haltenden
Rohre, das
oben eine 1,30 m weite Öffnung hatte, in welcher ein Marinereflektor angebracht war; durch
die entgegengesetzte, sich am Erdboden befindliche Öffnung wurde alles, was
oben der Luftzug hineinzog in eine verdeckte
Grube geschleudert; von zwei
Lokomobilen
[* 2] erzeugte eine das
elektrische Licht, während die andre den
Exhaustor betrieb.
Entgegen der bisherigen
Annahme ergab sich, daß nicht nur Männchen, sondern in gleicher Anzahl Weibchen angeflogen kamen.
Die Zahl der in einer günstigen
Nacht vertilgten
Schmetterlinge
[* 3] wurde bis zu 200,000 geschätzt. Es ließ sich jedoch trotz
aller Vertilgungsmaßregeln während der Flugzeit der Nonne keine Abnahme derselben nachweisen; das Auftreten des
Schmetterlings wurde außer aus zahlreichen Wäldern
Oberbayerns auch aus
Niederbayern,
Schwaben,
Mittelfranken, vom
Bodensee
und einigen
PunktenWürttembergs,
Österreichs und Norddeutschlands gemeldet. Nach der Eiablage fanden sich die
Eier
[* 4] in beträchtlicher
Höhe des
Stammes, meist zwischen 15-20 m. Die Eiernester enthielten 50-150
Stück; auch in den Gipfeln fanden sichEier,
in denen sehr alter
Bäume bis zu 2000
Stück.
Außer den Vorschriften für die Vertilgung zur Zeit des Raupenfraßes, der Puppenruhe und der Schwärmzeit des Schmetterlings
im Frühjahr und
Sommer 1890 hat die bayrische Forstdirektion Maßregeln vorgeschrieben, die während des
Herbstes,
Winters
und Frühjahrs des folgenden
Jahres zur Ausführung zu bringen sind. Demnach sollen außer dem Absuchen
der
Eier und der jungen
Raupen, den sogen.
Spiegeln, solche Bestände, deren Kahlfraß zu erwarten ist, bis spätestens Juni 1891 zum
Abtrieb gelangen, in allen andern weniger befallenen
Ständen sollen Raupenringe und Raupengräben angelegt werden. Die meiste
Hilfe ist aber von natürlichen Feinden der Nonne, besonders
Schlupfwespen, Schmarotzerfliegen (Tachinen)
und
Schmarotzerpilzen zu erwarten, welche sich allerdings während des
Jahrs 1890 noch nicht in genügender Zahl gezeigt haben.
Litteratur1885-90.Auf dem Gebiete der
Lyrik sind die Amerikaner in der Neuzeit überaus fruchtbar
gewesen; doch wurde nur wenigen Dichtern ein wirklicher Erfolg zu teil. Der greise Walt
Whitman, der viel
angefeindet, neuerdings aber von der
Kritik glimpflicher behandelte Verfasser der »Leaves of grass« (deutsch
in Auswahl von K.
Knortz und T. W. Rolleston, Zürich
[* 5] 1889) hat 1888 eine Gesamtausgabe seiner poetischen und prosaischen
Schriften
in einem
Bande erscheinen lassen. Er ist unstreitig der amerikanischte aller Dichter, und seine radikale
Gesinnung, die er auch konsequent im
Leben bethätigt hat, dürfte schwerlich ihresgleichen in der Litteratur aller
Völker
finden.
Auch
SidneyLanier, der besonders in den Südstaaten hoch verehrt wird, veranstaltete endlich eine Gesamtausgabe seiner Gedichte
(1885); eine neue
Ausgabe vonWilliamCullenBryants Gedichten veranstaltete
ParkeGoodwin (1886), der auch
BryantsTagebücher und Briefwechsel in 2
Bänden veröffentlichte.
EmmaLazarus (»Poems«, 2 Bde.,
1889) behandelt mit Vorliebe ernst und würdevoll jüdische
Stoffe. »Before the curfew« (1885) betitelt
sich das neueste poetische Werk des greisen Oliver Wendell
Holmes, größtenteils aus Gelegenheitsgedichten bestehend,
die jedoch den an dem Verfasser gewohnten
Humor häufig vermissen lassen.
JamesRussellLowells von einem unwandelbaren
Optimismus durchdrungene Gedichte
»Heart's ease and rue« (1888) zeigen den Dichter
noch in seiner alten
Frische.
Thomas B.
Aldrich, bisher hauptsächlich durch anmutsvolle
Erzählungen und einige reizende
Lieder
bekannt, hat sich nun auch in einem größern
Epos aus der Zeit der
KöniginElisabeth (»Wyndham
Towers«,
Bost. 1889), das sich durch leicht fließende, wohllautende
Sprache,
[* 6] packende, gemütvolle Schilderungen und lebendige
Handlung
auszeichnet, versucht.
Als eine tief fühlende, vom
Ernste des
Lebens ergriffene und melancholisch gestimmte Dichterin zeigt sich
Rose Terry
Cooke (»Poems«,
1888); zierliche, zarte
Schöpfungen von ungleichem
Werte sind die
»New songs and lyrics« von Nora
Perry (1887).Margaret J. ^[Junkin]
Preston ließ 1887 die Gedichtsammlungen
»Colonial ballads«, eine form- und sprachgewandte Bearbeitung
alter Kolonialüberlieferungen (Pokahontas,
JohnSmith, Die
Puritaner, u. a.) und eine Sammlung religiöser
Dichtungen: »For
love's sake«, erscheinen.
