Durnford,
Hafen an der ostafrikan.
Seite 17.269 (Ergänzungs-) Band
Hafen an der ostafrikan.
(spr. -keki), Eleonore, ital. Schauspielerin, geb. machte sich seit dem Anfang der 80er Jahre auf italienischen, insbesondere römischen, Bühnen als Darstellerin der weiblichen Hauptrollen in den Sittendramen von Dumas und Sardou bekannt.
In der temperamentvollen Art und der Nervosität ihrer Darstellung folgt sie dem Stil der Sarah Bernhardt.
[* 2] Die Stadt zählte im J. 1885: 115,190 Einw. (darunter 84,497 Katholiken, 29,084 Evangelische, 1127 Juden), der Regierungsbezirk Düsseldorf auf 5472 qkm (99,38 QM.) 1,753 952 Einw. darunter 1,021,407 Katholiken, 709,992 Evangelische, 14,092 Juden). Die seit 1888 bestehenden 24 (früher 21) Kreise [* 3] umfaßten 1885:
Kreise | QKil. | QMeil. | Einwohner | Einw. auf 1 qkm |
---|---|---|---|---|
Barmen (Stadt) | 22 | 0.40 | 103068 | - |
Duisburg (Stadt) | 38 | 0.69 | 47519 | - |
Düsseldorf (Stadt) | 49 | 0.89 | 115190 | - |
Düsseldorf (Land) | 362 | 6.57 | 57460 | 159 |
Elberfeld (Stadt) | 28 | 0.51 | 106499 | - |
Essen (Stadt) | 9 | 0.16 | 65064 | - |
Essen (Land) | 190 | 3.45 | 136142 | 717 |
Geldern | 543 | 9.86 | 53614 | 99 |
Grevenbroich | 237 | 4.30 | 41472 | 175 |
Kempen | 396 | 7.19 | 93400 | 236 |
Kleve | 508 | 9.23 | 51182 | 101 |
Krefeld (Stadt) | 21 | 0.38 | 90236 | - |
Krefeld (Land) | 165 | 3.00 | 33792 | 205 |
Lennep | 275 | 5.00 | 68115 | 248 |
Mettmann | 255 | 4.63 | 69783 | 270 |
Mörs | 565 | 10.26 | 65731 | 116 |
Mülheim a. d. Ruhr | 102 | 1.85 | 83517 | 818 |
München-Gladbach (Stadt) | 12 | 0.22 | 44230 | - |
München-Gladbach (Land) | 228 | 4.14 | 94161 | 413 |
Neuß | 294 | 5.34 | 51320 | 174 |
Rees | 524 | 9.52 | 65141 | 124 |
Remscheid (Stadt) | 28 | 0.50 | 33986 | - |
Ruhrort | 330 | 5.99 | 67818 | 206 |
Solingen | 293 | 5.32 | 115512 | 394 |
(spr. düwähr), Félix Auguste, franz. Vaudevillendichter, geb. zu Paris, [* 4] gest. debütierte 1823 als Theaterdichter erfolgreich mit »Les frères de lait« und lieferte in der Folge zahlreiche Vaudevilles, meist in Gemeinschaft mit Lauzanne (s. d., Bd. 10).
(spr. deusen), Jes Lewe, Pianofortefabrikant, geb. zu Flensburg, [* 5] machte sich 1860 in Berlin [* 6] als Instrumentenbauer selbständig und errichtete 1867 daselbst eine Fabrik, die schon nach wenigen Jahren erweitert und mit Dampfbetrieb eingerichtet werden mußte und gegenwärtig wöchentlich vier Flügel und vier Pianinos liefert.
Seine Instrumente gehören zu den gesuchtesten und geschätztesten.
Peter, Architekt, geb. zu Christiania, [* 7] ging 1875 nach Berlin, um sich dem Baufach zu widmen, und war bis 1884 im Atelier von F. Schwechten thätig, wo er unter anderm an der Bauausführung der Kriegsakademie beteiligt wurde. Mit L. Hoffmann (s. d., Bd. 17) unternahm er eine Studienreise, während welcher er mit jenem in München [* 8] einen in einfachem Renaissancestil gehaltenen, durch praktische Anordnung der Innenräume ausgezeichneten Konkurrenzentwurf zum deutschen Reichsgerichtsgebäude in Leipzig [* 9] anfertigte, der ihnen 1885 den ersten Preis und die Ausführung einbrachte.
Adolf, poln. Schriftsteller, geb. 1839 im russisch-poln. Gouvernement Kjelzy, studierte in Warschau, [* 11] wo er auch später seinen Wohnsitz nahm. Er ist besonders bekannt durch seine Novellen, denen er durch anmutige Naturschilderungen einen besondern Reiz zu geben weiß. Dieselben erschienen teilweise gesammelt unter dem Titel: »Aus den Kettengliedern des Lebens« (Warsch. 1882, 2 Bde.). In deutscher Übersetzung erschien »Auf dem Edelhof« (in Reclams »Universalbibliothek«). B. ist auch Verfasser populärer Schriften über Erziehung etc. und übersetzte Werke von Tyndall, Mill und Whitney ins Polnische.
(1885) 1594 Einw.
s. Geschütz ^[= (hierzu Tafeln "Geschütze I u. II"), Feuerwaffe von solcher Schwere, daß sie den ...] (Bd. 17).
E.
Richard, engl. Kupferstecher.
Ein kritisches Verzeichnis seiner Kupferstiche lieferte Wessely (Hamb. 1889).
(1886) 2096 (Gemeinde 4225) Einw.
(1885) 667 Einw.
(1885) 1185 Einw.
(1885) 3535 Einw.
[* 14] (1885) 13,241 Einw.
(1885) 6124 Einw.
(Boston), [* 15] Laguneninsel in der Ralikkette des deutschen Marshallarchipels, auf deren Riff über 20 kleine Inseln liegen, die mit Kokospalmen und Brotfruchtbäumen bedeckt sind, zusammen 5 qkm groß mit 790 Einw. Ein tiefer, aber schmaler und gefährlicher Kanal [* 16] führt in die Lagune, die einen schönen Hafen bildet. S. Karte »Deutsche [* 17] Kolonien« [* 18] (Bd. 17).
