untervon der
Mächtigkeit der letztern selbst, sondern auch noch von andern meteorologischen Verhältnissen abhängig ist.
Die
Verdunstung ist für das
Absinken des
Grundwassers von so außerordentlicher Bedeutung, daß sie mitunter den ganzen
Rhythmus
der Grundwasserschwankung beherrscht und auch die
Größe der Schwankung beeinflußt.
Man hat in dieser Hinsicht zweiTypen
unterschieden, welche durch das Verhalten des
Grundwassers in
Berlin
[* 2] und in
München
[* 3] repräsentiert werden. In
München fallen
mächtige
Niederschläge mit scharf ausgeprägtem jahreszeitlichen
Rhythmus, während die Schwankungen des Sättigungsdefizits
der
Luft nur gering sind, das
Klima
[* 4] relativ feucht ist;
in
Berlin dagegen fallen schwächere
Niederschläge mit verwischtem jahreszeitlichen
Rhythmus, das Sättigungsdefizit ist
hoch, und seine Schwankungen sind außerordentlich groß.
Dem entsprechend
sind nun auch die Schwankungen des
Grundwassers in
Berlin viel mächtiger, fast zweimal so groß wie in
München, wo durch den
Umstand, daß gerade die mächtigen
Niederschläge in die Zeit der größten, aber doch nicht sehr bedeutenden Trockenheit
fallen, das Ansteigen gemildert wird, und wo umgekehrt der Umstand, daß das
Minimum der
Niederschläge
noch immer eine bedeutende
Höhe repräsentiert und dabei in die Zeit der größten Luftfeuchtigkeit fällt, das allzu tiefe
Absinken des
Grundwassers hintanhält.
In der Bodenschicht über dem hat man drei
Zonen unterschieden.
Die Verdunstungszone, die oberste Bodenschicht,
in welcher die
Niederschläge den höchsten Durchfeuchtungsgrad, die
Verdunstung den höchsten
Grad der Trockenheit erzeugt;
die Durchgangszone, in welcher die
Verdunstung nicht mehr direkt zur Geltung kommt und ein Wassergehalt vorhanden ist, wie
er infolge der
Kapillarität eintritt und der absoluten Wasserkapazität des
Bodens entspricht.
Dieser Wassergehalt
wird stets eine gewisse
Beständigkeit zeigen, ein Überschuß wird abfließen, ein
Defizit, durch
Verdunstung in der obern
Schicht hervorgebracht, kann von untenher durch kapillares Nachsteigen gedeckt werden, die
Grenzen
[* 6] dieser
Zone aber unterliegen
bedeutenden Schwankungen.
Unter derselben folgt die
Zone des kapillaren Grundwasserstandes, welche einer Durchfeuchtung entspricht,
wie sie erhalten wird, wenn sämtliche Kapillarräume mit
Wasser erfüllt sind, und die bis zur obern
Fläche des
Grundwassers reicht.
Über die Bedeutung der Grundwasserschwankungen für die Entstehung und Verbreitung der ansteckenden
Krankheiten vgl.
Boden.
Durch direkte Untersuchungen ist festgestellt worden, daß das Graphophon völlig bakterienfrei ist.
Durch
Spalten,
Risse,
Brunnen
[* 7] etc. in größere Tiefe gelangte Mikroorganismen vermögen sich
im G. nicht zu verbreiten, weil sie durch die große Filtrationskraft des
Bodens (s.d.) zurückgehalten werden.
Zur Messung der Tiefe des Grundwasserspiegels unter der Erdoberfläche dürfen nur solche unter Verschluß gehaltene
Brunnen
dienen, welche gar nicht benutzt werden oder längere Zeit sich inRuhe befunden haben.
Die
Länge
des
Bandmaßes in
Zentimetern vom
Nullpunkt bis zum Oberflächenfixpunkt,
addiert zu der Anzahl von
Zentimetern, welche durch die beim Herablassen des
Bandes nicht gefüllten Schälchen
angegeben wird, entspricht dem Grundwasserstand.
Genauere Messungen erhält man durch einen unten mit
Schwimmer versehenen
Maßstab,
[* 10] bei welchem der
Nullpunkt mit dem Grundwasserspiegel zusammenfällt. Da die Vertikalbewegung des
Grundwassers stets
sehr langsam erfolgt, so genügt es in den meisten
Fällen, die Messungen monatlich zweimal vorzunehmen.
