Alle genannten zoologischen
Fächer
[* 6] können zusammen als eigentliche, theoretische oder reine Zoologie bezeichnet werden. Ihr gegenüber
steht die angewandte Zoologie, welche die
Tiere nur mit Rücksicht auf ihre Nützlichkeit oder Schädlichkeit
für den
Menschen betrachtet und daher meist nur gewisse Tiergruppen (z. B. die
Haustiere) eingehend behandelt. Als
Zweige der
angewandten Zoologie unterscheidet man: die medizinische oder pharmazeutische Zoologie, welche sich mit den
Tieren beschäftigt, die medizinisch
verwandt werden oder als
Arzneimittel benutzte
Substanzen liefern;
die landwirtschaftliche Zoologie, welche sowohl
diejenigen
Tiere, die für die
Zwecke der
Landwirtschaft gezüchtet werden, als auch die den landwirtschaftlichen
Kulturen und
Haustieren schädlichen
Tiere bespricht;
Die Geschichte der Zoologie weist die allmähliche
Entwickelung der wissenschaftlichen Kenntnisse vom
Tierreich nach.
Die einzelnen zoologischen
Fächer sind keineswegs gleichzeitig begründet worden, auch ist die Erforschung
aller den
Menschen betreffenden Verhältnisse ihren eignen Weg gegangen. Die Anfänge der Zoologie reichen weit in das
Altertum,
bis zu
Alkmäon von
Kroton (um 520
v. Chr.), zurück; indessen ist als eigentlicher Begründer der Zoologie
Aristoteles anzusehen,
der zuerst alle damals bekannten zoologischen
Thatsachen sammelte und ordnete.
Von großer Bedeutung war
Albertus Magnus (im 13. Jahrh.), obwohl auch er sich im wesentlichen an
Aristoteles und
Plinius hielt.
Erst
KonradGesner (im 16. Jahrh.), dessen Leistungen in jeder
Weise grundlegend für die neuere Zoologie genannt
werden müssen, schilderte zum erstenmal die bekannten Tierformen von einem wirklich naturhistorischen Standpunkt aus und
gab im
Vergleich mit frühern
Versuchen außerordentlich gute Abbildungen. Neben ihm glänzten
Wotton und
Aldrovandi, doch ließen
es auch diese
Forscher noch bei der äußerlichen Kenntnis der Tierformen bewenden.
Zwar wurden um dieselbe Zeit auch Zergliederungen von
Tieren vorgenommen und beschrieben, indessen entsprangen diese anatomischen
Studien lediglich dem ärztlichen
Bedürfnis und blieben in solcher Abhängigkeit von der
Medizin noch lange. In eine der fruchtbarsten
Perioden trat die Zoologie durch die
Erfindung desMikroskops, welches
Malpighi und
Leeuwenhoek in die
Naturwissenschaft
einführten. Hatte
Swammerdam mit bewunderungswürdigem Fleiß den Leib der
Insekten u.
Weichtiere zergliedert und ihre
Metamorphosen
geschildert, so gaben jene
Forscher genaue Untersuchungen der
Gewebe
[* 11] und der kleinsten Organismen.
MalpighisArbeit über den Seidenschmetterling stellte die erste vollständige
Anatomie eines Gliedertiers dar.Leeuwenhoek
entdeckte die
Infusionstierchen und Blutkörperchen,
[* 12] ein unter ihm arbeitender
Student,
Hamm,
[* 13] die Samenfäden, welche damals
und noch lange nachher als »Samentierchen« angesehen wurden. Eine
Reihe andrer Gelehrter bereicherte die
Zootomie mit wichtigen
Entdeckungen, und diese rege wissenschaftliche Thätigkeit wurde nun auch wesentlich dadurch gefördert, daß sich bereits
einzelne Vereinigungspunkte teils für persönliche Berührung, teils zur Sammlung der litterarischen
Arbeiten darboten. 1652 gründete
Bausch in
Schweinfurt
[* 14] mit drei andern
¶
mehr
Ärzten die Academia naturae curiosorum, die zu bedeutendem Ansehen gelangte und sich sogar bis in die Gegenwart zu erhalten
gewußt hat. Um dieselbe Zeit wurden auch die Royal Society in London
[* 16] und die Académie des sciences in Paris
[* 17] gestiftet. Den
ersten Schritt zum Neubau der Zoologie als Wissenschaft in der Form, in welcher sie nun bald 200 Jahre bestanden
hat, that der EngländerJohnRay (1693). Er wurde ein direkter Vorgänger Linnés und trat durch die Aufstellung des naturhistorischen
Begriffs der Art, durch die vorwaltende Berücksichtigung der Anatomie der Tiere als Grundlage der Klassifikation und durch die
Einführung von schärfern Definitionen bahnbrechend auf.