August, reform. Theolog, starb in Erlangen. [* 19]
Von ihm erschien noch die autobiographische Schrift »Lebensführungen. In jungen Jahren« (Gütersl. 1888).
Wilhelm, Mediziner, geb. zu Jauer, [* 20] studierte in Breslau [* 21] und Berlin, war 1861-70 Atzt und Prosektor am Hospital Allerheiligen in Breslau, wurde 1871 dirigierender Arzt des städtischen Armenhauses, ging 1874 als Professor und Direktor der medizinischen Poliklinik nach Göttingen [* 22] und erhielt 1877 die Leitung der dortigen medizinischen Klinik. Ebstein beschäftigte sich besonders mit den Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung und gab mehrere neue diätetische Kurmethoden an (s. Fettsucht, Bd. 6). Er schrieb: »Recidive des Typhus« (Bresl. 1869);
»Nierenkrankheiten (in Ziemssens «Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie«, Bd. 9, Leipz. 1875);
»Die Natur und Behandlung der Gicht« (Wiesbad. 1882);
»Das Regimen bei der Gicht« (das. 1885);
»Die Natur und Behandlung der Harnsteine« (das. 1884);
»Die Fettleibigkeit (Korpulenz) und ihre Behandlung nach physiologischen Grundsätzen« (7. Aufl., das. 1886);
»Die Zuckerharnruhr« (das. 1887) u. a.
Don Rafael, span. General, starb im Dezember 1887 in Madrid. [* 23] ¶
Die letzten Jahre haben in erster Linie eine Bereicherung der morphologischen Kenntnisse dieses Typus gebracht; besonders ist der Nachweis einer Reihe von Sinnesorganen hervorzuheben, da bisher über Sinnesorgane bei Echinodermen wenig Sicheres bekannt war oder auch Gebilde als solche betrachtet wurden, die nichts mit Sinnesorganen zu thun haben. So können die bläschenförmigen Organe, die von Joh. Müller bei Synapta digitata entdeckt und von Baur als Gehörbläschen gedeutet wurden, wenigstens beim erwachsenen Tier keine Sinnesorgane sein, da sie hier ohne jede Innervierung sind; sie machen den Eindruck von Larvenorganen rückgebildeten Organen, welche nur im Jugendzustand in Funktion gewesen sind. In gleicher Weise wurden die ebenfalls von Joh. Müller am gleichen Tier entdeckten, zwischen je zwei Tentakeln befindlichen Augenflecke ihres Charakters als Sinnesorgane entkleidet und stellen sich als Anhäufungen von Plasmawanderzellen in der Cutis heraus.
Dagegen haben sich die von Quatrefages als Saugnäpfe gedeuteten, an der Innenseite der Tentakeln von Synapta befindlichen kugeligen Organe als echte Sinnesorgane erwiesen, die aus Stützzellen und einem knospenähnlichen Komplex von Sinneszellen bestehen, und die vielleicht als Geschmacksorgane zu deuten sind. Allgemein verbreitet sind bei den Echinodermen Tastorgane. Bei den fußlosen Holothurien [* 25] stellen dieselben Papillen, Tastpapillen, dar, welche über den Körper verstreut sind und meist über das gewöhnliche Hautepithel hervorragen.
Bei den Füßchen tragenden Formen sind an Stelle der Tastpapillen Nervenendplatten auf den als Füßchen bekannten Ambulakralanhängen getreten, von denen besonders die häufig auf dem Rücken der pedaten Holothurien sich findenden, konisch zulaufenden, nicht zum Ansaugen dienenden »Papillen« als Tastorgane zu betrachten sind. Auch bei den Seesternen sind die Ambulakralfüßchen zugleich als Sinnesorgane, und zwar als Tastorgane, zu betrachten, da in jedem derselben ein Nervenzug sich findet.
Als spezifisches Sinnesorgan erscheint der am Ende der Ambulakralrinne stehende, einem ausgestreckten Füßchen gleichende terminale Fühler, der auf polsterförmiger Verdickung, dem Sinnespolster, die bekannten purpurnen Augenflecke trägt. Man kann an diesen kegelförmigen Organen, die mir in beschränktem Maß als Augen funktionieren werden, die Retina mit den Stäbchen und eine den Hohlraum des Sehkegels ausfüllende, als Glaskörper zu deutende Substanz unterscheiden.
Das Ganze wird von der Cuticula als Cornea überzogen. Höher sind die Augen organisiert, die kürzlich an einem Seeigel (Diadema setosum) nachgewiesen wurden. Derselbe besitzt zahlreiche glänzend blaue Flecke: einen größern auf jeder Genitalplatte, eine Reihe ebenso großer in jedem Interradius, eine Reihe kleinerer auf jedem Radius und endlich um den Basalteil eines jeden größern Stachels in den Interradien noch ein Kränzchen blauer Flecke. Alle diese Flecke, die nur infolge von Irisierung blau erscheinen, sind zusammengesetzte Augen, die aus einer größern oder geringern Anzahl, oft aus vielen Hunderten lichtbrechender sechsseitiger Pyramiden bestehen. An ihrem äußern Ende werden sie von der einzelligen, durchsichtigen Schicht der allgemeinen Körperbedeckung als Cornea überzogen, mit der Spitze stecken sie in Pigmentbechern; unmittelbar darunter findet sich nervöses Geflecht, welches mit zahlreichen die Retina des Auges darstellenden Ganglienzellen [* 26] belegt ist.
Bis jetzt ist dies das einzige Beispiel des Vorkommens von Augen bei Seeigeln; dagegen findet sich weitverbreitet bei ihnen eine andre Art von Sinnesorganen, indem die längst bekannten Pedicellarien, die bisher ausschließlich als Greifzangen betrachtet wurden, auch als Sinnesorgane erkannt sind. Alle drei Formen der Peoicellarien (trifoliate, tridaktyle u. gemmiforme) besitzen vorzügliche Sinnesorgane, Tasthügel, die, oft kompliziert gebaut, sich als kissenförmige Erhebungen an der Innenseite der Greifzangen finden.
