Amtsgericht, ein
Hauptzollamt, eine Oberförsterei,
Eisengießerei
[* 2] und Maschinenfabrikation,
Weberei,
[* 3]
Tabaks- und Kunstdüngerfabrikation,
eine Dampfsägemühle und (1885) 4812 Einw. 3 km nordöstlich davon
der
HafenVarelersiel am Jadebusen, mit Schiffswerften,
Schiffahrt und Viehausfuhr und 100 Einw. Varel war 1852 noch ein
Flecken
und bis 1854 die
Residenz der
Grafen von Varel.
(spr. -resch),Bergstadt in
Bosnien,
[* 5]
Kreis
[* 6]
Sarajevo, an der Stavuja, einem rechtsseitigen Zufluß derBosna,
mit (1885) 1807 meist kath. Einwohnern,
Bergbau,
[* 7]
Roh- und Schmiedeeisenproduktion.
in der schwed.
Armee die den Garnisondienst versehenden
Truppen, welche aus geworbenen
Mannschaften bestehen, die sich zu 2-6jährigem
Dienst verpflichtet haben;
(spr. warhelj, rumän. Grediste), Dorf im ungar.
KomitatHunyad
(Siebenbürgen), zwischen
Hátszeg und dem
EisernenThor-Paß, an der
Stelle der ehemaligen dacischen Hauptstadt
Sarmizegetusa (s. d.), auf deren Trümmern Trajan 105
n. Chr. die Stadt Ulpia Trajana erbauen ließ, mit
zahlreichen merkwürdigen Überresten dieser Stadt.
(Variae lectiones), die abweichenden oder verschiedenen Lesarten in den
Handschriften alter Schriftsteller,
welche bald durch sprachliche Unkunde oder Nachlässigkeit der Abschreiber, bald durch unzeitige Verbesserungssucht
u. dgl. entstanden sind. Die Varianten einer
Schrift zusammengenommen nennt man den kritischen
Apparat. Die Varianten zu würdigen und aus ihnen die richtige Lesart herauszufinden,
ist Aufgabe der niedern oder Wortkritik im
Gegensatz zur sogen. höhern
Kritik, welche darauf ausgeht, unabhängig von der
handschriftlichenÜberlieferung aus innern
Gründen Echtes vom Unechten zu scheiden. Neuerdings hat man
angefangen, in den Werken auch neuerer Dichter neben den Änderungen letzter
Hand
[* 12] die frühern Lesarten hinzuzufügen.
in der
Musik allerlei
Verwandlungen
(Metamorphosen)
eines prägnanten
Themas, welche jedoch dasselbe auch
in der kühnsten Verkleidung noch kenntlich erhalten müssen. Gewöhnlich verwandelt eine
Variation immer nur ein
Element oder
doch nur wenige
Elemente des
Themas, d. h. die Taktart oder
Rhythmik oder die
Harmonik oder die
Melodik desselben. Die alten
Doubles
(s. d.), die älteste Art der Variationen, ließen alle diese
Grundpfeiler unangetastet und umhingen nur das
Thema mit immer wieder anderm Aufputz und gesteigerter
Figuration
(Händels »Harmonious
blacksmith«).
Die eigentliche
Variation aber, wie wir sie bereits bei
Haydn und
Mozart völlig entwickelt finden, bringt das
Thema gelegentlich
in
Moll statt in
Dur oder im
¾-Takt statt im 2/4 oder 4/4-Takt, punktiert oder synkopiert die Rhythmen,
führt irgend ein besonderes (nicht dem
Thema angehörendes)
Motiv durch, verdeckt das
Thema durch eine reizvolle Gegenmelodie,
erweitert oder beschränkt den
Ambitus der
Melodie durch Einführung neuer
Steigerungen oder durch Unterdrückung einzelner
hervorstehender
Töne u. s. f. Es gibt nichts, was der
Variation versagt wäre, vorausgesetzt nur, daß
auf irgend eine
Weise das
Bewußtsein des
Themas lebendig erhalten bleibt.
