erstenmal das C
moll-Konzert von
Beethoven mit glänzendem Erfolg spielte. Seit dieser Zeit ist sie in zahlreichen
Konzerten
in
England,
Frankreich und
Deutschland
[* 2] aufgetreten und hat sich zu einer Künstlerin von anerkannter Bedeutung entwickelt.
Über die
Preise der Kleinkraftmaschinen macht
Brauer in
Darmstadt
[* 3] folgende Angaben: Die Preistabellen über die
verschiedenen Kleinkraftmaschinen ergeben, daß die
Preise für eine bestimmte Maschinengattung ungefähr den
Quadratwurzeln aus der
Starke der
Maschinen proportional sind. Demgemäß sind die
Preise in folgende übersichtliche
Formeln zu fassen, worin ㏋ die Maschinenstärke
in
Pferdekräften, P den
Preis in
Mark bedeutet:
[* 13]Deutschlands
[* 14] (hierzu die »Klimakarte von
Deutschland«). Der
Norden
[* 15]
Deutschlands ist eine Tiefebene, welche nach
W., O. und N. weithin offen, im S. dagegen durch eine hohe Gebirgsland von dem mediterranen Klimagebiet
geschieden ist. Während der
Luftdruck im
SW.
Europas fast beständig hoch ist, wird das nordwestliche
Europa,
[* 16] insbesondere in der
kältern
Jahreszeit, fast ununterbrochen von barometrischen
Depressionen besucht, welche in weitaus den meisten
Fällen ostwärts
oder nordostwärts weiter ziehen, so daß
Deutschland auf der rechten Seite ihrer
Bahn liegen bleibt.
Daher sind südwestliche
und westliche
Winde
[* 17] über
Deutschland vorherrschend, welche um so stärker wehen, je rascher der
Luftdruck nach N. oder
NW. hin
abnimmt (s.
Wind, Bd. 16, S. 663). Diese
Winde sind
Seewinde, welche, beladen mit Wasserdampf, trübes regnerisches
Wetter,
[* 18] im
WinterWärme
[* 19] und im
Sommer Kühlung bringen.
Von der Luftdruckverteilung (s.
Karte) hängt der
Charakter unsrer
Jahreszeiten
[* 20] ab. In der
Nähe von
Island
[* 21] ist im
Winter der mittlere
Luftdruck am geringsten. Von hier aus verläuft im
Mittel eine
Zunge niedrigen
Luftdrucks nordostwärts dem
Eismeer zu. Ist dieselbe besonders stark ausgeprägt, so entspricht dieser Luftdruckverteilung ein milder
Winter für das nordwestliche
Europa, welcher um so mehr in den
Kontinent sich ausbreitet, je weiter ost- und südwärts der höchste
Luftdruck oder das barometrische
Maximum liegt und je größer die Luftdruckunterschiede sind.
Fehlt aber dieAusbildung des isländischen barometrischen
Minimums nach
NO. hin, so werden in unsern Gegenden
südöstliche
Winde vorherrschend sein, also
Landwinde, welche die
Temperatur in dieser
Jahreszeit herabdrücken. Nicht selten
bringt man die kalten
Winter in unsern Gegenden in Zusammenhang mit einer ungewöhnlichen (durch große südwärts treibende
Eismassen verursachten)
Kälte des AtlantischenOzeans, und die warmen
Winter mit einer gesteigerten
Wärme
des Atlantischen
Ozeans, insbesondere des
Golfstroms, allein im erstern
Falle sind die ozeanischen
Winde vollständig abgesperrt,
kommen also hier gar nicht in
Frage, im letztern
Falle haben die
Winde ihren Ursprung in niedern
Breiten, also in Gegenden, deren
Temperatur viel höher ist, als sie unsern Breitengraden zukommt.
Nicht so gewöhnlich wie die
oben besprochenen
Fälle ist der, daß ein barometrisches
Maximum längere Zeit über unsern Gegenden
liegt (z. B. im
Winter 1879/80). Diese
Lage entspricht einem heitern oder nebeligen, kalten und niederschlagsarmen
Winter, dessen
Strenge durch das Vorhandensein einer Schneedecke außerordentlich gesteigert werden kann (z. B.
in den
Wintern 1879/80 und 1890/91). Bei
Abwesenheit der Schneedecke pflegen indessen sehr tiefe Kältegrade nicht vorzukommen
(z. B.