Als umgewandelte Pedicellarien sind die Globiferen zu betrachten, kugelige, drei Drüsen enthaltende, der Greifzangen entbehrende Organe, die bisher bei einigen wenigen Seeigeln nachgewiesen und vielleicht als Waffen [* 27] zu betrachten sind. Die ihrer Bedeutung nach noch unklaren, als Sphäridien bekannten Hautorgane haben sich durch den an ihrer Basis, wie an der Basis der Stacheln aufgefundenen Nervenring als modifizierte Stacheln herausgestellt. Waffen besonderer Art wurden neuerdings an einem zu der merkwürdigen Familie der Echinothuriden gehörigen Seeigel nachgewiesen (bei Asthenosoma urens).
Sie erscheinen als glänzend blaue, gestielte Köpfchen, die in regelmäßigen Alleen auf den Interambulakren angeordnet sind, und sind kleine, in ihrem ganzen Verlauf von regelmäßig angeordneten Porenlängsreihen durchbrochene, am Ende außerordentlich scharf messerförmig zugeschliffene Stacheln; das obere Ende des Stachels wird von einem großen, mit einer Flüssigkeit erfüllten Beutel [* 28] umschlossen, bei dessen Kontraktion das Gift durch die Poren in den Stachel und an dessen Spitze aus dem Beutel heraustritt.
Der Giftapparat verursacht beim Menschen einen sehr heftig brennenden, aber ohne Nachteil sich wieder verlierenden Schmerz. Das Tier lebt in tropischen Meeren in geringer Tiefe; durch die Fahrt des Challenger und Blake wurde die Zahl der bisher bekannten Arten der Echinothuriden wesentlich vermehrt. Die Familie beansprucht besonderes Interesse, da sie allein unter allen lebenden Seeigeln beweglich verbundene Schalenplatten besitzt, eine Eigentümlichkeit, die in ausgeprägtem Maß den Paläechiniden, den nur aus paläozoischen Schichten bekannten Seeigeln, zukommt, jedoch noch selbst bei etlichen jurassischen Seeigeln in der schräg verlaufenden Randfläche der Ambulakral- u. Interambulakralplatten nachgewiesen wurde.
In der gegenseitigen Verschiebbarkeit der Platten und der dadurch ermöglichten Gestaltsveränderung ist das Vorhandensein von Längsmuskeln bedingt, die den hartgepanzerten Seeigeln fehlen, bei den Echinothuriden aber nach den bei Asthenosoma angestellten Untersuchungen in der Zahl 10 vorhanden sind und paarweise an den Grenzlinien der Ambulacra und Interambulacra verlaufen. Sie erscheinen halbmondförmig und sind aus zahlreichen Muskelbündeln zusammengesetzt; für die Verwandtschaft der Seeigel und Seewalzen sind diese Muskelbündel von höchster Bedeutung. - Aus neuern Arbeiten über die Entwickelungsgeschichte [* 29] der Echinodermen ist hervorzuheben, daß der bisher gemachte Unterschied zwischen Echinodermenlarven mit einer Wimperschnur und solchen mit zweien künftig wegzufallen hat, indem auch bei den als Pluteus und Auricularia bekannten Larvenformen eine zweite, bisher übersehene Wimperschnur nachgewiesen wurde. Als Kollektivname für alle bilateralen Larvenformen der Echinodermen wird der Name Dipleurula vorgeschlagen. Alle Dipleurula-Larven führen zu einem Larvenstadium, in welchem durch Ausbildung der fünf Primärtentakeln die radiäre Gliederung auftritt. Von diesem als Pentactula, bezeichneten Larvenstadium kann auf eine hypothetische Stammform des Echinodermentypus ¶
(Pentactaca) geschlossen werden. Über Systematik und Biologie vgl. die einzelnen Klassen.
Vgl. Hamann, Beiträge zur Histologie der Echinodermen (Jena [* 31] 1884-88);
P. u. F. Sarasin, Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschung auf Ceylon, [* 32] 1. Bd., 3. Heft (Wiesbad. 1888);
Simon, Die Entwickelung der Synapta digitata und ihre Bedeutung für die Phylogenie der Echinodermen (»Zeitschrift für Naturwissenschaft« 1888).
(1885) 3671 Einw.
Adolf, Maler, geb. 1843 zu Danzig, [* 33] begann mit 19 Jahren seine Studien auf der Akademie zu Venedig [* 34] und bildete sich dann weiter in Wien [* 35] und bei Professor W. Diez in München. 1877 siedelte er nach Paris über, wo er bis 1888 seinen Wohnsitz behielt. Nachdem er anfangs nur Genrebilder aus dem venezianischen Volksleben gemalt, welche sich durch Lebendigkeit der Darstellung, Anmut der Charakteristik und Flüssigkeit des Kolorits gleichmäßig auszeichneten (vor der Logetta in Venedig, Brunnenszene in Venedig, vor der Markuskirche, Erinnerung an Italien), [* 36] wandte er sich auf Grund von Studien, welche er in der Bretagne und Normandie gemacht, dem ländlichen Sittenbild zu. Der Ruin einer Familie (1883), Gestürzt und die Vorleserin sind seine Hauptwerke dieser Gattung. 1888 siedelte er nach München über.
(1885) 2013 Einw.
Alexander, Anatom und Anthropolog, starb in Freiburg. [* 37]
Wasserheilanstalt, s. Nemitz (Bd. 17).
(1885) 5604 Einw.
[* 38] hat nach einem 1885 ausgeführten Zensus 1,004,651 Einw. auf 643,295 qkm. Die Indianer im W. der Andes sind dabei ausgeschlossen. Die bedeutendsten Städte sind Quito (80,000), Guayaquil (40,000), Cuenca (30,000) und Riobamba (18,000). Die Einfuhr betrug 1887: 11,462,523, die Ausfuhr 10,119,478 Sucré (zu 4 Mk.). Hauptartikel der Ausfuhr sind Kakao, Kaffee und Kautschuk. Die Staatseinnahmen betrugen 1887: 9,774,177 Sucré, die Ausgaben 9,774,177 Sucré, und die Staatsschuld belief sich auf 14,217,202 Sucré. Das stehende Heer zählt 4730 Mann, die Flotte 3 kleine Schiffe. [* 39]
Hafenort an der gleichnamigen, ganz offenen Bucht der Südwestküste des Roten Meers, wurde 1880 unter italienisches Protektorat gestellt. Der Ort hat etwa 500 Hütten [* 40] der Danakil; etwas östlich steht ein altes, teilweise verfallenes Fort aus Lavablöcken. Die ziemlich wohlhabenden Bewohner führen Schlachtvieh, Butter, Häute und Straußfedern nach Jemen und Aden [* 41] aus und holen von dort Durra, Eisen, [* 42] Zeuge u. a. Das Wasser des Ortes ist brackig. In dem wasserreichen Hinterland werden viele Ziegen, Schafe, [* 43] Rinder, [* 44] Kamele [* 45] und Esel gezüchtet. Der Hafen von Ed wird von ägyptischen Dampfern periodisch angelaufen.
