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v. Chr. und gehörte der in seiner Zeit aufkommenden alexandrinischen
Richtung der römischen
Poesie an.
Sein Hauptwerk, die
»Argonautae«, in 4
Bänden, eine freie
Nachbildung der »Argonautica« des
Apollonios von
Rhodos, scheint die bedeutendste Leistung
auf dem Gebiet des erzählenden
Epos zwischen
Ennius und Vergil gewesen zu sein. Sammlung der geringen
Überreste seiner
Dichtungen bei
Riese: »M.
Ter. varronis saturarum Menippearum reliquiae« (Leipz. 1865).
(lat. vassus, vasallus), s. v. w. Lehnsmann,
s.
Lehnswesen. ^[= (Feudal-, Benefizialwesen). Man versteht unter Lehen (Lehnrecht, lat. Feudum, Feodum, Beneficium ...]
Doch leistete er das
Beste im Bildnis (Lorenzo Magnifico in den
Uffizien zu
Florenz,
GroßherzogCosimo I.
im
Berliner
[* 10]
Museum). Viel bedeutender sind seine architektonischen
Schöpfungen, insbesondere sein Hauptwerk: die
Uffizien in
Florenz, in deren Ausführung er eine schwierige Aufgabe mit hoher Genialität löste. Am bekanntesten ist sein
Name jedoch
durch seine schriftstellerische Thätigkeit geworden, durch das große biographische Sammelwerk »Vite
de' più eccellenti pittori, scultori ed architetti«, welches zuerst 1550, in zweiter, vermehrter
Auflage 1568 erschien (neue
Ausgaben von Le
[* 11]
Monnier,
Flor.
1846-57, 15 Bde.; von
Milanesi, das. 1878-85, 9 Bde.;
deutsche Übersetzung mit
Erläuterungen von
Schorn und E.
Förster, Stuttg. 1832 bis 1849, 6 Bde.).
Die Herausgabe ausgewählter
Biographien zum
Gebrauch bei Vorlesungen begann
Frey (Berl. 1885 ff.). Vasari starb in
Florenz.
(spr. waskongssellusch),Joaquim de, portugies.
Gelehrter, besonders als Kunsthistoriker und Archäolog hervorragend, geb. zu
Porto, erhielt seine Schulbildung in
Hamburg,
[* 12] wo er sich eine gründliche Kenntnis des
Deutschen aneignete, studierte dann 1865-69
zu
Coimbra, unternahm später mehrjährige
Reisen in
Deutschland,
Frankreich,
England und auf der
Pyrenäischen Halbinsel und bekleidet
seit 1883 die Professur der deutschen
Sprache
[* 13] am
Lyceum zu
Porto, seit 1889 daneben die
Stellung eines
Direktors
des
Museums für
Handel und
Industrie. Vasconcellos ist ein Gelehrter von bedeutenden Kenntnissen und einer in
Portugal seltenen Wissenschaftlichkeit.
Seine
Schriften sind teils musikgeschichtlichen
Inhalts, so: »Os musicos portuguezes. Biographia-bibliographia«
(Porto 1870, 2 Bde.),
»Goësiana« (das. 1879-81, 4 Bde.)
und zahlreiche
Broschüren und Abhandlungen kunstwissenschaftlichen
Inhalts.
Noch besondere Beachtung verdienen die gründlichen
Schriften über
Goethes
»Faust«, die er aus
Anlaß der freien Übersetzung des Gedichts von
Castilho veröffentlichte, namentlich
»O
Faust de
Goethe e a tradução de
Castilho«
(Porto 1872) und »O consummado germanista« (das.
1873),
wie er denn auch sonst gegen die oberflächliche, in
Portugal herrschende Art wissenschaftlicher Forschung, namentlich
in seinem
Organ, der »Actualidade« (»Gegenwart«),
stets tapfer angekämpft
hat. - Verheiratet ist Vasconcellos seit 1876 mit einer
Deutschen, Karolina
Michaelis, die, zu
Berlin
[* 14] geboren und auf der Luisenschule daselbst unter
Mätzners u. Goldbecks Leitung ausgebildet, sich namentlich
umfassende
Sprach- u. Litteraturkenntnisse (sogar des
Griechischen,
Arabischen und
Hebräischen) erwarb und als Herausgeberin
und Schriftstellerin einen geachteten
Namen gemacht hat. Wir nennen von ihren Veröffentlichungen: »Romancero del
Cid« (Leipz.
