Teil der Südhalbkugel. Die notwendige Vorbedingung für eine große Gletscherentwickelung ist daher eine ausgedehnte Meeresfläche.
Und in der That deuten viele
Beobachtungen darauf hin, daß die Verteilung von Land und
Meer zur Eiszeit
[* 2] auf der Nordhalbkugel eine
andre war als gegenwärtig. Die
Eiszeiten sind entstanden durch Veränderungen der Grenzlinien zwischen
Festland und
Meer und durch die hiervon wieder abhängige Veränderung der
Luft- und
Meeresströmungen.
[* 3]
Eine
Erklärung für die Änderung des
Charakters der
Jahreszeiten
[* 4] liefern möglicherweise die wechselnden Exzentrizitätsverhältnisse
der Erdbahn.
(türk. Alasonia), Hauptort eines
Kasa im türkischen
Anteil von
Thessalien
(WilajetMonastir), 271 m hoch, am
obern Xerias und am westlichen Abhang des
Olymp gelegen, mit etwa 4000 christlichen und mohammed. Einwohnern. Elassona kommt
schon in der
Ilias als Oloosson vor.
Von seinen
Schriften, die mit Vorliebe sein buntes Wanderleben widerspiegeln, nennen wir: »Wilde
Fahrten.
Erinnerungsblätter aus dem amerikanischen
Bürgerkriege« (Hannov. 1872, 4 Bde.);
Die dramatischen
Arbeiten:
»OnkelHans«, »Die Spiritisten«,
»Phantome«, »Der
Kurier des
Zaren«, Am
Rande des
Abgrunds" u. a. gehörender Lustspieltagesware an, welche die moderneBühne rasch verbraucht.
als wissenschaftliche
Disziplin hat einen unverkennbaren Aufschwung seit mehr als 20
Jahren indirekt
dadurch gewonnen, daß die methodische Untersuchung der
Nerven- und Muskelreaktionen (Zuckungen) sowohl mittels faradischer
(induzierter) als galvanischer Stromreizungen sich als ein wesentliches Erfordernis für die
Diagnose und häufig auch für
die Voraussage
(Prognose) von
Nerven- und Rückenmarkslähmungen herausgestellt hat (Elektrodiagnostik).
Zahlreiche zur Begründung letzterer Spezialwissenschaft angestellte experimentelle und klinische Untersuchungen über das
sogen. polare Zuckungsgesetz der
Bewegungs- und Sinnesnerven des lebenden
Menschen
(Brenner u. a.), über die Verbreitung galvanischer
Ströme im menschlichen
Körper und seinen
Geweben und die Leitungsbedingungen besonders der
Haut,
[* 18] über den
Einfluß der galvanischen Durchströmung auf die
Erregbarkeit der
Nerven,
[* 19] über den gesetzmäßigen eigentümlichen
Ablauf
[* 20] der
Erregbarkeitsverhältnisse der Bewegungsnerven und
Muskeln
[* 21] (Entartungsreaktion) nach Durchschneidung,
Quetschung und Dehnung
der erstern und ihren Erkrankungen
(Erb,
Ziemssen u. a.) kamen auch mittelbar der Elektrotherapie zu gute.
Nicht nur wurde durch dieselben das Verständnis der krankhaften Veränderungen und der
Bedingungen ihrer
Rückbildung je nach dem Krankheitsstadium in vielen Erkrankungsformen der Nervenstränge und des
Rückenmarks vertieft, sondern
es wurde auch auf dieser Grundlage die exaktere polare
Methode für die Anwendung besonders des galvanischen
Stroms zu Heilzwecken
(Galvanotherapie) angebahnt.
Gewisse Unterschiede der
Wirkungen der beiden
Pole (des positiven oder der
Anode, des negativen oder der
Kathode) auch je nach ihrer stabilen (ruhenden) oder labilen (streichenden) Anwendung wurden
praktisch zu verwerten gesucht.
