Hauptthätigkeit war der experimentellen
Pflanzenphysiologie gewidmet, welche er mit strengen chemischen und physikalischen
Untersuchungsmethoden zu bereichern suchte. Namentlich stellte er auch Untersuchungen an über die Beziehungen zwischen
Licht
[* 2] und Vegetationsprozessen, über das
Chlorophyll, über die Wachstumsgesetze und das Bewegungsvermögen der
Pflanzen. Seine
Arbeiten über die
Organisation der Zellwand eröffneten wichtige neue
Gesichtspunkte.
Durch die anatomische Bearbeitung der technisch verwendeten
Rohstoffe des
Pflanzenreichs erwarb er sich auch um die wissenschaftliche
Begründung der technischen
Warenkunde hohe
Verdienste. Seine Untersuchung alter
Papiere lieferte wichtige Ergebnisse für die
Geschichte der
Technologie. Er schrieb: »Einleitung in die technische Mikroskopie«
(Wien
[* 3] 1867);
»Die technisch verwendeten Gummiarten,
Harze und
Balsame«
(Erlang. 1869);
(spr. üiggän),Fabrikstadt in
Lancashire
(England), inmitten des
Sohlen- und Eisenreviers, 25 km
nordöstlich von
Liverpool,
[* 13] mit (1881) 48,194
Einw. Baumwollwaren, gewürfelte
Zeuge und
Leinwand sind die wichtigsten Industrieprodukte;
»Die
Dienste«
[* 25] (das. 1828) und »Der korveische
Güterbesitz«
(Lemgo 1831). 1828 übernahm er im
Verein mit Strombeck die Bearbeitung und Herausgabe der preußischen Provinzialrechte
und erhielt bald darauf vom
Justizministerium den Auftrag, die Provinzialgesetzbücher für den Oberlandesgerichtsbezirk
Paderborn
zu entwerfen. Als
Frucht dieserArbeiten erschienen: »Die Provinzialrechte der Fürstentümer
Paderborn
und
Korvei in
Westfalen«
[* 26] (Leipz. 1832, 3 Bde.)
und »Die Provinzialrechte des
FürstentumsMinden,
[* 27] der
GrafschaftenRavensberg und
Rietberg, der Herrschaft
Rheda und des
Amtes
Reckenberg« (das. 1834, 2 Bde.). 1834 wurde
er als Stadtgerichtsdirektor nach
Wetzlar
[* 28] versetzt, wo er ebenfalls einen
Verein für Geschichte und Rechtsaltertümer
gründete, in dessen
Namen er die »Wetzlarschen Beiträge für Geschichte und Rechtsaltertümer«
(Wetzlar,
Halle
[* 29] u.
Gießen
[* 30] 1837-51, 3 Bde.) herausgab. Von seinen übrigen
Schriften sind noch hervorzuheben: »Die korveischen
Geschichtsquellen« (Leipz. 1841),
»Traditiones corbejenses« (das. 1843) und »Denkwürdige
Beiträge für Geschichte und Rechtsaltertümer, aus westfälischen
Quellen« (Leipz. 1858). 1839 wurde
Wigand Mitglied der
Kommission für
Ordnung und
Verwaltung des ehemaligen Reichskammergerichtsarchivs. Seine dadurch veranlaßten
»Denkwürdigkeiten« (Leipz. 1854) enthalten wichtige Beiträge für deutsche
Staats- und
Rechtsgeschichte. Er starb in
Wetzlar.
habilitierte er sich in Marburg für Botanik und ward 1850 Professor, 1860 Direktor des botanischen Gartens und des pharmakognostischen
Instituts und starb in Marburg. Er schrieb: »Grundlegung der Pflanzenteratologie« (Marb.
1850);
3) Moritz, Politiker, geb. zu Rostock, Bruder des vorigen, seit 1843 Advokat und Notar daselbst, 1848 Präsident der
mecklenburgischen konstituierenden Versammlung, ward in den Rostocker Hochverratsprozeß verwickelt, saß vom bis im
Kriminalgefängnis zu Bützow in Untersuchungshaft, wurde dann zu dreijähriger Zuchthausstrafe verurteilt,
auf großherzoglichen Befehl aus der StrafanstaltDreibergen entlassen, aber aus der Zahl der Advokaten und Notare
gestrichen, 1867 Mitglied des konstituierenden und ordentlichen norddeutschen, 1871-81 des deutschen Reichstags. Er schrieb
eine große Zahl politischer und volkswirtschaftlicher Schriften, besonders über mecklenburgische Verhältnisse.