Nach jahrelangem Schweigen hat
Elizabeth Akers, die durch ihr
Lied
»Rock me to sleep« allgemein bekannte
Dichterin, wieder einmal von sich hören lassen (»The silent bridge, and other
poems«, 1886). Während sich die vorhin erwähnte Südländerin
MargaretPreston längst mit den
Folgen des
Bürgerkriegs ausgesöhnt
hat, kann die Dichterin
AnnieKetchum-Chambers
(»Christmas carillons, and other poems«, 1888) immer noch
nicht die Vernichtung der
Konföderation verwinden und hofft jetzt noch auf die Wiederkehr der verschwundenen patriarchalischen
Zustände des
Südens.
Neuerdings ist sie zum
Katholizismus übergetreten. Sie behandelt mit einer gewissen Vorliebe klassische Themata; doch lassen
ihre Gedichte kalt und entbehren vor allem der echt amerikanischen
Gesinnung.
HelenJacksons »Sonnets and
lyrics« (1887) sind gefühlvoll und ansprechend, doch etwas fatalistisch angehaucht.
StuartSterne
(Pseudonym für
Marie Blöde)
kann man mit
Fug und
Recht die amerikanische Betty
Paoli nennen. Wie in ihren frühern Werken, so verleiht sie auch in »Beyond
the shadows« (1888) dem
Schmerze des
Weibes, dessen Sehnsucht nach
Liebe unbefriedigt geblieben, und dem
die Entsagung schwer geworden ist, einen wehmütigen, tief gefühlten
Ausdruck.
Frau E. T. Corbetts »Rustic rhymes« (1885),
humoristisch gefärbte
Szenen aus dem amerikanischen Farmerleben, erinnern vielfach an
Will.
Carleton, ohne jedoch dessen Gemütstiefe
zu erreichen. Harriet P. Spofford besang, allerdings in sehr trocknem
Tone, in »Ballads about authors«
(1887) Erlebnisse englischer Dichter. Zahlreiche gelungene Übersetzungen deutscher
Lieder sind in J. Luela
Smiths'
^[Jane Luella
DowdSmith]
»Wind flowers« (1887) enthalten; ihre Originalgedichte sind meist frommen
Charakters.
Von den übrigen Dichterinnen der Gegenwart verdienen noch Erwähnung: Edith M.Thomas, Caroline
Field, Alice
Brotherton, Lizette W.
Reese, Celia Thaxter. Gehaltlose Reimereien gibt
Will.
Carleton, der Dichter der gemütreichen Farmballaden,
in den
»City ballads« (1885); vorwiegend didaktisch sind
George Raymonds
»Sketches in song« (1887) und Horatio Nordamerikanische Powers'
»Ten
years of song« (1887). Der 1890 verstorbene
Professor Frederic Hedge, der sich durch sein Wirken für
deutsche
Philosophie und Litteratur in
Amerika
[* 7] hervorragende
Dienste
[* 8] erworben hat, veröffentlichte im
Verein mit
FrauA.L. Wister
»Metrical translations« (1888),
sorgfältige
Übertragungen deutscher
Lieder, wie solche auch in
Joseph H. Dubbs'
»Home ballads«
(1888) zu finden sind, während des EssayistenThomas W.
Higginson Gedichtsammlung »The afternoon landscape« (1889)¶
während H. B. Carpenters anspruchsvolles Gedicht »Liber Amoris« (1887) einen höchst unbefriedigenden
Eindruckhinterläßt.Thomas B. Peacocks »Poems of the plains« (3. Aufl.
1889; mit biographischer Einleitung von Prof. Supplée) enthalten Naturbilder, die mit zu den
besten gehören, welche die amerikanische Poesie der Gegenwart aufzuweisen hat. In den Gedichtsammlungen von Stokeley S. Fisher,
einem Geistlichen (»Poems«, 1884; »FannyFay«, 1887; »Lelia Lee«, 1888),
waltet der Ton gläubiger Ergebung vor. S. Weir Mitchell
sucht in »The cup of youth, and other poems« (1889)
den Mangel an natürlicher Begabung durch elegante Sprache und zahlreiche klassische Anklänge zu ersetzen. Zu guten Hoffnungen
berechtigt der junge, besonders im kurzen Liede ausgezeichnete Clinton Scollard (»With reed and lyre«, 1887). JohnBoyle O'Reilley,
der 1890 verstorbene irisch-amerikanische Journalist, verleiht in seiner Gedichtsammlung »In
Bohemia« (1886) der Liebe zu seinem Geburtsland rührenden Ausdruck.
Frank D. Shermans »Madrigals and catches« (1887) bestehen aus leichten, einfachen, aber lesbaren Versen. O. C. Auringer, der
sich früher durch seine »Voices of a shell« als gewaltiger Naturmaler,
besonders aber als begeisterter Sänger des Meeres einen geachteten Namen errungen hat, zeigt sich auch
in »Scythe and sword« (1887) als ernster Verehrer
des Naturlebens. Von den Gedichten IrvinRussels (gest. 1879 in New Orleans) ist erst 1888 zu New York eine Gesamtausgabe erschienen.
