Überarbeitung des deutschen Teils wünschenswert erscheint. G. M. Theal, durch örtliche
Studien begünstigt, gibt uns die
»History of
South Africa, 1486-1691« deren Fortsetzung bis zur Neuzeit von
Interesse sein wird,
Kate Norgate eine Geschichte
von
»England under the Angevin kings«,
Kapitän Bingham die »Letters and despatches of the firsNapoleon«,
PercyGrey die »History of the
United States«. Der tüchtige
Edmund Ollier hat mit dem 4.
Band,
[* 2] kurz vor seinem
Tode, die schön
und gewissenhaft gearbeitete
»Universal history« vollendet.
die kurzgefaßte
»Irish history forEnglish readers«
von W. S. Gregg, im ganzen den
Agitatoren günstig, doch mit größerer Mäßigung geschrieben, als diese selbst zeigen;
»Two centuries of
Irish history, 1691 to 1870«, eingeleitet und herausgaben von dem
HistorikerJamesBryce, welcher sich der
Partei der Homeruler günstig zeigt.
Letzterer hat auch über die
Vereinigten Staaten
[* 5] von
Nordamerika
[* 6] eine
Reihe von Monoraphien verschiedener
Autoren eingeleitet. Unter dem
Titel: »The present position of European polotics« veröffentlichte
SirCharlesDilke, der noch vor kurzem zur
Stellung eines
Ministers des
Auswärtigen berufen schien, ein durch
große Sachkenntnis ausgezeichnetes
Buch, das in einer andern
SchriftDilkes: »The British Army«, eine Ergänzung findet. Ein
hiermit zu erwähnendes Werk des Obersten
Maurice,
Bruders des
oben genannten Historikers: »The balance of military powers of
Europe«, fand rühmlichen Beifall.
Über Rußland selbst schrieb ein in
London lebender, durchaus als
Autorität geltender
Russe, Mitarbeiter der
»Times« und verschiedener
Monatsschriften, unter dem
Pseudonym Stepniak: »The Russian peasantry: their agrarian condition, social
life and religion«. Im russenfreundlichen
Sinn veröffentlichte W. T. Stead, der sensationssüchtige
Leiter
der
»Pall Mall Gazette«: »The truth about russia«, die Ergebnisse
einer
Reise nach Rußland, auf welcher er von der offiziellen
Welt begünstigt ward.
McCoan, der erst jetzt (1889) das
Material veröffentlicht, zu dessen Ansammlung ihm ungewöhnliche Gelegenheiten
zu
Gebote standen, und das sich zu einer schweren Anklageschrift wider den vorigen
Chedive gestaltet; »The campaign of the
Cataracts 1884/85« von Oberst
Buttern u. a. Den
Büchern des unternehmenden Reisenden
Stanley (»Through the dark continent«
und »The
Congo«) sind viele
Schriften über jene Teile
Afrikas gefolgt. Das neueste derselben:
»River life
of the
Congo« von J. R.
Werner, der nicht den Beschränkungen des
EminRelief Commitee unterworfen, gibt ein mannigfach trübes
Bild der dortigen Zustände.
In dieses
Kapitel gehört auch »The history of a slave« von
dem Reisenden H. H.
Johnstone.
Andres auf Zeitgeschichte Bezügliche findet sich in unsern
Abschnitten
»Biographie«, »Staatsgeschichte«
u. dem hier folgenden. Zur Zeitgeschichte gehört auch die Streitschrift »The
fatal illness of
Frederick Noble« des viel genannten
ArztesSirMorellMackenzie, der gegenwärtig an einem neuen
Buch: »Six months
residence at the court of the
CrownPrince and the
German Emperor«, arbeitet.
Reisebilder.
Auch auf dem Gebiet der
Reisebeschreibungen, von jeher ein Hauptzweig der englischen Litteratur, waren die letzten Jahre sehr
ergiebig. In erster
Linie stehen zwei
Bücher des Historikers
JamesAnthonyFroude: »Oceana« und »The
English in the
West Indies«. Anziehend durch glänzenden
Stil, weiten
Blick, originelle Bemerkungen und neueröffnete
Einsichten, durch die politische
Reife des schon alternden Verfassers, haben gleichwohl beide
Widerspruch hervorgerufen, jenes
von seiten mehrerer Wortführer der australischen
Kolonisten, dieses von seiten eines
Negers, J. J.
Thomas vonTrinidad (»Froudacity;
WestIndian fables explained«),
welcher des Reisenden wenig schmeichelhafte
Darstellung
(»Froude Audacity«)
der
Folgen der Sklavenemanzipation bekämpft. Über den jetzt besonders anziehenden Teil
Afrikas liegt ein um fassendes Werk
vor von
ProfessorDrummond: »Tropical Africa«; über Südafrika,
[* 11] wo der Verfasser 20 Jahre
gelebt hat: »Incwadi Yami« von J.
