Für
Persien sind zunächst die
Aufnahmen des englischen Obersten
C. E.
Stewart in
Chorasan zu nennen, welcher von 1881 dis 1884 dort
von seiner
Regierung stationiert war, um das Vordringen der
Russen in Turkmenien zu überwachen. Seine
Arbeiten reichen von
Meschhed im N. bis
Seistan im S. 1884 unternahm I. R. Preece im
Interesse der Englisch.-indischen Telegraphengesellschaft
eine
Reise durch Südpersien, von
Schiraz bis Dschaschk am
ArabischenMeer, deren
Zweck topographische
Aufnahmen behufs Legung
einer Telegraphenleitung war. Im selben Jahr reiste der schon öfters genannte Oberst
Bell im südwestlichen
Persien, 1888 und 1889 in
Belutschistan und
Persien. 1885 machte der
FranzoseDieulafoy archäologische
Ausgrabungen in den
Ruinen
des alten
Susa, durchwanderte der indische BeamteRees das bisher unbekannte bergige Gebiet zwischen
Kazwin und
Hamadan, den
Distrikt Karaghan, den bald darauf auch der französische
ArztBaume besuchte, und machte
Hauptmann Jennings
eine kriegswissenschaftliche Reije durch den Südosten des
Landes, wo er die bisher unbekannte
Landschaft Saryad erforschte.
In das Jahr 1886 fällt
Raddes Besuch in
Chorasan (s.
oben: Westturkistan) und die
Rückreise
Gores
von der russisch-afghanischen
Grenze, wobei
er den Weg von
Herat über Birdschend durch
die
Wüste Lut nach
Kirman und
Bender Abbas aufnahm. 1888 unternahm Asien
[* 7] Rodler eine geologische
Reise in das Bachtijarengebirge
und in das obere
Thal
[* 8] des
Karun.
Arabien wurde von
August 1883 bis April 1884 in seinem Nordwesten zu epigraphischen
Zwecken von
Professor I.
Euting bereist, meist auf schon früher begangenen Wegen. In Hail und Nmgegend verweilte er drei
Monate und entkam zuletzt
einem mörderischen
Überfall nur mit genauer
Not.
Sein früherer Begleiter,Eh.
Huber, der schon 1879 80
Arabien durchwandert
hatte, wurde bei Rabigh an der
Küste des
RotenMeers erschlagen. 1885 hielt sich der Niederländer
Snouck Hurgronje etwa sieben
Monate unter der
Maske eines Schriftgelehrten in
Mekka auf und konnte das intime
Leben der Einwohner
in Muße studieren, und zwar abweichend von seinen Vorgängern außer der Pilgerzeit, während welcher die Mekkaner sich
geistig und körperlich in abnormem Zustand befinden.
Freiherr v.
Maltzans Schilderungen tadelt er sehr. In demselben Jahr unternahm E. Glai^er seine zweite Forschungsreise (die
erste fällt in den
Winter 1883/84) nach
Jemen, wo er topographisch arbeitete,
Inschriften,
Manuskripte etc. sammelte, und 1887-88
die dritte, wobei er die Umgebung von Marib, der alten Hauptstadt des Sabäerreichs, aufnahm und ausgedehnte
Erkundigungen einziehen konnte. Besonders glücklich war er auch in dem Auffinden alter
Inschriften; doch hat er bisher nur
einzelne Bruchstücke über seine
Reisen veröffentlicht.
Dasselbe
Ziel hatte 1887 der französische
BotanikerAlb. Deflers; er fand, daß die
Flora des südarabischen Hochgebirges im
ganzen mit der abessinischen verwandt in, aber auch viele südafrikanische
Formen enthält. 1887 war
Kapitän
E. Surtees in
Midian, als dasselbe von den Ägyptern geräumt und von den
Türken besetzt wurde. Er bestätigt das Vorkommen
von
Petroleum, aber zweifelt an dem goldhaltigen
Quarzes.
Endlich führte
Professor G.
Schweinfurth von
November 1888 an eine viermonatliche,
durch reiche botanische
Ausbeute belohnte
Reise im südlichen
Jemen aus.
