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Meers, von 819 bis 1022 Residenz der Zijâdifürsten und jahrhundertelang Sitz großer Gelehrsamkeit, hat angeblich 7000 Einw.
Meers, von 819 bis 1022 Residenz der Zijâdifürsten und jahrhundertelang Sitz großer Gelehrsamkeit, hat angeblich 7000 Einw.
(Tigerpferd, Hippotigris H. Sm.), Untergattung der Gattung Pferd [* 2] (Equus L.), Einhufer, welche in ihrer Gestalt ebensosehr den Rossen wie den Eseln gleichen, mit gedrungenem Leib, starkem Hals, ziemlich langen, breiten Ohren, aufrecht stehender Mähne, gegen das Ende hin lang behaartem Schwanz und lebhaft gefärbtem und gestreiftem Fell. Das Quagga (H. Quagga Gmel.), 2 m lang, 1,3 m hoch, mit 60 cm langem Schwanz, nähert sich in seiner Gestalt mehr dem Pferd als dem Esel, ist am Kopf dunkler, auf dem Rücken, dem Kreuz [* 3] und an den Seiten heller braun, am Bauch, [* 4] an der Innenseite der Schenkel und am Schwanz weiß, an Kopf, Hals und den Schultern gräulichweiß gestreift, auch noch auf dem Leib mit einigen derartigen Streifen gezeichnet, und längs des Rückens zieht sich eine schwärzlichbraune, rötlichgrau besäumte Binde bis auf den Schwanz herab.
Das Tigerpferd (Dauw, H. Burchellii Gray), das edelste dieser Tiere, kaum kleiner als das vorige, ist oben isabellfarben, unten weiß, auf dem ganzen Körper schwarz gestreift, nur an den Füßen rein weiß. Der Rückenstreifen ist schwarz, weiß eingefaßt. Das Zebra (Bergpferd, H. Zebra L.), von etwa gleicher Größe, nähert sich mehr dem Esel, besonders dem Dschiggetai, als dem Pferd, namentlich auch in der Behaarung des Schwanzes, ist weiß oder hellgelblich, am ganzen Körper, auch an den Beinen, schwarz oder rotbraun gestreift.
Auf dem Rücken verläuft ein dunkel braunschwarzer Längsstreifen und längs des Unterleibes ein zweiter. Das Quagga bewohnt die Ebenen Südafrikas nördlich bis zum Vaalfluß, das Tigerpferd reicht weiter nach N., vielleicht bis 10° nördl. Br., während das Zebra sich in Gebirgsgegenden des südlichen und östlichen Afrika [* 5] nördlich bis Abessinien findet. Quagga und Dauw leben in ziemlich starken Herden, namentlich der Dauw tritt in Gesellschaften auf, welche Hunderte zählen.
Stets hält sich jede Art für sich, aber in den Quaggapfaden finden sich stets Strauße und Antilopen und in denen des Dauw das gestreifte Gnu. Alle Tigerpferde sind ungemein flüchtig, scheu und wachsam; in der Nahrung zeigen sie sich nicht besonders wählerisch, werden aber durch das Klima, [* 6] wie die übrigen in Herden lebenden Tiere Südafrikas, zu Wanderungen gezwungen. Quagga und Dauw folgen nicht selten den Rossen der Reisenden und weiden ruhig unter ihnen. Alle Sinne der Tigerpferde sind scharf, sie besitzen große Wildheit und hohen Mut, zeigen sich aber auch tückisch und schwierig zähmbar.
Das Quagga ist wiederholt zum Ziehen und Tragen abgerichtet worden. In der Gefangenschaft halten sich die Tiere recht gut, und wiederholt wurden mit Esel, Halbesel und Pony Bastarde erzeugt, von welchen manche sich fruchtbar erwiesen. Einen Hippotigris tötete Caracalla 211 in Rom, [* 7] doch ist nicht festzustellen, welcher Art dies Tier angehörte. Erst nach der Ansiedelung der Portugiesen in Ostafrika wurde das Zebra genauer bekannt; 1666 kam das erste Tier aus Äthiopien nach Kairo. [* 8]
s. Astrilds. ^[= (dünnschnäbelige Prachtfinken, Astrilda), Vögelgruppe aus der Ordnung der Sperlingsvögel, ...]
s. Palmenholz. ^[= (Palmyraholz), das Holz mehrerer Palmen, welches in den europäischen Handel kommt. ...]
s. Beutelwolf. ^[= (Beutelhund, Thylacinus cynocephalus Wagn., s. Tafel "Beuteltiere"), Säugetier ...]
(Bos indicus), s. Rind, ^[= (Ochs, Bos L., hierzu Tafel "Rinder"), Gattung der paarzehigen Huftiere aus der Familie ...] [* 9] S. 835.
(Cebu, Sebu), eine der Philippineninseln, zur Gruppe der Bissayas gehörig, lang und schmal von NO. nach SW. gestreckt, bildet mit den Nebeninseln eine Provinz des Distrikts Bissaya und ist 4697 qkm (85,3 QM.) groß mit (1879) 441,635 Einw., liefert Tabak, [* 10] Baumwolle, [* 11] Hanf, Reis, Wachs, Honig, Salanganennester und etwas Gold. [* 12] - Die gleichnamige Hauptstadt, mit Fort, Sitz eines Bischofs und eines spanischen Gouverneurs, liegt auf der Ostküste.
(ital.), Münzgebäude, besonders die von Sansovino 1536 erbaute Münze in Venedig [* 13] (s. d., S. 76).
(Zechine, ital. Zecchino, franz. Sequin), der ital. Dukaten, ursprünglich venezianische, seit dem Ende des 13. Jahrh. geprägte Goldmünze, welche ihren Namen von dem Münzgebäude, la Zecca, führt und in ganz Italien [* 14] sowie in angrenzenden Ländern im Gebrauch war. Sie war ursprünglich 23 Karat 10-11 Grän fein, von Dukatengröße, ¼ Lot schwer und stellte auf dem Gepräge, welches keine Jahrzahl enthielt, den heil. Markus dar, wie er dem Dogen die Kreuzesfahne überreicht.
Auf die rauhe Mark gingen 67,088, auf die kölnische Mark 67,558. Stück Zecchinen. Österreich [* 15] prägte sie als Handelsmünze noch bis 1822 und setzte sie auf 13⅗ österreichische Lire oder auf 4 Guld. 31½ Kr. im 20-Guldenfuß fest. Es gibt auch halbe und Viertel- sowie Doppelzecchinen. Den Namen Zecchine gab man in Deutschland [* 16] auch verschiedenen ältern türkischen und ägyptischen Goldmünzen, welche schon seit längerer Zeit nicht mehr geprägt werden. Die seit Clemens XIII. und bis 1834 geprägten Zecchinen von Rom und Bologna waren gesetzlich von ganz feinem Gold und hatten einen Wert von 9,556 Mk.
