agassiz von Haiphong in
Tongking
[* 9] über Land nach Langson und
Kanton
[* 10] uns die
Handelsstraßen
dieses Teiles von Südchina näher kennen gelehrt. In neuester Zeit besuchte der deutsche Naturforscher
Warburg mit einer
japanischen Regierungsexpedition die zu diesem
Reich gehörigen
Bonin- und
VolcanoInseln imStillenOzean; die erstern haben sich
nach seiner Schilderung durch die japanische
Kolonisation sehr gehoben, während die Kolonisierung der
Volcano
-Inseln an dem Wassermangel und der Unwirtlichkeit derselben scheiterte. Das eigentliche
Japan
[* 11] ist aus der
Reihe derjenigen
Länder, wohin
geographische Forschungsreisen sich richten, ausgeschieden; das beweist am besten die
Thatsache, daß die provisorische
Karte des
Landes in 1:200,000 und 77
Blatt
[* 12] schon fertig vorliegt. Auch von der definitiven in 1:20,000 (mit
japanischer
Schrift; die in
Arbeit begriffene geologische in 1:400,000 hat dagegen lateinische
Schrift) befinden sich bereits
gegen 300
Blätter im
Handel.
Aus den
Jahren 1888 und 1889 ist noch die
Reise des französischen Marineoffiziers
RaoulHumann nachzutragen, welcher das
Gebiet des
Flusses Donaï im südlichen
Anam und der
Moïs, deren
Sprache
[* 13] er beherrscht, geographisch untersuchte, an der Ausführung
seiner weitern
Pläne aber durch einen Unfall auf der Elefantenjagd verhindert wurde. Vom südlichen
Tongking aus hat 1890 der
Missionar Guignard die wilden
Meos am obern Ngan-Ca oder Sông-Mo (zwischen 19 und 20° nördl.
Br.) besucht;
ihn begleitete eine kleine militärische Expedition, welche diesen Teil der
Grenze gegen
Siam näher erforschte.
Die Expedition
Pavies, welche die
Grenze zwischen den französischen Besitzungen und
Siam ermitteln soll (vgl. Bd. 18, S. 338),
hat sich, am
Mekhong angelangt, in mehrere
Partien geteilt, welche auf verschiedenen Wegen die
Wasserscheide
zum südchinesischen
Meer überschreiten sollten. Zuerst ist dies dem
Kapitän de Malglaive geglückt, welcher im
Herbst 1890 von
Lakhon am
Mekhong zwischen 17 u. 18° nördl
Br. ostwärts nach
Dong-Hoï an der
Küste vordrang. Etwas südlicher, und zwar
von
Huë aus, machte er dann dieReise in umgekehrter
Richtung, wurde aber an den
Quellen des
Flusses von
Tschepon von seinen
Trägern verlassen und ist im
Dezember 1890 mit einer militärischen Begleitmannschaft zum zweitenmal von
Huë nach W. aufgebrochen. Eine andre Expedition unter
Kapitän Cupet erreichte im Juni 1891
Luang-Prabang am
Mekhong, blieb
dort während derRegenzeit, zog dann am
Mekhong abwärts und
¶
mehr
ging von Kratieh in östlicher Richtung über die Wasserscheide, ein ausgedehntes Plateau von ca. 500 m Höhe, nach der anamitischen
Küste, welche er im April 1891 bei Na-Trang erreichte. Die Längen verschiedener Orte in Siam hat in jüngster Zeit James M'Carthy,
Leiter der Aufnahme von Siam, auf telegraphischem Weg bestimmt und auf Grund derselben, hauptsächlich durch
Zeitübertragung, mehr als 400 Punkte in den verschiedenen Teilen des Landes miteinander verbunden.
Die britische Besitzergreifung von Birma hat viele kleine Expeditionen und lokale Grenzbestimmungen zur Folge gehabt, und jedesmal
sind dabei Aufnahme-Beamte beteiligt, so daß die Kenntnis des Landes (Upper Burma der Engländer) rasche
Fortschritte macht und die Thätigkeit privater Forschungsreisender dort bald kein Arbeitsfeld mehr finden wird, abgesehen
vielleicht von den Grenzgebieten gegen Tibet und China. Diese Arbeiten stehen unter der Leitung des Majors J. R. Hobday, welcher
selbst im Winter 1890/91 einen Versuch machte, die Quellen des Irawadi zu bestimmen und dabei etwa einen
halben Breitengrad über den Vereinigungspunkt der beiden Quellströme nach N. vordrang.
