gekommen ist. Seine noch vorhandenen Werke bestehen in einer Abhandlung über die Vorschneidekunst
(»Arte cisoria«,
Madr. 1766 u.
1879) und einer
Erzählung in
Prosa von den Thaten des
Herkules
(»Los trabajos de
Hercules«,
Zamora 1483 u. 1499, sehr selten).
4) Villeneuve sur
Lot oder d'Agen, Arrondissementshauptstadt im
DepartementLot-et-Garonne, am
Lot und an der Zweigbahn
Penne-Villeneuve, hat
eine
Brücke
[* 3] aus dem 13. Jahrh., welche die nördlich gelegene Stadt mit dem
FaubourgSt.-Etienne verbindet, Reste alter Befestigungswerke, ein Kommunalcollège, eine
Strafanstalt, Fabrikation von
Leinwand,
Leder, Schuhwaren und Hornkämmen,
Getreide-,
Wein- und Pflaumenhandel und (1886) 8678 (als
Gemeinde 14,693) Einw. Villeneuve ist Sitz
eines
Gerichtshofs und eines Handelsgerichts. -
1) Nicolas de Neufville,
Seigneur de Villeroi, geb. 1542, wußte sich die
Gunst der
Katharina vonMedici zu erwerben
und war
Minister unter
Karl IX.,
Heinrich III.,
Heinrich IV. und
Ludwig XIII. Er starb 1617 in
Rouen
[* 7] und hinterließ unter anderm
die berühmten
»Mémoires d'État depuis 1567 jusqu'en 1604« (Par. 1622; mit einer Fortsetzung bis
1620, das. 1634).
3)
François de Neufville,
Herzog von Villeroi, Sohn des vorigen, geb. war mit
Ludwig XIV. erzogen worden, ward aber bald wegen Liebesintrigen nach
Lyon
[* 9] verbannt. Erst 1680 erhielt er die Erlaubnis zur
Rückkehr an den
Hof.
[* 10] 1693 zeichnete er sich bei
Neerwinden aus, ward dafür zum
Marschall ernannt und befehligte 1695-96 in
den
Niederlanden, bewies aber große Unfähigkeit. Dennoch erhielt er im spanischen
Erbfolgekrieg (im
Sommer
1701) das
Kommando der
in
Italien gegen den
PrinzenEugen kämpfenden
Armee, an deren
Spitze er1. Sept. den unklugen und verunglückten
Angriff auf
Chiari unternahm und in
Cremona von
Eugen überfallen und gefangen genommen ward.
ließ, um deren Marsch aufzuhalten. Das 25. Regiment erstürmte Villersexel und bewirkte, daß Bourbaki seinen Marsch unterbrach und bedeutende
Truppenmassen nach Villersexel warf, vor denen sich die Deutschen, da ihr Zweck erreicht war, in der Nacht zum 10. Jan. wieder zurückzogen.
Ihr Verlust betrug 27 Offiziere und 619 Mann.
La (spr. wilett), nordöstlichster Stadtteil von Paris, zum 19. Arrondissement gehörig, ehemals zwei Flecken
(La Grande Villette und La Petite Villette) mit vorwiegender Arbeiterbevölkerung, zahlreichen Fabriken, dem Viehmarkt und den Schlachthäusern
von Paris und dem großen Bassin des Ourcqkanals.
surMarne (spr. wilĭeh ssür márn), Dorf im franz.
DepartementSeine-et-Oise, ArrondissementCorbeil, am linken Marneufer, zwischen Brie und Champigny an der Ostbahn gelegen, mit
einem Fort der neuen äußern Befestigungslinie von Paris und 920 Einw. Hier fanden 30. Nov. und heftige Kämpfe zwischen
der PariserArmee und den Deutschen statt, welche man unter dem Namen der Schlacht von Villiers zusammenfaßt. Nach
einem zwischen Trochu und Gambetta verabredeten Plan sollte GeneralDucrot, Befehlshaber der zweiten PariserArmee, einen großen
Ausfall machen, die östliche Zernierungslinie durchbrechen, nach Fontainebleau abmarschieren und dort mit der von Orléans
hervordringenden Loirearmee sich vereinigen, worauf dann beide Armeen umkehren, sich auf die Zernierungsarmee
werfen und diese zwischen zwei Feuer bringen sollten.