(1885) 2373 Einw.
Gerard, Kupferstecher.
2) Leopold Wilhelm, Freiherr von Edelsheim-Gyulai, ward im Juli 1886 seiner Stellung als Landeskommandierender in Budapest [* 46] enthoben;
er hatte nämlich die Handlung des Generals Janski, der die Gräber der 1849 bei der Erstürmung Ofens gefallenen österreichischen Offiziere geschmückt hatte, mißbilligt und Tisza dies im ungarischen Abgeordnetenhaus zur Beschwichtigung der nationalen Empfindlichkeit der Magyaren mitgeteilt.
(1885) 5008 Einw.
Gottlob, Geschichtschreiber, geb. zu Gerabronn in Württemberg, [* 48] besuchte das Seminar in Urach, studierte in Tübingen [* 49] Philologie und Geschichte, erwarb daselbst 1868 mit einer Schrift: »De Lyciorum terra, rebus gestis, institutis«, den ersten Preis der philosophischen Fakultät, ward 1874 Lehrer am Karlsgymnasium in Heilbronn [* 50] und 1885 Professor am Karlsgymnasium in Stuttgart. [* 51] Er unternahm mehrere Reisen ins Ausland und beteiligte sich auch lebhaft an der Politik; bei den Reichstagswahlen 1878 war er Kandidat der deutschen Partei in Heilbronn und unterzeichnete 1884 das Heidelberger Programm.
Von seinen Schriften sind außer zahlreichen Abhandlungen in Zeitschriften zu erwähnen: »Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst« (Stuttg. 1880);
Grundzüge der deutschen Litteraturgeschichte" (6. Aufl., Heilbr. 1888);
»Grundzüge der Geschichte« (2. Aufl., das. 1888-89, 3 Tle.);
»Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation« (2. Aufl., Berl. 1885),
für welche er den zweiten Preis des Allgemeinen Vereins für deutsche Litteratur erhielt;
»Analekten zur Geschichte« (Stuttg. 1886);
»Deutsche Geschichte im 16. Jahrhundert bis zum Augsburger Religionsfrieden« (das. 1889 ff.).
Auch gab er kommentierte Ausgaben von Livius, Buch 23, und Tacitus' »Germania« [* 52] in der »Bibliotheca Gothana« (Gotha [* 53] 1884-85) heraus.
(1885) 5075 Einw.
[* 54] In der jüngsten Zeit sind die Wieseneggen (Wiesenmooseggen) nicht unerheblich verbessert worden. Bisher war vornehmlich die böhmische Wiesenegge in Anwendung, welche aus einer größern Anzahl dreiseitiger, mit je drei Zähnen besetzter Platten gebildet ward. Die einzelnen Platten sind durch Kettenglieder derartig miteinander verbunden, daß die Egge sich dem Boden vollkommen anschmiegen kann. In der Folge fand eine Wiesenegge Verbreitung, welche von Howard erfunden war.
Dieselbe besteht aus einzelnen, gelenkig miteinander verbundenen Gliedern, welche aus Stahldraht mit übergossenen Hartgußzähnen hergestellt sind. Die Zähne [* 55] besitzen an beiden Seiten verschiedene Formen und Längen, so daß sie je nach der Verwendung der einen oder andern Arbeitsseite verschieden tief in den Boden eindringen und ein mehr oder minder scharfes Aufreißen desselben bewirken. Diese Egge wurde in neuester Zeit durch Laacke (Groß u. Komp.) in Eutritzsch erheblich verbessert.
Die Zähne sind in die Eggenglieder eingetrieben, so daß sie nach erfolgter Abnutzung leicht ausgewechselt werden können; die einzelnen Glieder [* 56] bestehen aus Schmiedeeisen mit eingepreßten, federnden Gehäusen, in welche die aus Hartguß gefertigten Zähne eingetrieben werden. Dieselben sind auf der einen Seite als messerartige, 7 cm lange Klingen gestaltet, während dieselben auf der andern Seite nur 4 cm lang und vierkantig zugespitzt sind. Überdies, und dies ist das Wesentlichste der Laackeschen Wieseneggen, ist die Strichwirkung eine erheblich bessere als bei der Howardschen Egge, indem jeder Zahn eine besondere Reihe zieht und die Strichweite nur 2-2,5 cm beträgt. Es wird dies durch verschiedene Formen der einzelnen aufeinander folgenden Glieder erreicht. Bei der Howardschen Egge fielen dagegen die Striche der 1., 3. und 5. sowie der 2. und 4. Reihe zusammen. Die Laackeschen Eggen, auch die Ackereggen desselben, haben in neuester Zeit allgemeine Anerkennung und die umfassendste Verbreitung gefunden. ¶
(1885) 2202 Einw.
Von seinen Schriften ist noch zu erwähnen: »Observations et réflexions sur le développement de l’intelligence et du langage chez les enfants« (5. Aufl. 1886).