Die
Mächtigkeit der Grundwasserschicht, d.h. der
Abstand des Grundwasserspiegels von der undurchlässigen
Schicht, läßt sich
nur durch Bohrungen ermitteln.
(engl.
Green heart), das
Holz
[* 12] eines lorbeerartigen
Baums, Neetandra Rodiaei inWestindien
[* 13] und
Guayana, ist sehr schwer, fest, zäh, grüngelb, zeigt auf dem
Querschnitt zarte, dichtgedrängte, schwefelgelbe
Punkte,
wird in
England als Werkholz, besonders im
Schiffbau, viel gebraucht, bei uns zuweilen als Drechslerholz statt Guajak.
(Brenzkatechinmethyläther) C7H8O2, der Hauptbestandteil des Buchenholzteerkreosots (60 bis 90 Proz.),
wird erhalten, indem man letzteres destilliert, den zwischen 200 und 205° übergehenden
Anteil sammelt,
mit
Ammoniak schüttelt und nochmals destilliert. Der niedrig siedende Teil wird in dem gleichen
VolumenÄther gelöst und
mit sehr konzentrierter alkoholischer
Lösung von
Kalihydrat versetzt. Das sich ausscheidende
Kalisalz des Guajacols wäscht
man mit
Äther aus, kristallisiert es aus
Alkohol um, zersetzt es mit verdünnter
Schwefelsäure
[* 14] und rektifiziert
das abgeschiedene Guajacol. Dies bildet eine farblose
Flüssigkeit, riecht stark aromatisch, nicht unangenehm, spez. Gew. 1,117,
siedet bei 200-202°, löslich in 200 Teilen
Wasser, leicht in
Alkohol und
Äther, bräunt sich am
Lichte. Die alkoholische
Lösung
wird durch sehr wenig
Eisenchlorid blau, durch größern Zusatz smaragdgrün. Guajacol bildet mit den
AlkalienVerbindungen, die schon durch viel
Wasser zersetzt werden. Man benutzt Guajacol bei
Tuberkulose und gibt, da es bei 1:2000 im
Blute
die Tuberkelbacillen tötet
und sie bei 1:4000 noch schwächt, große
Dosen.
wurde in früherer Zeit sehr allgemein mit wertlosen
Erden etc. verfälscht, während gegenwärtig
Peruguano nur von drei
Firmen und (außer im aufgeschlossenen Zustand) nur pulverisiert mit bestimmtem, jährlich bekannt
gemachtem
Gehalt an
Stickstoff,
Phosphorsäure und
Kali in den
Handel gebracht wird.
Alle andre
Ware, besonders solche mit hochtönendem
Namen, ist mit großer Vorsicht aufzunehmen, weil auch jetzt noch der
Name Guano benutzt wird, um wertarme,
an und für sich schwer verkäufliche Dungmittel unterzubringen.
Zur sichern
Entscheidung der
Frage, ob ein Dungmittel Guano ist oder doch in größerer
Menge enthält, bedient man sich des Nachweises
der
Harnsäure. Man kocht eine Probe so lange mit nicht zu konzentrierter
Kalkmilch, als sich noch
Ammoniak
entwickelt, filtriert heiß, versetzt mit
Salzsäure und läßt 24-36, auch 48
Stunden stehen. War
Harnsäure vorhanden, so
hat sich diese in gefärbten kleinen
Kristallen ausgeschieden, welche durch die Mureridreaktion leicht erkannt werden können.
Zur Gehaltsbestimmung des
Guanos an
Stickstoff verbrennt man eine Probe nach der üblichen
Methode mit
Natronkalk
unter Zusatz von xanthogensaurem
¶
Die Schiffe,
[* 16] welche den Guano verladen, sind ungeeignet zum Transport einer andern Ladung und dürfen noch weniger Passagiere befördern.
Wird die Ladung durch Seewasser feucht, dann können unter der Schiffsmannschaft tödlich verlaufende Fälle
vorkommen. Beim Auf- und Abladen des Guanos tritt ein höchst lästiger Staub auf, welcher zum Vorbinden von Schwämmen und Tüchern,
die vorteilhaft mit Essig getränkt werden, zwingt. In Wunden kann Guanostaub Blutvergiftung herbeiführen.