Nachdem an den vorhergehenden Tagen kleinere Ausfälle an verschiedenen Punkten der Zernierungslinie stattgefunden hatten, um
die deutsche Heeresleitung irre zu führen, erfolgte am Morgen des 30. Nov. der große Ausfall gegen das an der Marne gelegene
Plateau von Villiers, das von der württembergischen Division besetzt war, zu deren Unterstützung die 24. (sächsische)
Division die Marne zu überschreiten gerade im Begriff war. Mit 3 Armeekorps (über 100,000 Mann) ging Ducrot auf 8 Brücken
[* 22] über
die vielfach gekrümmte Marne und warf sich auf die DörferBrie und Champigny in dem Augenblick, in dem eben
die mit den Örtlichkeiten noch unbekannten Sachsen
[* 23] die dortigen Vorposten bezogen hatten.
Die Dörfer wurden genommen und die Zernierungstruppen in die Linie Villiers sur Marne-Coeuilly zurückgedrängt. Die Kanonen der FortsRosny
und Nogent und die des erst am 28. Nov. von den Franzosen besetzten und stark armierten Mont Avron unterstützten
den Ausfall und fügten den Deutschen große Verluste zu. Dennoch wurden alle weitern Angriffe der Franzosen zurückgeschlagen
und jene wichtige Linie behauptet. Der Feind zog sich abends nach Champigny und Brie zurück, hielt diese Dörfer besetzt und
führte den größten Teil der Truppen auf das rechte Marneufer zurück.
Jene drangen in das Dorf ein, hatten dort einen furchtbaren Kampf zu bestehen, kamen aber bis in die Mitte
des Dorfs und behaupteten diese Stellung, von preußischen Bataillonen unterstützt. Die Sachsen nahmen Brie, litten aber sehr
durch das Feuer der Forts und mußten abends das in einen Trümmerhaufen zusammengeschossene Dorf räumen. Die Franzosen hatten
auch das Plateau von Villiers von neuem angegriffen. Der Kampf wurde hier bis nach Einbruch der Dunkelheit mit
außerordentlicher Heftigkeit geführt, und deutscherseits wurde fast das ganze 2. Korps in denselben gezogen; schließlich
behaupteten die Deutschen die Stellung Noisy le Grand-Villiers sur Marne-Coeuilly.
Der Feind hatte beim Einbruch der Nacht die Trümmer von Brie und die eine Hälfte von Champigny noch im
Besitz, konnte aber diese vorgeschobene Stellung nicht lange halten. Er brachte den 3. Dez. unter Geschützfeuer und kleinen Scharmützeln
hin, räumte in der folgenden Nacht und am Morgen des 4. beide Dörfer, ging mit sämtlichen Truppen auf das rechte Marneufer
zurück und brach die Brücken hinter sich ab. Die Franzosen hatten an den beiden Schlachttagen einen Gesamtverlust
von 10-12,000 Mann, darunter gegen 1600 Gefangene; die Deutschen verloren 270 Offiziere und 5500 Mann. Übrigens wäre der
französische Plan, auch wenn Ducrot der Durchbruch gelungen wäre, gescheitert, da die Loirearmee zurückgeworfen worden war
und die Franzosen im offenen Feld von überlegenen deutschen Streitkräften angegriffen worden wären.
