Hauptwerk ist aber die »Geschichte der
Kunst des
Altertums«
(Dresd. 1764; 2. Aufl.,
Wien
[* 2] 1776; neue Ausg. von J.
^[Julius]
Lessing, 2. Aufl.,
Heidelb. 1881, und in verschiedene
Sprachen übersetzt),
welche er später durch die »Anmerkungen über die Geschichte der
Kunst«
(Dresd. 1767) ergänzte. 1764 hatte Winckelmann mit
Volkmann und
HeinrichFüßli eine dritte
Reise nach
Neapel
[* 3] unternommen, deren Ergebnisse er in den »Nachrichten von den neuesten herculanischen
Entdeckungen«
(Dresd. 1764) bekannt machte. Den größten Teil des
Jahrs 1766 widmete er der Ausarbeitung des »Discorso preliminare«
und seiner »Monumenti inediti«. 1767 unternahm er eine vierte
Reise nach
Neapel undHerculaneum, und im
folgenden Jahr begab er sich in
Gesellschaft des Bildhauers Cavaceppi über
Venedig,
[* 4]
Verona
[* 5] und durch
Tirol
[* 6] nach
München
[* 7] und
Wien.
Auf der Rückreise ward er zu
Triest
[* 8] in einem
Gasthaus von
Francesco Arcangeli ermordet. Sterbend setzte er noch den
KardinalAlbani zum
Universalerben ein. Eine Kolossalbüste Winckelmanns, von E.
Wolff gearbeitet, ließ
König
Ludwig I. von
Bayern
[* 9] in
VillaAlbani, der letzten Stätte seines Wirkens, aufstellen. Ein Denkmal vonL.Wichmann ist ihm
in
Stendal,
[* 10] eine Marmorstatue von demselben in der Vorhalle des
Museums zu
Berlin
[* 11] errichtet worden. 1823 wurde ihm auch ein
Marmordenkmal im städtischen
Museum zu
Triest gesetzt.
Durch die
»Kunstgeschichte« und die »Monumenti« wurde Winckelmann der
eigentliche Schöpfer der
Kunstwissenschaft. Er öffnete das griechische
Altertum zu so freier und objektiver Betrachtung wie
Herder den
Orient. Winckelmann war der erste, der ganz unabhängig und mit wissenschaftlich gebildetem
Auge
[* 12] die klassischen Kunstschöpfungen
betrachtete und von der Erhabenheit, der
Harmonie, dem lebendigen
Hauch derselben so durchdrungen war,
daß sich dieser antike
Geist bei ihm in der körnigen, einfachen
Sprache,
[* 13] in den
Grundsätzen seiner
Lehre
[* 14] und in der
Idee vollendeter
Schönheit wieder ausgeprägt und gleichsam verkörpert hat.
die in horizontaler oder in einer nur wenig gegen die Erdoberfläche geneigten
Richtung fortbewegte
Luft. Die
Richtung des
Windes wird nach der
Weltgegend bezeichnet, aus welcher er weht. Zu Land rechnet man die
Richtung des
Windes nach
der wahren
Richtung der
Weltgegend (rechtweisend), zur
See nach den vom
Kompaß
[* 21] angezeigten
Weltgegenden,
so daß, um die wahre Windrichtung zu finden, die
Abweichung des von der Nordspitze der Kompaßnadel angezeigten magnetischen
Nordens
(magnetische Deklination) von
dem wahren
Norden
[* 22] hinzugezählt oder abgezogen werden muß.
Die
Richtung des
Windes wird vermittelst einerWindfahne bestimmt, welche
hoch und frei angebracht ist und
sich leicht drehen lassen muß. Um die Windrichtung in den höhern Luftschichten zu bestimmen, pflegt man den Zug
der
Wolken zu
beobachten. Die
Richtung des Wolkenzugs in verschiedener
Höhe kann unter sich und von der Windrichtung an der Erdoberfläche
verschieden sein. Nach einem Beschluß des ersten Meteorologenkongresses zu
Wien 1873 sind die englischen
Bezeichnungen der Windrichtungen für den internationalen
Gebrauch allgemein eingeführt.
Die Richtung und Stärke des Windes ist an der Erdoberfläche von den örtlichen Verhältnissen stark beeinflußt. Auf dem Meer
wehen die Winde
[* 26] in größerer Stärke und Regelmäßigkeit als über dem Festland, und auf diesem findet man wiederum in Ebenen
und Tiefländern im allgemeinen gleichmäßigere, regelmäßigere und frischere Winde als in den Bergländern,
wo infolge der Terrainunterschiede der Luftbewegung ein größerer Widerstand sich entgegenstellt. Je höher man sich über
die Erde erhebt, desto freier und unbehinderter wird die Bewegung der Luft und desto größer die Kraft
[* 27] des Windes.