Seine Mitteilungen über Antiqunäten. Ruinen, Bevölkerung
[* 12] etc. sind von hohem Interesse; es wohnen dort auf kleinem Raum zusammen
Fellachen, Beduinen, Turkmenen, Tscherkessen, Drusen,
[* 13] Ansairier und zigeunerartige Ghawarni. Gleichseitig erforschte Nötling
auf Kosten der Berliner
[* 14] Akademie der Wissenschaften den Dscholan und den südlich daran angrenzenden Teil
von Adschlun sowie einzelne Lokalitäten in Palänina und Syrien in geologischer Hinsicht. Ebenso studierte 1887 Walther auf
der Sinaihalbinsel verschiedene Fragen der dynamischen Geologie,
[* 15] die Korallenbildungen, die Lockerung und Zersprengung der
Gesteine
[* 16] durch Temperaturschwankungen, Einfluß des Windes etc.
Kleinasien wird in letzter Zeit viel bereist, aber zum größten Teil von Archäologen, welche darüber nichts veröffentlichen
als die gefundenen Inschriften, wohl auch selten oder nie Beobachtungen auf andern Gebieten des Wissens anstellen. Indem wir
diese Reisenden deutscher, englischer, französischer, nordamerikanischer Nationalität hier übergehen, beschränken
wir uns auf die Anführung solcher, welche ihre Aufmerksamkeit auch geographischen, ethnographischen und geologischen Dingen
widmeten.
v. Luschan hat seit 1881 fast alljährlich die südliche Hälfte Kleinasiens bereist und dabei besonders die etnographischen
Verhältnisse erforscht, zuerst 1881 und 1882 im Anschluß an die österreichische archäologische Expedition Lykien, dann 1883 Kommagene
im nördlichen Syrien, darauf zweimal in Gesellschaft desGrafen Lanckoronski Pamphylien, Pisidien und das
rauhe Kilikien, woran sich eine Reihe von weitern selbständig ausgeführten Reisen schloß, zuletzt 1888 eine solche nach Sandschiler,
südlich von Marasch, behufs Ausgrabung assyrischer Palastruinen.
Die Bevölkerung des südlichen Kleinasien und der angrenzenden Gebiete setzt sich nach ihm, wenn man von
den nachweislich erst später eingewanderten Tscherkessen, Albanesen, Juden, Bulgaren, Arabern, Zigeunern und Negern absieht, zusammen
aus den nomadischen Kurden, Turkmenen und Jürüken, dann den Tachtadschi, Ansairiern, Kyzylbasch und I?ezyden, welche wahrscheinlich
als Reste eines und desselben vorhistorischen Volkes anzusehen sind, endlich den Armeniern, den Griechen,
welche nicht Nachkommen der alten Hellenen, sondern anthropologisch zumeist als gräzisierte Armenier oder Semiten anzusehen
sind, und den Türken, welche die Hauptmasse der Beuölkerung bilden, aber keinen mongoloiden Typus zeigen, sondern körperlich
gleichfalls nur mohammedanische, türkisch sprechende Hellenen,
Armenier und Semiten
zu sein scheinen. In denJahren 1884 und 1885 unternahm der Amerikaner Sterrett Reisen durch Kappadokien,
Kilikien, Lykaonien, Isaunen und Pisidien, welche neben einer reichen archäologischen Ausbeute auch ansehnliche Resultate für
die Karte ergaben, ebenso wie die in den letzten Jahren öfters wiederholten Wanderungen des englischen ProfessorsRamsay (1884
in Gesellschaft von Asien H. Smith), welcher seine Nachforschungen vornehmlich, wenn auch nicht ausschließlich,
auf die LandschaftPhrygien richtet, über deren geographische Verhältnisse, Geschichte, Antiquitäten etc. er schon viel neues
Licht
[* 17] verbreitet hat. 1884 erschien auch die Neuaufnahme der InselCypern
[* 18] in 15 Blättern, welche unter Kapitän H. H. Kitcheners
Leitung hergestellt worden ist. 1886 und 1888 setzte HeinrichKiepert seine 1841-42 und 1870 begonnenen
Reisen im westlichen Kleinasien fort, deren topographische Resultate demnächst an die Öffentlichkeit treten werden, 1886 zum
Teil in Begleitung Schuchhardts, dem es bald darauf (Januar 1887) gelang, die lange vergeblich gesuchten Ruinen von Kolophon
aufzufinden, 1888 in Begleitung von Fabricius, welcher später allein, namentlich das Tmolusgebirge, rekognoszierte.
