»Die
Gasteropoden der miocänen Meeresablagerungen der ersten und zweiten Mediterranstufe in der österreichisch-ungarischen
Monarchie«
(mit Auinger,
Wien 1879 ff.).
2)Moritz, ethnograph. Schriftsteller,
Bruder des vorigen, geb. zu
Wien, studierte seit 1870 daselbst
und in
Berlin
[* 7]
Philologie und
Archäologie, erwarb 1878 den Doktorgrad, nahm in demselben Jahr als
Offizier am Okkupationsfeldzug
in
Bosnien
[* 8] teil und bereiste 1879-80 das okkupierte Gebiet im Auftrag des Unterrichtsministeriums zu archäologischen Forschungen.
Seit 1889
ist erAssistent am k. k. naturhistorischen Hofmuseum in
Wien. Er schrieb: »Altertümer der
Herzegowina
und
Bosniens«
(Wien 1881);
»Geschichte
Österreichs« (Gotha
[* 13] 1885-1888, Bd. 1-3, bis 1527).
Aus
BöhmersNachlaß gab
er den 4.
Band
[* 14] der
»Fontes rer. Germanicarum« (Stuttg. 1868) und die
»Regesten des
Kaiserreichs unter
Karl IV.« (Innsbr. 1877, Ergänzungsheft 1889) heraus.
Zu den früher angeführten
Rassen kommen noch einige neuere, von denen die
Lang-shan- und Orpingtonhühner die
wirtschaftlich wichtigsten sind. Die
Lang-shan haben ihren
Namen von dem
Lang-shan-Gebirge im
NO. von
China;
[* 28] die andern von der
Stadt Orpington, wo sie von W.
Cook 1887 aus glattbeinigen
Lang-shans,
Plymouths und Minorkas gezüchtet wurden. Über beide
Rassen ist in den Geflügelblättern viel hin und her gestritten worden. DieLang-shans gehören zu den
großen asiatischen
Rassen und haben manche
Ähnlichkeit
[* 29] mit
Kochins, besonders mit den schwarzen
Schlägen, mit denen man sie
in
England mehrfach gekreuzt hat.
Die rauhbeinigen Kreuzungsprodukte
(Kochin-
Lang-shans) gelten für wirtschaftlich geringer, die echten werden, als Zier- und
Wirtschaftsgeflügel, als sehr gut bezeichnet. Das
Fleisch wird als sehr saftig und wohlschmeckend, die
Haut
[* 30] als zart und weiß, der Knochenbau als sein gepriesen.
(Jahn.) Die Stammfarbe ist schwarz, weitere Farbenschläge sind
weiß, braun und blau.
Letztere sollen mehr und größere
Eier
[* 31] legen als die schwarzen.
(Maar.) Der
Typus der Orpingtons soll
die Mitte halten zwischen
Dorking und schwarzen
Hamburgs (Kreuzungsprodukt).
Trotz des englischen
Standard soll die Rassencharakteristik weniger in äußern Merkmalen als in der
Qualität ihrer sonstigen
hervorragenden
Eigenschaften zu suchen sein. Als solche werden außerordentliche
Fruchtbarkeit,
Schwere und Mastfähigkeit gerühmt.
Die
Farbe ist ein glänzendes
Schwarz, andre Farbenschläge sind noch nicht bekannt. Eine gleichfalls vielbesprochene neuere
Rasse, deren
Konstanz
[* 32] aber noch zu erweisen sein dürfte, sind die amerikanischen
Wyandottes
(Name eines
nordamerikanischen Indianerstammes), die als Zierhühner wie als Wirtschaftshühner sehr geschätzt werden.
Färbung und
Zeichnung brillant weiß und schwarz; als Eierproduzenten zwar mittelmäßig, aber ausnahmslos vorzügliche
Brüter,
von großer Widerstandsfähigkeit bei der Aufzucht. In
Amerika
[* 33] hat man neben dem schönen Stammschlag
auch rein weiße, schwarze und
Gold-Wyandottes. Als neuestes Sporthuhn wurde kürzlich, gleichfalls aus
Nordamerika,
[* 34] das schwarze
Javahuhn eingeführt
(KarlHuthe,
Frankfurt
[* 35] a. M.). Näheres ist noch nicht bekannt.
Perlen des ungarischen Tieflandes ist die
Reklamespitzmarke gewöhnlicher ungarischer Landhühner, deren
Fruchtbarkeit von der
Billigkeit ihres
Preises jedenfalls noch
überholt werden dürfte.