Um die Windverhältnisse eines gegebenen Ortes zu ermitteln, bestimmt man, wie oft während eines längern
Zeitraums ein jeder der acht Hauptwinde (N, NE, E, SE, S, SW, W, NW) weht. Trägt man die Zahlen, welche dies angeben, auf die
entsprechenden Punkte eines in acht gleiche Teile geteilten Horizontalkreises auf, so erhält man die Windrose des betreffenden
Ortes. Zum Überblick der Häufigkeit der verschiedenen Winde für einen bestimmten Zeitraum gibt man meistens
Prozentzahlen der beobachteten Windrichtungen inkl. der Windstillen an und trägt diese nach einem bestimmten Maßstab
[* 28] nach
den acht Hauptstrichen der Windrose auf.
Auf diese Weise findet man, daß in den meisten Gegenden der Erde eine Windrichtung während des ganzen
Jahrs oder zu einer bestimmten Zeit desselben am häufigsten auftritt (die vorherrschende Windrichtung). In manchen Gegenden
und zu manchen Jahreszeiten
[* 29] ist diese letztere von einer Häufigkeit, gegen welche alle andern Windrichtungen zurücktreten;
in andern Gegenden und Zeiten ist dieselbe weniger hervortretend. An einigen Punkten herrscht dieselbe Windrichtung das ganze
Jahr hindurch, an andern wiederum wechselt sie mit den Jahreszeiten.
Man unterscheidet demnach 1) konstante Winde, die das ganze Jahr hindurch aus derselben Richtung in überwiegender Häufigkeit
wehen, so die Passatwinde (s. d.);
2) periodische Winde, welche in bestimmten Jahres- und Tageszeiten eine überwiegende Häufigkeit haben, deren Richtung aber
mit den Jahres- und Tageszeiten wechselt: Monsune (s. d.), Land- und Seewinde;
3) gewöhnliche vorherrschende Winde. In Europa
[* 30]
sind im Januar im allgemeinen die südwestlichen Winde vorherrschend, mit Ausnahme
der östlichen Länder des Mittelmeers,
[* 31] wo nordöstliche Winde überwiegen. Die Ostküste von Island
[* 32] hat nördliche Winde, die
Nordküste und Westküste südöstliche. Im ganzen nordwestlichen Asien
[* 33] herrschen südwestliche Winde, im
östlichen Asien nordwestliche bis nördliche, im südlichen Asien nördliche bis nordöstliche (Nordostmonsune) und im südwestlichen
Sibirien östliche Winde vor. Im Juli sind die herrschenden Winde in Europa im ganzen westlicher als im Januar. In Osteuropa und
Westasien gehen sie in nordwestliche und nördliche, im südlichen Asien in südwestliche, an der chinesischen
Küste in südliche, weiter im N. in südöstliche und östliche Winde über, und an der sibirischen Nordküste sind östliche
und nördliche Winde die vorherrschenden.
Die hauptsächlichste Ursache des Windes ist die verschiedene Größe des Luftdrucks, und zwar weht der Wind aus den Gegenden,
welche höhern Luftdruck besitzen, nach denjenigen Gegenden hin, in welchen ein niedrigerer Luftdruck besteht
(vgl. Wetter).
[* 34] Rings um ein Maximum des Luftdrucks (s. unten) müßte, wenn die Differenz im Luftdruck die einzige Ursache für
die Richtung des Windes wäre, der Wind auf allen Seiten nach außen hin, d. h. auf der Nordseite
von S. nach N., auf der Westseite von O. nach West, auf der Südseite von N. nach S., auf der Ostseite von West nach O. wehen,
und ebenso müßte rings um ein Minimum des Luftdrucks (s. unten) der Wind auf allen Seiten nach innen wehen, nämlich auf der
Nordseite von N., auf der Westseite von West, auf der Südseite von S., auf der Ostseite von O. Diese
ursprüngliche geradlinige Richtung vom höhern nach dem niedrigern Luftdruck wird aber durch die Umdrehung und die Kugelgestalt
der Erde sowie durch die Zentrifugalkraft
[* 35] verändert.