Ein fernerer wichtiger Fortschritt der galvanotherapeutischen
Methodik ist seit noch nicht zehn
Jahren durch die Strommessung
erreicht. Diese wurde erst ermöglicht durch die Herstellung der nach Milliampères (dem tausendsten
Teil des
Ampère, der Stromstärkeneinheit der
Elektrotechnik) graduierten sogen. absoluten
(Horizontal- oder
Vertikal-)
Galvanometer,
[* 22] welche die Dosierung der Stromstärke unabhängig von den jeweiligen sehr verschiedenen Füllungsverhältnissen der
Elemente
und den wechselnden Leitungswiderständen verschiedener
Personen und Hautstellen (auch zu verschiedenen
Zeiten innerhalb derselben
Sitzung) je nach dem
Bedürfnis der Krankheitsfälle gestatten, während die früher übliche Abstufung
nach Elementenzahlen ganz unzuverlässig gewesen war. Bei gemessener Stromstärke wird die Stromdichte in dem zu treffenden
Nerven-,
Rückenmarks- oder Gehirnabschnitt durch die
Größe des
Querschnitts der
Elektroden- (Stromgeber-)
Platten (nach Quadratzentimetern)
einigermaßen bestimmt.
¶
mehr
Durch diese nur skizzierten Fortschritte der Methodik und die Vervollkommnung der zur Erzeugung, Abstufung, Einschleichung
und Messung dienenden Vorrichtungen (Elemente, Elementenzähler, Rheostate, Galvanometer etc.) ist die galvanische Behandlung
in ihren Erfolgen sehr viel sicherer zu beherrschen und sind gewisse Gefahren (Schwindelerscheinungen, Ohnmachtsanfälle etc.),
welche unvorsichtige, nicht fachmännische Anwendung besonders auf die Zentralorgane bieten kann, viel
leichter zu vermeiden.
Dagegen ist man von einem vollen Verständnis der wesentlich empirischen Heilwirkungen noch immer weit entfernt. Man nimmt
auf Grund derselben je nach besondern Anwendungsformen schmerzstillende, beruhigende und umstimmende Wirkungen bei Neuralgien
und einzelnen Zitter- und Krampfformen, belebende und erfrischende Wirkungen bei Lähmungen, Muskelschwund,
Ataxie etc. an. Die durch die wiederholte galvanische Durchströmung erkrankter Organe erzielten definitiven Heilerfolge werden
auf die von R. Remak zuerst aufgestellten und begründeten sogen, katalytischen (auflösenden, zerteilenden) Wirkungen auf
allerlei Gewebsanschoppungen und Ausschwitzungen (Exsudate) zurückgeführt.
Sie erklären die oft überraschend schnellen Erfolge bei akuten rheumatischen Gelenk- und Muskelerkrankungen
und die langsamen auf die Rückbildung von organischen Rückenmarks- und Gehirnerkrankungen. Neuerdings sind sie auch für
andre als die Bewegungs- und Nervenorgane, z. B. bei gewissen Frauenkrankheiten, hier mit sehr erheblichen Stromstärken, mit
Vorteil verwertet worden (Apostoli, Engelmann u. a). Dieses Verfahren nähert sich durch die Einführung des einen galvanischen
Pols in die Schleimhäute einigermaßen der Zuleitung galvanischer Ströme mittels eingestochener Nadeln
[* 24] (Elektrolyse)
[* 25] zur Zerteilung von Geschwülsten und zur Einleitung der Gerinnung des Bluts in Aneurysmen.
Da es sich häufig um die Behandlung chronischer (funktioneller und organischer), nur langsamer Besserung fähiger Erkrankungen
handelt, so erfordern die elektrischen Kuren mit täglichen oder jeden zweiten Tag wiederholten Sitzungen
große Ausdauer und Geduld. Sie sollten, da sie ein schwieriger Teil der ärztlichen Kunst sind und auf die empfindlichsten
Körperorgane einwirken, mitunter auch die Verbindung mit andern innerlichen oder äußerlichen Verordnungen erheischen, nur
von sachverständiger ärztlicher Hand
[* 26] unternommen werden. Der geringste Schade, welcher dem Patienten durch
laienhafte Versuche aufs Geratewohl erwächst, ist der, daß ein bei fachmännischer Verwendung unter Umständen segensreiches
Heilmittel dadurch bei ihm in Mißkredit gerät.