»The Solomon Islands and their natives« von Guppy. - Näherliegende Gegenden werden besprochen in »Athos, or the
mountains of the Monks« von Athelstan Riley;
Aus den sehr zahlreichen Übersetzungen seien nur wenige angeführt. Die Quatrains des pessimistisch angehauchten
Wein- und Liebedichters Omar Khay Yam haben (nach Fitzgerald, 1858, und Whinfield, 1882) in Justin Huntlen M'Carthy, dem Sohn
des Historikers und Romanschriftstellers, einen dritten, selbst dichterisch thätigen Übersetzer gefunden; vielfach an Mirza Schaffy
erinnernd, hat es ein gewähltes Publikum, aber an puritanischer Einsprache fehlt es ihm nicht.
SirRichardBurton, der vielseitige Reisende und Sprachkenner, hat den Camoens übersetzt und zwar nicht nur die »Lusiaden«, die
längst wiederholt ins Englischeübertragen sind, sondern auch die Sonette, Kanzonen und Oden. Indem er dabei sich einer sehr
archaischen Sprache
[* 20] bedient, ist das Verständnis selbst für Engländer häufig verdunkelt. Burton lieferte
auch die erste vollständige englische Übersetzung von »Tausendundeine Nacht«, die ihm übrigens, weil er sich zu der üblichen
Auslassung anstößiger Stellen nicht bequemen wollte, schärfsten Tadel zuzog.
Maude Ashurst Biggs hat, wie schon früher den »Konrad Wallenrod«, nun auch den »Master Thadeus« des PolenMickiewicz durch ihre von Härten nicht ganz frei gebliebene Übersetzung eingeführt. J. Englische Watts vollendete in fünf Bänden
eine Übersetzung nebst Erläuterungen des »Don Quichotte«, nachdem ihm Duffield und Ormsby in kurzer Frist vorausgegangen waren.
Auch von Dante liegt wieder eine neue Übersetzung vor von dem Geistlichen Plumptre, der sich bereits durch
eine Sophokles-Übersetzung bekannt gemacht hat; SirCharlesBrown übersetzte den Vergil; der »Odyssee« von WilliamMorris und
der Übertragungen aus Ibsen ist schon oben gedacht.
Aus dem Deutschen hat Coupland die Philosophie Englische v. Hartmanns den Engländern näher geführt in »Philosophy of the Unconscious«
(1884).Dickson gibt aus Mommsen »Provinces of the Roman empire«, seine Übersetzung der römischen Geschichte
erschien in neuer Auflage. Die Memoiren des GrafenBeust fanden in BaronWorms
[* 21] einen Übersetzer, auch die Biographie der Madame
de Stael von Lady Blennerhasset wurde übersetzt; Ebers' »Gred« als »Margery«
von Klara Bell, die überhaupt eine große Thätigkeit als Übersetzerin an den Tag legt.
Unter den sehr zahlreichen Schriften über gesellschaftliche, ökonomische, soziale Übel haben einige auch litterarischen
Wert. Wir nennen die Sammlung von Monographien, welche Englische Booth herausgegeben: »Life and labour in the EastEnd of London«;
G. R.Sims:
[* 22] »How the poor live«, lebensvolle Schilderungen der schrecklichen
Leiden,
[* 23] welchen die untersten Klassen von Arbeitern in den übervölkerten Stadtvierteln Londons ausgesetzt sind;
J. M. Hyndman:
»The historical basis of socialism in England«.
Eine heitere Lebensansicht gibt SirJohnLubbock, Politiker, Bankier, Naturforscher,
in »The pleasures of life«. Satirisch behandelt manche
teilweise bereits siegreiche Bestrebungen nach gesellschaftlicher Reform ein Mann deutscher Abkunft, SirJuliusVogel, der eine
Zeitlang Premierminister von Neuseeland war, in »Anno Domini 2000, a woman's destiny«.
Fragen
der Ethik und Religion werden in verschiedenem Sinn, doch wesentlich in freierer Richtung oder doch mit reformatorischem
Bestreben behandelt. In erster Linie nennen wir hier des eben verstorbenen Positivisten Coster Morison:
»The service of man, an essay towards the religion of the future«;
sein Standpunkt ist der des vollendeten Humanismus.
Gleich
ernst, aber nicht fest gewappnet gegen die Versuchungen des Mystizismus war LawrenceOliphant, einer der erstaunlichsten Charaktere
der modernen Litteratur Englands. KarlPearson schrieb »The ethic of freethought«, Edward Clodd, Naturwissenschaft
dem Bibelglauben entgegenstellend: »The story of creation«, Andrew Lang »Myth, ritual and religion«. Ernst v. Bunsen schreibt
über »Islam and true christianity«, zieht von dem letztern das Paulinische Element ab und findet den Rest in wesentlicher
Übereinstimmung mit dem Islam.
Zu den vielen längst bestehenden Monatsschriften sind drei neue hinzugetreten: »Murray'sMagazine«, »The UniversalReview«,
»The NewReview«, die alte Vierteljahrsschrift »WestminsterReview« hat sich in eine Monatsschrift verwandelt.