Die Umdrehung der Erde von West nach O. bewirkt nämlich, daß der Wind auf der nördlichen Halbkugel in Bezug
auf seine Richtung nach rechts, auf der südlichen nach links abgelenkt wird. Ein Luftteilchen, welches sich z. B.
auf der nördlichen Halbkugel von S. nach N. in Bewegung gesetzt hätte, würde, während die Erde sich unter ihm von West nach
O. hinwegdreht, seine Richtung nach und nach immer mehr in eine westliche verwandeln, d. h. seine Bahn
hat eine Drehung nach rechts oder im Sinn der Zeiger einer Uhr
[* 36] erfahren.
Ebenso wird auf der südlichen Halbkugel eine Drehung des bewegten Körpers infolge der Erdrotation nach links oder gegen die
Bewegung der Uhrzeiger erfolgen. Auf beiden Halbkugeln findet diese Ablenkung der ursprünglichen Windrichtung
in dem Sinn der scheinbaren Bewegung der Sonne,
[* 37] d. h. mit der Sonne, statt. Die Größe dieses Ablenkungsvermögens, welches am
Pol am größten ist (15 Sekunden in der Zeitsekunde) und am Äquator verschwindet, ist durch ein einfaches Gesetz an die geographische
Breite
[* 38] eines Ortes gebunden.
Unter 30° Breite ist das Drehungsvermögen halb so groß als an den Polen, unter 60° Breite beträgt es 13 Sekunden in der
Zeitsekunde etc. Infolge des Einflusses, den die Zentrifugalkraft auf ein Luftteilchen ausübt, welches sich auf einer gekrümmten
Bahn bewegt, hat dieses das Bestreben, aus dieser Bahn herauszutreten und der geraden Linie zu folgen. Bei
der Bewegung um ein Minimum oder Maximum des Luftdrucks verfolgen die Luftteilchen spiralförmige Bahnen, welche beim Minimum ihre
hohle Seite dem niedrigern Luftdruck, beim Maximum dem höhern Luftdruck zukehren. Infolgedessen wird die durch die Erdrotation
verursachte Ablenkung bei der Bewegung um ein Minimum des Luftdrucks durch die Zentrifugalkraft vergrößert,
bei der um ein Maximum¶
mehr
verkleinert. Die Wirkung dieser beiden Einflüsse und die Beziehung der Windrichtung zu dem Luftdruck läßt sich in folgender
Regel (Buys-Ballotsche Windregel) darstellen: »Wendet man dem jeweilig wehenden Wind den Rücken zu, so hat man auf der nördlichen
Halbkugel den höchsten Luftdruck zur Rechten und etwas nach hinten, den niedrigsten zur Linken und etwas
nach vorn; auf der südlichen Halbkugel aber den höchsten zur Linken und etwas nach hinten und den niedrigsten zur Rechten
und etwas nach vorn«.
Nach dieser Regel kann man also aus dem zu irgend einer Zeit an einem bestimmten Ort wehenden Wind die
Richtungen bestimmen, in welchen der zu derselben Zeit stattfindende höchste und niedrigste Luftdruck
vorhanden ist. Die Luft, welche infolge der Druckdifferenzen aus den Gegenden mit höherm Luftdruck nach denen mit niedrigerm
geführt wird, kann hier nicht angehäuft werden, sondern muß beständig abfließen und zwar auf einem andern Weg, als auf
welchem sie zuströmte.
Daher wird sich in den Gegenden eines barometrischen Minimums ein aufsteigender Luftstrom bilden, der in
den obern Schichten der Atmosphäre ebenfalls zu Bewegungen der Luft Veranlassung gibt. Aus demselben Grund wird sich über einem
barometrischen Maximum ein absteigender Luftstrom bilden. Das bekannte und durch langjährige Beobachtungen als sicher und
richtig festgestellte Dovesche Drehungsgesetz der Winde (auch nur als Regel, wie die Buys-Ballotsche, aufzufassen),
nach welchem der an einem bestimmten Orte der Erde und im regelmäßigen Verlauf sich im Sinn der Zeiger einer Uhr oder mit der
Sonne dreht, also auf der nördlichen Halbkugel von N. durch O., S. und West bis wieder N., auf der südlichen
Halbkugel von S. durch O., N. und West bis wieder S., läßt sich ebenso wie die zahlreichen von Dove selbst anerkannten Abweichungen
von diesem Gesetz, nämlich das Zurückspringen oder Krimpen des Windes gegen die Richtung der regelmäßigen Drehung, durch
die oben dargestellten Beziehungen zwischen Luftdruck und Windrichtung einfach als Folge derselben erklären,
während Dove diese Drehung des Windes an einem Ort früher durch das gegenseitige Verdrängen und Zurückweichen der beiden
hauptsächlichsten Luftströmungen, des warmen, feuchten Äquatorial- und des kalten, trocknen Polarstroms, zu erklären versucht
hat. Gegenwärtig faßt man diese Erscheinung der zuerst von Dove als thatsächlich vorhanden erkannten
Drehung des Windes als Folgen der Einwirkung der verschiedenen Verteilung des Luftdrucks auf.
