Philippovich,
Joseph,
Freiherr von
Philip p so e r g,
Österreich.
[* 4]
Feldzeugmeister, starb in
Prag;
[* 5] er wurde wegen seiner
militärischen Strenge der österreichische
Steinmetz genannt.
Philippson, 1)Ludwig, jüd. Gelehrter, starb
^9. Dez. 1889 in
Bonn.
[* 6] ^Phoneioostop (griech.), Vorrichtung, durch welche man mittels der
Resonanz Tonsiguren auf Seifenwasserhäutchen
hervorrufen kann.
Letztere erhält man am einfachsten durch Eintauchen eines Drahträhmchens in Seifenwasser; sie geben für
jeden
Ton, auch sür verschiedene
Klänge derselben Tonhöhe und für verschiedene
Vokale bestimmte symmetrische,
farbige, gerad-und krummlinige Resonanzfiguren.
Diese
Erscheinungen sind besonders von
Taylor untersucht worden. *PhonischeS
Rad, von La
Cour 1875 erfundener
Elektromotor, besteht
aus einem eisernen Zahnrad, welches vor einem
Elektromagnet um eine vertikale
Achse in der Art leicht drehbar ist, daß die
Zähne
[* 7] des
Rades dem Magnetpol sehr nahe liegen, ohne ihn zu berühren. Auf dem Zahnrad liegt eine als
Schwungrad wirkende hölzerne
Dose, in deren innerer ringförmiger Höhlung sich
Quecksilber befindet. Leitet man durch den
Elektromagnet einen intermittierenden elektrischen
Strom, so gerät das
Rad infolge der sich schnell wiederholenden
Anziehung
seiner
Zähne in
Rotation, welche überaus gleichförmig ist, wenn die
Unterbrechungen des
Stroms regelmäßig
erfolgen.
Dies geschieht nun nach Art des Neefschen
Hammers durch eine
Stimmgabel, deren beide
Zinken zwischen den
Polen eines hufeisenförmigen
Elektromagnets liegen. Zieht letzterer die Gabelenden an, so wird der
Strom unterbrochen, die
Anziehung hört auf, die Gabelenden
schwingen zurück, schließen dabei wieder den
Strom, die Gabelonden werden wieder angezogen:c. Diese
Selbstunterbrechung des
Stroms ist abhängig von der
Ton-höhe der
Stimmgabel;
je mehr
Schwingungen dieselbe ln einer
Sekunde
macht, desto schneller rotiert das phonische
Rad, dessen Zähnezahl zu dem entsprechenden phonelektrischen
Strom passen muß.
Möglichst gleiche phonische
Räder besitzen, in einen und denselben phonelektrischen
Strom eingeschaltet,
gleiche
Geschwindigkeit, und man kann sie daher benutzen zur Herstellung eines sehr genauen Isochronismus und
Synchronismus.
Das phonische
Rad eignet sich speziell zur Markierung verschiedener
Beobachtungen (astronomische, ballistische, physikalische)
oder zur graphischen Aufzeichnung kontinuierlicher
Kurven, als
Tachymeter zum
Zählen sehr schneller
Bewegungen einer
Stimmgabel
(Schwingungszahl eines
Tons) oder rotierenderAchsen (bei
Maschinen), als Tachytostop, um die
Größe der
Geschwindigkeit in jedem
Augenblick unmittelbar zu ersehen, zur Erlangung der genauesten Übereinstimmung des
Ganges zweier
oder mehrerer voneinander weit entfernter
Uhren
[* 8] oder andrer Mechanismen.
Namentlich eignet sich das phonische
Rad auch als Grundlage für Pantelegraphie, Multivlex- und Tyvotelegravhie.
Vgl. die
Schrift des Erfinders La
Cour, I.H raus Moiiigus (Kopenh. 1878; deutsch von Kareis, Leipz.
1880).
