werdenden Verteidigungsmaßregeln gegen blattangreifende
Insekten,
[* 2] wie die Blattschneiderameisen, direkt beobachtet. Um zu
beweisen, daß die durch die
Nektarien verursachte sehr erhebliche Zuckerausscheidung für den
Stoffwechsel der betreffenden
Pflanze in physiologischer Hinsicht nicht notwendig ist, entfernte
Schimper an
Exemplaren von
Cassia neglecta,
ViciaFaba und
Catalpa
syringaefolia auf künstliche
Weise die
Nektarien und sah trotzdem die
Blätter sowie die ganzen
Pflanzen
normal weiterwachsen; es folgt hieraus, daß die Zuckerdrüsen für den Gesamtstoffwechsel ohne Bedeutung sind.
Trotzdem haben sie offenbar als Anlockungsmittel einen sehr großen biologischen Nutzen, da sonst eine so reichliche Vergeudung
von
Zucker
[* 3] unerklärbar sein würde. Als Lockstellen unterscheiden sie sich bisweilen, z. B.
bei
Arten von
Passiflora, Triumfetta,
Cassia,
Croton,
Erythrina, durch auffallende Färbung von ihrer Umgebung; so sind sie z. B.
bei
ViciaFaba purpurfarbig, bei
Zanthoxylon- und Alchornea-Arten rot, bei Melampyrum arvense violett,an den Deckblättern von
Clerodendron fragans weiß etc. Vorzugsweise treten sie in der
Nähe der Blütenregion auf, da die
Blumen
ganz besonders des
Schutzes gegen
Fraß und Ausplünderung durch unberufene Blütengäste bedürftig erscheinen.
[* 5] (Forschungsreisen). Eine gedrängte Übersicht der seit 1880 in Amerika gemachten Entdeckungsreisen
zeigt wohl, daß »große«
Entdeckungen, wie etwa in
Afrika
[* 7] und Innerasien, dort nicht länger zu machen sind; sie beweist aber
auch, daß noch viel zu thun ist, ehe selbst unsre kartographische
Darstellung dieses Weltteils eine befriedigende
sein wird.
Im britischen
Nordamerika
[* 8] wird die genaue Forschung durch von der
Regierung reich dotierte Behörden rasch und gründlich gefördert.
Namentlich gehören hierher die
Arbeiten des Geological and
Natural History Survey unter Leitung von C. Selwyn, dem wir auch
für die eigentliche
Geographie höchst wichtige Beiträge verdanken. Die Beamten dieses
Amtes sind namentlich
auch in dem noch wenig erforschten
Westen und
Norden
[* 9] thätig. Die
Felsengebirge und
Britisch-Columbia haben seit 1874 zahlreiche
Geologen und Topographen beschäftigt, ohne daß indes die
Arbeiten zu einem
Abschluß gekommen wären. Zu nennen sind hier
namentlich der unermüdliche G. M. Dawson, sein Nachfolger R. G.
Mc Connell, Amerika
Bowman und J. B. Tyrell.
Um die Erforschung der Gegenden zwischen den besiedelten Gebieten und der
Hudsonbai hat sich namentlich
RobertBell (seit 1875)
verdient gemacht, dem besonders auch die Untersuchung der möglichen Handelsverkehrsstraßen zwischen
Manitoba und
Hudsonbai
anvertraut war, und der auch eine von den drei 1884-86 vom Marinedepartement unter Leitung von Amerika
Gordon
dorthin entsandten Expeditionen begleitete.
Unter kleinern
Arbeiten verdient die von P.
Low 1885 bewerkstelligte
Aufnahme des Mistassinisees (zwischen
Quebec und der
Hudsonbai)
hervorgehoben
zu werden. Entdeckungsreisen im eigentlichen
Sinn waren die von G. M. Dawson (1887), Ogilvie
und R. G.
Mc Connell in die Gebiete des untern
Mackenzie und des obern Jukonflusses. Ogilvie überwinterte 1887 bis 1888 am
Jukon und machte 1888 eine
Aufnahme des zwischen diesem
Fluß und dem
Mackenzie liegenden
Landes, während
Mc Connell in
FortProvidence
am
Mackenzie überwinterte und von da über den
Jukon und Tschilkut an die Westküste reiste.
Hier mag auch gleich die 1889 von den
Vereinigten Staaten
[* 10] unter J. E.
Mc Grath entsandte Expedition erwähnt werden, deren
Aufgabe es ist, die nördlich vom St.