Nicht nur die Windrichtung, sondern auch die Stärke des Windes hängt von den Differenzen im Luftdruck ab. Da, wo auf einem
größern Flächenraum der Luftdruck sehr gleichmäßig ist, und wo die Unterschiede desselben nur sehr
gering sind, ist die Luft wenig bewegt, und es herrschen dort Windstillen oder nur leichte Winde vor; je größer aber der Unterschied
des Drucks (oder des Barometerstandes) zwischen zwei verschiedenen Stationen ist, desto stärker weht der an dem Ort mit dem
niedrigern Luftdruck.
Sowohl in Bezug auf die Richtung des Windes als auch in Bezug auf seine Stärke haben die neuern Untersuchungen eine tägliche
Periode nachgewiesen. In Bezug auf die Windrichtung hat sich ergeben, daß, außer dem bekannten Wechsel von Land- und Seewinden
sowie vonBerg- und Thalwinden, in Gegenden, in welchen die Windverhältnisse weder durch zu große Nähe
des Meers noch durch Gebirge beeinflußt werden, eine entschiedene Tendenz des Windes vorherrscht, sich von 9 Uhr vormittags bis 2 Uhr
nachmittags mit der Sonne, also in der Richtung NOSW. zu drehen und dann bis zum Abend wieder in seine ursprüngliche
Richtung zurückzukehren.
Auf hohen Berggipfeln ist die tägliche Periode in der Winddrehung in umgekehrter Weise beobachtet. Die Größe dieser Schwankung
ist bei östlichen Winden
[* 40] und klarem Himmel
[* 41] bedeutender als bei trüber Witterung und westlichen Winden. In Bezug auf die tägliche
Periode der Windstärke hat sich gezeigt, daß sie auf dem Meer nur schwach auftritt und sich vorzugsweise
auf Landstationen zeigt. Auf diesen ist die Windstärke am schwächsten in der Nacht und am größten zur Zeit der größten
Tageswärme. Auf Berggipfeln ist die Windstärke ebenso wie auf dem Meer am geringsten um Mittag und am größten in der Nacht
oder in den Morgenstunden.
Ein Sturm bildet immer wenigstens einen Teil eines Wirbels, welcher das barometrische Minimum in spiralförmiger Bewegung (s.
oben) umkreist. In manchen Fällen, z. B. bei den Stürmen, welche man in der heißen Zone findet, begegnet
man auf allen Seiten des Wirbels Sturmwinden. Solche Stürme nennt man Wirbelstürme oder Cyklone. Die Stürme in den gemäßigten
und kalten Zonen sind gewöhnlich nicht vollständige Wirbelstürme, da meistens nur ein Teil des Luftwirbels Winde von
Sturmesstärke aufzuweisen hat, während in den übrigen Teilen des Wirbels schwächere Winde auftreten. Die Richtung, in welcher
ein Wind als Sturm weht, ist ebenso wie bei jedem andern Wind von der Richtung und Größe des Gradienten und von der Ablenkung der
Windbahn durch die Rotation der Erde und die Zentrifugalkraft abhängig. Da ein Sturm immer einen Teil eines
Wirbels oder einen völligen Wirbel ausmacht, muß man bei demselben zwischen der drehenden Bewegung des Windes um das Wirbel-
oder Sturmzentrum und der über die
¶
mehr
Erde fortschreitenden Bewegung des letztern unterscheiden. Bei der Fortbewegung des Wirbelzentrums, welches stets mit einem
barometrischen Minimum zusammenfällt, folgt das ihm zugehörige Windsystem, d. h. der Wirbel, mit. Zieht man eine Linie durch
das Zentrum des Sturmwirbels in der Richtung seiner Bahn, so teilt diese den Wirbel in zwei Hälften, eine
linke auf der Nordseite und eine rechte auf der Südseite. Wenn nun ein Wirbel über einen Ort hinwegzieht, welcher gerade
in der Bahn des Wirbelzentrums liegt, so weht der Wind vor dem Vorübergang des Zentrums beständig aus derselben Richtung, springt
aber während des Vorüberganges desselben in die entgegengesetzte Richtung um und weht dann andauernd
in dieser Richtung weiter.