Gleichfalls 1886 nahm Leutnant v. Diest die Umgebung von Pergamon
[* 19] auf und machte darauf eine Forschungstour über Kutahia, Estischehr,
Inhissar und Boli nach Amasra am SchwarzenMeer. Anthropologische Zwecke verfolgte der Russe Elissejew, als er 1886 von Alexandrette
quer durch Kleinasien über Aintab, Charput, Siwas und Tokat nach Samsun reiste. Russische
[* 20] Kolonien, welche
angeblich mehrfach in Kleinasien bestehen sollten, fand er nur am Maniassee und vorübergehende Niederlassungen tosakischer
Fischer an einigen Flußmündungen. 1887 sandte die französische Regierung den Ingenieur de Launay zu geologischen Forschungen
nach Lesbos, Thasos und Samothrake, und in demselben Jahr unternahmen die Brüder v. Quast eine Reise zu geographischen
und archäologischen Zwecken nach dem nordwestlichen Kleinasien, welche indessen durch den Tod des einen in Estischehr ein baldiges
Ende nahm. Eine »Übersichtskarte der ethnographischen Verhältnisse von Asien« gab
V. v. Haardt heraus (6 Blätter, Wien
[* 21] 1887).
*, Ortschaft am Ostabfall des abessin. Hochlandes, 90 km südwestlich von Massaua,
[* 23] 2327 m ü. M., auf einer kahlen,
wellenförmigen Hochebene, die sich für Getreidebau vorzüglich eignen würde, unweit der Quellen des südwestwärts fließenden
Mareb und mehrerer nach der Küstenebene von Massaua strömender Bäche. Der Ort war früher Residenz eines
»Königs der Meere« sich titulierenden Danakilhäuptlings und wurde nach der Besetzung von Massaua durch die Italiener von dem
abessinischen FeldherrnRas Alulah zu seinem Hauptquartier erwählt, weil er von hier aus besser als in seinem bisherigen Standquartier
in Tsazega dem geargwöhnten Vordringen der Europäer zu widerstehen vermochte. Es verwandelte sich aus
einem Haufen elender Hütten,
[* 24] in deren Mitte sich eine Kirche erhob,
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bald zu einem ansehnlichen Platz. Asmara ist sowohl in strategischer als in kommerzieller Hinsicht von Bedeutung;
es beherrscht mit dem nördlicher gelegenen Keren (s. d., Bd.
17) den Nordrand von Tigre sowie die Hauptstraßen, welche vom Meer nach dem Hochland führen; bei einer Sommertemperatur, welche
jener der italienischen Gebirgsorte entspricht, würde es sich vortrefflich zum Sommerquartier der Truppen
eignen. Es wurde daher 1888 von Italien
[* 26] besetzt, befestigt und mit einer Garnison belegt.
Der Asphaltmartix wird häufig mit Stein und Braunkohlenteerpech verfälscht. Zur Prüfung
bringt man etwa 1 g der Masse in ein Reagenzrohr, setzt 5 g Benzin hinzu und schüttelt, bis letzteres fast schwarz geworden
ist. Dann gießt man die Flüssigkeit auf ein Filter und läßt 5 - 6 Tropfen in ein andres Rohr fallen.
Diese Tropfen verdünnt man mit etwa 5 ccmBenzin, gießt ein gleiches Volumen 85gradigen Alkohols zu, schüttelt anhaltend und
überläßt das Rohr der Ruhe.
Die Flüssigkeit trennt sich in zwei Schichten, eine obere, stets dunkel gefärbte Benzinschicht und eine untere alkoholische,
welche bei reinem Asphalt farblos oder schwach strohgelb erscheint, bei Gegenwart von Teer aber goldgelb gefärbt
ist, und zwar um so dunkler, je mehr Teer vorhanden ist. Auf diese Weise soll noch 1/50 Teer in der Mischung erkannt werden.
Nach Hauenschild genügt auch folgendes Verfahren: Ein bis auf etwa 200° erhitztes Stück der Masse von etwa 1 g, nach
dem Abkühlen und Pulvern mit etwa 5 ccmAlkohol von nicht unter 80° Gehalt in einem Reagenzglas behandelt, gibt bei nur 2 Proz.
