d. h. eine aus parenchymatischen Zellen bestehende kappenförmige Hülle, welche den Vegetationspunkt der Wurzel umgibt und an der
äußersten Spitze in organischem Zusammenhang mit ihm steht
[* ]
(Fig. 1). Während der Vegetationspunkt die Fortbildung der an der
Spitze bewirkt, findet auch noch unmittelbar hinter dem Vegetationspunkt ein Längenwachstum durch Streckung statt.
Dieses der Verlängerung fähige Stück reicht meist nur wenige Millimeter weit von der Spitze rückwärts; der ganze ältere
Teil der Wurzel ist keines Längenwachstums mehr fähig.
Dort finden auch nur die Krümmungen der Wurzel durch Geotropismus statt. Wurzeln können an sehr verschiedenen Pflanzenteilen entstehen:
nicht bloß an vorhandenen Wurzeln können neue sich bilden, sondern auch sehr häufig an Stengelorganen
und selbst an Blättern. Der Scheitel einer neuen Wurzel bildet sich stets im Innern des Pflanzenteils (endogen), gewöhnlich
unmittelbar im Kambium der Gefäßbündel, so daß die junge Wurzel durch die Rinde hervorbricht. Bei den Phanerogamen bildet sich
am untern Ende des Keimlings die erste Wurzel; sie liegt in der Rückwärtsverlängerung des Stengels und wächst
bei der Keimung in einer diesem gerade entgegengesetzten Richtung. Dieselbe wird Hauptwurzel (radix primaria) oder, da sie
später meist am kräftigsten und in vertikal abwärts gehender Richtung sich entwickelt, Pfahlwurzel (radix palaria,
[* ]
Fig.
2) genannt.
Alle andern nicht den embryonalen Stamm nach hinten verlängernden Wurzeln heißen Neben- oder Beiwurzeln
(Adventivwurzeln). Gewöhnlich verzweigt sich die Hauptwurzel, indem an ihrer Seite neue, dünnere Wurzeln hervortreten, welche
Seitenwurzeln (radicellae) heißen. Auch diese setzen meist die Verzweigung fort, und in jedem Grad werden dünnere Wurzeln
gebildet; die dünnsten der letzten Verzweigungsgrade nennt man Zaserwurzeln oder Wurzelfasern (fibrillae).
Die Seitenwurzeln bilden sich im Perikambium der Hauptwurzel in absteigender Folge und meist in gewisser Ordnung, indem sie
in 2, 3 oder 4 Zeilen an derselben stehen, was mit der Zahl und Verteilung der Gefäßbündel der Hauptwurzel zusammenhängt.
Bei manchen Dikotyledonen erhält sich die Pfahlwurzel als kräftigste Wurzel das ganze Leben der Pflanze hindurch;
oft nehmen aber früher oder später einzelne Nebenwurzeln eine
gleich starke oder noch kräftigere Entwickelung an, so daß
die ursprüngliche Hauptwurzel nicht mehr kenntlich ist.
Pflanzen, die ein kriechendes Rhizom bilden, verlieren bald nach der Keimung die Hauptwurzel, und das Rhizom
entwickelt nur Nebenwurzeln. Auch die Ausläufer und die durch Ausläufer vermehrten Pflanzen haben nur Nebenwurzeln. Endlich
schlägt bei den meisten Monokotyledonen die Hauptwurzel schon bei der Keimung fehl; in ihrem Umfang entwickelt sich aus den
nächst untern Knoten des Stengels ein Büschel zahlreicher, verhältnismäßig dünner Nebenwurzeln, wie z. B. an den
Zwiebeln u. am Getreide zu sehen ist. Solchen Pflanzen schreibt man statt der Hauptwurzel eine Faser- oder Büschelwurzel (radix
fibrosa oder fascicularis,
[* ]
Fig. 3) zu; selbst der Stamm der Palmen ist ohne Hauptwurzel und nur auf diese Weise bewurzelt. In
allen diesen Fällen, wo Nebenwurzeln an Stengeln sich bilden, entstehen dieselben am häufigsten, bei
den Gräsern z. B. ausnahmslos, an den Knoten derselben; wenn die Stengel nicht senkrecht stehen, so treten die Nebenwurzeln
oft hauptsächlich aus der untern Seite derselben hervor.
Endlich können auch an beliebigen Pflanzenteilen ohne bestimmte Ordnung Wurzeln entstehen, z. B. an Blättern oder Zweigen,
wenn man sie ins Feuchte bringt oder in Erde einschlägt (Blatt- und Zweigstecklinge). Die Hauptwurzel
heißt fädlich (radix filiformis), wenn sie im Verhältnis zur Länge sehr dünn ist, cylindrisch oder walzig (r. cylindrica),
wenn sie dicker, aber überall ziemlich gleich ist, spindelförmig (r. fusiformis), wenn sie nach unten allmählich dünner
wird, wie bei der Möhre, kugelig (r. globosa), wenn sie in allen Durchschnitten fast kreisrund erscheint,
wie beim Radieschen.
Auch die Nebenwurzeln sind bisweilen knollig verdickt und werden dann als Wurzelknollen oder Knollen (tuber) bezeichnet, wie
z. B. bei Spiraea filipendula, Ficaria ranunculoides und besonders bei vielen Orchideen, wo sie durch eigentümliche Formen sich
auszeichnen (s. Knollen, Fig. 4 u. 5). Nach der verschiedenen physiologischen
Aufgabe, welche die Wurzel im Leben der Pflanze übernimmt, unterscheiden sich die zur Stoffaufnahme aus der Erde bestimmten Bodenwurzeln
von den besonders bei tropischen
[* ]
^[Abb.: Fig. 1. Längsdurchschnitt der Wurzelspitze des
Maises. v Vegetationspunkt; hhhh die denselben bedeckende Wurzelhaube; ee Epidermis der Wurzel.
Fig. 2. p Pfahlwurzel der keimenden Bohne, n Nebenwurzeln.
Fig. 3. Büschelwurzel des Getreides.]
mehr
Orchideen und Aroideen auftretenden Luftwurzeln, welche eine eigentümliche, aus stellenweise perforierten Spiralfaserzellen
gebildete Hülle (Wurzelhülle oder velamen) besitzen und die Fähigkeit haben, den Wasserdampf der Atmosphäre zu kondensieren.
Ein Luftwurzelstück von Epidendron elongatum ist im stande, während eines Tags mehr als den neunten Teil seines Gewichts
an Wasser aufzunehmen. Hieraus erklärt sich die Thatsache, daß manche baumbewohnende Orchideen nach Loslösung
von ihrer Unterlage noch monatelang fortzuwachsen und unter Umständen auch zu blühen vermögen.
Bei Angraecum globulosum nehmen die ergrünenden Luftwurzeln sogar die Funktion der Blätter an, welche bei derselben zu Schuppen
verkümmert sind. Die zum Festhalten der Stämme an ihrer Unterlage dienenden Wurzeln (Haftwurzeln) des
Epheus weichen ebenfalls ihrer besondern Thätigkeit entsprechend in ihrem Bau von den gewöhnlichen Wurzeln ab. Bei manchen
Jussiaea-Arten sind die Wurzeln zu Schwimmorganen (Schwimmwurzeln) ausgebildet, welche angeschwollene, schwammige Körper mit
sehr großen Lufträumen in der Rinde darstellen und hierdurch das Flottieren der Pflanze im Wasser ermöglichen.
Auch können sich die Wurzeln einiger Palmen zu Dornen oder bei Vanilla zu Ranken umwandeln. Bei den Podostomeen nehmen sie in
einzelnen Fällen die Gestalt eines breiten, der Unterlage flach aufliegenden Thallus an, der grüne Laubsprosse erzeugt. Endlich
können sich Wurzeln z. B. bei Neottia und Anthurium direkt in Sprosse umbilden. Über die Saugwurzeln der
Schmarotzerpflanzen s. Haustorien.
[* ] in der Mathematik die Zahl, welche man durch Zerlegung einer gegebenen Zahl, des Radikanden, in mehrere gleich
große Faktoren erhält;
die Anzahl dieser Faktoren heißt der Wurzelexponent, und nach ihr wird die Wurzel benannt. Es ist z. B. 8 die
zweite Wurzel oder Quadratwurzel aus 64 (8 = ^/64), weil 8 . 8 = 64 ist;
5 die dritte Wurzel oder Kubikwurzel aus 125 (5
= 3^/125), weil 5 . 5 . 5 = 125 ist;
6 die vierte Wurzel oder Biquadratwurzel aus 1296 (6 = 4^/1296), weil 6 . 6 . 6 . 6 = 1296 ist;
2 die
fünfte Wurzel aus 32 (2 = 5^/32), weil 2 . 2 . 2 . 2 . 2 = 32 ist, etc. Das Wurzelzeichen
^/, bei längern Zahlen oben noch durch einen Horizontalstrich verlängert, ist aus dem Anfangsbuchstaben r des lateinischen
Wortes radix = Wurzel entstanden;
die Wurzelexponenten, mit Ausnahme der 2, werden demselben in der angegebenen
Weise beigeschrieben.
Das Ausziehen der Wurzel aus einer gegebenen Zahl, d. h. die Berechnung der Wurzel (das
Radizieren), erfolgt am raschesten mittels Logarithmen (s. Logarithmus), und bei Wurzeln höhern Grades wendet man fast immer
dieses Hilfsmittel an. Nachstehend soll daher nur das Ausziehen der Quadrat- und Kubikwurzeln ohne Logarithmen
erklärt werden.
Um die Quadratwurzel aus einer gegebenen ganzen Zahl, z. B. 34012224, zu ziehen, teile man 1)
dieselbe von rechts nach links durch Vertikalstriche in Klassen von je 2 Ziffern: 34|01|22|24; nur die höchste Klasse (links)
erhält bei ungerader Zifferzahl bloß eine einzige Ziffer.
2) unter den Quadratzahlen 1 · 1 = 1, 2 · 2 = 4, 3 · 3 = 9, 4 · 4 = 16, 5 · 5 = 25, 6 · 6 = 36, 7 · 7 = 49, 8 ·
8 =
64, 9 · 9 = 81 suche man die größte, die sich von der höchsten Klasse (34) subtrahieren läßt (25);
ihre Quadratwurzel (5) ist die erste Ziffer des Resultats. Das Quadrat 25 selbst subtrahiere man von 34. 3) An den Rest (9) hänge
man die Ziffern der nächsten Klasse (01) und schreibe daneben als Divisor das Doppelt des bisher erhaltenen
Resultats (2 . 5 = 10). 4) Man führe die Division aus, lasse aber dabei die letzte Ziffer (1) des Dividenden unbeachtet.
5) Der Quotient (8) ist die zweite Ziffer des Resultats und wird einesteils der ersten Ziffer (5), andernteils dem
Divisor 10 angehängt (vgl. die beistehende Rechnung A.) ^[img], worauf man 8 . 108 = 864 von 901 abzieht
und den Rest 37 erhält. Bei der Division muß man den Quotienten immer so wählen, daß diese Subtraktion möglich ist; man
darf also in dem gegebenen Fall nicht 90 : 10 = 9 setzen, weil 9 . 109 = 981 sich nicht von 901 subtrahieren
läßt.
6) An den bei der Subtraktion erhaltenen Rest (37) hängt man die Ziffern der nächsten Klasse (22) und dividiert mit dem Doppelten
des Resultats 58, also mit 116, in 372, indem man die letzte Ziffer (2) von 3722 vorläufig unbeachtet
läßt. Der Quotient (3) ist die nächste Ziffer des Resultats, wird aber auch an den Divisor 116 angehängt, worauf man 3 . 1163 = 3489 von 3722 subtrahiert
und den Rest 233 erhält. Mit diesem Rest und dem Resultat 583 wiederholt man nun dasselbe Verfahren, d. h.
die Operationen 3) bis 5), wodurch man noch die Ziffer 2 des Resultats erhält, wobei die Rechnung aufgeht. Es ist also 5832 die
gesuchte Wurzel. (Vgl. A, wo die an die Divisoren angehängten Quotienten durch kleinere Schrift ausgezeichnet sind.) Es gründet
sich das hier erläuterte Verfahren auf die Formel (a + b)²= a² + 2ab + b²; a ist der bereits bekannte
Teil der Quadratwurzel, b der durch Division mit 2a in den Rest zu findende Teil.
7) Wenn bei wiederholter Ausführung der Operationen 3) bis 6) alle Klassen heruntergenommen sind, ohne daß die Rechnung aufgeht,
so läßt sich die Quadratwurzel nicht genau angeben (sie ist irrational). Man kann aber durch Wiederholung
der genannten Operationen, indem man statt der »2 Ziffern der nächsten Klasse« je 2 Nullen an den Rest anhängt, beliebig viele
Dezimalstellen der Wurzel abrechnen (vgl. die Rechnung B) ^[img].
8) kommt bei einer Division der Quotient Null heraus, so hänge man denselben an das Resultat und den Quotienten,
nehme sodann die nächste Klasse herunter und dividiere weiter. (Vgl. die Rechnung C, wo 9 : 12 den Quotienten 0 gibt, worauf
man 966 : 120 = 8 erhält.) ^[img] 9) Geht die Subtraktion auf, und bleiben noch eine oder mehrere Klassen
übrig, die lauter Nullen enthalten, wie in C, so hängt man an das bis dahin erhaltene Resultat (608) so viel Nullen, als noch
Klassen da sind. In C ergibt sich also 60800 als Wurzel 10) Soll man die Quadratwurzel aus einer Zahl ziehen, die mit
einem Dezimalbruch behaftet ist, so beginnt man die Abteilung in Klassen von je 2 Ziffern vom Dezimalkomma aus, in den Ganzen
nach links, in den Dezimalen nach rechts gehend; dabei kann man der letzten Klasse (rechts) in den Dezimalen, wenn sie nur eine
einzige Ziffer enthält, eine Null anhängen.
mehr
Die Rechnung bleibt die oben beschriebene, nur muß im Resultat ein Komma gesetzt werden, sobald Dezimalstellen heruntergenommen
werden, z. B. ^/4|01,|22|24 = 58,32; vgl.
A.
11) Enthält der Radikand auf der linken Seite eine oder mehrere Klassen mit lauter Nullen, so hat die Wurzel links ebenso viele
Nullen, als die Zahl jener Klassen beträgt; z. B. ^/0,|12|96 = 0,36, ^/0,|00|12|96
= 0,036.