2) Hermann, Architekt, geb. 1844 zu Burg bei Magdeburg, [* 58] bildete sich auf der Bauakademie zu Berlin und trug in mehreren Konkurrenzen (Berliner [* 59] Dombau, Niederwalddenkmal und Zentralbahnhof in Frankfurt [* 60] a. M.) erste Preise davon. 1874 unternahm er im Auftrag der königlichen Museen zu Berlin mit Hirschfeld eine wissenschaftliche Reise nach Kleinasien, und 1875 siedelte er nach Straßburg [* 61] i. Eggert über, wo ihm der Entwurf und die Leitung der umfangreichen Universitätsbauten übertragen wurde, von denen er bis 1883 die chirurgische Klinik, das astronomische Institut mit Sternwarte, [* 62] das chemische, physikalische und botanische Institut mit Gewächshäusern ausführte. Dann wurde er mit der Erbauung des Kaiserpalastes daselbst betraut, welchen er 1888 im Stil der italienischen Renaissance vollendete. Er ist königlicher Baurat und lebt gegenwärtig in Berlin.
kleine Stadt im schweizer. Kanton Zürich, [* 63] Bezirk Bülach, rechts am Rhein und an der Eisenbahn Winterthur-Bülach-Koblenz, hat eine Kirche, eine Sekundärschule und (1886) 1330 Einw., welche Weinbau und Schiffahrt treiben.
s. v. w. Aigrette ^[= (franz., spr. äigrett), der federige, an der Spitze der Samenkörner mancher Gewächse befindliche ...] (Bd. 1).
gesetzmäßig geschlossener Vertrag zwischen zwei mannbaren Personen verschiedenen Geschlechts zur dauernden, innigsten Lebensgemeinschaft und zur gemeinsamen Erziehung der aus diesem Zusammenleben hervorgehenden Kinder. Der Ehe ist eine hohe Bedeutung für das physische und moralische Wohl der Bevölkerung [* 64] beizumessen, und die durchschnittliche Heiratsziffer ist ein Maßstab [* 65] für das Wohlbefinden des Volkes. Die Heiratsziffer ist das Verhältnis der jährlich in die Ehe tretenden Personen zur mittlern Einwohnerzahl des Jahrs; sie wird aber nur als ein dem gegenwärtigen Stande der internationalen Statistik entsprechender Notbehelf betrachtet, denn einen korrektern Maßstab gewinnt man, sobald man die Zahl der Heiratenden mit der Zahl der heiratsfähigen Bewohner vergleicht.
Legt man die Grenze der Heiratsfähigkeit für Deutschland [* 66] bei Männern in das 21., bei Frauen in das 16. Lebensjahr, so ergibt sich, daß im Deutschen Reich 1886 von je 1000 heiratsfähigen Männern 82,3, von je 1000 heiratsfähigen Frauen nur 48,3 heirateten. (Berechnet man dagegen die Ziffern auf die Gesamtbevölkerung, so heirateten von 1000 männlichen Personen 16,2, von 1000 weiblichen 15,6.) Hiernach treten jährlich von der heiratsfähigen Bevölkerung fast doppelt so viele Männer als Frauen in die Ehe ein, und man kann nicht sagen, daß für unsre monogamischen Einrichtungen sich aus dem numerischen Verhältnis der Geschlechter ein zwingender Grund ableiten läßt.
Nimmt man (ganz willkürlich) an, daß das heiratsfähige Alter im physiologischen Sinn bei den Männern durchschnittlich mit dem 50., bei den Frauen mit dem 45. Lebensjahr endigt, so entfallen im Deutschen Reich immer noch auf 3 männliche mehr als 4 weibliche Personen. Die Zahl der jährlich geschlossenen Ehen ist bei den verschiedenen Nationen ungleich groß und unterliegt starken Schwankungen. Dies hängt weniger von klimatischen als von sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen sowie auch von Volkssitte und Gesetzgebung ab. Im Durchschnitt der 19 Jahre von 1865 bis 1883 kamen auf je 1000 Einwohner Eheschließungen in
Preußen | 8.61 |
---|---|
Bayern | 8.42 |
Sachsen | 9.23 |
Österreich | 8.52 |
Ungarn | 10.30 |
Schweiz | 7.11 |
England | 8.08 |
Frankreich | 7.79 |
Italien | 7.71 |
Belgien | 7.15 |
Schweden | 6.52 |
Irland | 4.77 |
Je früher in einem Land nach Volkssitte, Klima, [* 67] Lebensweise und sozialer Gesetzgebung Ehen geschlossen werden, um so größer ist die Zahl der bestehenden Ehen, denn den in der Jugend versäumten Ehebund holen nur wenige im spätern Alter nach. Von je 100 heiratenden Personen standen im Alter von
Männer bis 25 Jahre | 25-30 Jahre | über 30 Jahre | Frauen bis 20 Jahre | 20-30 Jahre | über 30 Jahre | |
---|---|---|---|---|---|---|
Preußen | 67.74 | 32.26 | 10.30 | 69.74 | 19.96 | |
Bayern | 18.94 | 36.74 | 44.32 | 6.44 | 64.81 | 28.77 |
Sachsen | 34.70 | 38.23 | 27.07 | 10.73 | 70.88 | 78.39 |
Österreich | 62.56 | 37.44 | 18.07 | 57.92 | 24.61 | |
Ungarn | 77.44 | 22.56 | 36.04 | 50.26 | 13.70 | |
Schweiz | 57.84 | 42.16 | 8.79 | 63.74 | 27.47 | |
England | 51.34 | 25.38 | 23.28 | 14.41 | 68.77 | 16.82 |
Frankreich | 27.05 | 37.57 | 35.38 | 21.16 | 59.59 | 19.25 |
Italien | 25.98 | 36.99 | 37.03 | 16.92 | 65.79 | 17.29 |
Belgien | 57.22 | 42.78 | 6.40 | 63.43 | 30.17 | |
Schweden | 23.31 | 35.69 | 41.00 | 5.55 | 65.02 | 29.43 |