¶
mehr
Nutzen der Hühnerzucht. Trotz oder vielleicht wegen der großen Anzahl von Geflügelzuchtvereinen in Deutschland (und England)
wird der Konsum von Eiern und Mastgeflügel durch eigne Produktion längst nicht gedeckt. Nach statistischen Erhebungen des deutschen
landwirtschaftlichen Ministeriums überstieg in den 3 Jahren 1881-83 die Einfuhr von Geflügel und Eiern die Ausfuhr
um nicht weniger als 447,088 Doppelzentner; es gehen demnach immer noch durchschnittlich 2,5
Mill. Mk. jährlich ins Ausland.
Nur eine gründliche Reform des Vereinswesens, die Trennung des Sportes von den landwirtschaftlichen und nationalökonomischen
Zwecken dienenden Vereinen, wie sie zum Teil sich bereits vollzogen hat, und die alleinige Zuwendung staatlicher Beihilfe
an die letztgenannten Vereine (Geldprämien etc.) dürften ein rascheres Tempo in die Hebung
[* 37] der deutschen Geflügelzucht und
damit einen nicht unbedeutenden Nationalgewinn herbeiführen. Auch die allgemeine Einführung des Eierverkaufs nach Gewicht
wird voraussichtlich einigen Einfluß auf die Hebung des landwirtschaftlichen Betriebs der Hühnerzucht üben: überall, wo
man ihn bisher eingeführt, hat er sich fördernd gezeigt.
Vorwiegend verbreitet sind die Humuspflanzen in feuchtheißen, dunkeln Urwäldern der amerikanischen und asiatischen
Tropenländer (so besonders die Burmanniaceen und Triuriaceen), spärlich dagegen in Afrika
[* 40] und Australien;
[* 41] in den nördlichen Ländern leben nur saprophytische Orchideen und Monotropeen, letztere der Mehrzahl nach in Nordamerika. In den
Waldungen des Malaiischen Archipels, Westindiens und des äquatorialen Südamerika
[* 42] finden sich die Humuspflanzen in solcher Menge, daß
sie als Vertreter der Schwämme
[* 43] erscheinen, welche daselbst nur spärlich entwickelt sind.
Einen sonderbaren Standort hat sich eine Sciaphila am Rio Negro
[* 44] auf Termitenhaufen gewählt. Als einheimische Vertreter der
Humuspflanzen, die ebenfalls im tiefsten Waldesdunkel wachsen, sind die mit vogelnestähnlichem Wurzelgewirr ausgestattete,
lichtbraun gefärbte Nestwurz (Neottia Nidus avis), die durch ein korallenstockähnliches Rhizom
[* 45] ausgezeichnete, blaßgrünliche
Korallenwurz (Corallorhiza innata), das im Moder des Fichtenwaldes mit korallenartigem Wurzelstock und
fadenförmigen, am Ende knollenartig anschwellenden Ausläufern wachsende Ohnblatt (Epipogon aphyllum), dessen große Blüten
einen starken Duft verbreiten, sowie endlich der bleichgelbe, mit Schuppenblättern besetzte, oben eine nickende Blütentraube
tragende Fichtenspargel (Monotropa Hypopitys) zu nennen. Mit Ausnahme letzterer Pflanze enthalten alle
diese Gewächse nach den Untersuchungen von WiesnerSpuren von Chlorophyll, oder letzteres wird, wie bei Neottia, durch einen
andern Farbstoff verdeckt, so daß also ihre Abstammung von chlorophyllhaltigen Formen kaum zweifelhaft erscheinen
kann.
Unter den chlorophyllführenden Pflanzen mit ausgebildeten grünen Laubblättern ist neuerdings der Wachtelweizen (Melampyrum
pratense) als wahre Humuspflanze erkannt worden, wodurch insofern ein merkwürdiger Übergang zu den
Schmarotzerpflanzen hergestellt wird, als die genannte Pflanze in Zersetzung begriffene Pflanzenteile, wie abgestorbene Baumwurzeln,
vermoderte Blattteile und Moosstämmchen, mit zangenartig gestalteten Saugorganen (Haustorien) umklammert und Nährstoffe damit
aufsaugt.