12) Hat man die Quadratwurzel aus einem gemeinen Bruch zu ziehen, so kann man denselben in einen Dezimalbruch verwandeln und
dann die Wurzel ausziehen, oder man zieht letztere aus Zähler und Nenner und dividiert dann. Im letztern Fall multipliziert man
vor dem Radizieren Zähler und Nenner mit einer passenden Zahl, so daß der Nenner ein Quadrat wird; z. B. ^/(5 / 6) = ^/(30 /
36) = ^/30 / 6 = 5,4772256 / 6 = 0,9128709.
Zum Ausziehen der Kubikwurzel braucht man die Kuben (s. Kubus) der einstelligen Zahlen:
Zahl:
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Kubus:
1
8
27
64
125
216
343
512
729.
Soll man z. B. aus 84604519 die Kubikwurzel ziehen, so teile man 1) diese Zahl durch Vertikalstriche von rechts nach links
in Klassen von je 3 Ziffern: 84|604|519: die höchste Klasse (links) kann auch eine oder zwei Ziffern enthalten.
2) Man suche den höchsten Kubus (64), der sich von der höchsten Klasse (84) subtrahieren läßt, führe die Subtraktion aus
und notiere die Kubikwurzel 4 als erste Ziffer des Resultats (s. die folgende Rechnung).
3) An den Rest (20) hänge man die 3 Ziffern der nächsten Klasse (604) und setze neben die gewonnene Zahl
(20604) das dreifache Quadrat des bisherigen Resultats, 3 * 4 * 4 = 48, als Divisor.
4) Man dividiere, lasse aber die 2 letzten Ziffern (04) des Dividenden außer acht; der Quotient (3) ist die zweite Ziffer des
Resultats.
5) Man mache jetzt die erste Nebenrechnung: Zunächst gebe man sich das Produkt des Divisors 48 und des erhaltenen Quotienten 3 an, 48 * 3 =
144, sodann das dreifache Produkt der ersten Zahl 4 und des Quadrats der zweiten: 3 * 4 * 3 * 3 = 108, endlich
den Kubus der zweiten Zahl 3 * 3 * 3 = 27. Diese 3 Zahlen setze man untereinander, aber jede um eine Stelle weiter nach rechts
gerückt als die vorhergehende, und addiere; die Summe 15507 ziehe man in der Hauptrechnung von 20604 ab.
6) An den Rest 5097 hänge man die Ziffern der nächsten Klasse (519), und nun verfahre man mit der Zahl 5097519
und dem bisherigen Resultat 43 genau so wie vorher mit der Zahl 20604 und dem Resultat 4, d. h. man dividiere mit 3 * 43 * 43 = 5547 in
50975, schreibe den Quotienten 9 an das Resultat 43 als dritte Ziffer und stelle in der zweiten Nebenrechnung
die Produkte 5547 * 9, 3 * 43 * 9 * 9 und 9 * 9 * 9 schräg untereinander, ziehe endlich die Summe in der Hauptrechnung ab,
wobei letztere aufgeht. Es ist also 439 die gesuchte W. ^[img]
7) Wäre die Subtraktion nicht aufgegangen, so würde man an den Rest die Ziffern der nächsten Klasse anhängen und nun mit 439 gerade
so operieren wie vorher mit 43 u. s. f. Es gründet sich das Verfahren auf die Formel (a+b)³=a³+3a²b+3ab²+b³, wobei unter
a der bereits bekannte Teil der Wurzel verstanden ist.
8)
Geht die Subtraktion auf, und sind noch Klassen mit lauter Nullen vorhanden, so hängt man dem gewonnenen Resultat so viel
Nullen an, als die Anzahl dieser Klassen beträgt.
9) Ist die Zahl, aus der man die Wurzel ziehen soll, mit einem Dezimalbruch behaftet, so wird die Klasseneinteilung
vom Dezimalkomma aus nach links und rechts ausgeführt, wobei man die äußerste Klasse (rechts), wenn
nötig, durch Anhängen von Nullen auf 3 Ziffern bringt. Bei der Rechnung setzt man im Resultat das Dezimalkomma, sobald man
die erste Dezimalklasse herabgenommen hat.
10) Geht eine Rechnung nicht auf, so kann man beliebig vielmal je drei Nullen herabnehmen und so immer
neue Dezimalstellen der Wurzel berechnen.
in der Grammatik derjenige Bestandteil eines Wortes, welcher nach Ablösung aller rein formalen Bestandteile, wie
Flexions- und Ableitungsendungen etc., übrigbleibt und sich als Träger der Bedeutung desselben zu erkennen gibt. So sind
z. B. die deutschen Wörter stehen, Stand, verständig, gestanden, unausstehlich etc. sämtlich von einer
Wurzel »ste« oder »sta«
abgeleitet, welche den Begriff des Stehens ausdrückt. Der gesamte Wortschatz aller indogermanischen Sprachen läßt sich auf
dieselbe Weise auf eine verhältnismäßig beschränkte Anzahl von Wurzeln zurückführen, und ebenso sind in andern Sprachstämmen
alle in denselben vorkommenden Wörter aus einem kleinen Vorrat von Wurzeln allmählich entstanden.
Ihrer Bedeutung nach teilt man die Wurzeln ein in Verbal- und Pronominalwurzeln; aus erstern sind die meisten Wortstämme, aus
letztern die Pronomina und wahrscheinlich auch die meisten Ableitungs- und Flexionsendungen hervorgegangen. Der erste Versuch
der systematischen Zurückführung einer Sprache auf ihre Wurzeln ist von den indischen Grammatikern gemacht
worden, welche schon mehrere Jahrhunderte vor Christo den ganzen Wortschatz des Sanskrit auf etwa 1700 Wurzeln zurückgeführt
hatten. Später leisteten die arabischen Grammatiker Bedeutendes in der Nachweisung der arabischen, die jüdischen in der Ermittelung
der hebräischen Wurzeln. Die Feststellung der indogermanischen Wurzeln ist eins der hervorragendsten Ergebnisse
der neuern Sprachwissenschaft.
(Wurzelbrut), die Adventivknospen, die sich meist in großer Anzahl an den der Bodenoberfläche nahen
Wurzeln in der Nähe des Stammes bei manchen Laubbäumen bilden und schädlich werden können, indem sie dem Hauptstamm
Nahrung entziehen.
Blätter, welche bei vielen Kräutern am Grunde des Stengels, also in der Nähe der Wurzel, meist in Form
einer Rosette zusammengedrängt sind, im Gegensatz zu den Stengelblättern.
Krankheit an Baumwurzeln, meist veranlaßt durch übermäßige Bodenfeuchtigkeit,
wird indessen auch durch parasitische Pilze, besonders den Hallimasch, hervorgerufen.
Die Wurzelfäule bei zu großer Bodenfeuchtigkeit
scheint durch den Mangel an Sauerstoff herbeigeführt zu werden.
(Wurzeldruck), die von der lebendigen Wurzel ausgeübte Kraft, mit welcher der aufgenommene Nahrungssaft in der
Pflanze emporgetrieben wird (s. Ernährung der Pflanzen).
(Coleorrhiza), sackartige Umhüllung der Wurzel mancher Embryos, z. B. von Zea Mays, Allium Cepa u. a., welche
bei der Keimung durchbrochen wird und dann als Hohlscheide die Keimwurzel am Grund umgibt.
Vorwiegend für das Schneiden der Futterrüben in Scheiben und Streifen von verschiedener Größe,
je nach der zu ernährenden Tiergattung, finden diese Maschinen in der Landwirtschaft Verwendung. Ein feines Zerreißen der
Wurzelfrüchte, das Verarbeiten zu Mus, wird in der Regel nicht bezweckt, da hierbei zu viel Saft verloren
geht. In früherer Zeit war dies jedoch, namentlich in England, vielfach üblich (Bentallsche Musmaschine).
Die neuern Wurzelschneidemaschinen bestehen zumeist aus einer vertikal rotierenden Scheibe oder Trommel, an deren Umfang eine Anzahl kurzer Messer
derartig eingesetzt ist, daß sie die Stücke sogleich in der verlangten Größe schneiden. Häufig ist die Einrichtung
getroffen, daß mit der nämlichen Maschine die Rüben in Streifen von verschiedener Größe, z. B. für Schaf- und Kuhfutter,
geschnitten werden können (Gardners Rübenschneidemaschine). Gewöhnlich wird die Wurzelschneidemaschine für Handbetrieb
eingerichtet und durch einen Arbeiter an der Kurbel gedreht, während ein zweiter das Aufschütten des Rohmaterials in den
über dem Schneidewerk befindlichen Rumpf und das Abführen des erzeugten Gutes besorgt; nur in größern
Wirtschaften erfolgt der Betrieb der Maschinen durch Dampf- oder Göpelkraft, in welchem Fall die Leistung gegenüber dem Handbetrieb
erheblich gesteigert wird. Diese beträgt für letztern 300-700 kg pro Stunde, je nach der Größe der Schnitzel, und 1500-4000
kg bei Dampfbetrieb.
[* ] Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Grimma, an der Mulde, Knotenpunkt der Linien
Leipzig-Riesa-Dresden und Glauchau-Wurzen der Sächsischen Staatsbahn, 124 m ü. M., hat 3 Kirchen (darunter der zu Anfang des 12. Jahrh.
erbaute Dom mit zwei Türmen und bischöflichen Gräbern), ein altes Schloß (früher zeitweise Residenz der
Bischöfe von Meißen), ein Gymnasium, ein Amtsgericht, bedeutende Kunstmühlenwerke mit Biskuitfabrik (550 Arbeiter), Tapeten-,
Teppich-, Kartonagen-, Zigarren-, Bronzewaren-,
Pianofortefilz-, Roß- und Kidleder-, Papier-, Möbel-, Blechwaren-, Hanfgurt-
und Drahtseil-, Treibriemen-, Uhrgehäuse- und Filzschuhfabrikation, Eisengießerei und Kesselschmiederei, ein
Dampfsägewerk mit Bautischlerei, Dampfwollwäscherei, Weberei, Bleicherei, Bierbrauerei etc. und (1885) mit der Garnison (ein
Jägerbat. Nr. 15) 12,006 meist evang. Einwohner. - Wurzen wurde
von den Sorben gegründet und kommt bereits 961 urkundlich als Stadt vor. Es gehörte zunächst zum Bistum Merseburg, kam 981 an
das Erzstift Magdeburg, 995 an das Bistum Meißen. Bischof Herwig gründete in Wurzen 1114 ein Kollegiatstift,
das im 16. Jahrh. protestantisch wurde und noch besteht. Bei der Teilung der sächsischen Lande (1485) ward die Oberhoheit über
Wurzen der Ernestinischen Linie zugeteilt. 1581 kam an Kursachsen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1637 von den
Schweden geplündert und teilweise niedergebrannt. Im NO. der Stadt liegt die sogen. Wurzener oder Hohburger Schweiz mit dem
Löbenberg (238 m).
großer, meist ebener Landstrich, welcher infolge des Mangels an Wasser ohne Vegetation
und daher unbewohnbar ist, unterscheidet sich von der Steppe (s. d.) hauptsächlich dadurch, daß sie nicht, wie diese, mit
Gras und Kräutern bewachsen, sondern nur nackte und tote Einöde ist. Der Boden besteht entweder aus Gestein, oder ist mit
kiesartigem, oft leicht beweglichem Flugsand oder kochsalz- und kalireichem Sand bedeckt. Man unterscheidet
danach Stein- oder Felsenwüsten, Sandwüsten und Salzwüsten.
Die Sandwüsten, die vorherrschenden, sind, wo sie sich über ein weites Gebiet erstrecken, nicht völlig einförmige Ebenen,
sondern zeigen in der Form und Bedeckung der Oberfläche manchen Wechsel, Klippen, Hügelketten, die bis zu förmlichen
Gebirgen ansteigen, wie in der Sahara (s. d.), Schluchten und Spalten, Flußthäler und Seebecken, die aber in der heißen Jahreszeit
meist trocken liegen, wie die Flüsse, die hier und da von den Randgebirgen herabströmen, sich im Sand verlieren und verdunsten.
Auf angenehmere Weise wird aber die Einförmigkeit der Wüste durch die Oasen (s. d.) unterbrochen, die um
perennierende Quellen aus angesammelter Dammerde entstanden sind und oft die frischeste und üppigste Vegetation zeigen, auch
allein sich zu dauernden Wohnsitzen der Menschen eignen. Wenn auch die Wüsten weder auf Zonen oder Erdteile noch auf Tiefebenen
beschränkt sind, so besitzt doch der östliche Kontinent um die Wendekreise und zwischen ihnen die ausgedehntesten
Wüstengebiete und zwar eigentliche Wüsten nur Afrika und Asien. Es zieht sich nämlich durch diese beiden Erdteile ein ungeheurer
Wüstengürtel, der am Atlantischen Ozean beginnt und in einem gegen 2000 Meilen langen, nach N. geöffneten Bogen bis an den
äußersten Ostrand Zentralasiens reicht.
Teile dieses verhältnismäßig geringe Unterbrechungen zeigenden Wüstengürtels sind: die afrikanische Sahara (s. d.), die
größte aller Wüsten, über ein Fünftel von Afrika einnehmend, im Westen (Sahel) vorherrschend Sand-, im O. (Libysche Wüste) Steinwüste;
das teträische oder Steinige Arabien mit der Halbinsel Sinai;
das Plateau Nedschd im Innern der großen Halbinsel Arabien;
weiter nördlich die syrisch-arabische Wüste;
jenseit des Schatt el Arab, des Persischen
mehr
Meerbusens und der Bergterrassen Westirans das wüste Plateau von Iran, vom Kaspischen bis zum Indischen Meer sich erstreckend,
mit den salz- und kalireichen Wüsten von Irak Adschmi, Kirman, Seïstan und Mekran; jenseit des Indus die Wüste von Radschastan
(Sind); nördlich von Persien die Sandwüsten von Turan, vom Kaspischen Meer nach O. bis zum Alpenland Turkistan
reichend, und jenseit des letztern die teils sandige, teils steinige Plateauwüste Gobi (s. d.), welche die ganze Mongolei
durchzieht und das östliche Ende des ganzen Wüstengürtels bildet.
Das Gesamtareal des letztern mag an 250,000 QM. betragen und scheint an Umfang nach und nach zuzunehmen. Europa hat
keine Wüste, ausgedehntere Steppen nur in Ungarn und im südlichen Rußland. Das Innere des Kontinents von Australien hat neben Steppen
auch wasserlose Wüsten von einer so erschrecklichen Öde und Unwirtlichkeit, wie sie kaum ein anderer Erdteil aufzuweisen
haben möchte. In Amerika haben die unabsehbaren Pampas und Llanos mehr Steppen- als Wüstencharakter, doch
fehlen auch wirkliche Wüsten nicht.
