oder scharf gesägten, schmalen, meist unbehaarten Blättern von papierartiger
Textur, stets mit
Nebenblättern, sehr früh
erscheinenden, sitzenden
Kätzchen und unbehaarten
Fruchtknoten. Die Reifweide (Küstenweide, S. daphnoidesVill., S. cinereaWilld.), 8-10 m hoher
Baum mit blauweißem
Reif auf den
Ästen, länglich-lanzettlichen, zugespitzten, drüsig gesägten, kahlen
Blättern, blüht lange vor den Blättern, wächst in Südfrankreich, Oberitalien,
[* 2] in den Alpenthälern,
in
Deutschland,
[* 3]
Österreich,
[* 4] Rußland,
Schweden,
[* 5] an
Flüssen und an der Ostseeküste.
Die kaspische Weide
[* 6] (S. acutifoliaWilld.), der vorigen ähnlich, aber mit schmälern, unterseits blaugrünen Blättern und schlanken,
gern überhängenden
Zweigen, ist aus dem südlichen
Sibirien eingeführt und gehört zu den nutzbarsten
Weiden, besonders geeignet, um losen
Sand zu binden. Die echte Trauerweide (S. pendulaMönch, S. babylonicaL.), 3-7 m hoher
Baum mit grünlichbraunen, nicht bereiften, überhängenden
Ästen und
Zweigen, sehr schmalen, gesägten, unterseits blaugrünen
Blättern, blüht mit Entfaltung der letztern, stammt aus
Japan
[* 7] und
China, kam vor 200
Jahren nach dem
Orient
und von da zu uns, wächst aber nicht in
Babylonien (der Garab des 137.
Psalms ist eine
Pappel,
Populus euphratica), stand lange
am
GrabNapoleons auf St.
Helena (daher Napoleonsweide).
Die Silberweide (S. albaL.), bis 30 m hoher
Baum mit nicht brüchigen, bräunlichgrünen, roten oder dottergelben, unbereiften
Ästen und
Zweigen, elliptisch lanzettförmigen, zugespitzten, klein gesägten, besonders unterseits blaugrünen, seidenglänzend
behaarten Blättern, stammt aus
Sibirien, den Kaukasusländern und dem
Orient, einer der schönsten
Bäume, von welchem die
Dotterweide (gelbe Weide, S. vitellinaL.) eine
Abart ist. Die Bruchweide (Knackweide, S. fragilisL.), mit gelblichgrünen oder
bräunlichen, nicht bereiften
Zweigen, elliptischen, später meist völlig unbehaarten Blättern, blüht
von allen
Weiden am spätesten, wächst in
Europa,
[* 8] im
Orient und in
Sibirien. Die fünfmännige Weide (Lorbeerweide, S. pentandraL.), eine der schönsten
Weiden, bis 12 m hoher
Baum mit bräunlichgrünen oder rötlichen, unbereiften, sehr glänzenden
Zweigen
und breit elliptischen, unbehaarten, lorbeerartigen Blättern, blüht sehr spät, wächst fast in ganz
Europa und in
Sibirien bis
Kamtschatka.
2) SchalenrindigeWeiden,
Bäume und
Sträucher mit in
Schalen oder dicken Blättern am
Stamm sich lösender, an den
Ästen glatter,
nicht bitter schmeckender
Rinde, langen, gesägten oder gezähnelten, später oft völlig unbehaarten Blättern und mitNebenblättern.
Die Mandelweide (S. amygdalinaL.), ein niedriger
BaumoderStrauch mit unbehaarten, elliptischen, denen des
Mandelbaums ähnlichen,
gesägten oder ganzrandigen Blättern und mit diesen erscheinenden
Blüten, unbehaarten
Fruchtknoten, wächst in ganz
Europa,
im
Orient und in
Sibirien.
3) Bachweiden,Sträucher mit an starken
Ästen wenig rissiger, an schwächern ziemlich glatter, bitter
schmeckender
Rinde, meist nicht breiten, gezähnelten, später wenigstens oberseits unbehaarten Blättern, meist ohne
Nebenblätter,
vor Entfaltung der
Blätter blühend, mit behaartem
Fruchtknoten. Die Purpurweide (S. purpureaL.), einStrauch mit glänzenden
Ästen, verkehrt lanzettlichen, meist zugespitzten, scharf gesägten, zuletzt völlig kahlen, unterseits blaugrünen,
sehr bitter schmeckenden Blättern, blüht meist mit Entfaltung der letztern, wächst an trocknen
Stellen
in der
Ebene. Die echte Bachweide (S.HelixL.), ein hoherStrauch von weniger sperrigem Wuchs als die vorige, sonst ihr
sehr
ähnlich, aber mit weniger bitter schmeckenden Blättern, wächst in
Europa und im
Orient bis
Persien.