Während die alten
Doubles stets die
Tonart festhielten, stellt man heute in Themen mit Variationen gern kontrastierende
Tonarten (auch
Terztonarten) einander gegenüber. Als Musterbeispiele von Variationen seien noch aus vielen die Beethovenschen in
F dur, die der Klaviersonate in
As dur, die Schubertschen in
B dur,
Mendelssohns
»Variations sérieuses«,
die von
Brahms über ein
Thema von
Haydn (für
Orchester) und die von
Saint-Saëns für zwei
Klaviere über ein
Thema von
Beethoven
genannt.
Lindelöf,Leçons de calcul des variations (Par. 1861). -
In der
Astronomie
[* 15] ist
Variation eine zuerst von dem arabischen Astronomen Abul Wefa und später von
Tycho Brahe
entdeckte Ungleichheit der Mondbewegung, die in den
Syzygien und
Quadraturen verschwindet, in den vier
Oktanten, d. h. den zwischen
jenen in der Mitte liegenden
Punkten, aber bis auf 0,65° anwächst.
Ach. (Blatterflechte), früher angenommene Flechtengattung, welche aber nur unvollständige Entwickelungszustände
andrer
Flechten
[* 16] darstellt, nämlich einen sterilen, krustenförmigen
Thallus, welcher mit staubigen Soredienhäufchen bedeckt
ist. Es gibt zahlreiche derartige
Formen, die meist an schattigen
Orten auf
Baumrinden und
Felsen wachsen.
Rufus,Lucius, röm. Dichter, lebte zwischen 74 und 14 v. Chr., vertrauter Freund des Horaz und Vergil, dessen
ihm und Plotius Tucca hinterlassene Äneide er im Auftrag des Augustus redigierte und herausgab.
Seiner Thätigkeit verdankte es Württemberg
[* 23] vornehmlich, daß durch das Gesetz vom Gewerbefreiheit eingeführt wurde.
Dagegen vertrat er in den Kämpfen von 1848 und in der Reaktionsperiode mit großer Entschiedenheit den Standpunkt der Regierung
und die Sonderinteressen des Adels. König Karl ernannte ihn zum Minister des Auswärtigen und
des königlichen Hauses und übertrug ihm im Oktober auch noch die Leitung der Verkehrsanstalten. Die Mehrheit der Abgeordneten
gewann Varnbüler, indem er die Verkehrsmittel, namentlich die Eisenbahnen, erheblich förderte.
In der deutschen Politik war er einer der entschiedensten Gegner Preußens
[* 24] und Hauptverfechter der Selbständigkeit
und des maßgebenden Einflusses der Mittelstaaten. 1866 sprach er in einer heftigen Rede gegen Preußen
[* 25] bei der Beratung der
Kammer über die Kriegsfrage das bekannte Wort: »Vae victis!« Zwar fügte er sich in den Frieden mit Preußen und in das Schutz- und Trutzbündnis,
vertrat aber bei den Zollparlamentswahlen 1867, bei welchen er selbst gewählt wurde, noch den partikularistischen
Standpunkt. Im August 1870 endlich entlassen, ward er 1871 in den Reichstag gewählt, dem er bis 1881 angehörte, wo er sich
als reichstreu bewährte, doch seine schutzzöllnerischen Ansichten beibehielt. Ende 1878 ward er zum
Vorsitzenden der Tarifkommission ernannt, welche das Reichszollwesen in schutzzöllnerischem Sinn umgestalten sollte, und
hatte an dem Zustandekommen des neuen Tarifs von 1879 hervorragenden Anteil. Er starb in Berlin. Varnbüler schrieb: »Über
das Bedürfnis einer Gewerbegesetzgebung in Württemberg« (Stuttg. 1846),
Durch seine wider seinen Wunsch erfolgte Ausschließung von den Geschäften mißmutig und verdrießlich gemacht, beobachtete
er die Ereignisse, namentlich die innere EntwickelungPreußens, mit hämischen Blicken und zeichnete seine
oft engherzigen und kleinlichen Beobachtungen sowie den gewöhnlichsten Klatsch sorgfältigst auf. Varnhagens litterarische
Thätigkeit ging bald von Versuchen in romantischer Dichtung zur Biographie und litterarischen Kritik über. Als Prosaiker zeichnete