Aus der Wassermenge des Mekha oder östlichen Quellflusses schließt er, daß dieser nicht viel weiter nördlich entspringen
kann als der westliche, der Malikha, und daß demnach der große tibetische Strom Lukiang nicht der Oberlauf des Irawadi sein
kann, sondern sich als derjenige des Salwen herausstellen wird. An der Festsetzung der Grenze zwischen Birma und Siam waren in
den Jahren 1889 und 1890 KapitänJackson, Ogle und Elias beteiligt, wodurch unsre Kenntnis vom Mittellauf des Salwen und einiger
seiner Zuflüsse erweitert wurde.
Auch konnte Jackson einige Vorstöße in das indochinesische Grenzgebiet machen. In demDistrikt Kjaukse,
südöstlich von Mandale, war G. B. Scott thätig, ebenso in den Schanstaaten Baw und Jatsauk östlich von Mandale. In politischem
und Handelsinteresse bereiste Lord Lamington die Schanstaaten zwischen dem Salwen und Tongking. Die Regierung der Straits Settlements
läßt sich ebenso die Erforschung der bis zum 6.° nördl. Br. unter britischem Schutz stehenden malaiischen
Halbinsel angelegen sein; sie hat unter dem Forstdirektor Ridley eine Expedition ausgesendet, um den gebirgigen Westen des
Schutzstaates Pahang auf der Ostküste der Halbinsel zu erforschen und über dessen Hilfsquellen und Aussichten zu berichten.
An dem Unternehmen beteiligen sich Dawison, Kurator des Museums in Singapur,
[* 15] und Leutnant Kelsall, drei Jäger
und Sammler und drei Malaien vom Forstdepartement.
Zu ethnologischen und kulturhistorischen Studien und Sammlungen bereiste Bastian (s. oben unter Westturkistan) die ostindische
Halbinsel und Ceylon,
[* 16] wobei er sein Hauptaugenmerk auf die noch wenig bekannte Sekte der Dschainas richtete.
Augenblicklich reist zu ähnlichen Zwecken Jagor aus Berlin
[* 17] dort, und 1890 verweilte Kurt Böck acht Monate im Himalaja, wo er
mehrere hundert photographischer Aufnahmen machte. Im Winter 1890/91 reiste der französische Schiffsfähnrich Roux in Sikkim,
Birma und Kaschmir.
Von den Philippinen sind die noch in die Jahre 1888 und 1889 fallenden Rekognoszierungen und Reisen der
spanischen Jesuitenmissionare Pastells, Llord, Heras, Terricabras und
Barrado auf Mindanao nachzutragen, welche den Oberlauf
und die Quellen des Rio
[* 18] Pulangui oder Rio Grande de Mindanao entschleierten. Im Sommer 1890 machte Dunlop eine Reise durch Britisch-Nordborneo,
und zwar vom Kinabatangan-Fluß im O. zum Padas-Fluß im W., wobei er fand, daß beide Stromgebiete leicht
durch einen Weg verbunden werden könnten.
Sumatra zu durchkreuzen gelang im Februar und März 1891 dem Ingenieur Izermann, und zwar von Padang im W. nach Siak im O.; es
ist dies das dritte Mal, daß eine solche Durchkreuzung gelang. Nach Celebes begab sich im August 1890 eine
Expedition unter W. Jack von Queensland aus, um auf dieser Insel nach Mineralien
[* 19] zu suchen. Wohl schon in etwas frühere Zeit
fallen die Reisen und Untersuchungen, namentlich ethnographischer und linguistischer Art, welche de Clercq als Resident von
Ternate über wenig bekannte Teile seines Bezirks angestellt hat; es sind namentlich die Sula-und Banggoai-Inseln,
der Osten von Celebes rings um die Tomoribucht, Ternate, Tidore und die südlich davon gelegenen Inseln und Teile von Dschilolo.
Die Key-Inseln bereiste und erforschte 1890 H. O. W. Planten. Im südlichen Sumatra untersuchte Claine das Volk der Orang-Ulu
und bestieg den Dempo und Merapi; im nördlichen Teil der Insel besuchte Modigliani die Südwestecke des
Toba-Sees und den 90 m hohen Wasserfall, welchen der Ausfluß
[* 20] desselben bildet. Die Schweizer Naturforscher Bedot und Pictet
studierten 1890/91 die Landfauna Sarawaks (Borneo), besuchten Java und die kleinern Inseln östlich davon und studierten dann
die Meeresfauna auf Amboina; auch machten sie ethnologische Sammlungen und photographische Aufnahmen. Das
westliche Flores durchkreuzte Meerburg von N. nach S. Im November 1890 begab sich TenKate zur weitern Erforschung der kleinen
Sundainseln und zu anthropologischen Studien nach Niederländisch-Ostindien. Flores zu besuchen hinderte ihn vorläufig Feindseligkeit
der Eingebornen; dafür unternahm er drei Exkursionen auf Timor, wo er zahlreiche Messungen an Eingebornen
ausführte. Später gedenkt er wiederum nach Flores und nach Sumba zu gehen.