GehaltanBraun- und Steinkohlenteerpech eine deutliche gelbe Färbung mit grünblauer Fluoreszenz
[* 30] von oben gesehen. Die Färbung
nimmt ebenso wie die Fluoreszenz an Intensität mit Erhöhung des Pechgehalts zu und geht endlich ins Dunkelweingelbe
mit grüngelber Fluoreszenz über.
* (von ältern Schriftstellern Issini genannt), Landschaft an der Elfenbeinküste des Golfs
von Guinea, unter französischem Protektorat, besteht aus einem schmalen, flachen Küstenstreifen, hinter welchem sich die
Lagune von Abi oder Assini ostwärts bis in das anstoßende britische Gebiet hineinzieht, und einem von niedrigen
Hügelketten durchzogenen Binnenland. In die Lagune mündet in ihrem nordwestlichsten Teil der Via oder Kinjabo, der bei seinem
Austritt ins Meer den Namen Assini führt, mit sehr gewundenem Lauf, schlechter, schwer erkennbarer Einfahrt vom Meer aus und nur für
Fahrzeuge von 1,6 m Tiefgang brauchbar.
Die Barrevor der Mündung ist eine der gefährlichsten an dieser Küste. Von O. her mündet der Tanue, welcher die Grenze gegen
das englische Gebiet bildet. Beide Flüsse
[* 33] führen Goldsand, der von den Eingebornen, einem wohlgebauten,
sehr reinlichen Menschenschlag, ausgewaschen wird, obschon derselbe wenig ergiebig ist. Am Strand liegen westlich von der
Ässinimündung Port Assini, östlich Fort Assini, außerdem zwei englische und eine französische Faktorei. Dem Besitzer der letztern,
Verdier, ist von dem in Kinjabo an dem genannten gleichnamigen
Assini wurde schon unter Ludwig XIV. von den Franzosen besucht, Niederlassungen gründeten dieselben jedoch erst 1840, erweckten
aber dadurch die Feindseligkeit der Eingebornen. 1871 wurde die Besatzung aus dem 1853 erbauten FortDabu
zurückgezogen und die Kolonie sich selbst überlassen, in neuester Zeit aber wieder mehr beachtet. Bereist wurde das Gebiet 1842 von
Brétignier und Choper im Auftrag des HausesVerdier und 1883 von Rogozinski aus eignem Antrieb.
(Seesterne).
[* 37] Die psychologische Untersuchung der Asteroideen versprach besonders lehrreiche Ergebnisse für das
Verständnis des Seelenlebens der Echinodermen überhaupt, weil sie die beweglichsten und gewandtesten unter denselben sind
und den strahligen Typus am deutlichsten in ihrem Gliederbau ausdrücken. Die Echinodermen besitzen nicht wie die
meisten andern Tiere einen einfachen Hauptnervenknoten (Gehirn),
[* 38] dem die Oberleitung des Organismus zufallen könnte, sondern
fünf (oder manchmal noch mehr) durch einen zentralen Nervenring verbundene gleichwertige Hauptnervenstränge, von denen
jeder einen Arm mit Nervenstrahlung versieht, weshalb auch jeder Arm eine gewisse psychische Selbständigkeit besitzt.
Preyer unternahm in Neapel
[* 39] eine Untersuchungsreihe, um zu sehen, wie diese fünf koordinierten Nervenstränge
zusammenwirken. Zunächst wurde festgestellt, daß ein auf den Einen Arm ausgeübter Reiz nur durch Rückstrahlung auf den
Zentralring auf benachbarte Arme zu wirken im stande ist, so daß, wenn die Bahn durchschnitten wird, die Fortpflanzung auf
den Nachbararm unterbleibt. Ein abgetrennter Arm kann, wie man längst weiß, noch alle möglichen Bewegungen
vollführen, lebt weiter und ergänzt sich bei vielen Arten durch Knospung neuer Arme wieder zu einem vollständigen Tier.