[* 9]
4) Korbweiden,Sträucher mit an ältern
Ästen rissiger, an jüngern glatter, nicht bitter schmeckender
Rinde, sehr langen, schmalen, gezähnelten oder ganzrandigen, mehr oder weniger behaarten, unterseits meist seidenglänzenden
Blättern, in der
Regel stark entwickelten
Nebenblättern und kurz vor oder mit den Blättern erscheinenden
Blüten und graufilzigem,
gestieltem
Fruchtknoten. Die Korbweide (Bandweide, S. viminalisL.), ein hoher
Busch mit sehr zähen
Zweigen,
schmalen, zugespitzten, am
Rand meist zurückgerollten und ganzrandigen, unterseits weißfilzigen Blättern, blüht vor Entfaltung
der letztern, in
Europa und Nordasien sehr gemein. Die
Zweige werden zum
Binden und in der
Korbflechterei benutzt.
5) BreitblätterigeWeiden,
Sträucher mit an stärkern
Ästen rissiger, ziemlich glatterRinde an jungen
Zweigen, breiten, großen, beiderseits grau behaarten (wenigstens in der
Jugend), gezahnten Blättern, sehr entwickelten
Nebenblättern,
meist vor den Blättern erscheinenden
Blüten und gestieltem, grau behaartem
Fruchtknoten. Die Salweide (Palmweide,
Pfeifenholz,
S. capreaL., s. Tafel), 8-10 m hoher
Baum mit unbehaarten
Ästen, breit elliptischen, kurz zugespitzten, schwach gezahnten,
oberseits mattgrünen, unterseits grau behaarten Blättern, blüht von allen
Weiden am frühsten, wächst in
Europa und Nordasien
und diente ehemals am
Palmsonntag zum Kirchenschmuck (daher
Palme).
[* 10]
IhreBlüten riechen sehr stark, bei einer transkaukasischen
Form nach
Moschus. Die Grauweide (S. cinereaL.),Strauch mit grauflaumigen
Zweigen und
Knospen
[* 11] und lanzettlichen,
kurz zugespitzten, wellig gesägten, weichhaarigen Blättern, blüht sehr früh, wächst in allen
Elb- und Oderwäldern an
Wiesenrändern, in ganz
Europa, dem
Orient und Nordasien.
6) ZweifarbigeWeiden, meist hohe oder mittelgroße
Sträucher mit meist länglichen oder elliptischen, oft ganzrandigen, unterseits
blaugrünen (daher zweifarbig) Blättern und wenig entwickelten oder fehlendenNebenblättern. S. bicolorEhrh., auf den
DeutschenAlpen,
[* 12] in
Schlesien,
[* 13] auf dem
Brocken und von
Skandinavien durch Nordrußland bis zum
Ural. Ein
Bastard mit
S. caprea, die Lorbeerweide (S. laurinaSm.), ein hoherStrauch mit dunkelbraunen, kahlen
Ästen, ovallänglichen, ganzrandigen,
oberseits glänzend dunkelgrünen, unterseits blaugrünen Blättern, wird kultiviert.
Die
Gruppe der 7) großblätterigen
Weiden umfaßt meist dem
Gebirge und dem hohen
Norden
[* 14] angehörige zwergige,
bisweilen niederliegende
Sträucher mit vorherrschend breiten, schließlich unbehaarten Blättern und spät erscheinenden
Blüten(S. hastataL. in Nordostdeutschland, S. arbusculaL. im Hochgebirge Mitteleuropas, S. myrtilloidesL. im nordöstlichen
Deutschland und
Schweden etc.).
8) Die Zwergweiden sind niedrige, bisweilen sperrige
Sträucher, vorherrschend in der
Ebene, mit elliptischen,
meist schmalen, ganzrandigen, seidenglänzend behaarten Blättern und früh erscheinenden
Blüten (Moorweide, S. repensL.,
auf feuchten
Wiesen und
Torfmooren in Mitteleuropa und bis
Sibirien; schmalblätterige Weide, S. rosmarinifoliaWilld. in
Schweden).
9) WolligblätterigeWeiden, niedrige, bisweilen sperrige
Sträucher, vorherrschend im
Gebirge, mit meist
breiten, ganzrandigen oder gezähnelten, wollig behaarten Blättern und zeitig erscheinenden
Blüten(S. glaucaL. im hohen
NordenEuropas, S. LapponumL. in
Lappland).