Bedeutend ist die Thätigkeit der Engländer in Belutschistan, das jetzt völlig unter ihrem Protektorat steht, und wo SirRobert
Sandeman unermüdlich an der Arbeit ist: so unternahm er im Dezember 1889 eine Expedition nach dem Zhobthal,
welche durch die Teilnahme von Oberst Holdich und LeutnantMackenzie für die Geographie sich sehr fruchtbar erwies, und im Frühjahr 1891 eine
zweite durch den Süden des Landes bis fast an die persische Grenze, wobei es ihm gelang, die durch Stammesfeindschaften
versperrten Handelswege wieder zu eröffnen.
Ferner wurden von europäischen Beamten Aufnahmen im westlichen Mekran und an der persisch-belutschischen Grenze gemacht, und
ein Eingeborner, Jusuf Scherif, rekognoszierte ca. 25,000 engl. Quadratmeilen an der persischen Grenze. Aus Persien
[* 21] ist nur über
eine Reise des Generalmajore T. E. Gordon von Teheran nach Mohammera im J. 1890 zu berichten, welche mit den
englischen Bestrebungen zur kommerziellen Erschließung des südlichen Persien durch Straßenbau zusammenhängt. Auf einer
östlich ausbiegenden Straße reisten Biddulph und Vaughan von Teheran nach Kaschan, wobei sie den großen Salzsumpf Darja-i-Namak
entdeckten und überschritten.
¶
In Syrien reche 1868-90 der EngländerHill; er kam bis Palmyra und Kerak im Ostjordanland. Die Altertümer des Hauran untersuchte
der Däne Scharling und die Geologie
[* 23] des nördlichen Syrien 1888 Blanckenhorn, welcher gleichzeitig auch unsre geographische
Kenntnis erweiterte. Bukowski ging im Frühjahr 1891 nach Kleinasien, um im Anschluß an seine vorjährigen
Reisen das Seengebiet von Koniah geologisch zu untersuchen. Zuerst bereiste er das Dreieck
[* 24] zwischen Dinar, Afiun Karahissar und
Koniah.
Gleichzeitig unternahmen Heberdey und Wilhelm eine archäologisch-topographische Reise durch das RauheKilikien, wobei sie namentlich
die Küste von Korakesion bis Soloi und den Unterlauf des Kalykadnos (Gök-su) untersuchten, während Buresch
bisher unbekannte Teile von Lydien durchforschte. Gleichfalls in Kilikien reisten 1891 ProfessorRamsay, der aber durch Erkrankung
an der vollen Ausführung seiner Pläne gehindert wurde, Hogarth und Munro, hauptsächlich im archäologischen Interesse. -
Über die Missionsthätigkeit in Asien vgl. Mission.
wurde 1884 in ihren Ruinen vom GrafenKarl Lanckoroński und den ProfessorenPetersen und Niemann untersucht
und eingehend geschildert von Graf Lanckoroński, »StädtePamphyliens und Pisediens« (Bd. 1. Wien
[* 30] 1890).
Der Eurymedon, berühmt durch KimonsSieg über die Perser, war bis hier herauf schiffbar, so daß Aspendos, obwohl 12 km vom Meer gelegen,
doch Seeverkehr hatte und zugleich einer festen Lage auf einem ringsum steil abfallenden Vorhügel des Tauros sich erfreute.
Die vorhandenen Reste gehören, von einigen Inschriften abgesehen, der römischen Kaiserzeit an. Auf der
Akropolis
[* 31] ist namentlich die großartige Agora mit Markthalle, Nymphäum, Basilika
[* 32] und gedecktem Theater
[* 33] zu nennen. Vom nördlichen
Gebirge her führte ihr eine gewaltige Leitung (1. christl. Jahrh.),
welche zugleich als Viadukt diente, das nötige Wasser zu. In der Unterstadt, welche sich östlich und
südlich an die Burg anlehnte, haben sich namentlich Reste von zwei Thermengebäuden, eines Stadium und des etwa 7500 Personen
fassenden Theaters mit überreich verzierter Bühnenwand (aus der Zeit des AntoninusPius) erhalten.