Eine melancholische, für amerikanische Verhältnisse viel zu unpraktische Natur, beständig im Kampfe mit den Widerwärtigkeiten
des Lebens, die auch auf seine Gedichte einen düstern Schatten
[* 10] warfen, warRussel der erste Dichter des
Südens, der im Neger einen Leid und Freude empfindenden Menschen erblickte. Seine Darstellungen aus dem Negerleben sind reich
an natürlichem Humor. NachdemThomasNelsonPage mit seinen Prosaerzählungen aus dem Sklavenleben (»In ole Virginia«, 1887)
Glück gehabt, ließ er denselben in Verbindung mit A. C. Gordon auch eine im Negerdialekt verfaßte Gedichtsammlung
(»Befo de war«, 1888) folgen, in denen hauptsächlich das Dichten und Trachten der Neger vor dem Bürgerkriege geschildert wird.
Stoffe aus dem Indianerleben haben Truman H. Purdy (»Legends of the Susquehanna«, 1888) u. GeorgeAdams (»Siouska,
and other poems«, 1886) poetisch behandelt. In Isaac R. Pennypackers »Gettysburg, and other poems« (1890) behandelt das Titelgedicht,
eins der wenigen »patriotischen« Gedichte, die genießbar sind, in schwungvoller
Sprache die blutige Schlacht von Gettysburg, durch welche die Macht der Südländer gebrochen ward. DidaktischenInhalts ist das
EposWalterL.Campbells: »Civitas: the romance of our nation's life« (1887). Von andern Dichtern der Gegenwart
verdienen noch angeführt zu werden: J. J. ^[JamesJeffrey] Roche (»Songs and satyres«),
eigentliche Kriegslieder sind jedoch ausgeschlossen.
Von den Leistungen auf dem Gebiete der poetischen Übersetzungslitteratur sind außer den bereits angeführten
zu nennen: die Übertragung der »Gudrun« von Mary P. Nichols (1890);
Seit dem Erscheinen von »OnkelTomsHütte« hat kein Buch in Amerika ein solches Aufsehen erregt wie EdwardBellamys »Looking Backward«,
ein Bild des sozialen Zukunftstaates, zugleich eine vernichtende Kritik der jetzigen Zustände mit ihrer sich beständig erweiternden
Kluft zwischen arm und reich. Es wurde in die meisten Sprachen übersetzt und gilt uns hier als der Typus
der amerikanischen Tendenznovellistik auf sozialistischem Hintergrund, mit welcher die amerikanischen Novellisten die soziale Frage
der großen Masse, die sich nur selten an trocknen Fachschriften vergreift, nahegebracht haben.
Auch Henry D. Lloyd hat in der Novelle »A strike of millionaires against miners« (1890) die
Arbeiter gegen das von den Monopolisten ausgeübte Ausbeutungssystem kräftig in Schutz genommen. Soziale Zukunftsbilder von
New York entwerfen Anna B. Dodd, eine entschiedene Verehrerin deutscher Anschauungen und Sitten (»The Republic of the future«,
1887),
und Edward Boisgilberts Erzählung »Caesar's Column« (1890). Charles J. ^[Joseph] Bellamy hat in der Novelle »An
experiment in marriage« (1889) das Prinzip der freien Liebe verherrlicht. Von den amerikanischen Novellisten, welche den Tendenzschriftstellern
nicht zuzuzählen sind, steht William D. Howells in erster Reihe. Seine neuern Erzählungen (»April hopes«, »The
minister's charge«, »The rise of Silas Lapham« u. a.) zeichnen sich wie alle seine frühern Werke durch elegante,
aber ungekünstelte Sprache, sorgfältige Charakterschilderungen, gesunde, zuweilen allerdings etwas spießbürgerliche Anschauungen
aus; unbedeutend ist dagegen seine Posse »A sea-change« (1888). Daß der Humorist
Oliver Wendell Holmes ein Mediziner ist, kann er nirgends verleugnen, so auch nicht in seiner Novelle »A moral antipathy« (1886),
übrigens eine seiner schwächsten Arbeiten.
Bret Harte hat in den letzten Jahren einen lobenswerten Fleiß entwickelt, ohne aber mit seinen Schöpfungen
immer glücklich gewesen zu sein. Seine alten Vorzüge entfaltet er wieder in »By
shore and sedge«, drei kleinern frischen, humorvollen Erzählungen, von denen sich besonders die in Kalifornien spielende Novellette
»A ship of 49« durch feine, sorgfältig durchgeführte
Zeichnung des Hauptcharakters auszeichnet. Dagegen vermögen andre Erzählungen, wie »The
¶
in denen wir ebenso vielen Unwahrscheinlichkeiten wie unmoralischen Verhältnissen begegnen,
»Maruja«, worin er die spanische Zivilisation mit der amerikanischen in Kalifornien zu kontrastieren sucht, »A Phyllis in the
Sierras, and a drift from Redwood Camp«, zwei Erzählungen aus dem an Abenteuern reichen Leben der westlichen
Pioniere, nicht zu befriedigen. AndreErzählungen sind: »A waif on the Plains« und »A
Sappho of Green Springs«, die Geschichte einer jungen, schwer geprüften Witwe, die sich mit ihren Kindern in die Einsamkeit des
Waldes zurückgezogen hat und dort ihr Leid so lange in Liedern ausströmen läßt, bis ein alter, reicher
Holzhändler sie zur Frau begehrt.
