ausbrüten. Die Familie hält treu und zärtlich zusammen und bietet ein sehr anmutiges Bild. Das Teichhuhn nährt sich von
Insekten,
[* 4] Wasserschnecken und Pflanzenstoffen, erträgt die Gefangenschaft sehr gut und wird sehr zahm. Im Süden wird es trotz
seines moorig schmeckenden Fleisches gejagt.
Insektenfamilie aus der Ordnung der Falschnetzflügler,
[* 5] Insekten mit frei drehbarem, quer cylindrischem oder
halbkugelförmigem Kopf, sehr großen Augen, deutlichen Nebenaugen, kleinen Fühlern, kräftig ausgebildeten Mundteilen, schmalem,
ringförmigem Prothorax, sehr breitem Meso- und Metathorax, vier gleich langen, glasartigen, dicht netzartig geäderten Flügeln
und vierkantigen, nach innen stachligen Schenkeln und Schienen. Die Hinterbeine sind länger als die vordern.
Der Hinterleib, am vorletzten Ring mit zwei ungegliedert ten, griffel- oder blattartigen Reifen versehen, die beim Männchen
auch zu Zangen werden, ist sehr lang, oft nadelartig. Bei mehreren Gattungen sind die Geschlechter von auffallend verschiedener
Körper- oder Flügelfärbung. Die Wasserjungfern fliegen sehr ausdauernd und rasch und verdanken
dies Vermögen eigentümlichen tellerförmigen Sehnen im Thorax. Sie fangen andre Insekten im Flug und sind sehr gefräßig. Auch
die Begattung erfolgt im Flug, und das Männchen ergreift bei derselben mit seinen Reifen den Nacken des Weibchens, welches sodann
die Spitze seines Hinterleibes gegen das im blasenartig aufgetriebenen zweiten Bauchring des Männchens
befindliche Kopulationsorgan krümmt.
Letzteres muß das Männchen vor derBegattung an den im neunten Hinterleibsring liegenden Ausgängen der Hoden mit Samen
[* 6] füllen.
Nach der Begattung legt das Weibchen, bisweilen unter Assistenz des Männchens, die Eier ins Wasser oder in Wasserpflanzen,
[* 7] welche
es mit seiner kurzen Legeröhre anschneidet (s. die Tafel). Die Larven leben in fließendem und stehendem
Gewässer und sind durch große Raubgier ausgezeichnet. Dieselben gleichen im allgemeinen dem geschlechtsreifen Insekt, haben
aber kleinere Augen und längere Fühler; ihre Unterlippe ist zu einem Raubarm (Maske) umgestaltet, welchen die Larve gegen ihre
Beute weit vorschnellen kann.
Die kleinern besitzen äußere, am Hinterleibsende sitzende, blattförmige Kiemen; bei den übrigen befinden sich Tracheenkiemen
im Mastdarm, und der große, mit drei Klappen versehene After vermittelt den Ein- und Austritt des Wassers und durch letztern
zugleich taktmäßige Schwimmbewegungen. Die Entwickelung erfolgt meist in einem Jahr; die überwinterte Larve kriecht
an einer Wasserpflanzeoder an einem Pfahl eine Strecke empor und setzt sich fest, die Haut
[* 8] zerreißt dann bald vom Nacken bis
auf den Kopf, und durch diesen Riß arbeitet sich das Insekt heraus, während die Larvenhaut im übrigen unversehrt sitzen bleibt.
Man kennt etwa 1100 Arten, welche über alle Erdteile verbreitet sind; Europa
[* 9] besitzt etwa 100 Arten. Die
gemeine Schlankjungfer (Leste. [Agrion] puellaL.), (das Männchen) 3,5 cm lang, grünlich erzfarben, mit himmelblauen Längsbinden
und blauer Unterseite des Thorax; am Hinterleib ist der erste bis sechste Ring blau mit schwarzer Spitze, der zweite mit H-förmiger,
schwarzer Zeichnung, die beiden vorletzten sind ebenfalls blau; sie ist in Deutschland
[* 10] gemein, ebenso die
große Schmaljungfer (AeschnagrandisL.), 6,5 cm lang, rostfarbig, kaum gefleckt, an den Thoraxseiten mit zwei gelben Binden
und auf den
Flügeln gelb.
Der gemeine Plattbauch (LibelluladepressaL.), gelbbraun, an den Rändern gelb gefleckt oder am Hinterleib des
reifen Männchens himmelblau bereift, mit großem, länglichem, dunklem Fleck an der Wurzel
[* 11] der vordern und dreieckigem an der
der hintern Flügel, tritt, ebenso wieL.quadrimaculataL., mit safrangelbem Körper, schwarzer Hinterleibsspitze, hellgelben
Seitenflecken an der Wurzel und safrangelben, in der Mitte des Vorderrandes mit einem schwarzbraunen Fleck gezeichneten, glashellen
Flügeln, zuweilen in ungeheuern Mengen auf und unternimmt weite Züge.
