Wetter (Bewegung der barometrischen Minima, Sturmwarnungen)
mehr
nima bei ihrer Fortbewegung einschlagen, ist zu bemerken, daß gewisse Zugstraßen besonders oft auftreten und danach die
Minima über dem
Festland von
Europa
[* 2] ebenso wie die über dem Atlantischen
Ozean in verschiedene
Gruppen geteilt werden können.
Die
Depressionen der ersten
Gruppe treten an der Nordwestküste
Irlands auf, gehen dann nordostwärts längs
der norwegischen
Küste über den
Polarkreis, wo sich ihr Weg nach drei
Richtungen teilt, von denen die eine nach dem
Eismeer,
die zweite, häufiger frequentierte zum
WeißenMeer und die dritte südostwärts nach dem Innern Rußlands führt.
Diese
Depressionen, mit welchen sich im hohen
Norden
[* 3] oft noch die von
Island
[* 4] kommenden
Minima vereinigen,
treten im Frühjahr selten, in allen andern
Jahreszeiten
[* 5] dagegen sehr oft auf und bringen uns mit südwestlichen und westlichen
Winden
[* 6] ozeanische
Luft und häufige
Niederschläge und mildern die
Hitze des
Sommers und die
Kälte des
Winters.
Schlagen sie auf
dem letzten Teil ihres Wegs dieRichtung nach dem Innern Rußlands ein, so haben sie für unsre Gegenden
meistens nordwestliche
Winde
[* 7] im
Gefolge, welche die
Temperatur oft stark erniedrigen.
Eine zweite
Gruppe der barometrischen
Minima, welche aus der Umgebung der britischen
Inseln kommt und über das Nordseegebiet,
Südskandinavien, die südliche und mittlere
Ostsee nach den russischenOstseeprovinzen und
Finnland zieht,
tritt in allen
Jahreszeiten auf und verursacht bei uns oft Witterungsumschlag und trübes Wetter
[* 8] sowie im
Winter Erwärmung, im
Sommer Abkühlung, im Frühjahr und
Herbst oft
Nachtfrost. Eine dritte
Gruppe, die besonders häufig im Frühjahr, auch im
Winter
und im
Herbst nicht selten auftritt, dagegen imSommer fast ganz fehlt, wird von den
Depressionen gebildet,
welche aus den südwestlich der britischen
Inseln gelegenen Gegenden nach SO. über
Frankreich nach dem Mittelmeerbecken ziehen,
sich hier mit den aus dem westlichen Teil des
Mittelmeers
[* 9] kommenden
Depressionen vereinigen und dann teils ostwärts nach dem
SchwarzenMeer, teils, besonders häufig im Frühjahr, nordost- oder nordwärts nach dem
FinnischenMeerbusen
verlaufen.
Bei der Fortbewegung der
Depressionen gilt im allgemeinen das
Gesetz, daß sie nahezu senkrecht gegen die
Linie erfolgt, welche
von dem
Orte des niedrigsten Barometerstandes als
Normale auf die am dichtesten zusammengedrängten
Isobaren
gezogen wird, was man auch in der
Weise aussprechen kann, daß die Fortpflanzungsrichtung im
Durchschnitt mit der
Richtung der
stärksten
Winde in der Umgebung der
Depressionen zusammenfällt, oder, wie es bereits Klem.
Ley ausgesprochen hat, daß sich
jede
Depression
[* 11] mit der größten Leichtigkeit in der
Richtung fortbewegt, in welcher
sie den höchsten
Luftdruck auf der rechten (auf der südlichen
Halbkugel auf der linken) Seite ihrer
Bahn hat.
Die
Geschwindigkeit, mit welcher sich die barometrischen
Minima fortbewegen, ist außerordentlich großen Schwankungen unterworfen.
Ost sind sie beinahe stationär, oft schreiten sie mit Sturmeseile weiter, und wenn auch
die einzelnen
Jahresmittel der Fortpflanzungsgeschwindigkeiten ziemlich konstant sind (für Westeuropa 27 km pro
Stunde oder 7,4 m pro
Sekunde),
so zeigen doch die Monatsmittel sowie die
Mittel für die einzelnen
Jahreszeiten bedeutende Schwankungen.
Die
Geschwindigkeit, mit welcher sich die barometrischen
Minima fortbewegen, wächst meistenteils mit zunehmender Tiefe des
Minimums, während sie mit abnehmender Tiefe kleiner wird, so daß die
Ursachen, welche die weitere
Entwickelung der
Minima bedingen,
auch gleichzeitig eine
Beschleunigung in ihrer
Fortpflanzung hervorrufen.