Die Tabelle zeigt, daß im Süden, obwohl dort die körperliche Reife früher eintritt und die notwendigen Lebensbedürfnisse leichter zu befriedigen sind, die Ehen doch nicht früher geschlossen werden. Dagegen werden in England 51 Proz. aller Ehen seitens der Männer vor dem 25. Lebensjahr geschlossen (in Rußland angeblich 68 Proz.), was vielleicht dem Nationalreichtum und dem Fehlen der allgemeinen Wehrpflicht zuzuschreiben ist; es ist aber auch möglich, daß das frühe Heiraten zur Förderung des Nationalreichtums beigetragen hat. In Bayern [* 68] soll die ehemalige Gesetzgebung, welche das Heiraten ungemein erschwerte, noch jetzt nachwirken, so daß dort zum Teil später geheiratet wird als bei den durch späte körperliche Entwickelung ausgezeichneten Schweden. [* 69]
Die Sitte des späten Heiratens erhöht, wie es scheint, die Zahl der unehelichen Geburten, und da die Lebensfähigkeit der unehelichen Kinder geringer ist als die der ehelichen, so erhöht spätes Heiraten auch die allgemeine Sterblichkeit. Das Heiratsalter der Frauen entspricht nicht immer demjenigen der Männer. Dies zeigt sich besonders deutlich in England, wo vielleicht die spätere physische Entwickelung des Weibes das frühe Heiraten verbietet. Auf je 100 Frauen im gebärfähigen Alter (vom vollendeten 17. bis vollendeten 50. Lebensjahr) kamen Geburten vor:
1872-75 durchschnittlich | 1886 | |
---|---|---|
im Deutschen Reich | 30.3 | 27.4 |
in Preußen | 30.4 | 28.1 |
Bayern | 32.0 | 27.4 |
Sachsen | 29.2 | 27.5 |
Württemberg | 35.0 | 27.4 |
Baden | 32.1 | 25.7 |
Hessen | 29.2 | 24.0 |
Mecklenburg-Schwerin | 23.3 | 21.0 |
Berlin | 28.0 | 21.1 |
Posen | 33.1 | 32.2 |
der Rheinprovinz | 35.4 | 31.6 |
Die eheliche Fruchtbarkeit hat hiernach in allen genannten Staaten und Landesteilen abgenommen, am stärksten in Süddeutschland und Berlin. ¶
Beachtenswert ist die sehr niedrige eheliche Fruchtbarkeit in Frankreich. Auf je 100 verheiratete Frauen im gebärfähigen Alter kamen 1887 nur 16 Geburten überhaupt und nur etwa 14,7 eheliche Geburten, so daß die Fruchtbarkeit der Ehen in Frankreich nur etwa halb so groß ist wie im Deutschen Reich. Vergleicht man die Zahl der jährlich geschlossenen Ehen mit derjenigen der ehelichen Kinder, so entfielen auf je eine Ehe Kinder: in Berlin 3,2, Bayern rechts des Rheins 4,9, Sachsen und Thüringen 4,2, Ost- und Westpreußen [* 71] 4,8, Posen [* 72] und Rheinprovinz [* 73] 5,2. kBei solcher Rechnung ist die eheliche Fruchtbarkeit am beträchtlichsten in Spanien, [* 74] Irland, Rußland, Rumänien, [* 75] am geringsten in Frankreich, Dänemark, [* 76] Norwegen. In Frankreich hatten von je 100 Familien:
kein Kind | 20 im Land, 32.8 in Paris |
---|---|
ein Kind | 24.4 " 27.0 " |
zwei Kinder | 21.8 " 19.8 " |
drei Kinder | 14.5 " 10.6 " |
mehr Kinder | 19.3 " 9.8 " |
Auf ⅔ aller französischen und 4/5 aller Pariser Familien entfiel hiernach durchschnittlich nur ein Kind, und auf 100 Familien kamen in Frankreich überhaupt nur 259 Kinder.
Unter den segensreichen Folgen der Ehe wird auch aufgeführt, daß sie die Lebensdauer verlängere. Thatsächlich sterben von 1000 verheirateten Männern durchweg weniger als von 1000 ledigen derselben Altersklasse. Bei den verheirateten Frauen ist dasselbe Verhältnis in den höhern Altersklassen vorhanden; im Alter von 20-30 Jahren ist das Sterblichkeitsprozent der verheirateten Frauen infolge der mit den Wochenbetten verknüpften Lebensgefahren etwas größer als bei den unverheirateten. In Preußen [* 77] starben 1886 von je 1000 Lebenden:
Männer ledige | verheiratete | Frauen ledige | verheiratete | |
---|---|---|---|---|
im Alter von 20-30 Jahren | 8.1 | 5.9 | 5.8 | 8.1 |
" " " 30-40 Jahren | 16.7 | 9.5 | 9.5 | 9.9 |
" " " 40-60 Jahren | 30.2 | 19.3 | 18.5 | 13.7 |
" " " 60-80 Jahren | 73.1 | 55.5 | 62.1 | 48.2 |
Der Einwand, das; vorwiegend gesunde Personen heiraten, weniger lebenskräftige ledig bleiben, trifft gegenüber den thatsächlichen Verhältnissen nicht zu. Sehr viele gesunde, kräftige Männer in erwerbsfähiger Lage bleiben unverheiratet, weil sie das mit größern Mühen und Entbehrungen verknüpfte Leben der Familienväter scheuen, und um nach ihrer Meinung das Leben besser genießen zu können. Über die größere oder geringere Erkrankungsfähigkeit der Eheleute gegenüber ledigen Personen liegen zuverlässige Ermittelungen nicht vor.
Die Statistik der Irrenanstalten ergibt, daß das Irresein bei Ledigen häufiger ist als bei Verheirateten derselben Altersstufen; mdes gelangen auch wohl Ledige leichter in die Anstalt als Verheiratete, und viele bleiben ledig, weil sie den Keim der psychischen Störung schon in sich tragen. Dessenungeachtet sind die Differenzen so bedeutend, daß die Schutzkraft der Ehe nicht abgeleugnet werden kann. Dieselbe beruht wohl zum Teil auf der Regelung des Geschlechtslebens und darauf, daß das Leben im allgemeinen durch die Ehe in ruhigere, gleichmäßigere Bahnen gelenkt wird und Sorgen und Kummer weniger nachteilig wirken können. Im engsten Zusammenhang hiermit steht, daß Selbstmord bei Eheleuten relativ seltener als bei nicht und namentlich bei nicht mehr Verheirateten vorkommt. Die größte Höhe erreicht die Selbstmordziffer bei den Geschiedenen.
(1885) 4272 Einw.