(Schwimmkäfer, Dyticidae Leach), Familie aus der Gruppe der Pentameren, Käfer
[* 14] mit verbreitertem,
regelmäßig eiförmigem Körper, welche den Laufkäfern sehr nahe stehen, in der Bildung der Mundteile und Fühler mit ihnen
übereinstimmen, aber stark verbreiterte, bewimperte, als Ruderorgane dienende Hinterbeine besitzen, und deren drei erste
Glieder
[* 15] der Vorder- und zuweilen auch der Mitteltarsen beim Männchen in eigentümlicher Weise erweitert
sind.
Sie leben meist in stehendem Wasser, fliegen aber oft nachts weit umher, und viele verbergen sich im Winter unter Moos in den
Wäldern. Zum Atmen kommen sie von Zeit zu Zeit an die Oberfläche des Wassers und stecken die Hinterleibsspitze, an welcher
das letzte Luftröhrenpaar mündet, in die Luft. Sie nähren sich, wie ihre Larven, hauptsächlich von
Mollusken,
[* 16] Wasserinsekten, Fisch- und Froschbrut, auch von Aas. Die Larven sind langgestreckt, cylindrisch, nach vorn und hinten
verdünnt, mit zwei gewimperten, fadenförmigen Anhängseln am letzten Körpersegment, geschlossenem Mund und durchbohrten,
zum Saugen eingerichteten, sichelförmigen Mandibeln, welche sie ihrem Raub in den Leib schlagen; ihre
Beine sind lang und deutlich fünfgliederig.
Hierher gehört der gesäumte Fadenschwimmkäfer (DyticusmarginalisL., s. Tafel »Käfer«),
3 cm lang, oberseits dunkel olivengrün,
gelb gesäumt, unterseits gelb, beim Männchen stets mit glatten, bei manchen Weibchen mit gerieften Flügeldecken. Das Männchen
besitzt an den Vorderfüßen eine große, tellerförmige Haftscheibe, deren Sohle mit eigentümlichen
trichterförmigen, durch Erzeugung eines luftleeren Raums wirkenden Haftorganen besetzt ist. Er findet sich überall häufig
in stehenden Gewässern, das Weibchen legt im Frühjahr gelbe Eier auf den Grund, und die Larven verpuppen sich im Sommer oder
im Herbst, in welchem Fall die Puppen überwintern. Zu derselben Familie gehört Hydroporus elegans (s. Tafel
»Käfer«),
mit saubern schwarzen Schraffierungen auf bleich gelbem Untergrund. Er findet sich in den Wasserlöchern am MansfelderSalzsee, sonst nur in Frankreich, der Schweiz
[* 17] und am Adriatischen Meer. Cnemidotus caesus (s. Tafel »Käfer«) repräsentiert eine
andre Gruppe derselben Familie mit schmalen Hinterhüften, während letztere bei den bisher genannten Käfern
breit sind. Eine von den Hinterhüften ausgehende Platte bedeckt fast den ganzen Hinterleib, so daß man nur die Spitze der
hintersten Schenkel sieht. Eine zweite Familie von Wasserkäfern, die Taumelkäfer (GyrinidaeWestw.), haben ebenfalls einen ovalen
Körper, abgestutzte Flügeldecken, lange, als Schwimmarme dienende Vorderbeine,
¶
mehr
kurze, flossenartige Hinterbeine und geteilte Augen, mit denen sie gleichzeitig in das Wasser und in die Luft sehen können.
Sie treiben sich scharenweise auf Süß- und Salzwasser kreisend umher und nehmen beim Tauchen eine am Hinterleibsende haftende
Luftblase mit sich ins Wasser. Die Larven haben gefiederte Fortsätze an den Hinterleibsringen, fressen
ebenfalls saugend und verpuppen sich außerhalb des Wassers in einem ovalen, zugespitzten Kokon. Eine dritte Familie umfaßt
die Tasterhörnigen (PalpicorniaLatr.), welche durch ihre sehr lang gestreckten Kiefertaster charakterisiert sind; diese schwimmen
unbeholfen, nähren sich von Vegetabilien, nehmen beim Atmen über Wasser mit der seidenartigen Behaarung der Fühlerkeule und
der BrustLuft auf, besitzen eine sehr große, ballonartige Tracheenblase, welche auch als Schwimmblase fungiert, und umhüllen
die Eier mit einem birnförmigen, in eine gekrümmte Röhre ausgezogenen Kokon, welcher auf der Oberfläche des Wassers zwischen
Pflanzen schwimmt.