Kreis- und Bezirksamtsstadt im Großherzogtum Baden,
[* 25] auf einer Hochebene des Schwarzwaldes und an der Brigach,
Knotenpunkt der LinienOffenburg-Singen der Badischen und Plochingen-Villingen der Württembergischen Staatsbahn, 706 m ü. M., hat
eine evangelische und 2 kath. Kirchen (darunter das stattliche gotische Münster
[* 26] zu Unsrer lieben Frau aus
dem 13. Jahrh. und die byzantinische Altstadtkirche aus dem 11. Jahrh.),
ein altes Rathaus mit Sammlung von Altertümern, ein Realgymnasium, eine Gewerbe- und Musikschule, eine landwirtschaftliche
Winterschule, ein Amtsgericht, eine Bezirks- und eine städtische Forstei, ein Hammerwerk, Glockengießerei,
bedeutende Fabrikation von Uhren
[* 27] und Musikwerken, Metalltuch- und Seidenbandweberei, Gerberei, Majolika-, Tuch- und Düngemehlfabrikation,
Bierbrauerei,
[* 28] mechanische Werkstätten, zahlreiche Säge- und Mahlmühlen, Getreide- und Mehlhandel und (1885) 6140 meist kath.
Einwohner. Dabei die Ruinen Kürneck, Warenburg und Schlößlebühl und auf der Wanne ein eiserner Aussichtsturm. Villingen, die
alte Hauptstadt der LandschaftBaar, ward vom HerzogBerthold III. von Zähringen gegründet, gehörte später
zum österreichischen Breisgau (Vorderösterreich) und kam 1803 an Baden. Der Kreis
[* 29] Villingen umfaßt 1066 qkm (19,36 QM.) mit (1885)
70,323 Einw.
der Homerforschung dadurch völlig neue Bahnen
eröffnend, verweilte dann längere Zeit zu Weimar,
[* 34] wo seine »Epistolae Vimarienses« entstanden (Turin
[* 35] 1783), und bereiste 1785-88
die Inseln und den Kontinent von Griechenland.
[* 36] BeimAusbruch der französischen Revolution zog er sich nach
Orléans zurück. Nach 1800 nach Paris zurückgekehrt, wurde Villoison Mitglied des Nationalinstituts und Professor der griechischen
Sprachen (ancienne et moderne) am Collège de France, starb aber schon Von seinen Arbeiten sind noch die Ausgaben
von Apollonios' »Lexicon graecum Iliadis et Odysseae« (Par.
1773, 2 Bde.) und Longos' »Pastoralia« (das. 1778, 2 Bde.)
hervorzuheben.
Vgl. Dacier, Notice historique sur Villoison (Par. 1806).
(spr. wilóng, auch de Montcorbier genannt), François, franz. Dichter, geb. 1431 zu Paris, studierte daselbst,
ergab sich aber früh einem ausschweifenden Leben, wurde infolge eines 1455 in der Notwehr verübten Mordes
aus Paris verbannt, 1457 wegen Diebstahls zum Galgen verurteilt, wovon ihn seine Ballade »Les pendus« errettete, und befand sich
1461, wahrscheinlich wegen gleichen Frevels, im bischöflichen Gefängnis zu Meun sur Loire, aus dem ihn die Amnestie bei der
Thronbesteigung Ludwigs XI. befreite.
Seine weitern Schicksale sind unbekannt, doch muß sein Tod vor 1489 fallen, wo die erste Ausgabe seiner Gedichte erschien.
Villon ist der originellste und witzigste Dichter des 15. Jahrh., der Urtypus des »esprit
gaulois«. NichtsFremdes, nichts Gemachtes findet sich bei ihm; von der zartesten Anmut und freimütig bis
zur Schamlosigkeit, ernst, ja melancholisch und wiederum heiter und ausgelassen, mit vollem Bewußtsein von der Nichtigkeit
des Daseins und dabei dem wildesten Genuß ergeben, endlich ein Meister in der Behandlung der französischen Sprache, ist er
der würdige Vorgänger Rabelais', allerdings in der zerlumpten und verkommenen Gestalt des unverbesserlichen Landstreichers.