Guanoniederlagen sind in der Nähe bewohnter Stadtviertel nicht zu dulden. Beim Wohnen über solchen Niederlagen
hat man Taubheit, erschwerte Sprache
[* 17] und eigentümliche rosenrote Flecke auf der Stirn beobachtet. Die erstern Erscheinungen erklären
sich aus der Reizung des Gaumens, welche sich auf die Tuba Eustachii
[* 18] fortpflanzt. Aufstreuen von Gips,
[* 19] Torfstreu, Gerberlohe
auf die Guanosäcke bindet das entweichende Ammoniak. Mit Schwefelsäure aufgeschlossener Guano liefert Dämpfe
flüchtiger Fettsäuren, die man durch Aufhängen von Tüchern, welche mit Kalkmilch getränkt wurden, wenigstens teilweise
binden kann.
* 2) Constant, franz. Romanschriftsteller, geb. zu Elbeuf, trat zuerst in ein Handelsgeschäft,
entschied sich aber frühzeitig, nachdem eine Novelle, die in Brüssel
[* 31] erschien, Glück gemacht, für die litterarische Laufbahn
und ging nach Paris, schrieb für die »Patrie« Feuilletons und ließ in verschiedenen Journalen teils allein, teils
als Mitarbeiter von Molé-GentilhommeRomane erscheinen, von denen als die vorzüglichsten zu nennen sind: »Roquevert l'arquebusier«,
»Zanetta la chanteuse«, »Les
autours de Paris«, »Le
[* 32] capitaine Zamore«, »Le
Bronzino«, »Le juit de Gand«, »Le chevalier de Mailly«, »La
pigresse de Flandres«, »La bourgeoise d'Anvers«, »La
virge aux larmes«. 1858 ließ er im »Courrier de Paris« mit Couder ein ungeheures Romanfeuilleton: »Les
étrangleurs de Paris« (1859, 6 Bde.),
erscheinen, dem die »Étrangleurs de l'Inde« von Méry vorangegangen. Er hat namentlich
für die populären illustrierten Zeitschriften-Romane geschrieben, auch einige Vaudevilles und Dramen, wie Berthe »Caflamande
Theodoros« (1868), auf die Bretter gebracht. Er starb Ende November 1882 in Paris.
* Vorrichtung zur schnellen Herstellung von Guirlanden, besteht aus einer hohlen rotierenden
Spindel, an welcher Draht- oder Garnspulen stecken.
Der starke Draht,
[* 33] welcher den Kern der Guirlande bildet,
wird durch die Spindel hindurchgezogen und dabei mit dem feinen Draht oder Garn in dichten Lagen umwunden, während man die Blumen
oder Blätter mit ihren Drahtenden in die Spindel einführt, so daß sie mit eingewickelt werden.
* (Gomul), rechtsseitiger Nebenfluß des Indus, entspringt im östlichen Afghanistan
[* 34] auf einer parallel mit dem
Suleimangebirge sich hinziehenden Gebirgskette in mehreren Quellflüssen, nimmt von S. her den Ihob auf und durchbricht dann
in dem wichtigen Gumalpaß die Suleimankette und tritt in das Pandschab über, verliert sich aber hier
in der Ebene, den Indus bei Dera IsmailChan nur selten erreichend. Der genannte Paß,
[* 35] an dessen Ausgang nach Indien die Stadt Gumal liegt,
ist die große Handelsstraße für die Povindahstämme, welche zwischen Kabul und Kandahar verkehren.
¶
* 3) Julius, unter dem PseudonymLucianHerbert bekannter Romanschriftsteller, geb. zu Prag,
[* 37] studierte
daselbst die Rechte, trat 1851 in den Gemeindedienst von Prag, ward 1863 durch die tschechische Partei aus
seiner Stellung gedrängt und lebt seitdem als Schriftsteller. Aus der langen Reihe seiner Romane, die der mittlern Unterhaltungslitteratur
zugerechnet werden können und durch die Hereinziehung politisch - historischer Persönlichkeiten zum Teil einen höhern
Anspruch erheben, sind hervorzuheben: »Deutsche
[* 38] Hiebe« (Leipz. 1857,2
Bde.);
* mathematisches Instrument in Form eines breiten Lineals, auf welchem die sogen. Gunterlinien aufgezeichnet
sind. Dieselben bilden ein System von geraden, untereinander korrespondierenden Linien, auf welchen die Verhältnisse
der transcendenten Winkelfunktionen des ganzen Quadranten sowie diejenigen der natürlichen Zahlen nach ihren logarithmischen
Werten niedergelegt sind. Die letztern würde man z. B. erhalten, wenn man den Anfangspunkt
einer Linie mit 1 bezeichnet und von hier aus den auf einem beliebigen Maßstab gemessenen Wert derMantissen der Logarithmen
der natürlichen Zahlen abträgt.