er sich durch einen ersichtlich an Goethe gebildeten, aber der Frische und unmittelbaren Kraft
[* 43] des Ausdrucks
entbehrenden, fein geglätteten Stil aus, der dann am lebendigsten
¶
mehr
und wirkungsreichsten erscheint, wenn Varnhagen aus dem reichen Schatz seiner persönlichen Erinnerungen schöpft. Zu seinen Hauptwerken
gehören: »Deutsche
[* 45] Erzählungen« (Stuttg. 1815);
Ihr persönlich innigstes Verhältnis bis 1813 war das zu Alexander von der Marwitz, der in der Schlacht
bei Montmirail den Heldentod fand. Hierauf ward sie Christin und vermählte sich mit Varnhagen, der ihr schon 1807 nahegetreten
war. Sie starb in Berlin. Eine reiche Auswahl aus ihrem schriftlichen Nachlaß gab ihr Gatte unter
dem Titel: »Rahel, ein Buch des Andenkens für ihre Freunde«, Briefe enthaltend (Berl. 1833; neue Aufl. 1834, 3 Bde.),
heraus, der dann die »Galerie von Bildnissen aus RahelsUmgang und Briefwechsel« (Leipz. 1836, 2 Bde.)
folgte. Beide Werke spiegeln eine scharf originelle, im Kern edle Natur und bleiben ein wichtiger Beitrag
zur innern Entwickelungsgeschichte
[* 51] des deutschen Geisteslebens jener Zeit. Später erschien auch ihr Briefwechsel mit DavidVeit (Leipz. 1861, 2 Bde.) und
mit Varnhagen (das. 1874-75, 6 Bde.).
Von Oktavian begnadigt, lebte er, bis an sein Ende geistesfrisch und litterarisch thätig, bis 27 v. Chr.
Varros Gelehrsamkeit umfaßte das ganze Gebiet des damaligen Wissens, und seiner Produktivität kam kein Römer
[* 61] und nur wenige
unter den Griechen gleich. Die Gesamtzahl seiner teils prosaischen, teils poetischen Werke betrug über 70 in mehr als 600 Büchern.
Vollständig erhalten haben sich davon nur die im 80. Lebensjahr verfaßten drei Bücher über die Landwirtschaft
(hrsg. von Schneider in den »Scriptores rei rusticae«, Leipz. 1794, und von Keil, das. 1882 ff.; Textausg.
von Keil, das. 1889) und von den 25 Büchern des Werkes »De lingua latina« Bd. 5-10 (beste Ausg.
von Spengel, 2. Aufl., Berl. 1885, und O. Müller, Leipz. 1833). Hauptsächlich galten seine Studien der
heimischen Sprache,
[* 62] Litteratur, namentlich der dramatischen (s. Plautus),
2) Publius Terentius, röm. Dichter, am Atax in Gallien geboren (daher Atacinus),
lebte 82
¶
mehr
37 v. Chr. und gehörte der in seiner Zeit aufkommenden alexandrinischen Richtung der römischen Poesie an. Sein Hauptwerk, die
»Argonautae«, in 4 Bänden, eine freie Nachbildung der »Argonautica« des Apollonios von Rhodos, scheint die bedeutendste Leistung
auf dem Gebiet des erzählenden Epos zwischen Ennius und Vergil gewesen zu sein. Sammlung der geringen
Überreste seiner Dichtungen bei Riese: »M. Ter. varronis saturarum Menippearum reliquiae« (Leipz. 1865).
(lat. vassus, vasallus), s. v. w. Lehnsmann,
s. Lehnswesen. ^[= (Feudal-, Benefizialwesen). Man versteht unter Lehen (Lehnrecht, lat. Feudum, Feodum, Beneficium ...]
Doch leistete er das Beste im Bildnis (Lorenzo Magnifico in den Uffizien zu Florenz, GroßherzogCosimo I.
im Berliner
[* 68] Museum). Viel bedeutender sind seine architektonischen Schöpfungen, insbesondere sein Hauptwerk: die Uffizien in
Florenz, in deren Ausführung er eine schwierige Aufgabe mit hoher Genialität löste. Am bekanntesten ist sein Name jedoch
durch seine schriftstellerische Thätigkeit geworden, durch das große biographische Sammelwerk »Vite
de' più eccellenti pittori, scultori ed architetti«, welches zuerst 1550, in zweiter, vermehrter Auflage 1568 erschien (neue
Ausgaben von Le
[* 69] Monnier, Flor.
