Uterus
(lat.), s. v. w. Gebärmutter [* 2] (s. d.);
männlicher s. Vorsteherdrüse.
(lat.), s. v. w. Gebärmutter [* 2] (s. d.);
männlicher s. Vorsteherdrüse.
in der nord. Mythologie das Reich der Riesen oder Jöten (s. d.), daher auch Jötunheim genannt, lag jenseit der von Menschen bewohnten Erde (s. Midgard).
1) (jetzt Bu Schater) altphönik. Stadt, unfern der Ruinenstätte Karthagos an der Mündung des Medscherda (des alten Bagradas) ins Mittelmeer gelegen, von deren einstigem Glanz noch die Trümmer eines Amphitheaters, des Hafens mit Admiralspalast, Aquädukts und mehrerer Zisternen Kunde geben. Nach Movers fällt ihre Gründung durch Tyrer ins Jahr 1100 v. Chr., 287 Jahre vor derjenigen Karthagos. Während alle nordafrikanischen Städte bereits Karthago [* 3] unterthan waren, genoß Utica lange noch Unabhängigkeit mit eignem Senat und selbstgewählten Suffeten.
Als es sich endlich beugen mußte, suchte es wiederholt das Joch abzuschütteln und nahm auch am Söldneraufstand teil. Während es im zweiten Punischen Krieg Karthago treu blieb, ergab es sich im dritten zuerst von allen Städten den Römern und ward zum Lohn dafür, nach Karthagos Fall 146, zur Hauptstadt der Provinz Africa gemacht. Utica war der Schauplatz des Todes des jüngern Cato. In der christlichen Zeit war es Bischofsitz; der letzte aktive Bischof, Potentius, floh 683 vor den Arabern nach Spanien. [* 4] Im Martyrologium besitzt den Ruhm, die sogen. Massa candida (300 Märtyrer auf einmal) hervorgebracht zu haben.
Vgl. Tissot, Géographie comparée de la province romaine d'Afrique, Bd. 2 (Par. 1888). -
2) (spr. jútika) Stadt im nordamerikan. Staat New York, Grafschaft Oneida, am Mohawkfluß und Eriekanal, hat ein Staatsirrenhaus, Woll- und Baumwollspinnerei, Kornmühlen, Stärkefabriken, Orgel- und Pianofortefabriken, Maschinenbauwerkstätten etc. und (1880) 33,914 Einw. Utica wurde 1784 an Stelle des ehemaligen Forts Schuyler gegründet.
s. Silurische Formation. ^[= (hierzu Tafel "Silurische Formation"), älteste Schichtenfolge der Petrefakten führenden ...] [* 5]
Beiname von Cato dem jüngern.
dulci (lat.), »das Nützliche mit dem Angenehmen (verbinden)« (Horaz, »Ars poetica«, 343).
(neulat., Nützlichkeitstheorie, Nützlichkeitssystem), die von Jeremias Bentham aufgestellte Moral- und Staatstheorie, deren Prinzip es ist, der größtmöglichen Anzahl von Menschen den größtmöglichen Nutzen zu verschaffen.
Name einer kurz vor der Julirevolution 1830 begründeten kommunistischen Sekte.
Vgl. Birks, Modern Utilitarianism (Lond. 1874).
possidetis (lat., »wie ihr besitzt«),
Bezeichnung für den augenblicklichen Besitzstand (status quo), ein neuerdings beim Abschluß eines Waffenstillstandes gebräuchlicher Ausdruck;
im römischen Recht Bezeichnung für eine Klage zum Schutz im Besitz von Grundstücken (interdictum u. p., im Gegensatz zum interdictum utrubi bei Mobilien).
Inselgruppe Polynesiens. ^[= geographische Bezeichnung, unter welcher man im weitern Sinn die gesamte Inselflur des Stillen ...]
rogas (abgekürzt Uti rogas R., lat.), »wie du vorschlägst«, bei den Römern auf den Stimmtafeln Zeichen der Zustimmung zu einem Gesetzvorschlag.
Gipfel des Albis bei Zürich [* 6] (s. d.). ^[= # Bergkette im schweizer. Kanton Zürich, ein aus den Schwyzer Voralpen in die Hochebene vortretender ...]
die fabelhafte Insel, auf welcher Thomas Morus seinen Staatsroman »De optimo reipublicae statu, deque nova insula Utopia« spielen ließ, das Schlaraffenland der Deutschen (s. Schlaraffe).
Daher Utopist, einer, der sich mit unausführbaren Weltverbesserungsplänen beschäftigt.
s. Kalixtiner. ^[= (v. lat. calix, Kelch), anfänglich Name der zuletzt genannten Partei der Hussiten ...]
[* 1] niederländ. Provinz (s. Karte »Niederlande«), [* 7]
von dem Zuidersee und den Provinzen Gelderland, Süd- und Nordholland umschlossen, 1384 qkm (25,1 QM.) groß mit (1888) 215,958 Einw. (62 Proz. Reformierte, 37 Proz. Katholiken und 1 Proz. Juden), ist im W. und längs der Flüsse [* 8] niedrig und eben mit fruchtbarem Marschboden; im O. erheben sich die Amersfoorter Hügel, und der Boden wird sandig und unfruchtbar. Das Hauptgewässer ist der Rhein mit seinen oft kanalisierten Armen, dem Lek im S., dem Krummen oder Alten Rhein, der Vecht und der Holländischen Yssel; ferner die Eem (s. d.). Auch gibt es mehrere Kanäle, von denen die den Lek mit der Vecht verbindende Vaart oder der Vaartsche Ryn der bedeutendste ist. Das Klima [* 9] ist gesund. Die wichtigsten Produkte sind: Getreide, [* 10] Tabak [* 11] (bei Rhenen und Amersfoort), Pferde, [* 12] Rindvieh, Bienen, Obst (bei Wyk bv Duurstede) und Blumen. Die Industrie liefert vornehmlich Wolle, Baumwolle, [* 13] Seide, [* 14] Leinwand, Tabak und Thonwaren. [* 15]
[* 1] Hauptstadt der gleichnamigen niederländischen Provinz, liegt am Alten Rhein, von welchem aus hier die Vecht nach dem Zuidersee und die Vaart nach dem Lek abgehen, ist von zwei Kanälen oder Armen des Alten Rheins durchschnitten, von starken Forts umgeben und bildet den strategischen Vorposten von Amsterdam. [* 16] Die Stadt ist Knotenpunkt der Eisenbahnen Amsterdam-Utrecht-Arnheim, Amsterdam-Hilversum-Utrecht, Zwolle-Utrecht, Utrecht-Boxtel und Utrecht-Rotterdam. Sie hat 4 Vorstädte und 20 Kirchen, darunter der reformierte Dom (Maartenskirche), ein prächtiges gotisches Gebäude, dessen Langhaus jedoch 1674 bei einem Orkan einstürzte, so daß jetzt Chor mit Querschiff und Turm [* 17] (103 m hoch) getrennt stehen.
