Bemerkungen: Bei
Pferden undWiederkäuern wird der männliche
Fötus 1-2
Tage länger getragen als der weibliche.
Die
Pferde
[* 2] edler (engl. und arab.)
Rassen tragen 10-14
Tage länger als die
Pferde der schweren Arbeitsrassen. Nach den
Beobachtungen,
die H. v.
Nathusius machte, trägt das Merinoschaf 150, das Southdownschaf nur 144
Tage.
undHerdbuchgesellschaft,Deutsche,
[* 6] eine 1880 zu
Berlin
[* 7] gebildete Vereinigung von Züchtern und landwirtschaftlichen
Vereinen, welche sich die Aufgabe gestellt hat, durch
Führung eines deutschen
Herdbuches (s. d.), durch periodisch wiederkehrende
allgemeine Viehausstellungen und durch öffentliche Vertretung der züchterischen
Interessen die
Tierzucht in
Deutschland
[* 8] zu
fördern.
(spr. wjell-kastell),Louis de Salviac,
Baron de, franz. Geschichtschreiber, geb. zu
Paris, studierte
die
Rechte daselbst und trat 1818 als Supernumerar im
AuswärtigenMinisterium in die diplomatische
Karriere ein. 1821 wurde
er
Attaché, 1825
Sekretär
[* 10] bei der Gesandtschaft in
Madrid,
[* 11] 1828 in
Wien
[* 12] und 1829 Sousdirektor der politischen Abteilung im
Ministerium. Auch unter der Julimonarchie bekleidete er diesen
Posten und wurde 1849 zum
Direktor befördert, nahm aber nach
dem
Staatsstreich 1851 seinen
Abschied, ward 1873 Mitglied der
Akademie und starb in
Paris. Außer
vielen
Artikeln in der
»Revue des
DeuxMondes« schrieb er: »Essai historique sur les deux
Pitt« (1846, 2 Bde.),
»Histoire de la
Restauration« (1860-77, 20 Bde.) und »Essai
sur le théâtre espagnol« (1882, 2 Bde.). -
SeinBruder Horace de Viel-Castel, geb. 1802, war
Konservator der
Louvre-Museen,
starb 1864; schrieb ebenfalls mehrere historische und genealogische Werke (z. B. »Les
rois de
France«, 1843; »Marie-Antoinette et la
Révolution française«, 1859, u. a.) und hinterließ
»Mémoires sur le règne
de
Napoléon III« (hrsg. von Léouzon le
Duc, 1881-84, 6 Bde.).
(Polygon), jede
[* 1]
Figur, welche eine bestimmte Anzahl
Ecken und ebenso viele Seiten hat. Die
Summe der Seiten wird
der
Umfang oder
Perimeter genannt. Jede gerade
Linie, welche zwei nicht nebeneinander liegende
Ecken miteinander
verbindet, heißt
Diagonale (s. d.). Nach der Anzahl der
Ecken sind die Vielecke
Drei-,
Vier-,
Fünf-,
Sechs-, Siebenecke etc.
Die von den Seiten eingeschlossenen
Winkel
[* 13] nennt man innere Vielecks- oder Polygonwinkel. Ist die Zahl
der
Ecken n, so lassen sich von einer
Ecke aus n-3
Diagonalen ziehen, durch die das
n-Eck in n-2
Dreiecke geteilt wird.
Überhaupt aber lassen sich im
n-Eck $\frac{n(n-3)}{2}$
Diagonalen ziehen. Die
Summe aller
Winkel im ebenen
n-Eck ist (n-2) 2 R.
Regulär heißt ein ebenes Vieleck mit gleichen Seiten und gleichen
Winkeln; die
Ecken desselben liegen auf einem
Kreis
[* 14] (dem umschriebenen
Kreis), und die Seiten berühren einen (den eingeschriebenen)
Kreis. Um in einen gegebenen
Kreis ein reguläres
Viereck
[* 15]
(Quadrat)
einzuschreiben, zieht man zwei zu einander senkrechte
Durchmesser AC und BD
[* 1]
(Fig. 1) und verbindet deren
Endpunkte.