Grube, Berggebäude;
Zechenhaus, s. v. w. Huthaus (s. d.). ^[= (nhaus), das Gebäude bei der Grube, in welchem Materialien und Gezähe aufbewahrt werden ...]
s. Dyasformation. ^[= (permische Formation, hierzu Tafel "Dyasformation"), jüngste Formation der paläozoischen ...]
(Ixodidae Leach), Familie aus der Klasse der Spinnentiere [* 17] und der Ordnung der Milben, flach gedrückte, mehr oder weniger eiförmige Tiere mit hornigem oder lederartigem, sehr dehnbarem Körper, kleinen Kiefertastern und einem sehr vollkommen organisierten Saugapparat, der von dem ersten Unterkieferpaar und den Kieferfühlern gebildet wird, indem ersteres durch Verwachsung eine Art Unterlippe darstellt, deren Ligularteil rinnenförmig und auf der konvexen Seite mit Widerhaken besetzt erscheint.
Die Kieferfühler, welche innerhalb der Röhre verlaufen und durch starke Muskeln [* 18] weit hervorgestreckt und zurückgezogen werden können, funktionieren teils als Haft-, teils als Stechorgane. Die Hornbedeckung erscheint meist als ein Schild, [* 19] welches den ganzen oder nur den vordersten Teil des Rückens bedeckt. Die acht Beine sind schlank, gleich gestaltet, mit zwei Klauen versehen; Nebenaugen fehlen zuweilen. Die Zecken erreichen in den Tropen eine Größe von 9 mm und mehr, und die Weibchen nähren sich vom Blute der Säugetiere, Vögel [* 20] und Reptilien, auf deren Körperhaut sie sich festsaugen.
Dabei dehnt sich ihr Körper so stark aus, daß die kleinsten Arten von kaum 2 mm Länge bis zur Größe einer Bohne anschwellen, so daß sie bei zahlreichem Vorkommen ihren Wohntieren eine bedeutende Menge Blut entziehen; außerdem werden sie durch den Reiz, den sie auf die Haut [* 21] ausüben, sehr lästig. Bei der Begattung sitzt das sehr kleine Männchen an der Bauchseite des Weibchens. Die gemeine Zecke (Hundszecke, Holzbock, Ixodes ricinus L.), 1-2 mm lang, mit glatter, ungerandeter Körperoberfläche, gerundetem, nach vorn etwas verengertem Rückenschild, welches den größten Teil des Leibes frei läßt, schwarz, am hintern Teil des Körpers beim Weibchen mennigrot, findet sich in Europa [* 22] häufig in Wäldern, saugt sich an Hunden, häufig auch an Menschen an und läßt sich durch Betupfen mit Öl oder Benzin am leichtesten entfernen. Der ¶
violettrote Holzbock (I. reduvius L., s. Tafel »Spinnentiere«),
5 mm lang, mit größerm Rückenschild, rot, stellenweise weiß bereift, am Hinterkörper dunkel gestreift, findet sich besonders an Schafen, Hunden und Rindern. Die muschelförmige Saumzecke (Argas reflexus Latr.), 5-6 mm lang, mit gerandetem, schildförmigem, auf der Rückenseite mit Wülsten und Muskeleindrücken versehenem Körper, rötlich gelbgrau mit blaßgelben Beinen, in Frankreich, Italien und Deutschland, schmarotzt auf jungen Tauben, [* 24] welche oft durch diese Plage zu Grunde gerichtet werden, geht aber auch auf Menschen über und veranlaßt durch ihren Stich ein heftiges, oft 8 Tage anhaltendes Jucken, welches sich im Verlauf der Adern verbreitet, auch Entzündungen und Anschwellungen. Die persische Saumzecke (Giftwanze von Miana, A. persicus Fisch.), braunrot mit weißen, runden Grübchen, lebt in Persien [* 25] und Ägypten [* 26] in Wohnungen, überfällt nachts die Schlafenden, macht schmerzhafte Wunden und vertreibt bisweilen die Einwohnerschaft ganzer Dörfer.
bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. G. H. ^[Johann Georg Heinrich] Zeder, geboren zu Lichtenfels, gest. 1803 als Arzt in Bamberg [* 27] (Eingeweidewürmer).
letzter König des Reichs Juda, dritter Sohn des Josias, hieß eigentlich Matanja, ward nach Wegführung des Königs Jojachin (Jechonja) 597 v. Chr. von Nebukadnezar als König eingesetzt, aber von demselben, da er 588 im Vertrauen auf ägyptische Hilfe versucht hatte, das babylonische Joch abzuschütteln, in Jerusalem [* 28] eingeschlossen, 586 auf nächtlicher Flucht bei Jericho gefangen, nach Hinrichtung seiner Söhne geblendet und in Ketten nach Babylon geführt, wo er im Kerker endete.
(Cedent, lat.), der ein Forderungsrecht abtretende Gläubiger, der Abtretende oder Ablassende (s. Zession).
Bezeichnung sehr verschiedener Pflanzen. Ursprünglich nur für gewisse Juniperus-Arten und die Libanonzeder (s. Cedrus) gebräuchlich, ist der Name vielfach übertragen worden, und man versteht jetzt unter Barbadoszeder: Juniperus barbadensis, Bastardbarbadoszeder: Cedrela odorata, Bastardzeder: Guayania ulmifolia, auch wohl Cedrela odorata, Bermudazeder: Juniperus bermudiana, Guayanazeder: Icica altissima, Honduraszeder: Cedrela odorata, japanische Zeder: Cryptomeria japonica, Goazeder: Cupressus lusitanica, kalifornische Zeder: Taxodium distichum, Pricklyzeder: Cyathodes Oxycedrus, rote oder virginische Zeder: Juniperus virginiana, weiße Zeder: Cupressus thujoides, Taxodium distichum, Icica altissima, spanische Zeder: Juniperus oxycedrus und Cedrela odorata.