*Phonometer (griech.), von
Lucae angegebener
Apparat zur genauern Bestimmung der Sprachintensität, d. h. des beim Sprechen
angewandten Ausatmungsdruckes. Die von
Baas angegebene
Phonometrie besteht darin, daß man auf den Vrust-MeyerZ Konv.'Uenlon. 4. Aufl..
XVII.
Po korb den Stiel einer angeschlagenen
Stimmgabel setzt. Über lufthaltigen
Stellen hört
man diese
laut erklingen, über
Stellen mit vermindertem oder fehlendem Luftgehalt jedoch abgeschwächt.
BeimFüllen und Entleeren der
Retorten, aus denen der Phosphoreszenz destilliert wird, haben die
Arbeiter Schutzmasken mit
verglasten Augenö'ffnun. gen zu tragen;die
Respirationsorgane sind durch Nespi. ratoren oder vorgebundene
Tücher zu schützen,
außer ^ dem ist auch hier fürgute
Ventilation Sorge zu tragen. Die aus der
Vorlage entweichenden
Gase werden unter einem eisernen
Trichter verbrannt und die
Ver brennungsprodukte in einem mit nassem We'
g locker gefüllten
Rohr verdichtet.
Die aus diesem
Rohr entweichenden
Gase leitet man unter den
Rost einer
Feuerung. Statt des
Rohrs mit
Werg benutzt man auch
Kokstürme.
AlleArbeiten, bei denen die
Arbeiter Phosphoreszenz mit den
Händen berühren müssen, sind unter kaltem
Wasser auszuführen, und nach Beendigung
der
Arbeit sind die
Hände, besonders
Haut'
[* 12] falten und
Nägel,
[* 13] sorgsam zu reinigen. Niemals darf in den Arbeitsräumen
gegessen werden. Auch bei der
Reinigung des
Phosphors und bei der
Darstellung des roten
Phosphors treten
Dämpfe aus, für deren
gefahrlose
Ableitung Sorge zu tragen ist. Im allgemeinen ist der Gesundheitszustand der
Ar^ beiter in Phosphorfabriken viel
günstiger als in Zündholzfabriken; Phosvhorerkran'kungen, namentlich
Phosphornekrose, treten mir selten
und dann meist als
Folge grober Unvorsichtigkeit auf.
Die
Abwässer der Phosphorfabriken verarbeitet man auf
Phosphorsäure und
Arsen oder verdampft sie im
Fuchs
[* 14] eines gut ziehenden
Schornsteins.
Phosphoreszenz. Die. zuerst von Pflüg er er. kannte
Thatsache, daß es unter denSpaltpilzen
eine Anzahl phosphoreszierender
Arten gibt, die am
Meeresleuchten beteiligt sind und namentlich die
Erscheinung der sogen, milchigen
See (milk? 86a) verursachen, ist durch B.
Fischer weiter untersucht worden. Nachdem derselbe 1883 den stark leuchtenden, stäbchenförmigen
ZgM1u8 pli08^twi'6806u.8 der Westindischen
See entdeckt hatte, der am besten bei
Temperaturen zwischen 20 und 30"
C. gedeiht und schon bei 15" C. eingeyt, hat er in neuerer Zeit noch zwei verschiedene, mehr rundliche Leuchtbacillen der
Ostsee entdeckt, die schon bei 5-10" C. gedeihen,
Salzwasser leuchtend machen und tote
Fische
[* 15] noch schneller als der westindische
Leuchtbacillus mit einer grauweißen, im Finstern leuchtenden
Masse überziehen.
Obwohl diese
Kulturen mcht ganz so stark leuchten wie erstere, gelang es dem Genannten in neuester Zeit
doch,
Kulturen aller drei
Arten bei ihrem eignen
Licht
[* 16] zu photographieren, so daß sich z. B. nach 36stündiger
Exposition die
leuchtenden
Schuppen eines mit ihnen infizierten
Fisches deutlich abbildeten; ja sogar selbst von ihnen beleuchtete
Gegenstände, z. B. das Zifferblatt einer Taschenuhr, ließen sich photographieren.