10)
¶
mehr
Kurzgestielte Alpenweiden, sehr niedrige, auf dem Boden liegende, meist wurzelnde Sträucher mit kleinen, rundlichen, ganzrandigen
oder gezähnelten, unbehaarten Blättern (S. retusaL. auf den Alpen, S. herbaceaL. auf den Hochgebirgen Europas, S. polarisWahlb. im höchsten Norden). Die Weidenkultur als forstwirtschaftlicher Betrieb hat große Bedeutung für kleinere Grundbesitzer,
in Örtlichkeiten mit hohem Grundwasserspiegel, in Flußthälern und Niederungen.
Anbauwürdige Weidenarten sind besonders folgende: unter den Baumweiden, welche meist zu Kopfholzbetrieb benutzt werden, die
Silberweide (S. albaL.), die Dotterweide (S.vitellinaL.) und die Knackweide (S. fragilisL., besonders an Flußufern);
die Purpurweide (S. purpureaL.), die Mandelweide (S. amygdalinaL.), die Lorbeerweide (S. pentandraL.), die Dotterweide
(S. vitellinaL.), die kaspische Weide (S. acutifoliaWilld.) u. a.
Die Weidenkultur erfolgt meist durch Einzelsteckung auf gelockertem Boden, indem man 2-4 junge Stecklinge, etwa 35 cm
lang geschnitten, in einem Verband
[* 17] von 0,5-0,7 m mittels eines Weidenpflanzers einsteckt.
Dieselben entwickeln sich rasch zu nutzbaren Weidenstöcken. An Flußufern legt man die Stecklinge auch in Nestern zusammen;
zur Erziehung von Kopfstämmen wählt man Satzstangen, 2½ m lang, 5-6jährige Ausschläge, und pflanzt sie mittels des Pfahleisens.
Bei der Kopf- und Schneidelholznutzung wird die ganze Krone oder die Seitenäste (unter Erhaltung des herrschenden
Mitteltriebs) mit glattem Hieb
[* 18] am Stamm alle 2-4 Jahre hinweggenommen. In den Weidenhangern, wo es sich um die Gewinnung von
Flechtruten oder Bandruten handelt, erfolgt der Schnitt alljährlich oder alle 2-3 Jahre. Die Ruten werden am
Gewinnungsort mittels eines Weidenschälers entrindet, sofern sie in diesem Zustand in den Handel gebracht werden sollen,
in Bunde gebunden und vor Regen, auch vor zu raschem Austrocknen bewahrt.
Mit der Weide werden vielfach Landwirtschaftliche Zwischennutzungen verbunden, indem man die Stecklinge in 2 m voneinander entfernte
Rigolgräben einlegt und zwischen den GräbenHackfrüchte baut. Man pflanzt die Weiden auch häufig zur
Befestigung von Wasser- und Uferbauten, Dämmen etc. an. Das Holz
[* 19] ist weiß, weich, wenig dauerhaft, wird aber (von S. alba,
fragilis, caprea) zu verschiedenen Geräten, Sparterie, Schachteln, Sieben, Schuhen etc. benutzt. Man verkohlt es auch zur Gewinnung
von Reißkohle u. Pulverkohle.
(Weiderecht, Weideservitut, Hutungsgerechtigkeit, Hutgerechtigkeit, Hut- und Triftrecht, Servitus
pascendi), diejenige Servitut, vermöge deren dem Besitzer eines Grundstücks das Recht zusteht, Vieh auf dem Grundstück eines
andern weiden zu lassen. Die Weidegerechtigkeit schließt in der Regel den Eigentümer des dienenden Grundstücks nicht
von der Mitbenutzung desselben (Mithut, Jus compascendi) aus und hindert überhaupt den Eigentümer des dienenden Grundstücks
nicht, jeden mit der Servitutsausübung vereinbarten Vorteil aus der Benutzung seines Grundstücks zu ziehen.
Dies gilt namentlich bei der Schäfereigerechtigkeit (s. d.). Das Hutrecht mehrerer auf dem
Grundstück eines Dritten wird Jus compascui, die gegenseitige Weidegerechtigkeit von Grundeigentümern Koppelhut (Jus compasculationis reciprocum),
das den Mitgliedern einer Korporation auf deren Gründen zustehende WeiderechtJus compasculationis simplex genannt. Ist Gattung
und Zahl des auf die Weide zu bringenden Viehs genau festgesetzt, so wird die Weidegerechtigkeit eine bestimmte (gemessene), andernfalls
eine unbestimmte (ungemessene) genannt.