Unter den übrigen Gebäuden sind zu nennen: die Akademie, in deren großem Saal (früher Kapitelsaal des Doms) 1579 die Union der nördlichen niederländischen Provinzen geschlossen wurde;
der Palast des vormaligen Königs von Holland, Ludwig Bonaparte, der Utrecht zu seiner Residenz gewählt hatte (jetzt Sitz des Obermilitärgerichtshofs);
das Papsthaus (Paushuizen), gestiftet von Papst Adrian VI, der in Utrecht geboren war (jetzt Regierungsgebäude);
der Justizpalast, 1837 an der Stelle der berühmten Abtei von St. Paulus errichtet;
das schöne Rathaus, 1830 vollständig erneuert, mit dem reichen Stadtarchiv und einem Antiquitätenkabinett;
das Münzgebäude, das Gebäude für Künste und Wissenschaften mit dem Museum Kunstliefde, das neue Zellengefängnis, das Schauspielhaus etc. Die Zahl der Einwohner belief sich 1888 auf 81,398. Die Industrie Utrechts erstreckt sich auf Tuch-, Woll-, Baumwoll-, Lein- und Seidenweberei, Fabrikation von Zigarren, Porzellan, Maschinen (von drei Eisenbahngesellschaften), landwirtschaftlichen Gerätschaften, chemischen Produkten, Farben etc., Metallgießerei, Ziegelbrennerei, Ölraffinerie, Brauerei etc. Dem entsprechend ist auch der Handel mit diesen Fabrikaten und den Landesprodukten (besonders Käse und Butter) sehr lebhaft.
Die Universität (mit fünf Fakultäten, 1634 gestiftet) hat gegen 700 Studierende, chemisch-physiologische und physikalische Laboratorien, ein anatomisches und ein physikalisches Museum, ein Naturalienkabinett, eine Bibliothek, einen botanischen Garten, [* 18] eine neue
[* 1] ^[Abb.: Wappen [* 19] von Utrecht.] ¶
Sternwarte [* 21] und ein meteorologisches Observatorium. Außerdem besitzt Utrecht: ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, ein Reichshospital, eine Veterinär und Zeichenschule nebst andern Unterrichtsanstalten, mehrere gelehrte und industrielle Gesellschaften, eine Gemäldegalerie, ein sehr reiches erzbischöfliches Museum von kirchlichen Altertümern und verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten. ist der Sitz der Provinzialregierung, eines Provinzialbezirks- und Kantonalgerichts, des Obermilitärgerichtshofs, einer Fortifikationsinspektion, eines katholischen und eines sogen. altkatholischen (jansenistischen) Erzbischofs und einer deutschen Ordenshausballei. An der Ostseite der Stadt ist die berühmte Maliebaan, eine sechsreihige, zu beiden Seiten mit schönen Villen besetzte, 1000 Schritt lange Lindenallee. - In der Römerzeit war Utrecht (Trajectum ad Rhenum) eine Stadt der Bataver im römischen Belgien. [* 22]
Nach dem Untergang der Römerherrschaft in Gallien setzten sich eine Zeit lang die Franken, später die Friesen hier fest. Das alte Utrecht lag auf der Nordseite des Rheins; nachdem aber Dagobert 630 auf der Südseite eine Kapelle erbaut hatte und 696 durch den heil. Willibrord ein Bistum gestiftet war, erwuchs um die Burg, die im 10. Jahrh. von den Normannen verwüstet, doch von Bischof Balderich wiederhergestellt wurde, eine städtische Ansiedelung. Die Bevölkerung [* 23] bestand vornehmlich aus bischöflichen Ministerialen; doch waren die Grafen von Bentheim, dann die Herren von Cuyk im Besitz der Burggrafschaft, bis diese 1220 von Bischof Otto II. durch Kauf erworben wurde. Utrecht wurde im 13. Jahrh. in die Wirren und Kämpfe verwickelt, welche dem mit Gütern reich gesegneten Bistum Utrecht aus seiner isolierten Stellung inmitten zahlreicher weltlicher Dynasten erwuchsen.
Dazu kamen innere Parteiungen, indem Patrizier und Zünfte um das Regiment in der Stadt miteinander haderten. 1279 brannte fast die ganze Stadt nieder. Im 14. Jahrh. erwarb sich der städtische Adel auf die Bischofswahl mehr Einfluß. So hatte auch die Stadt nach den zwiespältigen Bischofswahlen von 1425 und 1433 viel zu leiden; jahrelang wütete der Kampf, besonders 1449-52. Bischof Heinrich von Utrecht, ein geborner Pfalzgraf bei Rhein, überließ 1527 Stadt und Fürstentum an Kaiser Karl V. Papst Paul IV. erhob 1559 die Kirche in Utrecht zur Metropolitankirche und überwies dem neuen Erzbischof, Friedrich Schenk v. Tautenburg (gest. 1580), die Bistümer Haarlem, [* 24] Middelburg, Leeuwarden, Deventer und Groningen.
Unter der Regierung Philipps II. ward hier die Union der sieben nördlichen Provinzen (Utrechter Union) abgeschlossen, welche die Unabhängigkeit der Niederlande begründete (vgl. P. L. Muller, De Unie van Utrecht, Utrecht 1878). Auch versammelten sich hier die Generalstaaten, bis sie 1593 nach dem Haag [* 25] verlegt wurden. Das neue Erzbistum Utrecht hatte nicht lange Bestand; wohl wählte man nach dem Tode des ersten Erzbischofs noch zwei Nachfolger, allein keiner von beiden brachte es bis zur Weihe. Die reformierte Lehre [* 26] wurde in Utrecht allmächtig, und der Papst begnügte sich seit 1602 mit einem apostolischen Vikar.