1846-57, 15 Bde.; von Milanesi, das. 1878-85, 9 Bde.;
deutsche Übersetzung mit Erläuterungen von Schorn und E. Förster, Stuttg. 1832 bis 1849, 6 Bde.).
Die Herausgabe ausgewählter Biographien zum Gebrauch bei Vorlesungen begann Frey (Berl. 1885 ff.). Vasari starb in
Florenz.
(spr. waskongssellusch), Joaquim de, portugies.
Gelehrter, besonders als Kunsthistoriker und Archäolog hervorragend, geb. zu
Porto, erhielt seine Schulbildung in Hamburg, wo er sich eine gründliche Kenntnis des Deutschen aneignete, studierte dann 1865-69
zu Coimbra, unternahm später mehrjährige Reisen in Deutschland, Frankreich, England und auf der Pyrenäischen Halbinsel und bekleidet
seit 1883 die Professur der deutschen Sprache am Lyceum zu Porto, seit 1889 daneben die Stellung eines Direktors
des Museums für Handel und Industrie. Vasconcellos ist ein Gelehrter von bedeutenden Kenntnissen und einer in Portugal seltenen Wissenschaftlichkeit.
Seine Schriften sind teils musikgeschichtlichen Inhalts, so: »Os musicos portuguezes. Biographia-bibliographia« (Porto 1870, 2 Bde.),
»Goësiana« (das. 1879-81, 4 Bde.)
und zahlreiche Broschüren und Abhandlungen kunstwissenschaftlichen Inhalts.
Noch besondere Beachtung verdienen die gründlichen
Schriften über Goethes »Faust«, die er aus Anlaß der freien Übersetzung des Gedichts von Castilho veröffentlichte, namentlich
»O Faust de Goethe e a tradução de Castilho« (Porto 1872) und »O consummado germanista« (das.
1873),
wie er denn auch sonst gegen die oberflächliche, in Portugal herrschende Art wissenschaftlicher Forschung, namentlich
in seinem Organ, der »Actualidade« (»Gegenwart«),
stets tapfer angekämpft hat. - Verheiratet ist Vasconcellos seit 1876 mit einer Deutschen, Karolina Michaelis, die, zu Berlin
geboren und auf der Luisenschule daselbst unter Mätzners u. Goldbecks Leitung ausgebildet, sich namentlich
umfassende Sprach- u. Litteraturkenntnisse (sogar des Griechischen, Arabischen und Hebräischen) erwarb und als Herausgeberin
und Schriftstellerin einen geachteten Namen gemacht hat. Wir nennen von ihren Veröffentlichungen: »Romancero del Cid« (Leipz.
1870);
»Studien zur romanischen Wortschöpfung« (das. 1876);
»Ein portugiesisches Weihnachts-Auto: Pratica de tres
pastores« (Braunschw. 1879);
(Adeps petrolei), fettähnliche Substanz von der Konsistenz des Schweineschmalzes, wird aus amerikanischen Petroleumrückständen,
aus Paraffinöl und Ozokerit dargestellt.
Die Materialien werden durch Dampf
[* 70] auf etwa 30° erwärmt, mit 10 Proz.
konzentrierter Schwefelsäure
[* 71] versetzt, eine halbe Stunde gut gemischt und der Ruhe überlassen.
gewaschen, dann mittels Dampfes auf 80° erwärmt, mit gekörnter Tierkohle gemischt und nach dem Absetzen filtriert. Nach einer
andern Methode wird das Rohmaterial lediglich mit Kohle behandelt, und nachdem es farblos geworden, läßt man überhitzten
Wasserdampf direkt einströmen und steigert die Temperatur bis 250°. Nach einigen Stunden filtriert man das
Vaselin (etwa 25-30 Proz. des Rohstoffs) durch Papier. Diese Methode leidet an dem großen Übelstand, daß die Kohle ungemein schnell
erschöpft wird und nur einen kleinen Prozentsatz ihres eignen Gewichts Vaselin zu entfärben vermag. Es sind deshalb umfangreiche
Einrichtungen zur Extraktion der in der Kohle hängen bleibenden Lösung sowie zum Regenerieren der Kohle
mit überhitztem Dampf von 400 bis 500° erforderlich.
