(WalenstaderSee, mißbräuchlich auch Wallensee), ein großartig eingerahmtes Seebecken der
Schweiz,
[* 2] nimmt
ein tief gefurchtes Voralpenthal des Linthgebiets ein, liegt 425 m ü. M., ist
23,27 qkm groß und im
Maximum 156 m tief. Aus dem Nordufer bauen sich schroff und kahl die Felswände der
Churfirsten auf,
an denen schmale, hohe
Wasserfälle hängen, z. B. der 450 m hohe Berenbach; das weniger schroffe südliche
Ufer bilden die mit lachenden Alpmatten bekleideten, durch
Dörfer und Sennhütten belebten Vorberge der
Glarner Alpen.
Während am Churfirstenfuß nur das Dörfchen
Quinten liegt, folgen sich am Südufer die Ortschaften
Mols,
Quarten,
Murg und
Mühlehorn, und wie dort, dem Unterende des
Sees genähert, das Bergdorf Amden von hoher
Terrasse niederschaut,
so auf der Südseite Obstalden. Von
Wesen, wo der
Escher- oder Molliser
Kanal
[* 3] die Gewässer der
Linth dem Läuterungsbassin zuführt
und der dem
Zürichsee zugehende Linthkanal den regulierten Abfluß des
Sees bildet, führt die
Eisenbahn am Südufer durch
neun
Tunnels immer unmittelbar am Wasserspiegel hin nach dem zum St.
GallerBezirkSargans gehörenden Städtchen Walenstad (mit
Buntweberei,
Stickereien und 2728 Einw.), wo einst der
Verkehr mit den
Welschen sich vermittelte und einen Haltepunkt auf der
Route zu den
GraubündnerPässen hatte. Auf dem eingeengten Wasserbecken wird nicht selten die
Schiffahrt
durch heftige
Stürme gefährdet. Die
Eisenbahn hat die
Dampfschiffahrt rasch verdrängt.
Unter den zahlreichen
Vorgebirgen sind der
Orme's Head, eine zerklüftete Kalksteinmasse, im N. und St.
David'sHead im
SW. die
bedeutendsten. Die kaum 200 m breite
Menaistraße trennt das
Festland von der
InselAnglesey.
Fast ganz Wales ist
erfüllt von dem
KambrischenGebirge, welches im
Snowdon (1093 m) im N. kulminiert. Südlich liegen der
Arran Mowddwy (904
m)
und Cader
Idris (902 m). Eine Einsenkung trennt
Nord- von Südwales. Jenseit derselben erheben sich abermals die Gebirgszüge,
noch zerklüfteter als die im N. des
Landes.
Der Plinlimmon, an der
Quelle
[* 6] des
Severn, ragt hier 756 m hoch empor; der höchste
Punkt von Südwales aber
ist der
Brecknock Beacon (887 m) im sogen. schwarzen
Gebirge. Die
Berge von Wales sind entweder kahl oder mit
Gras oder Heidekräutern
bewachsen. Die einzige größere
Ebene ist das sogen.
Vale von Glamorgan am
Bristolkanal. Von den
Flüssen
treten
Dee,
Severn und
Wye nach
England über;
Usk, Taff und
Towy fließen in den
Bristolkanal, Teifi, Dovey und Mawddach in den
Georgskanal,
Conway und Clwyd in die
IrischeSee.
Der einzige größere
See ist der von
Bala. In geologischer Beziehung herrschen silurische und kambrischeSchiefer,
von vulkanischen
Gesteinen durchbrochen, vor. Ungemein reich ist das Land an
Schiefer,
Steinkohlen und verschiedenen
Metallen.
Die
Bevölkerung
[* 7] ist 1871-81
von 1,217,135 auf 1,360,513
Seelen gestiegen, die Zunahme kommt aber großenteils auf Rechnung
Glamorganshires, und in den rein landwirtschaftlichen
Grafschaften nimmt die
Bevölkerung ab. Etwa 70 Proz. der Bewohner verstehen
noch die kymrische oder
welsche Sprache und hängen an derselben mit größerer
Zähigkeit fest, als dies unter den
KeltenIrlands
oder
Schottlands der
Fall ist.
Viehzucht und
[* 11]
Ackerbau bilden noch immer die Haupterwerbszweige im größten Teil des
Landes. 1888 waren 20 Proz. der Oberfläche
unter dem
Pflug,
[* 12] 41 bestanden aus
Wiesen, 9 aus
Weiden, 3,5 Proz. aus
Wald; man zählte 139,063 Ackerpferde, 666,259
Rinder,
[* 13] 2,737,708
Schafe
[* 14] und 231,365
Schweine.