Daher kommt es auch, daß intensive und rasch sich
entwickelnde
Depressionen am schnellsten fortschreiten und die Westküsten von
Europa oft von
Stürmen überrascht
werden, ohne daß dafür besondere
Anzeichen vorausgegangen wären.
Daher ist auch die Wetterprognose für
Europa besonders schwierig, wenigstens schwieriger als für
Amerika.
[* 12] Weil nämlich jede
Witterungsänderung sich zuerst in westlich gelegenen Gegenden, namentlich durch Schwankungen im Barometerstand, kenntlich
macht, so wird eine telegraphische Mitteilung der ersten
Anzeichen dafür fürEuropa durch den Atlantischen
Ozean unmöglich gemacht, während die am meisten bewohnten und am meisten kultivierten Gegenden von
Nordamerika
[* 13] auf der Ostseite
dieses
Kontinents liegen und daher das Entstehen eines barometrischen
Minimums, seine Tiefe, die
Geschwindigkeit seines Fortschreitend
etc. schon aus weiter
Entfernung und lange vor seiner Ankunft den betreffenden Zentralstellen mitgeteilt
werden können.
Die Gleichartigkeit der
Witterung ist selten auf kleine Gebiete beschränkt, sondern ist, abgesehen von lokal auftretenden
Einflüssen, z. B.
Gewittern, über größere
Strecken der Erdoberfläche verbreitet. Dabei findet sich die Gleichartigkeit
des Wetters häufiger in der
Richtung von N. nach S. als in der von
Westen nach O., wie denn auch schon
Dove darauf aufmerksam gemacht hat, daß der
Charakter der
Witterung in
Europa oft im
Gegensatz zu dem in
Nordamerika oder
Sibirien
steht. Ungewöhnlich große
Abweichungen im Witterungscharakter von den Durchschnittsverhältnissen halten zuweilen, wenn
auch nicht häufig, längere Zeit an. Im J. 1816 war z. B. dieTemperatur in Westeuropa vom Juni bis zum
Dezember zu niedrig, während in Osteuropa warme
Witterung herrschte.
Einen sehr wichtigen, namentlich für die Schifffahrt bedeutungsvollen Teil der Witterungsprognose bilden die sogen.
Sturmwarnungen. Aus dem Auftreten eines barometrischen
Minimums, seiner Tiefe, der
Richtung und
Geschwindigkeit seines Fortschreitens
sowie der gleichzeitig vor und bei dem Herannahen eines
Sturms über ein größeres Ländergebiet herrschenden
Witterungsverhältnisse, welche auf telegraphischem Weg einer Zentralstelle mitgeteilt werden, wird von dieser bestimmt,
ob bei dem weitern Fortschreiten des barometrischen
Minimums ein
Sturm wahrscheinlich ist, welche Gegenden von ihm voraussichtlich
werden getroffen werden, und ob daher die
Schiffe
[* 14] vor dem Auslaufen aus einem
Hafen zu warnen sind oder
nicht. Um eine derartige Warnung zur allgemeinen Kenntnis bringen zu können, sind an verschiedenen
KüstenDeutschlands,
[* 15]
Englands,
Hollands,
Belgiens,
Frankreichs und
Nordamerikas sogen. Signalstellen errichtet, an denen zu Nutz und
Frommen der
Fischer- und
Küstenbevölkerung sowie der zahlreichen
Schiffe in den Häfen und in der
Nähe derselben bestimmte
Signale¶
(Sturmsignale) gegeben werden, welche die Richtung und wahrscheinliche Stärke
[* 17] eines herannahenden Sturms im voraus angeben.
Diese Signalstellen erhalten ihre Anweisung, die Sturmsignale zu zeigen, nach einem ihnen von der meteorologischen Zentralstelle
des betreffenden Landes übermittelten Sturmwarnungstelegramm. Die Sturmsignale bestehen nach dem jetzt allgemein eingeführten
Fitz-RoyschenSystem (1863) aus einem Kegel und einem Cylinder aus Kanevas, welche von weitem, von allen Seiten aus gesehen, als
Dreieck
[* 18] und Rechteck erscheinen und an der horizontalen Raa eines Signalmastes
[* 16]
(Fig. 2) aufgeheißt werden, so daß sie weithin
sichtbar sind.