Ein Jahrhundert später fand der Jansenismus im Stiftskapitel Anhänger, und die Wahl eines Jansenisten (Cornelius Steenhoven) zum Erzbischof führte 1723 zum Bruch mit Rom und [* 27] zur Bildung einer besondern Sekte (s. Jansen), welche seit 1871 mit den Altkatholiken Deutschlands [* 28] in nähere Verbindung getreten ist. Die Stadt ist seit der Gründung der Universität (1636) einer der bedeutendsten Mittelpunkte der Wissenschaft in Holland geworden. Am wurde hier der Utrechter Friede geschlossen, der den spanischen Erbfolgekrieg beendigte. Am wurde Utrecht von den Franzosen unter Pichegru besetzt.
Vgl. »Le [* 29] traité d'U. réclamé par la France« (Leipz. 1814);
Geer, Bijdragen tot de geschiedenis der provincie Utrecht (Utrecht 1860);
Nippold, Die altkatholische Kirche des Bistums Utrecht (Heidelb. 1872).
Bezirksstadt in der span. Provinz Sevilla, [* 30] Knotenpunkt der Eisenbahn Madrid-Cadiz (Abzweigungen nach Moron und Osuna), mit (1878) 15,093 Ew.
retro (lat.), wie umstehend.
L. (Wasserschlauch), Gattung der Lentibularieen, Wasser- oder Sumpfpflanzen mit rosettenförmig gestellten Blättern, welche bei den in Wasser wachsenden Arten fadenartig zerteilt und meist mit Schläuchen versehen sind, in denen sich kleine Wassertierchen fangen.
Die nackten Blütenschäfte tragen eine oder mehrere lebhaft gefärbte Blüten, welche an Skrofulariaceenblüten erinnern.
Von den etwa 150 weitverbreiteten Arten wächst Utricularia vulgaris L. (gemeiner Wasserschlauch, Helmkraut) in Deutschland [* 31] in Mooren und Teichen;
s. Tafel »Insektenfressende Pflanzen«.
s. Lentibularieen. ^[= (Fettkräuter), dikotyle, etwa 180 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung ...]
juris doctor (lat., abgekürzt d., D. u. j., D. j. utriusque, J. u. d.), Doktor beider Rechte (des römischen und kanonischen);
vgl. Doktor.
(interdictum s. Uti possidetis. ^[= (lat., "wie ihr besitzt"), Bezeichnung für den augenblicklichen Besitzstand (status ...]
s. Etschmiadsin. ^[= altes, berühmtes Kloster und Sitz des Patriarchen der nichtunierten Armenier im russ. Gouvernement ...]
supra (lat.), wie oben;
s. Actum. ^[= (lat., "verhandelt, geschehen") findet sich häufig am Ende, zuweilen aber auch am ...]
(Ottowalde), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, [* 32] Amtshauptmannschaft Pirna, [* 33] hat (1885) 199 Einw. und ist bekannt durch die schönen Felsenthäler Uttewalder und Zscherregrund, welche zu den schönsten Partien der Sächsischen Schweiz gehören und auf dem Weg von Wehlen nach der Bastei besucht werden.
Barbara, Begründerin des Spitzenklöppelns im Erzgebirge, geb. 1514, ward von ihrem Vater Heinrich v. Elterlein aus Nürnberg [* 34] (geb. 1485, gest. 1582), der im Erzgebirge durch Bergbau [* 35] ein bedeutendes Vermögen erworben hatte, an einen Bergherrn zu Annaberg, [* 36] Christoph Uttmann, verheiratet und führte 1561 im Erzgebirge das Spitzenklöppeln ein, das sie von einer um ihres Glaubens willen aus der Heimat vertriebenen Brabanterin erlernt haben soll. Sie starb in Annaberg. 1834 wurde ihr auf dem Kirchhof zu Annaberg ein Denkmal, 1886 daselbst ein Brunnenstandbild von R. Henze errichtet.
(spr. öttockssiter), Stadt in Staffordshire (England), am Dove, hat Fabrikation von Uhrkasten, Korkschneiderei und (1881) 4981 Einw.
Joseph von, Techniker, geb. zu Rieden in Oberbayern, studierte zu München [* 37] und Ingolstadt, [* 38] ward 1784 bayrischer Hofkammerrat, dann bayrischer Salinenadministrator im Fürstentum Berchtesgaden und 1799 Referendar für landständische Angelegenheiten im Geheimen Finanzdepartement. Seine Verbesserungspläne waren indessen einem großen Teil der Stände mißfällig, und Utzschneider wurde daher 1801 zur Disposition gestellt. Er errichtete nun eine Ledermanufaktur in München und 1804 mit v. Reichenbach [* 39] und Liebherr daselbst das mechanische Institut, welchem die von ihm zu Benediktbeuern angelegte Kunstglashütte das nötige Crown- und Flintglas lieferte. Aus letzterm entstand, nachdem er sich 1809 mit Fraunhofer (s. d.) vereinigt, das weltberühmte optische Institut, welches fast ganz Europa [* 40] mit optischen Instrumenten ¶
versorgt. Inzwischen war Utzschneider 1807 wieder als Generalsalinenadministrator und Geheimer Finanzreferendar in den Staatsdienst getreten. Unter seiner Leitung wurde der Bau der Saline zu Rosenheim mit der Solenleitung von Reichenhall dahin ausgeführt, und durch seinen Einfluß ging 1809 außer der Saline Berchtesgaden auch die zu Hallein in bayrische Administration über. Ebenso wurde unter seiner Leitung in Bayern [* 42] der Grund zu dem Parzellenkataster gelegt. 1811 wurde er Vorstand der Staatsschuldentilgungsanstalt, verließ aber 1814 wieder den Staatsdienst und errichtete eine große Brauerei und eine Tuchmanufaktur. Von 1818 bis 1821 war er erster Bürgermeister von München; 1827 wurde er zum Vorstand der Münchener neuerrichteten polytechnischen Zentralschule ernannt. Er starb
Vgl. Bauernfeind, J. v. Utzschneider (Münch. 1880).
polynes. Inselgruppe, s. Uea. ^[= 1) (Wallis) polynes. Inselgruppe unter französischem Protektorat, westlich von Samoa ...]
Landschaft im Congostaat, am Nordwestufer des Tanganjika, deren Bewohner geschickte Verfertiger von Eisengeräten, Holzschalen und Körben sind.
Auf den Märkten strömen die Seeanwohner in Scharen zusammen.
(lat., Uvula palati), Zäpfchen, s. Gaumen. ^[= (Palatum), bei den höhern Wirbeltieren die obere Wand oder die Decke der Mundhöhle, wodurch ...]