[* 15] Ungemein entwickelt sind infolge des Mineralreichtums der
Bergbau und die Eisenindustrie,
namentlich in
Glamorganshire, und im Kohlenbecken von Südwales liegen bis zu einer Tiefe von 1220 m 36,000 Mill.
Ton.
Steinkohlen,
die noch der
Hebung
[* 16] warten, während der Kohlenvorrat in Nordwales fast erschöpft ist.
Geschichte. Die ältesten bekannten Einwohner von Wales waren keltischeKymren;
Cambria hieß das Land zur
Zeit der Römerherrschaft in
Britannien, und noch gegenwärtig nennen sich die Bewohner
Cymry. Als im 5. Jahrh. die
AngelsachsenBritannien eroberten, floh ein Teil der keltischen Briten in die
Wälder und
Gebirge von Wales und verschmolz dort mit den ursprünglichen
kymrischen
Elementen zu einemVolk, das in vielen Beziehungen seine
Sitten, seinen
Charakter und seine
Sprache
bis auf den heutigen
Tag bewahrt hat.
Nur die höhere
Klasse der
Gesellschaft hat englische
Kultur und
Sprache und besteht meist aus später Eingewanderten. Die
Sprache
der
Walen oder
Walliser, die zum keltischen
Zweig des indogermanischen Sprachstammes gehört, hat eine nicht
unbedeutende, namentlich poetische, Litteratur aufzuweisen. Zur Zeit der
Angelsachsen lebten die
Walen unter mehreren unabhängigen
Fürsten, deren Zwistigkeiten das Eindringen der Fremdherrschaft begünstigten. Bereits dem angelsächsischen König
Ethelstan (925-941) mußten die
WalenTribut zahlen. Als die
Normannen 1066
England in
Besitz nahmen, suchten die
Walen die englische
Oberherrschaft abzuschütteln, wurden aber von
Wilhelm dem
¶
mehr
Eroberer zur Anerkennung seiner Oberherrschaft gezwungen. Da sie fortwährend Einfälle in England machten, errichtete König
Wilhelm II. Marken gegen dieselben. Während der Streitigkeiten zwischen König Stephan und der KaiserinMathilde gelang es den
walisischen Fürsten, sich fast ganz von englischem Einfluß frei zu machen; doch mußten sie unter Heinrich II.,
der dreimal, 1157, 1162 und 1165, Feldzüge nach Wales unternahm, die Oberherrlichkeit der englischen Könige wieder anerkennen.
Seitdem führt der jedesmalige Thronerbe von England, wenn er der älteste Sohn des regierenden Herrschers ist, oder nach
dem Tod eines Prinzen von Wales dessen ältester Sohn diesen Titel, der ihm jedoch besonders verliehen wird. Noch einmal versuchten
die Walen 1400 unter FührungOwen Glendowers, der von den alten Fürsten abstammte und von der englischen
Regierung schmählich behandelt war, die nationale Unabhängigkeit wiederzugewinnen; eine Reihe von Jahren behauptete er sich
mit großem Glück im Bund mit Frankreich als Fürst von Wales, bis daß auch er, besiegt und verlassen, 1416 in dunkler Zurückgezogenheit
starb. 1536 ward endlich von Heinrich VI. auf den Wunsch des englischen Parlaments das Fürstentum Wales ganz
mit England vereinigt; doch haben sich in den letzten Jahren auch in Wales, nach dem Vorbild Irlands, Bestrebungen gezeigt, eine
gewisse Selbstregierung wiederzugewinnen.
Vgl. Robert, The Cambrian popular antiquities (Lond. 1815);
Wordward, The history
of Wales (das. 1853, 2 Bde.);
FlorianAlexandreJosephColonna, Graf, franz. Staatsmann, geb. als der Sohn einer
Polin und Napoleons I., kämpfte 1831 unter Skrzynecki bei Grochow für Polens Unabhängigkeit, ward dann als Unterhändler der
polnischen Sache nach London
[* 23] geschickt und begab sich nach dem Ende des polnischen Aufstandes nach Paris,
[* 24] wo er wegen des herrschenden
Napoleonskultus eine sehr entgegenkommende Aufnahme fand und Rittmeister im 4. Husarenregiment wurde; doch verließ er nach
kurzem den Heeresdienst, um sich politischer und journalistischer Thätigkeit zuzuwenden.