Ludwig glaubt, daß die
Batterien der
i chfäulnis identisch sind mit der
Bakterie des lichtfaulen
Fleisches, die er H1icr0c0(nu8 ^iiu LZ'Oi'i ge 42 pl !5
¶
mehr
tauft hat und die gleich den Micrococcus prodigiosus zuerst in zerstreuten, stärker leuchtenden Zooglöen auftritt, bevor
sie das ganze Fleisch in einem mattern, vollmondartigen Licht erglänzen läßt. Die dadurch erzeugte Lichtfäule des Fleisches,
welche mitunter die ganzen Vorräte eines Fleischerladens ergreift und in Wirtschaftskellern und Anatomiesälen Schrecken
erregt, ist übrigens schon 1592 durch den Anatomen Fabricius de Aquapendente in Padua
[* 18] genauer untersucht
und seitdem öfter beobachtet worden, aber erst Pflüger wies als Erzeuger des Lichts den genannten beweglichen, runden Micrococcus
nach.
Das Licht wird unter Umständen so hell, daß Nüesch 1885 beim Schein einiger auf Flaschenhälsen befestigter, leuchtender
Schweinskoteletten eine kleine Gesellschaft bewirten konnte, worüber Protokoll aufgenommen wurde. Giard
entdeckte 1889 auch leuchtende Bakterien, mit denen er lebende Krebsarten infizieren konnte. Ludwig hat das Licht dieser und
andrer Leuchtpilze auch spektroskopisch untersucht, und dasselbe haben Aubert und Dubois beim Cucuyo (Pyrophorus noctilucus),
einer großen amerikanischen Springkäferart, ausgeführt.
Hierbei zeigte sich, daß zuerst grüne Strahlen von mittlerer Brechbarkeit auftraten, wozu bei gesteigerter
Intensität des Leuchtens dann noch gelbe, rote und blaue Strahlen traten, die aber bei der Lichtabnahme auch zuerst wieder
verschwanden, so daß nur die grünen Strahlen übrigblieben. Eine ähnliche Erscheinung hat man bei der spektroskopischen
Untersuchung der P. des belichteten Schwefelstrontiums beobachtet. Das Licht jenes Käfers ist so stark,
daß es sich schon bei 5 Minuten langer Exposition photographieren ließ und durch seine Strahlen in derselben kurzen Zeit Schwefelcalcium
leuchtend machte.
Auch die Larven der Pyrophorus-Arten leuchten gleich nach dem Ausschlüpfen mit bläulichem Licht, viel merkwürdiger aber ist
eine 1887 von v. Ihering beschriebene brasilische Käferlarve von etwa 50 mmLänge, deren Kopf rot wie eine
glühende Kohle leuchtet, während sich an den Seiten des Körpers zehn Paar grün leuchtender Stigmen befinden. Ähnliche vermeintliche
Käferlarven, die in zweifarbigem Licht leuchteten, waren schon früher wiederholt beobachtet worden, ohne daß es
gelingen wollte, die Art festzustellen, und schließlich hat sich im vorigen Jahr ergeben, daß es sich um das flügellose,
äußerst larvenähnliche Weibchen einer Weichkäferart handelt, welche Haase nach ihrem Entdecker Phengodes Hieronymi getauft
hat.
Das Licht scheint in ähnlicher Weise, wie es bei den verwandten Johanniswürmchen festgestellt werden konnte, teils
als Warnungssignal für Kerffresser, teils als geschlechtliches Anziehungsmittel zu dienen, denn die mit fadenförmigen Fühlern
versehenen Männchen zeigen sich noch mehr als andre Käfer
[* 19] geneigt, nach brennenden Lichtern zu fliegen. Unter den Wirbeltieren
sind bekanntlich nur leuchtende Fischarten vorhanden, die meist in größern Tiefen leben und daher früher wenig bekannt
waren.