Die Sandwüste oder Desierto von Atacama zieht sich längs des Stillen Ozeans durch die ganze bolivische Provinz Litoral und erstreckt
sich nordwärts bis Arica in Peru, südwärts bis Copiapo in Chile. Auch die Hochflächen oder Campos dos Parecis in der brasilischen
Provinz Mato Grosso sind große, wellenförmige, vegetationslose Sandplateaus. Eine weit ausgedehntere
Wüste ist aber in Nordamerika das Bassin des Großen Salzsees im Mormonenland Utah (s. d.). Das Durchziehen der eigentlichen Wüsten
ist nur Karawanen möglich, und es ist dabei das Kamel unentbehrlich.
Gefahren bringen die Staub- und Sandsäulen, welche der Wind aufwirbelt und vor sich hertreibt, die alles
austrocknenden und auszehrenden Winde selbst und die unglaublich verdünnte Atmosphäre, die bei Europäern nicht selten Schlagflüsse
herbeiführt, mangelnder Schutz gegen die Gluthitze des Tags und die oft empfindliche Kälte der Nächte, die Abirrung von dem
Karawanenweg, die durch Verschüttung seiner Spuren oder durch das Trugbild der Luftspiegelung veranlaßt
werden kann, und die Seltenheit der Quellen und Oasen. Von Tieren kommen nur Antilopen, von Pflanzen Disteln, Mimosen und dünnes
Strauchwerk in der Wüste fort. Meisterhafte Schilderungen der Steppen und Wüsten finden sich in Alex. v. Humboldts »Ansichten
der Natur«.
Vgl. auch Desor, Der Mensch und die Wüste (Basel
1876), und die Litteratur bei den Artikeln Libysche Wüste
und Sahara.
(Nieder-Wüstegiersdorf), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Waldenburg, an der Weistritz, im Waldenburger Gebirge
und an der Linie Dittersbach-Glatz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Waisenhaus,
ein Amtsgericht, Wollspinnerei, Woll-, Leinen- und Chenilleweberei und (1885) 3509 Einw.
Heinrich Ferdinand, Orientalist, geb. zu Münden, studierte in Göttingen und Berlin, habilitierte
sich 1832 in Göttingen, wurde 1838 zum Universitätsbibliothekar, 1842 zum außerordentlichen Professor und 1856 zum Ordinarius
ernannt, in welcher Stellung er sich noch jetzt befindet. Wüstenfeld hat sich besonders durch Herausgabe arabischer
Werke verdient gemacht. Er schrieb: »Die Akademie der Araber und ihre Lehrer« (Götting. 1837);
»Geschichte der arabischen Ärzte
und Naturforscher« (das. 1840);
»Genealogische Tabellen der arabischen Stämme und Familien« (das. 1852; Register 1853);
»Vergleichungstabellen
der mohammedanischen und
christlichen Zeitrechnung« (Leipz. 1854) sowie zahlreiche Abhandlungen (in den
»Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen«, deren Direktor in der historischen Klasse Wüstenfeld seit 1876 ist),
1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Ruppin, auf einer von der Dosse gebildeten Insel, hat
eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, Holzschneiderei, Tabaksfabrikation, Leinweberei, Schuhmacherei und (1885) 3231 Einw.
Wusterhausen erhielt um 1250 von den Edlen von Plotho Stadtrecht und gehörte später zur Grafschaft Ruppin.
Vgl. Altrichter,
Geschichte der Stadt Wusterhausen (Neuruppin 1888). -
2) (Königs-Wusterhausen) Flecken daselbst, Kreis Teltow, an der Notte und der Linie Berlin-Görlitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine
evang. Kirche, ein Jagdschloß (von 1718), ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Tapeten- und Putzfedernfabrikation, 2 Maschinenbauanstalten,
eine Mühle und (1885) 1969 Einw. Besonders bekannt ist es
als einstiger Lieblingsaufenthalt Friedrich Wilhelms I. Wusterhausen, ursprünglich Wendisch-Wusterhausen, wurde 1683 von Friedrich III. angekauft.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Waldenburg, am Eulengebirge, hat eine evang. Kirche,
Weberei, Färberei, Appreturanstalten, Bleicherei, Leinwandhandel und (1885) 2481 Einwohner.
1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, Kreis Lüchow, am Einfluß der Dümme in
die Jeetzel, hat eine evang. Kirche, eine Schloßruine, mechanische Weberei und (1885) 821 Einw. -
2) Dorf im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, an der Bucht Parnim des Saaler Boddens, hat eine evang. Kirche, eine Navigationsschule,
eine Station zur Rettung Schiffbrüchiger, einen Hafen, ein Seebad, Schiffahrt, Fischerei und (1885) 1139 Einw.
rechtsseitiger Nebenfluß des Rheins in Baden, kommt als Gutach aus dem Feldsee am Feldberg im Schwarzwald, durchfließt
den Titisee, dann in einem tiefen, schönen Thal bis Achdorf nach O., zulegt nach SW. und mündet nach 112 km langem Lauf bei
Waldshut nahe der Mündung der Aare.
Heer (wilde Jagd, örtlich auch Wudesheer, Wuotisheer, Wutheer, Wütenheer, wildes Gjaig
oder kurzweg wilder Jäger), nach der deutschen Sage ein von Wodan (Wuotan) angeführtes Heer (daher der Name) oder großes Gefolge
von Gespenstern, welches mit schrecklichem Tosen durch die Lüfte fährt und oft gehört, selten gesehen wird. Diese Sage, welche
in hohes Altertum hinaufreicht und sich bald mit Göttern, bald mit Helden verwebt, ist weit verbreitet,
erinnert an die Einherier, mit welchen Wodan auszog, und weist in ihrem Ursprung auf eine poetische Auffassung des Gewitterzugs
als einer dahintosenden gespensterhaften Jagd hin. Noch jetzt verknüpft die Tradition dieselbe mit dem nächtlichen Sturmestosen
besonders in waldreicher Gegend. So jagt in Mecklenburg noch der Wode, in der Ukermark seine Gemahlin Frick,
desgleichen in Thüringen Frau Holle. In Niedersachsen und Westfalen ist Hackelberg (s. d.), in der Lausitz Dietrich von Bern, in
Niederhessen Karl d. Gr., in Schwaben Berchtold, in Schleswig König Abel,
mehr
in der Mark der alte Sparr (aus der Zeit des Großen Kurfürsten), in Dänemark König Waldemar, in England König Artus der »wilde
Jäger« geworden, welcher unter Geschrei, Peitschengeknall und Hundegebell über Feld und Wald zieht, fast immer denselben Weg
nimmt und mit fortreißt oder tötet, was nicht ausweicht oder sich zu Boden wirft. In Thüringen schreitet
deshalb der getreue Eckart (s. d.) dem Zug
voran, um die ihm begegnenden Leute zu warnen. Statt der
gespenstischen Tiere, welche das Gefolge des wilden Jägers bilden, erscheint mitunter auch Kriegsvolk mit Trommeln und Trompeten
auf feurigen Rossen und mit flammenden Waffen unter Führung Wodans, des obersten Lenkers des Kriegs, oder
seiner Stellvertreter, wie Kaiser Karls im Odenwald, und das Volk knüpft daran den Glauben, daß das nur geschehe, wenn ein Krieg
bevorstehe. Doch gibt es auch ohne diese Deutung Sagen von Geisterheeren, welche in der Luft kämpfend auftreten, und namentlich
sind die alten Chroniken voll von derartigen Auffassungen atmosphärischer Erscheinungen.
Vgl. J. Grimm,
Deutsche Mythologie; Schwartz, Der heutige Volksglaube und das alte Heidentum (2. Aufl., Berl. 1860).
Stadt in der chines. Provinz Nupe, rechts am Jantsekiang, gegenüber Hankeou (s. d.) und Hanjang,
ist dem auswärtigen Handel geöffnet und bildet mit den genannten Städten einen der wichtigsten Handelsplätze Chinas.
Die
Bevölkerung wird auf ½-1 Mill. geschätzt.
Der Handel, durch regelmäßige Dampferverbindung mit der Küste unterstützt und
in den Händen von Russen, Engländern und Amerikanern, führt namentlich Thee aus und Opium, Woll- und Baumwollwaren
ein.
1) Heinrich, Geschichtschreiber, geb. zu Brieg i. Schl., habilitierte sich 1841 als Dozent in Leipzig,
wurde 1848 Professor, beteiligte sich lebhaft an den damaligen politischen Bestrebungen, war 1848 Mitglied des Vorparlaments,
trat nach Blums Tod als dessen Stellvertreter in die Nationalversammlung und war hier Mitbegründer und
hervorragendes Mitglied der großdeutschen Partei. Seine politische Gesinnung verschärfte sich mehr und mehr zu einem leidenschaftlichen
Preußenhaß, namentlich seit 1866, und zu einer schroffen Opposition gegen die bestehenden Zustände, die ihn der Lassalleschen
Arbeiterpartei zuführte.
Als akademischer Lehrer erntete er anfänglich reiche Erfolge. Er starb in Leipzig. Er schrieb:
»Die Entwickelung der öffentlichen Verhältnisse Schlesiens bis zum Jahr 1740« (Leipz. 1842-43, 2 Tle.);
»Die schlesischen
Stände« (das. 1847);
»Polen und Deutsche« (das. 1847);
»Die Kosmographie des Istriers Aithikos« (das. 1853);
»Die drei Kriegsjahre
1756, 1757, 1758 in Deutschland« (das. 1856);
»Die Völkerschlacht bei Leipzig« (Berl. 1863);
»Die deutschen
Zeitschriften und die Entstehung der öffentlichen Meinung« (Leipz. 1866, 3. Aufl.
1876);
»Städtebuch des Landes Posen« (das. 1864);
»Wilhelm von Oranien« (das. 1864);
»Geschichte der Schrift und des Schrifttums«
(das. 1872, nur der 1. Band: »Entstehung der Schrift«, erschienen; Abbildungen dazu 1873);
»Zur Vorgeschichte der Bartholomäusnacht«
(das. 1879).
2) Adolf, prot. Theolog und Kulturhistoriker, geb. zu Breslau, wo er studierte und seit 1848 als Privatdozent Vorlesungen
über Philosophie hielt, wurde,
nachdem er 1849-50 in Königsberg eine konservativ-konstitutionelle Zeitung redigiert hatte, 1854 als
außerordentlicher Professor der Theologie nach Berlin u. 1861 als ordentlicher Professor für systematische
Theologie nach Halle berufen, wo er starb. 1866-67 gehörte er dem preußischen Landtag an. Seine Hauptwerke sind
die unvollendete »Geschichte des Heidentums« (Bresl. 1851 bis 1853, Bd. 1 u.
2),
das »Handbuch der christlichen Sittenlehre« (3. Aufl., Leipz. 1874, 2 Bde.;
neue Ausg. 1885) und »Der deutsche
Volksaberglaube der Gegenwart« (2. Aufl., Berl. 1869).
(spr. ueiandott), nordamerikan. Indianerstamm,
zu den Irokesen gehörig, früher in Kanada hausend, dann nach Westen vertrieben und 1883 nur noch 287 Seelen stark im Indianerterritorium
wohnend.
Die gleichnamige Stadt in Michigan, unterhalb Detroit, mit (1889) 3631 Einw. und großem Walzwerk,
bezeichnet einen ihrer Ruhepunkte auf der Wanderung nach Westen.
(spr. ueiatt, auch Wyat, Wiat), 1) Sir Thomas, engl. Dichter, geb. 1503 auf Allington Castle in Kent, studierte
zu Cambridge, genoß abwechselnd die höchste Gunst und die Ungnade Heinrichs VIII., wurde 1537 High Sheriff
von Kent und starb in Sherborne. Zu Anna Boleyn soll er eine heimliche Leidenschaft genährt haben. Wyatts Gedichte
zeigen, wie die seines Freundes Surrey, den Einfluß Petrarcas; doch sind seine Liebesgedichte in Sonettenform
weniger bedeutend als seine Satiren; er darf als der frühste englische Satiriker gelten. Wyatts »Poetical
works« erschienen in neuer Ausgabe von R. Bell (Glasg. 1866-70) und in Hannahs »Courtley
poets« (Lond. 1870).
Vgl. Alscher, Thomas Wyatt (Wien 1886).
2) James, engl. Architekt, geb. zu Burton-Constable, gehört zu den ersten, die in England den
gotischen Stil wieder in Aufnahme brachten und ganze Häuser und Gewölbe bloß aus Gußeisen herstellten. Seit 1806 Präsident
der britischen Malerakademie, starb er in Marlborough. Er hat sich besonders in Wiederherstellungen altenglischer
Bauten ausgezeichnet.
3) Matthew Digby, engl. Architekt, geb. 1820 zu Rowde in Wilts, entwarf 1850 den Plan zu dem Londoner Weltausstellungsgebäude,
erbaute zahlreiche öffentliche und Privatgebäude in England und Indien, lehrte seit 1870 als Professor zu Cambridge und starb Er
gab heraus: »Specimens of geometrical mosaics of the middle ages« (1848);
»Metal work and its artistic
design« (1852);
»Industrial arts of the nineteenth century« (1853, 2 Bde.);
»Art treasures of the united kingdom« (1857, 2 Bde.);
»Fine art, a sketch of his history« (Vorträge, neue Ausg. 1870);
(spr. -bitzki), Jozef, poln. Staatsmann, geb. 1747 auf
Bendomin bei Danzig, ward auf der Jesuitenschule zu Danzig gebildet und erregte zuerst Aufsehen, als er
als Landbote auf dem Reichstag von 1768 sein Veto gegen die unter russischem Einfluß gefaßten Beschlüsse ausrief. Nachdem
er sich vor den Russen nach Krakau und Ungarn geflüchtet, schloß er sich der Konföderation von Bar an, war
für dieselbe in Wien, Berlin und dem polnischen Preußen thätig und kehrte nach der ersten Teilung Polens nach Warschau zurück,
wo er Andrzej Zamojski bei der
mehr
Entwerfung eines neuen Gesetzbuches unterstützte. Während des Aufstandes unter Kosciuszko 1794 befand er sich an Dombrowskis
Seite in Großpolen. Nach der Erstürmung von Praga ging er nach Frankreich, dann zurück nach Preußen und lebte, nachdem seine
Güter konfisziert worden waren, zurückgezogen in Breslau, bis Napoleon I. nach dem Sieg bei Jena Dombrowski
und ihn zu sich nach Berlin beschied und beide mit der ersten Organisation eines polnischen Heers und einer polnischen Verwaltung
beauftragte. Wybicki entfaltete nun in Polen eine so große Thätigkeit, daß er nach Errichtung des Herzogtums Warschau vom König
von Sachsen zum Senator-Woiwoden ernannt wurde. Kaiser Alexander bestätigte Wybicki in seiner Würde und erhob
ihn zum Präsidenten des Warschauer Obertribunals. Er starb 1822. Unter seinen Schriften sind die vom Grafen Raczynski herausgegebenen
»Pamietniki« (Pos. 1840, 3 Bde.) zu nennen.