(Balaena L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Wale
[* 32] und der Familie der Glattwale (Balaenida), sehr plump
gebaute Tiere ohne Rückenflosse und Furchen auf der Bauchseite, mit breiten, abgestutzten Brustflossen
und langen, schmalen Barten. Dies sind quer gestellte, hornige Oberhautgebilde, drei-, selten vierseitige Platten, deren Rinde
aus dünnen, übereinander liegenden Hornblättern besteht, während die Markmasse aus gleichlaufenden Röhren
[* 33] gebildet ist,
die am untern Ende der Platte in borstenartige Fasern auslaufen.
Dergleichen Barten sind 300-400 vorhanden, und wenn der Wal sein Maul schließt, so sperren dieselben die
Gaumenhöhle vollständig nach außen ab. Der Kopf ist sehr groß und breit, nicht vom Rumpf abgesetzt, die getrennten Spritzlöcher
stehen longitudinal auf der Stirn, und der Schlund ist eng. Der Grönlandswal (BalaenamysticetusCuv.), das Urbild der Familie,
wird 18, selbst 24 m lang und dann etwa 150,000 kg schwer. SeinKopf nimmt etwa 0,3-0,4 der Gesamtlänge
ein, das Maul hat etwa 5-6 m Länge und 3-4 m Breite,
[* 34] der Körper ist dick und rund, gegen die Schwanzflosse sehr stark verjüngt,
auf der Mitte des Kopfes erhöht, die kleinen Augen liegen über der Einlenkungsstelle des Unterkiefers,
der sehr enge Gehörgang etwas weiter hinten, die spaltartigen S-förmigen, 45 cm langen Spritzlöcher auf der höchsten Stelle
der Kopfmitte, die Brustflossen stehen ziemlich in der Mitte des Leibes. Im Maul befinden sich 300-360 Barten, von denen die
mittelsten 5 m lang werden.
Die Zunge ist mit ihrer ganzen Unterseite festgewachsen und außerordentlich weich. Mit Ausnahme weniger
Borstenhaare an den Lippen und am Kopf ist die Haut
[* 35] ganz nackt, dunkel graublau, im Alter schwärzlich, auf der Oberseite des
Kopfes grauweiß, an der Schnauzenspitze schwarz; doch kommen auch weiße und weiß gescheckte Tiere vor. Die Oberhaut ist
verhältnismäßig dünn, die Lederhaut aber schließt eine 20-40 cm dicke Specklage ein. Die Weibchen sind größer und fetter
als die Männchen.
Der Walfisch bewohnt die höchsten Breiten des Nördlichen Eismeers und des Großen Weltmeers, hält sich stets in der Nähe des Eises
und macht daher im Lauf desJahrs große Wanderungen. Man trifft ihn zwischen 65 und 75° nördl. Br., und
nur die jungen, beweglichen Tiere gehen südlich bis 64°. Er lebt meist in kleinen Trupps von 3 oder 4 Stück, wandert aber
in Herden von mehreren hundert Stück. Er schwimmt rasch und geschickt, kommt alle 10-15 Minuten an die
Oberfläche und atmet schnell nacheinander vier- bis sechsmal.
Der Strahl, den er auswirft, steigt bis 6 m in die Höhe. Verfolgt, schießt er mit großer Schnelligkeit durch das Wasser und
kann ½-1 Stunde unter Wasser verweilen. Die Sinnesorgane scheinen im Wasser sehr viel, außerhalb desselben sehr wenig zu leisten;
über seine Stimme ist nichts bekannt. Er nährt sich von kleinen Krebs- und Weichtieren, verschlingt auch
wohl kleine Fische,
[* 36] ist aber mit seinem engen Schlund größern Tieren gegenüber machtlos. Die Paarung geschieht in aufrechter
Stellung, und nach zehn Monaten wirft das Weibchen 1-2 Junge. Diese sind etwa 3-5 m gnal ^[richtig: lang]
und saugen an den
¶
mehr
Zitzen der Mutter, welche etwa die Größe eines Kuheuters haben, lange Zeit. Die Mutter nimmt sich der Jungen mit großer Liebe
an und verteidigt sie rücksichtslos. Der Walfisch erreicht wahrscheinlich ein sehr hohes Alter; er wird wohl nur von dem Schwertfisch
angegriffen, doch hat sich seine Zahl durch die Walfischjagd bereits sehr beträchtlich vermindert. Man
erlegt ihn mit Harpunen oder mit dem Walfischgewehr, einem doppelläufigen Hinterlader, dessen einer glatter Lauf eine Harpune
[* 38] mit 200 m langer Leine, der andre gezogene Lauf ein Explosionsgeschoß schießt.