Aber durch die Tiefsee-Expeditionen der Neuzeit ist die Zahl der bekannten Arten sehr gesteigert worden, und es haben sich
auch solche gefunden, die, wie der eben erwähnte Käfer, zweifarbige Leuchtflecke besitzen. Bei ihnen erreichen die Leuchtorgane
zugleich die größte Vollkommenheit, und R. v. Lendenfeld, der die Leuchtfische der Challenger-Expedition
zur Bearbeitung erhalten hat, sagt in einer vorläufigen Mitteilung darüber, daß sich hier eine vollständige Musterkarte
und Stufenreihe von ganz einfachen, an die Leuchtdrüsen der wirbellosen Tiere gemahnenden
Gebilde bis zu den kompliziertesten
optischen
Apparaten verfolgen lasse, welche wie Leuchtturmlaternen mit Pigmenthülsen, hohlspiegelartigen, mit einer Flitterschicht
wie mit Amalgam belegten Reftektoren und einer uhrglasförmigen Linse
[* 20] ausgestattet sind, um das Licht in
konzentrierter Form in die Ferne zu werfen. Man hatte diese Organe früher für Augen gehalten, bis ErnstKrause 1881 zeigte,
daß sie denBau eines Projektionsapparats besitzen, welchse Auffassung 1887 durch v. Lendenfeld bestätigt wurde.
Darum verbreiten diese Tiere zuweilen noch, wenn sie aus der Tiefsee zum Schiff
[* 21] emporgezogen werden, ein
fast blendendes, sternartiges Licht, welches durch den Spiegel- und Linsenapparat derartig verdichtet wird. Bei der ununterbrochenen
Stufenfolge, welche diese vollkommnern Organe mit den einfachern drüsenähnlichen verbindet, glaubt übrigens v. Lendenfeld
die Ansicht vertreten zu können, daß alle Leuchtorgane der Fische umgewandelte Drüsen seien, welche sich
durch Anpassung aus dem Schleimkanalsystem entwickelt haben.
Durch die in der Photographie angewandten Chemikalien kommen Gesundheitsschädigungen selten vor. Das Arbeiten mit
Höllenstein ist ungefählich; wird zufällig oder absichtlich Höllenstein verschluckt, so ist Kochsalz das beste Gegengift,
da es unlösliches Chlorsilber bildet. Chromsaures Kali kann nur schädlich wirken, wenn es in Wunden gelangt.
Geschwürsbildungen beim Arbeiten mit diesem Salz
[* 22] sind in der Photographie nicht beobachtet worden. Viel gefährlicher ist das Cyankalium,
namentlich wenn es in Wunden gelangt.
Bei nervenschwachen Personen, namentlich bei Frauen, erzeugt der beständig sich entwickelnde Blausäuregeruch eine bis zur
Lähmung gesteigerte Muskelschwäche. Jedenfalls ist die Benutzung des Cyankaliums aufs Notwendigste zu
beschränken. GrößereGaben von Cyankalium bewirken bekanntlich plötzlichen Tod, bei geringern Graden der Vergiftung sind Entleerung
des Magens, am besten durch die Magenpumpe, kalte Begießungen im warmen Bad
[* 23] und alkoholische Getränke zu empfehlen. Auch die
Einatmungen von Ätherdämpfen rufen, besonders in der Dunkelkammer, bisweilen Ohnmachten hervor; die
Arbeiter in der Dunkelkammer sehen bleich und kachektisch aus, und es erscheint geboten, besser als bisher für Ventilation
in der Dunkelkammer zu sorgen.