Die 14. Generalversammlung der AstronomischenGesellschaft (vgl. Bd. 1, S. 981) wurde vom 5. bis in
München
[* 34] abgehalten und war von mehr als 60 Mitgliedern der Gesellschaft aus allen Erdteilen besucht. Die erste Sitzung wurde 5. Aug. von
dem Vorsitzenden der Gesellschaft, Gyldén - Stockholm,
[* 35] mit
einer Begrüßung der Mitglieder und Ehrengäste eröffnet, worauf
der Minister v. Müller die Versammlung im Namen der bayrischen Staatsregierung willkommen hieß. Es gereiche,
so führte derselbe aus, Bayern
[* 36] zur Ehre, eine so angesehene Gesellschaft in MünchensMauern tagen zu sehen, und er sehe darin
eine Anerkennung der Förderung, welche die Staatsregierung der astronomischen Wissenschaft hat zu teil werden lassen. Dem Dank
des Vorsitzenden folgten Mitteilungen über verstorbene Mitglieder, wobei besonders der Verdienste von
Schönfeld - Bonn
[* 37] (gest. und Oberst Gautier - Genf
[* 38] (gest. gedacht ward; auch wurde noch erwähnt, daß der
Vorstand dem hochverdienten englischen Astronomen Airy zu seinem 90. Geburtstag die Glückwünsche der Gesellschaft dargebracht
habe. Es folgte nun der Bericht des Vorsitzenden über die wissenschaftliche Thätigkeit der Gesellschaft,
deren Hauptgegenstand seit 1865 das große Zonenunternehmen bildet, welches bezweckt, auf Grund von Meridianbeobachtungen
ein Verzeichnis der Positionen aller Fixsterne
[* 39] bis herab zur 9. Größe herzustellen.
In der zweiten Sitzung, 6. Aug., legte zunächst Seeliger verschiedene eingelaufene wissenschaftliche Werke vor, darunter auch
den 2. Band
[* 45] der neuen »Annalen« der MünchenerSternwarte,
[* 46] dabei Worte warmer Anerkennung seinem Vorgänger
J. v. Lamont widmend, dessen Schriften auch jetzt noch dem Astronomen vielseitige Anregung zu bieten vermögen. Bruns brachte
dann die Frage betreffs anderweitiger Aufstellung der Bibliothek der Gesellschaft zur Sprache, für welche die bisher benutzten
Räume zu klein geworden sind, und es wurde schließlich dem Antrag, des Vorstandes entsprechend beschlossen,
dieselbe vorläufig in den zur Verfügung gestellten Räumen der neuen Leipziger Universitätsbibliothek unterzubringen.
Demnächst schritt man zur Wahl des Ortes der nächsten Generalversammlung (1893). Einladungen lagen von Innsbruck
[* 47] und Utrecht
[* 48] vor, die Mehrheit entschied für Utrecht. Nach Erledigung dieser geschäftlichen Gegenstände folgten wissenschaftliche Vorträge.
Franz -Königsberg berichtete über einige seiner neuern Arbeiten, insbesondere über seine Untersuchungen
bezüglich der Gestalt des Mondes und über die von ihm vorgeschlagene Methode, bei Durchgangsbeobachtunqen des Mondes statt
des Randes einen hellen Krater
[* 49] zu benutzen. Dann machte Gyldén Mitteilung über die Beratungen, welche der Vorstand bezüglich
der zukünftigen Bearbeitung der kleinen
¶
mehr
Planeten
[* 51] gepflogen hat. Bisher sind, wie Förster - Berlin darlegte, die Bahnberechnungen sämtlicher Planetoiden mit den Mitteln
des Berliner
[* 52] »Astronomischen Jahrbuchs« ausgeführt worden. Die von Jahr zu Jahr wachsende Zahl dieser Körper hat aber die
Arbeitslast derart vergrößert, daß sich dieselbe mit den dem Jahrbuch zu Gebote stehenden Kräften nicht
mehr bewältigen läßt, und die Redaktion des Jahrbuchs hat sich daher entschließen müssen, die Bearbeitung zu beschränken
auf diejenigen unter den kleinen Planeten, welche entweder der Erde nahekommen und sich daher zu Parallaxen-Bestimmungen eignen,
oder die dem Jupiter nahekommen und zur Berechnung der Masse desselben dienen können, oder die ihrer größern
Helligkeit halber sich zu photometrischen Messungen eignen.