Seine Dichtungen: »Le
[* 37] grand testament de Villon et le petit, son codicille, le jargon et
ses ballades« (1489),
wurden bis 1542 27mal herausgegeben, besonders von Marot (1533) auf Befehl Franz' I.;
Erfreulicher war sein Wirken auf dem Gebiet der deutschen Litteraturgeschichte, namentlich zeichnen sich die Vorlesungen
über die »Geschichte der deutschen Nationallitteratur« (Marb. 1845; 23. Aufl., fortgesetzt
von A. Stern, 1889) durch Lebendigkeit der Darstellung aus. KleinereArbeiten sind: »Anfangsgründe der deutschen
Grammatik« (8. Aufl., neu bearbeitet von Kauffmann, 1888);
Bayrischen Staatsbahn, 300 m ü. M., hat eine schöne kath.
Pfarrkirche (von 1376), ein Amtsgericht, Maschinen- und Lederfabrikation, eine Kunstmühle, Granitbrüche und eine Granitgewerkschaft,
Bierbrauerei, bedeutende Viehmärkte, Getreidehandel und (1885) 3148 fast nur kath. Einwohner.
altind. Saiteninstrument, das sich wohl durch Jahrtausende im Gebrauch erhalten hat, besteht aus einer Bambusröhre
von etwa 3 Fuß 7 ZollLänge, über welche mittels eines erhöhten Saitenhalters (Halses), eines Stegs und
der nötigen Wirbel vier Drahtsaiten gespannt sind, deren Stimmungd A g cis ist. Zugleich Griffbrett und Bünde vorstellend, liegen
zwischen Saitenhalter und Steg 18 ein wenig niedrigere Stege, die, vor Beginn des Spiels mit Wachs aufgeklebt,
in irgend einer der indischen Tonarten eingestimmt werden.
Außerdem liegen noch eine dem A entsprechende Saite auf der einen und zwei dessen Oktave und Doppeloktave gebende Saiten auf
der andern Seite des Instruments neben dem Griffbrett frei (als Bordune). Am meisten werden die d- und A-Saite benutzt. Das
Bambusrohr ist auf zwei ausgehöhlten Kürbissen befestigt, welche die Resonanz des Instruments bewirken.
Die Saiten der Vina werden mit einem Fingerhut mit Stahlspitze gerissen und geben einen hellen, metallischen u. angenehmen Klang.
ein von den alten Römern zweimal im Jahr (23. April und 19. Aug.) dem Jupiter zu Ehren begangenes
Weinfest, an welchem man den vorjährigen Wein zuerst anzapfte und für das Geraten des neureifenden Weins opferte (vgl. Jupiter,
S. 322).
Mit beiden Festen war zugleich eine Verehrung der Venus verbunden, welche als Gartenkönigin auch die Weingärten
in ihrem Schutz hatte.
L. (Immergrün, Wintergrün, Singrün), Gattung aus der Familie der Apocynaceen, meist mehrjährige Kräuter mit oft
liegenden Stengeln oder Halbsträucher mit gegenständigen, etwas derartigen, kurzgestielten oder sitzenden, ausdauernden Blättern,
einzeln achselständigen, großen Blüten und schmal cylindrischen Balgkapseln. 10 weit zerstreute Arten.
Vinca minorL. (kleines Immergrün), kriechend, den Boden dicht bedeckend, mit elliptischen Blättern und blauen, blauvioletten
oder weißen Blüten, findet sich in Nord- und Mitteleuropa bis zur Wolga und dem Kaukasus. Vinca majorL. (großes Immergrün),
wie das vorige, aber mit eirundlichen, am Rand fein behaarten Blättern und sehr großen, blauen Blüten,
wächst in Südeuropa, hier und da im mittlern Europa
[* 51] und im Kaukasus und wird, wie das vorige, in mehreren Spielarten kultiviert,
namentlich auch auf Gräbern (Totenmyrte). Vinca major ist gegen harte nordische Winter empfindlich.