Ist nun aber ein schwerer Sturm oder Orkan von der Stärke 10-12 (s. Wind) zu erwarten, so werden für die vier oben genannten
Windrichtungen (NW., NO., SO., SW.) die entsprechenden einfachen Sturmsignale noch durch Hinzufügung eines
Vierecks (Cylinders) erweitert, und zwar wird bei nördlichen Stürmen (NW. und NO.) das Viereck
[* 19] unter, bei südlichen Stürmen
über dem Dreieck gezeigt
[* 16]
(Fig. 1). Außerdem wird durch das Aufziehen einer Flagge angezeigt, daß der Wind rechtdrehend (N.,
O., S., Wetter), und durch das Aufziehen zweier Flaggen,
[* 20] daß er zurückdrehend (N., Wetter, S., O.) ist. An manchen
untergeordneten Signalstellen wird einfach ein Ball (Kugel) an einer Stange aufgeheißt zum Zeichen, daß eine Störung in der
Atmosphäre zu erwarten ist. Die die Sturmwarnungen anzeigenden Telegramme werden zur Einsicht eines jeden sich dafür Interessierenden
mit Angabe der Gründe, welche die angezeigte Warnung veranlaßten, in besondern hölzernen
Wetterkästen
an dem Signalmast
[* 16]
(Fig. 2) oder an einem andern geeigneten Ort angebracht. Da die ersten Anzeichen der Stürme, welche über
Europa hereinbrechen, zum größten Teil auf dem Atlantischen Ozean auftreten, so wäre es von der größten Wichtigkeit, eine
westlich von Europa gelegene meteorologische Station zu errichten, von welcher dieselben den verschiedenen
Zentralstellen telegraphisch mitgeteilt werden könnten. Als solche hat Buys-Ballot die Azorischen Inseln vorgeschlagen, und
es wäre erwünscht, daß dieser Vorschlag zur Ausführung gebracht würde.
Das Verdienst, zuerst in Europa den elektrischen Telegraphen
[* 21] zur Übertragung von Witterungsdepeschen und
Sturmwarnungen benutzt zu haben, gebührt Leverrier. Die Möglichkeit, daß ein solches Sturmwarnungssystem überaus nützlich
sein könne, hatte der sogen. Balaklawasturm vom im SchwarzenMeer gezeigt, welcher die Flotten der vereinigten Mächte
in dem damaligen Kriege gegen Rußland arg beschädigt hatte. Ein Blick auf die nähern Umstände des Sturms
hatte gezeigt, daß es sehr wohl möglich gewesen wäre, die zuletzt von den Stürmen Betroffenen von seinem Herannahen zu
benachrichtigen und zu warnen.
Seit dieser ersten Anregung durch Leverrier 1856, welche zunächst keine dauernde Einrichtung zur Folge hatte, haben die telegraphischen
Wetternachrichten sowie die Sturmwarnungen erst später eine weite Verbreitung gefunden, nachdem die Vereinigten Staaten
[* 22] von Nordamerika ein ausgedehntes Netz von meteorologischen Stationen behufs Aufstellung von Probabilities oder Wetterprognosen
organisiert und deren Bedienung unter Leitung eines Generals der aktiven Armee (ChiefSignalOfficer) dem Korps des Signal-Service
(Telegraphistenkorps der Armee) übertragen hatte. Die auf den Beobachtungen um 11 Uhr
[* 23] abends basierenden
Wetterprognosen werden in den Morgenblättern veröffentlicht, und die Regelmäßigkeit, mit welcher sie ausgegeben werden,
und die Schnelligkeit ihrer Verbreitung haben dem Signal-Service mit Recht allgemeine Popularität verschafft. Dem BeispielNordamerikas
folgend, haben fast alle
¶
[* 8] 1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel,
[* 27] Kreis
[* 28] Marburg,
[* 29] an der Wettschaft, 222 m ü. M., hat eine schöne
gotische Kirche, ein evangelisches Fräuleinstift, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Papierfabrikation
[* 30] und (1885) 1167 fast
nur evang. Einwohner. Wetter, einst Hauptort einer Grafschaft, kam im 13. Jahrh. an Kurmainz. -
wellenförmiger, reichbewässerter, höchst fruchtbarer Landstrich, welcher sich zwischen dem Vogelsberg
und dem Taunus, dem Main und der Lahn ausbreitet, größernteils zur großherzoglich hessischen ProvinzOberhessen, kleinernteils
zu den preußischen Regierungsbezirken Wiesbaden
[* 34] und Kassel gehört und ungefähr 800 qkm (15 QM.) mit mehr als 90,000 Einw.
umfaßt. Er wird von der Wetter (die ihm den Namen gibt), der Use, Horloff, Nidda und den Main bewässert, ist zum Teil mit Bergen
[* 35] umgeben, erzeugt wenig Holz,
[* 36] aber viel Obst und Getreide,
[* 37] selbst zu reichlicher Ausfuhr, und wird von der Bahnlinie Frankfurt-Kassel
durchschnitten.