Geht aber die linke oder die Nordseite des Wirbels über einen Ort hin, so wird sich der an diesem Ort während des Vorbeiganges
des Wirbels der Sonne entgegen oder gegen die Zeiger einer Uhr drehen; berührt dagegen die rechte oder Südseite
des Wirbels einen Ort, so wird sich der Wind daselbst während dieser Zeit des Vorüberganges des Wirbels mit der Sonne drehen.
Die Richtung, in welcher das Zentrum des Wirbels sich fortbewegt, hat auf diese Regel keinen Einfluß. Sie gilt für einen beliebigen
Punkt der nördlichen Halbkugel der Erde; für die südliche sind die Drehungsverhältnisse des Windes an
einem Ort bei dem Vorübergang eines Wirbels gerade die entgegengesetzten zu denen auf der nördlichen Halbkugel.
Die Anfangsrichtung, in welcher ein Sturm einsetzt, und der Verlauf seiner Drehung sind in den verschiedenen Gegenden der
Erde sehr verschieden, ebenso auch die Richtung des Fortschreitens der Sturmzentren und der Stürme selbst.
So setzen die Stürme in den arktischen Meeren und Ländern, Nordasien mit inbegriffen, aus O. bis NO. ein und drehen sich über
N. nach NNW.; sie wehen also dort meist aus einer nördlichen Himmelsrichtung, und der Wind dreht sich während des
Sturms gegen die Sonne.
In der nördlichen gemäßigten Zone gehören die Stürme hauptsächlich der rechten oder südlichen Seite der von West nach
O. fortschreitenden Wirbel an, und der Wind dreht sich demzufolge während des Sturms von SO. durch S. und SW. nach West und NW.,
also mit der Sonne. Die seltenste Sturmrichtung ist die aus O., deren Entstehung im Innern des Festlandes
zu suchen ist. Die meisten Stürme, welche Europa treffen, sind Teile der Wirbel, deren Zentren vom Atlantischen Ozean herkommen.
Die meisten dieser Sturmzentren kommen zwischen Island und Schottland in unsern Bereich und wandern teils nach O., teils nach
NO. und teils auch nach SO. Haben die Wirbel das Festland erreicht, und sind sie etwa bis Rußland vorgedrungen,
so verlieren sie in der Regel an Stärke. Demzufolge sind die Westküsten Europas weit stürmischer als das Binnenland. Im Atlantischen
Ozean wächst die Häufigkeit der Stürme mit der Entfernung vom Äquator. So finden nach Maury von 0-10°
nördl. Br. im Jahr (hier zu 400 Tagen gerechnet) durchschnittlich 2 Stürme statt, von 10-20° schon 26, von 20-30° 52, von
30-40° 238, von 40-50° 308, von 50-60° 320 Stürme. In Nordamerika
[* 43] wandern die Sturmzentren ebenfalls von West nach O. und
halten sich dabei besonders auf den Breitengraden nördlich von den Vereinigten Staaten
[* 44] und Kanada. Im
nördlichen StillenOzean sind die Verhältnisse denen des Atlantischen Ozeans ähnlich; doch ist jener etwas ruhiger als dieser,
da in dem StillenOzean kein so starker Gegensatz zwischen warmen und kalten Meeres- und Luftströmungen besteht. Da die barometrischen
Minima in den gemäßigten und
kalten Zonen im Winter stärker aufzutreten pflegen als im Sommer, so wird
auch die Häufigkeit der Stürme während des Winters viel größer sein als während des Sommers (in Norwegen
[* 45] viermal größer).
Die Sommerstürme sind gewöhnlich ganz lokaler Art, indem sie in einem ziemlich beschränkten Umkreis wehen.
Während die Stürme der gemäßigten und kalten Zone nicht vollständige Wirbelstürme sind, bei denen
der Wind nur auf der einen Seite des fortschreitenden Wirbels mit großer Heftigkeit weht, sind die Stürme der Tropen vollständige
Wirbelstürme oder Cyklone (so zuerst von Piddington genannt), bei welchen der Wind auf allen Seiten des Zentrums eine
außerordentliche Heftigkeit hat. Der Teil des Wirbels, in welchem die Windstärke bis zum Orkan oder sehr starken Sturm steigt,
bildet einen Kreis
[* 46] oder ein Oval
[* 47] mit einem Durchmesser, der zwischen 12 und 80 geogr. Meilen (90 und 600 km) und mehr schwanken
kann. Im Mittelpunkt des Wirbelsturms befindet sich ein Raum von etwa 15-30 km Durchmesser, in welchem ein
stark ausgeprägtes barometrisches Minimum vorhanden ist.