Gutes Vaselin ist vollkommen farb-, geruch- und geschmacklos, schmilzt zu einer völlig klaren, farblosen Flüssigkeit und erstarrt
wieder zu einer homogenen, nicht kristallinischen Masse. KalterAlkohol von 98 Proz. löst 2,2 Proz.
Vaselin und hinterläßt beim Verdampfen eine bei gewöhnlicher Temperatur flüssige Substanz. Heißer Alkohol
löst das Vaselin vollständig, beim Erkalten aber scheidet es sich wieder flockig aus. Ähnlich verhält es sich
gegen Benzol und Äther, und in letzterm ist es auch in der Wärme
[* 81] nicht vollkommen klar löslich.
Gegen kochende Kalilauge verhält sich Vaselin vollkommen indifferent und gibt an dieselbe nichts ab. Auch
Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,6 und Salpetersäure vom spez. Gew. 1,185 verändern beim Kochen das Vaselin nicht. Rauchende Salpetersäure
färbt es gelbrot und Schwefelsäure vom spez. Gew. 1,82 schwärzlichgrau.
Es verbrennt ohne Rückstand. Wegen seiner großen Beständigkeit an der Luft und der Eigenschaft, unter keinen Umständen ranzig
zu werden, hat das Vaselin, welches zuerst 1876 auf der Industrieausstellung in Philadelphia
[* 82] erschien, schnell
ausgedehnte Verwendung gefunden und dient namentlich in der Pharmazie als Körper für verschiedene Salben und Linimente, auch
als kosmetisches Mittel, in der Veterinärpraxis als Hufsalbe, bei Druckschäden, gegen Raude und Klauenseuche, in der Technik
zum Schmieren feiner Maschinenteile, als Schutzmittel gegen Rost und als Lederschmiere.
Die vollkommene Geruchlosigkeit gestattet die Verwendung des Vaselins zu den feinsten Pomaden, Cold-Creams etc., welche den
besten französischen, mit Fett dargestellten Präparaten gleichkommen. Vaselin ist ein Gemisch von Kohlenwasserstoffen, das amerikanische
Vaselin ist z. B. im wesentlichen eine Lösung von pennsylvanischem Petroleumparaffin in geruchlos gemachtem
Heptan. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten beziehen sich auf die Konsistenz, den Schmelzpunkt, das
Verhalten zu siedendem Alkohol und kaltem Weingeist. Auch nimmt das amerikanische Vaselin beim Erhitzen verhältnismäßig viel
Sauerstoff auf und wird dabei scharf riechend und sauer, während das deutsche Virginiavaselin nur wenig
Sauerstoff aufnimmt, kaum merklich riechend und kaum erkennbar sauer wird. Letzteres ist in der deutschen Armee als Waffenöl
eingeführt worden. Ozokerine, Kosmoline sind ähnliche Präparate.
im allgemeinen jede Art von Gefäßen zur Aufbewahrung
von Flüssigkeiten, im engern Sinn die aus Thon gefertigten, manchmal bloß an der Luft getrockneten, gewöhnlichen,
aber hart gebrannten und glasierten Gefäße, welche in großen Mengen in den Gräbern der Griechen, Römer und Etrusker gesunden
werden. Da die ersten Beispiele in Italien
[* 84] und vorzugsweise in Etrurien zum Vorschein kamen, hielt
man sie anfangs für einheimisches
Fabrikat und bezeichnete die ganze Gattung irrtümlich als etruskische Vasen. Erst die Entdeckung einzelner
etruskischer Totenstädte (Nekropolen), besonders von Vulci, wo bemalte in großer Anzahl in den 20er Jahren unsers Jahrhunderts
zum Vorschein kamen, verschaffte eine umfassendere Übersicht und die Überzeugung, daß die Vasen mit ihren Bildern
durchaus nach Griechenland
[* 85] weisen.