1) (spr. wängssénn, sonst La Pisotte) Marktflecken im franz. Departement Seine, ArrondissementSceaux, dicht
am östlichen Wall von Paris, durch Tramway und die Eisenbahn nach Brie-Comte-Robert mit Paris verbunden, bekannt
durch seinen großen Park (Bois de Vincennes), der für das östliche Paris den Hauptspaziergang bildet, und durch sein altes Schloß,
welches, in der Mitte des 14. Jahrh. von Philipp VI. von Valois gegründet, häufig Residenz der französischen Könige war,
dann als Staatsgefängnis benutzt, 1839 zu einem Fort der innern Befestigungslinie von Paris umgeschaffen
und durch ein östlich angebautes großes Fort verstärkt wurde.
In dem Wallgraben wurde. der Herzog von Enghien (s. d.) erschossen. Zum Schloß gehören eine hübsche gotische Kapelle
und ein Turm,
[* 53] welcher eine schöne Aussicht darbietet. Der Park umschließt einen Infanterie Exerzierplatz
und eine Artillerieschießstätte. Vincennes hat außerdem ein Militärhospital, ein 1855 gegründetes Asyl für rekonvaleszente
Arbeiter, ein Denkmal des Generals Daumesnil, Fabriken für Kautschuk, Stärke,
[* 54] chemische Produkte, Leder etc. und (1886) 18,531
(als Gemeinde 22,237) Einw. -
2) (spr. winnssens) Hauptstadt der GrafschaftKnox im nordamerikan. StaatIndiana, am schiffbaren Wabash, 1735 von
französischen Kanadiern gegründet, Sitz eines katholischen Bischofs, hat einige Fabriken und (1880) 7680 Einw.
John Jervis, Graf von Saint-Vincent, s. Saint-Vincent. ^[= # (spr. ssent winnssent), John Jervis, Graf, berühmter brit. Admiral, geb. 20. Jan. 1735, trat ...]
gall.Mönch und Priester im Kloster Lerinum (daher Vincentius Lerinensis), wo er 450 gestorben ist.
Ein
Schüler des Cassianus, vertritt er den Semipelagianismus, ist aber in seinem oft (z. B. Augsb.
1873) aufgelegten »Commonitorium pro catholicae fidei antiquitate et universitate« (deutsch, Kempten
[* 57] 1870) der theoretische
Begründer des katholischen Traditionsgedankens geworden.
Katholisch sei, was immer, allenthalben und von allen geglaubt worden
ist.
er war gemäßigt liberal und suchte im Streit über die Heeresreorganisation vergeblich zu vermitteln. Er starb in
Berlin. Vincke schrieb: »Über Kommunal- und Polizeiverwaltung in den Landesgemeinden Niederschlesiens« (Berl. 1845);
»Die Patrimonial- und Polizeigerichtsbarkeit auf dem Lande« (das. 187);
»Über Reformen in der preußischen
Kriegsverfassung« (das. 1860);
»Reorganisation des preußischen Heerwesens« (das.
1864).
Als Mitglied der deutschen Nationalversammlung zeigte er sich, seinen Platz auf der Rechten nehmend, entschieden antirevolutionär,
bewies sich aber als einen der bedeutendsten Führer der konstitutionellen und erbkaiserlichen Partei.
Ende Februar 1849 trat er in die preußische Zweite Kammer, wo er die Politik des Ministeriums ebenso lebhaft bekämpfte wie
die demokratischen Prinzipien. Als Mitglied des ErfurterParlaments war er eifriger Anhänger der Unionspolitik und half die
Partei der Gothaer begründen. Im preußischen Landtag 1850-55 trat er entschieden und energisch gegen die
kirchliche und feudale Reaktion des MinisteriumsManteuffel auf.