Rudolf, protest. Theolog, geb. zu Hainburg, studierte in Heidelberg, [* 78] Berlin und Göttingen u. übernahm 1859 die gleichzeitig offen gewordenen Pfarrstellen der lutherischen und der reformierten Gemeinde zu Stolberg [* 79] bei Aachen [* 80] mit dem Auftrag, beide Gemeinden der Union zuzuführen. 1874 folgte er einem Ruf an die deutsch-reformierte Gemeinde zu Frankfurt a. M. u. wurde 1878 zum Konsistorialrat ernannt. Neben einer ausgedehnten Wirksamkeit für humane Bestrebungen war er 1883 auch an der Begründung des evangelisch-protestantischen Missionsvereins beteiligt u. veröffentlichte drei Predigtsammlungen: »Evangelische Predigten« (Frankf. 1872),
»Das alte Gesetz und die neue Zeit, die zehn Gebote für die Gegenwart ausgelegt« (das. 1877),
»Bilder aus dem Leben des Apostels Paulus« (das. 1886). Mit Bassermann gemeinsam gibt er seit 1879 die »Zeitschrift für praktische Theologie« heraus. Die theologische Fakultät zu Jena ernannte ihn 1889 zum Ehrendoktor.
(1885), 2255 Einw.
(1885), 5299 Einw.
Stadt, Regierungsbezirk Köln, [* 81] seit 1888 mit der Stadt Köln zu Einer Gemeinde vereinigt, hatte 1885: 18,243, 1889: 27,422 Einw.
(1885), 4370 Einw.
der rechte Vorderlauf des gejagten Hirsches, welcher am Kniegelenk mit einem etwa 15 cm langen Hautstreifen abgelöst wird. In letztern wird ein Schlitz geschnitten und eine Schlinge daraus gebildet, an welcher der Ehrenlauf über dem Hirschfängergriff angeschleift wird.
Der Ehrenlauf wird mit einem Eichen- oder Nadelholzbruch vom Jagdleiter dem Jagdherrn überreicht, und bisweilen erhalten Teilnehmer der Jagd, welche der Jagdherr auszeichnen will, die andern drei ebenso hergerichteten Läufe des Hirsches.
(Alt-Eibau), (1885), 4335 Einw.
[* 82] (1885), 6913 Einw.
Joseph, Freiherr von, Dichter.
Als Festgabe zu Eichendorffs 100jährigem Geburtstag veröffentlichte H. Meisner »Gedichte aus dem Nachlasse des Freiherrn J. v. Eichendorff« (Leipz. 1888).
[* 83] 2) Stadt, (1885) 7655 Einw.
Gustave d', franz. Hellenist, starb in Paris.
Vgl. Vernes, M. Gustave d'E. et ses travaux (Par. 1887), und den Nekrolog von Reinach (Berl. 1887).
[* 84] Die Naturgeschichte dieser Tiere hat in den letzten Jahren sehr erhebliche Fortschritte gemacht durch das Studium der Brücken- oder Stacheleidechse (Sphenodon punctatus oder Hatteria punctata) und ihrer fossilen Verwandten. Man hatte die neuseeländische Stacheleidechse oder Tuatera, die bei den Eingebornen die Rolle des menschenfressenden Lindwurms oder Drachens der deutschen Sagen spielt, und von der sie schon dem Kapitän Cook Schauergeschichten erzählten, für ein fast ausgestorbenes Tier gehalten; aber vor ca. sieben Jahren hat sie Reischek in Menge auf den kleinen Inseln der Mangareibai im O. der Nordinsel Neuseelands lebend angetroffen, und sie ist seitdem häufig in europäische Sammlungen gelangt. Trotz ihres teilweise gepanzerten Körpers und des vom Kopf bis zum Schwanz laufenden drohenden Stachelkammes scheint sie ein ziemlich friedfertiges Tier zu sein, denn sie teilt ihre unterirdische Wohnung regelmäßig mit einem Sturmvogel (Procellaria Gouldi oder Cooki) oder einem ¶
Sturmtaucher (Puffinus gavius), so daß die Eidechse auf der einen, ein oder zwei Sturmvögel auf der andern Seite der Höhle hausen. Ob diese eigentümliche Art des Zusammenwohnens auf gegenseitigem Nutzen oder bloßer Duldung beruht, ist übrigens unbekannt, doch das erstere wahrscheinlicher.
An diesem Tier hatte man längst höchst altertümliche Merkmale entdeckt, nämlich beiderseits gehöhlte Wirbel, wie sie sonst nur bei Fischen, Amphibien und Reptilien der Vorzeit vorkommen, und ebenso im sonstigen Knochenbau Eigentümlichkeiten, wie sie nur fossilen Tieren zukommen; auch das sogen. Scheitelorgan, welches von den meisten Zoologen für ein verkümmertes drittes Auge [* 86] gehalten wird, weist hier noch eine Entwickelung auf, wie bei keinem andern lebenden Tier.
Auch gehören thatsächlich alle nähern Verwandten der Stacheleidechse längst begrabenen Zeiten an, und die wichtigste davon, Palaeohatteria longicaudata, eine langschwänzige, 42-47 cm lange Panzereidechse mit robusten Gliedmaßen, aus den Permschichten des Plauenschen Grundes, ist 1888 von Credner beschrieben worden. Die merkwürdigste Eigentümlichkeit derselben besteht darin, daß sie im Beckenbau Kennzeichen der Stegokephalen, also von Amphibien, mit denen der Reptilien vereinigt und eben darin Ähnlichkeiten mit Krokodilen und Dinosauriern auf der einen Seite, mit Plesiosauriern auf der andern besitzt.
Dazu kommen im Schädelbau Anklänge an die Familie der Schildkröten, [* 87] so daß sich im Bau dieses Tiers Eigenheiten fast aller Reptilienordnungen vereinigen, obwohl es im allgemeinen den Eidechsen am nächsten zu stehen scheint. Gleichwohl können Hatteria, Palaeohatteria und andre fossile Verwandte kaum mehr mit den heute lebenden Eidechsen in einer Ordnung vereinigt bleiben, wie es Huxley und auch Credner befürworteten, und selbst die 1807 für Hatteria aufgestellte besondere Ordnung der Schnabelechsen (Rhynchokephalen) scheint für Palaeohatteria nicht mehr auszureichen, da diese als eine wahre Mischform aus allen jüngern Reptilienformen erscheint und darum an die Wurzeln des gemeinsamen Stammbaums gestellt zu werden verdient.