Der Dichter Joaquin Miller hat die Hoffnungen, die man früher auf ihn setzte, leider zu schanden werden lassen. In »The
gold-seeker of the Sierras« (1885) sucht er in BretHartes Fußstapfen zu treten; in »The destruction of Gotham« (1886)
läßt er seiner Entrüstung über die Verbrechen und Grausamkeiten, die in New York unter dem Deckmantel
des Reichtums und der Wohlthätigkeit begangen werden, freien Lauf. George W. Cables »Strange stories from Louisiana« (1889) beruhen
auf wirklichen Begebenheiten aus dem Leben der Kreolen.
EdgarFawcett, bisher hauptsächlich als sprachgewandter Lyriker bekannt, ist in der Neuzeit fleißig auf
dem Gebiete der Novellistik thätig gewesen und hat eine große Anzahl Romane aus dem sozialen Leben der Amerikaner geschaffen,
von denen jedoch nur einer, nämlich »The evil men can do« (1889),
eine größere Popularität erlangt hat. Die geistige Hohlheit
der sogen. bessern Gesellschaft zu schildern, versteht Fawcett meisterhaft, so in »Divided lives« (1888)
wie in den Novellen »Miriam Balestier« (1888) und »A
daughter of silence« (1890). In dem aus mehreren philosophischen Abhandlungen bestehenden Werke »Agnosticism,
and other essays« (1889) zeigt er sich als ein Mann von entschieden radikaler Gesinnung, der mit allen religiösen Überlieferungen
gebrochen hat u. auch den in Amerika so seltenen Mut besitzt, dies öffentlich zu bekennen.
Auch Edgar Saltus, der Verfasser zweier Werke über den Pessimismus, hat sich neuerdings auf die Romanschriftstellerei verlegt.
Als sein bestes Werk ist »Mr. Incoul's misadventure« (1887) zu nennen. Seine Helden sind übrigens mehr passive Träger
[* 14] bestimmter
Ideen als frei handelnde Personen von ausgeprägter Individualität. Nachdem Albion W. Tourgee durch seine
humoristische Erzählung »A fool's errand« eine bedeutende Popularität erlangt hatte, hat er selten ein Jahr vergehen lassen,
ohne ein schriftstellerisches Lebenszeichen von sich zu geben. 1887 veröffentlichte er »Letters
to a king«.
Unter letzterm versteht er aber nicht etwa irgend ein gekröntes Haupt, sondern einen amerikanischen Jüngling,
den er zu einem zukünftigen Bürger der Republik erziehen will. Die Politik will er dadurch ihres oft widerwärtigen Charakters
entkleiden, daß er sie mit der Religion in Verbindung bringt. In einem Gespensterhause, in dem ein Hauptapostel der Mormonen
geboren wurde, spielt die Novelle »Button's inn« (1887),
reich an fesselnden Lokalschilderungen und an
interessanten historischen Bildern; in die Zeit der amerikanischen Revolution führt uns die Erzählung »With gauge and swallows«
(1889). »Pactolus Prime« (1890) geißelt die amerikanische Zivilisation der Gegenwart. JulianHawthorne hat sich in der letzten
Zeit hauptsächlich mit der Fabrikation von sensationellen Kriminalgeschichten, die er den
Aufzeichnungen
des Chefs der NewYorker Geheimpolizei entnahm, beschäftigt; auf litterarische Bedeutung können diese Produkte jedoch keinen
Anspruch machen.
Eine Sammlung von Aufsätzen über Litteratur und Verwandtes veröffentlichte er unter dem Titel: »Confessions and criticisms«
(1886). Der talentvolle, unter dem Pseudonym »Gath« schreibende und auf allen schönwissenschaftlichen
Gebieten thätige GeorgeAlfred Townsend schrieb eine historische Novelle: »Katy of Catoctin« (1886),
aus der Zeit der Negerbefreiung.
Den virginischen Neger zeigt uns die Erzählung »What might be expected« (1890) von FrankStockton, der in der Novelle »The great
war syndicate« (1890) den zukünftigen Krieg zwischen England und Amerika durch eine Gesellschaft führen
läßt, die sich kontraktlich verpflichtet hat, denselben in bestimmter Zeit zu Ende zu bringen, was ihr mittels der sonderbarsten
Erfindungen gelingt. Von ungewöhnlicher Erfindungsgabe zeugt George P. Lathrops Novelle »Would you kill him?« (1890); genaue
Kenntnis europäischer Verhältnisse verrätEdwardL. Bynners Erzählung »Agnes Surriage« (1887);John T.
Wheelwrights Novelle »A child of the century« (1887)
enthält die amüsante Lebensgeschichte eines BostonerAdvokaten und schildert in fesselnder Weise die Gesellschaft und das politische
Parteigetriebe der Bundeshauptstadt Washington.