Bei den Griechen bedeutete kedros und kedrís nur »wohlriechendes Holz«, [* 29] die Libanonzeder hieß Kedros thaumaste, d. h. die wunderbare Zeder. Das kedros, zu feinern Arbeiten, wohl auch zu Särgen dienend, wurde im Orient wahrscheinlich von Juniperus excelsa oder religiosa, in Nordafrika von Callitris (Thuja) articulata, in Ägypten vielleicht auch von Juniperus procera gewonnen. Das »Zedernholz« aus Gräbern des Heiligen Landes stammt sicher von keiner Konifere, es sei denn Juniperus phoenicea, ab. Das berühmte Zedernholz der Römer [* 30] lieferte Callitris articulata. Über Himalajazeder s. Cedrus. Im Handel unterscheidet man gegenwärtig weißes Zedernholz von Juniperus oxycedrus, Cupressus thujoides, Thuja occidentalis (kanadisches Zedernholz) und Taxodium distichum und rotes Zedernholz (besonders für Bleistifte) von Juniperus virginiana und bermudiana. Das Cubazedernholz, Zuckerkistenholz stammt von Cedrela odorata.
Teil der Keulschen Vaart, eines Kanals, der Amsterdam [* 31] mit Lek, Merwede und Rhein verbindet.
Der Zederikkanal selbst verbindet Vianen am Lek vermittelst der Linge mit Gorinchem (Gorkum) an der Merwede, 23 km lang.
ätherisches Öl, welches aus dem Holz der Zeder (Cedrus libanotica) durch Destillation [* 32] mit Wasser gewonnen wird, kommt selten im Handel vor und wird meist ersetzt durch das auf gleiche Weise erhaltene ätherische Öl der virginischen Zeder (Juniperus virginiana), welches man aus den bei der Bleistiftfabrikation abfallenden Holzspänen destilliert (Ausbeute 2 Proz.). Dies Öl bildet bei 27° eine weißliche oder rötliche Kristallmasse, riecht dem echten Zedernöl sehr ähnlich und gibt in Alkohol gelöst mit einem Zusatz von Rosenessenz das beliebte Parfüm Libanon-Zeder. Man benutzt es auch zum Parfümieren billiger inländischer gebeizter Hölzer, die auf Zigarrenkisten verarbeitet werden. Ein weingeistiger Auszug der Späne, welcher außer dem Öl noch roten Farbstoff enthält, ist als Zederntinktur im Handel, dient zu Zahntinkturen und ist Hauptbestandteil des französischen Eau Botot.
(cedieren, lat.), weichen, einem etwas abtreten, überlassen, namentlich ein Forderungsrecht;
s. Zession.
1) Karl Abraham, Freiherr von, preuß. Minister, geb. zu Schwarzwalde bei Landeshut in Schlesien, [* 33] trat 1755 als Kammergerichtsreferendar in den Staatsdienst, ward 1759 Oberamtsregierungsrat in Breslau, [* 34] 1764 Präsident der Regierung daselbst und 1770 Geheimer Staats- und Justizminister und erhielt 1771 neben dem Kriminaldepartement das ganze geistliche Departement in Kirchen- und Schulsachen. Er bekleidete also die Stelle eines Kultus- und Unterrichtsministers.
Ein Anhänger der Kantschen Philosophie, ließ er sich die Pflege des Volksschulwesens besonders angelegen sein und beförderte auch auf den höhern Schulen und Universitäten eine freie Geistesrichtung. Als Friedrich II. während des Arnoldschen Prozesses 1779 von ihm die Bestrafung der beteiligten Kammergerichtsräte verlangte, weigerte sich Zedlitz entschieden und zog sich auf einige Zeit die Ungnade des Königs zu. 1788 verlor er das geistliche Departement, das Wöllner übertragen wurde, nahm 1789 ganz seine Entlassung aus dem Staatsdienst und starb auf seinem Gut Kapsdorf in Schlesien.
Vgl. Rethwisch, Der Staatsminister Freiherr v. Zedlitz und Preußens [* 35] höheres Schulwesen etc. (2. Aufl., Berl. 1886).
2) Joseph Christian, Freiherr von, Dichter, geb. zu Johannisberg in Österreichisch-Schlesien, wo sein Vater Landeshauptmann war, besuchte das Gymnasium zu Breslau, trat 1806 in das österreichische Husarenregiment Erzherzog Ferdinand und nahm als Oberleutnant und Ordonnanzoffizier des Fürsten Hohenzollern [* 36] an dem Feldzug von 1809, namentlich an den Schlachten [* 37] von Regensburg, [* 38] Aspern [* 39] und Wagram [* 40] und dem Treffen bei Hausen, rühmlichen Anteil, nahm dann aber seinen Abschied, um dem Willen der Familie gemäß die Bewirtschaftung seiner Güter in Ungarn [* 41] zu übernehmen. 1837 ward er zum außerordentlichen Dienst ins Ministerium des Auswärtigen berufen; später vertrat er Sachsen-Weimar, Nassau, Braunschweig, [* 42] Oldenburg [* 43] und Reuß [* 44] als Geschäftsträger am österreichischen Hof. [* 45] Seine ¶
Muße war der Poesie gewidmet. Er starb in Wien. [* 47] Von seinen »Dramatischen Werken« (Stuttg. 1830-36, 4 Bde.; neue Ausg. 1860) fanden die Trauerspiele: »Zwei Nächte zu Valladolid« (Wien 1825),
»Der Stern von Sevilla« [* 48] (Stuttg. 1830) und das Schauspiel »Kerker und Krone« (das. 1834),
dessen Gegenstand Tassos letzte Lebenstage bilden, ihrer Zeit Beifall. Eine höhere Stelle nimmt Zedlitz als lyrisch-reflektierender und erzählender Dichter ein. Unter seinen »Gedichten« (Stuttg. 1832, 5. Aufl. 1855) befinden sich auch die früher schon einzeln erschienenen »Totenkränze« (das. 1827; 2. Aufl., Wien 1841),
die, »ein Mausoleum großer Toten«, in einem Cyklus lebensvoller Bilder in begeisterter Dichtersprache die Idee der Unsterblichkeit, der Wandelbarkeit des irdischen Glücks gegenüber, veranschaulichen. Zedlitz macht darin zuerst den gelungenen Versuch, die italienische Kanzone mit Erweiterung ihrer ursprünglichen Schranken in einer umfangreichern Dichtung anzuwenden. In jener Sammlung befindet sich auch die berühmte Ballade »Die nächtliche Heerschau«, welche an Neukomm einen originellen Tonsetzer gefunden hat. Die poetische Erzählung »Waldfräulein« (Stuttg. 1843; 4. Aufl., das. 1856) ist trotz romantischer Einkleidung voll Lebensfrische und Reiz; unter den spätern poetischen Erzählungen zeichnen sich die »Altnordischen Bilder« (das. 1850) aus. Glänzenden Erfolg hatte in Österreich sein »Soldatenbüchlein« (Wien 1848; 3. Aufl., Stuttg. 1852),
eine Art poetischer Katechismus für die reaktionär gesinnte, bigott katholische Soldateska des Kaiserstaats. Außerdem hat Zedlitz Byrons »Childe Harold« (Stuttg. 1836) meisterhaft übersetzt und eine Anzahl politischer Flugschriften, z. B. über die Verhältnisse Ungarns, Galliens und des Orients, veröffentlicht und zwar im Sinn des Wiener Kabinetts, gleich seinen halb offiziellen Aufsätzen für die Augsburger »Allgemeine Zeitung«.