1870);
»Studien zur romanischen Wortschöpfung« (das. 1876);
»Ein portugiesisches Weihnachts-Auto: Pratica de tres
pastores« (Braunschw. 1879);
(Adeps petrolei), fettähnliche
Substanz von der
Konsistenz des Schweineschmalzes, wird aus amerikanischen Petroleumrückständen,
aus
Paraffinöl undOzokerit dargestellt.
Die Materialien werden durch
Dampf
[* 16] auf etwa 30° erwärmt, mit 10 Proz.
konzentrierter
Schwefelsäure
[* 17] versetzt, eine halbe
Stunde gut gemischt und der
Ruhe überlassen.
gewaschen, dann mittels Dampfes auf 80° erwärmt, mit gekörnter Tierkohle gemischt und nach dem Absetzen filtriert. Nach einer
andern Methode wird das Rohmaterial lediglich mit Kohle behandelt, und nachdem es farblos geworden, läßt man überhitzten
Wasserdampf direkt einströmen und steigert die Temperatur bis 250°. Nach einigen Stunden filtriert man das
Vaselin (etwa 25-30 Proz. des Rohstoffs) durch Papier. Diese Methode leidet an dem großen Übelstand, daß die Kohle ungemein schnell
erschöpft wird und nur einen kleinen Prozentsatz ihres eignen Gewichts Vaselin zu entfärben vermag. Es sind deshalb umfangreiche
Einrichtungen zur Extraktion der in der Kohle hängen bleibenden Lösung sowie zum Regenerieren der Kohle
mit überhitztem Dampf von 400 bis 500° erforderlich.
Gutes Vaselin ist vollkommen farb-, geruch- und geschmacklos, schmilzt zu einer völlig klaren, farblosen Flüssigkeit und erstarrt
wieder zu einer homogenen, nicht kristallinischen Masse. KalterAlkohol von 98 Proz. löst 2,2 Proz.
Vaselin und hinterläßt beim Verdampfen eine bei gewöhnlicher Temperatur flüssige Substanz. Heißer Alkohol
löst das Vaselin vollständig, beim Erkalten aber scheidet es sich wieder flockig aus. Ähnlich verhält es sich
gegen Benzol und Äther, und in letzterm ist es auch in der Wärme
[* 28] nicht vollkommen klar löslich.
Gegen kochende Kalilauge verhält sich Vaselin vollkommen indifferent und gibt an dieselbe nichts ab. Auch
Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,6 und Salpetersäure vom spez. Gew. 1,185 verändern beim Kochen das Vaselin nicht. Rauchende Salpetersäure
färbt es gelbrot und Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,82 schwärzlichgrau.
Es verbrennt ohne Rückstand. Wegen seiner großen Beständigkeit an der Luft und der Eigenschaft, unter keinen Umständen ranzig
zu werden, hat das Vaselin, welches zuerst 1876 auf der Industrieausstellung in Philadelphia
[* 29] erschien, schnell
ausgedehnte Verwendung gefunden und dient namentlich in der Pharmazie als Körper für verschiedene Salben und Linimente, auch
als kosmetisches Mittel, in der Veterinärpraxis als Hufsalbe, bei Druckschäden, gegen Raude und Klauenseuche, in der Technik
zum Schmieren feiner Maschinenteile, als Schutzmittel gegen Rost und als Lederschmiere.