Das
Achteck ergibt sich, wenn man den zu einer Seite AB gehörigen
Zentriwinkel AOB halbiert; schneidet die Halbierungslinie
den
Kreis in E, so sind AE und EB Seiten des
Achtecks. In gleicher
Weise findet man die Seite eines regulären Vielecks von
doppelter Seitenzahl, wenn die Seite desjenigen von einfacher Seitenzahl gegeben ist. Die Seite des regulären
Sechsecks ist gleich dem
Radius des umschriebenen
Kreises
[* 1]
(Fig. 2); verbindet man die abwechselnden
Ecken desselben, so erhält
man ein reguläres
Dreieck.
[* 16] Um ein reguläres
Fünfeck
[* 17] in einen
Kreis einzuzeichnen, ziehe man
[* 1]
(Fig. 3) die beiden rechtwinkeligen
Durchmesser AC und BD, halbiere den
Radius OA in E und schlage um E mit dem
Halbmesser EB einen
Bogen,
[* 18] welcher OC in F schneidet;
dann ist BF die Seite des
Fünfecks und OF diejenige des regulären
Zehnecks. Für andre reguläre Vielecke kann man sich folgender
Näherungskonstruktion bedienen. Man ziehe den
Durchmesser AC
[* 1]
(Fig. 4) und den darauf senkrechten
Halbmesser
OB, teile darauf
AC in so viel gleiche Teile, wie das Vieleck Seiten haben soll, z. B. 7 (indem
man auf der beliebigen
Geraden AM 7 gleiche Teile von A bis P abträgt und durch die so markierten
PunkteParallelen zu
PC zieht) und bezeichne den dritten Teilpunkt D von A aus; sodann verlängere man AC über A hinaus und OB über B hinaus
um einen Teil und verbinde die so erhaltenen
Punkte E und F durch eine
Gerade, welche den
Kreis zunächst bei A im
Punkt G schneidet.
Dann ist DG die Seite des Vielecks.
(Wolverene,
GuloStorr.), Säugetiergattung aus der
Ordnung der
Raubtiere
[* 19] und der
Familie der
Marder
[* 20]
(MustelidaeWagn.), kräftig und gedrungen gebaute
Tiere mit gewölbtem
Rücken, großem
Kopf, länglicher, ziemlich stumpf abgeschnittener
Schnauze, dickem, kurzem
Hals, kurzem, sehr buschigem
Schwanz, kurzen, starken
Beinen und plumpen, fünfzehigen
Pfoten mit scharf gekrümmten
Krallen. Der nordische (G. borealisNilss., s. Tafel
»Raubtiere II«) ist 85
cm lang, mit 15
cm langem
Schwanz, 45
cm hoch, lang und zottig, an den Seiten und um die
Schenkel straff und sehr lang behaart, braunschwarz, auf dem
Rücken, an der Unterseite und an den
Beinen schwarz, mit hellgrauem
¶
mehr
Fleck zwischen Augen und Ohren und einer hellgrauen Binde, welche von der Schulter längs der Seiten verläuft. Er bewohnt den
Norden
[* 22] der Alten und Neuen Welt; früher fand er sich südlich bis zu den Alpen,
[* 23] jetzt nur noch bis zum südlichen Norwegen
[* 24] und
Finnmarken; er bevorzugt die nackten Höhen der Gebirge, schweift beständig umher, ist plump und ungeschickt,
verfolgt aber seine Beute mit großer Ausdauer und überfällt größere Tiere, indem er ihnen von Baumästen aus auf den Rücken
springt und die Halsadern durchbeißt. Er nährt sich hauptsächlich von Mäusen, vertilgt Lemminge in großer Zahl, bewältigt
das Moschustier, das Renntier und das Elen
[* 25] und beißt Kühen die Gurgel ab. Er frißt auch den Köder und
die gefangenen Tiere aus den Fallen,
[* 26] plündert die Hütten
[* 27] der Lappen und soll Menschenleichen ausgraben.