Außerdem haben die amerikanischen Monatsschriften (»Harper«, »The Cebtury«, »Scribner«)
auch in England große Verbreitung gefunden und beschäftigen vielfach englische Schriftsteller. Unter Jugendschriften, nämlich
solchen, die für alt und jung anziehend, gedenken wir vor allen der Werke von Juliana Horatio Ewing (»Story of a short lite«,
1885, u. a.) und zweier Bücher von Helen Atteridge: »Foremost if I can« und »Bunty and the boys«.
Unter den encyklopädischen Werken ist die 1875 begonnene neunte Auflage der »Encyclopaedie Britannica«, zu welcher 1100 Mitarbeiter
Beiträge geliefert haben, mit dem 24. Band (1888) nunmehr zum Abschluß gebracht worden. Auch Cassels »Encyclopaedic Dictionnairy«
wurde 1888 beendet, während Chambers in diesem Jahr eine neue, durchaus umgearbeitete Auflage seiner »Cyclopaedia«
begann, die sich zu immer größerer Selbständigkeit entwickelt hat. Seit vier Jahren erscheint jährlich bei Hazell eine
von Englische D. Price vortrefflich geleitete, umfassende und nützliche »Annual Cyclopaedia«, in ihrer neuesten Ausgabe »Hazell's
Annual« genannt. Von dem großen, auf einige 60 Bände berechneten »Dictionary of national biography«,
welchem Leslie * Stephen vorsteht, sind bis jetzt 15 Bände erschienen. Das gründliche, neben Grimm und Littré zu stellende
Wörterbuch der englischen Sprache, zu welchem die Philologische Gesellschaft vor einigen dreißig Jahren den Grund¶
[* 36] Die türkische oder Moschusente (Carrina maschaL.) gehört zu den wenigen Haustieren, welche die Neue der Alten Welt
geliefert hat. Sie ist heimisch in Südamerika
[* 37] nördlich von der Platamündung, auch in Mittelamerika, wird aber seit alter
Zeit gezüchtet und ist jedenfalls als Haustier nach Europa
[* 38] gekommen. Über ihre Heimat ist viel gestritten
worden, doch steht jetzt fest, daß die alten Peruaner sie als einziges Hausgeflügel Nuñuma) züchteten. Von Peru dürfte
die Moschusente (zusammen mit dem Meerschweinchen) über Brasilien
[* 39] und Westafrika nach Guinea und der Berberei und von da nach
Spanien
[* 40] und Frankreich gelangt sein.
Die erste Beschreibung lieferte KonradGesner 1555, und in demselben Jahr wurde die Ente bereits in Paris
[* 41] als kostbarer, sehr
beliebter Braten verkauft. Ursprünglich ist die Moschusente schwarz in verschiedenen Nuancen an den einzelnen Körperteilen
und mit teilweise stark hervortretendem grünlichen Metallglanz; nur ein kleiner Teil der Flügeldeckfedern pflegt
weiß zu sein. Die Züchtung aber hat weiße, weihscheckige, graublaue und andre Färbungen geliefert. Sie erreicht die Größe
der Nouenenten und kann auch ohne die Gelegenheit zum Schwimmen recht gut existieren.
1883, s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen^[= Obgleich das Meer in seinen mannigfachen Erscheinungen und Wirkungen schon in den ältesten ...] (Bd. 11).
(Pflanzenbewohner, auch Überpflanzen oder Scheinschmarotzer), eine vorzugsweise in den Tropen entwickelte
Pflanzengenossenschaft, deren Formen auf andern Gewächsen, in der Regel weit vom Erdboden entfernt, leben und daher als atmosphärische
Pflanzen einen Gegensatz zu den Bodengewächsen bilden. Während in den gemäßigten Klimaten Europas und Nordamerikas die baumbewohnende
Vegetation nur aus Flechten,
[* 42] Moosen und einigen Algen
[* 43] besteht, entfalten die UrwälderWestindiens, Brasiliens und des südöstlichen
Asien einen außerordentlichen Reichtum von Epiphyten, gegen den die ArmutAfrikas an ähnlichen Formen auffallend absticht.
Nach der Art ihrer Ernährung zerfallen die Baumbewohner, von welchen die echten, mit besondern Saugorganen die Gewebe der
[* 44] Wirtspflanze angreifenden Schmarotzerpflanzen
[* 45] auszuschließen sind, in eine Reihe von Gruppen. Im einfachsten Fall begnügen
sie sich, wie z. B. viele Farne
[* 46] und Lycopodium-Arten, mit den wässerigen Nährstoffen, welche sie an der Oberfläche ihrer
Wirtspflanze vorfinden und mittels ihrer Wurzeln aufnehmen (rindenständige Epiphyten). Als Schutzeinrichtung besitzen einige derselben,
so das weitverbreitete Polypodium incannum, die Fähigkeit, in regenlosen Zeiten ohne Schaden einzutrocknen und nach Wochen bei
Regenwetter wieder aufzuleben, wie dies auch bei unsern einheimischen Baumflechten zu geschehen pflegt.