Die vollkommene Geruchlosigkeit gestattet die Verwendung des Vaselins zu den feinsten Pomaden, Cold-Creams etc., welche den
besten französischen, mit Fett dargestellten Präparaten gleichkommen. Vaselin ist ein Gemisch von Kohlenwasserstoffen, das amerikanische
Vaselin ist z. B. im wesentlichen eine Lösung von pennsylvanischem Petroleumparaffin in geruchlos gemachtem
Heptan. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten beziehen sich auf die Konsistenz, den Schmelzpunkt, das
Verhalten zu siedendem Alkohol und kaltem Weingeist. Auch nimmt das amerikanische Vaselin beim Erhitzen verhältnismäßig viel
Sauerstoff auf und wird dabei scharf riechend und sauer, während das deutsche Virginiavaselin nur wenig
Sauerstoff aufnimmt, kaum merklich riechend und kaum erkennbar sauer wird. Letzteres ist in der deutschen Armee als Waffenöl
eingeführt worden. Ozokerine, Kosmoline sind ähnliche Präparate.
im allgemeinen jede Art von Gefäßen zur Aufbewahrung
von Flüssigkeiten, im engern Sinn die aus Thon gefertigten, manchmal bloß an der Luft getrockneten, gewöhnlichen,
aber hart gebrannten und glasierten Gefäße, welche in großen Mengen in den Gräbern der Griechen, Römer
[* 31] und Etrusker gesunden
werden. Da die ersten Beispiele in Italien
[* 32] und vorzugsweise in Etrurien zum Vorschein kamen, hielt
man sie anfangs für einheimisches
Fabrikat und bezeichnete die ganze Gattung irrtümlich als etruskische Vasen. Erst die Entdeckung einzelner
etruskischer Totenstädte (Nekropolen), besonders von Vulci, wo bemalte in großer Anzahl in den 20er Jahren unsers Jahrhunderts
zum Vorschein kamen, verschaffte eine umfassendere Übersicht und die Überzeugung, daß die Vasen mit ihren Bildern
durchaus nach Griechenland
[* 33] weisen.
Aus dieser Einheitlichkeit des Ursprungs erklärt sich auch die große Übereinstimmung der Vasen untereinander, der
durchgängige Gebrauch der griechischen Sprache für die Beischriften und die Bezüglichkeit der Darstellungen
auf griechisches Leben, griechische Religion und Mythologie, wobei die athenische Heldensage entschieden bevorzugt wird. In Athen
selbst bildeten die Töpfer eine große Gilde, von deren Quartier ein ganzer Stadtteil den Namen Kerameikos führte. Hier haben
die Funde auch die Bestimmung der Vasen am deutlichsten gemacht. In denGräbern am Dipylonthor und im Hafen
Peiräeus sind Mengen von kleinen, buntfarbig auf weißem Grund bemalten Lekythen (s. Tafel,
[* 27]
Fig. 6) gefunden worden, auf denen
die athenischen Bestattungsgebräuche häufig dargestellt sind. Man trug in solchen Ölfläschchen das zum Salben des Grabsteins
nötige Öl an das Grab, band dann das Gefäß an die Denksäule oder legte es dem Toten mit in den Sarg.
Größere Vasen dienten zur Aufnahme der Asche des verbrannten Leichnams (man kannte sowohl Erd- als Feuerbestattung), kleinere, besonders
reich verzierte aber finden sich in den Särgen neben Thonfiguren und scheinen als das gewöhnliche Spielzeug des
¶
mehr
Lebenden auch dem Toten in seiner letzten Wohnung belassen worden zu sein. Solche Verwendung für Alltagszwecke verdeutlichen
auch viele Vasenbilder und die Formen der Gefäße selbst. Man unterschied Gebrauchs- und Prunkgefäße und kannte eine große
Fülle von Formen und Namen, die sich jetzt nur zum Teil noch identifizieren lassen. Bewunderungswürdig,
wie in den eigentlichen Kunstwerken, ist der griechische Schönheitssinn auch in diesen Handwerksprodukten, um so mehr, als
er Schönheit und Brauchbarkeit in den Vasen aufs innigste zu vereinigen wußte.