Winter 1881/82).
Die häufigste
Ursache unsrer strengen
Winter ist das längere Vorhandensein eines barometrischen
Maximums über dem nördlichen
oder nordöstlichen
Europa, wobei der
Luftdruck nach
Süden und Südwesten
Europas hin abnimmt (z. B. im
Winter 1890/91). Bei dieser Luftdruckverteilung wird die kalte
Luft aus Rußland und
Sibirien unsern Gegenden zugeführt, der
Winter ist dann kalt, gewöhnlich heiter und trocken und, im
Gegensatz zu der eben besprochenen Wintertype, windig, wodurch
die physiologische
Wirkung der
Kälte erheblich erhöht wird.
Liegt ein barometrischesMaximum dauernd über Westeuropa, oder verschiebt sich das normale barometrische
Maximum des südwestlichen
Europa nach N. hin, nach der Gegend der
Britischen Inseln, während gleichzeitig der
Luftdruck im
OstenDeutschlands niedrig ist, so kommen nordwestliche
Winde zur
Entwickelung, welche zwar einen ozeanischen Ursprung haben,
aber aus dem hohen
Norden kommen und also nicht geeignet sind, die
Temperatur in unsern Gegenden zu erhöhen:
sie bringen naßkaltes und veränderliches
Wetter (häufig im
Winter 1890/91).
Im
Sommer sind die Folgeerscheinungen bei derselben Luftdruckverteilung im allgemeinen die umgekehrten: die östlichen
Winde
bringen bei längerm Vorwalten heiße, die westlichen und südwestlichen dagegen kühle
Sommer. Hervorzuheben für
unser Sommerklima ist das häufige Vordringen des hohen
Luftdrucks von Südwesteuropa nordwärts nach den
Britischen Inseln
hin, wodurch in
Deutschland Nordwestwinde bedingt werden, welche naßkühle
Witterung und häufige Trübung und
Niederschläge
im
Gefolge haben. Dieser Witterungscharakter ist für
¶
mehr
unsre Sommer sehr charakteristisch und tritt sehr oft in Gegensatz zu der Wärme und Trockenheit, welche gleichzeitig in Rußland
herrschen.
Um ein übersichtliches Bild der das Klima zusammensetzenden Witterungserscheinungen, welche im Laufe des Jahres in Westeuropa
vor sich gehen, zu gewinnen, stellen wir die Luftdruckdifferenzen (Gradienten) im Meeresniveau nach den 8 Hauptrichtungen
der Windrose für je 20 Äquatorialgrade oder 2226 km in einer Tabelle zusammen (nach Hann: »Die Verteilung des Luftdrucks über
Mittel- und Südeuropa«):
Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, daß der Luftdruckunterschied zwischen N. und S. sein Maximum im Dezember und sein Minimum
im Mai erreicht, während der September und Oktober einen großen Überschuß des Druckes in Südeuropa gegen
Nordeuropa aufweisen. Nach NW. hin nimmt der Luftdruck von SO. fast das ganze Jahr hindurch ab, nur im Mai findet fast die
umgekehrte Verteilung statt. Der Luftdruckunterschied zwischen W. und O. hat seine Extreme für unsre Gegenden im Oktober und
Januar (Überdruck im O.) und dann im Juli (Überdruck im W.). Nach NO. hin ist der Druckunterschied in der
kältern Jahreszeit nicht beträchtlich, dagegen in den Sommermonaten ist im SW. ein erheblicher Überdruck vorhanden.
Betrachten wir nun die Luftdruck- oder Isobarenkarten, in welchen die Orte mit gleichem mittlern Luftdruck verbunden sind, und
welche für die vier MonateJanuar, April, Juli und Oktober als die Repräsentanten der vier Jahreszeiten
für Deutschland dargestellt sind, so treten uns vier Typen der Druckverteilung entgegen, welche die Grundlage für das klima Deutschlands bilden.
Der Luftdruck ist im Januar im NW. außerordentlich niedrig, nach SO. nimmt er stetig zu, bis seine Höhe in der Alpengegend
ein Maximum erreicht; weiter südwärts nimmt er wieder ab und erreicht jenseit der Alpen
[* 36] wieder seinen
niedrigsten Wert.