Sergei Semenowitsch, Graf, russ. Staatsmann, geb. zu Moskau, [* 43] studierte in Göttingen [* 44] und ward 1811 Kurator der Universität und des Lehrbezirks von Petersburg, [* 45] 1818 Präsident der Akademie der Wissenschaften, 1822 Direktor des Departements der Manufakturen und des innern Handels und 1832 Minister der Volksaufklärung. Er gründete über 700 Lehranstalten (unter andern die Universität zu Kiew) [* 46] sowie gelehrte Gesellschaften, Bibliotheken, Museen etc. und sorgte für bessere Dotierung des Lehrpersonals. Als nach den Ereignissen von 1848 das russische Unterrichtswesen größern Einschränkungen unterworfen wurde, zog sich Uwarow vom Ministerium zurück. Er starb Von seinen Schriften, die ein gründliches Studium der ausländischen Litteraturen bekunden, sind hervorzuheben: »Études de philosophie et de critique« (Par. 1843) und »Esquisses politiques et littéraires« (das. 1848). - Sein Sohn Graf Alexei Sergejewitsch Uwarow, geb. 1824, gestorben im Februar 1885, hat sich durch die Beschreibung seiner archäologischen Reise an den Nordküsten des Schwarzen Meers (Petersb. 1852) einen Namen und als Begründer des seit 1868 alle drei Jahre regelmäßig wiederkehrenden archäologischen Kongresses um die prähistorische Archäologie große Verdienste erworben. Er stiftete den Uwarowschen Preis (3000 Rub.), welcher alljährlich von der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg 25. Sept. (7. Okt.) für eine Anzahl der besten historischen Werke verliehen wird.
s. Granat. ^[= Mineral aus der Ordnung der Silikate (Granatgruppe), kristallisiert regulär, meist in Rhombendodeka ...] [* 47]
(spr. öcksbridsch), Stadt in der engl. Grafschaft Middlesex, am Colne, hat ein litterarisches Institut, große Viehmärkte und (1881) 7712 Einw.
(spr. uchmal), Ruinenstätte im mexikan. Staat Yucatan, 55 km südwestlich von Merida, mit großartigen Baudenkmälern, das »amerikanische Palmyra«.
(lat.), Gemahlin, Gattin. ^[= Bernardino, genannt il Sojaro ("Böttcher"), ital. Maler, geboren um 1495 zu Pavia, ...]
Wohnort Hiobs, wahrscheinlich in der Landschaft Basan (s. d.) am Westfuß des Hauran.
Johann Peter, Dichter, geb. zu Ansbach, [* 48] studierte in Halle [* 49] die Rechte und machte sich schon 1746 durch seine mit Götz vollendete Übersetzung des Anakreon (1746), in jener Zeit die geschmackvollste eines alten Dichters, bekannt. 1748 ward er Sekretär [* 50] bei dem Justizkollegium in Ansbach, 1763 Assessor am kaiserlichen Landgericht zu Nürnberg, 1771 Mitglied des Scholarchats und 1790 Direktor des Ansbacher Landgerichts und des Konsistoriums. Er starb als Geheimer Justizrat. Uz gehörte zu den Lyrikern, welche vor Bürger und Goethe bemüht waren, der deutschen Dichtung Anmut und Fülle des Ausdrucks zu geben, und leistete für seine Zeit Vortreffliches in der halb empfundenen, halb spielenden und reflektierenden Lyrik.
Unter seinen Dichtungen priesen die Zeitgenossen vor andern den »Sieg des Liebesgottes«, ein Popes »Lockenraub« nachgeahmtes erzählendes Gedicht in vier Gesängen; ferner die »Theodicee« (1755),
welche die Leibniz-Wolfsche Philosophie vorträgt; sein in Alexandrinern geschriebenes Lehrgedicht »Die Kunst, stets fröhlich zu sein« (1760) und viele Kirchenlieder. Seine »Poetischen Schriften« gab Weiße heraus (Wien [* 51] 1804, 2 Bde.). Im Schloßgarten zu Ansbach wurde 1825 seine Büste (von Heideloff) aufgestellt.
Vgl. Henriette Feuerbach, Uz und Cronegk (Leipz. 1866);
»Briefe von Uz an einen Freund 1753-1782« (hrsg. von Henneberger, das. 1866).
(Özbegen), zum türk. Zweig der Altaier gehöriges Volk in Innerasien, im 10. Jahrh. von seinen südlichen Nachbarn Ghusen genannt. Sie drangen im 16. Jahrh. über den Dschihun vor und setzten sich in Besitz von Balch, Chiwa, Bochara, Ferghana u. a.; jetzt erstrecken sich ihr Sitze bis zum Kaspischen Meer. Sie haben sich stark mit Iraniern vermischt und sind in ihren physischen Merkmalen verschieden, je nachdem das türkische oder das durch Kreuzung aufgenommene iranische Blut bei ihnen vorwiegt. In Gesinnung und Geistesanlagen aber zeigen sie sich als Türken: Biedersinn, männlicher Charakter, konservative Denkungsweise, Kriegslust, Indolenz und Aberglaube zeichnen auch die Uzbeken aus.
Ihre Zahl beträgt höchstens 1 Mill.; doch haben sie es verstanden, sich zu Herren in allen turanischen Ländern aufzuwerfen und die iranischen Tadschik zu unterjochen. Die Uzbeken haben sich mit der Annahme des Islam zum größten Teil seßhaft gemacht, und nur ein kleiner Teil von ihnen besteht noch aus reinen Nomaden; ein andrer ist halb angesessen, d. h. nomadisiert nur im Sommer mit seinen Herden. Handel und Gewerbe überlassen die Uzbeken überall den Tadschik. Ihre Kleidung besteht in einem langen, weiten Gewand (Chalat) aus grobem Seidenzeug (Aledscha) oder kamelhaarenem Stoff (Armik); die Kopfbedeckung ist ein roter oder weißer Turban. Die Frauen hüllen sich in Schleier, die vom Kopf bis zu den Füßen herabreichen, und führen ein sehr eingezogenes Leben. Die Hauptnahrung der ist Schöpsenfleisch, ihr Hauptgetränk Kumys. Sie beschäftigen sich vornehmlich mit Schafzucht, hier und da auch mit Ackerbau und Seidenraupenzucht.
Volk, s. Kumanen. ^[= (Komanen), ein asiatisches Steppenvolk türkischen Stammes, bei den Byzantinern bei den ...]
(türk.), s. v. w. Fluß. ^[= # ein größeres fließendes Gewässer, welches durch die Vereinigung mehrerer Bäche ents schnitt ...]