KarlAnton, schwed. Dichter, geb. zu Jönköping,
[* 43] studierte in Lund die Rechte, später Medizin,
wurde 1834 Arzt u. hielt sich 1849-50 mit seinem Regiment in Schleswig
[* 44] auf. 1867 wurde er Feldarzt und nahm 1872 seinen
Abschied. Er starb in Stockholm.
[* 45] Unter dem PseudonymOnkel Adam machte sich Wetterbergh als Feuilletonist und Romanschriftsteller
einen beliebten Namen; später trat er auch mit Gedichten im Ton des Volksliedes auf und gab 1862-71 eine Jugendzeitschrift,
»Linnea« heraus.
Seine (meist auch ins Deutsche
[* 46] übersetzten) Romane und Novellen. »Genremålningar« (1842),
»Samhallets kärna« (1858) u. a. zeichnen sich namentlich
durch eine tiefe Innigkeit und sittliche Reinheit aus, haben fast immer etwas Tendenziöses, schützen
sich aber durch einen frischen satirischen Hauch vor dem Langweiligen und Ermüdenden des gewöhnlichen Tendenzromans. Ein
Band
[* 47] lyrischer Dichtungen erschien anonym unter dem Titel: »Blad ur Katarina Måndotters minnebök« (1860). Seine »Samladeskrifter« umfassen 10 Bände (Örebro 1869-74).
Alpengipfel im schweizer. Kanton Bern,
[* 53] steigt mit hoher, fast senkrechter Felswand
aus dem Grindelwald auf und erhebt sich zu 3708 m. Sein nördlicher Gipfel, die Hasli-Jungfrau, wurde zuerst 1860 erstiegen,
nachdem schon zwei hinter ihm liegende Hochgipfelpunkte, das Mittelhorn und das
¶
mehr
Rosenhorn, erstiegen waren. Nordöstlich vom Wetterhorn, aber bedeutend niedriger, erhebt sich das Wellhorn. Am westlichen
Fuß des Wetterhorns drängt sich zwischen ihm und dem Mettenberg der obere Grindelwaldgletscher hervor. In demStock des Wetterhorns
halten sich noch Gemsen auf. S. Finsteraarhorn.
diejenigen Gegenden, welche auf die Bildung und den Zug
der Wolken einen Einfluß ausüben und dadurch oft
Landstriche trennen, die sich durch mehr oder weniger starken Regenfall voneinander unterscheiden. Besonders häufig üben
die Wetterscheiden einen wesentlichen Einfluß auf den Zug
der Gewitter und werden dann durch einzelne Berge
oder waldige Gebirgsrücken gebildet, die dem Zug
der Gewitter ein Hindernis entgegenstellen. Man sieht an solchen Wetterscheiden
die Gewitterwolken plötzlich stillstehen oder auch eine andre Richtung einschlagen oder sich teilen. Wetterscheiden sind
meistenteils nur lokaler Natur und haben dann keinen Einfluß auf die allgemeinen, über weite Gebiete
verbreiteten meteorologischen Verhältnisse. Außerdem gibt es aber auch noch Wetterscheiden, welche durch langgestreckte,
hohe und steil abfallende Gebirgszüge gebildet werden und eine wesentliche Grenzscheide für die klimatischen Verhältnisse
bilden, wie die Alpen,
[* 57] der Himalaja, die Andes inSüdamerika.
[* 58]
(Wettern), Landsee im südlichen Schweden,
[* 59] nächst dem Wenersee der größte des Landes,
von 1922,2 qkm (34,9 QM.) Flächeninhalt, 130 km
lang, bis 30 km breit und 126 m tief, liegt 88,2 m ü. M.
recht eigentlich auf dem schwedischen Landrücken, der sich an seinem nördlichen Ende spaltet, am südlichen aber wieder
zusammenschließt. Daher fällt kein bedeutender Fluß in den See, und man nimmt an, daß er hauptsächlich
durch Quellen in der Tiefe gespeist wird.