*, Callisto, ital. Maler, Sohn des Malers Martino Piazza, von Lodi, geboren um 1500, studierte
in Venedig
[* 25] nach Giorgione und Tizian, ward aber besonders von Romanino beeinflußt. Er war vornehmlich in und um Brescia, Lodi,
Crema und Mailand
[* 26] thätig und soll 1561 in Lodi gestorben sein. Von seinen Werken, die in der frühern Zeit sich durch eine
kräftige Form- und Farbengebung auszeichneten, später jedoch ins Flache und Manierierte verfielen, sind
zu nennen: eine AnbetungChristi (1524), in der städtischen Galerie zu Brescia;
Nachdem er sich behufs Anknüpfung wissenschaftlicher Verbindungen und Anschaffung
von Instrumenten zwei Jahre in London
[* 34] und ein Jahr in Harts aufgehalten hatte, wurde die Sternwarte im Frühjahr 1791 eröffnet,
und im nächsten Jahr begannen die zehnjährigen Fixsternbeobachtungen, welche Pilatus-Eisenbahn behufs Herstellung
eines möglichst vollständigen Sternkatalogs ausführte.
Als Frucht dieser Arbeit erschien 1803 ein Verzeichnis mit 6784 und 1814 ein
zweites mit 7646 Sternen.
»1^3. V6Ü166 66 1iiui38i6l *Picart
(spr.-kar), Bernard, franz. Kupferstecher, geb. zu Paris,
[* 40] Schüler seines VatersEtienne Pilatus-Eisenbahn (1632-1721), Lebruns und
Iouvenets, ging als eifriger Protestant um 1710 nach Amsterdam,
[* 41] wo er eine Kunstschule gründete und starb. Sein Werk
umfaßt 1300 Blätter, von denen aber viele nur unter seiner Aufsicht von Schülern ausgeführt und besonders die spätern oft
sehr manieriert sind. Seine große Fertigkeit, die verschiedenen Stichmanieren älterer Künstler nachzuahmen, erhellt namentlich
aus einer Sammlung von 78 Blättern, die 1738 zu Amsterdam unter dem Titel: Imyo8tur68 inn()e6M68« erschien.
picken lauf picken), eine Gaffel schräg
gegen den Mast aufrichten', Piekstander, am Vor- und Großmast Gaffelsegel führender Schiffe
[* 42] ein von der äußersten Gaffelspltze
(Nock) bis zum Masttopp laufendes Tan zur Haltung der Schrägstellung der Gaffel. ^Picneman, Jan Willem, niederländ. Maler, geb. 1779 zu
Abcoude bei Amsterdam, bildete sich auf der Zeichenakademie zu Amsterdam, wurde
1805 Zeichenlehrer an der
Artillerie- und Genieschule zu Delft, 1816 Direktor des Kabinetts im Haag
[* 43] und 1820 erster Direktor der Akademie zu Amsterdam, wo
er starb. In großen Schlachtenpanoramen und Historienbildern schilderte er öi^ Waffenthaten des damaligen Prinzen
von Oranien, nachmaligen KönigsWilhelm II., und andre groß" Begebenheiten aus der Geschichte seines Vaterlandes.
^Pierson, 2) Blanche, franz. Schauspielerin, geb. zu St.-Paul,
debütierte 1856 aus dem Ambigutheater in Paris, von welchem sie 1858 zu dem Vaudevilletheater überging, auf dem es ihr zuerst
gelang, größere Erfolge zu erzielen.
Von 1864 bis 1875 gehörte sie dem Gymnase an und kehrte dann zum
Vaudeville zurück.
Sie hat eine Reihe der jugendlichen Hauptrollen in den modernen französi schen Sittendramen geschaffen,
d. h. zum erstenmal gespielt, so in den Schauspielen: »FannyLear«, »Froufrou«, »Monsieur
[* 44] Alphonse«, »Die Bürger von Pont-Arcy«.