Unter mehreren, welche die Koppelhut haben, steht zuweilen einem, besonders dem Eigentümer des dienenden Grundstücks, auch
die Vorhut zu, d. h. das Recht, binnen einer bestimmten Zeit das der gemeinschaftlichen Hütung unterworfene Grundstück vor
den andern voraus zu behüten. Übrigens schließt die Weide stets auch die Triftgerechtigkeit in sich,
da sie ohne diese nicht bestehen kann. In neuerer Zeit ist man vielfach auf Beseitigung der Weidegerechtigkeit durch
Ablösung (Hutablösung) bedacht (s. Ablösung).
plump, spinnerförmig gebaute Schmetterlinge
[* 33] mit wenigstens beim Männchen doppelt gekämmten Fühlern, verkümmerter Rollzunge
und in der Ruhe dachförmig liegenden Flügeln, von denen die vordern einen geraden Außenrand besitzen, die hintern länglich
oval sind. In Europa ist am häufigsten der gemeine Weidenbohrer (C. ligniperdaFab.), 8 cm breit, graubraun, speckartig glänzend,
am Scheitel und Halskragen rostgelb, auf dem Thorax mit weißlicher Scheibe und schwarzer Querstrieme, auf den Vorderflügeln
weißlich gescheckt und schwarz gestrichelt.
Das Weibchen besitzt eine vorstreckbare Legröhre, mit welcher es seine Eier
[* 34] tief zwischen die Rindenritzen hineinschieben
kann. Die fleischrote, oberseits dunkel blutrote Raupe wird 9 cm lang, lebt zwei Jahre in den Stämmen von
Weiden, auch in Obstbäumen, Rüstern, Pappeln, Erlen, Eichen, Linden und verpuppt sich in der Nähe des Ausgangsloches ihrer Gänge
oder in der Erde. Eine berühmte anatomische Arbeit über die Weidenraupe lieferte Lyonnet (Par. 1762).
die Rinden fast aller häufiger vorkommenden Weiden, gehören in Europa, namentlich in Rußland, aber auch
in Österreich, Deutschland, Dänemark,
[* 35] auf der SkandinavischenHalbinsel, in Finnland, Lappland etc., zu den wichtigsten Gerbmaterialien
und werden auch in Nord- und Südamerika
[* 36] und in Ägypten
[* 37] benutzt. Die Wertunterschiede zwischen den einzelnen Weidenarten sind
nicht sehr groß, in den meisten Gegenden werden auch die Weiden nicht kultiviert, sondern man nutzt nur
das in Ebenen und Auen massenhaft vorkommende Material aus; ja, in Österreich und Ungarn
[* 38] bleiben unerschöpfliche Schätze noch
unverwertet, und in Galizien erzeugt die Flechtindustrie große Massen von Rindenabfällen, die unbenutzt bleiben. In Niederösterreich
dagegen, in Holland, im Neckarthal etc. werden Salix caspica. viminalis, purpurea, amygdalina u. a. für die Flechtindustrie
rationell gezüchtet und liefern dann als Nebenprodukt Gerbrinden. Der mittlere Gerbstoffgehalt der Weidenrinden beträgt
etwa 8 Proz.
s. v. w. geregelte Feldgraswirtschaft, s. Betriebssystem, ^[= (Wirtschaftssystem, Landwirtschaftssystem, Ackerbausystem, Feldsystem). Der landwirtschaftliche ...] S. 831.
Nach der gegen seinen Willen erfolgten Versetzung an die Pfarrei Obergleen im April 1835 von neuem verhaftet und
der Abfassung
und heimlichen Verbreitung mehrerer angeblich revolutionärer Druckschriften angeklagt, öffnete er sich nach einer im Widerspruch
mit einer ausdrücklichen gerichtlichen Weisung an ihm verübten körperlichen Mißhandlung mit
Glasscherben die Adern und starb. Weidigs hinterlassene »Gedichte« erschienen Mannheim
[* 40] 1847.
Vgl. Nöllner, Aktenmäßige Darlegung
des Verfahrens gegen Weidig (Darmst. 1844);
die Sprache
[* 41] der Weidmänner (Jäger), begreift die besondern Benennungen und Bezeichnungen, welche
schon seit alters her bei der Jägerei üblich sind und die nach und nach sich ausbildeten, als diese zur Kunst wurde und
zunftartig erlernt werden mußte. Verstöße gegen Weidmannssprache und Weidmannsgebrauch wurden
früher streng geahndet, der Delinquent wurde über den erlegten Hirsch
[* 42] gestreckt und erhielt vor der versammelten Jägerei
drei Schläge (Pfunde) mit dem Weidmesser, wobei diese beim ersten Schlag rief: »Ho ho, das ist für meine gnädige Herrschaft«,
beim zweiten »Ho ho, das ist vor Ritter und Knecht«, beim dritten »Ho ho, das ist das edle Jägerrecht«. Die
Jägerei lüftete dabei die Hirschfänger, und der Schuldige mußte sich für die Strafe schließlich noch bedanken (vgl. Hirsch,
S. 564).
Vgl. Kehrein, Wörterbuch der Weidmannssprache (Wiesb. 1871), und die Litteratur bei Jagd.