Diese Bewegungen eines losgelösten Armes zeigten aber vor der Wiederergänzung nicht die sogleich zu erwähnende Zweckmäßigkeit
der Bewegungen des vollständigen Tiers, woraus hervorgeht, daß der ambulakrale Nervenring bei ihnen im
allgemeinen die Rolle des Gehirns bei den höhern Tieren spielt. Seine Zerstörung oder Unterbrechung enthirnt das Tier, so daß
die Bewegungen desselben unkoordiniert und unzweckmäßig werden. Anderseits waren die Bewegungen, welche das auf den Rücken
gelegte Tier anwendet, um wieder in die rechte Lage zu kommen, oder die Anstrengungen, um über die Arme
gelegte Kautschukringe oder Hülsen abzustreifen, oder sich aus einer Fesselung zu befreien, zu überlegt und den jedesmaligen
Verhältnissen angepaßt,
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um Zweifel daran zu lassen, daß es sich nicht um bloße reflektorische, sondern um wohlgeordnete, durch zentrale Impulse beherrschte
Befreiungsversuche handelte, die allemal in der folgerichtigsten Weise zur Befreiung führten, sofern die Arme sich z. B. gegenseitig
unterstützten und die freien dem belästigten Arm zu Hilfe kamen. Das Beispiel einer durch fünf in den
Armwinkeln dicht an der Mittelscheibe eingetriebene großknöpfige Nadeln
[* 41] auf einer Holzplatte gefesselten Asterias mag das
Gesagte klarer machen.
Der so gefesselte Seestern vollführte nicht ungestüme Bewegungen mit allen Armen, sondern zwängte den Mittelteil zwischen
zwei Nadeln ein wenig hinaus, gewann dadurch Freiheit für den dazwischen befindlichen Arm und zog nun erst
den einen und dann den andern daneben befindlichen Arm heraus, so daß nun drei Arme frei waren und das Tier darauf mit Leichtigkeit
durch die von Anfang an gewählte Öffnung und Richtung hinausschlüpfen konnte. Der Beobachter selbst hätte dem Tier keinen
bessern Rat geben können. Es findet also ein deutlicher Konsensus der fünf (oder mehr) Zentralstellen
statt, und Preyer macht den Vergleich von fünf in einen Ring zusammengekoppelten Hunden, die sich bald gewöhnen würden, einheitliche
Bewegungen nach bestimmten Freßzielen etc. zu machen, und nach gleichmäßiger Ermüdung auch gleichzeitig einschlafen würden.
Eigentümlich erscheint die Wirkungslosigkeit gewisser bei den Wirbeltieren schnell lähmender Nervengifte,
wie das Curare, während Nikotin umgekehrt ungemein stark wirkte.
* (griech.), von Sieveking angegebenes Instrument, welches statt eines Zirkels mit Skala zur Prüfung des
Orts- und Raumsinnes der Haut
[* 42] angewandt wird. Es besteht aus einem messingenen Stab
[* 43] mit Maßteilung, welcher
an einem Ende eine kurze, rechtwinkelig abstehende Elfenbeinspitze und außerdem eine zweite ähnliche, aber auf dem Stab
verschiebbare und durch eine Schraube, feststellbare Spitze besitzt.
Alan ermittelt mit dem den Minimalabstand, in welchem zwei
Reize noch deutlich als solche empfunden werden.
[* 49] Dreierlei Instrumente hauptsächlich sind in den letzten Jahrzehnten zur Ermittelung genauer numerischer
Werte für die Helligkeiten der Sterne benutzt worden: das Zöllnersche Polarisations-Astrophotometer,
Pickerings Meridianphotometer und Pritchards Keilphotometer. Bei dem erstgenannten wird der Stern mit dein Licht einer Petroleumflamme
verglichen, welches
durch ein Seitenrohr in das auf den Stern gerichtete Fernrohr
[* 50] fällt, durch einen unter 45° gegen dessen
Achse geneigten Spiegel
[* 51] nach dem Okular gelenkt und durch polarisierende Medien (im Seitenrohr befindliche
Nicolsche Prismen) in bekanntem Verhältnis so weit abgeschwächt wird, daß es genau die Helligkeit des Sterns erreicht. Mit
diesem Instrument hat Zöllner selbst mehr als 200 Sterne gemessen, desgleichen hat Peirce zu Cambridge in Massachusetts mit einem
solchen drei Jahre lang alle Sterne vonArgelanders »Uranometrie« zwischen 40° und 50° nördl.
Deklination gemessen, und endlich sind seit 1870 zahlreiche derartige Messungen von Wolff ausgeführt worden.
deren Aufgabe in der Bestimmung der Helligkeit der Sterne in Argelanders »Uranometrie« bis herab zur sechsten Größe
besteht.
Die Untersuchung der Helligkeitsverhältnisse der schwächern Sterne hat Wolff noch nicht veröffentlicht.