(spr. üsähs), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Gard, am Alzon und den Eisenbahnen von Remoulins nach Uzès und von St. Julien-Cassagnac nach Nozières, hat ein imposantes altes Schloß, eine ehemalige Kathedrale, mehrere andre Kirchen (darunter eine reformierte Konsistorialkirche), ein Standbild des Admirals Brueys, einen Gerichtshof, ein Kommunalcollège, eine Bibliothek, Fabrikation von Seidenstrümpfen, Wirkwaren, Tuch, Papier etc. und (1886) 4293 Einw. Hier liegt Papst Clemens V. begraben. ¶
V.
v, lat. V, v, das Vau, wird im Deutschen genau wie f (s. d.) ausgesprochen. Von dem römischen Zeichen v, u abstammend, das in seinen beiden Formen im Latein bald u, bald w bedeutete, kommt es schon in deutschen Handschriften des 8. Jahrh. neben und für f vor und setzte sich als Vertreter desselben besonders vor den Vokalen a, e, i, o fest, kommt aber fast nie vor u und den damit zusammengesetzten Diphthongen, ebensowenig vor r, l vor, weil es sonst leicht mit dem Vokal u verwechselt werden konnte. Daher findet sich noch jetzt im gleichen Fall immer f gebraucht, das überhaupt in der neuern Zeit das überflüssige v immer mehr zurückgedrängt hat. In den romanischen Sprachen ist das v ein w (s. d.), im Latein fällt es in der Schrift mit u (s. d.) zusammen. Der Name Vau kam ursprünglich dem f zu (s. d.).
Als römisches Zahlzeichen ist V = 5. Als Abkürzung bedeutet V oder v auf römischen Inschriften vivus, vixit, victoria, vale etc., in Büchern vide (»siehe«),
versus (»Vers« und »gegen«),
A. = Viktoria- und Albertorden.
c. = verbi causa (lat.),
»zum Beispiel« ^[= (lat. Exemplum), der einzelne konkrete, aus der Erfahrung entlehnte oder erdichtete Fall, insofern ...].
im Handel = conto vecchio (ital.),
»alte Rechnung«, oder auch conto vostro, »Ihre Rechnung«.
in England = Victoria [* 53] Cross, »Viktoriakreuz« (Tapferkeitsmedaille);
auch Vice-Chancellor, Vizekanzler.
= vor Christo, vor Christi Geburt. ^[= die Austreibung der Frucht mit den ihr zugehörigen Teilen aus dem Mutterleib. Beim Menschen ...]
D. = volente Deo (lat.),
»so Gott will«.
g. = verbi gratia (lat.),
»zum Beispiel« ^[= (lat. Exemplum), der einzelne konkrete, aus der Erfahrung entlehnte oder erdichtete Fall, insofern ...].
n. = vicario nomine (lat.),
als Stellvertreter.
s. = volti subito (ital.),
»wende schnell um!«
T. = vetus Testamentum (lat.),
»Altes Testament« ^[= s. Bibel.].
v. = vice versa (lat.),
»umgekehrt, gegenteilig«.
Abkürzung für Virginia (Staat). ^[= das öffentliche Gemeinwesen, welches eine auf einem bestimmten Gebiet ansässige Völkerschaft ...]
(Kai Gariep), rechter Nebenfluß des Oranjeflusses in Südafrika, [* 54] entsteht aus zwei größern, von der Westseite des Kathlambagebirges herabkommenden Strömen, dem Likwa und dem südlichern u. bedeutendern Nama Hari oder Donkin.
Nach seiner Bildung nimmt der Vaal den Gey Koup oder Vet Rivier mit dem Tschue oder Sandstrom, ferner den Kolong u. Modder auf und vereinigt sich bald danach mit dem Oranjefluß.
Gemeinde in der niederländ. Provinz Limburg, [* 55] Bezirk Maastricht, [* 56] dicht an der preußischen Grenze, mit 3 Kirchen, Synagoge, bedeutender Tuchfabrikation und 4600 Einw.
holländ. Längenmaß, s. v. w. Faden [* 57] (s. d.). ^[= # (engl. Fathom, franz. Brasse), Längenmaß, meist zu Tiefenmessungen und Garnmaß, Oberstufe ...]
(Vaara, finn.), s. v. w. Berg. ^[= # 1) Günther Heinrich, Freiherr von, Staatsmann und verdienstvoller publizistisch-juristischer ...]
banque (franz., spr. wa bánk), beim Hasard: es gilt die Bank.
Emil Mario, Schriftsteller, geb. zu Schönberg an der mährisch-schlesischen Grenze, wo seine auf einer Reise begriffenen Eltern gerade verweilten, erhielt in St. Pölten, dem Wohnort seines Vaters, seine Vorbildung und wandte sich dann an kleinern Theatern der Bühne zu, jedoch ohne Erfolg. Seit den 60er Jahren ist er mit einer Menge von Romanen und Novellen (zum Teil auch übersetzten und bearbeiteten), Erzählungen und Schilderungen aus dem Theater-, Vagabunden-, Dorf- und Salonleben aufgetreten, so daß seine Feder wohl bereits weit über 100 Bände geliefert hat. Es ist nur zu bedauern, daß er sich, bei entschiedenem Erzählertalent, wahllos der Sensation, betreffe sie Spiritistisches oder Ehefragen u. dgl., hingegeben, infolgedessen gänzlich zu Mißbilligendes neben anerkennenswerten Leistungen hergeht. Vacano lebt teils in St. Pölten, teils in Wien.
(lat.), Geistliche, welche keine kirchliche Stelle bekleideten.
lombard. Jurist des 12. Jahrh., gründete bald nach der Zeit des Irnerius (s. d.) um 1145 in Oxford [* 58] eine Rechtsschule und verpflanzte das römische Recht nach England. Er verfaßte einen Auszug aus dem Justinianischen Kodex und den Pandekten in neun Büchern, welches Werk in seiner Schule zu Grunde gelegt wurde. Auch schrieb er eine »Summa de matrimonio« sowie eine »Summa de assumpto homine«, letztere rein theologischen Inhalts.
Vgl. Wenck, Magister Vacarius (Leipz. 1820);
Stölzel in der »Zeitschrift für Rechtsgeschichte« (Bd. 6, 1867).
(lat.), es fehlt, ist nicht da, ist unbesetzt;
in der Buchdruckerkunst eine leere Seite.
großes iberisches Volk im alten Hispanien, welches das Hochland am obern Durius (Duero) bewohnte, mit den Städten Pallantia (Palencia), Cáuca (Coca) und Septimanca (Simancas).