Nimmt man ferner für eine zweite Linie diese Werte doppelt und hiervon für eine dritte Linie den dritten Teil, so erhält
man die zu der ersten, der Zahlenlinie, gehörige Wurzel- und Kubenlinie. Nach demselben Prinzip kann man sich die Sinus-, Sekanten-,
Tangenten- und Sinusversuslinien konstruieren, auf welchen man durch einfache Zirkelspannung jede
Aufgabe zu lösen vermag, welche nur irgend durch logarithmische Rechnung bewältigt werden kann. Je nach Größe des zu Grunde
gelegten Maßstabs kann man die Genauigkeit des Resultats auf jeden gewünschten Grad bringen.
Die für den Seegebrauch eingerichtete Gunterskale ist 2 Fuß lang und enthält noch außerdem die natürlichen
Werte der trigonometrischen Funktionen, die Sinus der Kompaßstriche und die Mercatorschen Meridionalteile. Den Namen hat die
Gunterskale von ihrem Erfinder, dem englischen Geistlichen Gunter aus Hertford (1581-1626). Die
Gunterskale war vor der allgemeinen Verbreitung
der Logarithmentafeln dem Seefahrer unentbehrlich und verdient auch heute noch einen Vorzug vor dem Rechnen
mit Logarithmen, wenn es sich um Auflösung von Proportionen, Potenzierungen und Ausziehen von Wurzeln jedes Grades handelt. Vgl.Jerrmann,
Die Gunterskale (Hamb. 1888).
* JuliusErnst von, Schriftsteller, geb. zu Ludwigsburg
[* 49] als Sohn eines Offiziers, trat ebenfalls
in den Militärdienst, wurde 1839 Leutnant, 1853 Hauptmann, trat 1856 zur Gendarmerie über, ward 1873 Oberst
und 1880 Kommandeur derselben in Stuttgart.
[* 50] Früh mit Übersetzungen beginnend, trat er bald (in Lewalds »Europa«
[* 51] und dem »Morgenblatt«)
mit eignen Gedichten hervor und gab mit H. Rollett kurze Zeit »LyrischeBlätter«, ein poetisches Sammelwerk, heraus.
Selbständig veröffentlichte er: »Bilder aus dem italienischen Feldzug«, Gedichte (Wien
[* 52] 1850);
voll von jenem phantastischen, an ChamissosPeterSchlemihl erinnernden Humor, dem
es doch an Lebensernst nicht fehlt, machte er einen sehr günstigen Eindruck, den er in den darauf folgenden Schriften: »The
black poodle, and other tales«" (1884) und »Tinted
Venus« (1885),
zn erhalten wußte. Ernstern Charakters sind: »The giant's robe« (1884)
und »A fallen idol« (1886). Ein dreibändiger
Roman: »The Pariah« (1889), ist die neueste
Arbeit des Dichters.
war seit 1867 in Paris als Journalist thätig,
redigierte eine Zeitlang eine Zeitung in Nîmes und gehörte der Redaktion des radikalen »Rappel«
seit dessen Gründung an. 1874-84 war er radikales Mitglied des Gemeinderats von Paris und zog sich 1876 durch heftige Angriffe
auf die Polizeipräfektur sechs Monate Gefängnis zu. 1885 wurde er in Paris zum Deputierten gewählt, schloß sich der radikalen
Partei an und erhielt im Februar 1889 im KabinettTirard das Portefeuille der öffentlichen Arbeiten. Er schrieb
außer einigen satirischen Romanen: »Études sur 1e doctrines sociales du christianisme« (2. Aufl.
1881);
»Préjugés politiques« (1873);
»Historie des prolétaires« (mit S. Lacroix, 1873);
* Schriftstellername der Gräfin Gabrielle de Martel de Ianville, geborne Riquetide Mirabeau, geb. 1850 auf Schloß
Koëtsal in der Bretagne, stammt durch ihren Vater aus dem Hans des berühmten Mirabeau und ist die letzte dieses Namens. Unter
dem Pseudonym Gyp oder Mirabaeu-Martel hat sie seit sieben Jahren eine große Reihe von Romanen und Novellen
veröffentlicht, deren Eigenart in einer vornehmen Rücksichtslosigkeit gegen herkömmliche Ideen und Gebräuche wurzelt.