Auch bei dem Meridian-Photometer von Pickering wird die Polarisation des Lichts
[* 52] zur Abschwächung der Intensität verwendet;
hier wird aber ein jeder Stern, wenn er im Meridian oder doch in dessen Nähe steht, mit dem Polarstern verglichen. Das Instrument
besteht aus einem fest und unbeweglich horizontal in der Richtung von O. nach W. aufgestellten Fernrohr von 1 m Länge. Auf
der Ostseite befindet sich das Okular, auf der Westseite aber sind zwei Objektive von 4 cm Öffnung und 80 cmBrennweite so nebeneinander
angebracht, daß die auf sie fallenden Lichtstrahlen sich im Okular vereinigen. Vor jedem dieser Objektive
befindet sich ein bewegliches Reflexionsprisma; mit Hilfe des auf der Nordseite befindlichen bringt der Beobachter das Bild
des Polarsterns an eine beliebige Stelle des Okulars, durch das südliche aber, dessen Bewegung ein Gehilfe besorgt, kann jeder
Stern in der Nähe seiner Kulmination im Okular sichtbar gemacht werden. Im Fernrohr selbst aber befindet
sich ein achromatisiertes Prisma
[* 53] von isländischem Doppelspat, das von jedem Stern zwei Bilder gibt, und durch richtige Stellung
der Reflexionsprismen kann man das zum ordinären Strahl des Polarsterns gehörige Bild und das zum extraordinären des andern
Sterns gehörige nebeneinander bringen, welche beide rechtwinkelig gegeneinander polarisiert sind.
Zwischen Okular und Auge
[* 54] ist aber noch ein Nicolsches Prisma
[* 55] angebracht, durch dessen Drehung man beide Bilder auf gleiche Helligkeit
bringen kann. Mit diesem Instrument hat Pickering in den Jahren 1879 - 82 zu Cambridge in Massachusetts die Helligkeit von 4260 mit
bloßem Auge sichtbaren Sternen gemessen; vgl. »Annals of the Astronomical
Observatory of HarvardCollege« (Bd. 14).
Zwischen der Größenklasse m und der Helligkeit h eines Sterns nimmt er die Gleichung an log h = log h0 + 0,4( m0-m) ^[richtig
: log h = log h0 + 0,4(m0-m)], wo h0 ^[richtig : h0] die Helligkeit und m0=2 ^[m0=2] die
Größenklasse des Polarsterns bedeuten. Das Keilphotometer von Pritchard, dessen Idee übrigens schon 1843 von PiazziSmyth
und E Kayser entwickelt worden ist, besteht aus einem keilförmigen Stück von neutral gefärbtem, d. h. alle Farben gleichmäßig
absorbierendem Glas,
[* 56] welches in den Weg der Lichtstrahlen so weit eingeschoben wird, bis der Stern erlischt.
Da die Lichtabsorption proportional der Dicke der im Keil durchlaufenen Schicht ist, so ergibt sich die Lichtstärke des Sterns,
wenn man die Anzahl Skalenteile, um welche der Keil bis zum Verschwinden des Sterns verschoben werden mußte, mit einer gewissen
konstanten Zahl multipliziert.
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Pritchard hat in der »Uranometria nova Oxoniensis« (Oxf.
1885) die in Oxford
[* 58] mit einem solchen Instrument an 2786 zwischen dem Nordpol und 10° südl. Deklination liegenden, mit bloßem
Auge sichtbaren Sternen ausgeführten Messungen beschrieben. Das Keilphotometer läßt sich leicht an jedem Instrument anbringen
und bequem handhaben; doch stehen seiner Anwendung auch mancherlei Bedenken entgegen, besonders die Rücksicht
auf den Einfluß des Himmelsgrundes und die veränderliche Empfindlichkeit des Auges für verschwindende Lichteindrücke.
Vgl.
Langley, Young und Pickering, Pritchard's wedge photometer (1886).