Anderseits ist aber eine genaue Kenntnis des Systems der kleinen Planeten noch nach vielen Seiten hin von so hoher Wichtigkeit,
daß die Astronomen nicht nur in Deutschland,
[* 53] sondern auch in Frankreich (von seiten des PariserLängenbüreaus) und Nordamerika
[* 54] auf Mittel gesonnen haben, wie die Berechnung dieser Körper in Zukunft zu ermöglichen sei. Allgemeinen
Anklang fand unter diesen Umständen der Antrag des Vorstandes der Gesellschaft, eine internationale Kommission zu ernennen,
welche die Ansichten der Fachgenossen über die zukünftige Behandlung zu sammeln und namentlich auch die nötigen Schritte
zur Erlangung der erforderlichen Geldmittel zu thun hätte.
Die Vereinigung gibt in zwanglosen Zwischenzeiten erscheinende Hefte »Mitteilungen«,
redigiert von Förster, heraus, deren erste Anleitung geben zur Beobachtung der sogen. leuchtenden Wolken, Sternschnuppen und
Meteore sowie des Zodiakallichtes. Ferner fügte Förster noch einige Bemerkungen bei über wolkenartige Gebilde an den Grenzen
[* 67] unsrer Atmosphäre. Mitteilungen von Wolf - Heidelberg
[* 68] nach scheint es,
als wenn in den obersten Höhen unsrer
Atmosphäre außer den in den letzten Jahren besonders von Jesse fleißig beobachteten leuchtenden Wolken auch noch sehr zarte,
lichtschwache Wolkengebilde vorhanden sind, die nur mit Hilfe photographischer Daueraufnahmen (bis zu 20 Min. Dauer) sichtbar
werden und wahrscheinlich noch höher schweben als jene. Schließlich zeigten noch Wolf - Heidelberg und
Weiß - Wien äußerst gelungene Photographien von Sterngruppen und Mondlandschaften
[* 69] vor.
In der Nachmittagssitzung sprach die Versammlung auf Försters Anregung der von Krüger und Kreutz in Kiel
[* 70] geleiteten Zentralstelle
für astronomische Telegramme ihren Dank aus. Dann berichtete Deichmüller - Bonn über seine Bearbeitung
von Argelanders Sonnenbeobachtungen und Brendel – Berlin über die von ihm in Aussicht genommenen Tafeln der kleinen Planeten.
Dem letztern Unternehmen vermag die Gesellschaft, wie Gyldén mitteilte, eine Unterstützung von 500 Doll. zu gewähren, die
aus einer amerikanischen Stiftung stammen.
Konstante. Für einige der wichtigsten astronomischen Zahlwerte hat Harkneß aus
den vorhandenen Bestimmungen mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung folgende Werte abgeleitet:
kommt im Altertum als aus dem Griechischen nicht zu erklärender Name an sechs Stellen in der Südhälfte des
Ägäischen Meeres vor: außer der jetzt Astropalia genannten Insel für Orte auf Samos, Kos und Rhodos und für Vorgebirge in Attika
und Karien. HeinrichKiepert hat nachgewiesen, daß diese sämtlichen Lokalitäten in ihrer äußern Gestaltung
insofern übereinstimmen, als sich stets zwischen zwei Bergen
[* 76] eine tiefe Einsattelung findet, und erklärt den Namen aus der
semitischen Verbalwurzel spl als »Erniedrigung«. Offenbar sind es Phöniker gewesen, denen diese wie so manche andre Namen
an den griechischen Küsten ihren Ursprung verdanken.
des Seelenlebens. Als geistigen Atavismus bezeichnet Mantegazza die Wiederkehr von psychischen Charakteren der anthropomorphen
(menschenähnlichen) Vorfahren bei Menschen höherer Rasse. Dieses regressive Phänomen des Denkens und Empfindens kann sich
äußern:
1) durch Stehenbleiben der psychischen Entwickelung in ihrem kindlichen Stadium;
2) durch Auftreten von geistigen Eigenschaften, die eine Anzahl von Generationen übersprungen haben und
unter begünstigenden Umständen nun auf einmal wieder zum Vorschein kommen. Letzteres ist insbesondere dann der Fall, wenn
die Hemmungszentren (d. h. die im menschlichen Gehirn
[* 77] enthaltenen Apparate, welche die Beherrschung der niedern sinnlichen
Regungen durch die höhern Instinkte ermöglichen) durch außergewöhnliche Verhältnisse außer Kraft gesetzt
werden und nunmehr jene bestialischen Triebe, wie sie zweifelsohne dem Urmenschen eigentümlich waren, wieder die Oberhand
gewinnen.