Die Schriftstellerin ist drollig durch die Einfälle, die sich auf diesem von allen Konvenienzlügen, aber auch von aller
Pietät gereinigten Feld jagen, drollig durch ihre bunte Sprache, zu der das Parlament, die modernste Litteratur,
die Straße, die Kinderstube das Ihrige beisteuern müssen. Es erschienen bisher: »PetitBob«, »La vertude la baronne« (1882),
»Joies conjugales«, »Pour ne pas
l'être?«, »Les chasseurs« (1887),
»Les séducteurs«, »Pauvres petites femmes«, »Mile Loulou«, »Petit bleu«, »Bob au salon de
88« (1888),
»Tout à l'égout«, »Ohè les psychologues!«,
»Bob au salon de 89«, »Mile Ève«, »Bob à l'Exposition« (1889). Der Eindruck der Gefühlsöde, den die Gesamtheit dieser Werke
hinterläßt, wäre noch peinlicher, wenn sich nicht zuweilen durch den ätzenden Spott ein verschämt inniger Ton schliche,
der dem Herzen der Mutter des »PetitBob« und der »Mile Loulou« entsteigt, ein zärtlicher Naturlaut, welcher
der Frau zur Ehre gereicht und auch in »Petit bleu«, ohne Zweifel einer Kindheitserinnerung der Gräfin Mirabeau-Martel, zu ihren
gunsten spricht. Sie gehört auch zu den Mitarbeitern der »Vie parisienne«, des »Figaro« und »Gil Blas«.
gehört seit 1886 zum Kreis
[* 61] Limburg. ^[= # ein ehemals zu den Vereinigten Niederlanden gehöriges Gebiet, jetzt unter das Königreich der ...]
[* 62]
* Die zur Papierfabrikation
[* 63] dienenden Lumpen oder Hadern enthalten, als unbrauchbar gewordene Objekte
des menschlichen Haushalts, alle möglichen Verunreinigungen u. besonders anch die verschiedensten
Infektionsstoffe. Man hat nun in Papierfabriken häusig epidemisch oder auch mehr vereinzelt auftretende Erkrankungen der
Arbeiter beobachtet, welche häufig zum Tod führten, und hat deshalb von einer besondern Hadernkrankheit gesprochen. Nach neuern Beobachtungen
scheint es sich in einem großen Teil dieser Fälle um Infektionen mit Milzbrand gehandelt zu haben, in
einer derartigen Epidemie wurde auch das sogen, maligne Ödem regelmäßig beobachtet.
Man wird also annehmen müssen, daß es eine eigentliche Hadernkrankheit nicht gibt, sondern daß die Hadern verschiedenartige Infektionsstoffe
zu übertragen im Stande sind und zwar solche, welche im trocknen Zustand übertragen zu werden pflegen. Dahin gehören vor
allem Milzbrand, ferner Pocken, wohl auch Scharlach, Diphtherie und Masern, Rotlauf und die andern Bakterien
der Wundinfektionskrankheiten und endlich die Tuberkulose, nicht aber Cholera und wohl kaum der Typhus. Zum Schutz gegen die
Verbreitung von Infektionskrankheiten durch Hadern ist die Überwachung des Handels mit denselben, bez. obligatorische Desinfektion,
[* 64] Verbot der Einfuhr aus verseuchten Gegenden erforderlich. Die Anwendung von Hadernsurrogaten in der
Papierfabrikation (s. Bd. 12, S. 675) ist vom hygienischen Standpunkt als ein Vorteil zu bezeichnen
¶
forlaufend
410
Hafen. Eine Übersicht über den Verkehr in den größten Häfen der Gegenwart und über die Zunahme ihrer Bedeutung in den
letzten 15 Jahren zeigt die folgende Tabelle: ^li a nic dcsH afcn -5 Jahr Netto"Naum" ! Zunahlne dc^ gehalt der Schisse! Verkehrs
in in Reg.-Ton's ! ProzentenLondon .. .. .. .. ^^ 188? ! 12105336 i etwa 46 New ^ort .. ..
.. l 1886 87 j 11866801 - 94 Liverpool ... 188? ! 9944918 - 16 Hongkong ... 1886 9080390 ^^ .. 143 Malta ..
.. .. .. 1886 8884059 ^^ - 109 Gibraltar ... 188"" 8609730 - 120 Marseille .. .. .. !