Auch die Behandlung mittels des induzierten (faradischen) Stroms (Faradotherapie), welche von Duchenne in verschiedener Weise,
einmal als lokalisierte (örtliche) Faradisation der Nerven und Muskeln mittels feuchter Elektroden, ferner
aber zur Hautreizung bei Gefühlsstörungen etc. als faradische Pinselung und Geißelung mittels trockner Drahtpinsel, begründet
wurde, hat ebenfalls einige Erweiterungen erfahren. Zunächst werden letzterer Behandlungsmethode einige Erfolge bei chronischen
Rückenmarks- und Gehirnkrankheiten nachgerühmt, welche wahrscheinlich auf reflektorische Wirkungen auf die Zentralorgane zurückzuführen
sind (Rumpf u. a.). Als weitere Errungenschaft ist die von Amerika aus von Beard und Rockwell zuerst empfohlene
allgemeine Faradisation zu erwähnen. Bei derselben werden methodisch sämtliche Teile des Körpers mit
dem
einen Pol bestrichen (bei entsprechender Regelung der Stromstärke), während der andre Pol als Fußplatte oder Gesäßplatte
den Strom schließt. Es hat dieses allgemein erfrischende Verfahren häufig unverkennbar günstige Wirkungen
auf den Schlaf, Appetit, die Verdauung, die Allgemeinernährung, Stimmung und geistige Leistungsfähigkeit, so daß es namentlich
für die Behandlung derjenigen Nervenkrankheiten, welche die erschöpfende Thätigkeit unsers Jahrhunderts nur zu häufig mit
sich bringt (Neurasthenie, Hysterie, gewisse Formen der Hypochondrie), oft sehr günstigen Erfolg aufzuweisen hat.
Als Ersatz dieser Methode sind hydroelektrische Bäder (elektrische Wasserbäder) neuerdings eingeführt
worden, bei welchen elektrische Ströme (faradische oder galvanische) dem menschlichen Körper mittels des warmen Wasserbades
in geeignet konstruierten Badewannen zugeleitet werden. Je nachdem beide Pole in die Badeflüssigkeit eintauchen, der Strom
also ausschließlich vermittelst des Wassers dem Körper zugeführt wird, oder die Badeflüssigkeit nur
den einen Zuleitungspol aufnimmt, während mit dem andern Pol derKörper des Badenden direkt berührt wird (am besten mit
der sogen. Rückenkissenelektrode), unterscheidet man dipolare oder monopolare elektrische Bäder (A. Eulenburg).
Über die Vorzüge der einen oder andern Badeform sind die Akten noch nicht geschlossen. Übrigens werden
auch galvanische Ströme zu elektrischen Wasserbädern verwendet, und man spricht dann bei monopolarer Anwendung je nach dem
in das Nasser tauchenden Pol von monopolarem Kathodenbad oder Anodenbad. Namentlich letztere dürfen aber nicht ohne genaue
Berücksichtigung der Stromstärke durch galvanometrische Messung verabfolgt werden. Beiläufig ist wahrscheinlich, daß
die Art der Einwirkung von dem den Patienten direkt berührenden Pol abhängt und dic Badeflüssigkeit
nur als unendlich großer indifferenter Pol zu betrachten ist.
Die elektrischen Bäder eignen sich nahezu für dieselben nervösen Allgemeinerkrankungen, für welche die allgemeine Faradisation
angewendet wird, und Erfolge wurden namentlich, bei Neurasthenie, nervöser Dyspepsie (Verdauungsstörung), gewissen Zitterformen
und bei Hysterie beobachtet. Aber selbst in gut eingerichteten Anstalten mit dem nötigen Instrumentarium
und bei ärztlicher Beaufsichtigung sind vermöge der komplizierten Leitungsbedingungen die Einwirkungen nicht so genau zu
berechnen wie bei örtlicher Anwendung elektrischer Ströme ohne Wasserbad. LetztereMethode verdient aber allemal den Vorzug,
wenn ein bestimmter Sitz der Krankheit angenommen werden darf.
Auch die älteste Art der Anwendung der Reibungselektrizität der Elektrisiermaschine,
[* 27] der statischen Elektrizität
[* 28] oder der
Spannungsströme (Franklinisation oder Franklinotherapie) hat, nachdem durch Erfindung der Influenzmaschinen
[* 29] und sonstige Vervollkommnung
der Apparate der gleichmäßige Gang
[* 30] der elektrischen Ladung verbessert worden ist, zunächst von Paris
[* 31] aus seit etwa zehn Jahren
(Charcot, Vigouroux), anfänglich nur für hysterische Erkrankungen, dann auch für andre funktionelle
Nervenerkrankungen, wieder einige Anhänger gefunden. Das elektrostatische Bad
[* 32] oder Luftbad besteht in einer 1/4-1 Stunde durchgeführten
Ladung des auf dem Isolierpodium sitzenden und mit den Füßen seine Metallbelegung berührenden, bekleideten Patienten mit
positiver oder negativer Elektrizität, während eine über dem Kopf in einiger Entfernung befindliche sogen.