Viel häufiger entwickeln die Pflanzen dieser Gruppe als Schutzeinrichtung gegen Vertrocknung ein mehr oder
weniger mächtiges Wassergewebe, das sich als besondere Schicht zwischen Oberhaut und dem grünen Gewebe derBlätter, z. B. bei
vielen Peperomien und Gesneraceen, ausbreitet; vorzugsweise übernehmen die ältern Blätter die Rolle von Wasserspeichern,
da dieselben nach Abtrennung von der Mutterpflanze selbst nach Wochen sich lebendig zeigen. AndreFormen
eines Wasserreservoirs bilden die Knollen
[* 47] von (Gesnera-Arten, die spindelförmigen Anschwellungen der Ausläufer von Utricularia
montana, die Zwiebeln von epiphytijchen Amaryllidazeen u. a. Die Wasserspeicher mancher Aroideen, z. B. Philodendron
[* 48] cannifolium,
bestehen in schwammig entwickelten Luftkanälen (Intercellularräumen) der spindelförmig angeschwollenen Blattstiele, welche
sich bei Regenwetter mit Wasser anfüllen und zu diesem Zweck innen mit einer dünnen, die Wasseraufsaugung
bewirkenden Schleimschicht überzogen sind.
Bei den baumbewohnenden Orchideen
[* 49] dienen teils die Blätter, teils die zugleich für die Aufspeicherung von Reservestärke
bestimmten Scheinknollen als Wasserbehälter. Um die spärlichen Nährstoffe ihrer Unterlage möglichst auszunutzen, breiten
sich die rindenständigen Epiphyten flächenartig aus und entwickeln unter Umständen, so die
epiphytischen Orchideen und einige Araceen, Wurzeln mit luftführender, weißer Hülle (Velamen), die jeden Wassertropfen wie
Löschpapier aufsaugt. Überdies sind die Luftwurzeln der meisten S. chlorophyllhaltig und übernehmen (bei manchen Arten von
Aëranthus) die Rolle der assimilierenden Blätter vollständig, so daß die vegetativen Teile einer derartigen
Pflanze nur aus dem mächtigen, grün erscheinenden Wurzelsystem und einem kurzen Stammstück ohne Blätter bestehen; auch
in dieser Reduktion der
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forlaufend
298
verdunstenden Oberfläche tritt eine deutliche Schutzeinrichtung gegen Wasserverlust zu Tage. Schließlich vermögen manche
Luftwurzeln, z. V. von ^i'ran" l1m8 tasciola,, selbst den dorsiventralen, d. h. an der
Nucken-und Bauchseite verschieden erscheinenden, Van von Laubblättern anzunehmen, indem die weiße Unterseite der Durchlüftung
und der Wasserzufuhr dient, während die flache, grüne Oberseite die Kohlenstoff, assimilation besorgt.'
Die Formen der rindenständigen Epiphyten bilden, da sie auf Kosten des spärlichen Humus der Baumrinde und der in Moospolstern befindlichen
Nährstoffe wachsen müssen, keine großen und üppigen Pflanzengestalten aus, sondern treten vorzugsweise als Kräuter von
niedrigem Wuchs, bisweilen auch als kleine Sträucher und nur sehr selten in der Größe des ?djloä6uc!i'0n
ckuuitdjmm mit ca. ! in hohen Blattrosetten auf.
Eine zweite Gruppe bilden diejenigen (5., welche von ihren hoch gelegenen Anhaftungsorten aus Wurzeln bis in den Erdboden treiben
(bodenständige Epiphyten). Abgesehen von der nur in oer Keimungsperiode auftretenden Hauptwurzel, besteht das Wurzelsystem
der Epiphyten nur aus Nebenwurzeln (Adventivwurzeln), die im einfachsten Fall die Eigenschaft des zum Erdmittelpunkt
gerichteten Wachsens (den sogen, positiven Geotropismus) noch nicht besitzen, sondern nur zufällig bei hinreichender Länge
den Boden erreichen.
Hei innigerer Verbindung von boden- und rindenständiger Lebensweise entwickeln sich die Nebenwurzeln in doppelter Art, indem
die einen, die Nährwurzeln, sich stark positiv geotropisch zeigen und außerordentlich schnell senkrecht
bis zum Boden hinabwachsen, während die zweite Art, die nicht geotropischen, aber negativ heliotropischen Haft wurzeln, ilmtenartige,
sehr feste Klammerorgane von geringer Länge darstellen. Erstere können unter Umständen eine Länge von 30 m und mehr erreichen
und zeichnen sich in ihrem anatomischen Bau durch das Vorherrschen des Leitungsgewedes vor den mechanisch
festen Bauelementen aus; die Haftwurzeln sind dagegen auffallend zugfest gebaut und entwickeln einen zentralen, aus start
verholzten Fasern bestehenden Holzkörper, während die leitenden Gefäße und Zellen zurücktreten.
Sie sterben übrigens, wenn sie nicht frühzeitig mit einer Stütze in Berührung kommen, ab und umwickeln
dieselbe, sofern sie hinreichend dünn ist, mit einigen Windungen; auch kriechen sie, der Unterlage sich dicht anschmiegend,
weiter u. halten den Epiphyten, wie die Ranken einen Lianenstamm, in der Schwebe. Zu dieser Gruppe der bodenständigen Epiphyten gehören
im tropischen Amerika von Monokotylen besondere Arten von l^ai-Iuä'.vic A, ^mduriuni und luiloliknäi-on,
von Dikotylen ^'luniÄ roßftn und manche epiphytische Feigenbaumarten.