Hierher gehört der schwarze Kolbenwasserkäfer (HydrophiluspiceusL.), 4,8 cm lang, länglich-eiförmig, grünlich
pechschwarz, glänzend, mit rostfarbenen, an der Keule braunen Fühlern und beim Männchen mit beilförmigem, blattartig zusammengedrücktem
fünften Gliede der Vordertarsen, findet sich häufig in stehenden und fließenden Gewässern. Er nährt sich wahrscheinlich
von Algen.
[* 19] Die Larven verlassen den Kokon nach der ersten Häutung und verpuppen sich in feuchter Erde. Zu
dieser Familie gehört auch Hydrous caraboides (s. Tafel »Käfer«),
(Gordius L.), Gattung der Fadenwürmer, charakterisiert durch den gegabelten Schwanz des Männchens. Die Geschlechtsöffnung
liegt an der Teilungsstelle, beim Weibchen an der Schwanzspitze. Die 34 Arten finden sich in allen Erdteilen,
leben im geschlechtsreifen Zustand frei im süßen Wasser und legen die Eier in schnurförmigen Strängen ab. Die Embryonen
bohren sich in Insektenlarven ein, kapseln sich ein und verharren in diesem Zustand, bis der Wirt von Schwimmkäfern, Libellenlarven
etc. gefressen wird. In der Leibeshöhle dieser letztern entwickeln sie sich weiter, wandern aus und werden
im Wasser geschlechtsreif. G. aquaticusDuj., in ganz Europa, wird 89 cm lang, 0,5-1 mm dick.
Ein Brunnen
[* 22] mit Pumpwerk, ein hoch stehendes
Reservoir und eine Rohrleitung, auf großen Stationen auch ein Vorwärmer bilden die Wasserstation, von
welcher der ein Teil ist.
Derselbe befindet sich als drehbares Knierohr am Wasserstationsgebäude, oder er steht als Säule
mit drehbarem Arm frei und ist in diesem Fall durch unterirdische Rohrleitung mit dem Reservoir verbunden.
(Noma, Wangenbrand), eine eigentümliche Form des Brandes, welcher die Wangen und Nasengegend
befällt
und oft kolossale Zerstörungen anrichtet, wird fast ausschließlich bei Kindern beobachtet, welche unter schädlichen
Einflüssen, bei unzureichender oder verdorbener Kost, in schlechten Wohnungen elend und kachektisch geworden sind, oder bei
solchen, welche kurz vorher schwere Krankheiten überstanden haben und durch dieselben in hohem Grad geschwächt worden sind.
Am allerhäufigsten tritt der Wasserkrebs nach überstandenen Masern und Scharlach auf. In nördlichen Ländern,
namentlich in Holland, ist die Krankheit weit häufiger als im Süden, scheint übrigens niemals epidemisch aufzutreten.
In den seltenen Fällen, wo der Wasserkrebs in Genesung ausgeht, werden die brandigen Massen abgestoßen, das Geschwür reinigt sich, und
an Stelle des Substanzverlustes bildet sich ein erst weiches, dann fest und fibrös werdendes Narbengewebe.
Fast immer bleiben Verwachsungen im Mund und oft die furchtbarsten Entstellungen des Gesichts zurück. Während sich meist ohne
alle Schmerzen der Brand auf der innern Wangenfläche zu entwickeln beginnt, schwellen Wange und Lippen an, und die teigige
Geschwulst breitet sich über die benachbarte Gegend aus.
Meist am fünften oder sechsten Krankheitstag zeigt sich der Brand auch äußerlich am Gesicht
[* 23] und schreitet in den folgenden
Tagen schnell nach allen Richtungen hin vorwärts. Bald liegen dann die Kräfte vollständig danieder, meist stellen sich Durchfälle
ein, der Durst ist kaum zu löschen, die Haut erscheint kühl und trocken, der Puls klein und unfühlbar;
das Kind geht endlich an Erschöpfung zu Grunde. Die Behandlung ist vorzugsweise eine allgemeine, kräftigende Diät, womöglich
Aufenthalt in südlicherm Klima
[* 24] (Nizza,
[* 25] Meran),
[* 26] erst dann kann man von der örtlichen Behandlung, von Ätzungen mit dem Glüheisen,
dauernden Erfolg erhoffen.