Beide Läufe werden gleichzeitig abgeschossen; die Treffpunkte sitzen etwa 50 cm voneinander entfernt. Ein Tier von 18 m
Länge und 70,000 kg Gewicht gibt ca. 30,000 kg Speck, aus welchem man 24,000 kg Thran gewinnt, und 1600 kg Fischbein. Das Fleisch
wird nur von den nordischen Völkerschaften gegessen, welche auch den Speck verzehren und den Thran trinken. Auch die Knochen
[* 39] finden mancherlei Verwendung. Der Walfischfang (Walerei), welcher sich auch auf Röhrenwale erstreckt,
wurde schon im 9. Jahrh. von den Norwegern, im 13. und 14. von den Basken betrieben, die 1372 bis nach Neufundland, später
tief ins Eismeer vordrangen. 1614 vereinigten sich die holländischen Reeder zu einer Grönländischen Kompanie (auch NordischeGesellschaft genannt), die sich aber 1645 wieder auflöste.
Von England gingen schon 1598 Schiffe
[* 40] in das Nordmeer auf den Walfischfang aus, und zwar von der privilegierten Moskowitischen
Kompanie. 1615 forderte Dänemark
[* 41] in der Voraussetzung, Spitzbergen sei ein Teil von Grönland, von den Engländern Tribut; später
wurden diese Streitigkeiten dadurch ausgeglichen, daß jede Nation ein besonderes Revier erhielt. Die Moskowitische
Kompanie löste sich auf, eine andre Gesellschaft verlor in wenigen Jahren ihr Kapital von 80,000 Pfd. Sterl. Gegenwärtig ist
der Walfischfang vorzüglich in den Händen der Engländer und Amerikaner. Zu Anfang des 18. Jahrh. besuchte der Walfisch die nordamerikanischen
Küsten in so großer Zahl, daß die Jagd mit Booten betrieben werden konnte.
Später entwickelte sich dieselbe mit größern Schiffen, besonders von Long Island und Bedford aus, zu hoher Blüte,
[* 42] und 1858 betrug
der Gehalt ihrer Schiffe 198,000 Ton., und der Ertrag belief sich auf mehr als 30 Mill. Mk. Seitdem hat die amerikanische Walerei
stark abgenommen. Die englische begann gegen Ausgang des 16. Jahrh., erreichte ihren Höhepunkt 1815 mit 164 Schiffen,
war 1866 mit 35 Schiffen in den nordischen Meeren vertreten und lieferte ein Erträgnis von über 2 Mill. Mk. Die einst so
blühende Walfischerei der Hanseaten, gegen 1620 begonnen, wird jetzt nur noch vereinzelt von Hamburg
[* 43] und
Bremen
[* 44] aus betrieben. Im allgemeinen ist der Walfischfang zurückgegangen wegen der gesteigerten Ausrüstungskosten,
des geringen Konsums von Thran und Walrat, und weil die Wale infolge der rücksichtslosen Verfolgung immer seltener geworden
sind. Die nordischen Meere sind kaum noch ergiebig, und die Expeditionen gehen daher meist in den Indischen und StillenOzean.
(Cetus), großes Sternbild zwischen 359° bis 48⅓° Rektaszension und 10° nördlicher bis 30° südlicher
Deklination, nach Heis 162 mit bloßem Auge
[* 45] sichtbare Sterne enthaltend, darunter am Kopf den Menkar und am Schwanz den Deneb Kaitos
von zweiter Größe, am Hals den durch seine Veränderlichkeit merkwürdigen SternMira (ο Ceti), dessen
Helligkeit in Zeit von durchschnittlich 333⅓ Tagen zwischen zweiter und zehnter Größe schwankt, der also zur Zeit des geringsten
Glanzes dem bloßen
Auge unsichtbar ist. Zuerst sah ihn DavidFabricius 1596 als einen ihm früher unbekannten Stern dritter Größe,
ebenso 1638 Holwarda; nachher erkannten Hevel, der ihm den NamenMira gab, und Boulliau seine Veränderlichkeit.
Die Alten, welche nur 13 Sterne im W. angaben, hielten ihn für das von Poseidon
[* 46] gesandte Ungeheuer (Ketos), welchem Andromeda
(s. d.) geopfert werden sollte.