Die mit Melampyrum nahe verwandten Klappertopfarten (Rhinanthus) leben nachKoch als echte Wurzelparasiten,
sind jedoch im stande, vorübergehend auch saprophytische Ernährung anzunehmen, indem sie mit ihren Haustorien gelegentlich,
und zwar gegen das Ende der Vegetationsperiode häufiger, abgestorbene Gewebereste statt lebender Wurzeln ergreifen. Kerner
v. Marilaun vermutet, daß auch eine große Zahl von Blattgrünpflanzen humusreicher Wiesen, ferner die Bewohner des schwarzen,
graphitartigen Bodens in Mulden des Hochgebirges und eine Reihe von Moorpflanzen, die sich sämtlich schwer
oder gar nicht kultivieren lassen, sich direkt von organischen Stoffen zu ernähren vermögen.
Bei allen echten Humuspflanzen fehlen die entwickelten Laubblätter, an deren Stelle kleine Schuppen auftreten. Ihre oberirdischen Teile
sind häufig auffallend (gelb, violett, bläulich etc.) gefärbt, was nach
Johow den Zweck erhöhter Augenfälligkeit des Blütenschauapparats haben soll. Der oberirdische Stengel
[* 46] ist fast immer sehr
einfach, jedoch gibt es auch einige kletternde und starkverzweigte Humuspflanzen in Australien und Java. Die unterirdischen Teile bestehen
entweder aus zahlreichen cylindrischen Wurzeln (Monotropa) oder aus Rhizomen, deren Wurzeln mehr oder weniger
verkümmert sind und auch fehlen können (wie bei der einheimischen Corallorhiza und bei Epipogum).
Die Wurzelstöcke sind einfach, ungeteilt und knollenförmig oder verzweigt oder haben die gewöhnliche Cylindergestalt;
besonders charakteristisch erscheint der korallenförmige oder vogelnestartige Typus derselben. Die Wurzelhaare fehlen in den
meisten Fällen, die Wurzelrinde ist dagegen mächtig entwickelt. In den Rhizomrindenzellen der meisten
Humuspflanzen sind Wucherungen von Wurzelpilzen schon seit den ZeitenSchleidens und Schachts bekannt; auch die Wurzeln von Monotropa sind
mit einem ektotrophischen Pilzmantel umgeben (s. den Art. Mycorhiza, Bd. 17). Den Pilzen kommt hierbei nach Frank die Aufgabe
zu, die Erschließung des Humusstickstoffs zu bewirken, was die phanerogame Pflanzean sich nicht zu leisten
vermag.
An den Blättern und Stengelteilen der echten Humuspflanzen fehlen dem entsprechend auch die Spaltöffnungen; merkwürdigerweise finden
sich dieselben aber an den Rhizomen von Epipogon und an den grünen Blattpartien von Limodorum abortivum, während die rotgefärbten,
übrigen Teile dieser Orchidee die genannten Organe entbehren. Das Fehlen derselben wird durch den Mangel
an Assimilationsparenchym bedingt und beweist die Unfähigkeit solcher Pflanzen, die Kohlensäure der Luft unter Lichteinfluß
zu zersetzen. Das mechanische, der Festigung dienende System des Stengels ist bei mehreren Arten (z. B. Voyria tenella, Gymnosiphon
tenellus) ganz außerordentlich schwach entwickelt. Sämtliche bekannte Humuspflanzen besitzen,
ähnlich wie die Schmarotzerpflanzen, sehr kleine, ungegliederte Embryonen, eine Erscheinung, die wohl als Rückbildung aufzufassen
ist. Die Triuriacee Sciaphila
¶
mehr
hat, wie auch die Burmanniaceen, Samen
[* 48] mit Endosperm; die Gentianee Voyria ist durch völlig nackte, d. h. integumentlose, Samenknospen
ausgezeichnet, weshalb die Samenschale sich bei ihr aus dem Knospenkern (Nucellus) bilden muß; auch haben die Samenknospen
den Bau eines anatropen Ovulum ohne die sonst eintretende Wachstumskrümmung eines solchen, eine Eigentümlichkeit, die
bisher nur von der parasitischen Balanophora bekannt ist.
Vgl. Koch, Über die direkte Ausnutzung vegetabilischer Reste durch
bestimmte, chlorophyllhaltige Pflanzen (in: »Berichte der Deutschen botanischen Gesellsch.«, Bd. 5, 1887);
1872-73 leitete
er die »Schweizerische Zeitschrift für Gemeinnützigkeit« und redigiert seit 1880 das »Schweizerische
Schularchiv« und die »Pestalozziblätter« (Zürich).