Durch diese mittlere Luftdruckverteilung ist auch das vorwaltende Verhalten von Wind und Wetter im Winter bedingt. Dem nach
NW. hin abnehmenden Luftdruck entsprechen südwestliche Winde im ganzen Gebiet bis zu den Alpen hin (in der
Karte fliegen die Pfeile mit dem Winde), die um so stärker wehen, je größer die Luftdruckunterschiede sind; windiges, ja
stürmisches Wetter wird daher im Winter nicht zu den Seltenheiten gehören. Diese südwestlichen Winde haben ihren Ursprung
auf dem Ozean in südlichern Breiten, sind daher feucht und warm, und deshalb sind unsre Winter in der Regel
warm, mild und trübe, im Gegensatz zu denjenigen in östlicher gelegenen Gegenden.
Die
April-Isobaren bieten ein völlig verändertes Bild der Druckverteilung. Der Luftdruck ist im NW. gestiegen, im S. gesunken,
und daher ist die Druckverteilung eine gleichmäßige geworden. Das barometrische Maximum der Alpengegend
ist mit abnehmender Intensität nordwärts nach der Maingegend fortgerückt. Dieser Luftdruckverteilung entspricht ein häufiges
Vorwalten nördlicher Winde, welche als die Ursache der in unsern Gegenden häufig eintretenden Spätfröste und Kälterückfälle
im Spätfrühling angesehen werden müssen. Daß die letztern gerade an die Tage der sogen. »Eisheiligen« (10.-13. Mai) geknüpft
sind, läßt sich mit Bestimmtheit nicht entscheiden. Die im April häufig auftretenden Nordwestwinde
sind meistens von Regen-, Schnee- und Graupelschauern begleitet, und daher die sprichwörtliche Launenhaftigkeit dieses Monats
(»Aprilwetter«),
die sich indessen nicht in den Mittelwerten der meteorologischen Beobachtung ausspricht.
Im Juni sehen wir auf unsern Karten eine Zunge höhern Luftdrucks, welche einen Ausläufer des hohen Luftdrucks
auf dem Ozean bildet. Die ozeanischen Winde, meistens West- und Nordwestwinde, also Winde aus kältern feuchten Gegenden, kommen
in dieser Jahreszeit zur größten Herrschaft, die sich durch unbeständiges nasses und kühles Wetter kennzeichnet: es ist
die Sommerregenzeit Deutschlands. Längs der über das südwestliche Deutschland sich hinziehenden Zunge
höhern Luftdrucks gleiten im Sommer kleinere, oft unscheinbare atmosphärische Wirbel ostwärts fort, welche meistens von Gewittern
und heftigen Regenfällen begleitet sind. Hinter dem Gewitter wird die Zone höhern Luftdrucks fast immer wiederhergestellt.
Im Herbst nimmt die Luftdruckverteilung wieder einen winterlichen Charakter an. Der Rücken hohen Luftdrucks verläuft vom
Genfer See ostwärts nach dem Dnjester hin (vgl. »Isobarenkarte
für Oktober«),
südlich von dieser Linie sind östliche und südöstliche Winde die Regel, die je nach ihrer Richtung zum Gebirge
heiteres, trocknes Wetter oder trübe, regnerische Witterung bringen, während nördlich derselben südwestliche Winde vorherrschen
werden, welche, nach NW. hin immer mehr an Intensität zunehmend, nach und nach den Charakter von Regenwinden
annehmen.
Die vorstehenden Erörterungen zeigen die fundamentale Bedeutung der Änderungen in der Luftdruckverteilung für die Witterungsvorgänge
in unsern Gegenden und geben den Schlüssel zum Verständnis der klimatologischen Verhältnisse Deutschlands. Betrachten wir
nun die einzelnen meteorologischen Elemente, welche unser Klima zusammensetzen.