(spr. ueit, bei den Römern Vectis oder Vecta), eine zu Hampshire gehörige Insel von der Südküste
Englands durch die bis 6 km breiten Meeresarme Solent und Spithead getrennt, ist 38 km lang, 21 km breit und hat ein Areal von 347 qkm
(6,3 QM.) mit (1881) 73,633 Einw.
Eine Kette von Kreidehügeln durchzieht die Mitte der
Insel, von den Culver Cliffs im O. bis zu den zackigen,
von den Meereswogen zernagten Needles (»Nadeln«)
[* 40] im Westen. Eine zweite, höhere Hügelreihe (St. Boniface Down, 239 m) liegt
im S. der Insel und bildet hier eine höchst malerische Steilküste.
(tschech. Vitkov), Stadt in der österreichisch-schles.
Bezirkshauptmannschaft Troppau,
[* 48] mit Bezirksgericht, Fabrikation von Seidenstoffen, Bändern, Papier und
Holzstoff,
[* 49] Leinweberei, vorzüglichen Schieferbrüchen (in der Umgebung) u. (1880) 2936 Einw.
(spr. uiggtön,Wigton), Hauptstadt der nach ihr benannten Grafschaft in Schottland, an der Mündung des Bladenoch
in die Wigtownbai, mit Brennerei, Küstenhandel und (1881) 1789 Einw. Zum Hafen gehören (1888) 28 Seeschiffe von 1368 Ton.
Gehalt und 78 Fischerboote.
(spr. uiggtön-schir), auch West Galloway), die südwestlichste GrafschaftSchottlands, im
Westen und S. vom IrischenMeer bespült, 1327 qkm (24,1 QM.) groß mit (1881)
38,611 Einw., besteht aus der doppelten HalbinselRhinns of Galloway, die vom Reste der Grafschaft durch die Ryan- und die Lucebai
getrennt wird, aus dem ziemlich ebenen Gau Machars im S. und dem unfruchtbaren Moorland im N. Von den Flüssen
sind nur die in die Wigtownbai mündenden Cree und Bladenoch auf wenige Kilometer schiffbar. Ackerbau und Viehzucht
[* 50] sind die
Hauptbeschäftigung; 39,8 Proz. des Areals sind (1888) Ackerland, 7 Proz. Weideland, 2,5
Proz. Wald; der Viehstand belief sich 1888 auf 42,761 Rinder,
[* 51] 115,505 Schafe.
[* 52] Hauptstadt ist Wigtown.
¶
(türk.), Bezeichnung der Generalgouvernements, in welche um 1866 das osmanische Reich durch Fuad Pascha geteilt
ward, und an deren Spitze ein Wali steht;
(spr. uilberfors),William, brit. Philanthrop, geb. zu Hull,
[* 54] studierte in
Cambridge und trat 1780 für seine Vaterstadt ins Unterhaus. Zuerst in der Sitzung von 1789 trug er mit Pitt auf Abschaffung
des britischen Negerhandels an, brachte aber erst 1792 den Beschluß durch, daß der Sklavenhandel 1795 aufhören sollte. Der
Krieg und die gefährdete Lage der Kolonien ließen indessen die Maßregel noch nicht zur Ausführung kommen.
Doch hatten die Bestrebungen Wilberforces den Erfolg, daß 1807 ein neues Gesetz gegen den Sklavenhandel angenommen wurde:
vom an ward derselbe im britischen Machtbereich aufgehoben. Wilberforce richtete nun seine Bemühungen darauf,
diese großartige Maßregel auch in der übrigen zivilisierten Welt zur Durchführung zu bringen.
Colquhoun (2. Aufl., das. 1867) und Stoughton (das.
1880) beschrieben; seine »Correspondence« erschien daselbst 1840 in 2 Bänden. Von seinen Söhnen traten William Wilberforce (geb. 1798,
gestorben Ende Mai 1879) um 1854, Henry Wilberforce (gest. als einer der thätigsten
Mitarbeiter der katholischen Presse)
[* 58] 1851 und RobertIsaak, Archidiakonus von York (geb. 1802, gest. in Albano), 1854 zur
katholischen Kirche über. Der vierte, Samuel Wilberforce (geb. gest. Bischof von Winchester und Großalmosenier der Königin, hat sich als fruchtbarer theologischer Schriftsteller und
eifriger Vertreter der ritualistischen Richtung bekannt gemacht.