Hieraus erklärt man auch das plötzliche Aufbrausen der Oberfläche bei fast gänzlicher Windstille. Außerdem zeichnet sich
der See durch sein periodisches Steigen und Fallen,
[* 60] seine zahlreichen Strömungen, seine Luftspiegelungen, sein außerordentlich
klares und tiefblaues, dabei kaltes Wasser und seine romantisch schönen Ufer aus. Durch die Mitte desselben
zieht sich der Länge nach eine Untiefe, deren höchste Spitzen an einigen StellenInseln, darunter die 15 km lange Wisingsö,
bilden. In der Mitte der östlichen Seite hat der See seinen Abfluß durch den Motalafluß, und durch den Götakanal steht
er sowohl mit der Ostsee als auch mit dem Skagerrak in Verbindung. An seinen Ufern liegen fünf Städte: Jönköping,
Grenna, Wadstena, Askersund und Hjo, sowie der lebhafte, stadtähnliche FleckenMotala und die Festung
[* 61] Karlsborg.
bedeutendste Gebirgsgruppe
der Bayrischen Alpen, erstreckt sich 28 km von Mittenwald
an der Isar nach Westen bis Ehrwald im Schanzthal. Der Absturz ist besonders nach der Südseite sehr steil, während die Kette
sich nach N. mehr verflacht. Die höchsten Punkte sind: der Wetterstein (2478 m), die Dreithorspitze (2650 m), die Kothbachspitze
(2571 m), die Scharnitzspitze (2682 m), der Wetterschroffen (2700 m) und die Zugspitze (s. d., 2960 m),
der höchste Berg des DeutschenReichs. Die zahlreichen Partien des Wettersteingebirges, besonders die wildromantische Partnachklamm
und die Höllenthalklamm, das hintere Rainthal, der Badersee, der Eibsee, der Schachen etc., bilden von Garmisch, Partenkirchen
und Mittenwald aus alljährlich die Zielpunkte zahlreicher Touristen.
Vgl. Waltenberger, Orographie des
Wettersteingebirges (Augsb. 1882).
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg,
[* 65] Saalkreis, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht,
eine Berginspektion, eine Zichorienfabrik, bedeutende Porphyrbrüche, Steinkohlengruben, Schifffahrt und (1885) 2996 Einw.
Auf einem Porphyrfelsen über der Stadt das Stammschloß der Grafen von Wettin, Winkel
[* 66] genannt.
altes, zuerst in dem nordthüringischen Schwabengau nachweisbares Dynastengeschlecht, von welchem die sämtlichen
jetzt regierenden sächsischen Häuser abstammen. Die alten Grafen von Wettin trugen ihren Namen von der Burg Wettin (s. den vorherg.
Art.). Als ihr Ahnherr gilt Teti (Dadi), Graf im Hofgau an der Saale, um 950, seiner Herkunft nach wahrscheinlich ein Schwabe.
Sein Sohn Dietrich (de tribu Buzici) fiel unter KaiserOtto II. 982 in Kalabrien. Von seinen Söhnen erwarb
Dedo (gest. 1009) den BurgwartZörbig und eine Grafschaft im Hofgau zwischen Wipper, Saale, dem Salzsee im Mansfeldischen und dem
Wilderbach, Friedrich die GrafschaftEilenburg,
[* 67] die nach seinem kinderlosen Tod (1017) an Dedos Sohn Dietrich II. (gest. 1034)
fiel.
Die ersten Wettrennen, deren die Geschichte erwähnt, fanden bei den Festen des persischen Sonnengottes, des Mithra,
statt. Der Sage nach führte Herakles
[* 73] sie bei den Griechen ein, welche in ihren OlympischenSpielen Wettrennen in
dreierlei Weise abhielten, indem sie entweder reitend oder im Wagen fahrend nach dem Ziel jagten, oder, bei dem letzten Umlauf
abspringend, mit dem Pferd
[* 74] am Zügel dem Ziel zueilten. Diese letztere Methode wurde mit der 84. Olympiade wieder aufgegeben.
Am gewöhnlichsten waren die Wettrennen zu Wagen (Wettfahren), wozu man entweder zwei Pferde
[* 75] an den Wagen schirrte
(Zeugos), oder ein Viergespann (Tethrippon) nahm.