1) Valentin, Stifter einer mystischen Sekte, geb. 1533 zu Großenhain
[* 53] in Sachsen,
[* 54] studierte
zu Leipzig
[* 55] und Wittenberg,
[* 56] wurde 1567 Pfarrer in Zschopau und starb Seine Schriften, zum Teil erst lange nach seinem
Tod von dem Kantor Weichert, vielleicht durch eigenmächtige Zusätze entstellt, herausgegeben (1611-21), sind eine mit naturphilosophischen
Ideen versetzte Bearbeitung der Mystik des Paracelsus und Tauler. Verschiedene derselben wurden auf landesherrlichen
Befehl 1624 zu Chemnitz
[* 57] öffentlich verbrannt, hatten ihm aber bereits viele Anhänger erworben. Unter diesen, den sogen.
Weigelianern, wurden am bekanntesten Jes. Stiefel (gest. 1627) und sein Neffe Ezech. Meth (gest. 1640), auch Jak. Böhme (s. d.).
3) JohannAugust Gottlob, Buchhändler und Kunstkenner, geb. zu Leipzig, übernahm 1793 die Leitung
der ehemaligen Müllerschen Buchhandlung und gründete, 1795 zum Universitätsauktionator ernannt, eine antiquarische Buchhandlung,
von deren Bedeutung der von ihm herausgegebene »Apparatus litterarius«
(Leipz. 1807, neue Aufl. 1834) und der »Index librorum bibliophili Weigelii« (das. 1838, 2 Hefte) Zeugnis geben, sowie 1797 eine
eigne Verlagshandlung, aus der eine Menge ausgezeichneten namentlich philologischer Werke und Klassikerausgaben
hervorgegangen ist, deren Herausgeber er zum Teil mit seinen eignen Sammlungen von Kollationen der Handschriften unterstützte.
Auch legte er eine treffliche Sammlung von Gemälden, Originalhandzeichnungen, Kupferstichen, Radierungen und xylographischen
Arbeiten an. Eine Beschreibung derselben begann er unter dem Titel: »Ährenlese auf dem Felde der Kunst« (Leipz.
1836-45, 3 Bde.) zu liefern. Er starb und hinterließ
das Geschäft seinem jüngsten
Sohn, TheodorOswald (geb. gest. in Hosterwitz bei Pillnitz). Derselbe veröffentlichte
auf Grund der vom Vater ererbten Sammlungen mit Zestermann das durch 145 Tafeln Faksimiles besonders wertvolle
Werk »Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift« (Leipz. 1866, 2 Bde.)
und das »Autographen-Prachtalbum« (das. 1848-49).
Am ging die Verlagshandlung T. O. Weigel in den Besitz des Dr. ChristianHermannTauchnitz in Leipzig über. - Sein älterer
Bruder, Rudolf (geb.
errichtete 1831 in Leipzig ein eignes Kunstgeschäft, über dessen Bestand
er einen wissenschaftlich geordneten »Kunstlagerkatalog« (Leipz.
1834-67, 35 Tle.) herausgab. Auch lieferte er die Litteratur zu Rumohrs »Holbein«
[* 60] und Supplemente zu Bartsch' »Peintre-graveur«
(Leipz. 1843, Bd. 1); »Die
Werke der Maler in ihren Handzeichnungen« (das. 1865) u. a.
Er selbst gab nach einer vom Vater übernommenen Sammlung »Holzschnitte berühmter Meister« (Leipz. 1851-57, mit 66 Faksimiles)
heraus. Nach seinem erfolgten Tod ging das Geschäft an HermannVogel über.
Weigelia floribunda
S. et Z.
(DiervillamultifloraLem.), ein bis 2 m hoherStrauch mit eirund lanzettförmigen, behaarten, unterseits graufilzigen Blättern
und blutroten Blüten, in Japan.
Weigelia amabilisCarr. (D. grandiflora S. et Z.),
etwas sparrigerStrauch mit rötlichen Zweigen, ziemlich großen, eiförmig lanzettlichen Blättern und
roten oder weißen Blüten, ebenfalls in Japan, und die sehr ähnliche Weigelia roseaLindl., in China, werden als ungemein reich blühende
Ziersträucher in mehreren Varietäten bei uns in Gärten kultiviert, auch hat man Hybriden der beiden letzten Arten gezüchtet.