Auch der noch immer sehr unvollkommen bekannte Ursaurier (Proterosaurus) scheint nach Credners Untersuchungen hierher zu gehören, und von einer in englischen und indischen Triasschichten gefundenen 2 m langen Art (Hyperodapedon Gordoni) hat Huxley 1887 nachgewiesen, daß sie ihrem Körperbau nach ein vollkommenes Mittelglied zwischen Rhynchosaurus articeps der Triasschichten und der lebenden Hatteria bildet. Natürlich tritt jede nähere Erkenntnis der Stammverwandtschaft der strengen Sonderung in künstliche Abteilungen feindlich entgegen, und wenn man fortfährt, die ältern Schnabeleidechsen den eigentlichen Eidechsen (Lazertilien) zu nähern, so kann das nur in dem Sinn geschehen, daß letztere die Abkömmlinge eines Mittelstammes des Reptilreichs darstellen, der bis zu den Schnabelechsen zurückführt, und um den sich die andern Reptilienordnungen als Seitenzweige gruppieren. Nach alledem muß man sehr gespannt sein, die Ei- und Jugendentwickelung der Brückeneidechse kennen zu lernen, deren Untersuchung nicht mehr lange auf sich warten lassen wird.
Die schon früher oftmals behauptete, aber immer wieder bestrittene Giftigkeit einzelner Eidechsenarten ist nunmehr bei der Gattung Heloderma sicher dargethan worden. Zwei Arten derselben, H. horridum und H. suspectum, leben in den Südstaaten Nordamerikas und in Mexiko, [* 88] woselbst ihr Biß seit jeher wie derjenige der Klapperschlangen gefürchtet wurde. Schon lange wußte man, daß sie Zähne besitzen, welche vorn und hinten mit Furchen versehen sind, wie sie auch bei einzelnen Giftschlangen vorkommen, die keinen geschlossenen Zahnkanal besitzen, um das Gift in die Wunde zu leiten.
Allein dies wäre noch kein Beweis, denn eine nahe verwandte Eidechse auf Borneo (Lanthanotus borneensis) ist gleichfalls mit Furchenzähnen versehen, ohne giftig zu sein. In Wirklichkeit betrachteten denn auch Brehm und andre Forscher den Verdacht der Giftigkeit bei Heloderma, als Volksmärchen, weil man Fälle beobachtet hatte, in denen der Biß ohne alle übeln Erscheinungen geheilt war und alle übrigen Eidechsen giftlos sind. Indessen haben neuere Beobachtungen von Lubbock, Weir Mitchell und Reichert dargethan, daß Frösche, [* 89] Tauben [* 90] und Meerschweinchen dem Biß oder einer Einspritzung [* 91] des Speichelgifts in wenigen Minuten erliegen, und der erstgenannte Naturforscher hat kürzlich einen Fall mitgeteilt, in welchem ein von der Eidechse in den Daumen gebissener Mann starb.
Die Ungleichheit der Wirkung beruht auf dem eigentümlichen Verhalten, daß ungleich den im Oberkiefer liegenden Giftdrüsen der Schlangen [* 92] hier die beträchtlich entwickelten Drüsen im Unterkiefer liegen und, wie J. G. ^[Johann Gustav] Fischer festgestellt hat, ihr Sekret durch vier noch weiter verästelte Kanäle zur Wurzel [* 93] der vorn und hinten gefurchten Giftzähne entsenden. Obwohl nun der Rachen des gereizten Tiers in der Regel von dem reichlich abgesonderten Speichel übertrieft, so kann doch leicht der Fall eintreten, daß die Furchenzähne des Oberkiefers giftfrei sind, und dann werden, wenn das Tier in gewöhnlicher Stellung zubeißt, nur geringe Mengen des Gifts in die Bißwunde gelangen.
In der Regel jedoch werfen sich diese Eidechsen, wie Sumichrast beobachtete, bei der Verteidigung auf den Rücken, so daß beim Zubeißen in dieser Lage die Furchenzähne des Unterkiefers von oben nach unten wirken und das Gift, den Gesetzen der Schwere entsprechend, in die Wunde fließen lassen, wie es bei den Schlangen geschieht. Weir Mitchell und Reichert in Philadelphia [* 94] haben sich größere Mengen des Sekrets verschafft, indem sie das Tier reizten, auf einen Gefäßrand zu beißen, um damit genauere Versuche anzustellen. Sie fanden, daß es alkalisch reagiert, nach einigen Minuten Krämpfe, Pupillenerweiterung und Tod (bei Tauben) veranlaßt, wobei es, ähnlich wie das Cobragift, auf das Herz wirkt. Es zeigte sich im vergifteten Tier das Herz in völliger Muskelerschlaffung und voll harter, schwarzer Klumpen.
[* 95] s. Ausstellungen ^[= nennen wir die Darstellungen der gewerblichen und künstlerischen Thätigkeit eines Landes oder ...] (Bd. 17, S. 78).
Kreis, [* 96] der größere Teil des Amtsgerichtsbezirks Bernstadt in Schlesien, [* 97] soweit er mit seiner evangelischen Bevölkerung dem Kloster Marienstern in der sächsischen Amtshauptmannschaft Kamenz [* 98] gehört.
Die meisten Orte daselbst führen auch den Beinamen »auf dem Eigen«. Im 14. Jahrh. gab ein Herr v. Biberstein dieses Gebiet seiner Schwester, der Äbtissin des Klosters, zu eigen.
Die Geschichte des Eigentumbegriffs ist in neuerer Zeit noch weiter rückwärts in prähistorische Zustände verfolgt worden, und es hat sich dabei durch Betrachtung der Verhältnisse bei Naturvölkern ergeben, daß sich der Begriff des Eigentums zunächst bei der Inanspruchnahme lebender Wesen, und zwar von Menschen, Tieren und Pflanzen, entwickelt hat. Ehe irgend eine Art von Grundeigentumsansprüchen erhoben wurde, die erst mit regelrechter Ackerwirtschaft einen wirklichen Wert erlangen, gab es Eigentumsrechte an im Kampf unterworfenen ¶