(Walvischbai), Bucht an der Westküste Südafrikas, unter 23° südl. Br., gewährt guten
Ankergrund und trägt ihren Namen von den dort sich zahlreich einfindenden Walfischen. Nachdem sich, früher schon englische
Fischereigesellschaften daselbst niedergelassen, wurde die Bucht nebst dem sie umgebenden Land formell für die
britische Krone in Besitz genommen. Die Nordgrenze bildet der Steppenfluß Swakop oder Tsoachoub. Nachdem die deutsche
Flagge an dieser Küste geheißt war, wurde durch Vereinbarung mit England das Areal der britischen Besitzung auf 1250 qkm (22,7
QM.) bestimmt. Die Bevölkerung zählte 1885: 800 Seelen in den Ortschaften Sandfontein und Scheppmansdorf.
Solange die Walerei hauptsächlich in
nordischen Meeren betrieben wurde, wo die Schiffe mit Eis
[* 48] zu kämpfen hatten, war eine stärkere Bauart mit Eisenschienen am
Bug etc. erforderlich.
(Cyamus Lam.), Krustaceengattung aus der Ordnung der Ringelkrebse, Tiere mit breitem, eiförmigem, flachem
Körper, kleinem, schmalem Kopfteil, kurzem, dünnem ersten und sehr kräftigem zweiten Beinpaar, an welchem das vorletzte
Beinglied breit und eiförmig ist. An Stelle des dritten und vierten Beinpaars besitzt das Männchen lange
Kiemenblasen, das Weibchen Blätter zum Tragen der Eier.
[* 49]
Die Könige kamen alle nach Walhalla zu Odin, auch wenn sie nicht in der Schlacht gefallen waren, ritzten sich aber, um nicht in diesem
Fall »den Strohtod« zu sterben, mit der Speeresspitze.
Da es für ehrenvoll galt, mit großem Gefolge und Schätzen dahin zu kommen, so töteten sich die Kampfgenossen des in der
Schlacht gefallenen Führers freiwillig, und in seinen Grabhügel legte man nebst Roß und Waffen
[* 54] die auf Kriegszügen erworbenen
Schätze. Zum Zeitvertreib zogen die Einherier jeden Morgen aus zum wilden Kampf gegeneinander; mittags aber
waren alle Wunden geheilt, und die Helden sammelten sich zum Mahl unter Odins Vorsitz. Die Einherier¶
Das Innere des Gebäudes, die eigentliche Cella, welche ihr Licht
[* 65] durch Öffnungen in der
mit Bronzeplatten und Goldverzierungen reichgeschmückten Decke
[* 66] erhält, bildet ein längliches Viereck,
[* 67] das in drei Abteilungen
gesondert wird, von denen die mittlere zwei sitzende, die beiden andern je zwei stehende Siegesgöttinnen
von Rauch enthalten. Rings um die Wand zieht sich ein Marmorfries, der DeutschlandsUrgeschichte, nach Entwürfen des Bildhauers
J. M. ^[JohannMartin] Wagner, in Relief enthält. Unter demFries an der Wand stehen auf Konsolen und Postamenten die 163 Marmorbüsten
der Walhallagenossen, ausgezeichneter Deutscher, in zwei Reihen übereinander. Von denen (64), deren Porträte
[* 68] man nicht besitzt, prangen die Namen in glänzenden Buchstaben an den Wänden oder demFries.
Vgl. König Ludwig I., Walhallas
Genossen (2. Aufl., Münch. 1847);
Derselbe wird direkt vom Sultan ernannt, herrscht ziemlich unbeschränkt und ist der Träger
[* 69] der Exekutivgewalt in allen Zweigen
des Gemeinwesens, mit Ausnahme der Rechtspflege und des Militärwesens.
Ein Beigeordneter (Muawin) fungiert zugleich als sein
Stellvertreter.
(arab., Erzeugerin,
Mutter), Walide-Sultan, die Mutter des Sultans, als gekaufte Sklavin in den Harem gelangt, erhält
durch die Thronbesteigung ihres Sohns den Rang einer Sultanin, eigne Hofhaltung und unter Umständen politischen
Einfluß.
Kreishauptstadt im KönigreichSerbien,
[* 70] an der Kolubara (Nebenfluß der Save), mit Kirche, Untergymnasium, stark
besuchten Märkten und (1884) 4737 Einw. Der Kreis
[* 71] umfaßt 2905 qkm (52,7 QM.) mit (1887)
107,243 Einw., welche fleißig Landwirtschaft betreiben.