»Pigott, Richard, ein Ire,
welcher an der Agitation gegen England eifrig teilgenommen hatte, lieferte 1887 der /I'im63 für 2500 Pfd.Sttrl. eine Anzahl
BriefeParnells, Egons und andrer irischer Parteiführer aus, welche dieselben schwer belasteten; sie enthielten nämlich eine
Billigung des Mordes im Phönixpark (6. Mai 18^2). Parnell erklärte die ihm zugeschriebenen Briefe für unecht
und verlangte 1888 eine parlamentarische Untersuchung. Auf Beschluß des Parlamentsward einGerichtshof eingesetzt, um die
Frage der Echtheit zu untersuchen und zu entscheiden. Vor demselben ward Pilatus-Eisenbahn im Februar 1889 der Fälschung überführt und erschoß
sich 1. März in Madrid,
[* 45] wohin er von London geflüchtet war, als er verhaftet werden sollte; er hatte seit
langem nach allen Seiten hin durch Betrügereien und Drohungen sich Geld zu verschaffen gewußt. Daher to pi^ott (vigotten)
für «fälschen, durch Fälschung hintergehen", und die Hauptworte pi^0tti8m und pi^o Ni'^. ^Pilatus-Eisenbahn. Die am eröffnete
Bahn von Alpnachstad nach Pilatuskulm steigt zunächst in nördlicher Richtung nach der Ämsigenalp, dann
in westlicher Richtung nach der Mattalp und erreicht in mehreren starken Windungen das Plateau des Gasthofs Bellevue auf dem
Pilatus. Die Länge der Bahn mißt 4455 m, die erstiegene Höhe 1634 m, also die mittlere Steigung 40 Proz., während die
größte und kleinste ausgeführte Stei gung bez. 48 Proz. u. 18 Proz.
beträgt.
Von der Gesamtlänge liegen 2215 iu in einer Geraden und 2240 inm Kurven von 70 bis 100 in Radius.
Die Bahn, welche
sich dem Terrain möglichst anschmiegt, enthält außer einem Viadukt über den Wolfortbach, drei kleinern und
einem 0,3 km langen Tunnel
[* 46] keine größern Kunstbauten.
Auf der in der Bahnmitte'gelegenen Ämsigenalp befindet sich die aus
zwei Schiebebühnen bestehende Ausweiche für die auf- und abwärts fahrenden Züge.
Die Spurweite der Bahn, welche einen Oberbau
aus zwei breitbasigen Laufschienen und einer Mittelschiene mit Zahnstange besitzt, beträgt 80 cm. Die
Zahnstange trägt an beiden Seiten die Zähne, in die je zwei gegenüberliegende wagerechte Zahnräder eingreifen, deren lotrechte
W?l 42''
¶
forlaufend
660
len von der Maschine
[* 48] teils direkt, teils indirekt in Drehung versetzt werden.
Die Maschine befindet sich nämlich am untern
Ende des mit 32 Sitzplätzen versehenen Wagens, wovon jeder zwei jener Zahnradpaare besitzt, während an dessen oberm Ende
eine vorspringende Plattform angebracht ist.
Durch geeignete Bremsvorrichtungen ist die nötige Sicherheit
des Betriebes erzielt, auch durch Gleitstücke, welche unter die Köpfe der Laufschienen greifen, einem Umstürzen der Wagen
durch Windstöße vorgebeugt.
Die ganze Bahnanlage hat sich bis jetzt technisch bewährt und einer finanziell günstigen
Benutzung seitens des reisenden Publikums erfreut. Vgll ssaromeyor, Die Pilatusbahn(Zürich
[* 49] 1889). »Piles (spr. p Uil), Noge
r d e, franz. Maler und Kunstschriftsteller, geb. 1635 zu Clamecy (Nievre),
Pirmez starb in Paris.
^Pilibhit, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in der britisch-ind. ProvinzNordwestprovinzen und Audh, am Deohafluß und
der Eisenbahn nach Bareilly, mit einem verfallenen Palast, einer großen Moschee und (i88i) 29,721 Einw.
(17,197 Hindu, 12,520 Mohammedaner), welche bedeutende Zuckervasfinerie und Anfertigung von kupfernen Gefäßen betreiben.