Elias liegende internationale
Grenze festzulegen. Von größern Privatreisen in diese
Gebiete verdient nur diejenige des
Lord Lonsdale Erwähnung, der im März 1888
Winnipeg verließ, den
Mackenzie
bis zur Mündung hinabfuhr und im
Februar 1888 die
KüsteAlaskas erreichte. Eine ähnliche
Reise haben 1889 E. W.
Everest und
Graf de Sainville angetreten. Bescheidener, aber immerhin für die Landeskunde wichtig, sind die
Aufnahmen desDominion Land
Survey, unter
Kapitän E.
Deville. Diese beschränken sich selbstverständlich auf die zu besiedelnden
Gebiete.
In denVereinigten Staaten ist die Erforschung des
Landes ähnlich geordnet wie in
Kanada. Ein Geological Survey ist 1879 unter
einheitlicher Leitung ins
Leben getreten, und die seit 1867, bez. 1869 unter Leitung von F. V.Hayden,
J. W. Powell und
ClarenceKing bestehenden, sich oft einander entgegenarbeitenden Aufnahmebehörden sind mit ihm vereinigt
worden. Der erste
Direktor dieses
Amtes war
ClarenceKing, aber schon 1880 trat J. W. Powell an dessen
Stelle. Dieses
Amt erstreckt
seine Thätigkeit auf die ganze
Union und bezweckt vor allem, eine gute topographische
Karte zu schaffen,
als Grundlage für geologische und andre wissenschaftliche
Arbeiten.
Vom
Kriegsministerium werden einige bedeutende Flußaufnahmen, wie die des
Mississippi (seit 1879) und
Missouri (seit 1884),
geleitet.
GeologischeAufnahmen sind in den meisten
Staaten von Staatsgeologen vollendet worden, aber seit Schaffung einer
Zentralbehörde
scheinen dieselben meistens ihre
Arbeit eingestellt zu haben. Die schöne
Aufnahme von
Kalifornien (unter J. D.Whitney)
ist nie vollendet worden;
New York hat es nur bis zu einer
Triangulation
[* 16] gebracht, während in andern
Staaten die nötigen
Mittel
nur karg zu ähnlichen
Arbeiten bewilligt werden. Von kleinern Expeditionen verdient die von J. V. Brower nach den Mississippiquellen
geführte Erwähnung. Sie will einen vom
Itaska und Glaziersee verschiedenen Quellsee entdeckt haben.
Indes ist in
Minnesota ein
Gesetz erlassen worden, welches den Glaziersee aus der
Welt schafft und den
Itaska in seine
alten
Rechte einsetzt.
Interessant ist ebenfalls die
Reise von
FrankCushing und H. F. C. ten
Kate nach
Arizona und
Neumexiko, wo
sie die
¶
In Mexiko,
[* 18] wo schon längst eine geographische Gesellschaft manches für die Landeskunde gethan hat, ist endlich 1989 eine
Comision geografica esploradora unter Leitung von Agustin Diaz ins Leben getreten, die sich auch mit naturwissenschaftlichen
Fragen beschäftigen und im allgemeinen nach Art des ähnlichen Instituts in Kanada arbeiten wird. Von Forschungsreisen verdienen
Beachtung diejenigen von Désiré Charnay (1880-82) nach den Ruinenstätten Südmexikos, Yucatans und Guatemalas. N. F. E. ten
Kates (1883) ethnologische Forschungen in Sonora und Niederkalifornien, W. MillersReise (1888) in noch unerforschte
Teile Yucatans und F. Schwatkas Forschungen in Chihuahua (1889), wo er ungeahnte fruchtbare Ländereien entdeckt haben will.
Endlich hat F. G. Weidner (1882) eine Karte von Sonora veröffentlicht, die auf eignen Aufnahmen beruht.
In Mittelamerika hat E. Rockstroh (1878-82) einen großen Teil Guatemalas erforscht und namentlich auch
die Vulkane
[* 19] bestiegen und die alten Ruinenstätte aufgesucht, während sich O. Stolle (1878-83) mehr den ethnographischen und
wirtschaftlichen Verhältnissen zuwandte.
AuchP. Maudsley (1882) besuchte Ruinenstätten. In
Britisch-Honduras hat der Gouverneur Goldsworthy (1888) zum erstenmal die Coxcomb Mountains (Hahnenkamm) bestiegen. Dem Anfang
des Baues des Nicaraguakanals (s. d., Bd.
17) sind genauere Aufnahmen durch den Ingenieur Menocal vorangegangen. In Costarica haben sich C. Bovallius, Bischof F. Amerika Thiel (1882) u. AmerikaL. Pinart (1882-88) durch Reisen in den Süden des Landes und unter die Indianerstämme der Chiriquilagune verdient
gemacht, während H. Polakowsky unsre Kenntnis der Flora förderte.