Vgl. seine Biographie von Ashwell und seinem Sohn Robert Wilberforce (2.
Aufl., Lond. 1883, 3 Bde.).
Adolf von, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Rostock als der Sohn eines
Universitätsprofessors, studierte Philologie und Geschichte in Rostock, Berlin und München,
[* 74] begann seine litterarische Laufbahn
in letzterer Stadt, siedelte aber 1871 nach Wien über, wo er sich mit der Schauspielerin AugusteBaudius (s. d.) verheiratete,
und wurde 1881 daselbst (als Dingelstedts Nachfolger) zum artistischen Direktor des Hofburgtheaters ernannt, von welcher Stellung
er im Juni 1887 freiwillig zurücktrat. Wilbrandts litterarisches Debüt war die treffliche Monographie »Heinrich von Kleist«
(Nördlingen
[* 75] 1863),
»Die Maler« (1872) und »Jugendliebe« (1873)
debütierte er sehr glücklich. Während seines Wiener Aufenthalts entstanden die Tragödien: »Gracchus, der Volkstribun« (1873),
»Assunta Leoni« (1883) u. a., die zum Teil Sensationserfolg hatten,
aber neben Szenen voll einfach poetischer Kraft
[* 77] eine bedenklich starke Hinneigung des Dichters zu dem vom Virtuosentum
getragenen äußerlichen Bühneneffekt verrieten. Seine neueste Bühnendichtung ist das Schauspiel »MarkgrafWaldemar« (1889).Rein poetische Wirkung erreichte der Dichter in seinen zum Teil klassischen Novellen, die unter den Titeln: »Novellen« (Berl.
1869),
(spr. wiltschek),JohannNepomuk, Graf von, verdient als Förderer der Nordpolexpeditionen, geb. ist
einer der reichsten österreichischen Edelleute, dessen große Besitzungen hauptsächlich in Österreichisch-Schlesien und
Mähren
[* 86] gelegen sind. Nicht nur rüstete Wilczek die Payer-Weyprechtsche Expedition, welche im Sommer 1872 Bremerhaven verließ,
fast allein aus, sondern beteiligte sich auch insofern daran, als er mit auf dem Segelschiff Eisbär nach Spitzbergen und Nowaja Semlja
vorausfuhr und dort ein Depot für die weitersegelnde Expedition errichtete. Die Rückreise wurde von der Petschoramündung
durch Rußland größtenteils auf einem Boot zurückgelegt. Publiziert wurde auf Kosten des Grafen das »Album
photographischer Landschaftsbilder aus Spitzbergen, Nowaja Semlja und der Petschoramündung« (Wien 1872). Auch um die Errichtung
ständiger meteorologischer Polarstationen machte er sich verdient. Wilczek lebt als k. k.
WirklicherGeheimer Rat und Kämmerer in Wien.
Als Direktor der eidgenössischen Normaleichstätte führte er bis 1867 die Reform der schweizerischen Urmaße aus. 1868 wurde
er als Direktor des physikalischen Zentralobservatoriums nach St. Petersburg
[* 94] berufen, wo er eine vollständige Reorganisation
und Erweiterung der letztern Anstalt und des davon abhängigen meteorologischen Beobachtungsnetzes in
Rußland durchführte. Als Abschluß dieser Reorganisation erzielte er 1876 die Begründung eines besondern meteorologisch-magnetischen
Observatoriums in Pawlowsk als Filialobservatorium des PetersburgerInstituts, welches den ersten Rang unter verwandten Anstalten
dieser Art einnimmt.
Das von Wild erfundene Polaristrobometer (optisches Saccharimeter) ist allgemein bekannt, weniger seine Polarisationsphotometer
(gewöhnliches Photometer
[* 95] und Uranophotometer). Er gab eine neue optische Methode zur Vergleichung von
Strich- und Längenmaßen an sowie neue Komparatoren für Längenmaße und andre Verbesserungen an Meß- und Wägungsmethoden,
die er seit 1870 als Mitglied der Commission internationale du mètre und seit 1875 als Mitglied des durch die Meterkonvention
eingesetzten internationalen Maß- und Gewichtskomitees zur Reform der Urmaße vorgeschlagen und ausgeführt
hat. Er gab die »Annalen des physikalischen Observatoriums für Rußland« heraus und redigierte das seit 1869 durch die Akademie
der Wissenschaften in Petersburg herausgegebene »NeueRepertorium für Meteorologie«.