1) Temperaturverhältnisse. Was zunächst die mittlern Jahrestemperaturen der einzelnen Gegenden Deutschlands betrifft, so
schwanken diese zwischen 6 und 10°. Die Jahresisotherme von 10° verläuft von Wien über München
[* 37] nach Utrecht,
[* 38] während diejenige
von 6° die nordöstliche GrenzeDeutschlands streift. Die Gegensätze bilden das mittlere Rheinthal zwischen Basel
[* 39] und Koblenz
[* 40] mit
den Flußthälern, die in diesen Raum münden, ausgezeichnet durch milde Winter- und hohe Sommertemperaturen, und anderseits
das nordöstliche Deutschland, dessen Klima sich schon den russischen Verhältnissen anschmiegt, und wo am Spirdingsee die Jahrestemperatur
schon auf 6° herabsinkt. Einige mittlere Jahrestemperaturen mögen hier Platz finden: Sylt 8,4,° Kiel
[* 41] 8,3,° Hamburg
[* 42] 8,5,°
Rostock
[* 43] 8,3,° Danzig
[* 44] 7,6,° Memel
[* 45] und
¶
Bei diesen Zahlen ist wohl zu berücksichtigen, daß die Temperatur mit der Erhebung abnimmt und zwar um
rund 0,5° für je 100 m Höhe. Dieses ist bei der Konstruktion unsrer Isothermenkarten berücksichtigt worden, indem für
je 100 m Seehöhe 0,5° dem Mittel hinzugefügt wurden (Reduktion aufs Meeresniveau, vgl. Lufttemperatur, Bd. 10, S. 994).
Betrachten wir nun unsre Karten, auf welchen die Isothermen oder die Verbindungslinien der Orte mit gleicher
mittlerer Wärme für je 2 Grad und für die die Jahreszeiten repräsentierenden Monate dargestellt sind, so sehen wir im Januar,
daß dieselben fast gänzlich von N. nach S. verlaufen, so daß also kein Unterschied der Wärme von N. nach S., dagegen ein
erheblicher von W. nach O. vorhanden ist. Die Nullisotherme verläuft von Bremen
[* 62] über Magdeburg
[* 63] nach München, während die
Isotherme von -4° an der ostdeutschen Grenze liegt. Im April haben die Isothermen eine westöstliche Lage, und nun tritt der
Gegensatz zwischen N. und S. hervor, wogegen jener zwischen W. und O. verschwindet.
Der Unterschied zwischen N. und S. beträgt in dieser Jahreszeit ungefähr 7°. Im Sommer haben die Isothermen fast dieselbe
Lage wie im Frühjahr, nur sind die Frühjahrsisothermen nach dem hohen Norden gewandert, so daß die südlichste Isotherme
von 12 auf 22° und die nördlichste von 5 auf 16° gestiegen ist. Im Oktober haben die Isothermen noch
dieselbe Lage wie im Frühjahr und Sommer, nur sind sie weiter auseinander getreten, während ihr Wert sich verringert hat.
Die südlichste Isotherme hat wie im Frühling den Wert von 12°, dagegen ist die nördlichste nur bis auf 8° herabgegangen,
so daß also der Temperaturunterschied zwischen der Nord- und Südgrenze nur noch 4° beträgt.
Nachstehende
[* 46]
Fig. 1 veranschaulicht den jährlichen Gang
[* 64] der Temperaturen für einige StationenDeutschlands. Die beigeschriebenen
Zahlen bedeuten die höchsten und niedrigsten mittlern Abweichungen der Monatstemperaturen vom Jahresmittel, so daß also die
mittlere Jahresschwankung der Temperatur hieraus sofort hervorgeht. Man sieht die sehr große
Übereinstimmung
im Gange der Temperatur in der jährlichen Periode sowie die Zunahme der Jahresschwankung von W. nach O. und von N. nach S.,
anderseits die Abnahme derselben mit der Erhebung.
Der tägliche Gang der Temperatur ist durch das Diagramm
[* 46]
Fig. 2 dargestellt. Auch hier nimmt die tägliche
Schwankung der Temperatur (Amplitude) von NW. landeinwärts zu. Die den Karten eingeschriebenen Zahlen geben die Extreme an, welche
wir durchschnittlich in Deutschland in jedem Jahre zu erwarten haben; sie bieten einen Ausdruck für die mittlern absoluten
Temperaturschwankungen in unserm Klima. Man sieht, die mittlern Kälteextreme halten sich zwischen -12° und
-22°, am geringsten sind sie im nordwestlichen Deutschland, von dort aus nehmen sie nach dem Kontinent allenthalben zu; Ostdeutschland
hat schon russische Minimaltemperaturen.
Die mittlern Temperaturmaxima sind viel gleichmäßiger über das ganze Gebiet verteilt: im westdeutschen Binnenland steigen
sie auf 34°, während sie im nordwestdeutsche Küstengebiet auf 28° herabsinken. Die absolute Jahresschwankung
der Wärme ist also am geringsten im nordwestlichen Deutschland, wodurch sich dessen Klima als ein maritimes kennzeichnet im
Gegensatz zu den ost- und südwärts gelegenen Gebietsteilen, die dem kontinentalen Klima angehören.