Als ein solcher der unter außergewöhnlichen, das Gleichgewicht
[* 78] der Zentren im Gehirn störenden Umständen zu stande kommt,
ist es z. B. zu betrachten, wenn beim Schiffbruch vom Hunger gepeinigte Angehörige von Kulturvölkern zu
Menschenfressern werden. Je nach der Erscheinungsform unterscheidet Mantegazza verschiedene Arten von psychischem Atavismus, nämlich:
1) Atavismen der Ernährung, die am deutlichsten im Kindesalter zu Tage treten und sich z. B. darin äußern, daß der Mensch,
wenn er sich selbst überlassen wird, in den ersten Jahren seines Lebens vegetabilische Nahrung (Obst, saure
oder süße Speisen u. dgl.) bevorzugt.
2) Atavismen der Muskelbewegung und Mimik
[* 79] (Vorliebe der Kinder für Herumwälzen auf der Erde, Klettern und Schaukeln auf Bäumen,
unbewußtes Beißen von Gras, Knabbern an Strohhalmen u. dgl.).
3) Geschlechtliche Atavismen (Bisse und sonstige automatische Thätlichkeiten, wie sie die gegenseitigen Liebkosungen beider
Geschlechter nicht selten begleiten).
4) Atavismen der Grausamkeit (blutdürstige Neigungen, die dem Menschen noch von der Urzeit her anhaften und auf der Jagd, im
Kriege, im Duell, bei den spanischen Stiergefechten, den in England beliebten Hahnenkämpfen u. dgl. sich gegenwärtig noch
bethätigen). Psychische Atavismen äußern sich ferner noch in der Vorliebe für bestimmte Beschäftigungen;
dieselben können unter Umständen sogar
ein Charakteristikum bestimmter Völker oder der Anhänger von gewissen religiösen
Bekenntnissen abgeben. So sind z. B. die furchtsamen und angstvollen Bewegungen vieler Juden als eine auf die langjährigen
Verfolgungen von seiten der Christen zurückzuführende besondere Form des psychischen Atavismus aufzufassen; der würdevolle Gesichtsausdruck
des heutigen Römers erinnert an ein Volk, das während vieler Jahrhunderte den Erdkreis beherrschte etc.
dient in einem bedeutenden Teil Irlands, vorwiegend in dem von Protestanten bewohnten nördlichen Teil
der Insel, als Berauschungsmittel. Erst etwa 30 Jahre besteht die Unsitte des Äthertrinkens; sie soll die Folge der von dem
PriesterMatthews eingeführten Temperanzreform sein. Die Leute entsagten dem Branntwein und griffen zum
schneller berauschenden billigern Äther, der von Apothekern, Kaufleuten, Hausierern massenhaft verkauft wird. Die jedesmalige
Dosis schwankt zwischen einem Theelöffel und einem Weinglas.
Man wäscht sich mit Wasser den Mund aus, gießt den Äther in ein Weinglas, klemmt die Nase
[* 80] fest zu und
schlingt das Getränk schnell hinunter. Die Berauschung macht verschiedene Stadien durch. Das Gesicht
[* 81] rötet sich, es tritt
eine unterdrückte Aufregung ein, die Muskeln
[* 82] erschlaffen, seltsame Träume stellen sich ein, und schließlich kommt die Bewußtlosigkeit.
Diese ist jedoch nicht von langer Dauer, jedenfalls nicht so anhaltend wie bei der alkoholischen Berauschung.
Auch die Nachwirkungen sind von denen des Alkoholrausches verschieden. Kopfweh und Übelkeit bleiben aus, dagegen stellen
sich Verdauungsstörung, Dahinbrüten, Trübsinn und bei Mädchen hysterische Anfälle ein. Bei Gewohnheitstrinkern bemerkt
man lange anhaltende Bewußtlosigkeit, Zerstörung der Willenskraft, Halluzinationen und Unfähigkeit, zwischen Vision und Thatsachen
zu unterscheiden. Das schlimmste ist, daß Kinder bereits dem Laster frönen; körperlicher und geistiger
Ruin ist die Folge. Ein Ausschuß unter Playfairs Vorsitz hat viele dieser Übelstände ans Licht gebracht, wie ihnen aber abzuhelfen
ist, darüber gehen die Ansichten auseinander.