Selbst Wettrennen mit Maultiergespannen wurden angestellt. Bei den Römern waren die Wettrennen (cursus equorum), wie alle gymnastischen Spiele,
mehr zur Befriedigung der Schaulust bestimmt. Die Reiter ritten entweder auf einem Pferd (singulatores), oder hatten deren
zwei, so daß sie im Reiten von dem einen auf das andre sprangen (desultores). Die Wagenkämpfer (aurigae,
agitatores) stellten sich in einer Reihe an die durch das Los bestimmten Plätze, und der die Spiele Leitende gab mit einem Tuch
das Zeichen zum Abfahren, worauf die Schranken (carceres) fielen. In jedem Rennen (missus) mußten sieben
Umläufe (spatia) gemacht werden.
Gewöhnlich fuhren vier Gespanne auf einmal ab, deren Lenker jeder mit einer andersfarbigen Tunika bekleidet war, da bei den
römischen Wettrennen vier Parteien bestanden, die sich durch weiße, grüne, rote und blaue Kleidung voneinander unterschieden. In
Konstantinopel
[* 76] erhielten diese Parteien politische Bedeutung, was so weit ging, daß unter Justinianus (532)
die Grünen, welche von dem Kaiser gehaßt wurden, einen Aufstand erregten, wobei 30,000 Menschen um das Leben gekommen sein sollen.
Bei den germanischen Völkern waren die Wettrennen seit uralter Zeit eng mit dem heidnischen Kultus verbunden, und Spuren solcher ritualen
Wettrennen haben sich in Deutschland und Belgien
[* 77] bis zum heutigen Tag erhalten. Namentlich bei dem bayrisch-österreichischen
Stamm fanden daher die Wettrennen von Italien
[* 78] aus rasch Eingang und, von den heimischen Reminiszenzen unterstützt, sehr bald Aufnahme
unter den Zeremonien einzelner Kirchenfeste, obwohl die Kirche sie früher als heidnische Sitte zu beseitigen gesucht hatte.
Von Österreich
[* 79] aus verbreiteten sie sich nach Ungarn,
[* 80] wo sie schon in sehr früher Zeit vorkommen. In
England wurden die Wettrennen schon von den Römern eingeführt, aber erst unter Heinrich II. um 1160 wesentlicher Teile öffentlicher
Volksbelustigung, und vier Jahrhunderte später, als man anfing, Wetten damit zu verbinden, wurden sie zwar schon regelmäßig
angestellt, waren aber noch immer nur Privatrennen. Erst 1610, wo William Lester, ein Krämer und damals Mayor, und Robert Amboyn,
ein Eisenhändler und damals Sheriff der Stadt Leicester,
[* 81] auf ihre Kosten drei Silberglocken als Preise für ein Wettrennen am Georgstag
(23. April) aussetzten, begann die ununterbrochene Folge der öffentlichen Chesterrennen (Chester races), die
anfangs nach den Preisen Glockenrennen hießen,
bis Karl II. statt der Glocken die sogen. Kingsplate, eine Silberschale, als
Preis aussetzte.
Seine Nachfolger unterstützten das Rennwesen eifrig, und jetzt hat fast jede englische Grafschaft ihr jährlichesHerbst-
oder Frühlingsrennen, und die Rennklubs müssen eigne Kalender herausgeben, um die Tage der verschiedenen
Wettrennen nicht verwechseln zu lassen. Die berühmtesten Rennplätze sind: Ascott, Doncaster, Epsom, Derby, Melton-Mowbray und Newmarket.
Das Rennpferd (racer) bedarf einer langen Vorübung, ehe es auf die Rennbahn gebracht werden kann (s. Trainieren).
Die vor den öffentlichen Rennen angestellten Proberennen (trials), in denen ein älteres Pferd mit bekannter
Leistungsfähigkeit konkurriert, dienen als Maßstab
[* 82] zur Orientierung für das beteiligte Personal undPublikum. Die Reiter (Jockeys)
müssen ebenfalls eigens herangezogen und für die Rennbahn vorbereitet werden. Sie dürfen die von ihnen gerittenen Pferde
nicht mit überflüssigem Gewicht belasten und müssen deshalb, wenn sie zu schwer geworden sind, sich einer
harten Entziehungskur unterwerfen (sich trainieren).