(TotanusBechst.), Gattung aus der Familie der Schnepfen, Vögel
[* 29] mit langem, vorn zugespitztem,
geradem oder ganz leicht aufwärts gebogenem Schnabel, das Schwanzende überragenden Flügelspitzen, kurzem Schwanz und kleiner,
den Boden nicht berührender Hinterzehe. Zwölf in wasserreichen Gegenden der kalten und gemäßigten Zone weitverbreitete Arten,
wandern im Herbst südlich. Der Waldwasserläufer (T. glareolaTemm.), 22 cm lang, oberseits dunkelbraun
mit rostgelben Flecken, im Sommer mit weißen Federrändern, am Bürzel weiß, der Schwanz gebändert, am Hals dunkel gestreift,
unterseits weiß, mit schwarzem Schnabel und grünlichgelbem Fuß, findet sich in ganz Europa und in Asien,
[* 30] weilt bei uns von
April bis September, lebt hauptsächlich im Wald und brütet häufig an der Nord- und Ostseeküste. Die
Eier s. Tafel »Eier II«,
[* 18]
Fig. 9.
durch Aquädukte. Die Wasserleitungen erfordern Anlagen zur Entnahme und zur Verteilung des Wassers, welche durch gemauerte Kanäle, meistens
aber durch Wasserleitungsröhren verbunden sind. Die letztern schützen das Wasser mehr vor Verunreinigung und gestatten bei
hinreichender Wandstärke und Dichtung ihrer Stöße eine dem Gesetz der kommunizierenden Röhren
[* 34] entsprechende wellenförmige
Röhrenfahrt. Die Röhren werden meist aus Gußeisen, der Billigkeit halber aus Thon oder Steingut, selten
aus Holz
[* 35] hergestellt, da thönerne Rohren leicht zerbrechlich und hölzerne sehr vergänglich sind.
Für weite Röhrenfahrten sind ausschließlich gußeiserne Röhren geeignet, welche Längen von 2-3 m und 3-20 cm innerm Durchmesser
bei Wandstärken von bez. 6-12 mm erhalten und mit Sicherheit einen Druck von 26-28 Atmosphären aushalten.
Die Verbindung erfolgt meist durch Muffen, wobei das eine Röhrenende in das erweiterte Ende der folgenden Röhre gesteckt wird,
selten durch Flantschen, deren an die Rohre angegossene ringförmige Scheiben durch Schrauben
[* 36] verbunden werden, oder durch Doppelmuffen,
kurze Röhrenstücke, welche über die beiden aneinander stoßenden Rohrenden geschoben werden. Im ersten
Fall dichtet man mit Holzkeilen oder durch Umwickeln mit geteerten Seilen, Einschieben und Vergießen mit Kitt, im zweiten durch
Gummi-, Blei- oder Kupferringe, im dritten durch Eisenkitt oder mit hölzernen, in Öl und Teer getränkten Keilen.
Der Wärmeleitungsfähigkeit eiserner Röhren begegnet man durch Tieflegen derselben, da Reparaturen selten
vorkommen. Zum Schutz gegen Oxydation streicht man die Röhren mit Steinkohlenteer oder hydraulischem Kalk, auch kleidet man sie
inwendig mit Asphalt aus. Die Anlagen zur Entnahme des Wassers sind verschieden, je nachdem die lokalen Verhältnisse die Benutzung
der einen oder der andern Bezugsquelle vorschreiben. Leitungen von Quellwasser sind sehr selten in ergiebiger
Weise ausführbar.
Hervorragende Beispiele bieten Wien
[* 37] und Frankfurt
[* 38] a. M. Die Wässer behalten durchschnittlich konstante Zusammensetzung und sind
nicht so hart, daß die Verwendung beeinträchtigt erscheint. Die Herstellung von Quellwasserleitungen ist meist auch mit
großen technischen Schwierigkeiten verknüpft. Viel häufiger findet man Flußwasserleitungen mit Filtration,
und wenn das Flußwasser im allgemeinen als den Anforderungen der Hygieine nicht entsprechend bezeichnet wird, so hat man
doch bei rationeller Durchführung der Wasserleitungen noch niemals von schädlichen Folgen gehört.
Wesentlich ist, das Wasser solchen Stellen zu entnehmen, die durch ihre Lage etwanige störende Verunreinigungen, Zuflüsse
von Stadtlaugen etc., von vornherein ausschließen. Benutzung unfiltrierten
Flußwassers ist verwerflich. Im nördlichen England legt man Thalsperren an, gewaltige Mauerwerke, welche den Wasserbedarf
einer großen Stadt auf mehrere Monate hinaus in sich aufnehmen. Man führt ihnen durch Kanäle das Bergland-Tagewasser zu und
berechnet den Umfang nach der Durchschnittsgröße des Regenfalles, dem Wasserbedarf etc.
Das Wasser wird in der Regel filtriert.