Was die Gebrauchsgefäße betrifft, so sind die größten, wie unsre Fässer als Vorratsbehälter benutzten oft ganz schmucklos,
besonders der Pithos (Dolium), meist von ganz außerordentlichem Umfang (solche in Troja
[* 41] gefunden und jetzt
im Museum für Völkerkunde in Berlin aufbewahrt), so daß ein kleinerer dem PhilosophenDiogenes als Wohnung dienen konnte, obgleich
sie meist bis an den Rand in die Erde eingegraben wurden. Der Art war auch das Faß
[* 42] der Danaiden u. a. Weniger
umfangreich, deshalb noch tragbar, war der Stamnos, ein Weinbehälter
[* 40]
(Fig. 7 der Tafel); andre führen von dem Doppelhenkel
den NamenAmphora, und diese Form wurde ausschließlich für die das heilige Öl der Athene
[* 43] enthaltenden Preisgefäße, welche
die Sieger der panathenäischen Spiele erhielten, gewählt, auf ihnen auch durch das unveränderliche Bild
der Athene zwischen Säulen
[* 44] und durch Beischriften (»ich stamme von den athenischen Spielen«) die Bestimmung deutlich gemacht
[* 40]
(Fig. 4). Sehr schön und praktisch ist die Form der Hydria,
[* 45] des Krugs zum Wasserholen, der, nach oben zu anschwellend, um das
Balancieren auf dem Kopf zu erleichtern, einen vertikalen Henkel zum Herabnehmen und zwei horizontale zum
Aufheben hatte.
Eine eigentümliche Gestalt hatte das ausschließlich für Gräberzwecke gearbeitete Ölfläschchen, die Lekythos (Fig. 6),
denselben Inhalt hatte das Toilettengerät
[* 40]
Fig. 8 und das tropfenförmig gebildete Alabastron. Für Mischgefäße,
in denen der Wein zum Trinken mit Wasser versetzt wurde, ist Krater (s. d.) der allgemeine Name
[* 40]
(Fig. 3).
Die Mündung desselben mußte sehr weit sein, damit man bequem daraus schöpfen konnte. Dazu dienten langhenkelige Tassen,
wie
[* 40]
Fig. 5 der Tafel (s. auch Kyathos), oder löffelartige Geräte (Kotyli, Arybállos).
Zum Trinken verwendete man teils Becher
[* 46] (Kantharos),
[* 47] teils flache, runde Schalen, die entweder ohne Fuß und Handhaben
waren und bloß mit dem Daumen und dem in die mittlere knopfartige Bodenerhebung gesteckten dritten Finger gehalten wurden
(Phiále), oder mit Fuß und zwei Henkeln versehen waren (Kylix).
[* 48] Zum Einschenken dienten Flaschen und Kannen
[* 40]
(Fig. 1 u. 10).
Auch diese Geräte sind uns nur als
Gräberschmuck erhalten geblieben und manchmal ausdrücklich dafür
gearbeitet, daher ohne Boden. Lediglich dekorative Bedeutung hatten andre Vasen, namentlich die in unteritalischen Gräbern vorkommenden,
mit auf den Totenkult bezüglichen Bildern geschmückten Prachtamphoren, deren einzelne von sehr beträchtlicher Größe sind.
Derartige Vasen nun arbeitete Athen in Menge für den Export, den enge Handelsbeziehungen zu Etrurien, das seine
Erzgeräte dafür eintauschte, sehr erleichterten. In Italien bildete sich aber nach griechischem Vorbild frühzeitig auch
eine heimische Thonwarenindustrie heraus, welche die fremden Muster erst sklavisch kopierte, dann ihre eignen Wege ging und
in lokalem Stil und nach eignem Geschmack zu fertigen verstand. Man unterscheidet daher griechische Vasen originalen Ursprungs,
italische Nachahmungen und italische Lokalprodukte.
Zeitlich aber läßt sich die Entwickelung der Vasenmalerei von der ältesten Zeit bis in das 3. und 2. Jahrh. v. Chr., die
Zeit ihres Verfalls und endlichen Aufhörens, verfolgen. Sie begleitet alle Wandlungen der hohen Kunst, spiegelt in ihren Darstellungen
die poetischen und religiösen Anschauungen des Volkes, Götter- und Heroensagen, das häusliche Leben, Krieg
und Handwerksverrichtungen mit größter Deutlichkeit wider und wird dadurch für die Kenntnis des Altertums von höchster
Wichtigkeit.