Der Vielfraß ist ungemein stark und wild und stellt sich in der Gefahr auch gegen Menschen zur Wehr. Das Weibchen wirft
in hohlen Bäumen oder Erdhöhlen. Den Namen hat das Tier wahrscheinlich von seiner Freßgier; nach andern stammt derselbe aus
der schwedischen Sprache
[* 28] von Fjal-Fräs und bedeutet Felsenkatze. Das Fell (Karkajou) ist bei den nordischen Völkerschaften,
besonders bei den Kamtschadalen, sehr geschätzt; in den europäischen Handel kommen jährlich etwa 3500 Stück, meist
aus Nordamerika.
[* 29]
(Tausendfuß, Julus L.), Gattung aus der Klasse der Tausendfüßer und der Ordnung der Schnurasseln, Tiere mit cylindrischem,
spiralig aufrollbarem Körper, doppelten, kurzen Beinpaaren an den Leibessegmenten, großem, freiem Kopf, Fühlern von Kopfeslänge
und zum Kauen eingerichteten Mundteilen. Der gemeine Vielfuß (J.terrestrisL.), 6,5
cm lang, mit etwas nach oben gebogenem Schwanzspitzchen, auf allen Ringen mit feinen Längsrissen, in sieben Reihen stehenden 28 Augen
jederseits, dunkel braungrau mit zwei hellgelben Längsstreifen auf dem Rücken, lebt häufig unter Moos und Steinen. Der getupfte
Vielfuß (J. guttulatusL.), klein, dünn, fadenförmig, augenlos, blaßbraun, an den Seiten blutrot
gefleckt, findet sich zahlreich an abgefallenem Obst, frißt sich in die großen Erdbeeren ein, zerstört auch die fleischigen
Wurzeln des Gemüsegartens und keimende Bohnen-, Kürbis-, Gurken-, Rübensamen.
(franz. Philippine, engl. Fillipeen), die Sitte, Zwillingsfrüchte oder die in Krachmandeln etc. vorkommenden
Doppelkerne geteilt zu essen, worauf die Beteiligten sich beim Wiedersehen mit »GutenMorgen, Vielliebchen« zu begrüßen
haben und derjenige, welcher dies zuerst thut, vom andern ein Geschenk zu erhalten hat. Es gibt altfranzösische Variationen
dieses Spiels, von denen die bekanntesten darin bestehen, daß derjenige, welcher zuerst aus der Hand
[* 30] des andern etwas
annimmt, ohne J'y pense (»ich denke daran«) zu sagen, das Vielliebchen verliert,
oder daß derjenige die Buße zu zahlen hat, welcher irgendwo ohne ein grünes Blatt
[* 31] angetroffen wird, woher die altfranzösische
Redensart prendre quelqu'un sans vert, d. h. jemand überraschen, herrührt. Ob »Vielliebchen«, wie
einige Autoren behaupten,
eine Korrumpierung des französischen Philippine ist, steht dahin, das Umgekehrte
erscheint eher wahrscheinlich.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim,
[* 34] KreisGoslar,
[* 35] an der Mündung der Radau in die Oker, Knotenpunkt
der LinienHalle-Zellerfeld und Vienenburg-Neuekrug der Preußischen wie Wolfenbüttel-Harzburg der Braunschweigischen
Staatsbahn, 145 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, eine Zuckerfabrik, ein Kalisalzbergwerk, Kunstdüngerfabrikation und (1885) 2571 Einw.
Das Departement Vienne, aus dem größten Teil der frühern Landschaft Oberpoitou, dann Teilen der Touraine
und des Berry gebildet, wird von den DepartementsMaine-et-Loire und Indre-et-Loire (nördlich), Indre und Obervienne (östlich),
Charente (südlich) und Beide Sèvres (westlich) umschlossen und umfaßt 6970 qkm (125,33 QM.).
Das Land ist im allgemeinen ziemlich fruchtbar und meist eben, nur im S. sind einige Hügelreihen. Bewässerung
geben die Vienne und die Creuse (mit der Gartempe), die Dive du Nord, ein Zufluß des Thouet, dann die Charente, von denen die
zwei erstern auf kurze Strecken schiffbar sind.