Ein wichtiger klimatischer Faktor ist die Veränderlichkeit der Temperatur von Tag zu Tag. Um diese zu erhalten, addiert man
die Unterschiede zwischen den täglichen Temperaturmitteln je zweier aufeinander folgender Tage und zwar ohne Rücksicht auf
das Vorzeichen und dividiert die Summe durch die Anzahl der Tage. Diese Veränderlichkeit ist für Deutschland
nach den Untersuchungen von Kremser aus folgender Tabelle zu ersehen:
[* 46]
^[Abb.: Fig. 1. Jährliche Periode der Temperaturabweichungen vom Jahresmittel- ----0.]
[* 46]
^[Abb.: Fig. 2. Täglicher Gang der Wärmeabweichungen vom Tagesmittel- ----0.]
¶
2) Bewölkungsverhältnisse. Die mittlere jährliche Bewölkung haben wir auf unsrer Karte nach Elfert übersichtlich
dargestellt. Hiernach ist die Bewölkung in den Alpengegenden am geringsten, in der deutschen Tiefebene am beträchtlichsten.
Wenn auch die Verteilung der Bewölkungsgröße eine sehr unregelmäßige ist, so kann man doch im allgemeinen behaupten,
daß die mittlere Bewölkung mit der Entfernung von der Nord- und Ostsee nach S. und O. hin abnimmt, daß
dieselbe in den dem Südwestwind zugewandten Gebirgen mit der Höhe zunimmt, und daß im Windschatten der Gebirge die Bewölkung
verhältnismäßig gering ist.
3) Niederschlagsverhältnisse. Nach unsrer Karte, in welcher (mit Benutzung des Töpferschen Materials) die Verteilung der
Niederschlagsmengen
über Deutschland dargestellt ist, allerdings nur in angenäherter Weise, ist das nördliche
deutsche Tiefland, die westlichen, unter dem Einfluß der Nordsee stehenden Gebietsteile ausgenommen, am regenärmsten; nach
S. hin nimmt die Regenmenge zu, im allgemeinen mit der Erhebung über dem Erdboden. Von großem Einfluß auf die Regenmenge
sind die Gebirge. Da in Deutschland die südlichen bis nordwestlichen Winde die Regenbringer sind, so werden
die südlichen bis westlichen Seiten der Gebirge die regenreichern sein, dagegen die nördlichen bis östlichen die regenärmern.
Dieses zeigen die folgenden Zahlen für den Harz und Umgebung, wobei sich die Stationen von S. nach N. anreihen:
Ist dagegen ein Gebirgszug nach NO. gerichtet, so sind die Regenmengen auf beiden Seiten des Gebirges nahezu
gleich, wie folgende Angaben für das Erzgebirge zeigen: in einer mittlern Seehöhe von 293 m fallen an der böhmischen Seite
des Erzgebirges jährlich durchschnittlich 53 cmRegen, an der sächsischen Seite in einer Seehöhe von 268 m im Jahresmittel 54 cmNiederschlag. Auch andre, selbst kleinere Gebirge, wie z. B. der Schwarzwald, der Teutoburger und Thüringer Wald,
zeigen eine größere Niederschlagsmenge an der Westseite als an der Ostseite.
Der Grund der Zunahme der Niederschläge mit der Höhe in Gebirgen liegt darin, daß die bewegte Luft bei Annäherung an ein Gebirge
gezwungen wird, eine aufsteigende Bewegung anzunehmen, wobei sie sich ausdehnt, sich infolgedessen abkühlt
und immer mehr die Fähigkeit verliert, den Wasserdampf in luftförmigem Zustand bei sich zu behalten. Ein aufsteigender
Luftstrom nähert sich, wenn er nicht ganz mit Wasserdampf gesättigt ist, zuerst dem Sättigungspunkt und dann verliert
er immer mehr seine Feuchtigkeit, um so rascher, je schneller das Aufsteigen erfolgt. Hierbei muß aber
der Wasserdampfgehalt der Luft bei größerer Höhe auf ein so geringes Maß herabsinken, daß die Niederschlagsmengen trotz
der größern Regenhäufigkeit nach Überschreitung einer gewissen Höhe mit wachsender Erhebung nicht mehr zunehmen, sondern
geringer werden. Diese Grenze liegt im Winter tiefer als im Sommer und dürfte in unsern Alpen 2000 m nicht
überschreiten.