Elektrizität.
[* 83] Die Erwägung, daß der Blitz nur durch Größe, aber nicht im Wesen
der Erscheinung verschieden sei von dem künstlich erzeugten elektrischen Funken, führte dazu, daß man die in der Luft vermutete
Elektrizität durch geeignete Vorrichtungen zum Erdboden herabzuleiten und hier wahrnehmbar zu machen suchte. Abbé Mazeas
(1751), BenjaminFranklin (1751), DeRomas (1752) stellten zuerst solche Experimente an, indem sie Drachen
an leitenden Schnüren aufsteigen ließen und bei Gewittern das Vorhandensein erheblicher elektrischer Spannungen in den höhern
Luftschichten nachwiesen.
Diese Versuche erregten vielfaches Interesse und fanden zahlreiche Ergänzungen durch andre Forscher. Le
[* 84] Monnier (1752) und bald
darauf Musschenbroek (1756) entdeckten, daß beständig und nicht bloß zur Zeit von GewitternElektrizität
in der Luft vorhanden sei, und der erstere vermochte bereits eine regelmäßig mit der Tageszeit stattfindende Änderung in der
Stärke
[* 85] der elektrischen Erscheinungen zu erkennen. Weil aber der an leitender Schnur aufgestiegene Drache
[* 86] zwar ganz deutliche
elektrische Funken hergab, Messungen hingegen bei der Veränderlichkeit seiner Stellung nicht wohl zuließ,
so wurde zum Aufsammeln der Elektrizität von Beccaria (1758) ein fest und isoliert in der Luft ausgespannter Draht
[* 87]
¶
mehr
angewandt, von welchen durch einen Verbindungsdraht die Ladung dem Meßapparat zugeführt wurde. Cavallo (1777) verwandte zum
Aufsaugen die in veränderlicher Höhe anzubringende Spitze einer Metallstange, mit welcher auch Saussure (1786) viele Versuche,
namentlich auf Reisen, anstellte. Durch Volta (1788) wurde das Strohhalmelektroskop eingeführt, welches eine wirkliche exakte
Messung gestattete, und zugleich ersetzte er die Metallspitze durch eine brennende Lunte oder Flamme,
[* 89] von
welcher ein Draht isoliert zum Elektroskop
[* 90] führte.
Bei diesen und vielen andern Versuchen, so z. B. den bekannten von Schübler in Tübingen,
[* 91] ging man von der Meinung aus, daß
es wirklich die Luft selbst sei, deren elektrische Ladung man zu bestimmen suchte. Daß dies irrig sei,
zeigte Erman (1803) durch folgende Thatsachen: Wird der Aufsaugapparat (Lunte, Flamme) zuerst zur Erde abgeleitet, dann isoliert
und nun eine kleine Strecke emporgehoben, so zeigt das Elektroskop eine Ladung an, und zwar bei klarem, ruhigem Wetter
[* 92] von positivem
Vorzeichen;
letzteres ist negativ, wenn der Apparat auf gleiche Weise nicht gehoben, sondern gesenkt wird.
Die Wirkung blieb indessen aus, wenn der Apparat nur horizontal verschoben und weder dem Boden, noch einem darauf stehenden
Gegenstand (Haus, Baum) genähert oder davon entfernt wurde. War der ganze Apparat in eine Glashülle eingeschlossen und somit
völlig vor einem Kontakt mit der äußern Luft bewahrt, so zeigte sich der Verlauf hierdurch nicht beeinflußt.
Demnach konnte nicht eine elektrische Ladung der Luft die beobachteten Erscheinungen hervorrufen, sondern dieselben waren als
Folge der Induktion
[* 93] seitens des elektrisch geladenen Erdballes zu betrachten.
Ähnlich beobachteten Peltier (1836), Quetelet (1849), Dellmann (1853), Palmieri (1854), Secchi (1861),
Hankel (1856), W. Thomson (1856), Mascart (1883),Dufour (1883), Roiti (1884) u. a.
Thomson führte neue exaktere Meßapparate sowie den Wasserkollektor ein, bei welchem aus einem isolierten Gefäß
[* 94] ein sehr
feiner Wasserstrahl austritt und durch seine aufsaugende Wirkung das im Gefäß befindliche Wasser sowie den damit verbundenen
Meßapparat ladet. Pellat (1885) fand, daß von den verschiedenen Aufsaugapparaten
die Flammen am besten, Lunten am schlechtesten wirken.