Die zahlreichen Arbeiten der Zeitgenossen und unmittelbaren Nachfolger Rays gaben der Zoologie ein wissenschaftlich gesichertes Ansehen,
doch zeigte sich bei der Fülle des von allen Seiten herbeiströmenden Stoffes sehr bald die Notwendigkeit zu einem vorläufigen
Abschluß, der zugleich als neuer Ausgangspunkt dienen konnte. Einen solchen bewirkte der SchwedeKarl v.
Linné (Linnaeus). Dieser wurde, ohne sich gerade weitgreifender Forschungen und hervorragender Entdeckungen rühmen zu können,
durch die scharfe Sichtung des Vorhandenen zum Begründer einer neuen Forschungsrichtung und so gewissermaßen zum Reformator
der Wissenschaft.
Linné brachte die schon von Ray angedeuteten Verbesserungen des AristotelischenSystems zur Durchführung und teilte die
Tiere nach der Bildung des Herzens, nach der Beschaffenheit des Bluts, nach der Art der Fortpflanzung und Respiration in sechs Klassen,
nämlich in die Säugetiere, Vögel, Amphibien, Fische, Insekten und Würmer;
[* 19] die letzte Klasse enthielt, wie es nicht anders sein
konnte, ein buntes Gemisch der verschiedensten Tierformen. Linnés »Systema naturae«, das übrigens in
seinen 13 Auflagen wesentliche Veränderungen erlebte, erlangte eine weite Verbreitung und einen so großen Einfluß, daß
leider sogar noch heutzutage viele Anhänger desselben die strenge Methode der formellen Systematik für die Zoologie selbst halten
und die Bestimmung und Beschreibung der für unveränderlich erklärten Spezies als das einzige Ziel und
die eigentliche Aufgabe der Zoologie betrachten.
Dem gegenüber erhielt aber die eingehendere wissenschaftliche Behandlung des Gegenstandes eine bedeutende Kräftigung durch
Buffon und namentlich durch Bonnet, indem beide den zoologischen Einzelerfahrungen durch allgemeine Ideen einen geistigen Zusammenhang
zu geben versuchten. Zugleich nahm durch die Arbeiten von Reaumur, Rösel v. Rosenhoff, de Geer, Schäffer
u. a. die Kenntnis der Lebensgeschichte der Tiere in außerordentlichem Maße zu, und gleichzeitig wurde die vergleichende
Anatomie gefördert, welche allerdings unter dem Einfluß v. Hallers, des Schöpfers der Experimentalphysiologie, zunächst
in den Dienst der Physiologie trat und in erster
Linie die Lebenderscheinungen zu erklären versuchte. In
dieser Richtung legte Spallanzani durch seine Arbeiten den thatsächlichen Grund zu einer Theorie der Befruchtung,
[* 20] während KasparFriedrichWolff (1759) die Haltlosigkeit der Evolutionstheorie, nach welcher die Entwickelung eine bloße Vergrößerung und
Entfaltung des im Ei als vorgebildet anzunehmenden Keims sei, nachwies und so denGrund zur heutigen Entwickelungsgeschichte legte.