Stadt in der russ. OstseeprovinzLivland,
[* 72] KreisWenden, an der Päddal, hat eine evangelische und eine russ. Kirche,
eine Kreisschule, ein lettisches Schullehrerseminar und ein Parochiallehrerseminar (Küsterschule), treibt Handel mit Flachs,
Leinsaat, Hanf, Getreide
[* 73] und Wachs nach Riga
[* 74] und Pernau und zählt (1885) 4318 Einw. Walk liegt an der
Grenze des ethnischen und lettischen Sprachgebiets.
techn. Operation, welche mit Tuch und tuchartigen Stoffen vorgenommen wird und den Zweck hat, eine Verfilzung
der Wollhärchen im Gewebe
[* 75] zu erzeugen (s. Tuch). Die Walkmaschinen, auf welchen das Walken ausgeführt wird, sind entweder Hammerwalken
oder Walzenwalken. Erstere, auch Walkmühlen, Dickmühlen, Filzmühlen, Lochwalken genannt, bestehen
aus schweren hölzernen Hämmern, welche mittels einer Daumenwelle gehoben werden und beim Niederfallen durch ihr Gewicht das
in einem offenen Behältnis liegende, durchnäßte und zusammengefaltete Tuch quetschen und schieben, wobei es sich infolge
der eigentümlichen Konstruktion der Hämmer und des Behältnisses zugleich regelmäßig umkehrt (wendet).
Eine Verbesserung der Hammerwalke bildet die Druckwalke (Kurbelwalke), bei welcher leichtere Hämmer nicht
durch freien Fall wirken, sondern, wie bei den Waschmaschinen, durch Zugstangen, die in Krummzapfen hängen, auf- und niedergeschoben
werden. Der Niedergang übt keinen Stoß, sondern nur einen weniger gewaltsamen Druck aus und kann das Tuch nicht beschädigen,
zumal wenn die Zugstangen durch eine in ihnen angebrachte Feder elastisch sind. Bei den Walzenwalken (s.
Figur) tritt das an seinen Enden zusammengenähte Tuch aus einem Trog a mit Seifenwasser über eine Lettungswalze e in einen
kurzen Einführungskanal f, der so schmal ist, daß es sich in der Breitenrichtung zusammenschieben und falten muß,
und gelangt dann bei c d zwischen mehrere horizontale und vertikale Walzenpaare 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, von denen je eine Walze
angetrieben wird, während die andre, durch Hebel
[* 76] mit Gewichten oder Federn angedrückt, durch Friktion mitgeht. Indem nun die
Walzen das Tuch fortziehen, stopft und faltet es sich hinter und vor denselben der Länge nach zusammen,
wird allmählich fortgeschoben und gelangt auf einen horizontalen Tisch, auf welchem es von zwei Walzen geschlagen wird (wobei
aber die Unterlage mittels Federn ein wenig nachgibt), um dann wieder in den Trog zurückzufallen und den Pro-
Vgl. Wells Walkers Expedition nach Nicaragua (Braunschw.
1857).
2) Francis Amasa, amerikan. Statistiker und Nationalökonom, geb. zu Boston,
[* 89] studierte Rechtswissenschaften und widmete
sich nach Beendigung des Bürgerkriegs, in dem er es bis zum Generalsrang gebracht hatte, dem Lehramt. 1869 wurde er zum Chef
des StatistischenBüreaus in Washington
[* 90] ernannt. Als solcher leitete er die Volkszählung 1870, deren Resultate
er in einem dreibändigen Werk und in dem kleinern »Compendium of the ninth census«
(1873) veröffentlichte, auf Grund deren er auch seinen großen »Statistical atlas of the United States« in 54 Karten (1874)
bearbeitete.
Wie
die meisten amerikanischen Nationalökonomen, hat sich derselbe mehr den praktischen als den theoretischen Untersuchungen
auf dem Gebiet der Volkswirtschaft gewidmet. Außer zahlreichen Abhandlungen über Geld und Geldsurrogate
veröffentlichte er: »The science of wealth« (Bost.
1866, 2. Aufl. 1875).