Kopfglocke
¶
mehr
mit dem andern Konduktor verbunden ist. Die übrigens nur auf der Oberfläche des geladenen Körpers entstehende Elektrizitätsspannung,
welche sich in dem Emporsträuben der sich gegenseitig abstoßenden Kopfhaare äußert, hat bei empfindlichen Personen entweder
aufregende oder beruhigende Wirkungen, und in letzterm Fall ist ein günstigerer Erfolg bei gewissen Kopfneurosen (Migräne,
Kopfdruck etc.) zu erwarten. Durch Annäherung knopf- und spitzenförmiger Konduktoren werden Funkenentladungen
bewirkt, welche kräftige, örtlich reizende Wirkungen auf die Haut und die darunterliegenden Nerven und Muskeln haben, praktisch
aber vor der weniger umständlichen Anwendung induzierter Ströme keinen wesentlichen Vorzug zu haben scheinen.
Für ein begrenztes, bereits angedeutetes Gebiet funktioneller Nervenkrankheiten scheint die auf eine
immerhin umständliche Apparatenanlage angewiesene Franklinisation eine Zukunft zu haben.
Vgl. Erb, Handbuch der Elektrotherapie (2. Aufl.,
Leipz. 1886);
[* 37] Die Bevölkerung
[* 38] zählte 1885 auf 14,509,22 qkm (263,46 QM.)
1,564,355 Seelen. Die Zahl der Auswanderer betrug 1888: 937. Die Einwohner verteilen sich auf die drei Bezirke wie folgt:
Hinsichtlich des Geschlechts befanden sich darunter 771,269 männliche und 793,086 weibliche Personen. Ledig waren 479,287
männliche und 462,812 weibliche, verheiratet 255,953 männliche und 255,932 weibliche, verwitwet und
geschieden 36,029 männliche und 74,342 weibliche Personen. Die Zahl der Eheschließungen betrug 1887: 10,122, der Geburten
50,201 (8 Proz., unehelich), der Gestorbenen 37,216;
mehr geboren als gestorben sind demnach 12,985 Personen.
10,000 Einw. Die Zahl der Wohnhäuser
[* 47] und sonstigen Aufenthaltsstätten belief sich auf 270,227, der Haushaltungen auf 359,844
(1616 weniger
als 1880). Unter der Gesamtbevölkerung von 1885 befanden sich 1,368,771 Staatsangehörige, 151,755 Angehörige
andrer Bundesstaaten und 42,610 Reichsausländer. Dem Religionsbekenntnis nach waren 312,941 Evangelische,
1,210,325 Katholiken, 3771 sonstige Christen und 36,876 Juden. An höhern Schulen befinden sich in Elsaß-Lothringen 1889: 15 Gymnasien, 7 Progymnasien,
ein Realprogymnasium, 8 Realschulen und 2 höhere Bürgerschulen.
Die Zahl der Studierenden bei der UniversitätStraßburg betrug während des Sommersemesters 1889: 874. Im Bergbau
[* 48] förderten
1888: 3324 Arbeiter in 29 Werken 2,805,264 Ton. Eisenerze im Wert von 6,002.485 Mk., 3413 Arbeiter in 2 Werten
689,135 T. Steinkohlen im Wert von 5,137,948 Mk. und in 8 Werken 269 Arbeiter 48,455 T. Kochsalz im Wert von 718,802 Mk. An Asphalt
wurden gewonnen 1887: 34,483 T. im Wert von 186,125 Mt., an Erdöl
[* 49] 1838: 9150 T. im Wert von 634,130 Mk.
Von den 30,320 bestehenden Branntweinbrennereien waren 1887: 9667 in Betrieb.
Die Bierproduktion belief sich 1888/89 auf 759,258 hl. In 2 Fabriken wurden 192,6 T. Stärkezucker und 881 T. Sirup produziert.