Bei den letztgenannten entwickelt sich ein primäres System von Nebenwurzeln, das den Wirtsstamni als ein netzartiges (Geflecht
umhüllt, und von welchem zahlreiche Äste in den B-oden dringen. Außerdem entstehen aus den Zweigensekundäre Nebenwurzeln,
die bei Ola Lia in der geschilderten Weise teils als Haft-, teils als Nährwurzeln zur Ausbildung gelangen,
während bei der bekannten ostindischen Banianfeige l Meus i Misn) die sekundären Nebenwurzeln zu säulenartigen Stützorganen
sich umformen. Um die im tropischen Urwald reichlich vorhandenen Humusmasien anzusammeln und verwerten zu können, hat eine
dritte Gruppe der Epiphyten eine eigentümliche Form der Wurzelbildung angenommen, die in dem Auftreten
verzweigter Geflechte von vogelnest- oder korliartigom Gefüge besteht, um in demselben all mählich tote Blätter
und andre
verwesende Pflanzenteile anzuhäufen und so eine reichlichere Nährquelle zu gewinnen (vogelnestbildende Epiphyten). Die
oft sehr mächtige, z. B. bei l^nl Mimn a1ti88imum kopfgroße, kugelige oder kuchenartig
ausgebreitete Wurzelmasse wi'rd durch negativ heliotropische und zugfeste Haftwurzeln an der Unterlage
befestigt; die Nährwurzeln, die in diesem Fall ihren Nährboden' oberhalb ihre eignenKörperszu suchen haben, sind dagegendurch negativenGeotropismusausgezeichnet und stellen sich bei beliebigerLagederPflanzestets in dieRichtungdes Erdradiusnachoben.
AusgezeichneteBeispieledieserGruppeaus der westindischenFlorabilden das schon genannte Onenlium, dessenWurzel
[* 51] nest außen von korbähnlich verflochtenen, federkieldicken Haftwurzeln gebildet wird, im Innern aberHundertevon nadelförmigen,kurzen Nährwurzeln aufweist, und dieAracee^.mimiium Hus^elii, deren oft über einen Kubikfuß mächtiges Wurzelgeflechtden kurzenStammüberragt undzahlreiche Verästelungen zwischen die amGrundhumusbergendeBlattrosettV aussendet; mit demWechsel dertrocknen und nassenJahreszeitgeht dasAbsterbenund Neuauftreten zahlreicher nadeldünnerWurzelspitzenHand
[* 52] inHand, während die Haftwurzeln auch während der Zeit derDürreunversehrt bleiben.
Dem ^utlnn'inm ähnlich und gleich diesem die Humusstoffe in denBlatttrich: tern ansammelnd verhaltensich auch einigeFarnedes tropischenAmerikaundJavas;
bei indischenArtenvon ^ol^poäwm und bei kin^'c^rium klciooi'us istdie Aufgabe des Festhaltens vonHumusund derge. ! wohnlichen Kohlenstoffassimilation sogar auf un^ gleicheund entsprechend
ausgebildete Blätter verteilt. ^ DiesenPflanzen schließt sich endlich auch visobiäiü^ KM'1 eine
Asklepiadee des ostindischen Archi! pels, an, deren BlattschläucheWasser und Humus aufspeichern.
Während bei den vorausgehenden
Epiphyten die Wurzeln eine ziemlich ausgedehnte Fläche der Unterlage bedecken, nehmen dieselben bei einer vierten Gruppe, welche ausschließlich
durch baumbewohnende Bromeliaceen gebildet wird, kaum ein Areal von der Größe einer Hand ein und sind dabei
weder dick noch zahlreich, aber der Baumrinde so fest aufgekittet, daß sich die betreffenden Pflanzen nur schwer von ihrer
Anhaftunsssstelle lostrennen lassen. Offenbar sind diese überdies mehr oder weniger abgestorbenen Wurzeln außer stände,
so stattliche Gewächse wie die epiphytischen Bromeliaceen zu ernähren.
Daa.ea.en b Uden die Blattrosetten der letztern eine Art von Trichter oder Zisterne, in welchem Humus und
am Grund auch Wasser, bisweilen mehr als ein Liter, sich ansammelt. A. F. W. Schimper stellte durch Vermche! mit verschiedenen
leicht welkenden Bromeliaceen fest,! daß diese nach dem Abschneiden der Wurzeln, Ücerl ziehen der wurzeltragenden Teile mit
Kanadabalsam^ und durch Begießen derBlätter wochenlang weiter zu wachsen vermögen, während die ebenso
be Handel ten, aber nicht begossenen Pflanzen in viel kürzerer Zeit abstarben.