[* 15]
Sarah Orne Jewett schrieb: »A white heron, and other stories« (1886),
eine Sammlung kleinerer Erzählungen, von denen besonders
die erste die geschickte Hand
[* 16] einer echten Dichterin erkennen läßt. MargaretHolmes beschreibt in »The
chamber of the gate« (1886)Szenen aus dem an Täuschungen und Kämpfen reichen Leben einer einfachen Familie in packender Weise.
»Uncle Lisha's shop« von Rowland E. Robinson (1888) enthält allerlei vom unverfälschten Yankeehumor durchwürzte Geschichten
aus dem Vermonter Landleben. Anna B. Dodds sonderbare Novelle »Glorinda« (1888) vermag höhere
Ansprüche nicht zu befriedigen.
Der talentvolle Reiseschriftsteller William Drysdale brachte außer Schilderungen aus Westindien:
[* 17] »In summer lands« (1885),
J. W. ^[James Whitcomb] Rileys Werk »The boss girl, and other sketches« (1886)
enthält frische, humoristisch gefärbte Skizzen aus dem Leben der Bewohner des Westens;
der Held einer neutestamentlichen Erzählung
von Eldridge S. Brooks: »A son of Issachar« (1890),
F. B. van
Vorsts nicht sehr erbauliche, aber einen ethischen Grundgedanken durchführende Erzählung »Without a compass« (1885) macht
uns mit den galanten Abenteuern reicher Spekulanten bekannt;
Von den neuern Werken über die Geschichte der Vereinigten Staaten
[* 21] ist bis jetzt noch kein einziges zum
Abschluß gelangt. James Schoulers »History of the United States« (neue Aufl. 1890,4 Bde.)
reicht nur bis zum Jahr 1849. Der Verfasser schreibt einen klaren, kräftigen Stil und behandelt sein reichhaltiges Material
mit kritischer Umsicht. Größer angelegt und wohl das bedeutendste Werk der neuern Geschichtschreibung Nordamerikas ist
MacMasters »History of the people of the United States from the revolution to the civil war«, von dem bis jetzt nur 2 Bände
erschienen sind.
MacMaster gefällt sich besonders in Detailmalereien, wozu ihm seltene Zeitungen und sonstige Dokumente den Stoff lieferten;
er behandelt scheinbar unbedeutende und von den andern Historikern nur beiläufig erwähnte Thatsachen
mit manchmal ermüdender Ausführlichkeit, doch erscheinen uns dadurch häufig die leitenden Personen in einem andern als
dem bisher gewohnten Lichte. Von HenryAdams' »History of the United States« (1890) liegen bis jetzt 4 Bände vor, welche die
beiden Amtsperioden des PräsidentenThomasJefferson behandeln.
Adams dokumentiert sich in diesen Bänden als geistreicher Enthusiast und edler Patriot; sein Stil ist glänzend und fesselnd.
ProfessorJohn Fiske, bisher hauptsächlich als Verteidiger der Darwinschen Evolutionstheorie bekannt, hat sich in der Neuzeit
die Aufgabe gestellt, die Geschichte Amerikas vom freisinnig-philosophischen Standpunkt aus zu beleuchten. Wenn er nun auch
in seinen Werken: »The critical period of American history« und »The
beginnings of NewEngland« (1889),
dem Geschichtsforscher gerade nichts Neues bietet, so sind denselben doch anziehende Sprache
und edle Gesinnung nachzurühmen. Daniel R. Goodloes Buch »The birth of the Republic« (1889),
eine erschöpfende Darstellung des Widerstandes der
amerikanischen Kolonien gegen das tyrannische Auftreten
Englands, berichtet auch besonders ausführlich über die dem Unabhängigkeitskrieg vorhergehenden Agitationen der amerikanischen
Patrioten. Die Behandlung der Geschichte der Neuenglandstaaten bildet von jeher ein Lieblingsthema der amerikanischen
Historiker, und selten vergeht ein Jahr, ohne daß nicht ein verdienstvolles Werk darüber erscheint. Da sich nun allmählich
in den genannten Staaten besonders in religiöser Hinsicht eine duldsamere u. humanere GesinnungBahn gebrochen
hat, so betrachtet man jetzt auch die alten puritanischen Pioniere mit ihrer starren Strenggläubigkeit und Unduldsamkeit
in einem andern Lichte als früher.
eine Fortsetzung seines frühern, bis 1677 reichenden Werkes »Quaker invasion
of Massachusetts«, führt die Geschichte der Quäker in Massachusetts bis 1724 fort, also bis zu dem Jahr,
in welchem ihnen größere Rechte eingeräumt und sie unter anderm auch von den Steuern befreit wurden, die zur Erhaltung der
offiziellen Geistlichen dienten. Hallowell ist ein eifriger Lobredner der Quäker und tritt den puritanischen Angriffen auf dieselben
energisch gegenüber.
einem Werke, das unstreitig als die unparteiischte religiös-politische Darstellung der betreffenden Periode bezeichnet
werden kann. Das Buch »Extracts from the journal of Elizabeth Drinker from 1759-1801« (1889) wirft interessante
Streiflichter auf die amerikanischen Kolonialzustände und zeigt besonders, welchen Verfolgungen die Quäker wegen ihres Glaubens,
hauptsächlich aber infolge ihrer Abneigung gegen den Krieg, ausgesetzt waren. Einen Einblick in das soziale Leben in den KolonienNeuenglands gewähren einige kleine Schriften, die Henry M. Brooks unter dem Titel: »The olden time series«
(1888) neu herausgegeben hat.
