Bezirkshauptort und aus mehreren Orten bestehende Gemeinde im schweizer. Kanton Zürich, [* 2] am Aabach und an der Bahnlinie Zürich-Sargans, hat ein Schloß mit schöner Aussicht, große Baumwollspinnereien und Webereien, Seidenspinnerei, Seidenstofffabrikation, Eisengießerei, [* 3] Maschinenfabrikation und (1888) 7042 meist evang. Einwohner.
1) Johann Martin, schweizer. Dichter, geb. zu Zürich, [* 4] gest. als Ratsherr daselbst. Vorzüglich gelangen ihm Erzählungen und Idylle in der Mundart seiner Heimat, als deren vorzüglichste das Gedicht »Der Vikari« gelten muß; dagegen erheben sich seine hochdeutschen Dichtungen selten über das Gewöhnliche. Sein »Freut euch des Lebens« ward zum Volkslied. Seine hinterlassenen »Dichtungen in Versen und Prosa« gab Heß (Berl. 1831, 3 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1877) heraus; aus seinem Nachlaß ward die Novelle »Liebesabenteuer eines Zürichers vom glückhaften Schiff [* 5] auf dem Freischießen zu Straßburg« [* 6] (Halle [* 7] 1877) veröffentlicht. Man hat auch von ihm eine große Anzahl von Zeichnungen (historische Bilder, Idylle und Humoresken), in zarten Umrissen miniaturartig ausgeführt.
2) Paulus, schweizer. Staatsmann und Schriftsteller, geb. zu Zürich, war der Sohn des um die Verbesserung des Züricher Schulwesens verdienten und als theologischer Schriftsteller bekannten Chorherrn und Professors Leonhard Usteri (gest. 1789), studierte in Göttingen [* 8] Medizin, ließ sich dann in seiner Vaterstadt nieder und wurde Lehrer am medizinisch-chirurgischen Institut und Aufseher des botanischen Gartens. Seit 1797 Mitglied des Großen Rats, trat er bei dem Wechsel der Staatsform als Abgeordneter des Kantons Zürich in den Senat der helvetischen Regierung, ward 1802 von seinem Kanton zu der Konsulta nach Paris [* 9] gesendet und Mitglied ihrer Zehnerkommission für die Konferenzen mit Napoleon I. und bekleidete 1803-14 das Amt eines Züricher Staatsrats. In der Restaurationszeit Führer der liberalen Opposition, wurde er 1831 zum ersten Bürgermeister ernannt, starb aber schon 9. April d. J. Er redigierte mit Escher von der Linth das Tageblatt »Der Schweizer Republikaner« (1798-1803),
ein reichhaltiges, treues Archiv für die Geschichte der Schweiz, [* 10] und schrieb »Schweizer Staatsrecht« (deutsch u. franz., 3. Aufl., Aarau [* 11] 1815 bis 1821, 2 Bde.).
Insel im Tyrrhenischen Meer, 67 km nördlich von Palermo, [* 12] vulkanischen Ursprungs, wird von einem Bergrücken mit interessanten Höhlenbildungen, Gräbern und Konchylienfunden in zwei ziemlich gleiche Hälften geteilt, enthält die gleichnamige Ortschaft mit (1881) 1959 Einw. und einem Hafen, welcher mit Palermo in Dampfschiffahrtsverbindung steht. Um die Insel starke Korallenfischerei.
s. Brandpilze. ^[= (Ustilagineae), Pilzfamilie aus der Unterordnung der Äcidiomyceten und der Ordnung der Basidiomycet ...]
Link s. Brandpilze. ^[= (Ustilagineae), Pilzfamilie aus der Unterordnung der Äcidiomyceten und der Ordnung der Basidiomycet ...]