Über das Gebiet eines tropischen Sturms breitet sich, als sein unfehlbarer Begleiter, ein mächtiges dunkles Gewölk aus,
welches Ströme von Regen herabsendet. Der Mittelpunkt dieser Sturmwolke oder ihr dichtester Punkt liegt an derjenigen Seite
des Zentrums, nach welcher die Bewegung desselben hin gerichtet ist. Blitz und Donner sind von der Sturmwolke
unzertrennlich. Oft ist die Luft so mit Wolkenmassen und Regen erfüllt, daß es mitten am Tag dunkel wird und Himmel und Meer
zu verschmelzen scheinen. In seltenern Fällen öffnet sich die Wolke über der Mitte des Sturms und läßt
für kurze Zeit den blauen Himmel durchscheinen. Dies nennt man »das Auge des Sturms« oder auch »das Ochsenauge«.
Die tropischen Wirbelstürme entstehen ungefähr unter dem 10.° nördl. oder südl.
Br. und bewegen sich in der Art, daß das Zentrum gewöhnlich erst nach West geht und sich dabei nach N.
(nördliche Halbkugel) oder S. (südliche Halbkugel) vom Äquator entfernt. Ungefähr unter den Wendekreisen wendet sich das
Zentrum häufig direkt nach N. (nördliche Halbkugel) oder nach S. (südliche Halbkugel), um sich darauf nach NO. (nördliche
Halbkugel) oder nach SO. (südliche Halbkugel) weiter zu bewegen. Es kommen aber auch häufig Fälle vor,
in welchen das Zentrum nur einen Teil einer solchen Bahn beschreibt, entweder nach West und NW. oder nach N. und NO. Derartig
ist die gewöhnliche Bahn der Sturmzentren in Westindien
[* 48] (Hurrikane), auf der Westseite des StillenOzeans und im IndischenOzean
(Mauritiusorkane). In demMeerbusen von Bengalen wandern dieselben gewöhnlich von der Andamanengruppe nach
der Gangesmündung hin. Im ChinesischenMeer und bei Japan,
[* 49] wo man diese StürmeTeifune (s. d.) nennt, zeigen dieselben gewöhnlich
einen sehr kleinen
¶
mehr
Durchmesser, und die Zentren, welche oft beinahe stillzustehen scheinen, bewegen sich im allgemeinen nach West, zwischen SW.
und NW. durch alle Striche der Windrose umherschwankend. Je weiter der Wirbel in höhere Breiten hinaufdringt, desto mehr erweitert
er sich, und desto mehr nimmt er die Eigenschaft der Stürme der gemäßigten Zone an.
Die Geschwindigkeit, mit welcher die tropischen Sturmzentren fortschreiten, ist sehr verschieden. In demMeerbusen von Bengalen
und in dem ChinesischenMeer stehen sie oft so gut wie ganz still. Anderwärts beträgt ihre Geschwindigkeit 26-36 km in der
Stunde. Da, wo die Sturmzentren im westlichen Teil ihrer Bahn nach NO. umkehren, ist ihre Geschwindigkeit
häufig am geringsten. Sie wird größer, je mehr sie in die gemäßigte Zone hinein vordringen, und ist in dieser gewöhnlich
größer als in der warmen Zone. An einem Punkte der nördlichen Halbkugel, über welchen die Nordseite eines Wirbels hinweggeht,
dreht sich der Wind, wie schon oben angegeben ist, gegen die Sonne; wenn er dagegen von der Südseite des
Wirbels getroffen wird, dreht er sich mit der Sonne.
Dadurch ist es möglich, wenn sich ein herannahender Sturm durch rasches Fallen
[* 51] des Barometers kenntlich macht, aus der Drehung
des Windes zu bestimmen, nach welcher Seite das Sturmzentrum liegt, und durch zweckmäßige Fahrt die Gefahr
für ein Schiff
[* 52] zu vermindern. Geht das Sturmzentrum selbst über einen Ort hin, so wird an diesem mit einem stärker fallenden
Barometer
[* 53] der Wind bei wachsender Stärke stets aus derselben Richtung wehen; plötzlich wird es windstill, das Barometer hört
auf zu fallen, und der Regen strömt unter fortwährendem Donnern und Blitzen aus einer dunkeln Wolke hernieder.