WolffsArbeiten gerieten aber zunächst in Vergessenheit, Epoche machte hingegen gleich bei seinem Auftreten Georg Friedr. Cuvier,
welcher 1812 eine wesentlich veränderte Klassifikation aufstellte, die seit Aristoteles den bedeutendsten Fortschritt der
Wissenschaft bezeichnete. Im Gegensatz zu der damals gültigen Ansicht von der Einheit der tierischen Organisation suchte er zu
zeigen, daß es im Tierreich vier Hauptzweige gebe, deren Unterabteilungen nur leichte, auf die Entwickelung
oder das Hinzutreten einzelner Teile gegründete Modifikationen seien.
Dieser brachte die Embryologie zu Ehren und wurde hierin von einer großen Anzahl Forscher um so eifriger
unterstützt, je mehr sich die Bedeutung dieses Wissenschaftszweigs für die gesamte Zoologie herausstellte. Auch
die vergleichende Anatomie, welche auf Grund der von Schleiden und Schwann aufgestellten Zellenlehre die mikroskopischen Verhältnisse
berücksichtigen lernte, erlangte großen Einfluß namentlich auf die Anschauungen über die niedern Tierformen,
von denen die meisten bis dahin gar nicht oder nur unvollkommen bekannt gewesen waren.
Litteratur. Die unter Anatomie (S. 538) angeführten Werke; Linné (s. d.), Systema naturae; Buffon (s. d.),
Histoire naturelle générale et particulière; Lamarck, Philosophie zoologique (Par. 1809, 2 Bde.;
deutsch, Jena
[* 25] 1875);
Cuvier (s. d.), Le
[* 26] règne animal; Goldfuß, Handbuch der Zoologie (Nürnb. 1821, 2 Tle.);
»Handwörterbuch der Zoologie« (hrsg.
von Jäger u. a., Bresl. 1880 ff.);
Knauer, Handwörterbuch der Zoologie (Stuttg. 1887);
Agassiz, Bibliographia zoologiae et geologiae (Lond. 1848-54);
Engelmann, Bibliotheca historico-naturalis, 1700-1846 umfassend (Lpz. 1846), fortgesetzt in
Carus u. Engelmann, Bibliotheca zoologica (das. 1861, 2 Bde.),
dazu Fortsetzung
bis 1878 von Taschenberg (das. 1886 ff.).
Gärten (Tiergärten), Parke, in denen einheimische und ausländische Tiere gehegt und zur Schau gestellt
werden. Ursprünglich dienten diese Einrichtungen, wie sie an den Höfen bestanden, teils der Jagdlust, teils der Kuriosität,
sind jedoch in der Neuzeit mit vielem Erfolg sowohl wissenschaftlichen Beobachtern als auch dem Publikum
zugänglich gemacht worden und gehören so zu den gemeinnützigen Unternehmungen. Zur Zeit sind sie fast alle von Privatleuten
auf Aktien gegründet, stehen auch meist gegen Entgelt jedermann offen, gestalten sich jedoch in einzelnen Fällen durch unnatürliche
Verbindung mit Konzerthallen und Restaurants auch wohl zu Vergnügungsorten.
Den in ihnen untergebrachten Tieren wird nach Möglichkeit Spielraum gelassen, so daß viele kleinere von ihnen kaum die Freiheit
vermissen dürften. Züchtungen von den in der Gefangenschaft gebornen Tieren geraten in vielen Fällen sehr gut. Mit einigen
Gärten stehen Aquarien in Zusammenhang, in denen Süßwasser- und Seetiere zur Schau gestellt sind. Der
wissenschaftliche Nutzen der zoologischen Gärten ist, soweit Säugetiere und Vögel in Betracht kommen, ziemlich bedeutend,
da in ihnen Gelegenheit zu biologischen Studien gegeben ist. Mit ihrer Hilfe ist es auch gelungen, die früher zum größten
Teil schlechten Abbildungen in zoologischen Werken durch getreu nach dem Leben aufgenommene zu ersetzen.
Vogelhäusern und Käfigen mit wilden Tieren, überrascht. Besonders ausgezeichnet waren die Schmuckvögel aus allen Teilen
des Aztekenreichs, doch fehlte es auch nicht an Schlangen.