Die frühsten Produkte gehören der vorhistorischen Zeit an, sie haben sich in den Burggräbern von Mykenä, auf Kreta, Cypern
[* 49] (s. Textfig. 1-3) und andern Inseln gefunden und entnehmen ihre Ornamentmotive dem Pflanzen und Tierreich
des Meers (phantastische Seetanggebilde, Polypen, Seesterne
[* 50] etc.). Auf diese sogen. mykenischen Vasen folgen
zeitlich die Vasen geometrischen Stils, charakterisiert durch Ornamente
[* 51] mit linearem Schema, Streifen, Rauten, Schachbrettmustern,
Kreisen, die durch Tangenten verbunden sind, also Formen, welche aus der ältesten indoeuropäischen Metallarbeit
und aus der Weberei
[* 52] entnommen sind.
Allmählich zeigen sich auch Figuren, zunächst noch durch Strichmuster ausgefüllt, phantastische Tiergestalten, endlich
selbst miteinander kämpfende Tiere und menschliche Figuren. Hierin schon wird der Einfluß des Orients, vermittelt durch die
Handelsleute Phönikiens, sichtbar, der endlich in den assyrisierenden Vasen zur Herrschaft gelangt. Die Streifendekoration
bleibt, aber der ganze Leib der Gefäße wird jetzt, mit Figuren untermischt, mit Rosetten in Nachahmung orientalischer Teppichmuster
überzogen. Hierzu treten jetzt rein griechische Darstellungen mit griechischen Beischriften, so auf dem Deckel der berühmten,
in Korinth gefertigten Dodwellvase (nach dem Finder und ersten
Vgl. Conze, Zur Geschichte der Anfänge griechischer Kunst (Wien
[* 55] 1870-73).
Korinth wird nun für lange Zeit Mittelpunkt der Vasenfabrikation, daneben auch Chalkis auf Euböa (korinthische und chalkidische
Vasen). Etwas später werden von der Kyrenaika oder von Kreta aus die sogen. kyrenäischen Vasen exportiert.
Sie alle haben noch schwarze oder dunkelbraune Zeichnung aus dem hellgelblichen Thongrund und sind unglasiert. Die jüngste
Technik dieser Art verdeutlicht der Krater der Pariser Sammlung
[* 53]
(Fig. 3 der Tafel). Die ganze folgende Entwickelung scheidet
sich leicht in zwei Epochen: die der schwarzfigurigen und die der rotfigurigen Vasenbilder.
Die Darstellungen mit schwarzen Figuren auf rotem Grund
[* 53]
(Fig. 4 der Tafel) sind einfach auf den durch Rötelbeisatz gefärbten
Thongrund des Gefäßes aufgemalt, die Innenkonturen mit einem spitzen Eisen
[* 56] hineingraviert und Einzelheiten durch Violett oder
Weiß (als Hautfarbe der weiblichen Figuren) verdeutlicht, der bildfreie Raum des Gefäßes wird schwarz angestrichen
und durch Firnis metallisch glänzend gemacht. Das berühmteste Gefäß dieser Epoche ist die figurenreiche Françoisvase (s. d.)
aus Chiusi, jetzt in Florenz, gleichsam ein Bilderbuch epischer Sagen.
Diese ältere Technik wird im Anfang des vierten vorchristlichen Jahrhunderts durch die der rotfigurigen Bilder verdrängt,
eine wesentlich vervollkommte Malweise, bei welcher erst mit dem Pinsel auf dem roten Grunde die Silhouetten
der Figuren vorgezeichnet, dann der Hintergrund schwarz ausgefüllt, also die Fläche der Figuren ausgespart wird. Auch hier
sind andre Farbenzusätze selten, nur eine kleine Klasse besonders zierlicher Gefäße hat durch Vergoldung besondern Schmuck
erhalten
[* 53]
(Fig. 8). Die Bemalung soll immer der Hauptfarbe (schwarz) sich unterordnen
und nur ornamentale Geltung haben. Doch gab es eine Gattung polychromer Gefäße, welche nur in Athen gefertigt wurden, und die
durch weißen Pfeifenthon einen Untergrund für vielfarbige Bilder erhielten; hierher gehören die immer in gleicher Technik
ausgeführten attischen Gräberlekythen
[* 53]
(Fig. 6), einzelne Tassen
[* 53]
(Fig. 5) und Schalen.