Entsetzliche Unglücksfälle, durch ungenügende Festigkeit
[* 39] der Bauwerke herbeigeführt, haben diese Art der Wasserbeschaffung
auf dem Kontinent nicht zur Ausführung kommen lassen. In der Nähe der Flußbetten hat man Sauggalerien angelegt, Sammelkanäle
aus durchbrochenem Mauerwerk oder durchlöcherten Röhren, umgeben von grobem Kies, in welche durch natürliche
Filtration gereinigtes Flußwasser tritt. Man erhält ein von dem Flußwasser verschiedenes Wasser (dem
Flußlauf zuströmendes
Grundwasser),
[* 40] hat aber bisweilen mit Verschlammungen oder Wucherungen von Crenothrix polyspora und andern Organismen zu kämpfen;
auch verursacht wohl die starke Wasserentnahme Änderungen in der Strömung des Grundwassers, und man erhält
dann mit der Zeit ein von dem ursprünglich geförderten völlig abweichendes Wasser.
Ähnlich sind Drainageleitungen, welche nur in ausgedehnterm Gebiet angelegt werden und auf die in Thalrinnen und Klüften
nach natürlicher Filtration zufließenden Oberwässer, auch auf obere Grundwasserströmungen rechnen. Es bietet sich hier
eine Ähnlichkeit
[* 41] mit Quellwasser, aber es sind ganz besonders günstige Terrainverhältnisse erforderlich,
wenn dauernd gutes und ausreichendes Wasser geliefert werden soll; auch hat man hier bisweilen mit der Crenothrix zu kämpfen.
Das tiefere Grundwasser gewinnt man durch Tiefbrunnen, welche man so anlegt, daß eine Reihe derselben auf beschränktem Terrain
durch Saugröhren miteinander kommuniziert, so daß der Kolbenhub der Betriebsmaschine aus sämtlichen
Brunnen gleichzeitig Wasser zieht. Man benutzt eiserne Röhrenbrunnen, gemauerte Brunnen mit undurchlässiger Wand oder doppelwandige
Brunnen mit partiell durchlässigem Mauerwerk, welchem durch Einschüttung von Kies zwischen die Wände der Charakter eines stehenden
Filters gegeben wird (Filterbrunnen).
Auch die Tiefbrunnen zeigen bisweilen erhebliche Veränderungen des Wassers, und ebenso das Wuchern von
Crenothrix. Liegen die Entnahmestellen des Wassers nicht in hinreichender Höhe über dem Verbrauchsort, so hebt man das Wasser,
eventuell nach der Filtration (s. Filtrieren),
[* 42] in ein Hochreservoir. Die Wahl der Wasserhebemaschine hängt von dem erforderlichen
Wasserquantum, von der dadurch gebotenen Geschwindigkeit der Hebung
[* 43] sowie von der Hubhöhe ab und ist in
jedem gegebenen Fall besonders zu treffen. In allen Fällen ist das Wasser so hoch zu heben, daß es bis zum Gebrauchsort ein
Gefälle von mindestens 0,5 Proz. erhält.
Die Anlagen zur Verteilung des Wassers bilden den schwierigsten Teil des Wasserleitungswesens. Das beste System ist dasjenige
der konstanten Lieferung, bei welchem das Prinzip der kommunizierenden Röhren zur Anwendung kommt. Der Reinwasserbehälter
liegt dann so hoch, daß das Wasser durch seinen eignen Druck nicht nur nach allen Teilen der Stadt, sondern auch über die
Dächer der Häuser gehoben wird. Der Röhrenapparat ist immer gefüllt. Das Zumessen des Wassers an die
Abnehmer geschieht auf verschiedene Weise.
Man bringt entweder geeichte Hähne an, die fortwährend fließen und in jeder Stunde ein gleiches mäßiges Wasserquantum
liefern, oder man benutzt große Hähne, die nur nach Bedürfnis geöffnet werden und schnell große Wasserquantitäten liefern.
In diesem Fall wird die abgelaufene Wassermenge durch Wassermesser, welche den Gasuhren ähnlich konstruiert
sind, gemessen. Der französische Wasserzoll (Brunnenzoll) ist die aus einer kreisförmigen Öffnung von 1 PariserZollDurchmesser
bei dünner Wandung des Gefäßes und bei einem Wasserspiegel von 1 mm über dem Scheitel der Öffnung ausfließende Wassermenge
= 231,44 ccm. Außer zum häuslichen Gebrauch wird das in den Röhrenleitungen befindliche gespannte Wasser
auch zum Reinigen oder Besprengen der Straßen und zum Feuerlöschen benutzt. Zu diesem Zweck werden in jene Leitungen Hydranten
oder Feuerhähne eingeschaltet, an welche bei Bedarf Wasserschläuche angeschraubt werden können. Für Hausleitungen benutzt
man in der Regel¶
Die Gesundheitskommission für London hat sich dahin ausgesprochen, daß, um allen Bedürfnissen der Bevölkerung,
einschließlich der Konsumtion der industriellen Etablissements, der Reinigung der Straßen und unterirdischen Kanäle etc.,
zu genügen, täglich 62L. pro Kopf erforderlich seien. Wo nicht besondere Verhältnisse, wie zahlreiche Fabrikanlagen, viele
öffentliche, stets laufende Brunnen u. dgl., eine namhafte Konsumtion erfordern, kann man für gewöhnliche Verhältnisse
in den deutschen Städten im Durchschnitt 30 und der Sicherheit wegen 40L. täglich auf den Kopf der Bevölkerung
rechnen.