(spr. uittscherli), William, engl. Lustspieldichter, geb. 1640 in Shropshire, verlebte einen Teil seiner Jugend
in Frankreich, studierte dann die Jurisprudenz, wandte sich aber bald völlig der Lustspieldichtung zu.
Durch die Herzogin von Cleveland erhielt er eine Anstellung an dem liederlichen Hof Karls II., wo er vollständig in seinem Element
war. Sein Leben ist voller Frivolität und Thorheit. Er starb 1715. Seine Lustspiele sind treue Spiegelbilder seiner Person und
seiner Zeit; das erste war »Love in a wood« (1672),
die bedeutendsten: »The country-wife« (1675) und »The
plain-dealer« (1677). Wycherley versteht sich auf scharfe Charakterzeichnung, doch entbehren seine Stücke oft der Wahrscheinlichkeit
und leiden an Mangel der Motivierung. Seine Dramen wurden mit denen Congreves, Farquhars und Vanbrughs vonL. Hunt
(Lond. 1849) herausgegeben.
Vgl. Klette, Wycherley Wycherleys Leben und dramatische Werke (Münster 1883).
Flecken in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Tondern, Hauptort der Insel Föhr, hat eine evang. Kirche,
eine Kinderheilanstalt, ein Amtsgericht, Schiffahrt, ein Seebad (ca. 2000 Badegäste) und (1883) 1060 Einw.
(Wijck, spr. weik), Thomas, niederländ. Maler, geboren um 1616 zu Beverwyck, bildete sich
in Haarlem, besuchte Italien und malte anfangs italienische Straßen-, Strand- und Hafenbilder mit Figuren in der Art des P. van
Laar und später, nach seiner Rückkehr in die Heimat, Interieurs mit Figuren von Gelehrten und Alchimisten und Familienszenen
im Anschluß an Ostade, Molenaer u. a. Bilder von ihm befinden sich in den Galerien zu Wien, München, Kassel,
Braunschweig, Dresden, Schwerin, Amsterdam, St. Petersburg u. a. O. Er hat auch einige Blätter radiert, die sehr gesucht sind.
Wyck starb 1677 in Haarlem.
(spr. ueikohm, Chipping-Wycombe, auch High-Wycombe), Stadt in Buckinghamshire (England), 19 km nordwestlich
von Windsor, reizend am nördlichen Abhang der Chilternhügel gelegen, hat die schönste Kirche der Grafschaft, liefert Holzstühle,
Papier und Pergament und zählt (1881) 10,618 Einw. 3 km nördlich davon
Hughenden, ehemaliger Landsitz des Grafen von Beaconsfield (Disraeli), der dort begraben liegt.
Oskar, Freiherr von, deutscher Staatsmann, geb. 1815 zu Aschhausen in Thüringen, studierte,
durch einen Unglücksfall in seiner Jugend, der sein Rückgrat krümmte, im Wachstum gehemmt, in Jena, Heidelberg und Berlin die
Rechte, ward 1841 Amtsadvokat in Eisenach, 1847 Mitglied des weimarischen Landtags,
wo er sich durch seine Rednergabe zum Führer
der liberalen Opposition aufschwang, im März 1848 weimarischer Staatsrat und Chef des Justiz- und Kultusdepartements,
dann Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, wo er der Partei des Württemberger Hofs angehörte und besonders an den Verhandlungen
über die auswärtige Politik sich beteiligte. 1854 aus dem weimarischen Staatsdienst ausgeschieden, zog er sich nach Tegernsee
zurück, lebte seit 1859 in München, trat 1862 an die Spitze der großdeutschen Partei, nahm seit 1863 lebhaften
Anteil an der schleswig-holsteinischen Frage und siedelte 1864 als Bevollmächtigter des Erbprinzen Friedrich von Augustenburg
nach Wien über, erwarb 1867 den Landsitz Schöffau bei Oberaudorf in Oberbayern und starb daselbst Er schrieb:
»Die Umbildung des Feudalstaats in den modernen Staat an dem Beispiel Frankreichs« (Münch. 1862);
»Die deutsche
Nation und das Kaiserreich« (das. 1862);
(spr. uei), Fluß im engl. Fürstentum Wales, entspringt am Plynlimmon, fließt an Hay, Hereford, Roß und Monmouth vorbei
und ergießt sich nach einem Laufe von 217 km bei Chepstow in den Severn.
Bis Monmouth ist er schiffbar.
Sein
unteres Thal (mit der berühmten Ruine der Tintern Abbey) ist seiner malerischen Schönheiten halber viel besucht.
1) (Wyk by Duurstede, spr. weik bei) Stadt in der
niederländ. Provinz Utrecht, rechts am Rhein, ist Sitz eines Kantonalgerichts, hat 2 Kirchen, ein schönes Rathaus, Trümmer
des alten Schlosses Duurstede (früher Landsitz der Bischöfe von Utrecht), starken Getreide- und Viehhandel, Obstkultur und (1887) 3052 Einw.
Duurstede soll das Batavodurum der Römer gewesen sein, wurde im Mittelalter ein bedeutender Handelsplatz
der Friesen, von den Normannen mehrfach geplündert und seit dem 14. Jahrh. von Dordrecht überflügelt. - 2) S. Wyck.
und Lottum, altes Adelsgeschlecht in Niederschlesien und Pommern, erwarb im 16. Jahrh. die Herrschaft Lottum,
ward 1608 in den Freiherren-, später in den Grafenstand erhoben und besitzt seit 1837 das Majorat Lissa
in Schlesien. Karl Philipp, Graf von Wylich u. L., geb. preußischer
Generalfeldmarschall, wurde 1701 in den Grafenstand erhoben und starb Sein Urenkel Karl Friedrich Heinrich, geb.
preußischer General der Infanterie, Wirklicher Geheimer Staats- und Schatzminister, starb Dessen
Sohn Friedrich, geb. trat jung in preußische Kriegsdienste, nahm 1822 den Abschied als Major, war später außerordentlicher
Gesandter und bevollmächtigter Minister des Königs von Preußen im Haag und starb Im Majorat Lissa folgte ihm sein
älterer Sohn, Moritz, geb. gest. 1877. Der jüngere Sohn, Wilhelm, erbte das Fürstentum Putbus
(s. d.).
(Wijnants, spr. wei-), Jan, niederländ. Maler, geboren um 1620 zu Haarlem, war von 1660 bis 1672 in Amsterdam
thätig und starb um 1680. Er hat über 200 Landschaften hinterlassen, auf welchen meist leichtes, sandiges
Hügelland, hier und da mit einem stillen Wasser, einigen Bauernhäusern und durchsichtigem Baumschlag, dargestellt ist. Die
Gesamtwirkung ist freundlich bei kühler Farbenstimmung und sorgfältiger Durchführung der Einzelheiten, besonders des Laubes
und der Baumstämme. Die
mehr
Staffage seiner Bilder, deren hauptsächlichste sich im Reichsmuseum zu Amsterdam, in der Eremitage zu St. Petersburg, in der
Münchener Pinakothek und im Louvre zu Paris befinden, malten zumeist Adr. van de Velde, Ph. Wouwerman, Lingelbach und B. Gael.
(spr. uei-), 1) ein Territorium der nordamerikan. Union, wird von den Staaten Nebraska und
Colorado und den Territorien Utah, Idaho, Montana und Dakota begrenzt und hat ein Areal von 253,525 qkm (4604 QM.) mit (1889) 22,853
Einw. (darunter 2063 Indianer), (1887) 80,000 Einw. Wyoming ist ein Plateau von durchschnittlich 1950 m Höhe, auf welchem sich verschiedene
Ketten der Rocky Mountains erheben, welche im Mount Fremont (4203 m) in der Wind River-Kette kulminieren.
Ebenda entspringen die drei Hauptflüsse des Gebiets, von denen indes kein einziger schiffbar ist: der Yellowstone, Snake River
und Green River. Der nördliche Arm des Platte durchströmt den südöstlichen Winkel des Territoriums und empfängt dort den
Laramie. Das Land eignet sich namentlich zur Viehzucht, und die Laramie-Ebene im S. erzeugt saftigen Graswuchs;
doch gedeihen auch Getreide und Gemüse daselbst. Die Hauptstadt Cheyenne (2100 m ü. M.) hat eine Jahrestemperatur von 8°
C. (Extreme -19° und +37°); Fröste kommen bis Mitte Mai vor und stellen sich Anfang September wieder ein.
Die Berghänge bis zu einer Höhe von fast 3000 m sind mit Nadelwaldungen bedeckt. Groß ist der Reichtum
an Steinkohlen, Eisen und den verschiedensten Metallen. Eine merkwürdige vulkanische Region liegt im nordwestlichen Winkel des
Gebiets (s. Yellowstone National Park). Hafer, Weizen und Kartoffeln werden angebaut, aber bedeutender ist die Viehzucht (1889:
1,115,497 Rinder, 565,207 Schafe). Steinkohlen (1887: 1,062,000 Ton.) und etwas Gold werden gewonnen.
Eisenbahnen in einer Länge von (1889) 1430 qkm durchziehen das Gebiet, unter ihnen eine der pacifischen Bahnen. Wyoming wurde 1868 gebildet,
und sein Name soll an die Patrioten erinnern, welche im Wyomingthal des Susquehanna von den Indianern
massakriert wurden. Der Gouverneur und die obersten Beamten werden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt; es ist
das erste Gebiet der Vereinigten Staaten, in welchem auch den Frauen das Stimmrecht zugestanden wurde. - 2) Malerisches Thal
im NO. des nordamerikan. Staats Pennsylvanien, von Hügeln eingefaßt und vom Susquehanna durchflossen. Wilkes' Barre
(s. d.) ist die wichtigste Stadt in demselben. Es ist reich an Steinkohlen und Eisenerz.
Benennung von zahlreichen Städten und Burgen in den slawischen Ländern, insbesondere die ursprüngliche Residenzburg Böhmens,
jetzt ein südlich an die Neustadt angrenzender, auf felsigem Berg über der Moldau gelegener Stadtteil
von Prag (s. d.).
(spr. weis'), Lucien Napoléon Bonaparte, franz. Hydrograph, geb. 1844 zu Paris als Sohn von Sir Thomas Wyse, englischem
Botschafter, und der Prinzessin Lätitia Bonaparte, einer Nichte Napoleons I. (s. Bonaparte 2d), trat 1860 in die École navale von
Brest und durchsegelte 1862-68 fast alle Meere der Erde. Von 1875 an widmete er sich ganz dem Studium zur
Durchstechung des amerikanischen Isthmus. Er machte mehrere sorgfältige Untersuchungen über die beste Linie zur Herstellung
eines interozeanischen Kanals und schrieb darüber: »Rapports sur les
études de la commission internationale d'exploration
de l'isthme américain« (1876-78, 2 Bde.).
(spr. -sotzki), Piotr, poln. Patriot, geb. 1799 zu Warschau, trat 1817 als Freiwilliger in die polnische Garde,
besuchte seit 1824 die Fähnrichschule zu Warschau und stiftete als Unterleutnant 1828 eine geheime Verbindung zur Wiederherstellung
Polens, der sich nach und nach Offiziere fast aller Korps der Besatzung von Warschau anschlossen. Am rief
er die Fähnriche zu den Waffen und nahm teil an dem Kampf während der Nacht. Als Chlopicki an die Spitze des Aufstandes trat,
schloß sich ihm Wysocki mit seinen Gefährten an. Nach dem Rücktritt Chlopickis im Januar 1831 ward er zum Hauptmann
und Flügeladjutanten des Fürsten Radziwill ernannt und focht bei Okuniew, Wawre und Grochow, nahm dann an Dwernickis Zug
nach Wolhynien
teil und trat mit dessen Korps nach Galizien über.
Von da entkam er jedoch nach Warschau, wo er als Oberst des 10. Regiments die Redoute von Wola verteidigte. Bei deren
Erstürmung fiel er in russische Gefangenschaft und ward zum Tod verurteilt, aber begnadigt und in die sibirischen
Bergwerke abgeführt. Nach einem mißlungenen Fluchtversuch zum Spießrutenlaufen verurteilt und mehrere Jahre mit Strafarbeiten
beschäftigt, nach einigen Jahren zur Internierung in Akatui begnadigt, errichtete er eine Seifenfabrik und kehrte 1857 nach
Polen zurück, wo er in Warta bei Warschau seinen Aufenthalt angewiesen erhielt und starb.
1) Johann Rudolf, schweizer. Idyllendichter, geb. zu Bern,
studierte
hier und auf deutschen Universitäten und erhielt bereits in seinem 25. Jahr den philosophischen Lehrstuhl an der Akademie
zu Bern,
wo er später auch zum Oberbibliothekar ernannt wurde und starb. Von seinen Arbeiten sind
hervorzuheben: »Der schweizerische Robinson« (Zürich
1812-13, 2 Bde.; 5. Aufl.,
bearbeitet von Erka, das. 1874);
die sehr verbreiteten »Idyllen, Volkssagen, Legenden und Erzählungen aus der Schweiz« (Bern
1815-22, 2 Bde.)
und »Reise in das Berner Oberland« (das. 1816-17, 2 Bde.).
Auch gab er die »Alpenrosen« (Bern
1811-1830, 20 Bde.) und mit Stierlin
Anselms »Berner Chronik« (das. 1825-33, 6 Bde.)
heraus.
2) Hans Georg von, schweizer. Historiker, geb. 1816 zu Zürich,
studierte daselbst, in Genf,
Göttingen und Berlin, bekleidete 1843-47 das Amt
eines Staatsschreibers in Zürich,
ward hierauf Professor der Geschichte an der Hochschule daselbst und 1872 Rektor
derselben, steht seit 1854 als Präsident an der Spitze der Allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz und wurde 1881 zum
Mitglied der Historischen Kommission in München ernannt. Er schrieb: »Geschichte der Fraumünsterabtei Zürich"
(Zürich
1851-58, 5 Hefte);
»Die Chronik des Weißen Buches im Archiv Obwalden"
(das. 1856);
»Graf Wernher von Homberg« (das. 1860);
»Über eine Zürcherchronik aus dem 16. Jahrhundert
und ihren Schlachtbericht von Sempach« (das. 1862);
außerdem eine Reihe von »Neujahrsblättern« der Züricher Stadtbibliothek
und zahlreiche Beiträge in Fachzeitschriften.