Neben seinen größern zusammenfassenden Arbeiten über die Luft- und Bodentemperatur, die Feuchtigkeits- und Bewölkungsverhältnisse
im russischen Reich haben ihm besonders seine Verbesserungen der meteorologischen und magnetischen Beobachtungsinstrumente
und Methoden einen Namen gemacht. Zur Entwickelung der Meteorologie hat er endlich auch noch durch die Pflege der internationalen
Beziehungen wesentlich beigetragen, indem er mit Jelinek und Bruhns die Einberufung internationaler meteorologischer Kongresse
veranlaßte und als Mitglied des von diesen Kongressen niedergesetzten permanenten internationalen Komitees
in gleicher Richtung thätig blieb. Als Präsident der internationalen Polarkommission gab er deren Mitteilungen heraus.
Mathilde, Schauspielerin und Sängerin, geb. 1820 zu Wien, legte am Burgtheater daselbst 1834 mehrere
sogen. Talentproben ab, infolge deren sie engagiert wurde, und machte sich bald als naive Liebhaberin,
Salondame und Soubrette durch ihre köstliche Laune und ihr komisches Talent zum Liebling des Publikums. Der österreichische
Dialektdichter Alex. Baumann schrieb für sie das Nanderl im »Versprechen hinterm Herd«, das ihre berühmteste Rolle
wurde und dem Dichter seine Popularität verschaffte. Seit 1850 gehörte sie nicht nur dem Burg-, sondern zugleich dem Hofoperntheater
an. Sie eignete sich in kurzer Zeit eine brillante Technik an und erzielte mit ihrem wohllautenden Sopran die schönsten Erfolge,
so daß sie dem Schauspiel endlich ganz entsagte. Seit 1865 pensioniert, starb sie in Wien.
[* 101] technische Maßnahmen zur Verhütung der Schäden, welche ein Wildbach bei starken Niederschlägen
oder dem Schmelzen des Schnees anzurichten vermag: Anlage von Thalsperren (s. d.), welche das Geschiebe zurückhalten und das
Gefälle vermindern, ferner eine Verbreiterung des Profils durch Herstellung eines widerstandsfähigen Steinbetts, einer
Schale.
Stadt im württemberg. Schwarzwaldkreis, OberamtNeuenbürg, in einem wildromantischen Schwarzwaldthal an der
Enz und an der LiniePforzheim-Wildbad der Württembergischen Staatsbahn, 430 m ü. M., hat eine
evangelische, eine katholische und eine anglikan. Kirche, eine Synagoge, eine Realschule, eine Idiotenanstalt,
ein Revieramt, Papier-, Holzwaren, Zigarren- u. Rollsesselfabrikation, Sägemühlen, Holzhandel und (1885) 3514 Einw. Dabei auf
einem hohen Berg der sagenbelebte Wildsee, der ohne sichtbaren Zu- und Abfluß ist.
Namentlich berühmt aber ist Wildbad durch seine heilkräftigen Mineralquellen (indifferente Thermen von 34-38° C.), die aus Spalten
eines Granitfelsens, welcher den Buntsandstein durchbrochen hat, entspringen und vorzugsweise in Form
von Bädern (auch Douchen) bei Lähmungen, Gicht, Rheumatismen, alten Wunden und Geschwüren, Gelenkkrankheiten etc. gebraucht werden.
Wildbad wird jährlich von mehr als 7000 Kurgästen besucht. In dem großen, mit königlicher Munifizenz im römischen Stil erbauten
Badehaus befinden sich 7 Gesellschaftsbäder (Piscinen) und zahlreiche Einzelbäder und zwar sämtliche
Baderäume unmittelbar über den Quellen. Außerdem ist das neuerbaute Katharinenstift, Bäder für die Armen enthaltend, zu
erwähnen. Sämtliche Bäder stehen unter königlicher Verwaltung.
(Wilddieberei), die Beeinträchtigung fremder Jagd durch widerrechtliche Zueignung von jagdbaren Tieren.