In Chile geschieht verhältnismäßig viel für unsre Wissenschaft, und namentlich ist das von Gormaz Vidal geleitete »Annuario
hidrographico« eine Fundgrube wichtiger geographischer Nachrichten. Fast selbstverständlich richtete
sich die Thätigkeit der jüngsten Zeit auf die im N. erst neuerworbenen, an Bolivia und Peru grenzenden Gebiete. Dort war Steinmann 1883 thätig,
aber Bedeutenderes leistete die Expedition unter Amerika Bertrand (1884), welche das ganze Atacamaplateau zwischen 21 und 27°
südl. Br. durchforschte.
Ergänzt wurden diese Arbeiten durch F. Philippi (1885) und Jose Sanfelices (1886), der den Vulkan von Lincancaur
bestieg. Für die mittlern Kordilleren lieferten zwei Deutsche,
[* 23] P. Güßfeldt (1884) und der Geolog Amerika Plagemann (1886),
wichtige Beiträge. Noch weiter im S., in dem jetzt der Ansiedelung eröffneten Gebiet von Arauco, machten der ältere R. Amerika Philippi (1883) und der Geolog J. P. Sieveking einige Forschungen. Auch schickte Chile (1887) eine Expedition über
den Lifen-Paß, die nachwies, daß viele Flüsse, die dem GroßenOzean zuströmen, schon jenseit der Kordilleren entspringen.
Ebendasselbe wies R. Serrano (1884) weiter südlich (44° südl. Br.) in Bezug auf den Rio
[* 24] Palena nach.
In Argentinien herrscht eine rege wissenschaftliche Thätigkeit, und die rasch zunehmende Bevölkerung
hat gewissermaßen zur Erforschung des Landes herausgefordert, denn indem sie das Zurückdrängen der wilden Indianer nach
S. und N. hervorrief, hat sie die militärische Erschließung weiter Gebiete zu stande gebracht und friedlichen Forschern
eine Bahn eröffnet. Was das Innere des Landes betrifft, so ist namentlich die Universität von Cordova ein
Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschung geworden. Von dort aus zogen Amerika Stelzner (1872-73), H. Brackebusch
u. a. in die Andes und legten sie auf guten Karten nieder. AuchGould, dem wir so viele Ortsbestimmungen verdanken, und Amerika v.
Seelstrang, der Herausgeber einer großen Karte der Republik (seit 1882), sind Professoren an dieser Universität.
In ähnlicher Weise wirkte Burmeister in Buenos Ayres
[* 25] und wirkt noch jetzt dort Hoskold als Vorstand einer geologischen Aufnahme.
Den Süden (Patagonien) eröffneten zuerst die militärischen Expeditionen von Roca (1879) u. Villegas (1881-83), durch welche
die Indianer bis hinter den Rio Negro zurückgedrängt wurden. In diesen weiten Gebieten haben die frühern
Forschungen von Musters (1869-70), Moreno (1875-79) Moyano (1876-79) u. Ramon Lista wesentliche Erweiterungen erfahren. Den
Ostabhang der Kordilleren konnte Oberst J.Host (1880) als Folge von Rocas Expedition erforschen. Den Rio Negro befuhr (1881)
Obligado u. (1883 bis 1884) O'Connor, dem wir genauere Aufnahmen verdanken.
Die zweite Expedition des GeneralsVillegas (1882-83) galt namentlich dem Ostabhang der Andes und seinem Saumgebiet, und die
gewonnenen Resultate sind in einer guten Karte von J. J. Rhode und Amerika Urtubey niedergelegt worden (1886). Demselben Gebiet galten
die Reisen von H. J. Fontana (1887-88) und del Castillo (1888-89), ohne daß indes endgültige Resultate
über den Verlauf der dortigen Flüsse und die Höhe der Pässe gewonnen worden wären. Die Umgebung des Golfs von San Matias
ist von Lista (1880) untersucht worden, während sich Oberst Lina de Roa (1880) und Fontana (seit 1886)
der Erforschung des RioChubut widmeten.
Weiter im S. drang der unermüdliche Moyano (1880) in das Seegebiet am obern Santa Cruz vor und ging von dort nördlich zum
Chubut, während del Castillo (1886) die Andeshänge im S. untersuchte und auch hier fand, daß die auf dem Hochland von Patagonien
entspringenden Flüsse, die Kordilleren durchbrechend, nach W. abfließen. Endlich sei noch einer unter G. Steinmann (1883)
von der Magelhaensstraße ausgehenden Expedition gedacht, die längs der Kordilleren bis 51° 40' südl. Br'. vordrang.