(Wyszegrad), Stadt im russisch-poln. Gouvernement und Kreis Plozk, an der Weichsel, der
Mündung der Bzura gegenüber, hat 3 Kirchen, ein Kloster, Armenhaus, Fabrikation von Tuch, Leinwand und Leder und (1885) 4443 Einw.
rechter Nebenfluß der Dwina im russ. Gouvernement Wologda, entspringt auf dem im SO.
des Timangebirges liegenden Plateau, fließt in vielfach gewundenem Lauf zuerst in südlicher, dann in westlicher Richtung und
mündet unterhalb Solwytschegodsk.
Von dem über 1000 km langen Lauf sind 800 km schiffbar.
Sie nimmt rechts Wischera, Wym und
Jarenga, links die nördliche Keltma (s. d.) und die Syssola auf.
Daniel, ausgezeichneter holländ. Humanist, geb. zu
Bern,
studierte in Marburg, Göttingen und seit 1770 in Leiden, wurde 1771 Professor der griechischen Sprache und Philosophie am Remonstrantengymnasium
zu Amsterdam, 1779 Professor der Philosophie am Athenäum daselbst, 1799 an Ruhnkens Stelle Professor der Beredsamkeit zu
Leiden, privatisierte seit 1816 und starb erblindet in Ösgeest. Sein Hauptwerk ist die Ausgabe von Plutarchs »Moralia«
mit reichen Animadversionen und einem »Index graecitatis in Plutarchi opera« (Oxf. 1795-1830, 8 Bde.;
Abdruck, Leipz. 1796-1835). Sonst nennen wir seine »Epistola critica ad D. Ruhnkenium« (Götting. 1769);
»Praecepta philosophiae
logicae« (Amsterd. 1782; zuletzt von Maaß, Halle 1821);
»Eclogae seu selecta principum historicorum capita« (Leid. 1793, zuletzt
1829);
seine in klassischem Latein geschriebene »Vita Ruhnkenii« (das. 1800; zuletzt von Frotscher, Freiberg 1846) und die Ausgabe
von Platons »Phädon« (Leid. 1810; neue Ausg., Leipz. 1825).
Auch gab er mit andern die »Bibliotheca critica«
(Amsterd. 1777-1808) und als deren Fortsetzung allein die »Philomathia
sive miscellanea doctrina« (das. 1809-17) heraus. Nach seinem Tod erschienen gesammelt: »Opuscula varii argumenti« (Leid. 1821, 2 Bde.);
»Opuscula selecta« von Friedemann (Braunschw.
1825-28, 2 Bde.);
»Epistolae selectae« von Mahne (Gent 1830);
»Epistolae VI ineditae« von K. F. Hermann (Marb.
1839).
Vgl. Mahne, Vita D. Wyttenbachii (Gent 1823, Braunschw. 1835; zuletzt von Frotscher, Freiberg 1846);
Prantl, D. Wyttenbach als
Gegner Kants (Münchener Sitzungsberichte 1877). -
Seine Gattin Johanna, geb. Gallien, eine Nichte aus Hanau, mit der er sich erst in seinem 72. Jahr vermählte, war eine wissenschaftlich
hochgebildete Frau. Sie lebte nach dem Tod ihres Gatten in Paris, erhielt 1827 von der Universität Marburg
die philosophische Doktorwürde und starb 1830 bei Leiden. Unter ihren Werken nennen wir: »Theagène« (Par. 1815; deutsch,
Leipz. 1816);
»Das Gastmahl des Leontis« (Ulm 1821) u. den Roman »Alexis« (Par. 1823).
(ix), x, lat. X, x, das Zeichen für den Doppellaut ks. In den ältesten griechischen und italienischen
Inschriften findet sich dafür noch ks geschrieben, das wahrscheinlich von dem phönikischen Samech abstammende einfache
Zeichen x fand erst 403 v. Chr. unter dem Archon Eukleides Aufnahme in das athenische Alphabet,
von wo aus es in
die gemeingriechische und später als drittletzter Buchstabe in die römische und die neuern Schriften gelangte. Die germanischen
Sprachen wenden das x in der Regel nur in Fremdwörtern an, einschließlich der romanischen Wörter der englischen Sprache; deutsche
Wörter mit x sind Axt, Nixe, Hexe, Axe, das aber häufiger Achse geschrieben wird.
Die englische Endsilbe xion ist kshn auszusprechen. Die Franzosen sprechen das x in fremden Wörtern wie ks, in heimischen
wie s. Die Italiener schreiben es im Anlaut nur noch in einzelnen Fremdwörtern, wie xilografia (jetzt aber auch meist silografia
geschrieben), und verwandeln es sonst in s, z. B. in esaudire, lat. exaudire,
oder in ss, z. B. in Alessandria. Das spanische x bezeichnet in heimischen Wörtern in der Regel ein scharfes ch, z. B. in
Don Quixote, spr. kichote, ist aber in der jetzigen Orthographie meistens durch j verdrängt worden; in Fremdwörtern hat es
den Laut ks beibehalten, in gewissen Fällen wird es wie s gesprochen (z. B. extranjero, jetzt estranjero
geschrieben). Die Slawen kennen das x nur in Fremdwörtern, und auch in diesen bezeichnen sie es meist mit ks. Die Redensart:
ein X für ein U machen heißt ursprünglich s. v. w. das Doppelte anrechnen (nämlich statt einer V eine X, die aus zwei
V gebildet ist, setzen), dann überhaupt s. v. w. etwas weismachen.
Abkürzungen.
Als Zahlzeichen im Griechischen ξ = 60, ,ξ = 60,000, im Lateinischen X = 10. In römischen Schriften ist X = Denarius, weil
derselbe aus 10 As bestand; in der Mathematik zeigt x eine unbekannte, noch zu suchende Größe an (daher
in der Umgangssprache xmal, s. v. w. unbestimmt wievielmal). Im kanonischen Recht bedeutet es den ersten Teil der Dekretalen;
in ältern medizinischen Schriften ist x = Unze.
(Santen), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Mörs, unweit des Rheins und an der Linie Boxtel-Wesel
der Nordbrabant-Deutschen Eisenbahn, 26 m ü. M., hat eine evangelische und eine
kath. Kirche (letztere, der fünfschiffige St. Viktorsdom, ein Meisterwerk gotischer Baukunst, 1213-1525 erbaut, mit wunderthätigem
Christusbild und merkwürdigen Grabmonumenten, wurde 1857-68 renoviert), ein Progymnasium, ein Lehrerinnenseminar, Samtweberei,
Bierbrauerei und (1885) 3621 Einw. -
Die Stadt ist aus der römischen Kolonie Castra vetera hervorgegangen, welche Drusus gründete und zu einem
Standlager befestigte. Dieses wurde 69 n. Chr. von Claudius Civilis belagert und verbrannt. 70 fanden daselbst mehrere Gefechte
mit den Batavern statt, welche mit dem Sieg der Römer unter Petilius Cerialis endeten. Im
mehr
Beginn des Mittelalters scheint der Ort, nun Xanten genannt, Hauptstadt eines germanischen Reichs gewesen zu sein; wenigstens macht
ihn das Nibelungenlied zur Residenz Siegfrieds. Später gehörte er dem Erzstift Köln und ward 1116 der Abtei Siegburg zur Gründung
eines Zweigklosters übergeben, dessen Vogtei der Graf von Kleve erhielt. Da sich Köln die Oberhoheit vorbehielt,
entstand ein langwieriger Streit, der erst 1481 mit der Übergabe der Stadt Xanten an Kleve endete. Hier wurde der jülich-klevische
Erbfolgestreit durch einen vorläufigen Teilungsvertrag zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg geschlichtet.
(v. griech. xanthos, blond), strohgelbe scharf
umschriebene Flecke, welche in der Haut, namentlich der Augenlider (Xanthelásma palpebrarum), vorkommen.
Sie sind
entweder flach oder knötchenartig erhaben, bestehen aus einer bindegewebigen Verdickung der Lederhaut mit Fettgewebseinlagerung
und Fettentartung des Bindegewebes selbst.
Die Entstehungsursachen des Xanthelásma sind unbekannt;
wenn man sie aus Schönheitsrücksichten
entfernen will, so muß dies durch Abtragen mit dem Messer geschehen.
(türk. Eskidsche), Stadt im türk. Wilajet Adrianopel, Sandschak Gümüldschina, am Fuß des gleichnamigen Gebirges, 33 km
nordnordöstlich von der Mündung des Nestos (Karasu) gelegen, mit bedeutendem Tabakshandel und 10,000 Einw. Sie ist Sitz
eines türkischen Kaimakams, eines Kadis, eines Muftis, eines griechischen Erzbischofs und Vizekonsuls. 26 km südlich von Xanthi auf
dem Vorgebirge Bulustra Burun die Ruinen des antiken Abdera.
1) athen. Feldherr, Sohn des Ariphron, aus dem vornehmen attischen Geschlecht der Buzygen,
klagte 489 v. Chr. den Miltiades (s. d.) an, erhielt 479 den Oberbefehl über die athenische Flotte, mit der er bei Mykale siegte,
und eroberte Sestos. Der berühmte Perikles war sein Sohn. - 2) Spartaner, kam während des ersten Punischen Kriegs mit andern
Freiwilligen nach Karthago und erhielt hier den Oberbefehl über die Truppen. Er schlug 255 v. Chr. bei Tunes
den römischen Feldherrn Regulus, der selbst in Gefangenschaft fiel, ward aber in der Folge von den Karthagern mit Undank belohnt,
nach der Behauptung einiger Geschichtschreiber sogar ermordet.
L. (Spitzklette, Kropfklette), Gattung aus der Familie der Kompositen, einjährige, kahle, stachlige oder steifhaarige
Kräuter mit abwechselnden, gelappten oder eingeschnittenen Blättern und grünen, einhäusigen Blüten, von denen die weiblichen
paarweise in einer später erhärtenden Hülle, die männlichen in Köpfchen zusammenstehen, welche sich in den achsel- oder
endständigen, kurzen, knäuelartigen Ähren stets oben befinden. Die Frucht ist vom Hüllkelch eingeschlossen und mit hakigen
Stacheln versehen. 4 (20) Arten. Xanthium strumariumL., graugrün, 15-60 cm hoch, mit dreilappigen, gezahnten
Blättern, war schon den Alten bekannt und findet sich auf der nördlichen Halbkugel an feuchten Orten, Wegen u. dgl. nicht
selten. In Europa tritt sie überall bis 58° nördl. Br. auf. In Deutschland, Belgien, Frankreich und einigen
Kronländern Österreichs wächst sie weitverbreitet, fast immer aber zerstreut und wenig häufig. In Spanien, Italien, Griechenland
und besonders in Ungarn und dem mittlern und südlichen Rußland ist dagegen ihre Verbreitung eine allgemeine.
Auch
in Asien, Afrika und Amerika kommt sie mehrfach vor, und für viele Orte ließ sich mit voller Sicherheit
nachweisen, daß die Pflanze vor kürzerer oder längerer Zeit durch spanische und ungarische Wolle, in welcher die stachligen
Früchte leicht haften, verschleppt sei. Xanthium spinosumL., kenntlich an drei gabeligen Dornen am Grunde der Blätter, findet sich
in ganz Europa mit Ausnahme von Schweden, Norwegen und Dänemark. Es stammt aus dem südlichen Rußland und
verbreitete sich von dort, indem die Früchte den Borsten der Schweine, den Mähnen der Pferde, dem Vlies der Schafe etc. anhafteten,
oder indem sie mit allerlei Handelsartikeln, wie Wolle, Häuten, Lohe, Getreide etc., verschleppt wurden; in der Walachei, in
Serbien, Ungarn etc. ist es eine wahre Landplage geworden. Ebenso ist es nach
Algerien, Chile, den La Plata-Staaten, Uruguay, Brasilien, Nordamerika, dem Kap und Australien verschleppt worden, bedeckt zum Teil
weite Strecken und beeinträchtigt die Wollproduktion in hohem Grad.
(Äthyldisulfokarbonsäure) C3H6OS2 entsteht als Kaliumsalz in farblosen,
seideglänzenden Nadeln, wenn zu einer alkoholischen Kalilösung Schwefelkohlenstoff gesetzt wird. Auf
Zusatz von verdünnter Schwefelsäure zu dem Kaliumsalz scheidet sich Xanthogensäure als ölförmige Flüssigkeit ab, die stechend riecht,
bitter und brennend schmeckt, in Wasser unlöslich ist und schon bei 24° in Alkohol und Schwefelkohlenstoff zerfällt. Das
Kaliumsalz riecht eigentümlich, schmeckt schwefelartig, ist leicht löslich in Wasser, färbt sich an der
Luft gelb, färbt die Haut gelb, zerfällt bei Erhitzen der Lösung in Kohlensäure, Schwefelwasserstoff und Alkohol. Es dient
zur Bestimmung der Salpetersäure, des Kupfers, als Reagens auf Eiweißkörper, zum Einbeizen von Getreide, gegen Reblaus und Erdflöhe.
Mit Salpeter und Kohle bildet es das explosive Xanthospulver.
Smith (Grasbaum, Gelbharzbaum), Gattung aus der Familie der Liliaceen, Gewächse vom Habitus der Dracänen mit
holzigem Stamm, grasartigen Blättern, langem, dicht mit Blüten besetztem Kolben und holzigen, dreifächerigen, ein- bis zweisamigen
Kapseln. Xanthorrhoea hastilis Smith, mit 6 m hohem Schaft, gedrängt stehenden, nach allen Seiten ausgebreiteten,
linealen Blättern, liefert das gelbe Akaroidharz.
Xanthorrhoea arborea R. Br., mit ästigem, baumartigem Stamm, liefert Nutzholz und rotes
Akaroidharz (s. d.). Diese Pflanzen bilden einen charakteristischen Bestandteil mancher australischer Landschaften. Sämtliche
Arten geben ein treffliches Viehfutter, und die Eingebornen bereiten aus den zarten innern Blättern eine schmackhafte
Speise.
im Altertum Stadt in Lykien, Sitz der Bundesversammlung, 12 km von der Mündung des Flusses Xanthos (jetzt Kodscha
Tschai), wurde zuerst um 546 v. Chr. von den Persern unter Harpagos, dann 43 von den Römern unter Brutus zerstört und ging später
durch Erdbeben vollends zu Grunde. Die großartigen Ruinen der Stadt (Tempel, Gräber, Stadtmauern, Triumphbogen,
Theater) liegen beim heutigen Günik. Die von C. Fellows entdeckten, für die Kunstgeschichte äußerst wichtigen Marmordenkmäler
(Harpyien- und Nereidendenkmal) von Xanthos sind 1843 dem Britischen Museum einverleibt worden; neuere Forschungen wurden von Benndorf
u. a. angestellt.