Wie Erman, so sprach auch Peltier die Meinung aus, daß die Erde eine, und zwar negative, elektrische Ladung habe, und daß
man deshalb beim Emporheben des Aufsaugapparats denselben positiv elektrisch im Vergleich zur Erde finden
müsse. Dellmann dagegen behauptete (1861), es sei die Erde nur elektrisch durch Influenz von seiten der Wolken und der Luft.
In den letzten Jahren sind zahlreiche Messungen der atmosphärischen ElektrizitätdurchL.Weber, F. Exner, Elster
[* 95] und Geitel
u. a. ausgeführt worden, und es ist hierdurch eine beträchtliche Menge von Erfahrungen gewonnen, aus
denen ein wenn auch noch lückenhaftes Gesamtbild hergeleitet werden kann.
Man bedient sich nach Exner eines mit zwei dünnen Aluminiumblättchen versehenen Elektrometers, um aus der Divergenz der Blättchen
die elektrische Spannungsdifferenz zwischen dem Boden und einem höhern Punkt oder auch zwischen zwei verschieden hohen Stellen
in der Luft zu messen. Dabei werden die isoliert im Gehäuse des Elektrometers hängenden Blättchen mit
einer Flamme oder einem Wasserkollektor verbunden und das Gehäuse mit dem Boden oder eventuell mit einem zweiten in andrer
Höhe befindlichen Aufsaugapparat.
Die
Divergenz der Blättchen ist dann ein Maß für die Spannungsdifferenz an den beiden zu vergleichenden
Stellen und ergibt das »Potenzialgefälle« am Beobachtungsort, d. h.
die Zunahme der Spannung mit wachsender Höhe über dem Boden. Ist z. B. ein Spannungsunterschied von 3000 Volts in 5 m Höhe
gegen den Boden gefunden, so beträgt das Potenzialgefälle für je 1 m 600 Volts; man sagt alsdann, es sei
gleich 600 »Voltmeter«. Es wird als positives oder negatives Potenzialgefälle bezeichnet, je nachdem die höhern Stellen positiv
oder negativ elektrisch gegen die tiefern erscheinen.
Die bisherigen ältern und neuern Messungen stimmen nun darin überein, daß das Potenzialgefälle bei normalem Wetter, d. h.
bei klarem Himmel
[* 96] und ruhiger Luft, stets positiv zu sein pflegt, entsprechend der erwähnten Annahme, nach
welcher die Erde negative Ladung besitzt und also beim Entfernen von ihr ein Körper der abnehmenden Wirkung jener negativen
Ladung unterliegt und positiv elektrisch erscheinen muß. Untersucht man die Flächen gleicher Spannung (Niveauflächen), so
sind sie über ebenem Boden diesem parallel; den Unebenheiten schmiegen sie sich derartig an, daß z. B.
eine Erhebung (Fels, Haus) von einer lokalen Emporwölbung der Niveauflächen begleitet ist.
Da aber solche Wirkung nur bis zu einer gewissen begrenzten Höhe hinaufreicht, so müssen über dieser Höhe die Niveauflächen
in regelmäßiger Form verlaufen und sich der Umgebung anschließen. Demnach sind die untern und lokal
aufwärts verschobenen Niveauflächen dichter aneinander gerückt als in der Umgebung; mit andern Worten: es erscheint das
Potenzialgefälle über einer solchen Erhöhung größer, weil mehr Niveauflächen in der gleichen Höhenschicht liegen, als
in der Ebene. So fand Exner auf der Spitze des 1780 m hohen, isoliert stehenden Schafbergs ein Potenzialgefälle
von 318 Voltmeter, während nahe dabei am Ufer des St. Wolfgangsees nur 68 Voltmeter gemessen wurden. An einer steilen Felswand
von etwa 200 m Höhe überzeugte er sich gleichfalls davon, daß die Niveauflächen hier der Bodenform folgten, denn dicht
neben dem Fels, in 5 m Abstand, war ein Potenzialgefälle überhaupt nicht zu bemerken, weil die Niveaufläche
hier der Wand parallel und also senkrecht verlief, so daß man in verschiedenen Höhen immer die gleiche Spannung fand. In 35 m
seitlichem Abstand betrug am Boden das Potenzialgefälle 2, in 100 m Abstand 10 Voltmeter. Zu diesen Versuchen dienten kleine,
mit Wasserstoff gefüllte Ballons, welche, mit einer Lunte versehen, an einem sehr feinen Messingdraht aufstiegen,
während das untere Drahtende mit einem Elektrometer
[* 97] verbunden war.