Aus dem Nachlaß von John G. Palfreys erschien der fünfte Band
[* 23] der »History of NewEngland« (1890). JohnBernards »Retrospections
of America 1797-1811« (hrsg. von Hutton u. Matthews, 1887) behandeln die frühern sozialen Verhältnisse Amerikas vom Standpunkte
des Schauspielers. Ein geborner Engländer, der in jenen JahrenAmerika als Schauspieler und Theaterdirektor
durchzog, zeigt sich Bernard in diesen Aufzeichnungen als geistreicher Beobachter von Land und Leuten wie als vortrefflicher
Satiriker, so daß sein Buch nicht nur eine belehrende, sondern auch erheiternde Lektüre bildet.
Das Theater
[* 24] der Kolonial- und Revolutionsperiode ist, beiläufig gesagt, von G. Seilhamer in 2 Bänden (1888) fachwissenschaftlich behandelt worden. Dem ziemlich vergessenen Diplomaten und Dichter der Revolutionsperiode JoelBarlow,
den Verfasser des Epos »The Columbiade«, hat C. B. Todd ein umfangreiches Buch (»Life and letters of JoelBarlow«, 1886) gewidmet,
in dem dessen verdienstvolles Wirken im Ausland zu gunsten Amerikas der Mitwelt ins Gedächtnis zurückgerufen
werden. Der um die Unabhängigkeit Amerikas hochverdiente französische GeneralLafayette fand endlich in Bayard¶
mehr
Tuckerman einen ausgezeichneten Biographen (1889), der bei allem Lobe doch auch die Schattenseiten seines Charakters hervorhebt.
R. S. Guernsey hat sich in seinem groß angelegten Werke »NewYork and vicinity during the war 1812-13« (1. Bd.
1890) die Aufgabe gestellt, den Anteil, welchen New York an dem zweiten Kriege gegen England nahm, vom militärischen
Standpunkt aus zu beschreiben.
Der NewYorkerPolitiker und Schriftsteller Theodore Roosevelt hat in seinem Werk »The winning of the West« (1889,2 Bde.) die
Entwickelung der Weststaaten ausführlich und anschaulich geschildert und uns darin ein interessantes und farbenreiches
Bild von dem Vordringen der weißen Bevölkerung
[* 26] bis zum StillenOzean geliefert. Dasselbe Thema behandelt
S. A. Drake in dem Werke »The making of the great West« (1887).Theodore H. Hittells gediegene »History of California« (1886)
schildert in klarer, fesselnder Sprache das Leben und Wirken der Spanier, Jesuiten und Indianer in dem Goldstaat. HubertBancrofts
monumentales Sammelwerk »History of the Pacific States of North America« ist bis auf wenige Bände vollendet.
Dem Wirken der Negertruppen während des Bürgerkriegs ist das Werk »Negro troops in the Rebellion« (New York 1887) von George
W. Williams gewidmet. In »War reminiscences« (New York 1888) beschreibtJohnL. Mosby, ein Oberst der Rebellenarmee, seine ans
Wunderbare grenzenden Fahrten, seine Einfälle in feindliches Gebiet und sein glückliches Entrinnen aus
der Gefangenschaft. Die in mehreren Auflagen erschienenen Memoiren der GeneraleGrant (deutsch, Leipz. 1886) und Sheridan (New York
1888) geben uns ein anschauliches Bild jenes blutigen Krieges und beweisen, daß jene Helden die Feder und den Säbel mit gleicher
Meisterschaft zu handhaben verstanden.
Mit den innern Verhältnissen der nordamerikanischen Freistaaten beschäftigt sich A. Carnegies optimistisches Werk »Triumphant
democracy« (1886). Ganz im Gegensatz hierzu weist Strong (»Our country«, 1886) auf die mannigfachen
Gefahren hin, welchen die freien Institutionen der Union durch die ziemlich unbeschränkte Einwanderung von
unlautern Elementen, durch den bereits tief in amerikanische Kreise
[* 27] gedrungenen Sozialismus, durch die wachsende Unmäßigkeit,
durch das herausfordernde Auftreten der Monopolisten und durch den wachsenden Romanismus und
dessen feindliche Haltung gegenüber
dem Schulwesen ausgesetzt sind, Thatsachen, die allerdings dem amerikanischen Patrioten zu denken geben.
Mit dem Problem der Einwanderung beschäftigt sich in ziemlich vager WeiseProfessorR. M. Smith (»Immigration problems«, 1890),
der nur solchen Einwanderern den Eintritt in die Vereinigten Staaten gestatten will, deren Vergangenheit die Gewißheit bietet,
daß sie sich amerikanischen Anschauungen anbequemen werden.