(Milvinae), Unterfamilie der Falken (Falconidae), aus der Ordnung der Raubvögel,
[* 63] gestreckt gebaute Tiere mit kleinem
oder mittelgroßem Kopf, kurzem Hals, schwachem, von Grund an gebogenem, langhakigem Schnabel, langen, spitzen Flügeln, meist
langem, oft gegabeltem Schwanz, langen und schwachen oder kurzen und derben Läufen, stets kurzen Zehen
und kurzen, spitzen Krallen. Sie fliegen vortrefflich, sind raubgierig, nicht mutig, dreist, aber nicht besonders klug, unstet,
scheu, diebisch, leben gesellig oder
¶
mehr
paarweise, nähren sich von kleinen Tieren und sind im allgemeinen mehr nützlich als schädlich. Beide Geschlechter scheinen
zu brüten; die Weibchen sind größer als die Männchen. Der Gabelweih (schwarzer oder Schmarotzermilan, Waldgeier, HydroictiniaatraCuv.), 58 cm lang, 145 cm breit (Weibchen), mit deutlichem Zahn und ziemlich langem Haken an dem schwachen
Schnabel, langen Flügeln, in welchen die vierte Schwinge am längsten ist, und schwach gegabeltem Schwanz, ist an Kopf, Kehle
und Hals weißlich, dunkel graubraun gestrichelt, auf der Brust rötlichbraun mit dunklerer Längszeichnung, auf dem Bauch
[* 65] und
an den Hosen
[* 66] rostbraun mit schwarzen Schaftstrichen, auf den Schultern, dem Rücken und den Flügeldeckfedern
dunkelbraun mit schmalen, hellen Säumen an den Federn, am Schwanz braun mit schmalen, schwarzen Querbinden und hellfahlgrauem
Saum; der Schnabel ist schwarz, die Wachshaut gelb, die Augen sind braungrau, die Füße orangegelb. Er bewohnt namentlich Ost-
und Südeuropa, Norddeutschland, Rheinhessen, Baden,
[* 67] weilt bei uns von März bis Oktober und geht im Winter
bis Südafrika.
[* 68] Er lebt in der Ebene, besonders in Wäldern mit benachbarten Flüssen und stehenden Gewässern, fliegt außerordentlich
schön, ist feig und faul, aber höchst zudringlich und nötigt andre Raubvögel durch beständige Belästigungen, ihm die
bereits erhobene Beute zuzuwerfen. Er frißt namentlich Mäuse, Ratten, Hamster, junge Hasen, Maulwürfe, Fische,
[* 69] Frösche
[* 70] und Aas, raubt aber auch Küchlein und andres Federvieh. Er nistet auf hohen Waldbäumen, am liebsten in Reiherhorsten
und legt Ende April 3-4 gelbliche oder gräulichweiße, braun marmorierte oder dicht gefleckte Eier.
Wegen seiner Räubereien gilt er als überwiegend schädlich. Im Käfig wird er sehr zahm. Der Königsweih
(roter Milan, Gabel-, Rötel-, Rüttelweih, Hühner-, Gabelgeier, MilvusregalisCuv., s. Tafel »Raubvögel«, Fig. 5), 72 cm lang, 150 cm
breit, mit etwas stärkerm, kurzhakigem Schnabel, sehr langen Flügeln, in welchen die dritte und vierte Schwinge am längsten
sind, und sehr langem, etwa 10 cm tief gegabeltem Schwanz, ist rostrot, überall mit schwarzbraunen Schaftstrichen
und Schaftflecken, am Kopf und Hals weiß, braun gestreift, an den Schwingen schwarz, die Schwanzfedern rostrot, die äußern
schwärzlich, an der Spitze schmal weiß gesäumt.
Das Auge
[* 71] ist blaßgelb, Schnabel bläulich, an der Spitze schwarz, Wachshaut und Fuß gelb. Er findet sich von
Spanien
[* 72] bis Südschweden und Sibirien, weilt bei uns von März bis Oktober, bleibt auch einzeln in gelinden Wintern in der Heimat
und reist in Gesellschaften von 50-200 Stück bis Innerafrika. Er bevorzugt die Ebene, ist klug, aber träge, ziemlich schwerfällig,
sehr feig, aber dreist. Seine Nahrung besteht aus kleinen Säugetieren, jungen Vögeln, Reptilien, Fischen,
Insekten,
[* 73] Würmern; doch raubt er auch Küchlein, junge Hasen, Rebhühner und jagt den Edelfalken ihre Beute ab. Durch jenes wird
er schädlich, nützlich aber durch Vertilgung zahlloser Mäuse und schädlicher Insekten. Er nistet auf hohen Bäumen und legt
2-3 blauweißliche, rötlich gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«,
[* 64]
Fig. 35). In der Gefangenschaft wird er
sehr zahm, brütet Hühnereier aus und pflegt die Küchlein; frisch eingefangen, stellt er sich tot.