Vgl. Humber, Treatise on the water supply of cities and towns (Lond. 1876);
s. v. w. Nymphaea^[= L. (Seerose, Nixenblume, Mummel), Gattung aus der Familie der Nymphäaceen, Wassergewächse ...] alba oder s. v. w. Iris pseudacorus.
die Grenze zwischen dem eingetauchten und dem über Wasser befindlichen Teil (dem toten und lebendigen
Werk) eines Schiffs, soweit sie äußerlich erkennbar ist. Konstruktionswasserlinie, diejenige, bis zu welcher das Schiff,
[* 57] nachdem es fertig gebaut und ausgerüstet ist, eintauchen soll. Sie muß so berechnet sein, daß das durch sie bestimmte
Deplacement (Gewicht der verdrängten Wassermasse) genau gleich dem Gewicht des Schiffs mit allen seinen Ausrüstungsgegenständen
ist. Bei Kauffahrern unterscheidet man außerdem eine beladene und eine leichte Wasserlinie; auf ersterer schwimmt ein
Schiff bei größtmöglicher, auf letzterer ohne Ladung.
(Aquarius), 1) das elfte Zeichen des Tierkreises: ♒;
2) Sternbild zwischen 308 und 356⅓° Rektaszension und 1⅔° nördl. bis 27° südl. Deklination, nach Heis mit 146 dem bloßen
Auge
[* 60] sichtbaren Sternen, darunter 3 von dritter Größe und ein zwischen sechster u. elfter Größe veränderlicher (R
Aquarii).
eine durch gemeinsame Lebensbeziehungen ausgezeichnete Gruppe von Gewächsen,
die dem äußern Verhalten nach in die Abteilungen der untergetauchten (submersen) und der schwimmenden Wasserpflanzen zerfällt.
Unter den einheimischen Formen der ersten Gruppe herrscht eine Neigung zur Bildung fein zerschlitzter Blätter vor, welche sich
überdies durch den Mangel von Spaltöffnungen auszeichnen und in ihren Oberhautzellen Chlorophyll führen.
Selten besitzen sie (z. B. Lobelia Dortmanna, Littorella) gestauchte Achsen mit einer dichten Rosette schmallinealer, schlaffer
Laubblätter; die Mehrzahl (wie Myriophyllum, Callitriche, Potamogeton, Zannichellia, Ruppia, Zostera u. a.) entwickelt langgestreckte,
sehr dünne und biegsame, sich stark verzweigende Stengel,
[* 65] die von zahlreichen Luftkanälen durchzogen
werden und daher im Wasser schwimmen.
IhreGefäßbündel
[* 66] sind meist entsprechend ihrer Inanspruchnahme durch Zugkräfte zu einem axialen Strang vereinigt und entbehren
mehr oder weniger die sklerotischen Elemente. Die Wurzeln fehlen dieser Gruppe der Wasserpflanzen entweder ganz (Utricularia, Aldrovandia,
Ceratophyllum), oder sie sind als lange, unverzweigte, aus den Knoten hervorbrechende Adventivwurzeln
entwickelt. Im Gegensatz zu der erstgenannten Gruppe besitzen die schwimmenden Wasserpflanzen Blattbreiten von ovaler oder nierenförmiger
Gestalt, welche auf ihrer Oberseite den Bau von Luftblättern zeigen und hier auch Spaltöffnungen führen.
Die Wurzeln sind bei dieser Gruppe mit Ausnahme von Wolffia wohl entwickelt und können, wie bei den Wasserlinsen
(Lemna) und Hydrocharis morsus ranae, frei im Wasser flottieren. Die Mehrzahl der Schwimmpflanzen, wie Arten von Potamogeton,
Ranunculus, Trapa natans, die Seerosen u. a., entwickelt einen Erdstamm (Rhizom),
[* 67] der oberwärts lange Laubtriebe mit Schwimmblättern
oder diese direkt trägt. Den Wasserpflanzen schließen sich einige als Uferpflanzen zu bezeichnende Gewächse (z. B. AlismaPlantago, Sagittaria, Sparganium, einige Arten von Ranunculus und Polygonum u. a.) an, welche ebenfalls befähigt sind, unter
Umständen an überschwemmten Wohnplätzen Schwimmblätter zu entwickeln.