(Vaccaj), Niccolò, Komponist, geb. zu Tolentino unweit Ancona, [* 59] bildete sich in Neapel [* 60] unter Païsiello zum dramatischen Komponisten und hatte als solcher großen Erfolg, besonders mit seiner Oper »Giulietta e Romeo«, deren dritter Akt so wirksam ist, daß man ihn in Italien [* 61] dem der gleichnamigen Oper von Bellini substituiert hat. Von 1829 an wirkte er mehrere Jahre in Paris [* 62] und London [* 63] als Gesanglehrer, übernahm 1838 den Posten eines ersten Kompositionslehrers am Mailänder Konservatorium, den er bis zu seinem Tod bekleidete. Er starb in Pesaro. Noch größeres Verdienst als durch seine zahlreichen Opern und Kirchenkompositionen erwarb er sich durch zwei Gesangunterrichtswerke: »Metodo pratico di canto italiano per camera« und »Dodici ariette per camera, per l'insegnamento del belcanto italiano«.
(lat.), s. v. w. Kuhpocke, ^[= s. Impfung.] s. Impfung. [* 64]
s. Impfung. ^[= # im weitern Sinn die künstliche Übertragung eines Krankheits- oder Ansteckungsstoffs auf eine ...]
dikotyle Pflanzengruppe, eine Unterfamilie der Erikaceen (s. d.) bildend und von den nächstverwandten Gruppen durch unterständige Fruchtknoten u. Beerenfrüchte verschieden.
Die Vaccinieen zählen 180 Arten, welche in der gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Halbkugel, am häufigsten in Nordamerika, [* 65] in geringer Anzahl auf den höhern Gebirgen der heißen Zone, vorkommen.
Fossil finden sich zahlreiche Überreste der Gattung Vaccinium in Tertiärschichten.
Die säuerlich-süßen Beeren der Vaccinium-Arten, Preißel-, Heidel-, Moosbeeren u. a., sind zum Teil genießbar und offizinell.
L. (Heidelbeere), Gattung aus der Familie der Erikaceen, meist niedrige Sträucher von sehr verschiedenem Habitus, mit wechselständigen, kurzgestielten, leder- oder hautartigen, ganzen, meist wintergrünen Blättern, einzeln meist in axillären oder terminalen Trauben stehenden Blüten und kugeligen Beeren. Etwa 100 Arten in der gemäßigten nördlichen Erdhälfte und den Gebirgen der Tropen. Vaccinium Myrtillus L. (Heidelbeere-, Blau-, Schwarz-, Bruch-, Bickbeere, Besing), bis ¶
30 cm hoher, kahler Strauch, mit scharfkantigen Ästen, eirunden, fein gesägten, häutigen, sommergrünen Blättern, einzeln oder zu zwei stehenden, kugeligen, rötlichgrünen Blüten und blauschwarzen Beeren, bedeckt weite Strecken in Europa, Nordasien und im englischen Nordamerika, besonders in Wäldern bis zur Weidenregion. Die Beeren dienen als Obst, getrocknet als Arzneimittel (besonders in der Levante), auch zur Darstellung von Fruchtsäften, Branntwein und zum Färben des Weins.
Fromm in Frankfurt [* 67] hat einen vortrefflichen Rotwein aus Heidelbeeren dargestellt (s. Obstwein). Vaccinium uliginosum L. (Sumpfheidelbeere, Rausch- oder Trunkelbeere), bis 1,25 m hoher Strauch mit stielrunden Ästen, sommergrünen, verkehrt-eiförmigen, ganzrandigen Blättern, einzeln stehenden, weißlichen, rötlich überlaufenen Blüten und größern, schwarzvioletten, innen grünlichen Beeren, die ebenfalls eßbar sind, aber fade schmecken und in Menge genossen Erbrechen erregen, findet sich in feuchten Wäldern, besonders auf torfhaltigem Boden in Mittel- und Nordeuropa, Nordasien und Nordamerika. Vaccinium Vitis Idaea L. (rote Heidelbeere, Krons-, Preißelbeere, Steinbeere, Hölperchen), bis 15 cm hoher Strauch mit immergrünen, verkehrt-eirunden, am Rand zurückgerollten, lederigen Blättern, weißlichen oder rosenroten Blüten in gipfelständigen, überhängenden Trauben und kugeligen, scharlachroten Beeren, wächst auf trocknem Heideboden, in Europa, Nordasien und Nordamerika ganze Strecken bedeckend.
Die Beeren werden, jedoch nur eingemacht, häufig genossen; auch bereitet man Branntwein (Steinbeerwasser) daraus. Vaccinium Oxycoccus L. (Moos-, Torfbeere), mit fadenförmigen, kriechenden Stengeln und Ästen, eirunden, spitzen, am Rand umgeschlagenen, immergrünen Blättern, langgestielten, roten Blüten mit radförmiger Krone und sehr schmackhaften roten Beeren, wächst in torfigen und sumpfigen Gegenden in Mittel- und Nordeuropa, Nordasien und Nordamerika.
Vaccinium macrocarpum Ait. (großfrüchtige Moosbeere, Cranberry, Kranbeere, Krambeere), mit kriechenden, dünnen Ästen und Zweigen, großen, länglichen, am Rand kaum zurückgeschlagenen Blättern, schließlich seitenständigen Blüten und großen, roten Beeren, wächst in den nördlichen und mittlern Staaten Nordamerikas auf sumpfigem Boden, wird der sehr schmackhaften Frucht halber namentlich in Südjersey und Massachusetts viel kultiviert und ist auch in Deutschland auf sonst wertlosem Land mit Erfolg angebaut worden.
Stadt im sachsen-weimar.
Kreis [* 68] Eisenach, [* 69] an der Werra und der Linie Dorndorf-Vacha der Feldabahn, 232 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine alte Burg, ein Amtsgericht, Thonwaren- und Zigarrenfabrikation, Lohgerberei, Ziegelbrennerei, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen und (1885) 1539 Einw.
(franz., spr. wasch), Kuh, Kuhleder (Vachette);
auf Reisewagen der Decklederraum, lederüberzogene Aufschnallkiste;
Vacherie, Kuhstall, Schweizerei.