¶
mehr
Fast in gleichem Grad wie unsre Kenntnisse von Patagonien wurden die vom Feuerland erweitert. Dies verdanken wir namentlich den
beiden Expeditionen von Giacomo Bove (1882 und 1884) und in noch höherm Grade derjenigen von Ramon Lista (1886), der auch
ins Innere vordrang und dort gute Weidegründe entdeckte. Auch mag daran erinnert werden, daß in diesen
Gegenden 1882-83 zwei der wissenschaftlichen Polarexpeditionen überwinterten, nämlich eine deutsche in Punta Arenas, in der
Magelhaensstraße, und eine französische in der Orangebai in der Nähe des KapHorn.
Ähnlich wie in Patagonien im S., so sind auch im N. die Indianer aus der Chaco vertrieben worden. Es geschah
dies (1884-85) durch den General Victorica. Schon vorher (1875-81) hatteL. J. Fontana dieses weite Gebiet erforscht, Crevaux
hatte am Pilcomayo den Tod gefunden (1882), und Baldrich und Ybazata sowohl als Thouar, die 1883 den Pilcomayo aufwärts und
abwärts (von Bolivia aus) vordrangen, um das Schicksal ihres Vorgängers aufzuhellen, hatten mit den größten
Schwierigkeiten zu kämpfen.
Der Oberst Feilberg von General Victoricas Expedition (1884-85) befuhr den Pilcomayo zuerst in einem Dampfer, und weiter nördlich
entdeckte Kapitän F. Fernandez (1886) den untern Aguaray-Guazu. Thouar, der (1886) den
obern Pilcomayo infolge seiner zahlreichen Stromschnellen für die Schiffahrt ungeeignet gefunden hatte,
machte sich (1888) auf den Weg, um eine Landstraße von Paraguay nach Bolivia aufzufinden, mußte aber nach drei Versuchen seinen
Plan aufgeben und entrann dem Tod mit Not.
Glücklicher in dieser Beziehung waren Z. Calvimonte und M. S. Arana, die (1889) von Santa Cruz de la Sierra durch die
nördliche Chaco bis zum PuertoPacheco am Paraguay gelangten. Endlich mag noch der Erforschung des obern Parana durch G. Bove
(1883-84) gedacht sein und an die 1886 ins Leben gerufene brasilisch-argentinische Grenzkommission erinnert werden, welcher
wir ohne Zweifel genauere Aufnahmen zu verdanken haben werden. In Paraguay hat H. Töppen (1883-84) einige
Reisen gemacht, durch welche die von K. Johnston (1875) erzielten Resultate in einigen Punkten ergänzt werden.
In Brasilien
[* 27] scheint von der Regierung nur wenig zur Förderung der Landeskunde zu geschehen. Eine bereits 1876 versprochene
Karte in großem Maßstab ist nie zur Ausgabe gelangt, und auch über eine beabsichtigte Triangulation verlautet
nichts. In der regen ProvinzRio Grande do Sul sind durch Odebrecht, Soyaux und H. v. Ihering einige Aufnahmen gemacht worden.
Weiter nördlich hat W. J. Steains (1885-86) durch eine gefahrvolle Erforschung des Rio Doce eine Lücke auf der Karte ausgefüllt.
In seine Fußstapfen trat 1885 Ehrenreich.
Mehr scheint in dem ungeheuern Gebiet des Amazonas geschehen zu sein, obgleich auch hier von einer planmäßigen
Thätigkeit nicht die Rede sein kann. Den Tokantins ist der eben genannte E. S. Ehrenreich von Cuyaba aus hinabgefahren (1885-86),
während sein westlicher Nebenfluß, der Xingu, schon früher (1884) von K. v. d. Steinen, O. Clauß und
dem Maler W. v. d. Steinen von seinen Quellen aus erforscht worden war. Den Madeira
[* 28] bis zu seinen Stromschnellen hat T. O. Selfridge
(1882) aufgenommen, und später sind die Stromschnellen vom Obersten R. P. Labre genauer untersucht worden.
Den Beni, einen Nebenfluß des Madeira, erforschte Edwin Heath (1880-81) von La Paz aus, und seine Aufnahme
wurde
(1882) von Oberst Church, dem verdienstvollen Amerikaforscher, erweitert. Heath reiste den Mamoré (obern Madeira) aufwärts
nach seinem Ausgangspunkt zurück. Maldonado, der 1886 den Amaru-Mayu befuhr, der früher als Nebenfluß des Beni galt, weist
nach, daß er weit mehr Wasser führt als jener. Am obern Marañon hat Amerika Wertheman seine Aufnahmen fortgesetzt.