Daraus geht hervor, daß der in" Blatttrichter aufgespeicherte Wasservorrat für oaö Leben dieser Pflanzen unentbehrlich ist;
auch besitzen die mit anderweitigen Haftorganen versehenen Bromeliaceen, wie die in kühlern Waldlandschaften
des tropischen Amerika sehr verbreitete ^i1!3.n^3ia us-N6 (»iä im entwickelten Zustand überhaupt
keine Wurzeln. Die grauen, bis 3 m langen, zweizeilig beblätterten, schweifähnlichen Sprosse dieser Pflanze, welche nicht
selten so massenhaft auftreten, daß sie das Laub der von ihnen besetzten Bäume völlig
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decken, umwickeln mit ihrer Basis einen stützenden Ast und finden auf diese Weife den nötigen Halt; sie verbreiten sich dadurch,
daß ein Zweig vom Wind abgerissen und auf einen andern Baumast geführt wird, den er umwindet, um dann neue, sich bald wieder
ablösende Seitenfprosfe zu treiben; auch die Vögel
[* 54] tragen zur Verbreitung der Pflanze bei. Die in physiologischer
Beziehung sehr merkwürdige Wasseraufnahme der Bromeliaceenblätter wurde durch direkte > VersucheSchimpers außer Zweifel
gestellt, und zwar i wird dieselbe durch eigentümliche, flach aufliegende, ^ am Rand hautartig geflügelte Schuppenhaare
vermit-, relt, deren Zellen zum Tett nur Luft enthalten, aber bei Zenetzung sich sofort mit Wasser anfüllen,
da bestimmte Partien des Haars im Gegensatz zu der Umgebung sehr dünne und unverkork:e Zellwände haben und daher das eindringende
Wasser leicht durchtreten lassen.
Außerdem ist bei den Arten mit nicht einge-! senkten und daher weniger geschützten Schuppenhaaren ! »'in
aus stark verdickten Äußenzellwandungen gebil-! deter Deckel vorhanden, welcher als Schutzmittel der
darunterliegenden unverkorkten Zellen gegen Wasserverlust dient und beim Befeuchten des Haars durch die Ausdehnung
[* 55] der vorher
zusammengedrückten Zellenm die Höhe gehoben wird; die Schuppenhaare haben somit die Doppelaufgabe der Wasseraufnahme und
^ des Transpirationsschutzes. Auch der Bau derBlätter ist entsprechend der ihnen hier zugewiesenen Rolle
der Wafferamnahme stark umgestaltet, indem sie bei den rosettenbildenden Bromeliaceen durch stark entwickelte Luftlücken
sich auszeichnen; die Arten ohne äußere Wasserspeicher, wie^üllmäftik N5n^,i6e?, tragen die Schuppenhaare nicht bloß
an der Basis, sondern anf der Gesamtoberfläche der Blätter und weisen eine ganz auffallende Reduktion ihrer leitenden Gefäßbündelelemente,
ähnlich wie die Wasserpflanzen,
[* 56] auf, was offenbar mit der direkten Wasseraufnahme durch die Blätter bedingt wird. Als Schutzmittel
gegen Wasserverdunstung dient bei den mit Wasseririchter versehenen Arten eine löffelartige Ausbauchung des Blattgrundes,
dessen übereinander greifende Scheiden ein 'zwiebelähnliches Gebilde mit vielen großen Hohlräumen herstellen; die erdständigen,
nicht baumbewohnenden Arten haben mit wenigen Ausnahmen bis zur Vasis schmale und durch Zwischenräume
getrennte Blätter ohne Wassertrichter und entbehren dann auch der absorbierenden Schuppen. Nach dem geschilderten Verhalten
scheinen die Epiphyten aus ursprünglich erdbewohnenden Formen hervorgegangen zu sein, die zunächst ohne Änderung ihres Baues zur
atmosphärischen Lebensweise überzugehen im stände waren. Das Streben nach Aufnahme reichlicherer Nahrung
hat dann zur Ausbildung von baumbewohnenden Arten geführt, die entweder mit langen, abwärts wachsenden Nährwurzeln dem El
dboden Nährstoffe entziehen oder Humusstosse in vogelnestartigen Wurzelbildungen oder in Blatttrichtern ansammeln, um dieselben
durch aufwärts wachsende Nährwurzeln aufzunehmen. Die mit ihren Blättern Wasser aufnehmenden Epiphyten scheinen direkt von
terrestrischen Formen abzustammen, welche die Vorrichtungen zur Verwertung der atmosphärischen Niederschläge bereits besahen.