Piltz, Otto, Maler, geb. 1846 zu Altstadt, bildete sich in München
[* 51] und an der Kunstschule in Weimar
[* 52] zum Genremaler aus und behielt
seinen Wohnsitz in Weimar. Er machte die Studien zu seinen Genrebildern, welche seit den: Anfang der 70er
Jahre auf den Ausstellungen erschienen, in den Dörfern und ReinenStädtenThüringens, wobei er sich besonders in das Leben
der Kinderwelt versenkte, welches er nnt gesundem Humor und mit naiver Auffassung wiederzugeben verstand.
Unter seinen meist
auf eine Iielle Tonart gestimmten, bisweilen aber auch an Hckc^e und Buntheit leidenden, jedoch stets
durch lebendige Charakteristik ausgezeichneten Gemälden sind die hervorragendsten: der kleine Iongleur( 1872), auf dem Orgelchor
einer thüringischen Dorfkirche, Turnunterricht auf dem Land (1876), die Verwahrlchule in Weimar, die Strickschule, Vesper
im Kindergarten, vor dem Gottesdienst (1881, Vorbereitung ;um Pfingstfest s1886), Alterweibersommer (1888) und bei der
Frau Pastorin (1889).
»Licht- U.Schattenseiten
aus meinem Lehrerleben« (das. 1885);
»Schulandachten« l3.Aufl., das.
1870).
Am bekanntesten wurde er durch die von ihm 1864 begründete und noch heute herausgegebene Zeitschrift für häusliche
Erziehung »Cornelia« (53. Bd., Leipz.
1890). " Pisseyra (spr. viniciro^, E nr i q u o, cuban. Schrift:
steller, geb. 1839 zu tzauana, wo er Rechtswissenschaft studierte,
auch seit 1863 als Sachwalter thätig war und, nachdem er Europa
[* 58] bereist hatte, 1865 die »Ksvi^ äst pusdio«
gründete, siedelte 1869 nach NewJork über und rief hier eine neue Zeitschrift: »Nl öluiiäo Xusvo , , ins Leben. Er schrieb:
«Lio^ratig. äst Oenerai 8an Nartin" (NewJork 1870);
»I^06tÄ8 t'n,M0808 ä?1 81^10 XIX (Par. 1883 . Piper, 2) Ferdinand, Theolog und Archäolog,
starb in Berlin. Mrazzi, Emil, Schriftsteller, geb. ;u Offenbach
[* 59] a. M., wurde Kaufmann, übernahm das Geschäft
seines Vaters und erweiterte auf größern Reisen seine allgemeine Bildung, widmete sich nebenbei auch der
Publizistik und poetischen Bestrebungen und redigierte eine Zeitlang die ^Main-Zeitung« in Offenbach.
in welchen besonders das Schlußkapitel »Der Musensitz am Main« Beiträge zur Kenntnis von
Goethes Jugendleben enthält.' »Pirmez, 1)Eudore, belg.