Zahlreich sind die Biographien, welche in den letzten Jahren amerikanischen Staatsmännern und andern hervorragenden Persönlichkeiten
gewidmet wurden. In F. B. Sanborns »Life and letters of JohnBrown« (Boston
[* 28] 1885) ist jenem unglücklichen Abolitionisten, der
den Versuch, die Sklaven zu befreien, mit seinem Leben bezahlte, ein dauerndes Denkmal gesetzt worden. Auch
WilliamLloydGarrison, ebenfalls einer der einflußreichsten Abolitionisten, der sein ganzes Leben der Agitation zur Befreiung
der Sklaven widmete, hat in einem von seinen Söhnen kompilierten vierbändigen Werke (1889) eine liebevolle und eingehende
Würdigung erfahren. Es ist dies auch deshalb noch ein wertvoller Beitrag zur amerikanischen Kulturgeschichte, weil Garrison
zugleich ein Vorkämpfer der religiösen Freiheit war.
Einen hervorragenden Gründer der republikanischen Partei lernen wir in »James G. Birney and his times« (1890) kennen, der leider
die Erfüllung seines Hauptwunsches: das Ende des Bürgerkriegs und die Aufhebung der Sklaverei, nicht mehr erlebte. Gegenüber
einer herkömmlichen Ansicht, daß den Märtyrer-PräsidentenLincoln lediglich die Verhältnisse zu einer
bedeutenden historischen Persönlichkeit gestempelt haben, sucht William O. Stoddard (»The life of Lincoln«, 1885) den Beweis
zu führen, daß Lincoln in hohem Maße die Fähigkeiten besaß, um die Geschicke einer Nation erfolgreich zu lenken. Zu diesem
Zwecke beschäftigt sich Stoddards gediegenes Werk hauptsächlich mit dem Privatleben Lincolns, welches
seiner Präsidentschaft vorausging.
Das ausführlichste Werk über Lincoln stammt jedoch aus der FederWilliam H. Herndsons und J. W. ^[JesseWilliam] Weiks (1889,3
Bde.); besonders war der erstgenannte, der 20 Jahre lang LincolnsPartner in einem Advokatenbüreau war, im stande, eine wahrheitsgetreue
Schilderung des Charakters seines Helden zu liefern. Außerdem haben Isaac Nordamerikanische Arnold (1885),FrancisBrowne (1887),John C. Nicolay und JohnHay (1890) gründlich gearbeitete BiographienLincolns verfaßt.
Sonst sind von biographischen Werken noch zu erwähnen: James R. Gilmores »John Sevier« (Pionier von Tennessee),
Von jeher haben sich verhältnismäßig wenige amerikanische Historiker mit europäischer Geschichte eingehend beschäftigt,
vielmehr haben die meisten es vorgezogen, die Resultate der transatlantischen Forscher zu den ihrigen zu machen und sie dann
schriftstellerisch zu verwerten. Zu den amerikanischen Gelehrten, welche auf dem Gebiete der europäischen
Geschichte wirklich Bedeutendes geleistet haben, gehört in erster LinieHenry C. Lea, ein in Philadelphia
[* 31] wohnender Verlagsbuchhändler,
der nach einigen kirchengeschichtlichen Arbeiten neuerdings durch seine dreibändige »Origin of the Inquisition« (1888) die
Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat.
HenryM.Baird, Professor an der UniversitätNew York, hat zu seinem frühern günstig aufgenommenen Werk
»The rise of the Huguenots« eine Fortsetzung unter dem Titel: »The Huguenots and Henry of Navarre« (1886,2 Bde.)
geschrieben, die sich ebenfalls durch eine klare, wenn auch etwas hausbackene Sprache sowie durch gewissenhafte Quellenstudien
auszeichnet. »France under Mazarin« (1886,2 Bde.)
von J. B. ^[James Breck] Perkin behandelt auf Grund gewissenhafter Quellenstudien eine interessante, von
den englischen Historikern bisher ziemlich vernachlässigte PeriodeFrankreichs.
Besonders anziehend ist seine Charakteristik des französischen Volkes zur Zeit Mazarins. Der Militärschriftsteller J. R. ^[richtig:
J. C. für John Codman] Ropes hat ein Buch über den ersten Napoleon (»The first Napoleon«, 1886) geliefert
und darin die vor diesem Eroberer in Europa
[* 32] bestehenden Verhältnisse sowie die Ursachen, die ihm zum Erfolge verhalfen, so
übersichtlich und klar geschildert, daß man sein Buch im Hinblick auf die vielen dasselbe Thema behandelnden Schriften durchaus
nicht als überflüssig bezeichnen kann.
Den bedeutendsten Abschnitt aus der neuesten Geschichte Frankreichs behandelt E. B. Washburne in »Recollections
of a minister abroad« (1887,2 Bde.).
Der inzwischen verstorbene Verfasser weilte zur Zeit des deutsch-französischen Krieges als Gesandter der Vereinigten Staaten
in Paris,
[* 33] woselbst er sich einer großen Popularität erfreute. Er blieb auch in der Hauptstadt während der Belagerung derselben
und war somit Augenzeuge der Kämpfe zwischen den Kommunisten und Republikanern. Besonders wohlthuend wirkt
des Verfassers begeisterte Vorliebe für die Deutschen. EdwardHales Werk »Franklin in France« (1887) bringt zahlreiche bisher
unbekannte Dokumente über Franklins Aufenthalt in Frankreich zum Abdruck.