Familienverhältnisse bestimmten ihn, für die nächsten Jahre kein Mandat anzunehmen; erst 1858 erschien er wieder im Abgeordnetenhaus
und ward durch seine hervorragenden Verdienste um die nationale und liberale Sache und durch seine vorzügliche Rednergabe
Führer der freisinnigen Majorität, welche das Ministerium der neuen Ära unterstützte, aber mit diesem infolge der unentschiedenen
Haltung in der Heeresreorganisationsfrage fiel. 1863 ward er nicht wieder gewählt, und erst im Sommer 1866 nahm er wieder
ein Mandat vom KreisHagen an und bildete im Abgeordnetenhaus eine besondere, die sogen.
altliberale, Fraktion. Im Februar 1867 in den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt, war er hier der bedeutendste Redner
der Altliberalen. Vincke besaß den rücksichtslosen Mut der Überzeugung und die scharfe, schlagende Waffe des Wortes. Er sprach
stets frei und überaus schnell, dabei klar, anregend, überzeugend und witzig, ohne Phrasen. Selten verteidigte
er sich, in der Regel ging er angreifend vor, und keine Blöße des Gegners entging seinem Scharfblick. Aus seinen amtlichen
Verhältnissen längst geschieden, lebte er meist
¶
mehr
auf dem Stammgut Ostenwalde im Hannöverschen, das ihm 1846 durch den Tod seines Vetters, des Geschichtsforschers Ernst Ludwig
von Vincke, zufiel. Er starb in Bad
[* 86] Oeynhausen.
die Hochebene zwischen Donau und Alpen,
[* 89] Inn und Bodensee, die den Römern wegen ihres rauhen Klimas für ebenso
nördlich gelegen galt wie Nordgallien und von den vier keltischen Stämmen der Licates, Catenates, Cosuanetes und Rucinates
bewohnt wurde, welche den gemeinsamen Namen Vindelici führten. Das Land wurde 15 v. Chr., zu derselben Zeit, als DrususRätien
unterwarf, von Tiberius unterjocht, zu Rätien geschlagen und erst unter Diokletian als Raetia secunda wieder
davon getrennt.
auch eine hölzerne, leichte und tragbare Hütte, etwa 5 m lang, welche bei den Belagerungen
der alten Römer
[* 98] dazu diente, die Soldaten bei Erdarbeiten zu decken.
Francesco, ital.
Maler, geb. 1845 zu Forli, bildete sich auf der Akademie in Florenz
[* 99] zum Genremaler aus und
lebt daselbst als Professor. Er malt zumeist Genrebilder mit Figuren in Kostümen des 17. und 18. Jahrh. in der Art Fortunys,
welche ebensosehr durch glänzende, bunte, edelsteinartig leuchtende Färbung wie durch Lebendigkeit der Darstellung, Schärfe
der Charakteristik und kecken Humor ausgezeichnet sind. Gelegentlich malt er auch Einzelfiguren aus dem modernen
Volksleben mit geistreichem, schummerigem Kolorit. Seine Hauptwerke sind: nach der Toilette, der Maler, die Liebeserklärung
im Keller, das Blumenmädchen, die Plauderei, ein Hoch der Schönsten, in der Osteria, der Windstoß, Da bin ich, Eifersucht.
berühmter wendischer Handelsplatz des Nordens auf der InselWollin, auch Julin oder
Jumne genannt, das jetzige Wollin, blühte besonders im 10. und 11. Jahrh. und ward 1184 von
den Dänen zerstört; auf dem sogen. Silberberg lag die 1043 zerstörte Wikingerfeste Jomsburg (s. d.). Nach der Sage soll Vineta durch
ein Erdbeben
[* 102] oder eine Sturmflut untergegangen und ihre Trümmer unter dem Meer an der KüsteUsedoms (bei Damerow) zu sehen sein.
Untersuchungen durch Taucher haben keinen Anhalt
[* 103] für die Existenz einer vom Meer verschlungenen Stadt gegeben.
Vgl. H. Müller, Hermanni Henrici ab Engelbrecht de Wineta commentatio (Marb. 1877).