(ital. Fondi delle capanne, franz. Fonds de cabane), in Oberitalien
[* 60] nachgewiesene
Fundstätten, die als Fußböden ehemaliger zum Teil unter dem Niveau des Erdbodens gelegener vorgeschichtlicher Hüttenwohnungen,
bez. als Reste vorgeschichtlicher Dorfschaften aufzufassen sind. Die Kulturschichten der Hüttenböden enthalten aus Knochen
[* 61] gefertigte
Nadeln,
[* 62] Bruchstücke von Reibsteinen (Handmühlen?), Feuersteinäxte, steinerne Messer
[* 63] und Pfriemen sowie Scherben von zum Teil
schön verzierten Thongefäßen, dagegen keinerlei Metallgegenstände. Die Hüttenböden sind
wahrscheinlich älter als die Terramaren Oberitaliens und die Pfahlbauten
[* 64] der Schweiz.
[* 65] Neben der Jagd hat die Viehzucht
[* 66] den Bewohnern
der Hüttenböden zum Unterhalt gedient; auch die Anfänge des Ackerbaues waren denselben wahrscheinlich bekannt.
(Monochloralantipyrin) besteht aus gleichenMolekülenChloral und Antipyrin, bildet geruch-
und geschmacklose Kristalle,
[* 68] löst sich leicht in Wasser und schmilzt bei 58-60°. Das Hypnal wirkt schlafmachend und schmerzstillend;
es erzeugt bei quälenden Hustenanfällen und bei Schlaflosigkeit infolge von Schmerzzuständen einen ruhigen, mehrere Stunden
andauernden Schlaf ohne reizende Nebenwirkung auf die Magenschleimhaut.
Der belgische Justizminister hat einen besondern Gesetzentwurf ausarbeiten lassen,
welcher öffentliche Vorstellungen über Hypnotismus gänzlich untersagt, auch in den Hörsälen der Universitäten die Zulassung andrer
Zuschauer als der eingeschriebenen Studierenden bei derartigen Versuchen und endlich das Hypnotisieren von Personen unter 18 Jahren
und Geisteskranker verbietet. Heilversuche durch das Verfahren sind dagegen, wenn sie nicht unter die
Kategorie der Schaustellungen fallen, freigelassen.
Auch hat man mehrere Verfahren erprobt, um objektiv feststellen zu können, ob eineHypnose echt oder simuliert ist. Man suggeriert
zu diesem Zwecke Schmerzlosigkeit und prüft dann mit dem faradischen Pinsel, oder bedient sich des sogen. Pupillenphänomens.
Wenn unser Auge
[* 69] einen bewegten Gegenstand verfolgt, so erweitern sich die Pupillen, je mehr er sich entfernt,
und verengern sich, je mehr er sich nähert, ohne daß jedoch jemand im stande wäre, bei dem Fehlen der Vorbedingungen diese
Bewegungen willkürlich zu erzeugen.
Sie sollen aber in der Hypnose die entsprechenden Vorstellungen begleiten. Wenn daher ein Simulant nachher
Decke
[* 70] blickt und behauptet, er sähe im hohen Äther eine Lerche
[* 71] schwirren, so übt das keine weitergehende Veränderung auf
die Pupillen aus. Wenn man dagegen einem Hypnotischen suggeriert, er sähe, wie eine Lerche, zu einem Pünktchen sich verkleinernd,
emporsteige und dann wieder herabsteige und sich fast auf sein Auge senke, so sollen sich die Pupillen
in entsprechender Weise verengern
¶
mehr
und erweitern, was natürlich kein Simulant nachzumachen im stande sein würde.
Über das Nachwirken der Suggestion im wachen Zustand hat neuerdings Forel interessante Beobachtungen veröffentlicht. Er fand,
daß ein erhaltener Befehl wie ein Trieb nachwirkt, der aber gegebenen Falls auch unterdrückt werden kann, wenn dem Betreffenden
das Unpassende oder Unerlaubte des Befohlenen lebhaft gegenwärtig ist. Es ist daher nicht wahrscheinlich,
daß die Befürchtung, man könne Personen auf diesem Wege zu Verbrechen anstiften, allzu begründet wäre, obwohl Liégeois
in Nancy
[* 73] ein junges Mädchen veranlaßt haben will, einen ungeladenen Revolver
[* 74] nach dem Erwachen gegen die eigne Mutter abzufeuern,
indem sie gedacht habe, die Waffe sei geladen.