Johann, von Csiktapolcza, ungar. Naturforscher und Reisender, geb. zu
Csokonya im Somogyer Komitat, studierte in Fünfkirchen und Raab, ging nach der Revolution nach Amerika, war 1853-62 Mitglied mehrerer
nordamerikanischer wissenschaftlicher Expeditionen, worüber er in den »Proceedings«
der Akademie von Philadelphia berichtete, und ging 1862 als amerikanischer Konsul nach Mexiko, kehrte aber
nach der Okkupation des Landes durch die Franzosen nach der Heimat zurück. Im Auftrag des ungarischen Unterrichtsministeriums
nahm er zuerst 1869-71 an der ostasiatischen Expedition teil, bereiste dann die Philippinen, Borneo, Sumatra, Java und kehrte
Ende 1871 mit reichen zoologischen, botanischen und ethnographischen Sammlungen zurück. Er schrieb (in
ungarischer Sprache): »Briefe aus Nordamerika« (1856);
»Reise in Südkalifornien« (1858);
»Daten zur physikalischen Geographie
des Meers« (1862);
eine Monographie der Insel Ceylon u. a. Xántus ist seit 1859 Mitglied der ungarischen Akademie.
1) eigentlich Xavier (spr. chhawjer), Franziskus, der heilige, der
Apostel der Inder und Patron der katholischen Mission, geb. 1506 auf dem Schloß Xavier bei Pamplona, studierte in Paris, wo er
von Ignaz von Loyola für den Plan zur Stiftung des Jesuitenordens gewonnen wurde. Im Auftrag des Papstes und des Königs von
Portugal unternahm er 1541 eine erfolgreiche Missionsreise nach Ostindien, wo er sechs Jahre hindurch thätig
war, dann nach den Molukken und Japan.
Nur sein erfolgter Tod hinderte ihn am Eindringen in China. »Weiter« (amplius) war sein Wahlspruch; 1623 kanonisiert,
ward er von Benedikt XIV. 1747 zum Protektor von Indien erklärt. Seine Briefe finden sich in Daniel Bartolus'
»Historia gestorum per Jesuitas in Asia«
(Rom 1665, 5. Bde.).
Vgl. Venn und Hoffmann, Franz Xavier (Wiesb. 1869);
de Vos, Leben und Briefe des heil. F. Xaver (Regensb. 1877, 2 Bde.);
Biographien von Reithmaier (2. Aufl., das. 1881), Greff (Einsiedeln 1886) u. a.
2) Franz August, Prinz, Administrator des Kurfürstentums Sachsen, geb. zweiter Sohn Augusts III.,
Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen, erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung und ging 1758 als Graf von der Lausitz nach
Frankreich; zum französischen Generalleutnant ernannt, sammelte er ein Korps Sachsen, das er, mit den Franzosen vereint, im westlichen
Deutschland gegen Preußen und dessen Verbündete führte. Nach dem Tod seines Bruders, des Kurfürsten Friedrich
Christian, übernahm Xaver die Vormundschaft über den unmündigen Kurfürsten Friedrich August, während deren viel
für die Herstellung des Wohlstandes geschah, die allmähliche Tilgung der Kammer- und Steuerschulden gesichert, 1761 die
Landesökonomie-, Manufaktur- und Kommerziendeputation errichtet, 1765 die Bergakademie zu Freiberg gestiftet,
auch die Schafzucht durch spanische Merinos gehoben wurde. Nachdem er aber wegen seiner übermäßigen Anforderungen für
das Militär mit den Ständen zerfallen war, übergab er schon die Regierung seinem Mündel und begab sich nach Paris,
später nach Rom und lebte seit 1796 auf der ihm vom Kurfürsten geschenkten Herrschaft Zabeltitz. Er starb in
Dresden. Aus seiner morganatischen Ehe mit der Gräfin Klara Spinuzzi (gest. 1792) entsproßten sieben Kinder.
Vgl. »Correspondance
inédite
du prince François-Xavier de Saxe« (mit Biographie von Thévenot, Par. 1874).
(spr. ssíhnia), Stadt im nordamerikan. Staat Ohio, Grafschaft Greene, am Little Miami, 80 km nordnordöstlich von
Cincinnati, hat Fabriken, Kalksteinbrüche und (1880) 7026 Einw.
(griech. Xenia), eigentlich Geschenke für Gastfreunde bei den Alten, kommt schon bei Martial als Überschrift
für das 13. Buch seiner Epigramme vor, weil dasselbe größtenteils von solchen Gegenständen handelt,
welche gewöhnlich als Gastgeschenke verteilt wurden. Großes Aufsehen machten in neuerer Zeit die unter dem Titel: »Xenien« von
Schiller zuerst im »Musenalmanach« für 1797 bekannt gemachten, aus mehr als 400 Distichen bestehenden Sinngedichte, welche
in geistreicher, aber beißender Weise litterarische und menschliche Thorheiten angriffen und dabei auch
feine und treffende Bemerkungen über Kunst, Litteratur und Leben enthielten. Aus dem Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe
ergibt sich, daß beide die Verfasser waren. Sie wurden von Ad. Stern (Leipz. 1872) neu herausgegeben.
Vgl. Boas, Goethe und
Schiller im Xenienkampf (Stuttg. 1851, 2 Bde.);
Saupe, Die Schiller-Goetheschen Xenien (Leipz. 1852).
Goethe gab später in seiner Sammlung von Gedichten eine Reihe epigrammatischer Gedichte unter dem Titel: »Zahme Xenien«.
1) griech. Philosoph, geb. 397 (nach andern 395) v. Chr. zu Chalcedon, Schüler und seit 339 zweiter
Nachfolger Platons in der Akademie, welcher er bis an seinen Tod (314) vorstand. Unter seinen Schülern sind berühmt Polemon,
Krantor, Zenon. Seiner Redlichkeit wegen bedienten sich die Athener des Xenokrates mehrmals zu diplomatischen Sendungen. Er hat alle
Teile der Philosophie und daneben Arithmetik, Geometrie und Astronomie bearbeitet; doch sind nur unbedeutende
Fragmente seiner Schriften auf uns gekommen. Die dreifache Einteilung der Philosophie in Dialektik, Physik und Ethik hat Xenokrates im Anschluß
an Platon zuerst ausdrücklich durchgeführt. Er nahm die mathematische Zahl für den adäquaten Ausdruck der Ideen selbst und
ging in der Anwendung derselben auf die verschiedensten Begriffe und realen Verhältnisse weiter als irgend
ein andrer Platoniker.
2) Arzt aus Aphrodisias, verfaßte um 70-75 n. Chr. ein pharmakologisches Werk, auch eine unbedeutende Schrift: »Über eßbare
Wassertiere«, die alles enthält, was man damals über Fische und Weichtiere wußte. Sie wurde herausgegeben zuerst
von Konrad Gesner (Zürich
1559),
zuletzt in Idelers »Physici et medici graeci minores« (Berl.
1841).
der Stifter der Eleatischen Schule (s. d.), aus Kolophon, war ein Zeitgenosse des Pythagoras und Anaximander.
Aus seiner Vaterstadt vertrieben, führte er ein unstetes Wanderleben in Hellas, in Sizilien und Unteritalien, wo
er sich um 536 v. Chr. zu Elea niederließ und daselbst in hohem Alter starb. Entschiedener Pantheist, dessen Metaphysik in dem
Satz bestand: »Hen to pan« (»Eins ist das All«),
bestritt er die durch Homer und Hesiod verbreiteten Volksvorstellungen von den
Göttern als
mehr
anthropomorphistisch. In seiner Naturphilosophie nahm er zwei Elemente an, woraus alles Seiende, auch der Mensch, entstanden
sei, nämlich Erde und Wasser, die ihm aber nicht die absoluten Prinzipien sind. Von seinen Gedichten finden sich nur noch
Bruchstücke bei Athenäos, Plutarch u. a. Die Bruchstücke seines Lehrgedichts »Über die Natur« haben Brandis
in den »Commentationes eleaticae« (Abt. 1, Altona 1813) und Karsten in den »Philosophorum graecorum veterum reliquiae« (Bd.
1, Brüss. 1830) gesammelt. Die neuesten Untersuchungen über Xenophanes sind von Kern in einem lateinischen (Naumb. 1864) und zwei
deutschen Programmen (Danz. 1871 und Stett. 1874).
1) griech. Geschichtschreiber, geboren um 434 v. Chr. zu Athen, Schüler des Sokrates, begab
sich nach Beendigung des Peloponnesischen Kriegs zu dem jüngern Kyros nach Sardes und begleitete denselben auf dem Zug,
den er gegen
seinen Bruder Artaxerxes Mnemon unternahm (401). Nach der unglücklichen Schlacht bei Kunaxa führte er die 10,000 Griechen,
welche einen Teil vom Heer des Kyros ausgemacht hatten, aus Mesopotamien durch das Hochland von Armenien auf
einem fast 4000 km langen Weg nach der Küste des Schwarzen Meers und von da nach dem Hellespont zurück, nahm dann am Zug
des Agesilaos
(396) in Kleinasien teil, begleitete letztern 394 auch auf seinem Zug
durch Thrakien und nach Böotien und focht
bei Koroneia auf seiten der Lakedämonier.
Wegen seiner Vorliebe für Sparta hatten ihn die Athener schon vorher verbannt. Die Spartaner schenkten ihm dafür ein Landgut
bei Skillus in Elis. Von hier nach der Schlacht bei Leuktra (370) verjagt, brachte er den übrigen Teil seines Lebens
auch nach Aufhebung der Verbannung in Korinth zu und starb nach 355. Seine Schriften, deren Hauptvorzug in der klaren und lichtvollen
Sprache besteht, sind teils historischen oder historisch-politischen, teils philosophischen, teils technischen Inhalts. Zu
der ersten Gattung gehören: die »Anabasis« oder »Expeditio Cyri«. 7 Bücher, eine Schilderung des Rückzugs der
10,000 Griechen unter Xenophon, herausgegeben von Hug (Leipz. 1878),
die »Cyropädie« oder »De institutione Cyri«, 8 Bücher, die Geschichte des ältern
Kyros, die jedoch mehr eine Tugendlehre für den Beherrscher eines großen Staats als ein Geschichtswerk
ist, herausgegeben von Hug (Leipz. 1878),
die »Hellenika« oder »Historia graeca«, 7 Bücher, eine Fortsetzung der Geschichte des Thukydides vom Jahr 411 bis
zur Schlacht bei Mantineia (362 v. Chr.),
herausgegeben von Breitenbach (2. Aufl., Berl. 1884),
Büchsenschütz
(5. Aufl., Leipz. 1884);
»Agesilaos«, ein Panegyrikus, von zweifelhafter Echtheit, herausgegeben von Sauppe (Helmst. 1841);
»Über die Staatsverfassung der Lakedämonier« herausgegeben von Haase (Berl. 1833);
»Über die Staatsverfassung der Athener«,
herausgegeben von Kirchhoff (das. 1874) und M. Schmidt (Jena 1876);
»Über Staatseinkünfte«, herausgegeben von Zurborg (Berl.
1874);
»Hiero«, ein Gespräch über die Mittel, wodurch ein Herrscher sein Land glücklich machen könne.
Zu den philosophischen Schriften gehören: die »Apomnemoneumata« oder »Memorabilia«, 4 Bücher, eine Darstellung der Lehren des
Sokrates in Gesprächsform, herausgegeben von Kühner (4. Aufl., Leipz. 1882) und Breitenbach (Berl. 1854);
die »Apologie des
Sokrates«, von zweifelhafter Echtheit, herausgegeben von
Bornemann (Leipz. 1824) u. Herbst (Halle 1830);
das »Symposion«, eine Schilderung des Sokrates in der heitern Geselligkeit eines Mahls;
der »Oeconomicus«, Gespräch über die
Verwaltung des Hauswesens.
Technischer Art sind: »Hipparchicus«, Anweisungen für einen athenischen Reiterobersten;
Ȇber
die Reitkunst«, herausgegeben von Courier (Par. 1818) u. von Jacobs (Gotha 1825);
»Über die Jagd«. Gesamtausgabe
von Schneider (Leipz. 1790-1815; neueste, zum Teil von Bornemann und Sauppe besorgte Auflage, das. 1825-49, 6 Bde.),
von Bornemann, Kühner und Breitenbach (Gotha 1828, 4 Bde.), Dindorf (Oxf. 1857, 5 Bde.), Sauppe (Leipz. 1865, 5 Bde.) u.
Schenkl (Berl., bis jetzt 2 Bde.).
Unter den deutschen Übersetzungen sind die von Tafel, Christian und Osiander (Stuttg. 1827-31, 16 Bdchn.;
neue Bearbeitung 1854 ff.) und von Zeising, Forbiger u. a. (das. 1854-72, 12 Bde.)
hervorzuheben. Sturz verfaßte ein »Lexicon Xenophonteum« (Leipz.
1801-1804, 4 Bde.),
Sauppe einen »Lexilogus Xenophontis« (das.
1868).
Vgl. Krüger, De Xenophontis vita (»Historisch-philosophische Studien«, Bd. 2, Berl.
1851);
Ranke, De Xenophontis vita et scriptis (das. 1851);
Roquette, De Xenophontis vita (Königsb. 1884);
Hertzberg, Der Feldzug
der zehntausend Griechen (2. Aufl., Halle 1870);
Strecker, Über den Rückzug der Zehntausend (Berl. 1886).
2) Griech. Erotiker, aus Ephesos, verfaßte wahrscheinlich gegen Ende des 2. Jahrh. n. Chr. einen »Ephesiaca« (ephesische Geschichten)
betitelten Roman in 5 Büchern, welcher die Abenteuer des jungen Ehepaars Anthia und Abrokomes in leichter und einfacher Sprache
schildert und für die folgenden Romanschreiber mehrfach Vorbild gewesen ist. Er wurde zuerst herausgegeben von Couhi (Lond.
1726), außerdem von Peerlkamp (Haarlem 1818) und in den Sammlungen der griechischen Erotiker von Hirschig
(Par. 1856) und Hercher (Bd. 1, Leipz. 1858);
ins Deutsche übersetzt von Bürger (das. 1775) und Krabinger (Münch. 1831).