Ganz neue Entdeckungen will CharlesWiener (1881) zwischen dem Ucayati und Huallaga gemacht haben, wo nach ihm eine nicht geahnte
Reihe von Seen und Flüssen liegen sollen. Derselbe Wiener will auch (1880-81) zwei kürzere Wege von Quito zum Napo entdeckt haben.
Am Rio Negro und den benachbarten Gebieten haben die Aufnahmen einer brasilisch-venezuelanischen Grenzkommission
unter J. F. Lopez deAraujo (1880-83) gutes Material für die Karte geschaffen. Den wichtigsten Nebenfluß des Rio Negro, den
Rio Branco, erforschte (1884-85) H. Amerika Coudreau, während B. Rodriguez zur selben Zeit einen östlichern Nebenfluß des Amazonas,
den Iauapury, untersuchte.
Viel weniger scheint im Lauf des letzten Jahrzehnts für die Erforschung des Nachbarstroms des Amazonas, des Orinoko, geschehen
zu sein. Der verdienstvolle Crevaux widmete nach mehrjährigen Reisen in Guayana (1876-79) auch dem Orinokogebiet seine Aufmerksamkeit
(1880-81), indem er, vom obern Magdalenenstrom im W. kommend, die Andes überschritt und den Guaviare bis
zum Hauptstrom verfolgte. Dagegen drang sein Landsmann Chaffonson (1886) in die Quellgebiete des
Orinoko vor, während Conte E. Stradelli zwar ein Gleiches beabsichtigte, sich aber schließlich damit begnügte, den Orinoko
und seinen bekannten Nebenfluß Atapado zu bereisen und von dort über Land an den Rio Negro zu gehen,
wo er im Februar 1888 ankam.
In dem zwischen Amazonas und Orinoko liegenden Guayana hat der bereits erwähnte Coudreau (1889) den Oyapok bis zu den Quellen
verfolgt und später in dem Tumuc Humac-GebirgeAufnahmen gemacht. Den Maroni, zwischen Französisch- und Holländisch-Guayana,
hat G. Brouseau (1888) geologisch untersucht. An diesem Flusse sind reiche Goldlager entdeckt worden,
und die schwebenden Grenzstreitigkeiten sollen nach einem im Dezember 1888 geschlossenen Vertrag von einem Schiedsrichter entschieden
werden. In Holländisch-Guayana sind einige geologische Untersuchungen von K. Martin (1885) und eine Reise in die entlegenen
Gebiete der Buschneger und Indianer von ten Kate zu erwähnen, während in Britisch-Guayana die erste Ersteigung
des TafelbergsRoraima durch F. im Thurm (1884) der wichtigste zu verzeichnende Erfolg ist. Ihm folgte (1885)
der verdienstvolle H. Whitely. Schließlich sei noch erwähnt, daß fast sämtliche oben erwähnten Entdeckungsreisen bereits
verwertet sind in der von Habenicht für Stielers »Handatlas« bearbeiteten sechsblätterigen Karte von
Südamerika, welche 1888 in neuer Auflage erschienen ist.
Sprachen.* Die Erforschung der zahlreichen und eigentümlich entwickelten Sprachen der Ureinwohner Amerikas
hat in den letzten Jahren manche Fortschritte gemacht, von denen die sorgfältige Darstellung derselben in Fr. Müllers
umfassendem »Grundriß der Sprachwissenschaft« (Bd. 2, Wien
[* 29] 1882; Bd. 4, 1. Abt., das. 1888) eine gute Vorstellung¶
mehr
gewährt. Die Versuche, die sämtlichen SprachenAmerikas als Töchter einer einzigen Grundsprache zu erweisen oder wenigstens
ihren grammatischen Bau auf ein gemeinsames Grundprinzip, das sogen. einverleibende System, zurückzuführen, haben kein sicheres
Resultat ergeben. Doch findet sich die Aufnahme desObjekts in den Körper des Verbums in den meisten amerikanischen Sprachen.
Anstatt der dekadischen findet sich häufig die vigesimale Zählmethode, besonders in Mexiko, Mittelamerika und dem östlichen
Südamerika.
Nach den bisherigen Forschungen können folgende Sprachen- und Dialektgruppen unterschieden werden:
Außer verschiedenen in Zeitschriften erschienenen Abhandlungen rechtsgeschichtlichen Inhalts schrieb er: »Das altnorwegische
Vollstreckungsverfahren« (Münch. 1874);
»Erbenfolge und Verwandtschaftsgliederung nach den altniederdeutschen Rechten« (das.