Außerdem würde ein solches Verfahren nichts weniger als ungefährlich für den Anstifter sein, da man bei einem derartigen,
ganz unmotivierten Verbrechen nach dem wahren Urheber forschen und eine leise Erinnerung an den Urheber der verbrecherischen
Idee erhalten bleiben würde. Die Frage, ob ein Angeklagter von jemand zu derartigen Experimenten benutzt
worden sei, wird sich allerdings bei unmotivierten Verbrechen künftig häufiger in den Gerichtsverhandlungen einstellen.
Schließlich mag noch erwähnt werden, daß Brugsch die Praxis der Hypnotisierung nach einem Leidener
[* 75] Papyrus bei den alten Ägyptern
entdeckt zu haben glaubt. Er zeigt, daß dort Kinder beim Scheine einer Lampe
[* 76] oder der aufgehenden Sonne
[* 77] durch künstliche Mittel in Schlaf versetzt worden sind, um prophetische Offenbarungen über Dinge, die den so eingeschläferten
Kindern im Traume kamen, zu erhalten. Diese Praxis erinnert aber eher an das noch jetzt in Ägypten
[* 78] gebräuchliche Wasser- oder
Kristallschauen, wobei man Kinder veranlaßt, in einer Flüssigkeit (jetzt gewöhnlich in einem TropfenTinte)
die Zukunft zu schauen. Ein echtes Hypnotisieren fällt bei Kindern schwerer als bei Erwachsenen, und diese Praktiken gründen
sich, wie es scheint, mehr auf die rege Phantasie und Fabuliersucht des kindlichen Alters. - Zur Litteratur: Preger, Der Hypnotismus, Vorlesungen
(mit einer nachgelassenen Abhandlung von Braid aus dem Jahre 1845, Wien 1890).
JohannesAdolf, Pianofortefabrikant, geb. gest.
begründete 1794 in Barmen
[* 79] eine Pianofortefabrik und Orgelbauanstalt, in welche 1834 und 1839 seine Söhne C. Rudolf (gest.
1862) und Richard als Teilhaber eintraten. Letzterer übernahm 1869 den Orgelbau für alleinige Rechnung,
und Rudolf I., ein Sohn des erstern, führte die Pianofortefabrik weiter, die zu großem Ansehen gelangte und unter der FirmaRudolf Ibach Sohn gegenwärtig in drei Anstalten (in Barmen, Schwelm
[* 80] und Köln)
[* 81] blüht. Ein dritter Sohn des Begründers, Gustav
I., begründete 1862 eine eigne Fabrik.
Wilhelm, Geschichtschreiber, geb. zu Fürth
[* 82] bei Nürnberg,
[* 83] studierte 1839-43 in BonnPhilologie und erwarb
daselbst mit der Dissertation »Quaestiones Terentianae« die philosophische Doktorwürde,
war 1843-47 Erzieher inEngland, 1847-49 Gymnasiallehrer in Elberfeld, 1849-63 Schuldirektor in Liverpool,
[* 84] lebte seitdem seinen gelehrten Studien in Heidelberg
[* 85] und ward 1873 Professor an der Universität daselbst. Er schrieb: »Forschungen
auf dem Gebiet der römischen Verfassungsgeschichte« (Frankf. 1847; engl., Lond.
1853);
Wenn auch das Wesen der I. immer noch nicht völlig aufgeklärt ist, so hat doch die Lehre
[* 88] von derselben
(vgl. Immunität, Bd. 17) neuerdings
sehr bedeutsame Fortschritte zu verzeichnen. Indem einerseits die Unhaltbarkeit der Erschöpfungstheorie durch experimentelle
Untersuchungen klar dargethan wurde, hat sich anderseits zunächst das Studium den andern Theorien wieder mehr zugewandt, und
es ist Metschnikow geglückt, trotz der gewichtigsten Einwände und vieler gegenteiliger Beobachtungen andrer Forscher schließlich
doch den Nachweis zu führen, daß, wenigstens unter Umständen, wirklich lebende Bakterien in die weißen Blutkörperchen
[* 89] immuner Tiere aufgenommen werden; zuerst glaubte er in einem besondern Färbeverfahren (mit Vesuvin) die
lebenden von den toten Bakterien unterscheiden zu können.