Aber da die meist sehr zarten Farbentöne nicht eingebrannt wurden, wie bei den einfarbigen Vasen üblich, so haben
sie sich meist nur in Resten erhalten. In jener Epoche des Überganges aus der schwarzfigurigen in die rotfigurige Technik
(gegen 470 v. Chr.) und in den nächsten Dezennien feiert die Vasenmalerei namentlich in den Leistungen
der attischen Schalenmaler Duris, Hieron, Brygos und besonders Euphronios, deren Werke wir in geschlossenen Reihen besitzen,
ihre höchsten Triumphe.
Nachher verfällt sie allmählich ins Weichliche, die
Auffassung, erst streng reliefartig, wird malerischer, Zusätze andrer
Farben häufiger, Reliefverzierungen und selbst Verbindung figürlicher Teile mit Vasen (Fig. 9) werden beliebt,
bis gegen 300 und später eine eigentümliche Nachblüte der Vasenmalerei in Unteritalien (Maler Asteas, Python etc.) den gänzlichen
Verfall vorbereitet, der im zweiten vorchristlichen Jahrhundert zum Erlöschen der ganzen Technik führt. Die römische Kunst
kannte wohl polychrom behandelte Thonreliefs und einfarbige Reliefgefäße, nicht aber mehr Vasen wie
die beschriebenen.
Größere Bildersammlungen haben Ed. Gerhard (»Auserlesene griechische Vasenbilder«, Berl.
1839-58, 4 Bde. mit 330 Tafeln) und Lenormant und de Witte (»Élite des monuments céramographiques«, Par. 1844 ff., 4 Bde.),
vorzügliche Abbildungen neuerdings besonders Benndorf (»Griechische und sizilische Vasenbilder«, Berl. 1870-77, 4 Hefte) gegeben.
Von ältern Werken sind Inghiramis »Vasi fittili« (Flor. 1837, 4 Bde. mit 400 Bildern) und TischbeinsPublikation der Vasensammlung
S. W. Hamilton (1791 ff., 4 Bde.)
die wichtigsten. Die attischen, in Gräbern der Krim gefundenen Vasen hat Stephani (»Antiquités du Bosphore
cimmérien«, Petersb. 1854, 2 Bde.)
herausgegeben.
Vgl. auch Semper, Der Stil, Bd. 2; de Witte, Études sur les Vases peints (Par. 1865);
Rayet und Collignon, Histoire
de la céramique grecque (Par. 1888).
Vase ist auch die Bezeichnung der schlanken Gefäße, welche die ostasiatische und die orientalische Kunstindustrie aus Thon,
Porzellan, Bronze
[* 61] und andern Materialien anfertigt, und die seit der Erschließung Chinas und Japans durch
die Europäer massenhaft
nach Europa
[* 63] eingeführt worden sind, wo sie gegenwärtig einen beliebten Luxusartikel bilden. Solche Vasen, die meist
paarweise zur Dekoration verwendet werden, dienen zur Aufnahme von natürlichen und künstlichen Blumen, von sogen. Makartbouketts
u. dgl. und werden meist auf Kaminsimsen, Kannenbrettern,
Konsolen, Schränken, Etageren etc. aufgestellt. Echte chinesische und japanische Vasen aus
Porzellan (s. Textfig. 4 u. 5) und Bronze werden wegen ihres künstlerischen Wertes und ihrer geschmackvollen Dekoration besonders
bevorzugt.
(spr. wast-rikuár),Name eines franz. Schriftstellerpaars, von denen der eine, Vast, geb. zu
Paris, als Kommis in einem Handelshaus daselbst diente (gest. der
andre, Ricouard, geb. zu Talence in der Gironde (gest. 1887), als Theaterreferent der »Opinion
nationale« und des »Charivari« im Journalismus debütiert hatte, als beide sich zu gemeinsamer litterarischer Thätigkeit
verbanden. Sie schrieben seitdem eine Reihe von Romanen, in denen sie denSpurenEmileZolas folgten, und die
in ihrem düstern, unerbittlichen Naturalismus zum Teil großes Aufsehen erregten.