[* 39] Den Raubvögeln dienten 500 Truthähne täglich zur Nahrung. 300 Menschen
waren mit der Pflege der Wasservögel, welche auf zehn Teichen gehalten wurden, ebensoviel mit der der
Raubtiere
[* 40] beschäftigt. Auch in den alten Klöstern des christlichen Abendlandes, so im 10. Jahrh. zu St. Gallen, unterhielt
man »Zwinger« mit allerlei Wild, Geflügel, wie solches teils in den nahen Alpen
[* 41] hauste, teils als Geschenk fremder Gäste dem
Kloster verehrt worden war.
KaiserMaximilian II. errichtete im Lustschloß Ebersdorf bei Wien und später in dem zwischen 1564 und 1576 erbauten Schloß
Neugebäu Menagerien. Die Schicksale der erstern sind unbekannt, die letztere wurde 1704 zerstört, von KaiserKarl VI. aber
wiederhergestellt. PrinzEugen von Savoyen hatte 1719 auf seinem SchloßBelvedere bei Wien eine Menagerie erbaut, welche nach seinem
Tod 1737 vom Kaiser angekauft und mit der kaiserlichen vereinigt wurde; 1781 aber wurde die Anstalt aufgehoben
und zur SchönbrunnerMenagerie geschlagen, welche 1752 errichtet wurde und noch jetzt fortbesteht. Im 16. u. 17. Jahrh.
gehörte eine Menagerie zu den Requisiten des Hofs.
Museum, eine Anstalt, in welcher getrocknete, ausgestopfte, in Alkohol und andern Flüssigkeiten konservierte
Tiere, auch wohl Nachbildungen von ihnen in Wachs etc. aufbewahrt und zur Schau gestellt sind. An jeder Universität
befindet sich ein und zoologisches Museumund steht gewöhnlich unter Leitung des ordentlichen Professors der Zoologie. Nur dann, wenn es einen
außergewöhnlich großen Umfang erreicht, ist es wohl einem besondern Direktor unterstellt; dann hat aber meist der Universitätsprofessor
ein kleines Museum zum Gebrauch bei seinen Vorlesungen.
Auch in manchen andern Städten befinden sich zoologische Museen (z. B. in Hamburg,
[* 63] Bremen),
[* 64] jedoch beschränken sich diese häufig
und mit Recht auf Sammlungen von Tieren der betreffenden Provinz, enthalten also nur die sogen. Lokalfauna. Diese ist auch in
einzelnen größern Museen getrennt von der übrigen Sammlung aufgestellt. Im übrigen werden die Tiere
nach den zoologischen Systemen angeordnet und sind in möglichst vielen Exemplaren vorhanden, um einen Überblick über die
individuellen Schwankungen in Größe, Färbung etc. zu gewähren. Von den niedern Tieren finden sich in manchen Museen auch
anatomische Präparate (s. d.) vor, während von den höhern Tieren solche vielfach nur in den anatomischen
Museen anzutreffen sind. Ausgestopft werden meist nur die Säugetiere und Vögel, die größern Reptilien und Fische; einfach
getrocknet viele Korallen,
[* 65] Schwämme,
[* 66] Seeigel, Seesterne,
[* 67] Krebse etc.; getrocknet und auf
¶
Stationen, wissenschaftliche Anstalten zum Studium der Meeresbewohner in lebendem Zustand, daher stets an der
Küste gelegen. Das erste derartige Institut ist die von AntonDohrn zu Anfang der 70er Jahre gegründete und noch geleitete
Neapolitaner Station. In ihr, die mit einem großen öffentlichen Aquarium (s. d.) verbunden ist, sind
die Arbeitsplätze, ausgerüstet mit allen zur makro- und mikroskopischen Untersuchung erforderlichen Gerätschaften und
chemischen Reagenzien, an verschiedene europäische Regierungen vermietet und werden von diesen auf Monate oder Jahre mit Forschern
besetzt.