Um die Erforschung der Geschichte Deutschlands haben sich die amerikanischen Historiker niemals ernstlich
bekümmert. Um so erfreulicher ist es, daß Herbert Tuttle mit seiner »History of Prussia under Frederic the Great« (1888) nicht
nur eine auf langjährigen Forschungen beruhende Arbeit, sondern überhaupt das gediegenste Werk der gesamten nichtdeutschen
Litteratur über Friedrich d. Gr. geliefert hat. Auch die Erforschung der Geschichte Englands haben die
Amerikaner gern den Engländern überlassen und sich mit deren Resultaten, soweit sie nicht das VerhältnisEnglands zu Amerika
betrafen, zufriedengegeben.
Dafür aber hat der verdienstvolle amerikanische General A. Badeau, der 1861-81 als Sekretär
[* 34] der amerikanischen Gesandtschaft
in London
[* 35] weilte, in seinem Werk »Aristocracy in England« (1886) eine Schilderung der gegenwärtigen sozialen
und politischen Verhältnisse des Inselkönigreichs geliefert, die den Bewohnern desselben nicht besonders gefallen dürfte.
Donald G. Mitchell, Verfasser der »Träumereien eines Junggesellen«, bespricht
in
»English lands, letters and kings« (1889) die englischen Zustände in historischer
und litterarischer Beziehung.
Jean Roemers »Origin of the English people and of the English language« (1887), die Frucht langjähriger
Studien über die Urbewohner Englands, kann als eine reichhaltige Fundgrube für den Geschichtsfreund bezeichnet werden. Der
Kunstschriftsteller J. G. W. ^[richtig: S. G. W. für SamuelGreenWheeler] Benjamin, eine Zeitlang amerikanischer Gesandter in
Persien,
[* 36] hat seinen dortigen Aufenthalt dazu benutzt, Material zu einem lehrreichen und unterhaltenden
Werke: »Persia and the Persians« (1886),
zu sammeln. In demselben behandelt er ziemlich ausführlich die Bewohner, die Schulen
und die politischen Zustände Persiens. Die religiösen Verhältnisse des genannten Landes hat SamuelJohnson (»Persia«, 1885)
geschildert. Der durch seine Afrikareisen allgemein bekannte Pauldu Chaillu wandte in der Neuzeit seine
Aufmerksamkeit dem skandinavischen Norden zu, und das Ergebnis dieser Beschäftigung hat er in einem umfangreichen, aber doch
nur kompilatorischen Werk: »The Viking age« (1889),
niedergelegt, in dem er abweichend von der bisherigen Ansicht die Wikinger als Träger der Zivilisation hinstellt und die Mythologie,
die Altertümer und das soziale Leben der alten Skandinavier bespricht.
GeorgeKennan hat in seinem epochemachenden Werk über Sibirien (deutsch von Kirchner, Berl. 1889) das Leben der nach jenem Lande
Verbannten auf Grund eigner Anschauung ausführlicher geschildert, als es bisher geschehen ist. In einem Nachtrag dazu (1890)
hat er uns besonders mit den entsetzlichen Schicksalen und Verhältnissen der zur Zwangsarbeit in den
Minen von Kara verurteilten politischen Verbrecher vertraut gemacht. In dem Reisewerk von J. M. ^[JamesMonroe] Buckley: »The
midnight sun, the land of the Tsar, the nihilist« (1889) bilden die dem Nihilismus gewidmeten Kapitel die interessanteste Abteilung.
E. P. Vining sucht in seinem Buch »An inglorious Columbus« (1885) den Beweis zu führen, daß Amerika im 5. Jahrh.
durch buddhistische Mönche entdeckt worden sei. P. Lowell, Bruder des Dichters, hat in seinem Werke »Chosön« (1886)
eine auf persönlicher Anschauung beruhende Skizze von Korea geliefert, die als eine wertvolle Bereicherung unsrer Kenntnisse
jenes bis jetzt so selten besuchten Landes bezeichnet werden muß. Dem nordamerikanischen TerritoriumAlaska
sind neuerdings zwei größere Werke, eins von H. W. Elliott und das andre von CharlesHalleck (1886), gewidmet worden.
Litteraturgeschichtliche Werke.
Auch auf litterarhistorischem Gebiet haben die Amerikaner in der Neuzeit einige Werke von größerer Bedeutung hervorgebracht.
So hat z. B. G. Harrison das Leben des Schauspielers JohnHowardPayne, der hauptsächlich durch sein Lied
»Home, sweet home« allgemein bekannt geworden ist, erschöpfend beschrieben. George E. Woodberry verfaßte die erste zuverlässige
Biographie des unglücklichen PoetenEdgarAllanPoe, dessen Leben bisher mit den fabelhaftesten Abenteuern ausgeschmückt war.
George Prentice beschrieb das Leben Wilbur Fisks, des Gründers der Methodistenkirche in Amerika (1890),
der sich auch große Verdienste um das öffentliche Schulwesen erworben hat. Das Leben und den Briefwechsel des Philologen und
Naturforschers GeorgeP.Marsh hat dessen Witwe in 2 Bänden (1888) herausgegeben. Der Briefwechsel des amerikanischen Historikers
und DiplomatenJohn Lothrop Motley (1889,2 Bde.) beginnt
mit dem Jahre 1834, also zur Zeit, da der Genannte Student in Göttingen
[* 37] war, und endet
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