Staatsmann, geb. 1830 zu Chatelineau, studierte Rechtswissenschaft, wurdo 1851 Advokat in Charleroi, 1857 Mitglied
der Kammer und bekleidete 1868 70 das Ministerium des Innern. Während er es hier den Ortsverwaltungen überließ, die Geistlichkeit
zur Mitwirkung bei dem Volksunterricht heranzuziehen oder nicht, mißbilligte er 1879 dagegen die von seinen Parteigenossen
u. 1884 die von den Klerikalen durchgeführte Schulordnung als Eingriffe in die persönliche Freiheit oder
in diejenige der Ortsverwaltungen. Pirmez stelltesich nämlich in reinpolitischen wie in volkswirtschaftlichen Fragen mit Vorliebe
auf den Standpunkt eines Idealisten der Freiheit und vertrat seine Ansichten mit ungewöhnlicher Gelehrsamkeit und Geist. Häufig
nahm er eine vermittelnde Stellung zwischen seinen Parteigenossen und der gegnerischen Regierung ein. Das
KabinettMalou ließ ihn bei dem Regierungswechsel im Imn 1884 zum Staatsminister kä koc ernennen. 1887 war er, obschon Anhänger
der Goldwährung, Veitreter Belgiens auf der Konferenz des lateinischen Münzverbandes und 1889-90 als Präsident des Staatsratä
des Congostaats Mitglied des Antisklavereikongresses in Brüssel. Nm dieselbe Zeit gab er eine vielbesprochene
Flugschrift über die Handeln krise heraus. Außerdem schrieb er noch: «1)6 I'unil^ ä68 forces ä6 »« r".vita Noli et ä'iu^rtie
(1881),
Als Volkswirt genoß Pirmez in Belgien
[* 60] eine allgemeine
Autorität. »2) Octave, Bruder des vorigen, belg. Schriftsteller, geb. 1832 zu Chatelat,
gestorben im Mai 1882 auf seinem Schloß zu Acoz, wo er sein Leben einsam verbracht hatte («1o solitaii'k d'^.co2").
Seine
durch Gedankenreichtum und ernste Auffassung der Natur ausgezeichneten Werke sichern ihm einen hervorragenden Platz in der
neuern Litteratur Belgiens.
Ein aus der Rinde bereitetes Fluidextrakt
ist als schlafmachendes und schmerzstillendes Mittel unter anderm bei Migräne empfohlen werden. Es soll weder Appetit noch
Verdauung beeinträchtigen, doch haben größere oder in kurzer Zeit wiederholte Gaben bedenkliche Störungen
hervorgebracht.
(griech., Schiefzeiger), ein aus einer großen, oben offenen, rotierenden Trommel bestehender Apparat zur
Demonstrierung der Augentäuschung, daß die darin stehenden Personen den Boden ebenso stark gegen das Zentrum
aufsteigend erblicken, als sie sich infolge der Rotation gegen denselben unbewußt neigen.
[* 67] Die Anzahl der uns bekannten Planetoiden ist bis Ende 1889 auf 287 gestiegen, deren Umlaufszeiten die nebenstehende
Tabelle gibt.
Den größten mittlern Abstand von der Sonne
[* 68] haben Thule (279) mit 4,25 und Hilda (153) mit 3,96
Erdbahnhalbmessern oder 632, bez. 589 Mill. km, den kleinsten hat Medusa (149) mit 2,13 Erdbahnhalbmessern oder 317 Mill.
km. Die Exzentrizität der Bahn ist am größten bei Eunike (185), nämlich 0,353; während die mittlere Entfernung dieses Planetoiden
von der Sonne 407 Mill. km beträgt, kann er sich derselben bis auf 355 Mill. km nähern und bis auf 459 Mill.
km von ihr entfernen.
Die kleinste Exzentrizität besitzt Philomela (196), nämlich 0,0128, ihr Abstand von der Sonne schwankt zwischen 458 und 468 Mill.
km. Die Neigung der Bahn gegen die Ekliptik beträgt bei 17 Planetoiden mehr als 20°, am größten ist sie
bei Pallas (2), nämlich 34° 44', am kleinsten bei Massalia (20), nämlich 0° 41'. Auf Grund einer Wahrscheinlichkeitsbewegung
hat Kleiber nachgewiesen, daß die Knoten der 250 ersten Planetoiden ganz zufällig auf der Ekliptik verteilt sind, daß sich
also nirgends eine Kondensation erkennen läßt. Die bisherigen Bestimmungen der Durchmesser der Planetoiden
waren auf hypothetischer Grundlage aus Helligkeitsmessungen abgeleitet. Neuerdings hat aber Holden mit dem 36zölligen Refraktor
der Licksternwarte bei Vesta und Iris deutliche Scheiben beobachtet.
Verzeichnis der bis Ende 1889 bekannten Planetoiden, mit Angabe ihrer Entdecker.