Wir nennen: »Les vices parisiens«, eine Serie von Romanen, mit den Titeln: »Claire Aubertin« (1878),
(lat. pater), der Erzeuger eines Kindes, und zwar ehelicher Vater derjenige, welchem in einer rechtmäßigen EheKinder geboren wurden, außerehelicher (natürlicher) Vater, welcher Kinder außer der Ehe erzeugt hat, sowie der Adoptivvater,
d. h. derjenige, welcher durch einen rechtlichen Akt einen andern an Kindes Statt angenommen hat (s. Adoption).
»Handbuch der hebräischen, syrischen, chaldäischen und arabischen
Grammatik« (Leipz. 1801) und »Litteratur
der Grammatiken, Lexika und Wörtersammlungen aller Sprachen der Erde« (Berl. 1815; 2. Aufl. von Jülg, 1847).
L. (Kopalbaum), Gattung aus der Familie der Dipterokarpaceen, harzreiche, kahle oder weichhaarige Bäume mit
lederartigen Blättern, weißlichen, zu 13 achselständigen oder große, terminale Rispen bildenden Blüten
und fast fleischiger bis ledriger Kapsel. Etwa zwölf tropisch-asiatische Arten. Vateria indicaL., ein gegen 20 m hoher Baum in Vorderindien,
besonders auf der KüsteMalabar, mit dickem Stamm, länglichen, ausgerandeten Blättern und ansehnlichen Blüten in gipfelständigen
Rispen. Das aus Einschnitten in die Rinde ausfließende Harz erhärtet an der Luft und bildet den Manilakopal
(Pegnie, Pandum). Die Samen
[* 74] werden gegen Erbrechen etc. angewendet; auch gewinnt man daraus ein zu Kerzen u. Seifen dienendes
Fett (Vateriatalg, Piney tallow, s. Talg, vegetabilischer).
altrömischem Recht ein der väterlichen Gewalt Unterworfener eignen Vermögens schlechthin unfähig: was er erwarb, erwarb
er dem Vater. Erst allmählich entwickelte sich das Pekulienwesen, wodurch dem Hauskind die Möglichkeit des Erwerbs eines Sondervermögens
gegeben ward. Der regelmäßige Beendigungsgrund der väterlichen Gewalt war nach römischem Rechte die förmliche Emanzipation
(s. d.). Gegenwärtig hört die v. G. schon durch eine eigne Haushaltung des Haussohns und durch die Verheiratung
der Haustochter auf.
Wenn endlich die Eltern ihre Einwilligung bei Verheiratungen ohne Grund versagen, so kann richterliche Ergänzung derselben
stattfinden. Nach dem deutschen Reichsgesetz vom über die Beurkundung des Personenstandes und die
Eheschließung (§ 32) steht jedoch nur großjährigen Kindern ein solches Klagrecht zu. Das moderne Recht und so auch der
Entwurf eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs (§ 1501 ff.) kennen statt der väterlichen eine elterliche Gewalt, unter
welcher das minderjährige Kind steht. Sie steht dem Vater und nach dessen Tode der Mutter zu und begründet
für den Inhaber die Pflicht und das Recht, sowohl für die Person als für das Vermögen des Kindes zu sorgen, außerdem aber
auch das Recht der elterlichen Nutznießung an dem Vermögen des Kindes.
(Paternität, lat. Paternitas) beruht entweder auf der Zeugung, sei es in oder außer der Ehe (eheliche oder
natürliche Vaterschaft), oder auf dem Rechtsgeschäft der Adoption (s. d.). Sowohl das Kind als dessen Mutter kann auf die Anerkennung
der ehelichen Vaterschaft mit der sogen. Paternitätsklage klagen,
wenn solche verweigert werden sollte. Als ehelich und von dem Ehemann erzeugt gilt jedes Kind, welches während der Ehe erzeugt
ist: Pater est, quem nuptiae demonstrant; Erzeugung während der Ehe wird aber nach gemeinem Rechte dann angenommen, wenn das
Kind nicht vor dem 182. Tag nach Eingehung und nicht nach Ablauf
[* 76] des 10. Monats nach Trennung der Ehe geboren
ist.