Ebenso plötzlich aber, wie diese schauerliche Stille begann, nimmt sie eine [sic] Ende, das Barometer fängt an zu steigen,
der Orkan setzt von der gerade entgegengesetzten Seite wieder ein und weht aus dieser Richtung, bis die Atmosphäre ihr
Gleichgewicht
[* 54] wiedererlangt hat.
Die Geschwindigkeit, mit welcher das Sturmzentrum (Zentrum der Cyklone) fortschreitet, ist wohl zu unterscheiden von der eigentlichen
Windgeschwindigkeit im Wirbelsturm selbst: letztere erreicht zuweilen die Größe von 70-90 Seemeilen in der Stunde oder 35-45
m in der Sekunde, während die erstere, welche durch die Vergleichung der Zeitpunkte gefunden wird, in
denen der Sturm an verschiedenen Punkten seiner Bahn anlangt, sehr verschiedene Werte annehmen kann.
Die Durchmesser der Cyklone schwanken zwischen 50 und 1500 Seemeilen; sie sind am kleinsten, wo die Stürme am heftigsten wehen,
und nehmen zu, wenn die Wirbel in höhere Breiten gelangen und sich dort ausdehnen. Die Höhe, bis zu welcher
die Wirbelstürme emporreichen, hat man früher weit überschätzt; vielmehr ist der ganze eintretende Sturmkörper wegen
seiner großen horizontalen Ausdehnung
[* 55] als eine flache Scheibe von höchstens nur 2-3000 m Höhe zu betrachten.
Die zerstörenden Wirkungen der Orkane sind in manchen Fällen ungemein groß, besonders wenn sich mit ihnen die verheerenden
Wirkungen der Meeresfluten verbinden. Die von allen Seiten heranbrausenden Luftströme treiben gewaltige Wassermassen
zusammen, die zu einer Sturmflut anschwellen, welche, wenn sie eine niedrige Küste, wie z. B. die Gangesmündungen,
erreicht, in Verbindung mit dem während des Orkans herniederstürzenden wolkenbruchartigen Regen weite Landstrecken plötzlich
unter Wasser setzen kann. Auf offenem Meer ist die Sturmflut nicht wahrnehmbar, da ihre Anschwellung sich über eine größere
Fläche verbreitet; für die Schiffe
[* 58] sind aber der brandende Wellenschlag und die aufgeregte See um so gefährlicher,
je näher ein Schiff dem Zentrum eines Wirbelsturms ist, wo es dem Wind und den Wogen völlig preisgegeben ist.
vom 13. Jan. und von 1287 und 1377, durch welche der jetzige
Dollart gebildet wurde;
vom bei welcher 41,000 Menschen umgekommen sein sollen;
zu Weihnachten
1717, vom 3. und bei welchen die höchste Höhe der Sturmflut erreicht wurde, nämlich in der Jade 6 m über dem
mittlern Wasserstand der Nordsee;
endlich die vom 30. und welche an manchen Orten dieselbe
Höhe und noch 15 cm mehr erreichte.
Auch an den Ostseeküsten ereignen sich solche Sturmfluten, aber seltener als an der Nordsee
und nur infolge von plötzlich hereinbrechenden Oststürmen, welche die im allgemeinen durch die herrschenden Westwinde nach
O. fließenden Wassermassen aufstauen und an die niedrigen Küsten von Pommern,
[* 59] Mecklenburg
[* 60] und Holstein
werfen, so in den Jahren 1695, 1836, 1872 (13. Nov.); bei letzterer, der bedeutendsten bis jetzt bekannten Sturmflut der Ostsee,
erhob sich das Wasser gegen 4 m über den gewöhnlichen Nullpunkt des Wasserstandes der Ostsee.
Von besonderer Wichtigkeit für die Schiffahrt ist die Kenntnis der auf den Weltmeeren herrschenden Windverhältnisse, die
wir vorzugsweise Maury verdanken. Der schnellste Weg über das Meer ist nämlich oft nicht der kürzeste, sondern der, auf
welchem günstige Winde herrschen. Im ganzen sind in den tropischen Gegenden östliche, in der gemäßigten
Zone westliche Winde vorherrschend, und man wird daher zu einer Fahrt nach O. eine nördlicher gelegene, zu einer nach Westen
eine südlicher gelegene Route wählen.
Ebenso wird man auf dem Weg von England nach dem Kap der Guten Hoffnung den Kalmengürtel der heißen Zone auf der amerikanischen
Seite des Atlantischen Ozeans zu passieren suchen, weil er hier schmäler ist als auf der afrikanischen.