Nach dem Kontinent fanden die Rennen im englischen Stil erst in diesem Jahrhundert ihren Weg. Frankreich, das 1806 schon ein
Rennen hatte, wurde erst durch die Bemühungen Napoleons III. in die Reihe der eigentlichen Rennsport treibenden Nationen erhoben;
es hat aber in kurzer Zeit auf diesem Gebiet so große Erfolge errungen, besonders auch in der Zucht der
Vollblutpferde, daß andre Länder es bereits als Quelle
[* 83] guten Materials aufsuchen. Österreich-Ungarn
[* 84] kultiviert gleichfalls
mit Glück das Rennwesen, und es ist dort neuester Zeit ein geradezu phänomenales Rennpferd aufgetaucht, Kinchem, das seinen
Siegeslauf über die Grenzen
[* 85] des Vaterlandes hinaus durch Deutschland, England und Frankreich genommen hat.
In Preußen
[* 86] konstituierte sich 1828 der erste Rennverein, und die Rennen haben seit dieser Zeit zwar erheblich an Ausdehnung
[* 87] gewonnen, ohne indessen zu einem durchschlagenden Erfolg in der Sache selbst noch indirekt für die Landespferdezucht zu gelangen.
Bei den englischen Wettrennen unterscheidet man zunächst: Flachrennen (flat races),
auf ebener Bahn, Hürdenrennen (hurdle races), Rennen mit leichten Hindernissen von Flechtwerk, Kirchturmrennen
(steeple-chases, s. d.), Rennen mit natürlichen oder künstlich angelegten festen
Hindernissen, wie Gräben, Hecken, Dämme, Mauern etc., und Trabrennen (trotting races), im Sattel oder im Geschirr. Nach den Distanzen
gibt es kurze, mittlere und lange Rennen, je nachdem die Bahn von ⅛-⅙, von ¼-½ oder von ½-1 deutsche
Meile lang ist. Eine besondere Art des Wettrennens, besonders in Deutschland u. Österreich, ist das Distanzrennen, oft nur
von zwei Herren, meist Offizieren, unternommen, welche Entfernungen von 6, 10 deutschen Meilen und viel größere Entfernungen
zurücklegen und in vollkommen
¶
mehr
kriegsbrauchbarer Verfassung am Ziel ankommen müssen. Nach den Reitern: Herrenreiten, Offiziersreiten, besonders in Deutschland
üblich, Jockeyreiten, die gewöhnlichsten von allen, und Bauernreiten;
nach den Preisen: Wettrennen um den Staatspreis, Vereinspreis,
Jockeyklubpreis etc., und nach den Bedingungen der Konkurrenzen: Rennen für Pferde gleichen Alters mit gleichem Gewicht, Rennen
für Pferde jeden Alters mit verschiedenem Gewicht, Handicap (s. d.) und Verkaufsrennen, bei welchem jedes
ablaufende Pferd für einen angesetzten Preis käuflich ist. Wettrennen zwischen Pferden, die noch nicht gesiegt haben, nennt man Maidenstakes,
Jungfernwetten, Wettrennen zwischen zwei Pferden allein Match, Wette, und das Wettrennen, welches nach einem unentschiedenen oder toten Rennen
den Ausschlag geben soll, Entscheidungslauf.
Die Rennen selbst werden von dem veranstaltenden Verein bestimmt,
der zugleich die Renntage (meetings) festsetzt und ein Programm mit den Rennpropositionen ausgibt, welche alle Details über
Preise, Einsätze, Reugelder und Distanzen enthalten und daher später mit den allgemeinen Renngesetzen (rules of racing) die
Grundlage aller Entscheidungen bilden. Diejenigen Pferdebesitzer, welche sich beteiligen wollen, »nennen«
nun ihre Pferde und können diese nur gegen das festgesetzte Reugeld (forfeit), das zuweilen den ganzen, meist aber bloß den
halben Einsatz beträgt, zurückziehen.
Auf dem Rennplatz überwacht das Komitee des Meetings die Beobachtung der Renngesetze und teilt deshalb an seine Mitglieder
verschiedene Ämter aus. Zu diesen gehören der Wieger, der die Reiter samt ihren Sätteln abwiegt, der
Starter, welcher durch Senken seiner Flagge das Zeichen zum Ablauf
[* 96] (start) gibt, und am Gewinnpfosten der Richter, welcher den
Sieger bestimmt. In streitigen Fällen tritt ihm ein Schiedsgericht zur Seite, welches etwanige »Proteste« zu prüfen
hat u. meist als höchste Instanz entscheidet.