Letztern wird das von ihnen zum Studium gewünschte Material (Tiere und Pflanzen) in lebendem Zustand gebracht;
in diesem können sie es auch durch geeignete Zirkulationsvorrichtungen erhalten und beobachten, es zu physiologischen Versuchen
verwenden oder chemisch studieren etc. Die zoologische Station zu Neapel ist ferner mit einer Fachbibliothek von etwa 4000 Bänden
ausgestattet. Die Fischerei
[* 75] und zugleich die systematische Durchforschung der Fauna und Flora des Golfs wird
durch zwei kleine Dampfer sowie durch einen Taucherapparat besorgt. Außerdem liefert die zoologische Station gut konservierte
Tiere und Pflanzen. Auch gibt sie drei Zeitschriften heraus: »Fauna und Flora des Golfs von Neapel«, »Mitteilungen aus der zoologischen
Station« und »Zoologischer Jahresbericht«. -
In neuester Zeit sind noch mehrere in zoologische Stationen allen Erdteilen gegründet worden.
Von europäischen ist unter diesen die bekannteste die französische von Lacaze-Duthiers zu Roscoff an der bretagnischen Küste,
gleichfalls mit Staatsunterstützung und besonderer Zeitschrift (»Archives de Zoologie expérimentale et générale«),
(griech.), die Lehre von den vorweltlichen Tieren. ^[= # ein meist frei und willkürlich beweglicher, mit Empfindung begabter Organismus, der organischer ...]
(griech.), Lehre von den Krankheiten der Tiere. ^[= # ein meist frei und willkürlich beweglicher, mit Empfindung begabter Organismus, der organischer ...]
(niederd. top), eigentlich das spitz zulaufende Ende eines Dinges, daher im Forstwesen der Baumgipfel, besonders
des Nadelholzes, und (Topp) die Spitze des Mastes, vorzugsweise aber das lang zusammengeflochtene oder zusammengebundene Haupthaar,
während Schopf das freie oder gebüschelte Haupthaar bezeichnet. Die Sitte, das Haar
[* 86] in einen Zopf zusammenzufassen, war bei
den Frauen in den verschiedensten Zeiten und Gegenden heimisch (vgl. Haare,
[* 87] S. 974). Die Frauen des deutschen
Mittelalters trugen die Zöpfe gern über die Schultern nach vorn gelegt und durchflochten sie auch wohl mit Goldfäden, Perlenschnüren
u. Borten.
Bei Leistung gewisser Eide galt der Zopf sogar als Rechtssymbol (man schwur »mit
Hand
[* 88] und Mund, mit Zopf und Brust«). Die Sitte, wonach auch die Männer Zöpfe trugen, ging 1713 von dem preußischen König FriedrichWilhelm I. aus, der den Zopf beim Militär einführte, und ward von allen europäischen Heeren angenommen. Danach wurde im vorigen
Jahrhundert auch bei den Zivilpersonen aller Stände der Zopf herrschend, bis er nach dem Vorgang des GroßherzogsKarlAugust von Weimar
[* 89] im Anfang der 80er Jahre zu schwinden begann und durch die französische Revolution abgeschafft wurde.
In der letzten Periode der Zöpfe trug man meist falsche, nur eingebundene Patentzöpfe. Jetzt ist der Zopf der Männer noch
bei einigen slawischen Volksstämmen, namentlich bei den Morlaken in Dalmatien, üblich, welche ihn mit
schwarzwollenen Bändern durchflechten, mit Quasten und Zieraten von Zinn, Seide,
[* 90] Glas u. dgl. schmücken und oft noch irgend
einen beschriebenen Zettel in Briefform (zapis) als Amulett daran hängen. Als weibliche Haartracht sind lang herabhangende
Zöpfe in neuester Zeit wiederum Mode geworden, oder sie werden spiralförmig zusammengelegt und am Hinterkopf
oder über dem Scheitel befestigt. - Bildlich versteht man unter Zopf altfränkisches Wesen, Pedanterie, Borniertsein und Unnatur
etc. In der Kunst nennt man Zopf- oder Perückenstil denjenigen Stil, welcher eine Reaktion gegen die Üppigkeit des Rokokostils
bildete und sein Ideal in geradliniger Steifheit,
¶
mehr
Nüchternheit und pedantischer Einfachheit sah. Die Formen der Antike wurden dabei, jedoch ohne tieferes Verständnis, nachgeahmt.