Die Wasserpflanzen überwintern teils durch ihre Rhizome oder Knollen,
[* 68] teils dadurch, daß sich bestimmte Zweigenden unter Verwesung der
übrigen Teile zu Winterknospen umwandeln, die sich im Schlamm der Gewässer festsetzen und im Frühjahr
neue Pflanzen durch Sproßbildung erzeugen. Viele Wasserpflanzen bringen ihre Blüten auf mehr oder minder langen Stielen an oder über
die Oberfläche des Wassers, um auf diese Weise eine Bestäubung durch den Wind oder durch Insekten, wie bei Hottonia, Arten von
Nymphaea, Lobelia, zu ermöglichen; bei andern
¶
(Vallisneria, Hydrilla, Elodea) bewirken im Wasser schwimmende Pollenmassen die Befruchtung;
[* 72] bei einer Minderzahl endlich (Najas,
Zostera, Ceratophyllum) erfolgt die Befruchtung unter Wasser innerhalb der geschlossenen Blüte.
[* 73] Die in der Regel schwimmfähigen
Früchte der Wasserpflanzen reifen selten in der Luft, viel häufiger unter Wasser, besitzen oft eine sehr feste innere Steinschale
und bisweilen eigentümliche, zum Festhalten im Schlamm dienende Ankerorgane, die bei Trapa in Form von vier starken Stacheln
ausgebildet sind.
Die geographische Verbreitung der Wasserpflanzen ist eine sehr ausgedehnte, jedoch halten sie sich vorwiegend an die
Wasserstraßen der Tiefländer und steigen nur mit wenigen Arten in die Hochgebirge auf. Die im Meer wachsenden
Wasserpflanzen, die sogen. Seegräser, von welchen zur Zeit 27 Arten aus den Familien der Hydrocharitaceen und Najadeen bekannt sind, zeigen
höchst eigenartige Verbreitungsverhältnisse, die mit der Entstehung der gegenwärtigen Meeresküsten zusammenhängen.
Unter den ausländischen, durch kulturgeschichtliche Beziehungen merkwürdigen Wasserpflanzen stehen die Seerosen oder Nymphäaceen obenan,
zu welchen die Lotosblumen Ägyptens und der Gangesländer gehören. Gegenwärtig wachsen in Ägypten
[* 74] NymphaeacoeruleaSav., mit blauen Blumen und ganzrandigen Blättern, und NymphaeaLotos
[* 75] L. (s. Tafel,
[* 71]
Fig. 3), die weißblütig und gezahntblälterig
ist. Beide Arten finden sich auf den altägyptischen Denkmälern häufig dargestellt; auch wurden die Mumien der spätern römisch-griechischen
Zeit bisweilen mit Kränzen von Lotosblumen geschmückt Samen und Rhizome beider Arten wurden in alter Zeit gegessen, während
dies jetzt nach Schweinfurth nur noch bei den Anwohnern des obern Nilgebiets geschieht.
Das Vorkommen des rosablütigen indischen Lotos, des NelumbiumspeciosumWilld. (s. Tafel,
[* 71]
Fig. 2), im alten Ägypten ist durch
monumentale Darstellungen und durch die Schilderung von Herodot, der ihre Frucht treffend mit einem Wespennest vergleicht,
unzweifelhaft bezeugt. Gegenwärtig ist jedoch diese herrliche, bei den Indern in uralter Verehrung stehende und von den Dichtern
des Orients besungene Pflanze gänzlich aus Ägypten verschwunden und auf die wärmern Teile Asiens und Nordostaustraliens
beschränkt; ihr am weitesten nach Westen vorgerückter Standort liegt am KaspischenMeer: jedoch kommt eine ihr sehr nahe verwandte
Art (N. Buchii Ett.) fossil auch in
Europa vor.
Eine vierte, wegen der Riesendimensionen ihrer Blätter und Blüten allgemein bewunderte Seerosenart, die VictoriaregiaLindl.
(s. Tafel,
[* 71]
Fig. 8), ist im tropischen Amerika
[* 76] zwischen dem 15.° südl. Br und dem 6.° nördl. Br. einheimisch
und wird in unsern Gewächshäusern aus Samen alljährlich neu aufgezogen, während sie in ihrem Vaterland ausdauert; auch
ihre Samen werden als »Wassermais« von den Eingebornen gegessen. Andre auffallende Formen der Wasserpflanzen bilden die zu den Najadeen gehörigen
Aponogeteen, welche durch eigentümliche, zwei oder dreiteilige Blütenähren ausgezeichnet sind und sich mit ca. 23 Arten
im tropischen und subtropischen Afrika,
[* 77] Asien und Australien
[* 78] verbreiten; unsre Tafel bringt Aponogeton distachyus und Ouvirandra fenestralis
(letztere durch höchst zierliche, gitterartige Durchlöcherung ihrer Blattspreite bemerkenswert) zur Anschauung
[* 71]
(Fig. 1 u.