Der Güterverkehr auf den Wasserstraßen von Elsaß-Lothringen ist von 1,246,222 T. (1880)
auf 1,351,993 T. (1885) gestiegen. Davon entfällt über die Hälfte auf Brennmaterialien. Der ordentliche Etat für 1889/90
beträgt in Einnahme 44,917,871, in Ausgabe 43,347,799 Mk.; die Einnahmen beim außerordentlichen Etat betragen 944,571, die
Ausgaben 2,514,643 Mk. Die Posten des ordentlichen Etats sind:
Nachdem der Abgeordnete Zorn v. Bulach (der jüngere) das Septennat als sicheres Mittel, den verderblichen Krieg mit Frankreich
zu verhindern, empfohlen hatte, wies Hofmann auf die Bedeutung der nächsten Reichstagswahlen für Elsaß-Lothringen hin. »Wenn
das Land«, sagte er 28. Jan., »Abgeordnete in den Reichstag schickt, die dort laut und entschieden verkünden
und auch ihre Abstimmung danach einrichten, daß Elsaß-Lothringen vom Revanchekrieg nichts wissen will, so wird das in FrankreichEindruck
machen. Die 15 Stimmen der elsaß-lothringischen Abgeordneten haben in einer Frage, bei der es auf das Verhältnis zwischen
Deutschland und Frankreich ankommt, weit mehr Gewicht als die Stimmen der andern Reichstagsabgeordneten,
denn sie werden in Frankreich als der Ausdruck der öffentlichen Meinung in Elsaß-Lothringen aufgefaßt. Es fällt dort das Gewicht dieser
Stimmen entweder in die Wagschale des Kriegs oder in die des Friedens, je nachdem sie in dem einen oder andern Sinn abgegeben
werden.« Auch FürstHohenlohe sprach bei einem Festmahl 9. Febr. von der Bedeutung der Reichstagswahlen, von
deren Ergebnis die Gleichstellung Elsaß-Lothringens mit den andern deutschen Ländern in staatsrechtlicher Beziehung abhänge,
und forderte in einem Aufruf 15. Febr. die Wähler auf, durch die Wahl von Abgeordneten, welche den Frieden von 1871 rückhaltlos
anerkennten, zur Sicherung desFriedens beizutragen, während sie sich durch Wahl von Protestlern für die
Gefährdung desselben verantwortlich machten.
Aber alle Mahnungen und Warnungen waren nutzlos. Während der Manteuffelschen Mißregierung war den Wühlereien der Franzosen
und Franzosenfreunde so freies Spiel gelassen worden, daß die Masse der Bevölkerung an einen dauernden Bestand der deutschen
Herrschaft nicht glaubte. Aus Elsaß-Lothringen gebürtige französische Beamte und Offiziere, zurückgekehrte Optanten und junge Leute,
die französische Schulen besuchten, hatten ungehindert für Frankreich agitieren dürfen und wußten nun die Ansicht zu verbreiten,
daß in dem bevorstehenden, von Boulanger vortrefflich vorbereiteten Krieg die Franzosen siegen, dann aber über alle Deutschenfreunde
ein fürchterliches Strafgericht verhängen würden, während man Ähnliches von den langmütigen, geduldigen
Deutschen selbst im Fall eines Siegs derselben nicht zu befürchten habe.
Wenn der katholische Klerus diese Ansicht auch nicht teilte, so wünschte er doch eine engere Verbindung mit Deutschland nicht,
weil er von ihr ein Eindringen der freiern deutschen Geisteskultur und eine Gefährdung seiner Herrschaft
über das Volk befürchtete. Und die Bevölkerung von Elsaß-Lothringen bewies ihren unter französischer Herrschaft großgezogenen Mangel
an Selbständigkeit, indem sie teils von den Vorspiegelungen und Drohungen der Französlinge sich einschüchtern, teils von
den
Geistlichen sich willenlos leiten
ließ und 21. Febr. lauter Protestler und Klerikale wählte; der septennatsfreundliche
BaronZorn v. Bulach mußte einem unbedeutenden, sogar anrüchigen Arzt weichen. Der der Regierung günstige Ausfall der Wahlen
im übrigen Deutschland, welcher die Annahme des Septennats sicherte, beseitigte jede Kriegsgefahr und damit auch etwanige üble
Folgen der elsaß-lothringischen Wahlen. Aber mit Recht wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht ein Regierungssystem,
welches nach 16jähriger wohlwollender und umsichtiger Thätigkeit so gut wie nichts für die Befestigung der deutschen Herrschaft
und die Verschmelzung des Reichslandes mit dem Reich erreicht habe, unbrauchbar sei und geändert werden müsse.