Der Wespenbussard (Bienen-, Honigfalke, PernisapivorusGray), 62 cm lang, 140 cm breit, mit langem, niedrigem, schwachem, an der
Spitze scharf gekrümmtem Schnabel, langen Flügeln, in welchen die dritte Schwinge am längsten ist, und
langem Schwanz, kurzem Fuß, mittellangen Zehen,
mit kurzen, steifen Federn bedecktem Zügel, wechselt im Gefieder stark ab, ist
oft einfarbig braun, am Kopf graublau, mit mehreren Binden auf dem Schwanz, oft an der Unterseite weiß gefleckt oder weiß
mit braunen Querflecken; das Auge ist weiß bis gelb, der Schnabel schwarz, Wachshaut und Fuß gelb. Er bewohnt
ganz Europa mit Ausnahme der nördlichsten Länder, weilt bei uns von Ende April bis September und wandert einzeln oder in kleinen
Gesellschaften bis Südafrika. Er geht ziemlich gut, fliegt langsam und schwerfällig, ist träge und feig, nährt
sich von Insekten, namentlich Wespen, Bienen, Hummeln, von Fröschen, Eidechsen,
[* 74] Mäusen, plündert auch Vogelnester und scharrt
Immennester aus, ist jedoch überwiegend nützlich. Er bevorzugt die Ebenen und Laubwälder, nistet auf den untern Ästen großer
Bäume und legt im Juni 2-4 gelbweiße oder braunrote, heller oder dunkler marmorierte Eier (s. Tafel »Eier
I«,
[* 64]
Fig. 40). In der Gefangenschaft ist der Wespenbussard höchst unterhaltend.
Eine andre Unterfamilie bilden die Feldweihen (Circinae), mittelgroße, schlank gebaute Vögel
[* 75] mit kleinem, schmächtigem
Körper, relativ kleinem, stark gekrümmtem, langhakigem, stumpfzahnigem Schnabel, ziemlich schmalen, langen Flügeln, in welchen
die dritte und vierte Schwinge am längsten sind, mittellangem, breitem Schwanz, hohen, schlanken Läufen
und kurzen Zehen. Zur GattungStrigiceps Bp., mit schwachem,
von Grund an gebogenem Schnabel, nicht ganz bis zur Schwanzspitze reichenden Flügeln und sehr entwickeltem Schleier im Gesicht,
[* 76] gehört der Kornweih (Blau-, Weißweih, Blaufalk, Blauhabicht, Strigicepscyaneus Bp.), 52 cm lang, 122 cm breit (Weibchen), oberseits
hell aschblau, unterseits weiß, im Genick braun und weiß gestreift.
Die erste Schwinge ist schwarzgrau, die fünf folgenden sind schwarz, die übrigen grau; der Schwanz ist durch dunkle Querflecke
gebändert. Das Weibchen ist oberseits fahlbraun, am Hinterkopf, Hinterhals und Oberflügel rostgelblich gerändert, mit
weißlichem Augenstreif, unterseits rostgelblich, bräunlich geflecktem Schwanz braun und rostgelb gebändert.
Auge, Wachshaut und Füße sind zitronengelb, der Schnabel hornschwarz. Der Kornweih findet sich im größten Teil Europas bis
55° nördl. Br. und in Mittelasien, weilt bei uns von Ende März bis September, geht im Winter bis zum Äquator. Er bewohnt die
Felder, meidet Waldungen und Gebirge, fliegt mit schwankendem Flug sehr niedrig über den Erdboden hin,
ruht auch nachts nicht auf Bäumen, läuft sehr schnell, nährt sich von Mäusen, Fröschen, Heuschrecken,
[* 77] Zieseln, jungen Hasen,
jungen Vögeln und Eiern.
FliegendenVögeln kann er nichts anhaben. Er nistet auf dem Bodenin einemStrauch, im Getreide,
[* 78] Gras oder Röhricht
und legt im Mai 4-5 grünlichweiße, ungefleckte oder fein gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«,
[* 64]
Fig. 41). In der Gefangenschaft
ist er schwer zu erhalten. Der Rohrweih (Schilf-, Brandweih, Sumpfbussard, CircusrufusLacép., s. Tafel »Raubvögel«, Fig. 6 u.