Das Mineralreich bietet außer Kalkstein nicht viel. Die
Industrie, welche ohne wesentliche Bedeutung ist, umfaßt Hanfspinnerei, Fabrikation von Posamentierwaren, Maschinen, Messerschmiedewaren
(zu Châtellerault), Leder, Papier, Kerzen etc. Zu Châtellerault besteht eine große staatliche Waffenfabrik. Der Handel ist ebenfalls
¶
Vgl.
Longuemar, Études géologiques et agronomiques du départ. de la Vienne (Poitiers 1873, 2 Bde.);
Redet, Dictionnaire
topographique du départ. de la Vienne (Par. 1881).
Das DepartementObervienne (Haute-Vienne), aus dem Oberlimousin und Teilen der LandschaftenMarche, Oberpoitou und Berry gebildet,
grenzt nördlich an das DepartementIndre, östlich an Creuse, südöstlich an Corrèze, südwestlich an
Dordogne, westlich an Charente und nordwestlich an Vienne und umfaßt 5517 qkm (100,55 QM.).
Das Land besteht aus dem westlichsten Teil des granitischen Plateaus von Zentralfrankreich und hat eine mittlere Höhe von 500 m.
Es wird von der obern Vienne, der Gartempe und zahlreichen kleinern Flüssen entwässert, ist aber vermöge
der Natur des Bodens auch an stehenden Gewässern reich.
Die Stadt ist reich an Überresten aus der Römerzeit, worunter der wohlerhaltene korinthische Tempel
[* 56] des Augustus und der
Livia, eine 16 m hohe Pyramide (le Plan de l'Aiguille) auf einem viereckigen Portikus, Reste eines Theaters
(zwei Arkaden) und zweier Wasserleitungen die bedeutendsten sind. Das Musée lapidaire (im Kloster St.-Pierre) enthält eine
große Anzahl antiker Baufragmente, Vasen,
[* 57] Statuen etc. -
Die alte Stadt Vienna, im transalpinischen Gallien, war als Hauptstadt der Allobroger schon im 3. Jahrh. v. Chr. ein
blühender Ort, ward unter KaiserClaudius die Residenz des Präfekten des narbonensischen Gallien, endlich unter Diokletian Hauptstadt
von Gallia Viennensis. Valentinian II. fand hier 392 seinen Tod. Um 450 wurde Vienne die Hauptstadt des burgundischen Reichs und 534 von
den Franken erobert, 879 wieder Hauptstadt des cisjuranischen Burgund, dann Hauptort einer Grafschaft Vienne, die
zur Dauphiné gehörte, aber erst 1448 an Frankreich fiel.
Hier wurden mehrere Konzile gehalten, z. B. 1112, wo KaiserHeinrich Vienne wegen des von ihm beanspruchten Investiturrechts in
den Bann gethan wurde, und 1311 das 16. ökumenische Konzil, auf dem der Tempelherrenorden aufgehoben wurde. Das schon in der
ersten Christenzeit entstandene Erzbistum wurde 1801 aufgehoben.
(spr. wjennä),JeanPonsGuillaume, franz. Dichter, geb. zu Béziers, war zuerst
Soldat, später Generalstabsoffizier, verscherzte sich seine Karriere durch die beißende »Épître aux chiffonniers« (1827),
wurde dann Deputierter, 1830 Mitglied der Akademie, 1839 Pair von Frankreich und starb in St.-Germain. Am besten
gelungen sind seine scharfen »Épîtres et satires« (1845, 5. Aufl.
1860),
deren Gegenstück die »Fables« sind (3. Aufl.
1865);
weniger seine langatmigen Heldengedichte: »L'Austerlide« (1808);
Seine klassischen Tragödien (er war ein heftiger Gegner der romantischen
Schule): »Clovis«, »Alexandre«, »Achille« etc. (1813-25) fielen samt und sonders durch;
die historischen
Romane: »La tour de Montlhéry« (1833, 2 Bde.) und »Le
château Saint-Ange« (1834) sowie die »Histoire de la puissance pontificale« (1866, 2 Bde.).