In neuester Zeit hat man auch die Photographie im Dienste
[* 59] der Astrophotometrie verwendet. Bei der photographischen Aufnahme von Sternen erscheinen
dieselben nämlich als kleine, ziemlich scharf begrenzte Scheibchen, sofern man ein für die chemischen Strahlen achromatisiertes
Objektiv oder einen Spiegel für die Aufnahme verwendet. Je heller ein Stern, desto größer ist der Durchmesser des von ihm erzeugten
Scheibchens, und Scheiner in Potsdam
[* 60] hat gefunden (»Astronomische Nachrichten«, Nr. 2884), daß bei gleicher
Dauer der Belichtung die Durchmesser der Sternscheibchen proportional den Sterngrößen anzunehmen sind. Dies gilt allerdings
nur fürSterne von gleicher Farbe oder genauer für solche mit Spektren gleicher Art. Sehr umfangreiche Untersuchungen in dieser
Richtung sind seit Herbst 1885 zu Cambridge in den Vereinigten Staaten
[* 61] ausgeführt worden; vgl. »Annals
of Astronomical Observatory of HarvardCollege« (Bd. 18).
*, ansehnliche Stadt der Ewa im Hinterland des deutschen Togogebiets mit 9-10,000 Einw., welche kühne Elefantenjäger
sind und ihre Unabhängigkeit gegen die AngriffeDahomés wohl zu verteidigen wußten. In neuester Zeit durch einen Überfall
zerstört, hebt sich die Stadt wieder schnell.
ein für die Ewigkeit bestimmter, fortdauernder Zustand, im Gegensatz zu einer bestimmten Zeitdauer, wie dem Septennat (Zeitraum
von sieben Jahren) oder dem Triennat (Zeitraum von drei Jahren), z. B. bei Feststellung der Friedenspräsenzstärke
des deutschen Heers.
[* 62] (1889) 107,746 Einw. Von öffentlichen Gebäuden sind
noch hinzuzufügen das Ausstellungsgebäude,
[* 63] südlich vom Schloßgarten, zu Ausstellungen von Landesprodukten bestimmt und
von Zappas gestiftet, und die noch unvollendete neue Bibliothek, nordwestlich neben der Universität, auf
Kosten des Marseiller Vallianos errichtet, beide nach Plänen von Hansen. Auch der seit Jahren liegen gebliebene Bau des neuen
Theaters, westlich von der Universität, soll jetzt auf Kosten des reichen Patrioten Singros wieder aufgenommen und zu Ende geführt
werden.
Den Schulen reihen sich 2 segensreich wirkende Bildungsanstalten an, das Nationalw aisenhaus für Mädchen
oder Amaliion, zu Ehren der verstorbenen KöniginAmalia benannt, und das Waisenhaus Hadschi Kosta. Von Bibliotheken sind zu nennen
diejenige der Universität mit etwa 150,000, diejenige der Kammer mit 27,000 und diejenige des Rhizarion mit 45,000 Bänden.
Von den Vereinen, welche ihren Sitz in Athen haben, sind außer der ArchäologischenGesellschaft noch zu erwähnen:
der Verein zur Verbreitung griechischer Bildung, welcher die Wahrnehmung der griechischen Interessen in den türkischen Provinzen
zum Ziel hat.
Dazu errichtet und unterhält er Schulen, sendet gute, erprobte Lehrer aus, verteilt Schul-und Lehrbücher etc. Die philologische
GesellschaftParnassos, begründet 1865 und über 1000 Mitglieder zählend, unterhält sieben Schulen der
»obdachlosen Kinder«, wo dieselben abends Unterricht und Lebensunterhalt finden. Neuerdings hat sich dieselbe durch die Errichtung
neuer und die Verbesserung der alten Gefängnisse nach modernen Grundsätzen verdient gemacht.
Für die Bildung des Volkes sorgt durch Veröffentlichungen die Gesellschaft der Volksfreunde; ganz jungen Ursprungs ist der
Nationalverein, welchem viele Politiker und junge Studierende angehören. An industriellen Unternehmungen bestehen jetzt in
Athen 4 Spiegelfabriken, mehrere Wagen-, 2 Schokoladen-, eine Hut-, mehrere Wein- und Weingeist-, Sesselfabriken und Holzmühlen.