Dann wurde aber eine ganze Reihe von Maßregeln ergriffen, um dem noch so mächtigen französischen Einfluß
zu begegnen und die Einwohner, besonders die Behörden der Gemeinden, zum Gehorsam zu zwingen. Daher wurde im Juni 1887 durch
Reichsgesetz das Gesetz vom aufgehoben, wonach die Bürgermeister aus dein Gemeinderat auf fünf
Jahre genommen werden mußten, und der Regierung das Recht zuerteilt, die Bürgermeister beliebig zu ernennen und ihnen auch
auf Gemeindekosten einen Gehalt anzuweisen.
Dann wurde das Recht des Landesausschusses, Reichsgesetze bei ihrer Einführung als Landesgesetze zu verändern, beschränkt.
Zahlreiche Vereine, die eine deutschfeindliche Haltung zeigten, wurden aufgelöst, die Feuerwehr nach deutschem
Muster umgestaltet, französische Agitatoren und Optanten ausgewiesen, französischen Offizieren und Zivilpersonen der Aufenthalt
nur gegen besondere Erlaubnis gestattet, mehrere Bürgermeister abgesetzt und einige Spione verhaftet und verurteilt.
Der Gebrauch der deutschen Sprache
[* 52] in der Öffentlichkeit wurde auch auf Anschläge und Veröffentlichungen ausgedehnt. Das energische
Auftreten der Regierung hatte zur Folge, daß in Straßburg anstatt des Protestlers Kable ein
deutschfreundlicher Elsässer, RechtsanwaltPetri, welcher als Hospitant der nationalliberalen Partei beitrat, zum Reichstagsabgeordneten
gewählt wurde. Der Landesausschuß genehmigte den Bau des Landesausschußgebäudes, dessen Bewilligung 1887 wegen
der unsichern Zukunft des Landes verschoben worden war, und die Bildung eines Landwirtschaftsrats.
Obwohl KaiserFriedrich III. in seinem Erlaß vom verkündete, daß er die Regierung der Reichslande im Namen des Reichs
übernommen habe und entschlossen sei, die Rechte des Reichs über diese deutschen, nach langer Zwischenzeit wiederum mit dem
Vaterland vereinigten Gebiete zu wahren", belebten unbestimmte Gerüchte über die Absicht des neuen
Kaisers, Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückzugeben oder ihm eine selbständigere Stellung einzuräumen, wieder die Maulwurfsarbeit der
Französlinge, die, unter der äußerlich ruhigen Oberfläche fortwährend thätig, die Stimmung im Land nicht zur Ruhe kommen
ließen und der Regierung ihre Aufgabe so sehr erschwerten. Daher erließ die Regierung22. Mai eine
¶
mehr
Verordnung, wonach alle über die französische Grenze zureisenden Ausländer einen Paß,
[* 54] welcher von der deutschen Botschaft
in Paris visiert sei, vorzeigen mußten; an Personen, welche in irgend einer Eigenschaft zur französischen Armee und Marine gehörten
oder vor Erfüllung ihrer Wehrpflicht ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren hatten, sollte das Visum der Botschaft
nur nach vorgängiger Zustimmung der elsaß-lothringischen Behörden zu einem möglichst kurzen Aufenthalt erteilt werden
Diese Paßverordnung schädigte Zwar etwas die wirtschaftlichen Interessen der Grenzorte und den Verkehr auf den Reichseisenbahnen,
trug aber wesentlich dazu bei, den Besuch französischer Aufwiegler zu verhindern, die Auswanderung von Elsaß-Lothringern
zu vermindern, da sie nun nicht mehr so leicht nach Elsaß-Lothringen zurückkehren konnten, und
auch die jungen Leute von den französischen Lehranstalten fern zuhalten; die Beruhigung des Landes wurde hierdurch wesentlich
gefördert.
Heimgekehrt, ward er zuerst Bibliothekar an der UniversitätJassy, späterhin aber Redakteur der konservativen
Zeitung »Timpul« in Bukarest.