(spr. wasch'roh), Etienne, franz. Gelehrter, geb. zu Langres, besuchte die Normalschule und war Lehrer der Philosophie an verschiedenen Anstalten, bis er 1837 zum Studiendirektor und Maître des conférences an der Normalschule und 1839 zum Nachfolger seines Lehrers Cousin als Professor der Philosophie an der Sorbonne ernannt wurde. Wegen seiner freisinnigen Ansichten wurde er 1849 auf Betrieb der Klerikalen seiner Stelle an der Normalschule enthoben und, als er 1852 dem Kaiserreich den Eid verweigerte, auch als Professor abgesetzt. 1868 ward er zum Mitglied der Akademie gewählt.
Seit 1870 Maire des fünften Arrondissements in Paris, leistete er während der Belagerung und des Kommuneaufstandes nützliche Dienste [* 70] und ward als Vertreter von Paris in die Nationalversammlung gesandt, wo er sich zwar der Linken anschloß, aber 1873 von der republikanischen Partei abfiel und das Ministerium Broglie und seine ultramontanen Bestrebungen unterstützte, sogar für das klerikale Unterrichtsgesetz stimmte. Er wurde daher 1876 nicht wieder gewählt. Er schrieb »Histoire critique de l'école d'Alexandrie« (1846-51, 3 Bde.),
ein bedeutendes Werk, welches von der Akademie mit einem Preis gekrönt wurde, ihn aber in einen heftigen Streit mit dem Abbé Gratry verwickelte und ihm den Haß der Klerikalen zuzog;
ferner: »La métaphysique et la science« (1858, 2 Bde.; 2. Aufl. 1863, 3 Bde.);
»La démocratie« (1859, 2. Aufl. 1860),
wegen welcher Schrift er zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde;
»Essais de philosophie critique« (1864);
»La religion« (1868);
»La science et la conscience« (1870);
»La politique extérieure« (1881);
»Le nouveau spiritualisme« (1884) u. a.
(spr. wak'rih), Auguste, franz. Schriftsteller, geb. 1819 zu Villequier in der Normandie, wurde durch seinen Bruder, einen Schwiegersohn Victor Hugos, der mit seiner Frau 1843 auf einer Wasserfahrt ertrank, noch ziemlich jung dem großen Dichter nahegeführt und blieb seitdem dessen unzertrennlicher Lebensgefährte und fanatischer Verehrer. Vacquerie besitzt ein sehr eigentümliches und vielseitiges Talent. Nachdem er »L'enfer d'esprit« (1840) und »Demi-teintes« (1845),
zwei Bände Gedichte von ungewöhnlicher Formvollendung und tiefer Empfindung, hatte erscheinen lassen, brachte er 1848 auf der Porte St.-Martin sein hyperromantisches Lustspiel »Tragaldabas« zur Aufführung, das aber einen unerhörten Lärm erregte und gänzlich durchfiel, während es 30 Jahre später, als es im Druck erschien (1878),
als eine Perle des poetischen Humors begrüßt wurde. Kaum weniger gewagt war das siebenaktige Schauspiel »Les funérailles de l'honneur« (1862),
wogegen sich die Lustspiele: »Souvent homme varie« (1859),
»Jean Baudry« (1863) und »Le fils« (1866) mehr in den konventionellen Schranken hielten und zum Teil durchschlagenden Erfolg erzielten. Außerdem veröffentlichte Vacquerie: »Les drames de la Grève« (1855);
»Mes premières années de Paris« (1877);
die oft sehr scharfen Essays: »Profils et grimaces« (4. Aufl. 1864);
»Les miettes de l'histoire« (1863) und »Aujourd'hui et demain« (1875) sowie zwei Dramen in Versen: »Formosa« (1883) und »Jalousie« [* 71] (1889).
Mit seinem Freund Meurice, mit dem er vorzeiten auch die »Antigone« des Sophokles für die französische Bühne bearbeitet hatte, gründete er 1869 den »Rappel«, den er seitdem täglich mit einem Leitartikel und einer Blumenlese polemischer, litterarischer und lokaler Notizen versieht. Mit dem Genannten gibt er seit 1888 den Nachlaß Vacquerie Hugos heraus.
Vgl. Bertal, A. Vacquerie (Par. 1888).
eine sabinische Göttin ungewisser Bedeutung.
Vgl. Preller, Römische Mythologie [* 72] (S. 359).
(lat.), s. Vakuum. ^[= (lat.), der leere Raum.]
(lat., »geh mit mir«, Titel, welchen man nach Vorgang eines 1709 zu Köln [* 73] erschienenen Gebetbuchs (oder nach einer 1623 zu Frankfurt a. M. erschienenen lateinischen Epigrammensammlung von Peter Lotichius) Büchern von kleinem Format zu geben pflegt, die als Ratgeber oder Leitfaden für ¶
gewisse Zwecke, gleichsam als Begleiter in allen möglichen Lagen des Lebens, zuweilen auch als Quellen der Erheiterung dienen sollen.
(eigentlich von Watt), Joachim, berühmter schweizer. Humanist, geb. zu St. Gallen, wurde 1514 Professor in Wien, 1518 Stadtarzt in seiner Vaterstadt und 1526 Bürgermeister daselbst; starb hier Vadianus war ein eifriger Beförderer der Reformation. Von seinen lateinischen Schriften nennen wir: »Commentarii in Pomponium Melam« (Wien 1518);
»Epitome trium terrae partium« (Zürich 1534);
»Aphorismorum libri VI de consideratione Eucharistiae« (das. 1536).
Seine »Deutschen historischen Schriften«, darunter die »Chronik der Äbte des Klosters St. Gallen«, wurden von Götzinger herausgegeben (St. Gallen 1875-79, 3 Bde.).
Vgl. Pressel, Joachim Vadian (Elberf. 1861);
Keßler, Vita Vadiani (St. Gallen 1865);
Geilfus, J. v. Watt als geographischer Schriftsteller (Winterth. 1865).
(lat.), Bürgschaftsgeld, Anzahlung.
Piz, eins der Berghäupter der Graubündner Alpen (3234 m), bildet zwischen Flüela- und Scalettapaß eine firnbelastete Gruppe.
Die größern Eisströme senken sich in das Val Susasca hinab.
(Wadsö), aufblühende Stadt im norweg. Amt Finnmarken, am nördlichen Ufer des Warangerfjords, mit (1876) 1764 Einw. Vadsö ist Sitz eines deutschen Konsuls.
(ursprünglich Valdulsch, »Süßthal«),
Hauptort des Fürstentums Liechtenstein, [* 75] unweit des Rheins und an der Linie Feldkirch-Buchs der österreichischen Vorarlberger Eisenbahn, Sitz der fürstlichen Regierung und des Landtags, hat eine gotische Kirche, eine Realschule, ein Landgericht, Weberei [* 76] und Spinnerei, Weinbau, Alpenwirtschaft und (1880) 1018 kath. Einwohner.