1886 8376871 - 102 Hamburg .. .. .. ^^ 1886 ^^ 7578837 - 86 (5ardiff 1887 ! 7250376 - 152 Tyne ^^
1886 6995501 - 46 Antwerpen
[* 66] .. .. .. 1886 6801890 - 75 Port -aid .. .. .. ^^ 1886 5767656
- 396 Genua .. .. .. .. ^^ 1886 5406769 ! - 170 Bilbao .. .. .. .. j 1886 ! 5274452 ! - 427 - Konstantinopel
.. l 1886 > 5195242 ! - 0 Bei den Angaben ist die Küstenfahrt ausgeschlossen und nur der Tonnengehalt solcher Schisse
berücksichtigt, welche den .Handel zwischen dem betreffenden ). und den auswärtigen Seeplätzen sowie den Kolonien vermitteln.
'ßafftrug, Dorf im oldenburg.
FürstentumLübeck,
[* 67] an der Ostsee, hat ein Seebad ((5 lisabeth bad) und 400 Einw. Haftpflicht. Durch ein schweizerisches Gesetz
vom über Ausdehnung
[* 68] der Hagii Saranta wurde eine Erleichterung in der Geltendmachung der Entschädigungsansprüche
eingeführt. Dem Arbeiter war es infolge seiner Stellung zum Arbeitgeber, dann wegen der Abhängigkeit seines Anspruchs von der
Durch' führung eines Prozesses oft unmöglich, seine Rechte zur Geltung zu bringen. Unter diesen Umständen kam eine große
Zahl uon Vergleichen zu stände, bei welchen die Rechte des Arbeiters nicht sehr gewahrt wurden.
Nunmehr wurde die Hagii Saranta auf eine größere Anzahl uon Gewerben ausgedehnt. Bedürftigen Personen, welche Klage erheben, wird auf
ihr Verlangen, wenn die Klage nach vorläufiger Prüfung des Falles sich nicht im voraus als unbegründet herausstellt, die
Sohlthat des unentgeltlichen Rechtsbeistandes gewährt und Kaution, Gebühren :e. erlassen. Streitigkeiten
dieser Art sollen durch einen möglichst raschen Prozeßweg erledigt werden. Hagelversicherung. Bei 24 deutschen.hagelversicherungsgesellschaften
l darunter 19 auf Gegenseitigkeit,5 auf Aktien) waren im Durchschnitt der Jahre in MillionenMark: 1871-75 1176 12,4 10..) die
Versichcrungtzsumme . die Prämien die Schäden Prozent des Misilo? für Prämien 1, Prozent für Tchädeu
.. .. 0,9" schaden sind Prozent der Prämien 85,5 1876-80 1^78 12,7 10,7 0.92 0.7"
84,1 1881-85 18861714 1696 16,9 17." 15.4 1.04 ft.9" 86,5. 12.2 1.0s.
0,7l! Im 1.1886 waren die Ergebnisse in TausendenMark dei den Anstalten '' ^^ ^^^^ ^. seitigkeit Aktien Versicherungssumme
960901 724946 Prämien und Gebühren 9096 7250 Schadenvergütungen und Regulierung? tosten 7665! 4675 Überschuß
o!"v.r Zurechnung von Einsen 69 1268 In den ganzen 10 Jahren 1877-86 waren bei 12 Hegenseitigkeits' und
6 AktiengesellschaftenGegenseit. Aktien die Prämien durchschnittlich »355200 756850« - Schäden - 72830 6142800
in Prozenten der Vcrsichcruüg/st'.nii N'': die Prämien 1.5? 0,9"'. Schäden 0,." l 0,5" In 6 von den 10 Jahren erlitten
die Aktiengesellschaften Einbußen, nur in 4 Jahren erzielten sie Überschüsse.
Für die ganze Zeit schlössen sie ab mit einem Verlust von 2,772,644 Mk.-..Die 6Gegemeitigkeits- und 9 AktiengesellschaftenÖsterreich-Ungarns hatten im Durchschnitt der 10 Jahre 1877-86 in TausendenGulden anf Gegenseitigkeit. 1172 716 579 auf Aktien 7936 5599 490lt 472 Brntioprä'mien
Prämien auf eigne Rechnung . Nettoschädcn Verluste Im I. 1886 waren in TausendenGulden die Versicherungssumme 50684 351340
Vruttoprämien und Gebühren 1016 8906 Prämien u. Gebühren für eigne Rechnung 6!N 691 Tchadenzahlnngen
desgl 414 614 Überschüsse und Verlnste -i-85 -71 Die eingehobene Prämie stellte sich in diesem Jahr auf durchschnittlich
2,48 Proz. der Versicherungssumme.
Die Echadenzahlungen beliefen sich auf 87^ProZ. der Ncttovrä'mieneinnahmen. Hagen,
[* 69] 1) bildet seit 1887 einen eignen Stadtkreis.