1) Gebiet mit vorwaltendem Herbstregen (vgl. Sylt). Diesem Gebiet gehören hauptsächlich die Orte an, welche an der Nordseeküste
liegen; es bildet den Übergang zu dem
¶
mehr
folgenden Gebiet, welches fast ganz Deutschland umfaßt, nämlich zu 2) den Sommerregen, welche um so entschiedener auftreten,
je weiter wir uns nach O. oder SO. entfernen.
3) Gebiet mit vorwaltenden Winterregen. Dieses Gebiet beschränkt sich auf die höchst gelegenen Orte des Elsaß (vgl. Rothlach).
Im Durchschnitt beträgt die Regenmenge im Winter 20 Proz., im Frühjahr 22 Proz., im Sommer 33 Prozent und
im Herbst 25 Prozent der ganzen Jahressumme; das Minimum fällt im allgemeinen auf das Ende des Winters oder auf den Frühjahrsanfang.
Mit Beginn des Jahres vom tiefsten Stande langsam aufsteigend, erreicht die durchschnittliche im Mai das Mittel, erhebt
sich im Juni und Juli schnell zur größten Höhe, um im August zunächst langsam, dann aber rasch im September zum Mittel und
unter dasselbe zurückzusinken. Höher gelegene Orte zeigen eine viel gleichmäßigere Verteilung der Regenmenge über das
Jahr als tiefer gelegene.
[* 68]
^[Abb.: Fig. 5. Verteilung der Regenmenge in der jährlichen
Periode.]
Niederschlagsmengen über 200 mm im Monat sind in Deutschland, auch im Tiefland, nicht selten, in extremen Fällen können dieselben
sogar 300 mm überschreiten. Die extremen Regenmengen fallen gewöhnlich in den Monaten, in welchen das Maximum der Regenmenge
durchschnittlich stattfindet.
Von großer Wichtigkeit, insbesondere für technische Zwecke, ist die Kenntnis der größten Niederschlagsmengen,
welche seit einer Reihe von Jahren an einem Tage oder in einer Stunde gefallen sind. Die größten beobachteten täglichen Niederschlagshöhen
veranschaulicht folgende (annähernd geographisch angeordnete) Tabelle nach Hellmann (s. Litteratur, am Schluß), wobei die
Angaben für Preußen
[* 69] sich auf den Zeitraum von 1848-83, die für Sachsen
[* 70] auf 1863-79, für Bayern
[* 71] auf 1879-83
und die Reichslande 1874-1882 beziehen. Es sind hier nur Regenmengen angegeben, welche mindestens 100 mm betrugen.
Die folgende Tabelle gibt die größten stündlichen Niederschlagshöhen. Nur die Fälle sind berücksichtigt, in welchen die
stündliche Niederschlagshöhe 30 mm überschritt. Die eingeklammerten Zahlen bezeichnen die Dauer des Niederschlags in Stunden
(h) und Minuten (m):
Folgende
Tabelle der Regenwahrscheinlichkeit gibt die Anzahl der Regentage für je 100 Tage, für das Jahr überhaupt und die
Monate und für die einzelnen DistrikteDeutschlands:
Hiernach regnet es in Deutschland überhaupt durchschnittlich an 43 Tagen unter 100; am kleinsten ist die Regenwahrscheinlichkeit
in der schlesischen Ebene (37), am größten im Harzgebirge (49). Die Regenwahrscheinlichkeit zeigt in der jährlichen Periode
keine erheblichen Unterschiede, etwas weniger als die Hälfte aller Monatstage sind Regentage. Die einzelnen Gebiete Deutschlands
zeigen große Übereinstimmung in Bezug auf die jährliche Periode. Im Winter ist die Regenwahrscheinlichkeit verhältnismäßig
groß im norddeutschen Tiefland (ausgenommen die schlesische Ebene und die angrenzenden mitteldeutschen Länder); die Gebiete,
welche im Windschatten der Alpen liegen, haben im Winter eine geringere Regenwahrscheinlichkeit. Die größte Regenwahrscheinlichkeit
fällt für das norddeutsche Tiefland und Mitteldeutschland auf den März, für Süddeutschland auf den
Juni oder Juli, das Minimum für die nördlichen Gebietsteile im allgemeinen auf den Oktober, für die südlichen auf den September.