Dabei das alte, zum Teil als Ruine stehende Felsenschloß Hohen-Liechtenstein, am Fuß der 2500 m hohen, imposanten Berggruppe Drei Schwestern.
(lat.), unstet;
unbestimmt im Ausdruck. ^[= überhaupt die äußere Darstellung einer Empfindung oder Vorstellung, sei es in Worten, Tönen, ...]
Perino del, eigentlich Pietro Buonaccorsi, ital. Maler, geb. 1500 zu Florenz, [* 77] erhielt nach seinem Lehrer, dem Florentiner [* 78] Maler Vaga, den Namen Vaga. In Rom wurde er Raffaels Schüler und führte nach dessen Zeichnungen mit Giovanni da Udine in den Loggien und andern Räumen des Vatikans Stukkaturen u. Dekorationsmalereien aus. Durch diese Werke in Ruf gekommen, erhielt er zahlreiche Bestellungen, meist zur Innendekoration von Palästen und Kirchen. Nach der Plünderung Roms (1527) wandte er sich nach Genua, [* 79] wo er unter anderm den Palast Doria mit Stukkaturen, Vergoldungen, Wandmalereien etc. schmückte (eine Probe s. Tafel »Ornamente [* 80] III«, [* 81] Fig. 11). Von Genua ging Vaga über Pisa [* 82] (hier von ihm das Fresko Kinderengel im Dom) nach Rom, wo er seine Thätigkeit als Stukkateur und Dekorationsmaler wieder aufnahm und auch Vorlagen zu Tapeten, Thronhimmeln, Stickereien etc. zeichnete. Unter den Werken dieser spätern Zeit ist die Decke [* 83] der Sala Regia des Vatikans das hervorragendste, woran neben ihm Daniel da Volterra thätig war. Er starb 1547.
(Vagant, lat.), einer, der, ohne einen festen Wohnsitz und ein bestimmtes Gewerbe zu haben, von einem Ort zum andern zieht;
Vagabondage, s. v. w. Landstreicherei (s. d.).
(Herumschweifende, Jagdspinnen), Spinnen, [* 84] welche keine Netze bauen, sondern ihre Beute erjagen.
(lat., »Umherstreifer«),
im allgemeinen s. v. w. »fahrende Leute« (s. d.), insbesondere die fahrenden Schüler (vagi scholares) des Mittelalters (mit Anspielung auf ihre Zechlust auch Bacchanten, Bacchusbrüder, genannt), die, gleichsam ein besonderer Stand von charakteristischem Gepräge, bis ins Reformationszeitalter hinein erschienen, namentlich aber in der geistigen Bewegung des 12. und 13. Jahrh. eine scharf bestimmte Richtung vertraten. Zeuge dessen ist die wertvolle Sammlung ihrer frischen, in lateinischen, meist gereimten Versen abgefaßten Lieder (»Carmina burana«, s. d.), welche eine auf klassischer Bildung beruhende, üppige Lebensheiterkeit atmen und zugleich die Gebrechen der Berufsstände, besonders der Geistlichkeit, mit scharfer Satire geißeln. In Frankreich gaben sich seit dem 12. Jahrh. die Vagánten den Namen Goliarden, der verschieden erklärt, zumeist aber von einem vorgeblichen Haupte des Bundes Golias (Goliath) abgeleitet wird.
Vgl. Giesebrecht, Über die Vagánten oder Goliarden und ihre Lieder (»Allgemeine Monatschrift« 1853);
Büdinger, Über einige Reste der Vagantenpoesie in Österreich [* 85] (Wien 1854);
Hubatsch, Die lateinischen Vagantenlieder des Mittelalters (Görl. 1870).
(lat.), umherstreichen;
mit den Händen hin- und herfahren.
(lat.), Scheide;
v. uteri, die Scheide der Gebärmutter.
s. Silurische Formation. ^[= (hierzu Tafel "Silurische Formation"), älteste Schichtenfolge der Petrefakten führenden ...]
krankhafte Empfindlichkeit des Scheideneinganges mit Reflexkrämpfen des Constrictor cunni und der Muskeln [* 86] des Beckenbodens beim Kohabitationsversuch, wird hauptsächlich verursacht durch die Verletzung bei unzweckmäßigen, oft wiederholten derartigen Versuchen.
Scheidenkatarrh.
(lat.-griech.), Untersuchung der Scheide mittels des Mutterspiegels. ^[= (Speculum uteri, Metroskop), Instrument zur Untersuchung der Gebärmutter, entweder eine 10 ...]
(Nervus vagus, »herumschweifender« Nerv, Lungen-Magennerv), das 10. Gehirnnervenpaar, welches vom verlängerten Mark entspringt, setzt sich aus mehreren, nur bei den Haifischen noch getrennten Nerven [* 87] zusammen und steht in sehr engen Beziehungen zum 11. und 12. Nervenpaar, dem sogen. Beinerv (nervus accessorius Willisii) und dem Zungenfleischnerv (nervus hypoglossus). Seinen Namen hat er wegen seiner bei den höhern Wirbeltieren ungemein weiten Verbreitung im Körper: er versorgt den ganzen Verdauungskanal, die Nieren, den Atmungsapparat und das Herz. Auf das letztere wirkt er hemmend ein, so daß bei seiner Lähmung oder Durchschneidung die Herzschläge beschleunigt, bei seiner Reizung hingegen verlangsamt werden.
bei botan. Namen für M. Vahl, geb. 1749 zu Bergen, [* 88] gest. 1804 als Professor der Botanik in Kopenhagen. [* 89]
Orientalische und südamerikanische Pflanzen.
Johannes, namhafter Philolog, geb. zu Bonn, [* 90] studierte dort seit 1848 unter Ritschl, wurde 1854 Privatdozent daselbst, 1856 außerordentlicher Professor in Breslau, [* 91] 1858 ordentlicher Professor in Freiburg [* 92] und noch in demselben Jahr in Wien, wo er 1871 den Titel eines Hofrats erhielt. 1874 wurde er an Haupts Stelle nach Berlin [* 93] berufen und hier 1882 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Seine erste Thätigkeit ging von dem Studium des alten Latein aus: »Ennianae poesis reliquiae« (Leipz. 1854),
»Naevii de bello Punico reliquiae« (das. 1854),
»Ulpiani fragmenta« (Bonn 1856),
»In Varronis saturarum Menippearum ¶