Weiteres s. im Art. Ausgrabungen (Bd. 17, S. 70 f.).-
Neuere Litteratur: Hertzberg, Athen, historisch-topographisch dargestellt (Halle 1885);
1) absoluter Äthyläther vom spez. Gew. 0,720
bei 15°, gewöhnlicher oder offizineller Äthyläther vom spez. Gew. 0,724-0,728
bei 15°, 3) roher Äthyläther vom spez. Gew. 0,730-0,745
bei 15°. Zur Prüfung des Äthyläthers bestimmt man das spezifische Gewicht und in einem langhalsigen
Kolben den Siedepunkt. Äthyläther soll sich schnell und ohne den geringsten Rückstand verflüchtigen, er darf beim Schütteln
mit dem gleichen Volumen empfindlicher blauer Lackmustinktur diese nicht röten. Reagiert er sauer, so schüttelt man ihn
mit ganz schwacher reiner Natronlauge und prüft diese auf schweflige Säure,
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mehr
Schwefelsäure
[* 69] und Essigsäure. Gießt man einige Tropfen Äthyläther auf einen Baumwollbausch oder auf Filtrierpapier, so darf sich
nach dem langsamen Verdunsten kein fuselartiger Geruch zeigen. Enthält Äthyläther viel Wasser, so macht er trocknes Kaliumcarbonat
feucht. Gepulvertes Tannin wird beim Schütteln mit wasserhaltigem Äthyläther sirupartig, geglühter Kupfervitriol färbt sich mehr
oder weniger blau; schüttelt man wasserhaltigen Äthyläther mit Schwefelkohlenstoff, so trübt sich das Gemisch,
bei wasserfreiem Äthyläther tritt keine Trübung ein. Beim Schütteln von 10 ccm Äthyläther mit 10 ccmWasser zeigt sich nach der Trennung
beider Flüssigkeiten das Volumen des Äthyläthers um 1 ccm vermindert; enthält der Äthyläther dagegen Alkohol,
so ist die Vergrößerung der wässerigen Schicht entsprechend größer, und wenn man die Probe in einem graduierten Rohr macht,
kann man die Alkoholmenge unmittelbar ablesen. Ein Fuchsinkristall färbt reinen Äthyläther nicht, alkoholhaltigen
mehr oder weniger rot.
* (spr ohb), Théophile, franz. Admiral, geb. trat 1840 in die Kriegsmarine, ward 1853 Schiffsleutnant, 1862 Fregatten-
und 1870 Linienschiffskapitän. Er that mehrere Male in den Kolonien und überseeischen KriegenDienst und war zuletzt Befehlshaber
der Flotte in Senegambien. 1870 ward er mit der Verteidigung von Carentan beauftragt und nahm im Winter an
dem Zug
der Bourbakischen Armee gegen Belfort
[* 70] teil. 1879-81 war er Gouverneur von Martinique. Seit 1880 Konteradmiral, ward er mit
der Leitung des Torpedowesens beauftragt, das er auch als Marineminister (1886-1887) besonders begünstigte und ausbildete.
Seit 1886 Vizeadmiral, ist er Mitglied des Admiralitätsrats. Er schrieb: »Un nouveau droit maritime international«
(1875);
Das junge Paar nahm seinen Wohnsitz in Potsdam, im Winter im Stadtschloß, im Sommer im Marmorpalais, und führte in einem einfachen
Haushalt eme sehr glückliche Ehe, Augusta Viktoria gebar ihrem Gemahl fünf blühende Söhne. Obwohl ihr Vater infolge der politischen Verhältnisse
durch Preußen seiner Erbansprüche auf Schleswig-Holstein beraubt worden war, zeigte sich die Prinzessin
von Anfang an als gute Preußin, war der besondere Liebling der kaiserlichen Großeltern und eine Verehrerin des FürstenBismarck. Durch den Tod des KaisersWilhelm I. Kronprinzessin und durch das frühe Ende KaiserFriedrichs III. auf den Thron
[* 83] berufen,
stand sie ihrem Gemahl treu zur Seite und machte sich gleich der KaiserinAugusta die Pflege und den Schutz
wohlthätiger Anstalten zur besondern Aufgabe.
*, tief in die Westküste Grönlands einschneidender Golf, der sich in der Mitte
stark verengert, landeinwärts sich aber wieder erweitert zu einer geräumigen Bucht, in welche ein Arm des Binneneises ausmündet.
In dem innersten Teil, Tassiuasorsoak von den Eskimo genannt, ist der von Nordenskjöld bei seiner Grönlandexpedition so getaufte
Sophiahafen. Er ist 130 km lang, sehr tief und frei vonRiffen, aber trotzdem wegen der großen Unterschiede
der Gezeiten schwer zu befahren. Bisweilen legen sich Eisberge quer in die engste Stelle¶