L. (Papierblume, Strohblume), Gattung aus der Familie der Kompositen. Xeranthemum annuum L., ein Sommergewächs in Südeuropa,
mit aufrechtem, ästigem, 90-120 cm hohem, weißgrau-filzigem Stengel, abwechselnden, lanzettförmigen,
stumpfen Blättern und schönen weißen und roten Blüten auf langen, einblumigen Stielen, variiert in den Gärten mit gefüllten
Blumen in beiden Farben und dient zu Winterblumenbouketts.
pergamentartiges Aussehen der Haut, welches mit Verödung der Gefäße, Pigmentierung
und Schwund der Oberhaut und des Fettpolsters einhergeht. Xeroderma ist eine seltene, meist bei Kindern weiblichen
Geschlechts beobachtete Hautkrankheit, die in einigen Fällen in bösartige Ausbreitung und Geschwulstbildung übergeht, in
andern stationär bleibt.
Die Entstehung ist völlig unbekannt.
Die Behandlung beschränkt sich auf Einölen der spröden
Haut und Schonung der auf Druck sehr empfindlichen erkrankten Stellen.
1) Xerxes I., Sohn des Dareios Hystaspis, wurde seinem ältern Bruder, Artabazanes, unter Mitwirkung seiner Mutter Atossa, einer
Tochter des Kyros, in der Thronfolge 485 v. Chr. vorgezogen. Nachdem er das empörte Ägypten 484 durch einen einzigen Feldzug
unterworfen, bot er die Kräfte seines Reichs auf, um die schon von seinem Vater zweimal versuchte Eroberung
Griechenlands auszuführen, sammelte 481 in
mehr
Kleinasien ein ungeheures Heer, unterwarf 480 Thrakien und Makedonien, drang bis Athen vor, erlitt aber bei Salamis eine große
Niederlage (s. Perserkriege) und eilte nach Asien zurück, wo er in träge Wollust versank, durch Gewaltthaten Zwist im Königshaus
hervorrief und 465 von Artabanos, dem Anführer seiner Leibwache, ermordet wurde, worauf sein jüngster
Sohn, Artaxerxes I., den Thron bestieg.
2) Xerxes II., Sohn Artaxerxes' I., dem er 425 v. Chr. folgte, wurde nach 45tägiger Regierung von seinem Halbbruder Sogdianos ermordet.
Fluß in Brasilien, entspringt auf dem Plateau von Mato Grosso, etwa unter 15° südl. Br., fließt nördlich
und fällt nach einem Laufe von ca. 1800 km in den untern Amazonenstrom. Er führt im obern Lauf Gold, bildet zahlreiche Stromschnellen
und durchströmt ein Gebiet, in welchem die Indianer noch in der Steinzeit leben.
Große Schiffe gehen von Porto de Moz aufwärts
bis Souzel (100 km).
Der Xingu wurde zuerst von K. v. d. Steinen (s. d.) seiner ganzen Länge nach befahren.
Johannes, gelehrter Mönch aus Trapezunt, um 1066 Patriarch von Konstantinopel, gest. 1080, bekannt als Veranstalter
eines Auszugs aus der Geschichte des Dio Cassius (s. d.).
in der griech. Mythologie Sohn des Hellen, ging, von seinen Brüdern Äolos und Doros aus Thessalien vertrieben,
nach Athen und vermählte sich dort mit des Königs Erechtheus Tochter Krëusa, die ihm den Achäos und Ion
gebar, mußte aber, da er als Schiedsrichter nach seines Schwiegervaters Tode dem Kekrops den Thron zuerkannte, von den Söhnen
des Erechtheus verfolgt, in den Peloponnes wandern.
(Dimethylbenzole) C8H10 , drei Kohlenwasserstoffe, welche sich in dem bei 136-139° siedenden
Teil des leichten Steinkohlenteeröls finden und auch beim Einleiten von Chlormethyl in Toluol bei Gegenwart von Aluminiumchlorid
entstehen. Das Orthoxylol siedet bei 140-141° und gibt mit verdünnter Salpetersäure Orthotoluylsäure;
Metaxylol, welches im Teeröl vorherrscht, siedet bei 137°, wird von verdünnter Salpetersäure nicht angegriffen; Paraxylol
bildet farblose Kristalle, schmilzt bei 15°, siedet bei 136-137°, gibt mit verdünnter Salpetersäure Paratoluylsäure. Diese
drei Xylole geben mit konzentrierter Salpetersäure Nitroxylole C8H9NO2 , und aus letztern erhält
man durch Reduktion basische Xylidine C8H9NH2 , aus welchen man rote Azofarbstoffe
(s. d.), Xylidinponceau und Xylidinscharlach als gute Surrogate der Kochenille erhält.
(griech., Holzmesser), ein in der Forstwirtschaft gebräuchliches Gerät, welches dazu dient, den genauen
kubischen Inhalt von unregelmäßig geformten Holzstücken zu ermitteln. Dies geschieht dadurch, daß man das
Holz in Wasser eintaucht und das durch dasselbe verdrängte Volumen Wasser bestimmt, welches dem Volumen des untergetauchten Holzes
gleich ist. Über die verschiedenen bei der Massenermittelung von Holzstücken angewandten Arten von Xylometern vgl. Baur, Untersuchungen
über den Festgehalt und das Gewicht des Schichtsatzes und der Rinde (Augsb. 1879); Derselbe, Holzmeßkunde
(3. Aufl., Wien 1882).
(Degenkräuter), monokotyle, etwa 70 Arten umfassende, besonders der Tropenzone Amerikas angehörige Pflanzenfamilie
aus der Ordnung der Enantioblasten, Sumpfkräuter mit grundständigen, grasartigen Blättern und dreizähligen,
in behüllte Köpfchen zusammengedrängten Blüten, die aus einem spelzenartigen äußern und einem blumenblattartigen innern
Kreis bestehen, und deren äußerer Staubblattkreis sich zu Staminodien umwandelt.
Vgl. Seubert, Xyridaceae, in Martius' »Flora
brasiliensis«, Bd. 15.
lat. Y, y. wurde ursprünglich von den Griechen als Zeichen für u erfunden und
ging als solches in das lateinische und die neuern Alphabete über; s. »U«. Nachdem schon in
früher Zeit das griechische u den Lautwert ü erhalten und zugleich seine Form verändert hatte, wurde dieses neue Zeichen,
das Ypsilon, um das Jahr 100 v. Chr. gleichfalls und zwar als besonderer Buchstabe, zur Bezeichnung des der lateinischen
Sprache fremden ü-Lautes in griechischen Wörtern, in das römische Alphabet eingeführt, in dem es die vorletzte Stelle erhielt.
Das Italienische hat kein y, im Spanischen und Französischen wird es wie i gesprochen, im Spanischen bezeichnet es auch den
Konsonanten j. Im Gotischen kommt es nur in fremden Wörtern und Eigennamen vor, im Angelsächsischen und
Altnordischen aber zur Bezeichnung des ü-Lautes sowohl als kurzer wie als langer Vokal. Von da hat es in die schwedische,
dänische und englische Sprache Eingang gefunden. Im Englischen ist es jetzt besonders als Konsonant in häufigem Gebrauch und
vertritt als solcher die Stelle des deutschen j; als Vokal wird es entweder wie i oder wie ei ausgesprochen.
Im Holländischen wird es stets wie ei gesprochen, wie denn auch die neuere Orthographie ij statt y schreibt. Im Hochdeutschen
wird y bereits in den ältesten Handschriften für das deutsche
mehr
i gebraucht, häufiger wurde es vom 14. Jahrh. ab, auch in den Diphthongen, ist aber in neuerer Zeit in deutschen Wörtern
als überflüssig mehr und mehr außer Kurs gekommen und findet sich außer in Fremdwörtern fast nur noch in dem Namen Bayern
(nach der offiziellen Schreibung). In Fremdwörtern griechischer Herkunft schwankt die Aussprache des y
zwischen i und ü, z. B. in Physik, spr. phisik oder phüsik. Von den Slawen kennen das y nur die Böhmen und die Polen, bei
denen es sich vom i meist durch die Aussprache unterscheidet, namentlich wenn es betont ist. Es klingt dann böhmisch wie
ui, polnisch wie ei.
Als Abkürzung bezeichnet man in der Mathematik mit y eine zweite unbekannte Größe; als Zahlzeichen im Griechischen ist υ = 400 und
υ, = 400,000. In der Chemie ist Y das Zeichen für Yttrium.
(spr. ei, het Y), früher ein Meeresarm, der aus der südwestlichen Spitze des Zuidersees bei
Amsterdam westwärts in die niederländische Provinz Nordholland eintrat und sich nordwestlich bis Beverwijk am Fuß der Nordseedünen
ausdehnte. In den 70er Jahren ist das Y größtenteils in Ackerland verwandelt worden. In der Mitte fließt der im November 1877 eröffnete
»neue Nordseekanal«, der jetzt, seit der Durchgrabung der
Dünen bei Velzen, Amsterdam mit der Nordsee verbindet und durch Schleusen mit dem Zuidersee in Verbindung steht.
Stadt im südamerikan. Staat Paraguay, 90 km südöstlich von Asuncion, bereits 1536 gegründet, treibt Handel
mit Orangenblätteressenz und hat (1879) 3400 Einw.
(Jak, Grunzochs, Poephagus Wagn.), Untergattung der Wiederkäuergattung Rind (Bos L.) mit der einzigen
Art P. grunniensL. Diese erreicht 4,25 m Gesamtlänge, der Schwanz ohne Haar 75 cm, die Höhe beträgt 1,9 m, das Gewicht bis 720 kg.
Er ist stark und kräftig gebaut mit mäßig großem, sehr breitem Kopf, plumper Schnauze, breiter Muffel, kleinem Auge,
kleinem, gerundetem Ohr, kurzer Stirn, hoch entspringenden, vom Grund an halbmondförmig nach außen, vor- und aufwärts gewendeten,
mit der Spitze aber wieder ein- und rückwärts gekrümmten Hörnern, roßschweifartigem Schwanz und kurzen, dicken, starken
Beinen, ist bis auf das Gesicht, die Unterfüße und eine kleine Stelle an der Brust lang und reichlich behaart,
die meist schwarzen, bisweilen auch weißen Haare reichen an den Seiten bis auf den Boden herab. Er lebt auf den Hochebenen
Mittelasiens in Höhen zwischen 4-6000 m, je nach der Beschaffenheit der Weide in kleinern oder größern Gesellschaften, schweift
weit umher, wie es der spärliche Pflanzenwuchs dieser Gegenden erheischt, bevorzugt wasserreiche Stellen
und scheut mehr die Wärme als die Kälte. Er läuft nicht sehr schnell, klettert aber vortrefflich, sein Geruch ist scharf,
Gehör und Gesicht nur mäßig ausgebildet.
Der Grundzug seines Wesens ist große Trägheit. In der Brunftzeit nähern sich die einsamen Stiere den Herden. Die Kühe werfen
nach neun Monaten ein Kalb, welches in 6-8 Jahren erwachsen ist. Man jagt ihn wenig, sein Mist dagegen wird als einziges Brennmaterial
hoch geschätzt. In allen Ländern, wo er vorkommt, findet er sich auch als Haustier; der zahme Yak gleicht dem wilden, ist
aber selten rein schwarz, meist weiß gefleckt, auch ganz weiß, braun, rot und gescheckt.
Man hat ihn mit andern Rindern gekreuzt und mehrere Rassen gezüchtet. Vielfach kommen halb verwilderte Herden vor, die auch
im Winter nicht gefüttert werden. Man benutzt den
Yak als Last- und Reittier, auch genießt man das sehr wohlschmeckende Fleisch
und die Milch, verwertet auch die Haare und das Fell. Der weiße Schwanz dient als kostbarer Schmuck der Waffen,
Pferde und Elefanten und wird auch zu Quasten, Fliegenwedeln etc. verarbeitet. In Europa eingeführte Yaks haben sich gut gehalten
u. fortgepflanzt.
franz. Enklave in der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, im Godaweridelta, 18 qkm groß mit (1885) 4266 Einw.
Yanaon steht administrativ unter dem Generalgouverneur von Ponditscherri und hatte 1883 eine Einnahme von 38,482,
eine Ausgabe von 56,102 Frank.
(engl., spr. jänki), Name, welchen man in Amerika selbst den Neuengländern, in Europa aber den Nordamerikanern
überhaupt zur Bezeichnung ihres Nationalcharakters beilegt. Yankee ist nach einigen die durch die Indianer verderbte Aussprache
des Wortes »Anglais« (Engländer).
früheres Nationallied der Nordamerikaner (»A Yankee boy is trim and tall
etc.«),
als dessen Verfasser ein Dr. Sheckburg (um 1750) genannt wird. Die ziemlich triviale Melodie des halb humoristischen,
halb patriotischen Liedes soll schon zu Cromwells Zeiten in England als »Nankee-Doodle« bekannt gewesen und
durch englische Truppen, deren Musikchöre sie als Marsch spielten, um die Mitte des 18. Jahrh. nach den nordamerikanischen
Kolonien verpflanzt worden sein, wo sie zuerst bei den Neuengländern (Yankees) in Aufnahme kam. In neuerer Zeit ist es durch
»Hail Columbia«, »Star-spangled banner« und andre Lieder fast ganz verdrängt worden.
frühere Hauptstadt des nordamerikan. Territoriums Dakota, am Missouri, 11 km oberhalb der Mündung des Dakotaflusses, 1859 angelegt,
jetzt mit (1880) 3431 Einw.
(Eapinseln), zu den Westkarolinen gehörige Inselgruppe im westlichen Stillen Ozean, bestehend
aus der Hauptinsel Yap, 207 qkm groß mit 2750 Einw., der Insel Ngoli, den Uluthi- oder Mackenzieinseln, Fais und den Sorol-
oder Philippinseln, zusammen 247 qkm (4,5 QM.).
Die Inseln sind meist hoch und vulkanischer Natur.
Fluß im mexikan. Staat Sonora, nach einem Indianerstamm genannt, entsteht in der Sierra Madre,
fließt durch ein fruchtbares Thal und durch goldreiche Gegenden und ergießt sich nach einem Laufe von 620 km in den Stillen
Ozean. Er hat das ganze Jahr durch Wasser, ist aber nur bei hohem Wasserstand schiffbar. An seiner Mündung
liegen Salinen und Austernbeete.
Sektion des Staats Lara in der Bundesrepublik Venezuela, erstreckt sich vom Golfo Triste des Karibischen Meers, ist
meist eben u. hat 7433 qkm (135 QM.) Flächeninhalt mit (1873)
71,689 Einw. Hauptflüsse sind der Yaracuy und Arva.