Als dieses Verfahren sich als nicht einwandfrei erwiesen hatte, ging er von der Überlegung aus, daß die Bacillen (in allen
den fraglichen Versuchen handelte es sich um Milzbrandbacillen), wenn sie vor der Berührung mit den Freßzellen
geschützt wären, leichter auskeimen und sich vermehren müßten. Um dies zu erweisen, wickelte er an Seidenfädchen angetrocknete
Milzbrandsporen in Schilfrohrsäckchen und ähnliches Material, welches den Körpersäften, nicht aber den weißen Blutzellen
den Durchtritt gestattete, ein, brachte diese Säckchen immunen Tieren unter die Haut und fand nun, daß
die Sporen innerhalb der Säckchen zum Auskeimen gelangten, außerhalb dagegen nicht.
Die Resultate, welche andre Forscher bei Nachprüfung dieser Versuche erhielten, waren teils widersprechend, teils nicht Unbedingt
bestätigend. Schließlich gelang Metschnikow der Nachweis auf die Art, daß er Phagocyten haltendes Exsudat von der Impfstelle
in Bouillon brachte, wodurch die Freßzellen getötet wurden, nicht aber die innerhalb derselben liegenden
Bacillen, und diese konnte er nun unter dem Mikroskop
[* 90] unmittelbar auswachsen sehen. Er konnte darauf an eben diesen von den
Zellen aufgenommenen (aber durch Abtötung der Freßzellen wieder befreiten) Bacillen sogar noch ihre Infektionstüchtigkeit
durch Übertragung auf Tiere erweisen. So schön aber der Beweis geliefert war, daß wirklich lebende Bacillen
von den Phagocyten aufgenommen werden, so konnte sich dennoch Metschnikows auf diese
¶
mehr
Beobachtungen gestützte Theorie von der I. keine allgemeine Anerkennung verschaffen. Es wurde nämlich neuerdings von verschiedenen
Forschern übereinstimmend die Beobachtung gemacht, daß das zellenfreie Blutwasser (Serum) bakterientötende Eigenschaften
besitze. Darauf wurde eine neue Immunitätstheorie aufgebaut, indem man annahm, das normale Blut enthalte eine bakterienfeindliche
Substanz in größerer oder geringerer Menge, bez. Giftigkeit, und von der qualitativen oder quantitativen
Verschiedenheit dieser Substanz hänge die für die verschiedenen Menschen, bez. Menschenrassen
[* 92] und für die verschiedenen Tiergattungen
verschiedene I. ab. Diese Theorie mußte die Phagocytenlehre Metschnikows mindestens als überflüssig erscheinen lassen, denn
wenn beim immunen Tiere schon die Blutflüssigkeit die Bakterien abtötet, so bedarf es nicht noch des
Kampfes der zelligen Elemente mit den Bakterien, um diese letztern der Vernichtung entgegenzuführen.
Nun hätte man aber folgerichtig erwarten müssen, daß nur das Blutserum immuner Tiere diese Fähigkeit, pathogene Bakterien
zu töten, besitze, nicht aber auch dasjenige der empfänglichen Tiergattungen. Dies ist aber nicht der
Fall: auch das Serum der für Milzbrand empfänglichen Tiere vermag Milzbrandbacillen abzutöten, anderseits wurde diese Fähigkeit
bei Blutserum milzbrandimmuner Katzen
[* 93] etc. vermißt. Bei Würdigung all dieser Versuche darf man nicht aus dem Auge verlieren,
daß sie an aus der Ader gelassenem toten Blute angestellt sind. Eine befriedigende Erklärung für die
I. kann also auch die Thatsache der bakterienvernichtenden Kraft
[* 94] des zellenfreien Blutserums nicht liefern.
Wie aber die praktischen Bestrebungen, zum Schutz, bez. zu Heilungszwecken künstliche I. zu erzeugen, in der Erreichung
glänzender Erfolge der theoretischen Ergründung des Wesens der I. vorausgeeilt sind, so haben sie auch für die Theorie neue
Gesichtspunkte eröffnet: die Beobachtungen, welche man bei der Herstellung und Anwendung der künstlich abgeschwächten Giftstoffe
gemacht hat, haben die Wahrscheinlichkeit immer näher gerückt, daß die künstliche Immunisierung weniger durch die (abgeschwächten)
Bakterien selbst, als vielmehr durch deren Stoffwechselprodukte, also durch chemische Gifte bedingt werde, daß also die Durchseuchung
eines Individuums mit einer Infektionskrankheit im wesentlichen dadurch zur I. führen müsse, daß Stoffwechselprodukte
von Bakterien im Körper zurückbleiben, welche nur sehr langsam aus dem Körper wieder verschwinden, und an deren Anwesenheit
der Körper sich gewöhnt wie an andre chemische Gifte auch.