1874);
wird meist aus Gaswasser,
dem Abfall der Gasanstalten, dargestellt. Die anzuwendenden Apparate
bedürfen der Sicherheitsventile, um bei etwaniger Verstopfung der Rohrleitungen Explosionen vorzubeugen. Die Vorlage, in welcher
das Ammoniak vom Wasser aufgenommen wird, muß mit einem Ableitungsrohr versehen sein, um übelriechende Gase
[* 39] in die Feuerung leiten
zu können. Destilliert man das Gaswasser mit Kalk, so erhält man einen festen Rückstand von anderweitig
zu verwendenden Kalksalzen und eine Flüssigkeit, die in Abzugskanäle, aber niemals in Senkgruben abgelassen werden darf.
Die Darstellung von kohlensaurem Ammoniak durch trockne Destillation
[* 41] von Knochen
[* 42] verbreitet so üble Gerüche, daß sie nur in einsamen
Gegenden gestattet werden kann. Die aus den Kondensationsräumen austretenden Gase und Dämpfe sind zu verbrennen,
doch sind die Ableitungsrohre mit Eisendrahtbündeln zu füllen, um gefährliche Explosionen zu vermeiden. In manchen Industriezweigen
wird statt des reinen Ammoniaks fauler Urin benutzt, welcher Ammoniak enthält. Bei Benutzung dieser Flüssigkeit entwickeln sich
sehr üble Gerüche, und das in die Luft gelangende Ammoniak schädigt durch Reizung von Augen, Nase,
[* 43] Schlund die
Gesundheit der Arbeiter. Außerdem stellt sich in der ersten Zeit Widerwille gegen Speisen ein. Arbeiter mit Anlage zu Schwindsucht
sollten von diesen Betrieben ausgeschlossen werden, zumal dieselben nicht immer hinreichende Ventilation zulassen. Vorbinden
von Schwämmen, die mit Essig getränkt sind, und Aufhängen von Sacktuch, welches mit verdünnter Schwefelsäure getränkt
wurde, ist sehr geeignet, die Übelstände zu mildern.
machen sich brenzlige Produkte durch den Geruch bemerkbar. Den Ammoniakgehalt des Salmiakgeistes bestimmt man durch Ermittelung
des spezifischen Gewichts, genauer durch Titrieren mit Normalschwefelsäure.
Vgl. Fehrmann, Das Ammoniakwasser (Braunschw.
1887);
R. Arnold, Ammoniak und Ammoniakpräparate (Berl. 1888).
Nicht flüchtige Verunreinigungen der flüchtigen Ammoniumsalze bleiben beim Erhitzen der letztern
zurück; bei kohlensaurem Ammoniak kann man durch Erhitzen in offener Schale im Wasserbad auf diese Weise
auch Salmiak und schwefelsaures Ammoniak erkennen. Beim Erhitzen von Salmiak verflüchtigt sich auch Eisenchlorid. Zur Nachweisung
des letztern im Salmiak dient gelbes und rotes Blutlaugensalz, beide dürfen nur eine schwache blaue, Schwefelammonium nur eine
grüne Färbung, aber keinen schwarzen Niederschlag geben.
Säuert man die Lösung schwach mit Salzsäure an, fügt etwas Eisenchlorid zu und schüttelt mit einigen TropfenChloroform,
so färben sich diese bei Gegenwart von Jod violett. Falls der durch Silbernitrat erhaltene Niederschlag
sich nach einigem Stehen, schneller beim Kochen der Flüssigkeit, braun oder schwarz färbt, so ist Ammoniumhyposulfit zugegen.
Blei, Kupfer, Eisen
[* 48] kommen bisweilen in der Rinde der Kuchen vor. Empyreumatische organische Stoffe färben die wässerige Lösung
bräunlich und sind an dem Geruch erkennbar, der besonders beim Erhitzen der schwach mit Schwefelsäure
übersättigten Flüssigkeit hervortritt.
SchwefelsauresAmmoniak wird hauptsächlich als Dungmittel benutzt, und hier kommt lediglich sein Stickstoffgehalt in Betracht.
Das reine Salz enthält 21,21 Proz., das rohe (schwarze) 11-12, das »best
weiße« 20,2-20,8, auch 21 Proz.
Stickstoff. Man bestimmt letztern nach der gewöhnlichen Methode durch Verbrennen des Salzes mit Natronkalk,
dem man etwas reinen Zucker oder entwässerte Oxalsäure zusetzt, durch Kochen mit Kali- oder Natronlauge, wobei man wie bei der
ersten Methode das entweichende Ammoniak in verdünnter (titrierter) Säure auffängt, oder am besten durch Zersetzen des Salzes
mit bromierter Lauge und Auffangen und Messen des entwickelten Stickstoffs in einem besondern Apparat, dem
Azotometer.