War das Wild bereits im Besitz des Jagdberechtigten oder sonst in das rechtmäßige Eigentum eines andern übergegangen, befand
es sich z. B. in einem Gehege, in einer Parkanlage, so liegt kein Wilddiebstahl, sondern ein eigentlicher Diebstahl
(s. d.) vor. Das deutsche Strafgesetzbuch bedroht denjenigen, welcher an Orten, an denen zu jagen er nicht berechtigt ist,
die Jagd ausübt, mit Gefängnis bis zu 3 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 300 Mk. Während die strafrechtliche Verfolgung
überhaupt früher nur auf Antrag des Jagdberechtigten eintrat, ist das Erfordernis des Antrags durch die
Novelle zum Strafgesetzbuch (Gesetz vom auf den Fall beschränkt, daß der Thäter ein Angehöriger des Jagdberechtigten
ist.
Auch ist in diesem Fall die Zurücknahme des Antrags zulässig. Als straferhöhendes Moment wird es bezeichnet, wenn dem Wild
nicht mit Schießgewehr oder Hunden, sondern mit Schlingen, Netzen, Fallen
[* 104] oder andern Vorrichtungen nachgestellt,
oder wenn das Vergehen während der gesetzlichen Schonzeit, in Wäldern, zur Nachtzeit oder gemeinschaftlich von mehreren begangen
wird. Wird unberechtigtes Jagen gewerbsmäßig betrieben, so tritt ausschließlich Gefängnisstrafe und zwar von 3 Monaten bis
zu 5 Jahren ein; auch kann in diesem Fall auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte sowie auf Zulässigkeit
von Polizeiaufsicht erkannt werden.
Allgemein ist die Einziehung der Werkzeuge,
[* 105] mit denen das Jagdvergehen verübt wurde, angeordnet, gleichviel, ob sie dem Verurteilten
gehören oder nicht. Übrigens ist auch schon derjenige strafbar (Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder Haft bis zu 14 Tagen),
welcher ohne Genehmigung des Jagdberechtigten oder ohne sonstige Befugnis auf einem fremden Jagdgebiet außerhalb des öffentlichen,
zum gemeinen Gebrauch bestimmten Wegs, wenn auch nicht jagend, doch zur Jagd ausgerüstet, betroffen wird.
(Wildegg), Ort im schweizer. Kanton Aargau,
an der Bahnlinie Zürich-Aarau, bekannt durch seine Jodquelle (11,2° C.), welche,
aus einem 90 m tiefen Bohrloch heraufgepumpt, die meinen Jodbrunnen an Stärke
[* 106] übertrifft, im übrigen
sehr viel Kochsalz enthält.
große Pflastersteinbrüche, etwas Bergbau
[* 110] und (1885) 1381 Einw. Wildemann ist die kleinste,
aber wahrscheinlich die älteste der sieben Bergstädte und wurde 1529 von fränkischen Bergleuten gegründet.
Ernst von, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Beirut in Syrien als Sohn des dortigen preußischen
Generalkonsuls, verlebte seine Knabenjahre in Athen
[* 111] und Konstantinopel,
[* 112] wo sein Vater den Gesandtschaftsposten
bekleidete, kam 1857 mit den zurückkehrenden Eltern nach Deutschland, besuchte das Pädagogium in Halle, dann das französische
Gymnasium in Berlin, trat 1859 in das Kadettenkorps zu Potsdam und wurde 1863 Offizier im 1. Garderegiment in Potsdam. Da jedoch
die Militärkarriere seiner Neigung nicht entsprach, nahm er 1865 seinen Abschied, um sich einer wissenschaftlichen
Laufbahn zu widmen, bereitete sich auf dem Gymnasium zu Burg bei Magdeburg auf die Hochschule vor und studierte dann, nachdem
er inzwischen den Feldzug von 1866 als Landwehrleutnant mitgemacht, 1867-70 in Berlin die Rechte, worauf er auch an dem
Feldzug gegen Frankreich teilnahm. 1871-76 lebte er als Referendar in Frankfurt
[* 113] a. O., fungierte dann kurze Zeit als Richter am
Stadtgericht zu Berlin und ist seit 1877 im AuswärtigenAmte des DeutschenReichs, seit 1889 mit dem TitelLegationsrat, beschäftigt.
Als Dichter machte sich Wildenbruch zuerst durch seine Heldenlieder bekannt: »Vionville« (Berl. 1874, 3. Aufl.