Octavio Athanis, Freiherr von, Abgeordneter, geb. zu Glatz, [* 49] besuchte das Gymnasium daselbst und die Ritterakademie zu Liegnitz, [* 50] studierte darauf in Heidelberg [* 51] und Berlin [* 52] die Rechte, trat 1860 in den Staatsverwaltungsdienst und ward 1868 Landrat des Kreises Sagan. [* 53] Da er 1866 als Leutnant im 4. Husarenregiment bei Königgrätz [* 54] schwer verwundet worden war, wurde er während des französischen Kriegs 1870/71 als Unterpräfekt von St. Quentin verwendet. 1874 ward er als Hilfsarbeiter in das Reichskanzleramt, 1876 in das Handelsministerium berufen und 1881 Geheimer Oberregierungsrat und vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. 1871-74 Mitglied des Reichstags und seit 1877 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, schloß er sich der freikonservativen Partei an und beteiligte sich besonders eifrig an den Beratungen über finanzielle Fragen.
s. Zitronat. ^[= (Sukkade, Caro citri, Confectio carnis Citri), die unreife, daher grüne Schale der ...]
s. Zitronenöl. ^[= (Cedroöl, Limonenöl), ätherisches Öl, welches aus der äußersten Schale der ...]
(hebr.), s. Sadduzäer. ^[= (hebr. ), die Oppositionspartei der konservativen Pharisäer (s. d.), als deren Stifter ...]
(Seeland), die südwestlichste Provinz des Königreichs der Niederlande, [* 55] an der Nordsee, 1778,60 qkm (32,3 QM.) groß mit (1888) 200,602 Einw., von denen 73,5 Proz. der reformierten, 26 Proz. der römisch-katholischen Kirche angehören, besteht aus den durch die Mündungsarme der Schelde gebildeten Inseln (zum Teil schon wieder mit dem Festland verbunden) Süd- und Nordbeveland, Walcheren, Wolfaartsdyk, Schouwen, Duiveland, Tholen und St. Philippsland und dem sogen. Staatsflandern (s. Flandern).
Die Küsten sind ganz flach und teilweise durch Dünen, vorzugsweise aber durch kostspielige Dämme geschützt. Das Land hat einen höchst fruchtbaren Boden. Die Ackerfläche beträgt 58,6 Proz., die Obst- und Gemüsegärten 1,6, die Weiden 21,5 und die Waldungen 1,2 Proz. des Areals. Hauptprodukte sind: Getreide [* 56] (Weizen), Hülsenfrüchte, Krapp, Flachs, Fische, [* 57] Muscheln, [* 58] Austern etc. Die wichtigsten Erwerbsquellen sind Ackerbau und Viehzucht; [* 59] die Industrie ist, mit Ausnahme von Krapp-, Garancin- und Kalikofabrikation, ohne wesentliche Bedeutung; außerdem werden noch Schiffbau, Brauerei, Brennerei und Salzschlämmerei getrieben. Der transatlantische Verkehr war infolge der Versandung der Häfen seit dem 18. Jahrh. sehr zurückgegangen, hat sich aber seit der Erweiterung des Hafens von Vlissingen und durch den Anschluß an das deutsche Eisenbahnnetz neuerdings gehoben. Die Provinz zerfällt in die zwei Bezirke: Middelburg und Zierikzee; Hauptstadt ist Middelburg. S. Karte »Niederlande«. - Das Land mußte zu Anfang des Mittelalters erst dem Meer abgewonnen werden, während es anderseits durch Durchbrüche des Wassers zum Teil aus festem Land in Inseln verwandelt wurde. Es war Eigentum der Kaiser, welche bald die Grafen von Flandern, bald die von Holland damit belehnten. Diese Grafen machten sich im 10. und 11. Jahrh. unabhängig, und Zeeland war lange der Zankapfel zwischen beiden, bis Florens V., Graf von Holland, 1269 Beatrix, die Tochter des Grafen Guido von Flandern, heiratete und zur Mitgift alle Rechte auf Zeeland erhielt. Seitdem blieb es mit Holland vereinigt, bildete eine der niederländischen Provinzen und schloß sich 1579 der Utrechter Union an.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, [* 60] Kreis [* 61] Königsberg, [* 62] an der Oder, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine große Ziegelei, Bierbrauerei [* 63] und (1885) 1892 Einw.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, [* 64] Kreis Templin, an der obern Havel und der Eisenbahn Templin-Löwenberg, hat eine evang. Kirche, ein adliges Fräuleinstift in dem jetzt großenteils in Ruinen liegenden Cistercienser-Nonnenkloster, das 1250 gegründet und 1541 säkularisiert wurde, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Lederfabrikation, Schiffbau, Mahl- und Schneidemühlen, Moorkultur, Bierbrauerei und (1885) 3317 Einw. -
Zehdenick ist wendischen Ursprungs, wird zuerst 1211 genannt und erscheint 1281 als Stadt.
Pflanze, s. Lauch, ^[= # (Allium Hall.), Gattung aus der Familie der Liliaceen, zweijährige oder perennierende Zwiebelgewäc ...] S. 551.
(Fußzehen, Digiti pedum), bei den höhern Säugetieren (Affen [* 65] und Menschen) die Endglieder der Füße, entsprechend den Fingern der Hände; im weitern Sinn die Endglieder der Gliedmaßen bei den Wirbeltieren. Ihre Zahl übersteigt fast nie fünf an einem Fuß, ist aber häufig geringer; die am innern Rande desselben gelegene heißt große Zehe (hallux) und besteht gleich dem Daumen aus zwei Gliedern, während die übrigen Zehen drei haben. Eigne Muskeln besitzen die Zehen nicht, vielmehr stammen die zu ihrer Bewegung (Beugung, [* 66] Streckung etc.) dienenden Muskeln von den höher gelegenen Abschnitten des Beins. Die sie bekleidende Haut ist entweder (beim Menschen und andern Säugetieren) am letzten Glied [* 67] oben stärker verhornt und bildet so einen Nagel (s. Nägel), [* 68] oder wird rings von dicker Hornschicht, dem Huf, [* 69] umgeben (Huftiere). Zwischen den Zehen können Flughäute (Fledermäuse) oder Schwimmhäute (Schwimmvögel, [* 70] Frösche [* 71] etc.) ausgespannt sein. Bei manchen Hufsäugetieren berühren einige Zehen wegen ihrer Kürze ¶
den Boden nicht (Afterklauen, s. d.); manche Säugetiere, wie Hunde, [* 73] Katzen [* 74] etc., gehen auf den Zehen (Zehengänger). S. auch Fuß und Bein.