Gerade und Ungerade noch ungetrennt enthält, ist die Zwei (Dyas) das erste unbestimmte Gerade, die Drei (Trias) das erste Ungerade
und die erste bestimmte Zahl, welche Anfang, Mitte und Ende hat, dann die Vier (Teras) das erste bestimmte Gerade und 1 + 2 + 3 + 4 = 10 die
vollkommenste Zahl.
[* 15] (Tetragon), in der Geometrie jede von vier geraden Linien, den Seiten, eingeschlossene
[* 62]
Figur mit vier Ecken. Liegen
die vier Seiten in einer Ebene, so ist das Viereck ein ebenes, im Gegenfall ein windschiefes. In einem ebenen Viereck ist
die Winkelsumme 360°. Sind je zwei Gegenseiten eines solchen parallel, so ist es ein Parallelogramm
[* 64] (s. d.); Rechteck, Quadrat,
Rhombus und Rhomboid sind besondere Arten desselben. Sind bloß zwei Seiten eines ebenen Vierecks parallel, so nennt man dasselbe
ein Trapez
[* 65] (s. d.); gibt es keine parallelen Seiten, so ist das Viereck ein
Trapezoid.
Sind die zwei Seiten gleich lang, die von einer Ecke ausgehen, und ebenso unter sich die beiden von der Gegenecke ausgehenden,
so ist das Viereck ein Deltoid
[* 66] (s. d.). Kreisviereck nennt man gewöhnlich ein Viereck, dessen
Ecken auf dem Umfang eines Kreises liegen, dessen Seiten also Sehnen sind (Sehnenviereck, dem Kreis eingeschriebenes
Viereck), aber auch ein Viereck, dessen Seiten einen Kreis berühren, also Tangenten desselben sind (Tangentenviereck, dem Kreis umschriebenes
Viereck). Im erstern Fall sind je zwei Gegenwinkel, im letztern je zwei Gegenseiten zusammen so groß wie das andre Paar.
eine zum Gebiet der Freien Stadt Hamburg
[* 68] gehörige Landschaft, die im wesentlichen das
AmtBergedorf (s. d.) umfaßt und, von der Stadt Bergedorf abgesehen, vier Kirchspiele enthält (daher der Name). Die Vierlande bilden
ein von Dämmen eingeschlossenes Niederungsland auf der rechten Seite der Elbe, das teilweise unter dem Spiegel
[* 69] des Stroms liegt,
weshalb durch zahlreiche Schöpfmühlen für den Abfluß des Wassers gesorgt werden muß. Die Bodenfruchtbarkeit
ist ganz außerordentlich.
Üppige Weizenfelder, Wiesen, große Gemüse-, Rosen- und andre Blumengärten, Kirschen- und Pflaumenplantagen, Erd- und Himbeerfelder
wechseln miteinander ab. Die Viehzucht liefert vortreffliche Milchkühe, Geflügel und Schlachtvieh. Überall herrschen Ordnung,
Fleiß und Wohlhabenheit. Die Produkte gehen nicht allein nach Hamburg, sondern auch nach England. Die Vierländer
stammen wahrscheinlich von niederländischen Kolonisten ab, die im 12. Jahrh. sich hier niederließen. Sie haben noch in jedem
Kirchspiel eigne Kleidertrachten.
Georg, Komponist, geb. zu Frankenthal
[* 70] in der bayrischen. Rheinpfalz, erhielt den ersten musikalischen
Unterricht bei seinem Vater, seine weitere Ausbildung bei Rinck in Darmstadt
[* 71] und Marx in Berlin und übernahm
nach beendeten Studien eine Organistenstelle in Frankfurt
[* 72] a. O.; 1852 wurde er Musikdirektor in Mainz,
[* 73] kehrte aber schon 1853 nach
Berlin zurück und gründete hier 1857 einen unter dem NamenBachVerein zu hoher Blüte
[* 74] gelangten Gesangverein,
dessen Leitung er jedoch Ende der 60er Jahre aufgab, um sich ausschließlich der Komposition zu widmen. Von den zahlreichen
von ihm veröffentlichten Werken,
welche sämtlich den reichbegabten und universell gebildeten Musiker erkennen lassen, sind
namentlich die größern Chorwerke: »Hero und Leander« (Op. 30),
Flecken in der hess. ProvinzStarkenburg, KreisHeppenheim, hat eine kath. Kirche, eine Oberförsterei, Zigarrenfabrikation,
Holzschneiderei, Bierbrauerei,
[* 75] Tabaksbau, große Waldungen und (1885) 5245 Einw.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam,
[* 76] KreisAngermünde, an der Welse, hat eine evang.