3) R. B. N., engl. Reisender, geboren um 1830, seit 1851 bis zur Gegenwart an der Westküste
von Afrika,
[* 92] von den Sherbroinseln bis zum Congo, thätig. Er befuhr den Ogowe wiederholt, namentlich 1866, in welchem Jahr er
bis zu den Sambafällen vordrang, und 1873, wo er noch eine Strecke weiter bis Lope (ca. 12° östl. L. v. Gr.) vordrang und
nachwies, daß der Fluß nicht den Äquator schneide, sondern nur südlich von demselben fließe. Noch in demselben Jahr siedelte
er nach Sete Kama über und erforschte die Majumbe Lagun. Seine spärlichen Berichte sind in Zeitschriften
zerstreut.
(Walkerde), thonähnliches Mineral von grünlicher, gelblicher, bräunlicher oder rötlicher Färbung, schimmernd
oder matt, im Strich fettglänzend, fühlt sich fettig an und zerfällt im Wasser zu einer breiartigen, nicht plastischen Masse.
Walkererde findet sich teils in den Schichten im englischen Jura, in der Aachener und belgischen Kreideformation
[* 93] etc., teils als Verwitterungsprodukt von Gabbro, so bei Roßwein und Siebenlehn in Sachsen,
[* 94] in Schlesien
[* 95] u. a. O., und dient zum
Walken des Tuches, als Fleckreinigungsmittel (gewöhnlich in Kugelform, sogen. Fleckkugeln), in der Buntpapier- und Tapetenfabrikation,
bei der Darstellung des Ultramarins.
(Walkyren, Schlachtjungfrauen, Schild- oder Wunschmädchen), in der nord. Mythologie reizende Jungfrauen, die
goldgeschmückt in strahlender Waffenrüstung durch die Lüfte reiten, nach Odins Befehlen die Schlachten
[* 97] leiten und den »Wal
(s. d.) kiesen«, d. h. die
Todeslose verteilen. Von den Mähnen ihrer Rosse (den Wolken) träufelt befruchtender Tau, und Licht strahlt aus ihren Lanzenspitzen.
Sie geleiten die gefallenen Helden nach Walhalla (s. d.), wo sie ihnen den Becher
[* 98] kredenzen. Teils stammen sie, gleich den Nornen,
von Alfen und andern übermenschlichen Wesen, teils werden auch Fürstentöchter noch bei Lebzeiten unter
die Walküren aufgenommen. Sie reiten gewöhnlich zu drei oder dreimal oder viermal drei und haben die Gabe, sich in
¶
mehr
Schwäne verwandeln zu können (s. Schwanjungfrauen). Oft wählen sie sich edle Helden zu Geliebten. So ist Brunhilde im nordischen
Heldenlied eine Walküre. Häufig werden die Walküren mit den Nornen verwechselt, wozu der Umstand Anlaß gab, daß sie auf den Sieg
Einfluß haben, also gewissermaßen auch Schicksalsgöttinnen sind. Die meisten Namen der Walküren beziehen
sich auf Krieg und Schlacht.
Vgl. Golther, Studien zur germanischen Sagengeschichte I: Der Valkyrjenmythus (Münch. 1889).
(spr. uóllis), 1) SirWilliam, schott. Freiheitsheld, geb. 1276 aus anglonormännischem
Geschlecht, war der Sohn des RittersSirMalcolm Wallace von Elderslie, unfern vom Clyde. Als 19jähriger Jüngling erschlug er einen
englischen Beamten, der ihn beleidigt hatte, floh in die Wildnis, sammelte die herumirrenden Gearteten
und überfiel die englischen Besatzungen in Städten und Schlössern. Mit der Zahl seiner Kampfgenossen wuchs seinMut. Überall,
wo er erschien, erhob sich das Volk gegen die englische Gewaltherrschaft; auch viele Große schlossen sich ihm an. Nachdem
er ein von Eduard I. nach Schottland gesandtes Heer in der Nähe von Stirling am Forthfluß aufs
Haupt geschlagen hatte, nahm er Dundee
[* 102] und Edinburg
[* 103] und ließ sich vom schottischen Parlament als Statthalter König Baliols anerkennen;
im Oktober fiel er sogar in die nördlichen ProvinzenEnglands ein und kehrte mit ansehnlicher Beute zurück.
Als aber König Eduard mit einem starken Heer in Schottland eindrang, konnten die Schotten keinen Widerstand leisten, zumal Wallace als
der Sohn eines einfachen Edelmanns von den schottischen Großen doch auf die Dauer keine ausreichende Unterstützung erhielt.