(Digitigrada), Säugetiere, die nur mit den Zehen auftreten, wie Hunde, Katzen etc.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Teltow, zwischen Berlin und Potsdam, Knotenpunkt der Linie Berlin-Magdeburg und der Wannseebahn der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, 2 Irrenpfleganstalten, Glockengießerei, Rouleausfabrikation und (1885) 2719 Einw. Nahebei der langgestreckte Schlachtensee und der Wannsee sowie die Privatirrenanstalt Schweizerhof.
(lat. decem), die Grundzahl des dekadischen Zahlensystems, mit welcher die Einheiten der ersten höhern Ordnung, die Zehner, beginnen, daher mit arabischen Ziffern durch eine Eins mit rechts danebenstehender Null (10) ausgedrückt.
Bei den Römern wurde 10 durch X, bei den Griechen durch ι dargestellt.
Den Pythagoreern war sie die vollkommenste Zahl;
vgl. Vier.
s. Dekagon. ^[= (griech.), insbesondere ein regelmäßiges.]
die Zehnkreuzerstücke des 20-Guldenfußes, auch halbe Kopfstücke genannt.
Gebote, eigentlich »Zehn Worte« (Dekalog), die den Israeliten nach der Überlieferung durch Moses auf dem Berg Sinai gegebenen zehn Grundlagen ihres religiös-politischen Volkslebens. Die zehn Gebote waren nach ägyptischer Sitte auf zwei steinerne Tafeln (Gesetztafeln, Tafeln des Zeugnisses) geschrieben, welche in der Bundeslade aufbewahrt wurden und noch zu Salomos Zeiten vorhanden gewesen sind (1. Kön. 8, 9). Jetzt besitzen wir sie nur in zwei oder drei erweiterten und untereinander mannigfach differierenden Redaktionen (2. Mos. 20, 2-17;. 34, 11-26; 5. Mos. 5, 6-18). Die christlichen Kirchen haben diesen Stand althebräischer Sittlichkeit und Religiosität zur Grundlage ihres Beichtverfahrens und des katechetischen Jugendunterrichts gemacht. So bilden sie bekanntlich das erste »Hauptstück« des lutherischen Katechismus, welcher jedoch von dem Heidelberger darin abweicht, daß im letztern nach richtiger Zählung als 2. Gebot erscheint: »Du sollst dir kein Bildnis machen«, was die katholische Kirche gar nicht, die lutherische nur als Anhang zum 1. Gebot hat, wogegen das 9. und 10. des Lutherschen Katechismus, als sachlich sich deckend, bei den Reformierten zu Einem verbunden sind.
s. Graubünden, S. 637.
früher in Württemberg, Baden, [* 75] Rheinhessen und noch in Holland geprägte Goldmünzen, ungefähr den norddeutschen Pistolen [* 76] an Wert gleich;
in Württemberg = 16,700 Mk.;
in Holland früher = 16,896, jetzt 16,874 Mk.
(Zehent, Zehntrecht, Dezem, Decimae), die Abgabe eines bestimmten, ursprünglich und in der Regel des zehnten Teils der auf einem Grundstück gezogenen Naturalien oder von gewissen Erzeugnissen des Gewerbfleißes. Er ist teils durch die kirchliche Gesetzgebung, die auf Grund der mosaischen Bücher schon 585 zu Mâcon den Zehnten als Recht der Kirche beanspruchte, was dann Karl d. Gr. 779 bestätigte, teils aus privatrechtlichem Weg als eine Reallast (s. d.) entstanden, welche entweder in einer allgemeinen Zehntpflichtigkeit aller Güter eines Ortes, einer Mark etc. bestand, oder auf speziellem oder privatrechtlichem Erwerbstitel beruhte.
Die Zehnt wurde teils mit Rücksicht auf seinen Ursprung, teils mit Rücksicht auf die zur Erhebung berechtigten Personen in geistlichen (decimae ecclesiasticae) und weltlichen Zehnten (decimae saeculares), ferner mit Rücksicht auf den Gegenstand in großen und kleinen Zehnten eingeteilt. Der geistliche oder Kirchenzehnt war zur Unterhaltung der Diener der Kirche bestimmt; der weltliche Zehnt erscheint als gewöhnliche, an eine weltliche Person, namentlich an den Gutsherrn (Zehntherrn), zu entrichtende Abgabe.
Der große Zehnt ward auf alle Getreidearten, auch wohl auf alles, was Halm und Stengel [* 77] treibt, daher auch auf Heu und Wein, der kleine Zehnt nur auf die andern Früchte, z. B. Gemüse, Baumfrüchte, Wurzelgewächse etc., bezogen. Man unterschied ferner Natural- (Garben-) und Sackzehnten, je nachdem die Früchte und Garben, so wie sie vom Feld weggebracht wurden, oder ausgedroschen und gemessen, in Körnern abgegeben werden mußten. Doch bezeichnet man mit Sackzehnt auch ein Surrogat des ursprünglichen Zehnten, namentlich ein Geldfixum.
Blutzehnt (Fleischzehnt, Viehzehnt, Uchtpenning) nannte man einen abzugebenden Teil des in einer Haus- und Feldwirtschaft gewonnenen Jungviehs oder auch wohl dessen, was das Vieh an genießbaren Produkten lieferte, z. B. Milch, Eier [* 78] etc.; Neubruch- oder Novalzehnt (Rottzehnt) denjenigen, der von bisher unkultiviertem, nun aber urbar gemachtem Boden gegeben wurde. Die moderne Agrargesetzgebung hat den Zehnten fast überall durch Ablösung (s. d.) beseitigt.
Vgl. Birnbaum, Die rechtliche Natur des Zehnten (Bonn [* 79] 1831).
die, die 10,000 griechischen Söldner, welche Kyros den jüngern auf seinem Feldzug gegen Artaxerxes begleiteten, und welche Xenophon nach der Schlacht bei Kunaxa (401 v. Chr.) unter großen Schwierigkeiten auf unbekannten Wegen aus Mesopotamien durch Armenien nach dem Schwarzen Meer führte;
den Zug beschrieb Xenophon in seiner »Anabasis«.