Kirche, bedeutenden Tabaksbau und (1885) 1758 Einw. Vierraden, schon 1265 erwähnt,
wurde um 1515 Stadt.
[* 62] (Wulst), in der Baukunst
[* 80] ein konvexes Bauglied in Form eines Viertelkreises, entweder
überkragend, d. h. oben vorstehend
[* 62]
(Fig. 1), oder ansteigend, d. h. oben zurücktretend
[* 62]
(Fig. 2), oder in beiden Fällen an
dem vorspringenden Teil etwas eingebogen.
Kantons Uri,
ist von hohen, schroff in den See abfallenden Felswänden, die am Axenberg merkwürdige Schichtenbeugungen zeigen und wenig
Landungsplätze offen lassen, umgeben. Hier drohen plötzliche und heftige Stürme. Der Urner See verengert sich im N. bis
auf 900 m und geht hier in den GersauerSee über, zwischen den Kantonen Schwyz
und Unterwalden. Zwei Felszungen, die »Nasen«,
trennen ihn vom WäggiserSee, der mit dem Kreuztrichter in die drei letzten Golfe überleitet.
Gegen Luzern
hin verflachen sich die Ufer zu Hügeln, die mit Landhäusern, Dörfern und Obstbäumen besetzt sind. Die größte Tiefe
des Sees beträgt 205 m, der mittlere Wasserspiegel liegt 437 m ü. M. Die Länge beträgt 37,2 km, das Areal 113 qkm. Größere
Zuflüsse sind: die Reuß, Muota, EngelbergerAa und Sarner Aa. Die einzige Insel, welche im See liegt, ist
Altstad, zwischen dem Luzerner und KüßnachterSee. Von Fischen finden sich im V. namentlich Lachse, Forellen, Welse, Ballen und
Röteln. Da der See ein Stück der Gotthardroute bildet, so ist der Verkehr auf demselben sehr belebt.
Außer gewöhnlichen Segel- und Ruderschiffen (»Nauen«) wird derselbe von 14 Dampfschiffen befahren, darunter
hübsche Salondampfer. Die Gotthardbahn erreicht den See bei Brunnen
[* 86] und begleitet das Ostufer des UrnerSees bis Flüelen. Besonders
interessant ist der Vierwaldstätter durch seine sagenhaften Erinnerungen (Rütli, Tellsplatte, Tellskapelle, Küßnacht), welche Schiller in
seinem »Tell« verewigt hat. Oberhalb der Treib ragt aus dem Vierwaldstätter der Mythenstein hervor, eine Felsklippe,
an welcher (1859) »dem SängerTells die dankbaren Urkantone« ein Denkmal errichtet haben.
Vgl. Hardmeyer, Der Vierwaldstätter (Zürich
[* 87] 1884);
ein Steuerungshahn, mittels dessen vier Rohrstücke abwechselnd paarweise miteinander verbunden oder
gegeneinander abgeschlossen werden können. Vgl. Hahn,
[* 88] S. 1014.