Aus dieser Einheitlichkeit des Ursprungs erklärt sich auch die große Übereinstimmung der Vasen untereinander, der
durchgängige Gebrauch der griechischen Sprache für die Beischriften und die Bezüglichkeit der Darstellungen
auf griechisches Leben, griechische Religion und Mythologie, wobei die athenische Heldensage entschieden bevorzugt wird. In Athen
selbst bildeten die Töpfer eine große Gilde, von deren Quartier ein ganzer Stadtteil den Namen Kerameikos führte. Hier haben
die Funde auch die Bestimmung der Vasen am deutlichsten gemacht. In denGräbern am Dipylonthor und im Hafen
Peiräeus sind Mengen von kleinen, buntfarbig auf weißem Grund bemalten Lekythen (s. Tafel,
[* 80]
Fig. 6) gefunden worden, auf denen
die athenischen Bestattungsgebräuche häufig dargestellt sind. Man trug in solchen Ölfläschchen das zum Salben des Grabsteins
nötige Öl an das Grab, band dann das Gefäß an die Denksäule oder legte es dem Toten mit in den Sarg.
Größere Vasen dienten zur Aufnahme der Asche des verbrannten Leichnams (man kannte sowohl Erd- als Feuerbestattung), kleinere, besonders
reich verzierte aber finden sich in den Särgen neben Thonfiguren und scheinen als das gewöhnliche Spielzeug des
¶
mehr
Lebenden auch dem Toten in seiner letzten Wohnung belassen worden zu sein. Solche Verwendung für Alltagszwecke verdeutlichen
auch viele Vasenbilder und die Formen der Gefäße selbst. Man unterschied Gebrauchs- und Prunkgefäße und kannte eine große
Fülle von Formen und Namen, die sich jetzt nur zum Teil noch identifizieren lassen. Bewunderungswürdig,
wie in den eigentlichen Kunstwerken, ist der griechische Schönheitssinn auch in diesen Handwerksprodukten, um so mehr, als
er Schönheit und Brauchbarkeit in den Vasen aufs innigste zu vereinigen wußte.
Was die Gebrauchsgefäße betrifft, so sind die größten, wie unsre Fässer als Vorratsbehälter benutzten oft ganz schmucklos,
besonders der Pithos (Dolium), meist von ganz außerordentlichem Umfang (solche in Troja
[* 93] gefunden und jetzt
im Museum für Völkerkunde in Berlin aufbewahrt), so daß ein kleinerer dem PhilosophenDiogenes als Wohnung dienen konnte, obgleich
sie meist bis an den Rand in die Erde eingegraben wurden. Der Art war auch das Faß
[* 94] der Danaiden u. a. Weniger
umfangreich, deshalb noch tragbar, war der Stamnos, ein Weinbehälter
[* 92]
(Fig. 7 der Tafel); andre führen von dem Doppelhenkel
den NamenAmphora, und diese Form wurde ausschließlich für die das heilige Öl der Athene
[* 95] enthaltenden Preisgefäße, welche
die Sieger der panathenäischen Spiele erhielten, gewählt, auf ihnen auch durch das unveränderliche Bild
der Athene zwischen Säulen
[* 96] und durch Beischriften (»ich stamme von den athenischen Spielen«) die Bestimmung deutlich gemacht
[* 92]
(Fig. 4). Sehr schön und praktisch ist die Form der Hydria,
[* 97] des Krugs zum Wasserholen, der, nach oben zu anschwellend, um das
Balancieren auf dem Kopf zu erleichtern, einen vertikalen Henkel zum Herabnehmen und zwei horizontale zum
Aufheben hatte.
Eine eigentümliche Gestalt hatte das ausschließlich für Gräberzwecke gearbeitete Ölfläschchen, die Lekythos (Fig. 6),
denselben Inhalt hatte das Toilettengerät
[* 92]
Fig. 8 und das tropfenförmig gebildete Alabastron. Für Mischgefäße,
in denen der Wein zum Trinken mit Wasser versetzt wurde, ist Krater (s. d.) der allgemeine Name
[* 92]
(Fig. 3).