Vgl. Litteratur bei Art. Xenophon 1).
s. Agri decumates. ^[= Landschaft im röm. Germanien, welche sich von der obern Donau bis nach dem Mittelrhein ...]
s. Fieber, ^[= (lat. Febris, von fervere, "glühen", griech. pyr, pyretos, "Feuer, Gluthitze ...] S. 250.
s. Arum. ^[= L. (Aron, Aronswurz, Aronsstab), Gattung aus der Familie der Araceen, ausdauernde ...]
ägyptische, s. Colocasia. ^[= Ray (Kolokasie), Gattung aus der Familie der Araceen, großblätterige Stauden der tropischen ...]
Name eines wahrscheinlich vortürkischen Volksstammes im westlichen Kleinasien. Es sind meist schlanke, kräftige Gestalten, welche phantastische Kleidung, einen langen, mit bunten Tüchern behangenen Turban, im breiten Gurt mehrere Waffen [* 80] tragen, eigentümliche Tänze ausführen und früher als Irreguläre Kriegsdienste thaten.
(griech. Teratoskopoi), Art Wahrsager, welche aus natürlichen Erscheinungen, besonders am Himmel, [* 81] sowie aus widernatürlichen, z. B. Mißgeburten, die Zukunft prophezeiten.
(Kreditgeld, Repräsentationsgeld), das Geld, dessen Gehalt geringer als der Nenngehalt ist, z. B. die Scheidemünze (Zeichenmünze), dann das Papiergeld.
s. v. w. Pausleinwand, s. Pause. ^[= # (Bause), ein Säckchen von Leinwand, mit Kohlen-, Kreide- oder Rötelstaub gefüllt, den der ...]
[* 82] die Kunst, seine Gedanken durch das Bild vermittelst des Stifts auszudrücken oder das, was andre zeichneten, in derselben Weise oder in veränderter Form und Art wiederzugeben. Die Zeichnung ist entweder aus freier Hand [* 83] entworfen (freie Zeichnung, freies Zeichnen), oder unter Anwendung von Hilfsmitteln nach bestimmten Gesetzen gefertigt: technische Zeichnung. Das freie Zeichnen beschäftigt sich mit ebenen Gebilden und mit Körpern. Ebene Gebilde werden in wahrer Form und Größe oder in verändertem Maß gearbeitet, Körper zeichnet man perspektivisch, d. h. so, wie sie dem Beschauer von einem bestimmten Ort aus erscheinen. Die ebenen Gebilde sind vorwiegend ornamentaler Natur ¶
(Flächenornamente, Flächenmuster) und dienen hervorragend dem Kunsthandwerk: Tapeten, Decken- und Wanddekorationen, Stickereien aller Art, Gardinenmuster, Gewebemuster, Initialen, zum Teil Kopfleisten, Vignetten, Einfassungen u. dgl. Die zu zeichnenden Körper sind entweder plastische Ornamente [* 85] (Basreliefs [Flachornamente] und Hautreliefs) und werden im Dienste [* 86] der Kunst und des Kunsthandwerks hergestellt, oder es sind Gefäße, architektonische Formen, Pflanzen, Tiere, Teile des menschlichen Körpers.
Die freie Zeichnung ist die Grundlage der Malerei;
man bezeichnet sie als Skizze, d. h. ein leichter, flüchtiger, aber charakteristischer Entwurf zur Festhaltung oder bessern Beurteilung eines zeichnerischen Gedankens;
als ausgeführte Zeichnung, wenn sie alle Einzelheiten einschließlich der Beleuchtungserscheinungen enthält;
als Studie, d. h. eine Zeichnung einzelner Körperteile, welche als Vorbereitung für ein größeres Werk dienen soll (Handzeichnungen von Raffael, Leonardo da Vinci, Dürer etc.), oder als Karton, d. h. eine große Zeichnung in Umrissen mit geringer Schattenangabe (Kartons von Cornelius in der Nationalgalerie zu Berlin).
Zu den Studien sind auch zu rechnen: Akte, künstlerische Zeichnungen nach dem nackten, in der Regel stark bewegten menschlichen Körper, und Gewandstudien, Zeichnungen nach dem malerisch bekleideten Körper. Die freie Zeichnung wird zumeist mit weichem Bleistift [* 87] in breiten, weichen Strichen im Umriß ausgeführt (Konturzeichnung). Enthält sie die Schattenangabe oder die Tönung eines Teils in parallelen Strichen, so heißt sie schattiert und schraffiert. Oft werden diese Striche mit dem Wischer (franz. estompe) verwischt oder die Töne auch unmittelbar mit dem in Wischkreide getauchten Wischer aufgetragen: gewischte (estompierte) Zeichnung.
Gewandte Zeichner bedienen sich anstatt des Bleistifts der schwarzen Kreide [* 88] (Kreidezeichnung) oder des Rötels und des Blaustifts. Andere benutzen farbige Stifte und verwischen deren Töne mit dem Wischer (Pastellzeichnung, Pastellmalerei). Die Beleuchtungserscheinungen werden auch mit dem Pinsel und stark verdünnter schwarzer Tusche oder Sepia angelegt und verwaschen (Lavieren; Tuschzeichnung), oder man läßt die einzelnen Töne unvermittelt stehen, arbeitet mit abgesetzten Tönen.
Zeitweise beliebt waren Federzeichnungen (Umriß- und Schattenlinien, mit der Feder ausgezogen) und Zeichnungen auf mehrfarbigem, präpariertem Papier (papier pelé), aus dem die Lichter herausgeschabt werden. Beim Zeichnen auf einfarbigem Tonpapier setzt man die Lichter mit weißer Kreide oder mit Zinkweiß auf (Zeichnungen in zwei Kreiden, aux deux crayons). Wer mit Kohle zeichnet, fixiert seine Arbeit durch das Aufblasen einer Lösung von Schellack in Weingeist (Fixativ).
Die technische Zeichnung erfordert Kenntnis der Planimetrie und der darstellenden Geometrie und will in stufenmäßiger, vom Einfachen zum Schwierigen fortschreitender Weise erlernt sein. Die erste Stufe bilden die Konstruktionen ebener Gebilde, die Darstellung z. B. von Parkettmustern, Dessins, Ellipsen, Spiralen, Cykloiden u. dgl. Es folgen die Projektionen. Die meist angewandte Parallelprojektion ist die rechtwinkelige, orthogonale, orthographische Projektion, [* 89] bei der die projizierenden (parallelen) Strahlen rechtwinkelig, senkrecht zur Projektionsebene stehen.