Diese Stoffwechselprodukte machen es, wenn sie in gewisser Konzentration im Organismus vorhanden sind,
neu eindringenden Bakterien derselben Art unmöglich, sich anzusiedeln, weil, wie auch im Reagenzglas zu beobachten ist, die
Bakterien, nachdem sie eine gewisse Entwickelungsgrenze erreicht haben, durch ihre eignen Stoffwechselprodukte am Weiterwachsen
gehindert werden. Dies ist nichts andres als die schon Band 17 erwähnte Retentionshypothese. Auf solchen Erwägungen
fußend, hat man denn auch angefangen, zur Erzielung künstlicher I. statt der abgeschwächten Bakterienkulturen sterilisierte
zu verwenden, also die I. lediglich durch die chemischen Produkte des Bakterienstoffwechsels herbeizuführen und, so jung
diese Bestrebungen noch sind, mit dem glänzendsten Erfolg.
Die Verwendung sterilisierter Kulturen zur Immunisierung hat neben der hohen theoretischen Bedeutung den
gar nicht hoch genug anzuschlagenden praktischen
Vorteil, daß damit der zur Immunisierung verwandte Stoff zu einem richtig
abmeßbaren, dosierbaren, chemischen Körper wird, wogegen man bei Einverleibung wenn auch abgeschwächter, so doch vermehrungsfähiger,
pathogener Mikroorganismen die Wirkung auf den Organismus nicht in allen Fällen mit der nötigen Sicherheit in der
Hand
[* 95] hat.
Schon in Band 17 wurde hervorgehoben, wie als letztes Endziel der Studien über I. die Heilung der Infektionskrankheiten angestrebt
werde. Die EntdeckungRobertKochs steht auf diesem Boden der künstlichen Immunisierung durch Stoffwechselprodukte der Tuberkelbacillen,
welche durch Sterilisierung der Bacillenkulturen und Isolierung der chemischen Giftstoffe durch ein besonderes
technisches Verfahren (Ausziehen mit 50proz. Glycerin) gewonnen werden.Koch äußerte sich über diesen Punkt in seinem Vortrag beim
achten MedizinischenKongreß in Berlin wie folgt: ». ich kann über dieselben (Versuche) daher nur so viel mitteilen, daß Meerschweinchen,
welche bekanntlich für Tuberkulose außerordentlich empfänglich sind, wenn man sie derWirkung einer solchen
Substanz aussetzt, auf eine Impfung
[* 96] mit tuberkulösem Virus nicht mehr reagieren, und daß bei Meerschweinchen, welche schon
in hohem Grade an allgemeiner Tuberkulose erkrankt sind, der Krankheitsprozeß vollkommen zum Stillstand gebracht werden kann.«
Ferner gelang es Fränkel, vermittelst sterilisierter Kulturen von Diphtheriebacillen Meerschweinchen gegen
Diphtherie immun zu machen, und Behring und Kitasato konnten sogar schon mit Diphtherie, bez. Wundstarrkrampf infizierte Tiere
durch ähnliche Immunisierungsverfahren heilen.
Sind auch zur Zeit die Erfolge mit dem Kochschen Heilmittel gegen Tuberkulose noch nicht richtig übersehbar, haben sich auch
die Stimmen, welche demselben seine Bedeutung absprechen oder dasselbe für schädlich zu erklären geneigt
sind, eher gemehrt als gemindert, so bleibt doch für diejenigen, welche den Gang
[* 97] der Immunisierungs-Untersuchungen verfolgen,
kein Zweifel, daß hier die Therapie der Zukunft, und zwar der allernächsten, liegt, und daß die zur Zeit noch bestehenden
Mißstände und Schwierigkeiten sich bald und sicher werden beseitigen lassen.