1883) und »Sedan«
[* 114] (Frankf. a. O. 1875, 2. Aufl. 1887).
Vorhergingen: »Die Philologen am Parnaß, oder: die Vivisektoren« (Satyrspiel, Berl. 1869) und »Die
Söhne der Sibyllen und der Nornen« (Gedicht, das. 1872);
»Der Astronom« (das. 1887) etc.
Am bedeutendsten aber tritt Wildenbruch als Dramatiker hervor mit einer Reihe von Dichtungen, die der Mehrzahl nach
mit großem Erfolg zur Aufführung gelangten und ihm 1884 den von KaiserWilhelm I. gestifteten Schillerpreis eintrugen. Es
sind die Tragödien: »Die Karolinger« (4. Aufl., Berl. 1887),
Kreuzigung, einer der ersten und greuelhaftesten Exzesse der religiösen Schwärmerei, welche nach NapoleonsSturz die Völker zu ergreifen drohte. MargaretePeter, Tochter eines Landmanns in Wildenspuch im Kanton Zürich,
geb. 1794, war von der Frau
von Krüdener (s. d.) und ähnlichem Umgang, zumal dem VikarJakob Ganz, mit Sorgen um das Seelenheil der
Welt erfüllt worden. Von ihrer Umgebung als Heilige verehrt und, auch nachdem sie Mutter eines unehelichen Kindes
geworden, nicht in ihrem Glaubenan sich selbst erschüttert, ließ sie sich endlich 16. März d. J., um dadurch viele tausend
Seelen zu erlösen, mit unglaublichem Mut kreuzigen. Als sie nicht, wie sie vorausgesagt, am dritten Tag
auferstand, wurde ihr Anhang verhaftet und wanderte in das Zuchthaus.
Vgl. Scherr, Die Gekreuzigte oder das Passionsspiel von
Wildisbuch (2. Aufl., Leipz. 1874).
Victor van, Musikschriftsteller, geb. zu Wetteren bei Gent,
[* 123] studierte daselbst die
Rechte, wandte sich aber später, nach vorangegangenen Studien am Konservatorium, der Musik zu, war mehrere Jahre als Musikkritiker
thätig und siedelte Ende der 50er Jahre nach Paris über, wo er sich durch seine Übersetzungen, bez. Textbearbeitungen
deutscher Vokalwerke, namentlich Schumannscher Lieder und Kantaten, der Opern: »L'oca del Cairo« von Mozart
und »Der häusliche Krieg« von Schubert, einen Namen erwarb. Neuerdings hat er sich vorwiegend schriftstellerisch beschäftigt
und sowohl mit seinen musikalischen Kritiken im »Évènement«, später im »Gil-Blas« als auch mit seinen meist für die Musikzeitung
»Ménestrel« geschriebenen größern biographischen Arbeiten Beifall gefunden. Von diesen sind auch in Buchform erschienen:
»Mozart, l'homme et l'artiste« (2. Aufl. 1881) und »Beethoven, sa vie et son œuvre« (1883).
Mann, landläufige Bezeichnung für einen Verbrecher, welcher wegen Geistesstörung und daraus gefolgerter Unzurechnungsfähigkeit
nicht bestraft, sondern in einer Irrenanstalt untergebracht wird; auch Bezeichnung für Angeschuldigte, welche Geisteskrankheitsimulieren. - Im deutschen und slawischen Volksglauben, namentlich in tiroler Volkssagen, sind wilde
Männer (und Frauen), auch Holzleute genannt, halbtierische Bewohner der Wälder, Abkömmlinge der klassischen Faune und Panisken,
die wie allwissende und kräuterkundige Elementargeister und Vegetationsdämonen angesehen wurden.
Man nannte sie auch die Behaarten (Pilosi), weil sie am ganzen Leibe behaart abgebildet und so als Wappenhalter in der
Kunst und Heraldik Verwendung fanden. Auch ihre NamenSchrat (altd. scrat, slaw. scret), Waldschrat oder Schrätlein
scheinen das rauhe, zottige Aussehen bezeichnen zu sollen. Auf Silvanus
[* 124] paßt der tiroler Name Salvanel. Da sie auch in Baumrinde
und grünes Moos gekleidet und mit grünen Moosbärten versehen abgebildet wurden (heute in sogen.
Riesengebirgswaren nachgeahmt), so nannte man sie auch Moosmännchen und Moosweibchen (franz. dame verte).
¶