Die Untersuchungen über die Windverhältnisse der Meere haben für die Praxis bestimmte Routen ergeben, auf welchen das Ziel
meistens rascher erreicht werden kann als auf andern. Die in manchen Gegenden wehenden, von lokalen Einflüssen bedingten
Winde, wie z. B. Föhn, Samum, Scirocco etc., sind in den betreffenden Artikeln näher erläutert worden.
Über Sturmwarnungen s. Wetter, S. 571.
See- und Handelsstadt in der russ. ProvinzKurland,
[* 68] KreisGoldingen, an der Mündung des Flusses Windau in die Ostsee,
hat einen
tiefen, aber durch eine vorliegende Sandbarre größern Schiffen unzugänglichen Hafen, eine
schöne neue lutherische und eine russ. Kirche, eine kath. Kapelle, eine Synagoge, eine Dampfschneide- und eine Mahlmühle, Ausfuhr
von Holz
[* 69] (Bretter, Schwellen, Balken etc.), Leinsaat, Getreide,
[* 70] Teer, Pech etc. und (1885) 6094 Einw.
Der Gesamtwert der Ausfuhr zur See betrug 1887: 875,292 Rubel, der Einfuhr 59,716 Rub. Die Zahl der eingelaufenen
Schiffe betrug 154 mit 33,478 Ton. Im Küstenverkehr gingen außerdem 335 Fahrzeuge mit 35,204 T. ein. Windau ist Sitz eines deutschen
Konsuls. Die Stadt wurde 1378 vom livländischen Ordensmeister Burchard von Dreilöwen angelegt.
Zerbrechen der Waldbäume durch den Wind. Werden die Stämme mit den Wurzeln ausgehoben, so nennt man die ErscheinungWindwurf oder Windfall. An dem Umstand, ob vorzugsweise Windbruch oder Windwurf erfolgt, erkennt man die Intensität der Sturmwirkung.
In der Mittelzone des Sturmfeldes, welche die Zone der höchsten Sturmwirkung ist, herrscht der erstere
vor, an den Rändern des Sturmfeldes der letztere. Dem Windbruch am meisten unterworfen sind die flach wurzelnden
Holzarten, besonders die Fichte,
[* 71] weniger die Tanne
[* 72] und Kiefer, wenn letztere nicht auf flachem Boden wurzelt.
Die Laubhölzer unterliegen dem Windbruch im allgemeinen weniger, am wenigsten die Eiche, mehr die Buche. Im mittlern
Europa kommen die schadenbringenden Stürme meist aus Westen, SW., NW., selten aus O. und NO. Mittel der Vorbeugung gegen Windbruch sind:
Führung des Hiebes in den Forsten gegen die herrschende Sturmrichtung, also meist von O. nach Westen oder von NO. nach SW.;
Schießgewehr, bei welchem das Geschoß
[* 73] durch verdichtete Luft aus dem Lauf getrieben
wird. Zu diesem Zweck enthält die einen hohlen Kolben und ein Ventil,
[* 74] welches, beim Abdrücken zurückgestoßen, einen Teil
der im Kolben enthaltenen verdichteten Luft austreten läßt. Mit der zunehmenden Verdünnung der Luft nehmen die Schußweiten
ab. Das Einpumpen der Luft in den Kolben geschieht mittels einfacher Druckpumpe. Die Windbüchse, in Österreich
[* 75] vorübergehend
als Kriegswaffe eingeführt, ist, da sie in ihrer Wirkung dem Feuergewehr nachsteht, nur für spezielle Fälle und namentlich
für solche geeignet, wo man Geräusch und Feuersgefahr vermeiden will. Das in Amerika
[* 76] seit 1885 vielversuchte Zalinskische
Dynamitgeschütz ist ein Windgeschütz, aus welchem mit bis zu 120 Atmosphären verdichteter Luft mit Dynamit
gefüllte Geschosse fortgetrieben werden.
(Spina ventosa), bei skrofulösen Kindern vorkommende chronisch verlaufende Entzündung (Osteomyelitis) der Knochen
[* 77] der Finger und Zehen mit spindelförmiger Auftreibung der kompakten Substanz, welche oft nur durch unvollkommen verknöcherte
elastische Periostlagen (die angeblich bei Druck wie Luft knistern) ersetzt wird, und wobei es häufig
zu zentralen und peripherischen Eiterungen (caries), selten zu gröbern Nekrotisierungen kommt.