1) (Frankenthal) besuchter Wallfahrtsort im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, Bezirksamt Staffelstein,
zur Gemeinde Grundfeld gehörig, gegenüber dem KlosterBanz, hat ein Franziskanerhospiz, eine schöne Kirche und reizende Aussicht
auf das Mainthal. Die Kirche wurde nach den Visionen eines Schäfers, dem an jener Stelle viermal die 14 heiligen
Nothelfer erschienen, 1446 erbaut, erlitt dann im Bauernkrieg 1525 und im Dreißigjährigen Krieg arge Verwüstungen und wurde
1743-72 ganz neu aufgeführt. -
vomKönig,Spiel unter
vieren mit Pikettkarte. Die Gegenübersitzenden sind verbündet;
jeder erhält 8 Blätter, und der Geber schlägt das ihm gehörige letzte Blatt als Trumpf auf. As steht hinter dem Buben, sonst
gilt natürliche Kartenfolge. Gewöhnlich spielt man rechts herum. Vor Ausspiel werden die »Cliquen« gemeldet, jedoch von jedem
Spieler nur eine; wer die höchste Clique hat, markiert sie. Cliquen sind: 3 Buben (6 Points), 3 Damen (8 Points), 3 Könige
(10 Points), 4 Buben (13 Points), 4 Damen (20 Points), 4 Könige (40 Points). Die Vorhand, nachdem sie eventuell gemeldet, spielt
aus, und es muß Farbe bedient, aber nicht zwangsweise überstochen werden. Diejenige Partei, welche die
meisten Points hat, gewinnt; Points zählen aber nur die Bilder (König, Dame 4, Bube 3), so daß die Parteien streben müssen,
solche in die Stiche zu bekommen. Die Partie rechnet man bis 150.
Stadt in der ital. ProvinzFoggia, an der Ostküste der Garganohalbinsel gelegen, mit kleinem, aber für die
Küstenfahrer seiner Lage wegen wichtigem Hafen, in welchem 1887: 641 Schiffe
[* 95] mit 87,607 Ton. eingelaufen
sind, und (1881) 7003 Einw.
(spr. wjötāng),Henri, Violinspieler und Komponist, geb. zu Verviers in Belgien,
[* 97] erhielt seine
Ausbildung in Brüssel
[* 98] durch de Bériot, begann schon als 13jähriger Knabe mit Erfolg zu konzertieren, machte während der Jahre 1833 und 1834 in
Wien gründliche Kompositionsstudien unter Sechters Leitung, die er später in Paris unter Reicha zum Abschluß
brachte, und war in der Folge, mit Ausnahme der Jahre 1846-52, zu welcher Zeit er in Petersburg
[* 99] als Kammervirtuose und Soloviolinist
angestellt war, beständig auf Kunstreisen. 1866 ließ er sich in Paris nieder, folgte jedoch 1870 einem
¶
mehr
Ruf als Lehrer an das BrüsselerKonservatorium, wo er mit größtem Erfolg wirkte, bis er 1873 durch eine Lähmung der linken
Hand genötigt war, seine Entlassung zu nehmen. Er starb in Mustafa bei Algier, wohin er sich zur Stärkung seiner
Gesundheit begeben hatte. Vieuxtemps vereinte als Virtuose wie als Komponist die Gediegenheit der deutschen mit
der Grazie und dem Glanz der französisch-belgischen Schule. Seine Solokompositionen für sein Instrument, namentlich seine vier
Konzerte, die Phantasie-Kaprice, Ballade und Polonäse u. a., gehören zu den wertvollsten der gesamten Geigenlitteratur; aber
auch seine Streichquartette, Sonaten und Orchesterwerke zeigen überall den genialen und klassisch gebildeten
Musiker. - Seine GattinJosephineEder, geb. zu Wien, gest. in La Celle
[* 101] St.-Cloud bei Paris, war eine vortreffliche
Klavierspielerin und unterstützte ihn vielfach auf seinen Kunstreisen.
Wilh. und Alex. v. Humboldt, F. v. Kleist, L.Klenze etc. Der Ausführung
der ursprünglichen Pläne ward durch den Ausbruch des Kriegs zwischen Frankreich und Preußen ein Ziel gesetzt. Seine besondere
Pflege wandte er der Druckerei zu, welche er durch eine Schriftgießerei und Spielkartenfabrik ergänzte, wie auch
seine Buchhandlung 1818 durch die Vereinigung mit der ihm von seinem Schwiegervater J. H. ^[JoachimHeinrich] Campe hinterlassenen
»Schulbuchhandlung« (Sortiment) eine bedeutende Erweiterung erfuhr. Nachdem 1825 bereits sein ältester Sohn, Eduard (geb.