Das Rennen leitet sich ein, indem »aufgekantert«, d. h.
zum Platz des Ablaufs galoppiert, wird. Sind alle Renner zur Stelle, so läßt der Starter die Flagge sinken, und der Lauf beginnt.
Geht aber ein Pferd nicht ab, so müssen auch die andern wieder umkehren, bis alle »starten«,
d. h. in rascher Gangart (pace) ablaufen. Am Ziel angelangt, nennt der Richter den Sieger und, in Nasen-, Hals und Pferdelängen
ausgedrückt, die Entfernungen, um welche das zweite, dritte und die folgenden Pferde zurückgeblieben sind.
Pferde, welche im Augenblick des Siegs den Distanzpfahl nicht erreicht haben, der 30-50 Ruten von dem Ziel
steht, werden gewöhnlich als »distanziert« bezeichnet und verlieren dadurch
das Recht, während des Meetings noch einmal mitzulaufen. Die Reiter aber müssen sich nach dem Rennen noch einmal wiegen lassen,
um zu beweisen, daß sie denLauf mit vollem Gewicht zurückgelegt haben. Schon der Verlust von einem halben
KilogrammGewicht macht unfähig zum Sieg. Über den Nutzen der Wettrennen für die Pferdezucht
[* 97] gehen die Meinungen sehr auseinander.
Jedenfalls heben sie die Vollblutzucht, und diese wieder ist ein unentbehrliches Mittel zur Erzielung von Pferdeschlägen
kräftiger und ausdauernder Art, wie sie den einzelnen praktischen Bedürfnissen, besonders aber dem Kriegsdienst,
entsprechen. Wenn aber auch nicht geleugnet werden kann, daß die Wettrennen die Züchtung und Haltung der Pferde günstig beeinflußt
haben und die Lust zum Reiten fördern und beleben, so ist doch auch nicht zu verkennen, daß die jetzigen Rennen, besonders
in England, viel zu sehr Spielmittel geworden sind, um noch eine reelle Prüfung
der Leistungsfähigkeit
der Pferde zu bleiben.
Das Pferd ist jetzt nicht mehr Zweck der Rennzucht, sondern Mittel für die Spielsucht (s. Wette).
Während die griechische Gymnastik (s. d.) durchaus agonistischen Charakter trug, d. h. alle ihre Übungen
auf einen Wettstreit um die beste Leistung hinzielten, hat die neuere Gymnastik die Leibesübung von vornherein mehr um der
allseitigen Ausbildung des einzelnen willen gepflegt, und ganze Übungsgebiete derselben sind so für den Wettkampf ungeeignet.
Doch führen zu einem solchen naturgemäß auch viele Übungen der Turnkunst, und daher sind diese besonders
in den Rahmen öffentlicher Turnfeste aufgenommen worden.
Während sich dies anfänglich auf einzelne und zwar meßbare Übungen., wie des Laufens, Springens, Werfens (Steinstoßens)
und des Ringens, beschränkte, suchte man später eine möglichst vielseitige Leistungskraft zu ermitteln und zu erzielen
durch Verbindung verschiedener übungen zu einem Wettkampf. Dies geschieht entweder nach Art des griechischen
Pentathlon (s. d.) durch fortschreiten des Ausscheiden der das Mindeste leistenden
Kämpfer bei den aufeinander folgenden Übungen oder durch in Zahlen (Punkten) erfolgende Beurteilung der Einzelleistungen durch
Kampfrichter mit darauf folgender Berechnung des Gesamtergebnisses.
LetzteresVerfahren hat, insbesondere zur Vereinigung von Leistungen in dem Kunstturnen an den Geräten
und in den volkstümlichen Übungen, nach dem Vorbild der Schweizer Wettturnen die deutsche Turnfestordnung gewählt, die 1879 beschlossen
und nach den Erfahrungen der Turnfeste von Frankfurt und Dresden wiederholt revidiert worden ist. Sie ist abgedruckt im »Handbuch
der deutschen Turnerschaft« (3. Ausg., Hof
[* 98] 1888). In der Schweiz
[* 99] hat man seit 1860 auch ein Wettturnen ganzer Abteilungen
im sogen. Sektionswettturnen. Dem entspricht einigermaßen, daß sich die auf den deutschen
Festen auftretenden Musterriegen der Beurteilung von Kampfrichtern zu unterziehen haben. Die Preise für das Wettturnen auf deutschen
Turnfesten dürfen nur in Ehrenurkunden und außerdem in Kränzen für die besten Sieger bestehen.