Der Zopfstil ist der letzte Ausläufer des Renaissancestils und umfaßt etwa die Zeit der RegierungLudwigs XVI. von Frankreich.
Vgl. auch Rokoko.
Auch bearbeitete Zöpfl die 3. Auflage von P. A. G. v. Meyers »Corpus juris confoederationis
germanicae« (Frankfurt a. M. 1858-69, 3 Bde.).
Nach seinem Tod erschien noch: »Grundriß zu Vorlesungen über Rechtsphilosophie« (Berl. 1878).
beschäftigte sich aber vorwiegend mit Arbeiten geophysikalischer Natur, wie seine
1878-1879 in Wiedemanns »Annalen« erschienenen »Hydrodynamischen Probleme in Beziehung zur Theorie der Meeresströmungen«
[* 105] darthun. 1880 wurde er als Professor der Geographie nach Königsberg berufen u. lieferte von hier für das »Geographische Jahrbuch«
(1880, 1882, 1884) ausführliche Berichte über den gegenwärtigen Standpunkt und die Fortschritte der Geophysik sowie (1882
und 1884) über die wissenschaftlichen Reisen und Erforschungsexpeditionen in
Afrika
[* 106] 1876-84. Auch erschien
von ihm ein »Leitfaden der Kartenentwurfslehre« (Leipz.
1884). Auf seine Anregung wurde 1882 die KönigsbergerGeographischeGesellschaft gegründet, der er bis zu seinem erfolgten
Tod vorstand.
vornehmer Perser, Sohn des Megabyzos, verhalf 518 v. Chr., nach Herodots sagenhafter Überlieferung, dem Perserkönig
Dareios I. zur Wiederunterwerfung des empörten Babylon, indem er sich selbst verstümmelte, unter dem
Vorwand, sich an Dareios, der ihn so mißhandelt habe, rächen zu wollen, zu den Babyloniern überging, deren Vertrauen und
den Oberbefehl in Babylon erlangte und darauf die Stadt Dareios überlieferte, wofür er zum Lohn die VerwaltungBabylons für
die Zeit seines Lebens, ohne daß er Tribut an den König abzuführen hatte, erhielt.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg,
[* 107] KreisBitterfeld,
[* 108] am Strengbach, hat eine evang. Kirche, ein Schloß,
ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, Zucker-, Rübensaft-, Papier- und Pappen-, Leder- und Schuhfabrikation, mechanische Weberei,
[* 109] eine
Orgelbauanstalt, eine Dampfschneidemühle, Ziegelbrennerei, Bierbrauerei, Zwiebelbau und (1885) 3936 meist
evang. Einwohner.
KreisBlankenburg, in einem Harzthal an der Zorge (einem Nebenfluß der Helme),
[* 110] hat eine
evang. Kirche, ein Eisenhüttenwerk mit Hochofenbetrieb, Eisengießerei
[* 111] und Maschinenfabrikation, eine Holzessigfabrik, Eisensteingruben
und (1885) 1316 Einw.
Auf die Kunde hiervon hob Fermor die Belagerung von Küstrin auf und erwartete mit seinen 50,000 Mann und zahlreicher irregulärer
Reiterei bei dem Dorf Quartschen, im Rücken und in der rechten Flanke durch den morastigen Grund der Mietzel
gedeckt, den Angriff der Preußen
[* 116] von Norden
[* 117] her. Friedrich umging 24. Aug. die russische Stellung und stellte sich am Morgen des 25. südlich
von ihr bei Zorndorf auf, wodurch Fermor genötigt war, seine Fronte umzukehren. Friedrich richtete seinen Hauptangriff
gegen den rechten Flügel der Russen, doch erfolgte derselbe nicht rasch und gleichmäßig
¶