Hagcnbeck, Karl, sen., Tierhändler, starb in.vamburg. ^ßagssard, .Henry Rider, engl. Schriftsteller,
geb. zu Veadenham in Norfolk, machte bedeutende Reisen in Nord und Süd, in Island
[* 70] und Ägypten, und verlebte sechs
Jahre lang in den wildern Teilen Südafrikas. Von dort hat er auch die Vorwürfe seiner bekanntesten
Werke entnommen.
Während er mit seiner ersten Schrift: > (üet^vavo Di^vn« und ^li6 n'iteil'8 dkad (1884) wenig Beachtung fand, hatte er
mit Xin^- ! ini N68 (1885),
womit er, wie vor ihm R.L.Stevenson (»'Ili6 tiet^uie i8iknä«),
durch Wahl des Stoffes und
die Verbindung realistischer Malerei mit lebhafter Phantasie an Defoes »Robinson Crusoe^ erinnerte, durchschlagenden
Erfolg, dessen sich auch die 1887 folgende Fortsetzung des Romans ( ^11an(jua tei'inlnii )) erfreute. Aber noch zu größerer
Höhe erhob er sich in der wunderbaren Geschichte 8!i6, 2. lÜ8wi'^ «t' n,dv6ntiii6 (1887),
in welcher er sich in der That als genialer Prosadichter kundtzvbt, hervorragend durch prachtvolle Naturschilderungen
und gesellschaftliche Beobachtungen wie sorgfältigen Stil.
In dem im gleichen Jahr erschienenen »^688« führt uns Hagii Saranta, mit
Vermeidung alles Wunderbaren, in das wirkliche i^eben des Transvaals ein. Die neuesten Werke des allerdings zu bedenklicher
Fruchtbarkeit hinneigenden Autors sind (1888): )1l.N668on'3 n-iii", »Un.iwn/8
l6V6NA6«, »^oionei Hnki'itcii' und der farbenglühende
Roman Olea Mtril« (1889). -ßaghi, Hauptstadt der japan. Provinz Nagato, am Südwestende der InselNippon, an einer Bai des JapanischenMeers, mit (i88i) 36,762 Einw. Sein Samurai spielte in den Kämpfen gegen die Tokuqawa und zur Zeit der Restauration der Mikadoherrschaft
eine hervorragende Rolle. »Hagii Saranta, Hafenort von Delvinon in Epiros und Dampferstation, der Nordspitze
von Korfu
[* 71] gegenüber gelegen. Unweit nordwestlich davon die Ruinen dos antiken Onchesmos.
¶
Vgl. D. Fortunat,
Klmvcllt' göo^i'aiilnö Hatata, Hafenstadt, s. Fukuoka (Bd.
17).
-Haie, 2) Horatio, amerikan. Ethnolog und Sprachforscher, geb. zu
Newport im StaatNew Hampshire, trieb am HarvardCollege Sprachstudien und begleitete als Fachmann die nnssenschaftliche
Expedition unter KapitänWilkes, die er in dem wichtigen Werk »United ßtntes sxpwiin^ ex Mlitwn. ktlino ZMpliv lniä ^lülolo^v
(Philad. 1846) beschrieb. In der «I^idiarv of oi'i^innl ^M6-1'ican Iitoiil.tm'6 gab
Hamburg
[* 75] 1883 /IIl6 Iioliuoi^ d (w^ of 1 ites - heraus. R'euerdings hat er verschiedene kleinere
Arbeiten aufanthropologischeni und linguistischem Gebiet veröffentlicht und 1886 auf dein Kongreß der ^.mki'iean Association
in Bllffalo in geistreicher Weise die Theorie entwickelt, daß die verschiedenen Sprachstämme
[* 76] aus isolierten Kindersprachen
entstanden seien. Hamburgh. lebt als Advokat in Clinton (Ontario).
Hall,8)Karl Christian, dän. Staatsmann,starb 14. Aug. 1888inKopenhagen in
völliger Vergessenheit. tzall'atz, Emil, Maler, starb 1^,. Sept. 1888 in Friedenau bei Berlin. Hll UiweU-Phillipps, James Orchard,
engl. Litterarhistoriker, starb im Januar 1889 in Birmingham.