4). Bekanntere Gewächshauspflanzen aus der Gruppe der Wasserpflanzen sind ferner die zu den Marantaceen gezählten
Thalia-Arten, die im tropischen Amerika und auch in den Südstaaten Nordamerikas
vorkommen; die in SümpfenSüdcarolinas und
weiter westwärts verbreitete Thalia dealbataFras. (s. Tafel,
[* 71]
Fig. 7) hat langgestielte, herzförmige Wurzelblätter, einen
weißlich bepuderten, aufrechten Blütenstand
[* 79] und kleine, violette Blüten. Die frei im Wasser schwimmende,
zu den Araceen gehörige PistiaStratiotesL. (s. Tafel,
[* 71]
Fig. 6) bewohnt die wärmern Gebiete von Amerika, Asien und Afrika und
wird bei uns bisweilen ihrer niedlichen Blattrosetten wegen in Aquarien gezogen. Als Uferpflanze schließt sich den Wasserpflanzen endlich
auch die Papyrusstaude (PapyrusantiquorumWilld., s. Tafel,
[* 71]
Fig. 5) an, die ihre Heimat im tropischen Afrika
hat und außerdem in Syrien und auf Sizilien
[* 80] vorkommt. Bekanntlich diente das Mark ihrer bis 3 m hohen Halme als Rohmaterial
für die Papierbereitung der alten Ägypter, von denen sie kultiviert und auch als hieroglyphisches Symbol benutzt
wurde, während sie gegenwärtig aus Ägypten verschwunden ist. Weiteres in den Spezialartikeln »Nymphaea«, »Nelumbium«, »Papyrus«.
Bezüglich der einheimischen Arten vgl. Schenk, Die Biologie der Wasserpflanzen (Bonn
[* 81] 1885).
poln. Slawen in Preußisch- und Österreichisch-Schlesien, deren Dialekt durch Aufnahme tschechischer
und slowakischer sowie slawisierter deutscher Worte auch dem Polen schwerverständlich ist.
Motor zur Ausnutzung einer Wasserkraft durch ein gleichförmiges rotierendes
Schaufel- oder Zellenrad, welches, wenn auf horizontaler Welle sitzend, ein vertikales, wenn auf vertikaler Welle, ein horizontales
Wasserrad genannt wird. Letzteres pflegt man auch Turbine zu nennen, während für ersteres die Bezeichnung Wasserrad schlechthin
gebräuchlich ist. Streng ist diese Unterscheidung nicht, da auch Turbinen mit horizontaler Welle ausgeführt werden und auch
andre Übergangsformen vorkommen.
Von allen Wasserrädern verlangt man, daß sie die zu Gebote stehende, von Wassermenge und Gefälle abhängige Wasserkraft
möglichst vollständig nutzbar machen und eventuell auch bei wechselndem Wasserstand gleich vorteilhaft
arbeiten. Man versteht dabei unter Wassermenge das mehr oder weniger veränderliche Wasservolumen, welches pro Sekunde einen
Querschnitt des Baches oder Flusses passiert, und welches man durch genaue Aufnahme eines Querprofils und der in demselben stattfindenden
mittlern Stromgeschwindigkeit, d. h. Wasserweg pro Sekunde, ermittelt; unter Gefälle den Höhenunterschied
zwischen Ober- und Unterwasserspiegel, welche beide durch die nutzungsberechtigte Stromlänge bestimmt sind.
Gibt man die Wassermenge in Litern durch die Zahl Q an, so wiegt dieselbe auch Q Kilogramm, und die mechanische Arbeit, welche
sie verrichten kann, wenn das Gefälle H Meter beträgt, ist pro Sekunde H. Q Meterkilogramm oder H . Q / 75 Pferdekräfte.
Hiernach würde eine Wassermenge von 500 Lit. bei 6 m Gefälle eine theoretische Arbeitsleistung von 500 . 6 / 75 = 40 Pferdekräften
verrichten können, wenn das Wasserrad so vollkommen wäre, diese ganze Arbeitsstärke nutzbar zu machen. Letzteres ist aber
nie der Fall, sondern das Verhältnis der nutzbar gemachten zu der theoretischen Arbeitsstärke, d. h. der Wirkungsgrad
des Wasserrades, ist immer ein echter Bruch, welcher zwischen 0,3 und 0,8 schwankt.
¶