Flecken im südamerikan. Staat Ecuador, Provinz Pichincha, 45 km östlich von Quito, 2585 m ü. M. Hier errichtete
Condamine 1743 während der peruanischen Gradmessung zwei Pyramiden.
(engl.), das in England und den Vereinigten Staaten von Nordamerika gebräuchliche Ellenmaß von 3 engl. Fuß = 0,914
m. Dasselbe wird im Handel in 4 Quarters à 4 Nails (Nägel) eingeteilt.
Das Yard of land (Yard Landes, Hufe) ist
ein englisches Feldmaß von 30 Acres oder 145,200 QYards = 12,14 Hektar.
(spr. jehr), Fluß in der engl. Grafschaft Norfolk, ergießt sich nach einem Laufe von 130 km bei Yarmouth in die
Nordsee und ist bis Norwich (40 km) schiffbar.
Oberhalb Yarmouth verbreitert er sich zum Braydon Water.
(spr. jarmöth), 1) (Great Yarmouth, das alte Yarianonum) Küstenstadt in der engl. Grafschaft Norfolk, auf einer
Landzunge zwischen dem Yare und der Nordsee und an der Mündung des Waveney in den Yare gelegen, besteht
aus der teilweise noch von alten Mauern umgebenen Altstadt und der Neustadt am offenen Meer, die als Badeort viel besucht ist
und neben einer Marineparade zwei Landungsbrücken hat. In der Altstadt gibt es außer vier breitern Straßen
nur 150 enge Gäßchen (Rows genannt), aber stattliche Gebäude stoßen an die Kais an. Yarmouth hat ein Rathaus und andre Häuser
aus dem 16. Jahrh., die 1123 erbaute Nicholaskirche, Markthallen, eine Kornbörse, ein Theater, eine Lateinschule, eine 42,7
m hohe Nelsonsäule, Seiden- und Florfabrikation, Seilerbahnen, Schiffswerften und (1881) 46,211 Einw.
Es ist aber vornehmlich bekannt als Hauptstation des englischen Heringsfanges (Yarmouth bloaters). Zum Hafen gehörten 1888: 654 Schiffe
von 32,199 Ton. Gehalt und 687 Fischerboote. Wert der Einfuhr vom Ausland 225,321 Pfd. Sterl. Yarmouth ist Sitz eines deutschen Konsuls.
- 2) (South Yarmouth) Fischerstädtchen und Seebad auf der Nordwestküste der Insel Wight, am Solent, den hier die
Forts Victoria and Albert und Hurst Castle verteidigen, mit (1881) 787 Einw.
das zuerst bei den franz. Fußjägern, dann in mehreren Armeen eingeführte Haubajonett, dessen eigentümlich
gekrümmte Klinge nur Eine Schneide hatte, als Seitengewehr getragen und nur zum Kampf aufgepflanzt (am Gewehrlauf befestigt)
wurde.
(spr. jehts), Edmund Hodgson, engl. Schriftsteller, geboren im Juli 1831 zu London, war lange im Postdienst thätig
und arbeitete nebenbei für Journale, bis er sich 1872 ausschließlich der Litteratur widmete. Er veröffentlichte die Skizzensammlungen:
»Mirth and metre by two merry men« (mit Smedley, 1854) und »My
haunts and their frequenters« (1854),
denen sich später »After office hours« (1861) anschloß, geriet 1858 mit
Thackeray in Fehde, der wegen eines ihn betreffenden Artikels von Yates dessen Ausstoßung aus dem Garrick-Klub verlangte, worauf
Dickens für Yates Partei ergriff, und ließ 1860 »Life and correspondence« des Schauspielers
C. Matthews erscheinen. Seine weitern Schriften sind zahlreiche durchweg sensationell gehaltene Romane,
von denen wir als die bekanntesten nennen: »Broken to harness« (1865),
»Running the gauntlet« (1865),
»Kissing the rod« und
»Land at last« (1866),
»Black sheep« (1867),
»Wrecked in port« (1869),
»Dr. Wainwright's patients« und »Nobody's fortune« (1871),
»The impending sword« (1874) etc.
Nachdem er 1872-73 Vorlesungen in Nordamerika gehalten, gründete er die Wochenschrift »The World«; ein
darin 1885 gegen Lord Lansdale veröffentlichter Artikel zog ihm eine viermonatliche Haft zu. 1884 erschienen seine »Recollections
and experiences« (4. Aufl. 1885, 2 Bde.).
(spr. jasuh), Fluß im nordamerikan. Staat Mississippi, entsteht durch die Vereinigung von
Tallahatchie und Yalabusha, durchfließt in vielgewundenem Lauf ein Flachland und ergießt sich 800 km von seiner Quelle links
in den Mississippi.
(Ips), alte Stadt in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Amstetten, an der Donau, unweit der Mündung des gleichnamigen
Flusses, welcher in den Mariazeller Alpen an der steirisch-niederösterreichischen Grenze entspringt und sich
nach 130 km langem Lauf in mehreren Armen in die Donau ergießt, hat noch Ringmauern, eine alte Pfarrkirche, ein Bezirksgericht,
eine Landesirrenanstalt, eine Wiener städtische Versorgungsanstalt, Eisen- und Posamentenfabrikation und (1880) 3782 Einw.
NationalPark (spr. jéllo-stōn néhschönäl), ein geologisch merkwürdiger, zuerst 1864 von Kapitän W.
De Lacy besuchter Bezirk im nordamerikan. Territorium Wyoming, in dessen Mitte der Yellowstone Lake (2358 m ü. M.)
liegt, dem der gleichnamige Fluß (s. den folgenden Artikel) entströmt. Das Gebiet ist im allgemeinen ein Hügelland, dicht
bewaldet und im O. sowohl als im W. von hohen, aus vulkanischem Gestein eingeschlossenen Bergketten umgeben.
Sein Klima ist ein arktisches, und neun Monate jährlich bleibt der Schnee liegen. Es ist merkwürdig durch
seine unzähligen heißen Quellen, seine 50 Geiser (unter denen der Beehive einen Wasserstrahl 54,2 m hoch in die Luft schickt)
und seine Schlammvulkane. Durch Kongreßakte vom ist das Gebiet als Nationalpark unter den Schutz der Landesregierung
gestellt.
Vgl. Hayden, The Yellowstone National Park (Boston 1877);
Zittel, Das Wunderland am Yellowstone
(Berl. 1885).
River (spr. jéllo-stōn riwwer), Nebenfluß des Missouri, in Amerika, entspringt in dem Yellowstone Lake, 2358 m ü. M.,
ist beim Ausfluß aus demselben ein breiter Strom, der zwischen bewaldeten Hügeln hinfließt, bildet dann aber Stromschnellen,
verengert sich auf 30 m und stürzt über eine 120 m hohe Felswand in einen 30 km langen Grand Cañon, den
340-450 m hohe, aus vulkanischem Gestein gebildete Felswände einschließen. Weiter unterhalb durchtobt der Fluß noch drei
kleinere Canons, und erst bei der Mündung des Clarke's Fork verbreitert er sich wieder auf 450-550 m,
wird für Boote von 1 m Tiefgang schiffbar, nimmt noch den trübe gefärbten Big Horn River aus und mündet schließlich nach
einem Laufe von 860 km (wovon 640 km schiffbar) bei Fort Union, 666 m ü. M., in den Missouri.
(engl., spr. jóhmän), in frühern Zeiten in England jeder Gemeinfreie, d. h. jeder Angehörige
desjenigen Standes, der zwischen dem Ritterstand und den Hörigen und Leibeignen in der Mitte stand.
Heutzutage werden unter
dem Namen Yeomen
mehr
vornehmlich die größern Pachter und kleinern Grundbesitzer begriffen.
Yeomen heißen auch die altertümlich mit Spießen
und Hellebarden bewaffneten Soldaten der königlichen Leibgarde, welche den Tower in London zu bewachen hat.
Ile d' (spr. ihl diöh, lat. Oya insula), kleine Insel (2800 Hektar) im Atlantischen Ozean an der Küste des franz.
Departements Vendée, zum Arrondissement Sables d'Olonne gehörig, mit (1881) 3132 Einw., meist Fischern und
Seeleuten.
Sie ist mit Batterien und vier Leuchttürmen versehen und enthält ein altes Felsenschloß und zahlreiche sogen.
Druidendenkmäler.
An der Nordküste liegt der Hafen (Port Breton), in welchem jährlich 180 Schiffe mit 4800 Ton. einlaufen.
in der nord. Mythologie die riesenhafte Esche (Weltesche), unter deren Bild man sich das ganze Weltgebäude
vorstellte. Drei Wurzeln halten den Baum aufrecht, deren eine zu den Menschen, die andre zu den Hrimthursen (Riesen) reicht, die
dritte aber über Niflheim (Unterwelt) steht, während ihre Zweige sich über die ganze Welt breiten und
über den Himmel wölben. Unter ihr halten die Götter Gericht, dort weilen die Nornen (s. d.). Die Vorstellung dieser und ähnlicher
Himmelsbäume hängt mit dem in der Urzeit weitverbreiteten Baumkultus (s. d. und Hain) zusammen.
(spr. jongh), Charlotte Mary, fruchtbare engl. Schriftstellerin, geb. 1823, die Tochter
eines Gutsbesitzers, frühern Offiziers, hat ihren Werken, auch ihren beliebten Romanen, einen religiösen Sinn beigegeben,
durch welchen die (wenn auch mildere) Richtung der hochkirchlichen Partei gefördert werden sollte und gefördert worden ist.
Besonders beliebt wurden: »The heir of Redclyffe« (22. Aufl. 1876);
»Heartsease« (11. Aufl. 1870);
»The
daisy chain« (10. Aufl. 1870) mit der Fortsetzung: »The trial« (1864).
Von zahlreichen andern erwähnen wir: »The dove in
the eagle's nest« (2. Aufl. 1870);
»The chaplet of pearls« (1868);
»The pillars of the house« (1873);
»The
three brides« (1876);
»The disturbing element« (1878) etc.
Auch hat sie eine Sammlung von ältern Jugendschriften: »A storehouse of stories« (2 Serien, 1870-72),
sowie Erziehungsschriften
und geschätzte historische Arbeiten (z. B. »Landmarks of history«, 3 Bde.;
»The kings of England«; »Stories of English history« etc.) veröffentlicht.
Der Frauenfrage widmete sie eine
lehrreiche Schrift:
»Womankind« (3. Aufl. 1880). Seit 1879 erscheint
eine Gesamtausgabe ihrer Erzählungen und Romane. Neuere Werke sind: »Bye-words« (1880),
die Novelle »Love and life, in XVIII.
century costume« (1881) und »Unknown to history.
A story of the captivity of Mary of Scotland« (1882, 2 Bde.) u. a.
Stadt im nordamerikan. Staat New York, am Hudson, 27 km oberhalb New York, beliebte Sommerfrische
für die New Yorker, mit Villen und (1880) 18,892 Einw. Dabei 1777 Seegefecht.
(im Altertum Icaunus), Fluß im mittlern Frankreich, entspringt im Morvangebirge, südlich von Château-Chinon im
Departement Nièvre, durchfließt in nordwestlicher Richtung die Departements Nièvre und Yonne, wird bei Auxerre
schiffbar und fällt nach einem Laufe von 273 km bei Montereau links in die Seine. Ihre wichtigsten Nebenflüsse sind: links
der Beuvron, rechts die Cure mit dem Cousin, der Serain, Armançon und die Vannes. Durch den Kanal von Burgund steht die Yonne mit
der Saône und durch den Kanal von Nivernais mit der Loire in Verbindung. Sie dient mit diesen Kanälen hauptsächlich
der Holzzufuhr nach Paris. - Das nach ihr benannte Departement umfaßt den nordwestlichen Teil von Burgund (Avallonais und Auxerrois),
den südwestlichen Teil der Champagne (Sénonais) und ein Stück des südöstlichen Teils von Orléanais
(Puisaye und Gâtinais), grenzt im NW. an das Departement Seine-et-Marne, im NO. an Aube, im O. an Côte d'Or, im S. an Nièvre, im
W. an Loiret und umfaßt einen Flächenraum von 7428 qkm (135,38 QM.).
Das Land liegt auf dem althistorischen Weg vom Seine- zum Rhônebecken und zum Mittelmeer; es hat daher
in der Geschichte Frankreichs eine große Rolle gespielt. Es ist meist eben; im südlichen Teil enthält es Ausläufer des Morvangebirges,
im nördlichen Teil waldige Hügelketten.
Hauptfluß ist die Yonne, die hier die Cure, den Serain, Armançon und die Vannes aufnimmt. Das Klima ist mild. Von der Oberfläche
kommen auf Äcker 456,176, Wiesen 33,918, Weinberge 39,440, Waldungen 169,554, Heiden und Weiden 5514 Hektar. Die Bevölkerung belief
sich 1886 auf 355,364 Einw. und hat seit 1861 um 15,000 Einw. abgenommen.
Hauptprodukte des fruchtbaren, gut bewässerten Bodens sind: Weizen (2½ Mill. hl), Hafer (1,8 Mill. hl), Gerste und Roggen, dann
Kartoffeln (1,3 Mill. hl), Hülsenfrüchte, Zucker- und Futterrüben, Hanf, Raps, Obst und Wein (1886: 422,373 hl, sogen. Unterburgunder
in weißen und roten Sorten).
Nächst dem Acker- und Weinbau, als den Haupterwerbszweigen, sind die Viehzucht (1886: 46,056 Pferde, 144,319 Rinder, 318,359
Schafe), die Holzproduktion, Industrie und Handel gleichfalls von Bedeutung. Die Industrie liefert Kommerzeisen
und Schienen, Maschinen, Feilen, Rasiermesser und andre Eisenwaren, Gerberlohe, Leder, Ocker, Ziegel, Kalk, Gips, Zement, Schuhwaren,
Mehl, moussierende Weine, Spiritus, Likör, Essig, Bier und Rübenzucker. Außerdem ist der Schiffbau vertreten.
Der Handel vertreibt namentlich Getreide, Wein und Holz. Die Eisenbahn von Paris nach Dijon mit mehreren Zweigbahnen
(von Sens nach Montargis und Troyes, von Laroche über Auxerre nach Clamecy und Avallon etc.) sowie der Kanal von Burgund durchschneiden
das Departement. Es wird eingeteilt in die fünf Arrondissements: Auxerre, Avallon, Joigny, Sens und Tonnerre. Hauptstadt ist Auxerre.
Vgl. Quantin, Dictionnaire topographique du département de l'Y. (Par. 1862).