7), 59 cm lang, 145 cm breit (Weibchen), mit kräftigerm, geraderm Schnabel, bis zur Schwanzspitze reichenden
Flügeln, ist auf Stirn und Scheitel braun mit gelben Federrändern, am Oberkörper braun, an Wange und Kehle blaßgelb mit dunklern
Schäften, an Vorderhals und Oberbrust gelb mit braunen Längsflecken, am übrigen Unterkörper rostrot mit hellern Federspitzen.
Die Handschwingen sind schwarzbraun, Armschwingen und Flügeldecken aschgrau, Steuerfedern hellgrau,
rötlich überflogen. Beim Weibchen ist die Färbung
¶
Das Fest des heil. Stephan(26. Dez.) kommt schon in den ersten Jahrhunderten der Kirche vor und wurde später
als zweiter Weihnachtsfeiertag begangen. Auf einem Konzil zu Mainz wurden sogar vier Weihnachtstage angeordnet, welche jedoch
später auf drei reduziert wurden, bis nach Preußens
[* 84] Vorgang (1773) fast allenthalben auch der dritte Feiertag als kirchlicher
Festtag aufgehoben wurde. Die Feier der eigentlichen Christnacht, d. h. der Nacht vor dem Fest, wurde früher
sehr festlich begangen (Christmetten), wobei besonders dramatische Darstellungen der GeburtChristi vorgeführt wurden (s. Weihnachtsspiele).
Weihnachten bildet auch in dem Kirchenjahr einen besondern Abschnitt (Weihnachtscyklus), der vom ersten Adventssonntag bis zum HohenNeujahr(6. Jan.) reicht. Die sogen. Christbescherung, die man jedoch nur
in Deutschland und Skandinavien antrifft, hängt zwar, wie der Christ- oder Weihnachtsbaum (s. d.), mit alteinheimischen Vorstellungen
zusammen, fand aber in der christlichen Idee von einen geeigneten Anhalt,
[* 85] wodurch das ganze Fest noch außerdem die Bedeutung
eines Kinderfestes erhielt, welche es jetzt in Deutschland hat.
(Christbaum), ein mit brennenden Lichtern und Gaben geschmückter Baum, der in germanischen Ländern fast
überall auf dem Weihnachtstisch prangt und der germanischen Julfeier zu entstammen scheint. In Jon Arnasons
»Isländischen Volkssagen« wird von einer heiligen Eberesche berichtet, die in der Julnacht auf allen Zweigen voller Lichter
strahlt, die kein Wind zu löschen vermag. Die, wie es scheint, schon aus altkeltischen Zeiten stammende und in England noch
heute bestehende Sitte, das Haus zur Julzeit mit grünen Mistelbüschen zu schmücken, und verschiedene
Zeremonien, die sich ehemals im ganzen nördlichen Europa bis nach Frankreich und den slawischen Ländern an den brennenden Julblock
knüpften (den man ebenso selbst wie an demselben angezündete und dann gelöschte Zweige als Lebens- und Fruchtbarkeitssymbole
bis zum nächsten Julfest aufbewahrte), deuten darauf hin, daß der brennende Baum ursprünglich als ein
Symbol der zu Weihnachten neugebornen Sonne und Naturkraft galt.
(Christmasinsel), 1) eine der Fanninginseln im StillenOzean, eine Laguneninsel von 83 km Umfang und 607 qkm
(11 QM.) groß, deren Küsten von Riffen umgeben sind. Mehrere große Baien dringen ziemlich tief ein. Der
breite Rand um die Lagune besteht aus niedrigen Rücken von Sand, die mit hartem Gras bedeckt sind; an der Westküste finden sich
auch Palmen,
[* 87] aber nirgends Trinkwasser. Die Insel ist daher auch unbewohnt. Die Lagune ist seicht und voll von
Sandbänken, hat im westlichen Teil aber guten Ankergrund. Die Insel wurde im März 1888 von England in Besitz genommen. -
2) Isolierte Insel im IndischenOzean, 400 km südlich von der Westspitze Javas, unter 10° 30' südl. Br. und 105° 30' östl.
L. v. Gr., etwa 15 km lang und breit und 350 m hoch. Sie besteht
fast ganz aus Korallenfels, ist aber trotzdem mit riesigen Bäumen und Sträuchern bedeckt, doch nur von Seevögeln bewohnt.
Wegen der sie umgürtenden Korallenriffe
[* 88] ist sie nur an der Nordwestseite zugänglich. Die Insel wurde durch Verordnung vom mit
der KolonieStraits Settlements vereinigt.
(Soeurs de la Nativité), 1813 zu Valence gestifteter und in Südfrankreich verbreiteter Orden,
[* 89] bestimmt, armen Mädchen unentgeglichen Unterricht in den Elementarkenntnissen und weiblichen Arbeiten zu erteilen.
¶