SeinHeer wurde bei Falkirk von Eduard trotz tapferster Gegenwehr unter großen Verlusten völlig
auseinander gesprengt; Wallace begab sich nach Frankreich. Nach dem Frieden von Chartres kehrte er 1303 wieder nach Schottland zurück
und beteiligte sich aufs neue an dem Kampf gegen England.
Von dem Vergleich, den die Großen 1304 mit Eduard schlossen, wurde Wallace ausgeschlossen; er wurde geächtet
und fiel im Sommer 1305, nachdem er lange allen Verfolgungen entgangen war, durch Verrat den Engländern in die Hände. Als
Hochverräter zum Tod verurteilt, wurde er auf TowerHill martervoll hingerichtet. SeinRuhm lebte in den Liedern seines
Volkes fort; eins der berühmtesten dieser Lieder, das des BardenBlindHarry aus der Mitte des 16. Jahrh.,
erschien 1790 zu Perth.
Vgl. Watson, Wallace, the Scottish hero (Lond. 1861);
2) AlfredRussell, Naturforscher, geb. zu Ush in Monmouthshire, bildete sich bei seinem Bruder zum Landvermesser und
Ingenieur, ward 1844 Schullehrer in Leicester
[* 104] und 1846 in Wales, ging 1848 mit Bates nach Para, verlebte vier Jahre im Thal
[* 105] des
Amazonas und kehrte 1852 nach England zurück, verlor aber unterwegs durch eine Feuersbrunst auf dem Schiff seine Sammlungen
und Manuskripte. 1854 ging Wallace nach dem Malaiischen Archipel, durchforschte denselben acht Jahr lang von
Malakka bis Neuguinea und kehrte mit einer Sammlung von mehr als
125,000 naturwissenschaftlichen Gegenständen nach London zurück,
wo er seitdem, mit der Verwertung seiner Erfahrungen und Beobachtungen beschäftigt, lebt.
Wallaces Reisen und besonders die asiatischen sind für fast alle Gebiete der Naturwissenschaft, für Ethnologie und
Geographie höchst bedeutend gewesen; er zeigte, daß der Malaiische Archipel in geologischer, botanischer und zoologischer
Hinsicht in zwei äußerst scharf voneinander getrennte Hälften, in einen asiatischen und australischen Teil, zerfällt,
legte die ethnologischen Verhältnisse der Inselwelt klar, sammelte Vokabularien von 75 Dialekten und machte zahlreiche Schädelmessungen.
Nicht minder reich waren die zoologischen Ergebnisse, welche z. B. über
die Paradiesvögel
[* 106] und den Orang-Utan wichtige Aufklärungen ergaben, besonders aber auch für die Biologie alsbald sehr belangreich
wurden. Die Beobachtungen in der Tropenwelt führten ihn nämlich auf Untersuchungen über die Entstehung der Arten, und schon 1855 verfaßte
er auf Borneo eine Arbeit, welche mit diesem Thema sich beschäftigt. 1858 entwickelte er in einer zweiten
Abhandlung seine Ideen über die Naturzüchtung und sandte dieselbe an Lyell zur Veröffentlichung.
Diese Arbeit (»Über die Tendenz der Varietäten, unbegrenzt von dem Originaltypus abzuweichen«) gab Darwin den Anstoß zur Veröffentlichung
seiner Theorie, deren ersten Entwurf er bereits 1844 niedergeschrieben hatte. Wallace weicht in mancher Hinsicht
nicht unerheblich von Darwin ab, aber er ist einer der genialsten Mitbegründer der Selektionstheorie und hat dieselbe durch
zahlreiche Untersuchungen wesentlich gefördert. Später wandte er sich auch der geographischen Verbreitung der Tiere zu und
suchte die Thatsachen durch begründete Gesetze der physischen und organischen Veränderung zu erklären.
Er schrieb: »Travels on the Amazon and Rio
[* 107] Negro« (Lond. 1853, neue Aufl. 1870);
»Darwinism, an exposition of the theory of natural selection«
(1889).
Mit Crookes und einigen andern englischen Naturforschern ist Wallace in mehreren Schriften (deren neueste:
»Miracles and modern spiritualism«, 2. Aufl.
1881) auch für den Spiritismus eingetreten. In dem Werk »Land nationalization, its necessity and its Aims« (1882
u. öfter) empfahl er eine Umgestaltung der grundbesitzlichen Verhältnisse durch Staatshilfe,
für welche Idee die neugegründete Land Nationalization Society, deren Präsident Wallace ist, eintrat.