Von zwei, verschiedenen Ordnungen der Amphibien angehörigen Arten ist fast zu gleicher Zeit
die bisher unbekannt gebliebene Art und Weise der Fortpflanzung klar gelegt worden. Die eine Art ist die zu den Blindwühlern
(Coecilia, Apoda) gehörige, auf Ceylon
[* 50] heimische Ichtyophis glutin sus.xxx Nach der von P. und F. Sarasin gemachten Entdeckung
werden weder, wie man vermutet, die Eier
[* 51] ins Wasser gelegt, noch lebendige Junge zur Welt gebracht, sondern
das Weibchen legt seine ovalen Eier in einer kleinen, selbstgegrabenen Erdhöhle nahe unter der Oberfläche
und nicht allzu
fern von einem fließenden Wasser ab. Die Eier sind zu zwei Schnüren vereint, deren jede 13-14 Stück enthält, und werden von der
Mutter in der Weise bebrütet, daß das Tier den Eierknäuel innig mit seinem Leib umschlingt, wodurch derselbe
in einem gleichmäßigen Grad von Feuchtigkeit erhalten bleibt, vielleicht auch eine Ernährung der Eier auf osmotischem Weg
erfolgt. In einer Länge von 7 cm verläßt der Embryo das Ei
[* 52] und stellt nun einen Wurm
[* 53] dar, der an jeder
Seite des Halses drei federartige Kiemen, am Schwanzende aber einen Flossensaum und zugleich höchst bemerkenswerterweise daselbst
in Gestalt eines kleinen, nach vorn vorspringenden Zapfens die Anlage einer hintern Extremität besitzt.
Während der Wanderung, die der junge Blindwühler von seinem Geburtsort antreten muß, um zum Wasser zu gelangen, verschwinden
die Kiemen unter Zurücklassung einer Narbe und er atmet im Wasser, an die Oberfläche steigend, mit Lungen;
zugleich besitzt er gut entwickelte Augen und zahlreiche, bei Wassertieren häufig auftretende Hautsinnesorgane. Ist das Tier
bis 13 cm herangewachsen, so verschwinden das Kiemenloch, der Flossensaum, der Extremitätenstummel sowie die Hautsinnesorgane,
während die Tentakel, die das erwachsene Tier charakterisieren, hervorsprossen.
Zugleich sind auch die Augen immer rudimentärer geworden, die Haut
[* 54] hat eine neue Struktur und Färbung erhalten, und das geschlechtsreife,
unterirdisch wühlende Tier ist fertig. Auffallenderwelse verläuft ganz ähnlich die Entwickelung der zu der Ordnung der Fischlurche
(Ichthyoidea) gehörigen, in Nordamerika heimischen Amphibienart AmphiumameausL. Auch hier werden nach
Entdeckung von Hay die ca. 150 Stück an Zahl betragenden Eier in zwei Schnüren unterhalb der Erdoberfläche in Höhlungen angelegt
und von der Mutter bebrütet.
Die in dem von Hay aufgefundenen Stadium 45 mm messenden, noch in den Eiern befindlichen, aber dem Ausschlüpfen nahen Embryonen
zeigten ebenfalls an den Seiten des Kopfes je drei einfach verzweigte Kiemen; die Augen schienen besser entwickelt, als dies
später der Fall ist; am Vorder- und Hinterfuß besaßen die Embryonen schon je drei Zehen. Augenscheinlich müssen auch bei
Amphiuma die Jungen eine Landwanderung antreten, bis sie den nächsten Wassertümpel erreichen.
Division der britisch-ind. ProvinzPandschab, umfaßt die Distrikte Amritsar, Gurdaspur und Sialkot und hat ein Areal
von 13,866 ykm (252 QM.) mit 2,729,109 Einw. (1,474,319
Mohammedaner, 921,171 Hindu, 328,927 Sikh, 2827 Christen).
Diese Provinz erfuhr durch den Ukas vom 8. (20.) Sept. 1888 eine Umgestaltung, indem zwei von der Küstenprovinz
abgetrennte Gebiete zu ihr geschlagen wurden, der vom Bezirk Gijiginsk
¶
mehr
abgetrennte und neugebildete Bezirk von Anadyr, welcher die Tschuktschenhalbinsel und das Becken des Anadyr umfaßt, und der
Bezirk der Kommandeurinseln, welcher die Berings-, Kupfer- und Robbeninseln umfaßt. Zugleich wurde der Sitz der Verwaltung von
Chabarowka nach Wladiwostok verlegt, das nebst der Murawiewhalbinsel und der RussischenInsel mit dem Südussuribezirk verbunden
wurde.
s. v. w. Mandelentzündung, s. Bräune^[= (Angina), im weitesten Sinn jede durch Entzündung und Anschwellung der Rachengebilde hervorgerufene ...] (Bd. 3).