Sie wird verwendet beim Zeichnen der Grundrisse, Aufrisse, Seitenrisse, Schnitte. Auf ihr zum größten Teil beruhen Planzeichnungen, kartographische Zeichnungen (Kroquis der Offiziere), Maschinenzeichnungen, Bau- (architektonische) Zeichnungen, fortifikatorische Zeichnungen u. a. Während diese Projektion zum Verständnis des Objekts mehrerer Zeichnungen bedarf, hat die Axonometrie nur ein Bild nötig. Sie stellt die Projektionsebene so, daß alle drei Ausdehnungen eines Körpers in gleichem Maß erscheinen (isometrische Zeichnung, die in den Werkzeichnungen der Handwerker, Maurer, Steinmetzen, Zimmerer etc. die Details in wahrer Größe gibt), oder so, daß nur zwei Körperachsen gleiches Maß erhalten (dimetrische Zeichnung), oder so, daß alle drei Achsen nach verschiedenem Maßstab [* 90] behandelt werden (trimetrische Zeichnung).
Die letztere Art ähnelt der perspektivischen Zeichnung. Außerdem wendet man bei technischen Zeichnungen die schiefe (klinogonale, klinographische) Projektion an, bei welcher die projizierenden Parallelstrahlen nicht rechtwinkelig zur Projektionsebene stehen. Auf ihr beruhen die Kavalier-, die Militär-, die Frosch-, die Vogelperspektive; sie konstruieren nach gleichem Prinzip, aber bei verschiedener Stellung der Projektionsebene. Die Zentralprojektion oder Perspektive gibt das Bild eines Körpers seiner Erscheinung am ähnlichsten wieder (perspektivische Zeichnung). Die projizierenden Strahlen gehen dabei sämtlich durch einen Punkt. Zur vollendeten Ausführung technischer Zeichnungen gehören endlich die Kenntnis der Schattenkonstruktion, die Ermittelung der Eigen- und Schlagschattengrenzen und die Anlage der Schatten [* 91] in Tusche (verwaschen oder in abgesetzten Tönen, s. oben).
Das Kopieren einer Zeichnung im Maßstab des Originals geschieht 1) indem man die Hauptpunkte mittels Kopiernadeln (s. unten) auf das unter dem Original liegende Blatt [* 92] überträgt und dann verbindet;
2) indem man das Original auf der linken Seite mit Kohle oder Graphit schwärzt, auf das neue Blatt legt und mit einem spitzen Griffel (harten Stift) unter mäßigem Druck überfährt. Das durchgepauste wird nachgezogen 3) indem man die Zeichnung auf Pauspapier, Pausleinwand (glasartig durchsichtige Stoffe) überträgt und diese auf weißes Papier klebt. In verändertem (kleinerm [verjüngtem] oder größerm) Maßstab kopiert man 1) mittels des Quadratnetzes: ein quadratisches Fadennetz wird über das Original gespannt, ein Quadratnetz mit gewünschter kleinerer oder größerer Seitenlänge wird mit Bleistift auf das Papier gezeichnet und dann der Inhalt jedes Quadrats sorgfältig übertragen.
2) Mittels des Storchschnabels (Pantographen), eines seit der Mitte des 17. Jahrh. bekannten Instruments;
3) mit Hilfe der Reduktionszirkel, Zirkel mit doppeltem, der Länge nach verstellbarem Schenkelpaar. Der Zeichenkunst dienstbar sind: der Zeichentisch mit breiter, geneigter, oft verstellbarer Platte;
das Zeichen- (Reiß-) Brett, rechteckig, aus weichem, astlosem (Linden- oder Pappel-) Holz mit stützenden Schrägleisten;
die Reißschiene, ein dünnes Lineal mit einer am Ende rechtwinkelig befestigten Schiene, zuweilen mit einer zweiten beweglichen, in beliebigem Winkel [* 93] festzuschraubenden Schiene;
das Dreieck [* 94] aus Holz oder Hartgummi mit 45°-Winkeln oder mit 30° und 60°-Winkeln neben dem rechten Winkel;
das Kurvenlineal, ebenfalls aus Holz oder Hartgummi, zum
[* 82] ^[Abb.: Kurvenlineal.] ¶
Zeichnen der verschiedensten Kurven, für welche einzelne Punkte durch Konstruktion bestimmt sind;
das Parallel- und das Schraffierlineal zum Ziehen von Parallellinien;
der Storchschnabel [* 96] (s. oben);
das Reißzeug, eine Zusammenstellung von Zirkeln und Reißfedern zum Ausziehen der Konstruktionen mit Tusche;
die Punktierfeder zur Ausführung verschiedenartig punktierter Linien;
der Winkelmesser (Transporteur) zum Messen und Auftragen beliebiger Winkel;
Reißnägel (Heftzwecken) zur Befestigung des Papiers;
Zentrizwecken mit einer Vertiefung in der Mitte zur Aufnahme der bei der Ausführung von Kreisen feststehenden Zirkelspitze;
Kopiernadeln, feine Stahlnadeln mit großem Kopf (s. oben).
Man zeichnet auf Holz, Stein, Pergament, am häufigsten auf Papier, auf weißem oder auf farbigem (Ton-) Papier. Die bessern Bütten- (Schöpf-) Papiere sind den Maschinenpapieren gewichen, von denen die rheinischen (Düren) [* 97] den Vorzug verdienen. Von Tonpapieren brauchte man früher gern die französischen, während jetzt die deutschen den Anforderungen genügen. Zu feinern technischen Zeichnungen und Aquarellen bedient man sich immer noch der englischen Whatman-Papiere.
Das Papier wird meist nur mit Heftzwecken befestigt; soll jedoch getuscht werden, so ist das Aufkleben (Aufspannen) nötig. Der an den Rändern mit Klebstoff (Gummi, Kleister, Leim) versehene Bogen [* 98] wird vollständig angefeuchtet auf das Reißbrett geklebt und ist nach dem Trocknen völlig glatt, kann auch wiederholt abgewaschen und mit Farbe überzogen werden. Um dem Zeichner das Aufziehen des Papiers zu ersparen, hat man zehn oder mehrere Zeichenbogen gleicher Größe auf solide Pappunterlage gebracht und mit Leinenstreifen aneinander geklebt (Zeichenblock).