Die stärkste Umformung unter den Organen der Epiphyten erlitten die Wurzeln, die unter Umständen, z. B. bei ^6ramku8, sämtliche
vegetative Funktionen übernehmen können, oder aber, z. B. bei 'l.'i11a,llsl8i3. U8ueoiä68, bis
auf früh verschwindende Anhängsel verkümmert erscheinen. Nächst ihnen weisen die Blätter die auffallendsten
Anpassungen auf, cndem bei den Bromeliaceen durch
Neouttion schließ lich Formen (lüi Hnäßia. uftneoiäes) entstanden sind,
welche in ihrer Lebensweise, im Habitus und im innern Bau eine ganz durchgreifende Ähnlichkeit
[* 57] mit Arten von H,ei-lNltIiu8 besitzen,
deren ganzer Körper aber fast nur aus umgewandelten Wurzeln besteht. Beide Formen hängen'von Baumästen
herab, haben eine graugrüne Farbe und saugen wie Löschpapier jeden Wassertropfen auf; sie sind beide von einem Mantel von
Aufnahmezellen bedeckt; die Außen-, resp. Innenhaut dieses Mantels ist mit stark verkorkten Schutz- und mit engen, unverkorkten
Durchgangsstellen versehen 2c. Trotzdem besteht die eine Form aus blattlosen, aber die Funktion der Blätter
mit übernehmenden Wurzeln, die andre aus wurzellosen Sprossen, deren Blätter, wie sonst die Wurzeln, Organe der Wasseraufnahme
geworden sind. Eine treffendere Illustration des Satzes, daß morphologisch ganz ungleichwertige Organe durch die Anpassung zu
biologisch gleichen Bildungen umgestaltet werdentönnen, ist kaum denkbar. Durchmustert man die tropische
Flora auf die systematische Zugehörigkeit ihrer Glieder
[* 58] zu den Epiphyten, so zeigt sich, daß die Zahl derzudieser Pflanzengenossenschaft
beisteuernden Familien nur eine sehr geringe ist, daß aber anderseits einzelne Familien, wie die Farne, die Orchideen, Bromeliaceen,
Araceen, Gesneraceen und Vacciniaceen, durch sehr zahlreiche epiphytische Arten vertreten sind. Die baumbewohnenden Gewächse
stimmen sämtlich darin überein, daß ihre Samen
[* 59] zur Übertragung auf Baumäste geeignet sind und dort hängen zu bleiben
und zu keimen vermögen. IhreFrüchte uno Samen haben nämlich teils eine fleischige Hülle und pflegen in diesem Fall von baumbewohnenden
Tieren, wie Affen,
[* 60] Vögeln 2c., weggetragen zu werden, teils sind sie, wie die Samen der Orchideen und die
Sporen der Farne, so leicht und klein, daß sie vom Wind in Rindenrisse oder Moospolster verweht werden, teils endlich besitzen
sie bei etwas mehr Größe besondere Flug- oder Haftapparate. Diese Einrichtungen sind nicht als Anpassungen, sondern als ursprünglich
vorhandene, ererbte Anlagen zu deuten. Familien mit großen und schweren Samen ohne Flugapparate, wie die
Leguminosen
[* 61] und Euphorbiazeen, sind dagegen für die Verbreitung auf Bäumen nicht geeignet. Viele Epiphyten bewohnen wegen der Verbreitungsfähigkeit
ihrer Samen ein sehr großes Areal; manche FurnesLykopodiaceen
[* 62] und auch einige Phanerogamen bewohnen sowohl die westliche als
die östliche Halbkugel; sehr zahlreiche Arten der Epiphyten folgen dem tropisch amerikanischen Urwald in seiner
ganzen Ausdehnung und gehen teilweise, wie manche 1^ lanäsik-Arten in Florida und Virginia sowie andere Formen in Chile
[* 63] und Argentinien,
über die Grenzen
[* 64] desselben hinaus. Fast überall zeigen die Epiphyten Amerikas trotz ihrer Artunterschiede einen gleichartigen physiognomischen
Charakter; vorwiegend treten die Bromeliaceen (Arten von 1iI1auä8i2, ^.ecklukk u. a.), daneben zwei Gattungen
der Araceen (Aurtm^ i'imn und k'kilosittiiäi'Oll), ferner viele Orchideen, darunter die Gattungen ?i6Ul0ttiaI!i8 und Lpiäeu^
cirum. in Hunderten von Arten, außerdem verschiedene Peperomien, Gesneraceen, Kakteen
[* 65] und viele Farne auf, während die sonstigen
Epiphyten aus andern Fa^ milien, mit Ausnahme von Ow8ia und einigen F'jcu8-Arten, sehr zurücktreten.
In den Savannengebieten (Llanos, Catmgas, Campos u. a.), in welchen stellenweise lichte Gebüsche und Wälder mit Gras' flächen
abwechseln, fehlen die Epiphyten nicht ganz; sie treten hier aber nur da mit größerm Reichtum der Arten und Individuen auf, wo größere
Feuchtigkeit, wie an
¶
mehr
Flußufern oder Gebirgsabhängen, herrscht. Die auf dem Gipfel der Bäume wachsenden, Trockenheit liebenden (xerophilen) Epiphyten sind
im stande, auch unter den veränderten Lebensbedingungen der Savannen fort zu existieren, während die an Feuchtigkeit gewöhnten
(hygrophilen) Arten bei Zunahme der Trockenheit schnell zu Grunde gehen. Es zeigt sich dies nicht selten in
ausgerodeten Urwäldern, in denen einzelne Bäume von der Fällung verschont blieben. Dem entsprechend ist anzunehmen, daß
die baumbewohnende Flora der Savannengebiete einer Einwanderung aus dem Urwald ihre Entstehung verdankt.