Die Mündung desselben mußte sehr weit sein, damit man bequem daraus schöpfen konnte. Dazu dienten langhenkelige Tassen,
wie
[* 92]
Fig. 5 der Tafel (s. auch Kyathos), oder löffelartige Geräte (Kotyli, Arybállos).
Zum Trinken verwendete man teils Becher
[* 98] (Kantharos),
[* 99] teils flache, runde Schalen, die entweder ohne Fuß und Handhaben
waren und bloß mit dem Daumen und dem in die mittlere knopfartige Bodenerhebung gesteckten dritten Finger gehalten wurden
(Phiále), oder mit Fuß und zwei Henkeln versehen waren (Kylix).
[* 100] Zum Einschenken dienten Flaschen und Kannen
[* 92]
(Fig. 1 u. 10).
Auch diese Geräte sind uns nur als
Gräberschmuck erhalten geblieben und manchmal ausdrücklich dafür
gearbeitet, daher ohne Boden. Lediglich dekorative Bedeutung hatten andre Vasen, namentlich die in unteritalischen Gräbern vorkommenden,
mit auf den Totenkult bezüglichen Bildern geschmückten Prachtamphoren, deren einzelne von sehr beträchtlicher Größe sind.
Derartige Vasen nun arbeitete Athen in Menge für den Export, den enge Handelsbeziehungen zu Etrurien, das seine
Erzgeräte dafür eintauschte, sehr erleichterten. In Italien bildete sich aber nach griechischem Vorbild frühzeitig auch
eine heimische Thonwarenindustrie heraus, welche die fremden Muster erst sklavisch kopierte, dann ihre eignen Wege ging und
in lokalem Stil und nach eignem Geschmack zu fertigen verstand. Man unterscheidet daher griechische Vasen originalen Ursprungs,
italische Nachahmungen und italische Lokalprodukte.
Zeitlich aber läßt sich die Entwickelung der Vasenmalerei von der ältesten Zeit bis in das 3. und 2. Jahrh. v. Chr., die
Zeit ihres Verfalls und endlichen Aufhörens, verfolgen. Sie begleitet alle Wandlungen der hohen Kunst, spiegelt in ihren Darstellungen
die poetischen und religiösen Anschauungen des Volkes, Götter- und Heroensagen, das häusliche Leben, Krieg
und Handwerksverrichtungen mit größter Deutlichkeit wider und wird dadurch für die Kenntnis des Altertums von höchster
Wichtigkeit.
Die frühsten Produkte gehören der vorhistorischen Zeit an, sie haben sich in den Burggräbern von Mykenä, auf Kreta, Cypern
[* 101] (s. Textfig. 1-3) und andern Inseln gefunden und entnehmen ihre Ornamentmotive dem Pflanzen und Tierreich
des Meers (phantastische Seetanggebilde, Polypen, Seesterne
[* 102] etc.). Auf diese sogen. mykenischen Vasen folgen
zeitlich die Vasen geometrischen Stils, charakterisiert durch Ornamente
[* 103] mit linearem Schema, Streifen, Rauten, Schachbrettmustern,
Kreisen, die durch Tangenten verbunden sind, also Formen, welche aus der ältesten indoeuropäischen Metallarbeit
und aus der Weberei entnommen sind.
Allmählich zeigen sich auch Figuren, zunächst noch durch Strichmuster ausgefüllt, phantastische Tiergestalten, endlich
selbst miteinander kämpfende Tiere und menschliche Figuren. Hierin schon wird der Einfluß des Orients, vermittelt durch die
Handelsleute Phönikiens, sichtbar, der endlich in den assyrisierenden Vasen zur Herrschaft gelangt. Die Streifendekoration
bleibt, aber der ganze Leib der Gefäße wird jetzt, mit Figuren untermischt, mit Rosetten in Nachahmung orientalischer Teppichmuster
überzogen. Hierzu treten jetzt rein griechische Darstellungen mit griechischen Beischriften, so auf dem Deckel der berühmten,
in Korinth gefertigten Dodwellvase (nach dem Finder und ersten