Diese Rechtsvermutung kann nur durch den Beweis entkräftet werden, daß das Kind von dem Ehemann nicht erzeugt sein könne,
z. B. wegen Abwesenheit desselben. Die eheliche Vaterschaft begründet den Anspruch des Kindes auf Erziehung und Unterhalt, des Vaters
auf Gehorsam, Achtung und häusliche Dienste; sie ist die Voraussetzung der väterlichen Gewalt und des Erbrechts
zwischen dem Kind und dem Vater und dessen Blutsverwandten sowie der Verwandtschaft mit den letztern. Die auf unehelicher Zeugung
beruhende Vaterschaft gewährt Anspruch auf einen Alimentationsbeitrag (s. Alimente) und unter Umständen auch ein beschränktes Erbrecht
gegen den außerehelichen Vater.
Nach französischem Recht ist jedoch jede Klage gegen den letztern und jede Erörterung der außerehelichen Vaterschaft untersagt (»toute
recherche de paternité est interdite«). Der Entwurf eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs (§ 1571 ff.) verpflichtet dagegen
den außerehelichen Erzeuger, dem Kind bis zum vollendeten 14. Lebensjahr den notdürftigen Unterhalt
zu geben. Außerehelichen Kindern kann durch Legitimation (s. d.) das Recht der ehelichen eingeräumt werden; auch wird ein
von verlobten Brautleuten erzeugtes Kind, wenn die Ehe durch den Tod gehindert wird, häufig als eheliches behandelt.
Das Vaterunser galt schon in der alten Kirche als das heiligste Gebet; Katechumenen durften es noch nicht beten. Dagegen nahm es bald
eine feste Stelle im Kultus, namentlich im Höhepunkt desselben, der Abendmahlsliturgie, ein. Außerdem
bildete es mit dem Credo zusammen die Stücke, die jeder getaufte Christ lernen und wissen sollte. Die KapitularienKarls d. Gr.
ordneten an, daß jeder Christ es auswendig hersagen könnte; wer dies nicht vermochte, sollte als Taufzeuge nicht zugelassen
werden. Die katholische Kirche hat das Vaterunser mit dem Rosenkranz (s. d.) verbunden. Im lutherischen Katechismus
bildet es das dritte Hauptstück.
1) Hauptstadt der türk. InselSamos (s. d.). - 2) (offiziell jetzt Ithaki) Hauptstadt der griech. InselThiaki
(Ithaka), an ihrer Ostküste gelegen, mit (1879) 4711 Einw. Ihre tiefe Bucht gilt für den »Hafen des Phorkys«,
wo die Phäaken den heimkehrenden Odysseus ans Land setzten.
[* 79] Palast des Papstes in Rom auf dem alten Vaticanus mons, nordwestlich jenseit des Tiber, in der Citta Leonina und
an der Peterskirche gelegen. Die erste Anlage des Vatikans entstand unter PapstSymmachus zu Anfang des 6. Jahrh.
Eugen III. begann 1150 einen Neubau, Nikolaus III. erneuerte ihn. Seit der Rückkehr der Päpste von Avignon, 1377, blieb der
Vatikan die päpstliche Residenz und wurde in der Folge durch Zubauten vergrößert, namentlich unter Julius II. (durch
Bramante), Sixtus Vatikan, Pius VI. und Pius VII., unter welch letztern das Museo Pio Clementino und das Museo Chiaramonti hinzukamen.
Der Vatikan bildet infolgedessen kein regelmäßiges Gebäude, sondern einen großen Baukomplex, welcher sich in der
Form eines ungeheuern Oblongums in schiefer Richtung an die Peterskirche anlehnt, 20 Höfe und über 200 Treppen
[* 80] zählt. Über die prächtige, perspektivisch sich verkürzende Scala Regia gelangt man zu der 1473 erbauten Sixtinischen Kapelle
(s. d.), neben welcher sich die Sala Regia, ein mit Fresken ausgestatteter Vorsaal, und die Paulinische Kapelle, mit Fresken
Michelangelos, befinden. Im zweiten Stockwerk gelangt man zu den Stanzen, vier Sälen, welche Raffael im Auftrag
Julius' II. und Leos X. 1508-20 mit herrlichen Fresken schmückte, und zwar: