u. Lond. 1887). Vambéry ist auch auf dem
Feld asiatischer
Politik thätig; in dieser Beziehung sind außer seinen Beiträgen zu
deutschen, englischen und ungarischen
Zeitschriften besonders die
Schriften: »Rußlands Machtstellung in
Asien«
[* 2] (Leipz. 1871),
»Zentralasien
[* 3] und die englisch-russische Grenzfrage« (das. 1873),
nach dem Volksglauben, namentlich der slawischen, rumänischen und griechischen
Bevölkerung
[* 6] der untern Donauländer
und der
Balkanhalbinsel,
[* 7]Geist eines Verstorbenen, der des
Nachts sein
Grab verläßt, um
Lebenden das
Blut
auszusaugen, von
dem er sich nährt. Da dieser Abergaube ^[richtig:
Aberglaube] noch jetzt sehr verbreitet ist und sofort auftritt,
wenn in den betreffenden Gegenden einem Familienmitglied andre schnell in den
Tod nachfolgen oder hinsiechen, so hat man allerlei
Vorsichtsmaßregeln und
Gegenmittel, zu denen das Bedecken des
Mundes, das Mitgeben von allerlei Beschäftigungsmitteln im
Sarg sowie namentlich das Hauptabschlagen des wiederausgegrabenen
Toten und
Durchstoßen mit einem Holzpfahl gehört. In diesem
Wahn führt der
Glaube an Vampire häufig zu Leichenschändungen und Friedhofsentweihungen.
bei niederländischen Personennamen (z. B.
van Dyck) die ursprünglich die Herkunft bezeichnende
Präposition, jedoch keineswegs eine Bezeichnung des
Adels (s.
Adelsprädikat), wird häufig mit dem
Namen selbst zu Einem
Wort
zusammengezogen (Vandenhoeck).
(Vanadin) V,
Metall, findet sich, mit
Sauerstoff verbunden, als Vanadinsäureanhydrit (Vanadinocker) und als
Vanadinsäuresalz in mehreren seltenen
Mineralien,
[* 11] von denen nur der Mottramit (vanadinsaures
Bleioxyd mit vanadinsaurem
Kupferoxyd)
in größerer
Menge vorkommt, außerdem weitverbreitet, aber nur in geringen
Mengen, in manchen
Uran- und in
Eisenerzen, aus
denen es in das
Eisen
[* 12] und die
Schlacke übergeht. In der
Thomasschlacke findet sich 1-2 Proz. Vanad. Das aus
dem
Chlorid durch
Wasserstoff abgeschiedene
Metall ist grau, kristallinisch, spez. Gew. 5,5,
Atomgewicht 51,2, schwer schmelzbar, oxydiert sich an der
Luft, verbrennt bei Rotglut an der
Luft zu
Oxyd, löst sich mit blauer
Farbe in
Salpetersäure, gibt mit schmelzendem
Ätznatron vanadinsaures
Natron.
Zur
Darstellung von Vanadinsäureverbindungen zieht man Mottramit mit starker
Salzsäure aus, verdampft
die
Lösung mit überschüssigem
Salmiak, reinigt das ausgeschiedene, schwer lösliche vanadinsaure
Ammoniak durch wiederholtes
Umkristallisieren und zersetzt es
durch Erhitzen. Das zurückbleibende geschmolzene Vanadinsäureanhydrid V2O5 erstarrt
amorph oder in rotbraunen, metallglänzenden, geschmack- und geruchlosen
Kristallen, welche mit etwa 1000 Teilen
Wasser eine
gelbe, geschmacklose, sauer reagierende
Lösung geben.
Auch aus
Eisen- und Uranerzen wird Vanadinsäureanhydrit dargestellt. Die
Lösung des letztern in
Ammoniak liefert farblose,
wasserfreie, kristallinische Krusten von vanadinsaurem
Ammoniak NH4VO3 , welches in
Wasserschwer, in
Alkohol
und konzentrierter Salmiaklösung nicht löslich ist und Galläpfelaufguß tiefschwarz färbt. Man benutzt es zur
Darstellung von Anilinschwarz, auch wurde es zum
Schwarzfärben mit
Blausalz und zur Bereitung schwarzer
Tinte empfohlen.
Aus einer
Lösung von
Kupfervitriol und
Salmiak scheidet sich auf Zusatz des
Salzes bei 75° Vanadinsäure HVO3 in
prachtvoll goldglänzenden
Schuppen aus. Dies
Präparat (Vanadinbronze) kann als
Surrogat der echten
Goldbronze benutzt werden.
Vanad wurde 1830 von Sefström in gewissen schwedischen Eisensorten entdeckt.
Das
Innere ist größtenteils gebirgig, dicht bewaldet mit riesigen
Tannen und
Zedern und reich an
Bären, Elentieren,
Bibern
und sonstigem Wilde. Die höchsten Gipfel, soweit bekannt, sind: der Viktoriapik (2271 m),
CrownMountain (1854
m) und der
BergArrowsmith (1637 m).
Seen sind zahlreich. Die
Flüsse
[* 16] sind nur auf kurze
Strecken schiffbar, und das gilt
selbst vom Cowichan, dem größten unter ihnen. Das
Klima
[* 17] ist durchaus insularisch und dem von
England ähnlich.
aber erst Vancouver (1792) umschiffte die ganze Insel, traf jedoch in der dieselbe vom Festland trennenden Straße mit dem Spanier
Dionisio Galiano zusammen. Schon 1778 hatten sich einige Engländer am Nutkasund niedergelassen, waren aber 1789 von den Spaniern
vertrieben worden. Indessen traten letztere ihre Ansprüche an England ab. Später reklamierten die Amerikaner
diesen Teil der Westküste Nordamerikas, aber auch sie entsagten ihren Ansprüchen im Grenzvertrag von 1846. Im J. 1849 wurde
der Hudsonbaikompanie die Insel auf zehn Jahre übergeben, gegen die Verpflichtung, dieselbe anzusiedeln. 1859 wurde sie als
besondere Kolonie konstituiert, und seit 1866 bildet sie mit dem benachbarten Festland die KolonieBritisch-Columbia.
german. Volk, das ursprünglich im NO. Germaniens im mittlern Odergebiet an den Sudeten seßhaft war.
Sie zerfielen in zwei Stämme, die Asdinger und die Silinger. Später gehörten sie zum gotischen Völkerbund und nahmen an den
Einfällen der Goten in das römische Reich teil; eine 277 in Gallien eingedrungene Schar Vandalen wurde von KaiserProbus besiegt und
nach Britannien verpflanzt. Später nach Schlesien
[* 23] und Mähren
[* 24] übergesiedelt, wurden sie von da durch Konstantin
nach Pannonien verpflanzt.
Unterstützt von den unterdrückten Eingebornen, bemächtigten sie sich binnen zwei Jahren aller StädteMauretaniens. Nachdem sich Bonifacius mit dem Kaiser ausgesöhnt hatte, wollte er die Vandalen zur Rückkehr bewegen; allein selbst
Waffengewalt vermochte nichts gegen sie. Die in zwei Feldschlachten Sieger, überschwemmten das Land, eroberten die FesteHippo
und vollendeten durch die Erstürmung Karthagos 439 den Bau des großen Vandalenreichs in Nordafrika.
Von hier aus plünderten und verwüsteten sie mit ihren Schiffen alle Inseln und Küsten des westlichen Mittelmeers,
[* 27] 455 auch
Rom und
[* 28] vernichteten 468 bei Bone eine große römische Flotte von mehr als 1000 Schiffen. Im Innern bedrückten sie als eifrige
Arianer die orthodoxe Kirche und erregten den bittersten Haß der römischen Einwohner. Voll Trotz auf
ihre kriegerische Überlegenheit, verschmähten sie jede Vermischung mit denselben. Aber seit dem TodGeiserichs (477), unter
Hunnerich (477-484), Gundamund (484-496) und Thrasimund (496-523), sanken die in zunehmende Entartung, nahmen römische Sitten
und Üppigkeit an und vernachlässigten Ackerbau und Seefahrten.
Thrasimunds Nachfolger Childerich (523-530), der Sohn Hunnerichs, behauptete sich gegen die Witwe seines
Vorfahren Amalfried, die er schlug und gefangen nahm. Seine Hinneigung zu den Römern aber und seine Begünstigung der katholischen
Religion weckten Unzufriedenheit bei den Vandalen, und so gelang es seinem VetterGelimer, dem Urenkel Geiserichs, ihn zu stürzen
(530).
Als Gelimer jede Bitte um Schonung des Königs ablehnte, sandte der oströmische Kaiser Justinian
zu gunsten des Gefangenen 533 Belisar mit 15,000 erlesenen Streitern gegen ihn.
Gelimer ließ Childerich und seine Söhne ermorden, gab aber nach der ersten Feldschlacht beim zehnten Meilenstein die Hauptstadt
Karthago
[* 29] preis und floh nach einer zweiten Schlacht bei Trikameron nach Numidien. 534 ergab er sich, in
einer Bergfeste eingeschlossen, dem siegreichen Feldherrn. Dieser stellte überall griechische Herrschaft und Verwaltung wieder
her, gab Weibern und Töchtern der Vandalen römische Ehemänner, während die männliche Jugend der kaiserlichen Reiterei einverleibt
wurde, und kehrte darauf, von den edelsten Gefangenen, unter ihnen Gelimer, den Schätzen und Kleinodien
des Reichs begleitet, nach Konstantinopel
[* 30] zurück. Gelimer wurde in Konstantinopel im Triumph aufgeführt und endete sein Leben
in Galatien. Als Nachkommen der Vandalen bezeichnet Löher die jetzt ausgestorbenen Ureinwohner (Guanchen) der Kanarischen Inseln (näheres
s. d.).
Vgl. Papencordt, Geschichte der vandalischen Herrschaft in Afrika (Berl. 1837);
Prokopios, Vandalenkrieg
(deutsch von Coste, Leipz. 1884);
Der Unternehmer der Dampferlinie zwischen New York und Philadelphia,
[* 39] ThomasGibbons, stellte ihn 1818 an die Spitze seines Geschäfts,
wo er sich die Kenntnisse und weitern Mittel erwarb, um nach zehn Jahren eine eigne Dampferlinie ins Leben
zu rufen. Immer vom Glück begünstigt, gründete er nacheinander fünf der wichtigsten Dampferlinien und war 1857 Herr einer
Flotte von über 100 Schiffen, als er sich der Eisenbahnspekulation mit nicht minderm Erfolg in die Arme warf, so daß er bei
seinem erfolgten TodBesitzer und Leiter von drei der rentabelsten Bahnlinien war und seinem Sohn
William (geb. zu New Brunswick, gest. in New York) ein Vermögen von 70-100 Mill. Doll. hinterließ.
Vgl.
Croffut, The Vanderbilts (Lond. 1886);
Glardon, Les Vanderbilt et leur fortune (Par. 1889).
(spr. -straten), Edmond, belg.
Musikschriftsteller, geb. zu Oudenaarde, studierte in GentPhilosophie und ließ sich 1857 zu Brüssel
[* 40] nieder, wo er,
von einem mehrjährigen Aufenthalt in Dijon
[* 41] abgesehen, seitdem lebt und eine Stelle an der königlichen Bibliothek bekleidet.
Vanderstraetens Hauptwerk ist »La musique aux Pays-Bas« (bis jetzt 8 Bde., Gent 1867-88), eine wahre Fundgrube
wertvoller historischer Notizen, aber beinahe aphoristisch geschrieben. Außerdem veröffentlichte er noch eine größere
Anzahl mehr oder minder ausgeführter Monographien über einzelne Musiker, wie C. F. de Hollandre (1854), Coussemaker (1858),
J. ^[Jacques] de Gouy (1863), J. F. J. ^[Jan Baptist Jozef?] Janssens (1866) etc., ferner: »Le théâtre
villageois en Flandre« (1874-81, 2 Bde.);
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder,
[* 42] Kreis
[* 43] Flatow, an einem See, hat eine evangelische und eine
kath. Kirche, eine Synagoge, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, eine Dampfschneidemühle, besuchte Pferde- u. Viehmärkte
und (1885) 1668 meist evang. Einwohner.
KarlAdolf von, ausgezeichneter Pandektist, geb. zu Schiffelbach in Kurhessen, studierte zu Marburg,
[* 44] habilitierte sich 1830 als Privatdozent daselbst, wurde 1833 außerordentlicher, 1837 ordentlicher Professor und folgte 1840 einem
Ruf nach Heidelberg
[* 45] an ThibautsStelle, wo er 1849 zum Geheimrat ernannt ward. Er starb daselbst.
Sein Hauptwerk ist der sehr geschätzte »Leitfaden für Pandektenvorlesungen«,
später unter dem Titel: »Lehrbuch der Pandekten« (Marb. 1839-45, 3 Bde.; 7. Aufl.,
das. 1863-70; neuer Abdruck 1875-77). Außerdem schrieb er: »Über die Latini Juniani«
(Marb. 1833) und »Über die Lex Voconia« (Heidelb. 1863). Seit 1841 war er Mitherausgeber
des »Archivs für die zivilistische Praxis«.
Swartz (Vanille), Gattung aus der Familie der Orchideen,
[* 46] hochklimmende, krautige Schlingpflanzen mit Luftwurzeln,
grünem, fleischigem Stamm, wechselständigen, oblongen, meist fleischigen Blättern, großen, in achselständigen
Trauben oder Doldentrauben stehenden Blüten und verlängerter, schotenartiger, bei der Reife etwas fleischiger Frucht, welche
von der Spitze zweiklappig aufspringt und mit einem balsamischen, von sehr kleinen Samen
[* 47] strotzenden Mus erfüllt ist.
mit kurzgestielten, länglichen bis länglich-ovalen, fast flachen
Blättern, gelblichgrünen, geruchlosen Blüten und 15-25 cm langen, bis 13 cm breiten, nach beiden Enden verschmälerten, stumpf
dreikantigen Früchten, wächst in der heißen Region des östlichen Mexiko in feuchten, schattigen, warmen Wäldern und klimmt
hoch an Bäumen empor; sie wird dort namentlich in den Küstenstrichen von Veracruz, auch an der Westseite
der Kordilleren in Oajaca, Tabasco, Chiapas und Yucatan, ferner auf Mauritius, Réunion und Java und in Westindien
[* 49] kultiviert.
Die Frucht gewinnt durch die Kultur an Aroma und wird am höchsten geschätzt, wenn sie lang und fleischig, stark aromatisch,
dunkel braunschwarz, mit Kristallen bedeckt und nicht aufgesprungen ist. Die Kultur ist einfach: man befestigt 1 m
lange Setzranken an Bäumen (häufig Kakaobäumen), indem man sie kaum die Erde berühren läßt. Sie schlagen dann sehr bald
in die RindeWurzeln, und vom dritten Jahr an geben die Pflanzen 30-40 Jahre hindurch jährlich etwa 50 Früchte. Eine Selbstbefruchtung
ist bei dem eigentümlichen Bau derBlüte
[* 50] nicht möglich; in Mexiko wird die Befruchtung
[* 51] durch ein Insekt
bewirkt, seitdem aber Morren in Lüttich
[* 52] 1837 gezeigt hat, daß jede andre Übertragung der Pollenmasse zur
¶
mehr
Befruchtung auch genügt, ist die Kultur überall, selbst in europäischen Gewächshäusern, ermöglicht worden. Man erntet
die noch nicht vollkommen reifen Früchte, erwärmt sie anhaltend in wollenen Decken und verhindert dadurch das Aufspringen.
Zugleich nehmen die Früchte hierbei die dunkel braunschwarze Farbe an und entwickeln das angenehme Aroma. Die Vanille enthält
Fett, Wachs, Harz, Gummi und Zucker
[* 54] und als Träger
[* 55] ihres AromasVanillin (mexikanische Vanille 1,69, Bourbonvanille 2,48, Javavanille
2,75 Proz.), welches sich oft in feinen, seidenglänzenden Kristallnadeln
ausscheidet.
Der balsamische Überzug der Samen stimmt chemisch wahrscheinlich mit Perubalsam überein. Vanille kommt meist über Frankreich
in den Handel, und 1872 wurden davon 26,587 kg importiert, wovon etwa die Hälfte im Land selbst verbraucht
wurde. Mexiko lieferte 1864 ca. 20,000 kg, seitdem viel weniger, 1877 nur 6993 kg. Réunion exportierte 1877 ca. 18,261 kg, Niederländisch-Ostindien
15,300 kg, andre Länder 4353 kg. Gesamtproduktion 44,907 kg. Man benutzte die
Vanille früher als Arzneimittel bei Nervenleiden, Hysterie, Hypochondrie etc.; gegenwärtig dient sie nur
als feines Gewürz zu Schokolade, Gefrornem, süßen Speisen. Auch andre Arten von Vanilla liefern Vanille, z. B.
C8H8O3 findet sich weitverbreitet im Pflanzenreich, besonders
in den Vanilleschoten, oft in feinen, nadelförmigen Kristallen (1,7-2,7 Proz.), auch in
Siambenzoe, Guajakharz, Runkelrübenrohzucker etc. Es kann künstlich dargestellt werden aus Eugenol (s. Nelkensäure), Coniferin
(s. d.) und aus Guajakol des Buchenholzteers. Im Frühjahr und Anfang des Sommers entrindet man frisch gefällte Nadelholzstämme,
sammelt den Saft des in der Bildung begriffenen Holzes (des Kambiums) durch Abschaben, kocht ihn auf, filtriert,
verdampft, reinigt das sich ausscheidende Coniferin, erhitzt es anhaltend mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure,
[* 59] schüttelt
die Flüssigkeit nach dem Erkalten mit Äther, welcher das gebildete Vanillin aufnimmt, und läßt die ätherische Lösung verdunsten.
Vanillin bildet farblose Kristalle,
[* 60] die stark nach Vanille riechen und heiß schmecken. Es ist leicht löslich
in heißem Wasser, in Alkohol und Äther, schmilzt bei 80-81°, sublimiert, reagiert sauer, bildet kristallisierbare Salze und
wird durch Salpetersäure zu Oxalsäure oxydiert. Es ersetzt sehr gut die Vanille in der Konditorei; 10 g Vanillin leisten
ebensoviel wie 500 g feinste Bourbonvanille, deren Aroma indes haftender ist.
(spr. wanuttschi), Atto, ital. Geschichtschreiber,
geb. zu Tobbiana im Gebiet von Pistoja, war ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, verließ aber das
Seminar, um sich den gerichtlichen Studien zu widmen. Im 23. Lebensjahr erhielt er eine Anstellung als Professor der Humanitätswissenschaften
und später der Geschichte am Collegio Cicognini zu Prato. In die politischen Prozesse der Revolutionsjahre 1848-49 verwickelt,
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mehr
brachte er lange Zeit als Verbannter im Ausland zu: in Frankreich, England, Belgien, der Schweiz,
[* 82] wo er 1852-53 Universalgeschichte
lehrte, dann wieder in Frankreich bis zu seiner Rückkehr nach Florenz
[* 83] 1856. Von der neuen italienischen Regierung erhielt er
die Ämter und Würden eines Bibliothekars der Magliabecchiana, dann eines Professors der römischen Litteratur
am Istituto di studj superiori in Florenz und eines Senators des Königreichs. Er starb, nachdem er 1878 seine Ämter niedergelegt, in
Florenz. Er veröffentlichte: »Storia dell' Italia antica« (Flor. 1846-55, 4 Bde.; 3. Aufl.,
Mail. 1872 ff.),
die zu den besten Darstellungen römischer Geschichte gehört;
ferner »I primi tempi della
libertà fiorentina« (Flor. 1856, 3. Aufl. 1871);
Nicholas, LordBexley, brit. Staatsmann, Sprößling einer aus Danzig
[* 88] stammenden, von dem Städtchen Sittart
im Jülichschen nach England übergesiedelten Familie, geb. wurde 1791 Barrister, beschäftigte sich aber vornehmlich
mit politischen und finanziellen Fragen und veröffentlichte mehrere Schriften darüber. Als entschiedenen
Tory ließ ihn die Regierung 1796 für Hastings ins Parlament wählen und sandte ihn zu Anfang 1801 nach Kopenhagen,
[* 89] um den dänischen
Hof von der nordischen Allianz abzuziehen, was ihm aber nicht gelang. 1804 wurde er Lord des Schatzes, 1805 Obersekretär für
Irland, war dann einige Zeit lang Sekretär
[* 90] des Schatzamtes und bewirkte als solcher 1810 die Suspension
der Barzahlungen durch die Bank von England bis nach geschlossenem Frieden.
Nach PercevalsTod 1812 zum Kanzler der Schatzkammer berufen, verwaltete er dies Amt mehr als zehn Jahre hindurch mit solchem
Erfolg, daß er seinem Nachfolger einen Überschuß von 7 Mill. Pfd. Sterl.
in den Staatsrevenuen hinterließ. Im Februar 1823 ward er mit dem TitelLordBexley zum Peer erhoben und zum Kanzler des Herzogtums
Lancaster ernannt. 1828 aus dem Staatsdienst mit einer Pension von 3000 Pfd. Sterl. ausgeschieden, widmete er fortan seine Thätigkeit
hauptsächlich der Verwaltung mildthätiger und religiöser Institute. Er starb auf seinem Landsitz
Footscray in Kent.
Lava, die bedeutendste der Banksinseln in Melanesien (s. Neue Hebriden), 352 qkm groß, mit vulkanischen Bergen
[* 91] und zahlreichen Solfataren, ist äußerst fruchtbar und schön bewaldet und hat 2000 Einw. An der
Ostseite der HafenPortPatterson.
Levu, die zweitgrößte der Fidschiinseln,
[* 92] 6438 qkm (117 QM.) mit etwa 30,000 Einw.
Die Insel ist durchaus bergig und schön bewaldet, am westlichen Ende, der einzigen Stelle
auf der Inselgruppe, wächst Sandelholz.
früher Bezeichnung einer Modekrankheit der Damen, vermeintlich durch zum
Gehirn
[* 95] aufsteigende Blähungen verursachte Beschwerden und darauf gegründete (hysterische) Launen.
(ital. Varo, bei den Alten Varus), Küstenfluß im südöstlichen Frankreich, entspringt am Mont Pelat im DepartementSeealpen, durchfließt dasselbe in vorwiegend südlicher Richtung, ist sehr reißend, nimmt die Tinée, die Vesubia und den
Estéron auf und mündet nach einem Laufe von 135 km, ohne schiffbar geworden zu sein, zwischen Nizza und
Antibes in das Mittelländische Meer. Der Var ist die natürliche und ethnographische Grenze zwischen Frankreich und Italien,
[* 96] welche
allerdings wiederholt, so seit 1860 (Annexion von Nizza) zu gunsten Frankreichs, verschoben worden ist.
Kreishauptstadt in der ital. ProvinzNovara, an der Sesia und der Eisenbahn Varallo-Novara, mit
Zivil- und Korrektionstribunal, Konviktgymnasium, technischer Schule, 8 Kirchen (mehrere davon mit Gemälden von Gaudenzio Ferrari),
Theater, Eisenwerken, Fabrikation von Eisen- und Kupferwaren, Baumwollmanufaktur und (1881) 2299 Einw.
Nordöstlich dabei der KalvarienbergSacro Monte (s. d.).
Über ihre Fortpflanzungsgeschichte ist nichts bekannt, doch scheinen sie Eier
[* 115] zu legen. Sie werden durch
ihre Räubereien an Haustieren und Eiern lästig, dagegen werden Fleisch und Eier sehr geschätzt, und die Haut
[* 116] benutzt man zum
Überziehen von allerlei Gerät. Die Nileidechse(Varanus niloticusL.), 2 m lang, düster gelbgrün, schwarz gefleckt, zwischen
Schulter und Handwurzel gelb und grünlichgelb getupft, vor jeder Schulter mit schwärzlichem Band,
[* 117] auf
dem Schwanz schwarz und gelb geringelt, bewohnt die meisten FlüsseAfrikas, ist aber viel weniger an das Wasser gebunden als
das Krokodil. Sie ist sehr räuberisch, jagt Säugetiere, Vögel,
[* 118] Reptilien, Frösche,
[* 119] Fische
[* 120] und wurde von den alten Ägyptern
als Vertilger der Krokodileier und junger Krokodile
[* 121] gefeiert, auch auf den Denkmälern häufig abgebildet.
Sie flieht den Menschen, nimmt aber, in die Enge getrieben, den Kampf auf und springt nach Gesicht
[* 122] und Händen. Fleisch u. Eier
werden gegessen.
(spr. warki),Benedetto, ital. Schriftsteller, geb. 1502 zu Florenz, studierte die Rechte in Padua und Pisa,
[* 131] dann,
nachdem er bereits Advokat geworden, noch Humaniora, nahm 1527 an der Vertreibung der Mediceer teil, mußte
einige Jahre später, als Anhänger der Strozzi, selbst Florenz verlassen und lebte nun abwechselnd in Venedig,
[* 132] Padua und Bologna.
Von Cosimo I. von Medici nach Florenz zurückberufen, erhielt Varchi den Auftrag, die neueste Geschichte seiner Vaterstadt zu schreiben,
für welche Arbeit ihm die Propstei zu Montevarchiübertragen ward; so ließ er sich noch im 65. Jahr zum
Priester weihen, starb aber noch vor Antritt seines neuen Amtes 1565 in Florenz.
Varchis Hauptwerk ist die elegant geschriebene, aber zu panegyrisch gehaltene »Storia
fiorentina« (von 1527 bis 1538 reichend, Köln
[* 133] [Florenz] 1721 u. öfter; neue Ausg. von
Milanesi, Flor. 1857, 3 Bde.),
mit einer vortrefflichen Schilderung der Stadt Florenz in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. Von
seinen übrigen Schriften, die zu ihrer Zeit in großem Ansehen standen, nennen wir: »Ercolano«.
Dialoge über die italienische Volkssprache (Flor. 1570, Padua 1744); »Rime« (das. 1555, 2 Bde.)
und »Lezioni sul Dante e prose varie« (neue Ausg., Flor. 1841, 2 Bde.). Gesamtausgaben seiner Werke erschienen
zu Mailand (1804, 7 Bde.; 1834, 2 Bde.)
und Triest
[* 134] (1859).
(Wardö), Stadt im norweg. AmtFinnmarken, auf der nur 6 km langen, schmalen, durch den Bussesund vom Festland
getrennten Insel Vardö im N. des Warangerfjords gelegen, mit (1876) 1322 Einw. Vardö ist
Sitz eines deutschen Konsuls.