Die üppigste Entwickelung zeigt die Genossenschaft der Epiphyten an Bergabhängen, in welchen die Luft mit Wasserdampf beinahe vollständig
gesättigt ist, sowie reichlicher Tau und Regen die Wurzeln der Pflanzen und ihre Unterlage stets feucht
erhalten; oberhalb der zwischen 1300 und 1600 m in den amerikanisch-tropischen Gebirgen liegenden Wolkenregion nimmt die Zahl
der Epiphyten je nach den lokalen Sonderbedingungen in verschiedenem Verhältnis ab. Diese Abnahme ist keineswegs die Folge der Temperaturabnahme,
da an den feuchten südlichen Abhängen des östlichen Himalaja die Epiphyten bis in die Nähe der Baumgrenze
aufsteigen, zwischen 1200 u. 1800 m treten dort zahlreiche Pflanzentypen der gemäßigten Zone (z. B. Arten von Rhododendron,
Vaccinium, Pirus, Ribes, Evonymus u. a.) als Epiphyten auf, so daß also unzweifelhaft auch nichttropische
Pflanzen epiphytische Lebensweise anzunehmen im stande sind, sofern nur der Wasserdampf, gehalt der
Luft und die Regenmenge groß genug werden, um den Bodenpflanzen das Übertreten zum atmosphärischen Baumleben zu gestatten.
In die außertropischen, südlichen Vereinigten Staaten sind nur solche Epiphyten eingewandert, welche in hohem Grad mit Schutzeinrichtungen
gegen Trockenheit ausgerüstet sind; im nordamerikanischen Waldgebiet fehlen aber hygrophile Epiphyten gänzlich,
weil dort auch die Schatten
[* 67] liebenden Bodenpflanzen aus Mangel an Feuchtigkeit nicht auf der Baumrinde zu gedeihen vermögen.
So steigt das weitverbreitete Polypodium vulgare in Nordamerika ebensowenig auf Bäume wie bei uns, während es in den Wäldern
sehr feuchter Gebiete, z. B. in Portugal oder auf den Kanarischen Inseln, oft massenhaft die Stämme und
Äste umhüllt.
Für die xerophilen der Tropen erscheint dagegen die Feuchtigkeit der nordamerikanischen Waldungen ausreichend. In ähnlicher
Weise besteht auch die atmosphärische Vegetation Argentiniens ausschließlich aus tropischen Einwanderern, die ausgesprochene
Schutzmittel gegen Wasserverdunstung besitzen. Sowohl in den südlichen Vereinigten Staaten als in Argentinien
wird durch Mangel an Feuchtigkeit das übergehen der Schattenpftanzen des Waldbodens auf die Baumstamme und damit die erste
Entstehung einer eingebornen, epiphytischen Pflanzenwelt verhindert.
Außer dem tropischen Bildungsherd der Epiphyten findet sich ein zweiter kleinerer Entstehungsort derselben nur noch
im antarktischen Waldgebiet, speziell in Südchile, dessen außerordentliche Feuchtigkeit ähnlich wie
auch in Neuseeland eine eigenartige, wenn auch an Artenzahl wenig umfangreiche Vegetation von atmosphärisch lebenden Gewächsen,
darunter besonders merkwürdige baumbewohnende Liliaceen (Luzuriaga in Südchile, Astelia in Neuseeland), hervorgerufen hat.
Nur diejenigen Gebiete der Erde, welche, wie im tropischen Amerika, in Sikkim, auf dem Malaiischen Archipel, in Südchina
2c., eine jährliche Regenmenge von mehr als 200 cm aufweisen, besitzen eine autochthone
Flora von Epiphyten; da in Afrika derartige
Gebiete
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wenig umfangreich sind, so erklärt sich daraus die oft als unerklärlich betrachtete Armut dieses Weltteils an Epiphyten. Außer
der Regenmenge sind der ihr entsprechende Wasserdampfgehalt der Luft und die Taubildung die wichtigsten
Faktoren der epiphytischen Lebensweise.
Die mit verschiedenen Seismographen beobachteten Wirkungen gestatteten, wichtige Folgerungen in Bezug auf die Bodenbewegungen
zu ziehen. In weichem, feuchtem Boden kann man Schwingungen von großer Amplitude und langer Dauer erzielen,
in lojem, trocknem Boden ruft eine Dynamitexplosion eine Störung von großer Amplitude, aber kurzer Dauer hervor. Die Phasen
der normalen und transversalen Bewegung sind vom Abstand des Seismographen vom Erschütterungszentrum abhängig.
Zwei Punkte des Bodens, die nur wenige Meter voneinander entfernt sind, sind nicht synchronisch in ihrer
Bewegung, die Erdbebenbewegung ist also wahrscheinlich keine einfach harmonische. Die Art der Bewegung, ob nach innen oder
nach außen gerichtet, hängt wahrscheinlich von der Intensität der ursprünglichen Störung und von der Entfernung der Beobachtungsstation
vom Zentrum der Erregung ab. Die Amplitude der normalen Bewegung verhält sich umgekehrt wie der Abstand
vom Erschütterungszentrum.