[* 15] Von Landis ist ein Hubverminderer für Indikatoren angegeben, bei welchem zwischen dem Kreuzkopf
[* 100] der zu untersuchenden
Maschine
[* 101] und dem I. eine Bogenhebelübersetzung eingeschaltet ist
[* 91]
(Fig. 1-3). Am Kreuzkopf der Dampfmaschine
[* 102] ist ein Knopf D eingeschraubt, in dessen Einschnitt M sich die Schnur F so einlegt, daß der an ihrem einen Ende angebrachte
Handgriff H sich an D stützt. Das andre Ende dieser Schnur ist an dem großen Bogenhebel B befestigt,
welcher mit dem kleinen (C) auf derselben Welle sitzt. Die an C angebrachte Schnur E führt zum I. Sie ist mit ihrem Ende nicht
an C direkt
¶
mehr
festgemacht, sondern geht von C aus durch eine Bohrung der Welle hindurch, so daß durch entsprechendes Anziehen dieses Endes
ihre Spannung bequem geregelt werden kann. Das Verhältnis der Radien der Bogenhebel muß dem gewünschten Grade der Hubverminderung
entsprechen. An dem Wellenansatz G wird eine Schraubenfeder J eingesetzt, deren andres Ende in der Büchse
K festgemacht ist. Durch Drehung der letztern läßt sich die Federkraft, bez. die Rücklaufspannung der Zugschnur E je nach
Bedarf ändern. Ist die passende Spannung erreicht, so ist die Büchse mittels Druckschraube N festzuklammern.
Nach den Angaben von Holtz hat das Institut von Lisser u. Benecke in Berlin eine I. konstruiert, welche
unter dem Namen Lissers Parva weite Verbreitung gesunden hat. Die Maschine (Fig. 1) besitzt zwei in entgegengesetzter Richtung
um eine gemeinschaftliche Achse drehbare Glasscheiben, welche mit Hilfe von Schnurrädern und einer Kurbel
[* 107] im untern Teil der Maschine in Rotation versetzt werden. Die Scheiben sind mit zwölf radial laufenden Metallbelegungen versehen,
und über diese streifen Pinsel aus Goldlahn, welche an den Enden diametral gestellter Arme der Ausgleichskonduktoren sitzen.
Die Pinsel
jeder Scheibe sind leitend miteinander verbunden, und die Arme sind von dem Gestell isoliert.
Die Auffangkämme, welche in der Höhe des horizontalen Durchmessers der Scheiben einander gegenüberstehen, sind auf Glassäulen
befestigt und durch den aufgesetzten Kopf derselben mit den beweglichen Konduktoren verbunden. Der Vorgang beim Betrieb der
Maschine ist folgender: Hat die Belegung 1
[* 103]
(Fig. 2) eine + Ladung erhalten und gelangt sie bei der Rotation
in die Lage von 2, also II gegenüber, so wird hier - E gebunden und + E abgestoßen, die durch aa nach VIII gelangt.
Sind auch alle nachfolgenden Belegungen, sobald sie den obern Pinsel von h passiert haben, mit + E geladen,
so wird die Belegung II, wenn sie beim Drehen weiter nach oben kommt, ihre Ladung beibehalten, da dieselbe durch die + E der
andern Belegungen festgehalten wird. Erst wenn II den obern Pinsel von b überschritten hat und ihr nun beim weitern Fortgang
ungeladene Belegungen gegenüberstehen, wird die gebundene - E frei und kann in den Saugkamm k1 übergehen.
Alsdann ist die Belegung so lange entladen, bis sie an den untern Pinsel von a gelangt.
Von diesem erhält sie nun + E (wie oben dargelegt) und ebenso alle nachfolgenden Belegungen, bis sie k2 passieren, wo die
+ E abgegeben wird. Die untern Belegungen des innern Kreises influenzieren nun aber die entsprechenden
des äußern. So wird VI eine - Ladung in b hervorrufen, und es wird die + E nach dem obern Pinsel von b getrieben, wo sie
die passierenden Belegungen + ladet, die Ladung derselben also, welche den ganzen Vorgang einleitete,
verstärkt. Geht nun b in der Richtung nach k1 weiter, so bleibt - E gebunden, bis die Belegung VIII passiert hat. Alsdann
wird sie frei und kann also in k1 übergehen etc. Die Maschine gibt 8-9, bei günstigem Wetter
[* 108] selbst 11 cm lange Funken.
Sie ist von der Feuchtigkeit der Luft wenig abhängig u. wechselt nur selten die Pole.