Die Uranfänge der Zeichenkunst, künstlerischer Unterweisung im Zeichnen, mögen wir suchen bei Ägyptern, Assyrern, Indern, Persern, Etruskern. Im Mittelalter waren die Klosterschulen und die Bauhütten Pflanz- und Pflegestätten der Zeichenkunst. Bei diesen wie bei jenen ist an den sogen. Meisterunterricht zu denken: der Schüler sah dem Meister seine Kunst ab. Versuche zur Verallgemeinerung der Zeichenkunst finden wir vielleicht bei den Griechen, welche Grammatik, Gymnastik, Musik und Zeichnen als Hauptgegenstände der Jugenderziehung ansahen; die Bestrebungen aber, die Zeichenkunst zum Gemeingut des ganzen Volkes durch einen pädagogisch geordneten Unterricht zu machen, gingen von den großen Pädagogen des 17. Jahrh. (Comenius, Locke, Francke) aus. Im 18. Jahrh. erstrebten vor allen Rousseau und die Philanthropisten einen geordneten Zeichenunterricht, Pestalozzi folgte ihnen darin nach.
Der Neuzeit war es vorbehalten, den Zeichenunterricht zu trennen von der Zeichenkunst, den Meisterunterricht in die Ateliers zu bannen und das Schulzeichnen zu einem Geist und Gemüt, Auge [* 99] und Hand bildenden Unterrichtsfach zu gestalten.
Vgl. Flinzer, Lehrbuch des Zeichenunterrichts (4. Aufl., Leipz. 1888);
Weishaupt, Theorie und Praxis des Zeichenunterrichts (2. Aufl., Weim. 1879, 2 Bde.);
Lang, Theorie und Technik des Zeichnens (Erlang. 1884);
Wunderlich, Geschichte der Methodik des Freihandzeichenunterrichts (Bernb. 1886).
Zur Förderung der Zeichenkunst und des Zeichenunterrichts bestehen in Deutschland und der Schweiz [* 100] zahlreiche Vereine, deren bedeutendster der Verein deutscher Zeichenlehrer ist; zu gleichem Zweck erscheinen in deutscher Sprache [* 101] neun Zeitschriften, in holländischer Sprache erscheint ein Blatt. Die verbreitetsten Zeitschriften sind: »Zeitschrift des Vereins deutscher Zeichenlehrer« (Stade), [* 102]
»Zeitschrift des Vereins österreichischer Zeichenlehrer« (Wien),
»Monatsblatt für den Zeichenunterricht in der Volksschule« (Hannover). [* 103]
Zeichenregister, Zeichenschutz, s. Fabrik- und Handelszeichen. ^[= (Warenzeichen, Marken) sind Zeichen, durch welche in den Handel gebrachte Waren als von einer ...]
s. Thonschiefer. ^[= (Argilit), dichte schieferige Gesteine, die gewöhnlich vorwiegend aus klastischem Material ...]
alle diejenigen Mitteilungen von Gedanken, welche nicht durch Worte, sondern durch ausdrucksvolle, sichtbare oder hörbare, Zeichen zu erfolgen pflegen. Auch die Gebärdensprache (s. d.), welche bei lebhaften südlichen Völkern, bei den Indianern Nordamerikas (s. unten), außerdem bei den Taubstummen und in gewissen Klöstern eine so große Rolle spielt, ist eine Zeichensprache; doch reicht ihr Begriff viel weiter, indem alles, was in die Sinne fällt, auch wenn eine Absicht der Mitteilung gar nicht vorliegt, dem Beobachter zu einem Zeichen werden kann; z. B. wenn er aus den Wirkungen auf die Ursachen schließt. Im allgemeinen versteht man jedoch unter Zeichensprache solche Mitteilungen, welche von einem denkenden Wesen mit Absicht durch auffällige Prozeduren gemacht werden, wobei oft nur die Absicht, etwas zu sagen, ohne jedweden Ausdruck dessen, was gemeint ist, an den Tag tritt.
Man denke z. B. an Schüsse, an Alarmsignale, an das Klingeln und an die vielfachen Zeichen, durch welche sich die Tiere untereinander verständigen. Nach und nach werden solche Zeichen, die an sich nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit zu erregen, konventionell und dadurch auch ausdrucksfähig (z. B. das verschiedenartige Läuten der Glocken bei Sturm, bei freudigen und traurigen Anlässen). Ihnen schließen sich nun weiter solche Zeichen an, die einen Gedanken enthalten und eine Gesinnung zum Ausdruck bringen, vor allen die Gebärden, die auf einer bewußten Reproduktion von Reflexerscheinungen, gleichsam auf einer Art Schauspielkunst beruhen, und deren sich alle Menschen tagtäglich neben der Lautsprache bedienen: die Begrüßungen und Ehrenbezeigungen, die Zeichen der Verachtung und des Spottes, wie sie die Schulkinder entwickelt haben;
ferner die symbolischen Handlungen und die absichtlich beigebrachten Thatsachen, durch welche die Menschen einander etwas ohne Worte zu Gemüte führen (die Skythen senden dem Dareios einen Frosch, [* 104] einen Vogel, eine Maus und fünf Pfeile; Cato wirft frische Feigen in den Senat);
endlich die signifikativen Waffen (Wappen) [* 105] und Kleidungsstücke (Abzeichen, Uniformen) sowie jede Art von bildlichen und anzüglichen Geschenken (Blumensprache, Briefmarkensprache).
Eine noch höhere Stufe der Zeichensprache würden die Pantomimen und Hieroglyphen des Volkes bezeichnen, aus denen die Gebärdensprache der Taubstummen und die Schrift hervorgegangen ist, zwei Erscheinungen der Zeichensprache, welche auf eine plastische Nachbildung der Dinge hinauslaufen und der Wortsprache völlig gleich geordnet sind. Eine wichtige Rolle spielt die Zeichensprache bei vielen unzivilisierten Völkern, wie z. B. den nordamerikanischen Indianern, deren Sprachen so sehr untereinander abweichen, daß sie auf ihren häufigen Jagdzügen in entlegene Gegenden sich nur durch Gebärden verständlich machen können. Dieser Umstand hat bei ihnen zur Feststellung eines ganzen Systems von Zeichen geführt, die meistenteils mit den Fingern gegeben werden und nicht selten eine überraschende Ähnlichkeit [* 106] mit den Zeichen der Taubstummen und der Mönche haben (vgl. Mallery, Collection of gesture-signs, Washingt. 1880). Eine systematische Übersicht über das gesamte Gebiet der Zeichensprache gewährt Kleinpaul, Sprache ohne Worte (Leipz. 1888). ¶