Der Mai zeigt für Norddeutschland ein sekundäres Maximum.
Was die räumliche Verteilung gleichzeitiger Niederschläge betrifft, so ist wenigstens für Süddeutschland nachgewiesen
worden, daß im Mittel auf größerm Gebiet gleichzeitig trocknes Wetter herrscht am häufigsten im Winter, am seltensten imHerbst; gleichzeitige Niederschläge fallen im Sommer am meisten, am wenigsten im Frühjahr.
Aus
dieser Tabelle ist eine Zunahme der Gewitter mit abnehmender Breite
[* 73] im allgemeinen zu erkennen, allein diese Abnahme ist
keine regelmäßige. Die Häufigkeit der Gewitter ist abhängig von der Temperatur, von der Dampfmenge der Luft und von
den Niederschlägen. Das Maximum der Gewitterhäufigkeit fällt in den Sommer und zwar in den Monat Juni oder Juli. Der Verlauf
der Jahreskurve ist insofern kein einfacher, als sich das Sommermaximum in zwei Maxima spaltet, von denen das eine früher,
das andre später eintritt, wie v. Bezold zuerst für Mitteleuropa nachgewiesen hat. Wintergewitter sind
in Deutschland sehr selten, insbesondere im Binnenland. An der deutschen Küste, namentlich an der Nordseeküste, treten sie
gewöhnlich an der Rückseite tiefer Minima auf, wenn die meist lebhaften Winde nach NW. umgehen und in ein relativ wärmeres
Gebiet einfallen.
Auch eine tägliche Periode der Gewitter ist nachgewiesen: die größte Häufigkeit der Gewitter fällt
überall auf die Nachmittagsstunden von 3-6 Uhr,
[* 74] ein zweites Maximum fällt auf die Nachtzeit;
Die Fortpflanzungsrichtung der Gewitter ist dieselbe, wie die Richtung des vorherrschenden Windes im Gewittergebiet und die
Fortbewegung der die Gewitter begleitenden Depressionen. Hieraus folgt, daß weitaus die meisten Gewitter
von W. nach O. ziehen. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Gewitter, welche von der Geschwindigkeit der sie begleitenden
Depressionen abhängig ist, beträgt in Süddeutschland nach den Untersuchungen von Lang nach zehnjährigem Durchschnitt 38,4
km pro Stunde.
Der jährliche Gang der Gewitterfortpflanzungsgeschwindigkeit weist für Süddeutschland ein ausgesprochenes Maximum
im Winter auf, sinkt dann rasch zum April und Mai, um nun wieder, jedoch durch eine sekundäre Senkung im September unterbrochen,
zuzunehmen, was ebenfalls für den Einfluß der Depressionsbahnen auf dieses Element spricht. Die Gewitterzüge nehmen vom
Main bis zu den Alpen an Geschwindigkeit ab, scheinen im Hochgebirge ein Maximum zu besitzen, um nun, soweit
hierfür schon zwei Jahrgänge maßgebend sein können, gegen Mittelitalien hin wieder zuzunehmen. In der täglichen Periode
zeigt sich ein Maximum um Mitternacht, ein Minimum um die Mittagszeit.
Nach den Untersuchungen von Horn stehen (für Süddeutschland) Gewitter- und Hagelfallhäufigkeit in innigstem Zusammenhang.
Die Wintergewitter sind am meisten von Hagelfällen begleitet, viel seltener die Gewitter der wärmern
Jahreszeit. Im Gange der Hagelhäufigkeit fällt wie beim Gewitter das erste Maximum auf das Ende des Frühjahrs, sekundäre
Maxima existieren im März und November. Die tägliche Periode des Hagelfalles gleicht derjenigen der Gewitter: das Maximum fällt
zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags und hat im Winter einen verhältnismäßig erheblichen Wert. Im Winter
dagegen sind die Gewitter in den Vormittagsstunden am ehesten von Hagel begleitet. Die Hagelhäufigkeit nimmt von N. nach S.
hin zu. Umfassende Gewitterbeobachtungen werden gegenwärtig in ganz Deutschland angestellt.