(tertiärer Amylalkohol) C7H12O entsteht aus dem Fuselölamylen C5H10 bei
Behandlung mit Jodwasserstoff oder Schwefelsäure. Es bildet eine farblose Flüssigkeit von scharfem Geschmack und Geruch, spez. Gew.
0,828, ist löslich in 8 Teilen Wasser, mischbar mit Alkohol und gibt bei Oxydation nicht wie der gewöhnliche
AmylalkoholBaldriansäure, sondern Essigsäure und Aceton. Man benutzt es in Gelatinekapseln oder in Rotwein zur Hervorbringung
von Schlaf, welcher meist schnell eintritt, bei genügender Dosis 6-8 Stunden dauert und nach den Versuchen an der GießenerKlinik
dem normalen Schlafe völlig gleicht. Üble Zufälle, Vergiftungserscheinungen sind bis jetzt nicht beobachtet
worden. Bei bestehenden Magen- oder Rachenaffektionen muß es im Klysma gegeben werden. Es wirkt schwächer als Chloral, aber
stärker als Paraldehyd, erzeugt aber gleich diesem einen schlechten Geschmack und Geruch, besonders beim Erwachen.
großartige Ruinenstätte der alten Hauptstadt Ceylons und des Heiligtums des buddhistischen Kultus.
Schon 437 zur Residenz erhoben, wuchs es zu mächtigem Umfang, nachdem 308 v. Chr. die heiligen Reste Buddhas
hierher gebracht worden waren. Im J. 62 n. Chr. soll die Stadtmauer einen Umfang von 100 km gehabt haben. Als 769 die Residenz
nach Pollonaruva verlegt wurde, bewahrte Anaradschapura seine hohe Stellung als heilige Stadt, wurde aber Anfang des 13. Jahrh. von tamulischen
Eroberern von Grund aus zerstört und blieb seitdem verödet.
[* 61] Der Schiffahrtsverkehr zu Handelszwecken belief sich im J. 1887 auf 1157 eingelaufene
Schiffe
[* 62] mit 439,008 Ton. und auf 1168 ausgelaufene Schiffe mit 441,742 T. Der durch die Schiffahrt vermittelte Warenverkehr umfaßte
205,220 T., davon 195,059 T. in der Einfuhr (hauptsächlich englische Kohlen, Getreide,
[* 63] Zucker, Schienen, Bauholz und Petroleum).
In Ancona und in dem benachbarten Sinigaglia wurden in den letzten Jahren Zuckerraffinerien errichtet, die
hauptsächlich Rübenzucker ausländischen Ursprungs verarbeiten.
2) Karl,* dän. Schriftsteller, geb. als
Sohn eines isländischen Kaufmanns zu Kopenhagen,
[* 65] genoß seine Erziehung in Reykjavik, studierte in seiner Vaterstadt die Rechte
und wurde 1858 Assistent am naturhistorischen Museum von Rosenborg, später Inspektor und Schloßintendant daselbst. Von seinen
zahlreichen Dichtungen lyrischen und epischen Inhalts erwähnen wir: »Strid og Fred« (»Streit und Friede«,
1858);
3) Samuel, brit. Ingenieurmajor und Topograph, geb. zu
London,
[* 69] wurde 1858 Offizier und war 1859-62 Mitglied der Kommission, welche die Landgrenze zwischen den
Vereinigten Staaten und den britischen Besitzungen festzustellen hatte. Nachdem er die betreffenden Karten in London vollendet
hatte, ging er mit HauptmannWilson 1865-66 zu einer die spätere Aufnahme vorbereitenden Rekognoszierung nach Palästina
[* 70] und
wurde dann 1872 Hauptmann und Astronom der nordamerikanischen Grenzkommission. Die Aufnahmen und Ausarbeitungen
auf der Strecke vom Lake of the Woods bis zu den Felsengebirgen beschäftigten ihn bis 1876. Im J. 1879 beteiligte er sich als
britischer Kommissar an der Festsetzung der neuen GrenzeSerbiens und wurde bald darauf Major. Er starb in Dalhousie
Grange, Bonnyrigg in der schottischen Grafschaft Midlothian.