[* 63] Die Kämpfe, die er als Redakteur zu bestehen hatte, das aufreibende Ringen um Anerkennung seiner
wahrhaft bedeutenden Leistungen als Dichter verdüsterten und verbitterten seine Anschauungen stets mehr, 1883 hatte sich
unter dem Einfluß dieser Kämpfe und der Neigung Eminescus zum Trunt ein Gehirnleiden entwickelt, so daß
der Dichter in die Leidesdorfsche Irrenanstalt bei Wien gebracht werden mußte, aus der er nur halb geheilt 1884 nach Jassy
zurückkehrte. Er starb in Bukarest. Neben Alecsandri gilt Eminescu als der bedeutendste Lyriker der jungen rumänischen
Litteratur, seine von T. Majorescu herausgegebenen »Poesii« (Bukarest 1884), namentlich die Satiren und
Sonette, zeichnen sich durch Energie des Gedankens und Ausdrucks, durch höchste Vollendung der Form aus; einige derselben hat
die KöniginElisabeth (Carmen Sylva) ins Deutsche
[* 64] übertragen.
*, Bai an der Südküste der japan. InselJeso, welche 11 km weit in die Küste eindringt und durch eine
kleine Insel vor dem Anprall des Ozeans geschützt ist.
* 4) Rudolf, Astronom, geb. zu Leipzig,
[* 74] studierte in Bonn
[* 75] und Leipzig, war am letztern Ort 1863-74
Observator an der Sternwarte,
[* 76] seit 1871 auch Privatdozent an der Universität, beteiligte sich 1868 an der deutschen Expedition
nach Vorderindien zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis,
[* 77] machte als freiwilliger Krankenpfleger 1870/71 den deutsch-französischen
Krieg mit, war aber 1874 genötigt, seine Thätigkeit an der Sternwarte und der Universität aufzugeben,
um die väterliche Verlagsbuchhandlung zu übernehmen; doch erbaute er sicht 882 eine kleine Privatsternwarte, auf welcher
er sich in der Folge hauptsächlich mit Doppelsternmessungen beschäftigte. Er starb Seine selbständigen Schriften
sind: »Messungen von 90 Doppelsternen am sechsfüßigen Refraktor der LeipzigerSternwarte« (Leipz. 1864);
»Über die Helligkeitsverhältnisse der Jupiterstrabanten« (das.
1871);
auch gab er Bessels »Gesammelte Abhandlungen« (das.
1876, 3 Bde.),
habilitierte
sich 1872 als Privatdozent. Schon in Breslau hatte sich Engler mit der FloraSchlesiens, mit systematischen Studien über
Saxifragaceen, Escalloniaceen und Eunomaceen beschäftigt, in München bearbeitete er eine Reihe von Familien für die »Flora
brasiliensis«, lieferte auch mehrere andre systematische Arbeiten, namentlich über die Araceen sowie Beiträge
zur Kenntnis der Antherenbildung der Metaspermen, und machte in den Alpen
[* 83] Studien über die Pflanzenformationen und ihre Existenzbedingungen. 1878 ging
Engler als Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens nach Kiel,
[* 84] widmete sich hier der Anlage des neuen botanischen
Gartens, setzte namentlich auch seine pflanzengeographischen und systematischen Studien fort, bei welchen
er mehr, als bisher üblich war, die anatomischen Verhältnisse berücksichtigte.
[* 88] Litteratur (1884-89). Wenn auch die letzten fünf Jahre keineswegs eine besonders glänzende Periode in der
Geschichte des englischen Schriftentums umfassen, so war doch die Teilnahme des Publikums am litterarischen
Leben immerhin groß. Städtische und Vereinsbibliotheken erheben sich allerwärts; die weitaus meisten gebildeten Familien
besitzen eine mehr oder minder große Bücherei. Die zahlreichen litterarischen Gesellschaften halten enge Verbindung des Privatlebens
mit der Litteratur aufrecht, die Wochen- und Monatsschriften erfreuen sich einer außerordentlich weitgreifenden
Verbreitung, und in diesen Beziehungen ist ein entschiedener Fortschritt bemerkbar.
Charakteristisch ist auch das Erscheinen und der große Erfolg wohlfeiler Sammlungen alter und neuer Meisterwerke: so
der von ProfessorHenryMorley herausgegebenen »National library«, Cassels »Red library«, Scotts »Camelot classics« und »Canterbury
ports«, Warnes »Chandons classics« und »Landsdowne poets«. Auch eine Reihe sorgfältig ausgewählter biographischer
Sammelwerke, die unter Mitwirkung anerkannter Schriftsteller seit Jahren erscheinen und mit Erfolg fortgeführt werden (»English
men of letters«, »Great writers«, »Great musicians«, »Foreign writers«, »Eminent women«, »Statesmen«,
»Twelve English statesmen«, »Englishmen of action«, »Exploreres
and exploration« 2c.) sind hier zu erwähnen.
¶