Teilhaber des von nun an »Friedrich Vieweg u. Sohn« zeichnenden Geschäfts und 1834 alleiniger Chef desselben
geworden, starb er Der genannte Sohn führte sämtliche Geschäftszweige zu immer größerer Blüte und gab seinem
Verlag durch Pflege einer vorzugsweise naturwissenschaftlichen Richtung eine hervorragende Bedeutung. Nach dem TodEduard Viewegs
wurde dessen Sohn Heinrich (geb. 1826) Besitzer des Geschäfts.
(Vigier, spr. wischjeh), Franziskus, franz. Gelehrter,
geb. 1591 zu Rouen
[* 106] (daher Rotomagensis), trat in den Jesuitenorden, wurde Professor zu Paris und starb daselbst Berühmt
wurde er durch »De praecipuis graecae linguae idiotismis« (Par. 1627; später bearbeitet von Hoogeveen, Leid. 1766; Zeune, Leipz.
1777; G.
Hermann, das. 1802, 4. Aufl. 1834);
auch edierte er des Eusebius »Praeparatio evangelica« (Par. 1628).
Gudbrand, hervorragender Forscher auf dem Gebiet der altnord. Philologie, geb. zu Frakkanes auf
Island,
[* 108] bezog 1849 die UniversitätKopenhagen
[* 109] und wurde 1856 zum Stipendiaten der arnamagnäischen Stiftung
ernannt. Seit 1864 lebte er in England, zuerst in London,
[* 110] dann in Oxford,
[* 111] wo er 1871 zum Master of arts hon. causa promoviert
ward, später auch eine Professur für isländische Sprache und Litteratur erhielt und starb.
Das erste bedeutendere Werk, welches Vigfússon veröffentlichte, ist die Abhandlung über die Chronologie der isländischen »Sagas«
(im »Safn til Sögu Islands og íslenzka bókmenta«, Bd. 1, Kopenh.
1856); in weitern Kreisen machte er sich bekannt durch sein großes altnordisches Wörterbuch (»Icelandic-English dictionary«,
Oxf. 1859-74),
zu dem er die Sammlungen des früh verstorbenen EngländersRich. Cleasby benutzen konnte.
Seine übrigen Arbeiten bestehen wesentlich in Ausgaben altnordischer Texte: der »Biskupa Sögur« (mit Jón Sigurdsson, Kopenh.
1856-78);
der »Bárdhar saga Snæfellsáss« und andrer kleiner Erzählungen (»Nordiske Oldskrifter«, Bd.
27, Kopenh. 1860);
der »Fornsögur« (Vatnsdæla, Hallfredhar saga, Flóamannasaga, Leipz.
1860, mit Th. Möbius);
des »Corpus poeticum boreale«, einer Sammlung der altnordischen Poesie (das. 1883, 2 Bde.).
Ein größeres Werk, das die ältern
isländischen »Sagas« samt der »Islendinjabók«, »Landráma«,
»Kristnisaga«, den ältern »Biskupa
Sögur« und den auf Amerika
[* 112] bezüglichen Quellen umfassen soll, wird demnächst veröffentlicht werden.
Vigfússon war Ehrendoktor der UniversitätUpsala
[* 113] und Mitglied der MünchenerAkademie der Wissenschaften; er hätte bei seinen genialen
Anlagen das Höchste leisten können, wenn es ihm nicht an methodischer Schulung gemangelt hätte.
legessuntscriptae (lat.), »für
die Wachenden sind die Gesetze geschrieben«, d. h. wer sein Recht wahren und vor dem Recht bestehen will,
muß sich mit den Gesetzen seines Landes bekannt machen (Unkenntnis schützt nicht).
ein in Gallien geborner, 39 bei Paulinus in Nola erscheinender, dann nach Jerusalem
[* 114] reisender, später in
seine Heimat zurückgekehrter Gegner des Mönchtums, Märtyrer- und Reliquiendienstes
¶