[* 77] Halluin, (188s-) 9409 (Gemeinde 14,678) Einw. »littiftx.vlon ^^,
//^ Gattung der Chenopodiaceen mit der einzigen Art II. ^.mmoäoiuli'sm A?, ?, l Saksaul, Salzstrauch),
bis 6 m hoherStrauch, dessen Blattorgane nur zu einem Becher
[* 78] verbundene Schüppchen von weniger als 2 mm Länge darstellen.
Er gleicht einem Bündel grüner Reiser, die aber eine Stärke
[* 79] von W cm erreichen. An denselben erfolgt der Zuwachs nicht in
gleichmäßigem Jahresring, sondern in wulstfö'rmig herablaufenden und sich bisweilen netzartig verbindenden
Streifen, die an den jüngsten Zweigen in geschlossene Cylinder übergehen. Das Holz ist sehr schwer und ungemein
spröde. Der
Strauch sindet sich von den Aralgegenden nach Turkistan und bis Persien
[* 80] und ist eine Charakterpflanze für das Steppengebiet,
in welchem nur bei solcher Organisation baumartiger Wuchs möglich wird. tzaclschncr,Hug0,Kriminalist,starb
l7 März1889 in Bonn.
[* 81] Ham, (is^:) 2837 Einw. -Hamasen, nördlichste ProvinzAbessiniens, m der LandschaftTigre. ein nach W. wie
nach O. in die Ebene ziemlich steil abfallendes Gebirgsplateau mit einförmiger Vegetation und magerm Getreidewuchs, in dessen
moorigen Einsenkungen im S. die Quellflüsse des Anseba entspringen, welcher das Land in südnördlicher
Richtung durchzieht. Hauptort und Sitz des abessinischen Statthalters ist das 2284 in hoch gelegene Zasaga mit 2M0 Einw.
Wichtig sind in neuester Zeit die im nördlichsten Teil, dem Senhit, gelegenen OrteKeren und Asmara geworden, welche von den
Italienern besetzt und befestigt wurden mit! Zustimmung des damals noch auf Schoa beschränk! ten Menelik,
welcherden Italienern die Oberherrschaft über ganz und Bogosland versprach. 'Hämb, Dorf im preuß.
Regierungsbezirk Düssel! dorf, KreisMors, hat eine Irren- und Idiotenanstalt! und (188'.) 588 Einw.
! Hamburg.
Der Flächeninhalt des Staatsgebiets beträgt 409,?8 hkm (7,il Q?)t.), die Zahl der Einwohner (definitives
Ergebnis der Zählung von 1885) 518,620 Seelen (1266 auf 1 c Mu), darunter 477,936 evangelische, 15,553 katholische, 2505 andre
Christen und '16,848 Juden. Im I. 1886 fanden 4592 Eheschließungen statt, die -zahl der Gebornen belief sich auf 18,707, der
Gestorbenen auf 15,879, so daß 2828 Personen mehr geboren wurden als starben. Von den Gebornen waren 1966 Die
Stadt 5. Infolge des Zollanschlusses (1888) ist das Vereinohauptzollamt in Hamburg aufgehoben
und die Verwaltung der Zölle im hamburgischen Staatsgebiet anf den 5^ambnrger Senat übergegangen.
Derselbe hat eine Generalzolldirektion und fünf Hauptzollämter (Jonas, Kehrwieder, St. Annen, Ericus und Entenwärder) eingerichtet.
Am besaß die hamburgische Reederei 493 Seeschiffe zu 382,007 Registertonnen, darunter 227 Dampfschiffe. 1888 sind
angekommen und abgegangen 14,345 Schiffe! von 8,605,344 Ton., darunter 10,309 Dampfschiffe! von 7,411,251 T. Von dem Raumgehalt
de" einuud ausgelaufenen Schiffe entfallen auf den Veckehr^ mit deutschen.väfen 304,578 Registertonnen, auf den! Verkehr ,
uit dein europäischen Ausland 5,835,833 T., auf den Verkehr mit Außereuropa 2,464,833 T. Seit 1884 hat
sich der Tonnengehalt der in Hamburg verkehrenden Schisse im Mittel um 17,i Proz., bei den Dampfern um 22,^ Proz. gehoben. Bedeutend
ist auch die Flußschiffahrt. Aus der Oberelbe gingen durch zu Berg: 13,604 Schiffe mit 1,301,000 T. ! Ladung
(außer 2383 unbeladenen Schiffen) und gin! gen durch zu Thal:
[* 82] 13,389 Schiffe mit 1,377.000 T.i ^aduug (außer 1396 unbeladenen
Schiffen). Die G e lsamteinsuhr betrug 1888 zur See: 38,84.
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