Weliki, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wologda, am Zusammenfluß von Suchona und Jug und an der Straße von Archangel nach Sibirien, einer der wichtigsten Handels- und Industrieplätze des nordöstlichen Rußland, hat zahlreiche Kirchen, 2 Klöster, ein weibliches Progymnasium, einen großen Kaufhof und Magazine, einen Flußhafen, Fabrikation von Tuch, Leinwand, Leder, Seife, Kerzen, Email-, Gold- und Silberwaren (letztere bekannt unter dem Namen Ustjushkaja), ausgedehnten Pelzhandel und (1885) 8119 Einw. -
Die alte Stadt hieß Gleden, lag aber 4 km weiter stromabwärts, wo jetzt noch das im 12. Jahrh. gegründete Gledenskikloster steht; sie hatte im Mittelalter eigne Fürsten, geriet aber seit dem 17. Jahrh. in Verfall.
Kreisstadt im russ. Gouvernement Nowgorod, an der Mologa, mit Kreisschule, Mädchenprogymnasium, Fabrikation von Beilen, Schaufeln und Nägeln, Eisen- und Holzhandel und (1886) 7706 Einw. In dem sehr schwach bevölkerten Kreis [* 13] wohnen Karelen und wird viel Sumpfeisen gewonnen.
Kamenogorsk (»Ausfluß [* 14] der Steinberge«),
1720 als Grenzfestung gegen die Dunganen im westsibir.
Gebiet Semipalatinsk am Irtisch errichtet, hat seine Bedeutung als solche längst verloren und ist gegenwärtig mehr als Pflanzstätte der geistigen Bildung für die Kirgisen namhaft zu machen;
in der Schule wird eine Anzahl Kirgisen auf Kosten der Regierung erzogen.
Die (1881) 4528 Einw. (ein Drittel Russen) treiben lebhaften Tauschhandel.
Nikolai, russ. Historiker, geb. 1805, gest. 1871 als Professor an der Universität zu Petersburg [* 15] und Mitglied der Akademie. Er veröffentlichte eine Reihe von Quellen zur Geschichte des Interregnums (1605-13), »Memoiren von Zeitgenossen zur Geschichte des Pseudodemetrius« (5 Bde.),
die Schriften des Fürsten Kurbskij, eine »Geschichte Rußlands« in 5 Bänden und außer vielen kleinern Arbeiten eine leider unvollendet gebliebene »Geschichte Peters d. Gr.« (1858-63, 6 Bde.).
Seine Lehrbücher der Geschichte Rußlands sind veraltet.
Dorf in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Bielitz, an der Weichsel, mit katholischer und evang. Kirche, Schloß, Schlackenbad und Molkenkuranstalt, Eisenwerk des Erzherzogs Albrecht, Maschinenfabrik und (1880) 4375 Einw.
(Struga), Stadt in Albanien, Wilajet Janina, am See von Ochrida, aus dem hier der Drin ausfließt, hat eine 14tägige Messe (Februar), wo namentlich viel getrocknete Fische [* 16] des Sees verkauft werden, und ca. 2000 Einw. (meist christl. Bulgaren).
Kreisstadt im russ. Gouvernement Wologda, an der Vereinigung der Syssola und Wologda, mit Kreisschule, weiblichem Progymnasium, Pelzhandel und (1885) 4225 Einw. In dem überaus schwach bevölkerten Kreis wohnen meist Syrjänen und wird Salz [* 17] und Alabaster gewonnen.
türk. Name des Dnjepr (s. d.). ^[= (bei den Alten Borysthenes, türk. und Ohu, tatarisch Exi, im 10. Jahrh. Danapros, im 16. ...]
(lat.), Auslegung einer Gesetzesvorschrift durch ein Gewohnheitsrecht (s. Gesetzesauslegung, S. 234).
s. Usus. ^[= (lat.), Gebrauch, Herkommen; daher usuell, gebräuchlich. Im römischen Recht ist U. eine persönlic ...]
(lat.), die Ersitzung oder erwerbende Verjährung (s. d.);
usukapieren, durch längern Besitz das Eigentum einer Sache erwerben (ersitzen).
Departementshauptstadt im mittelamerikan. Staat Salvador, [* 18] beim 1325 m hohen erloschenen Vulkan gleiches Namens, mit (1878) 4123 Einw.
(spr. -ssinta), Fluß in Nordamerika, [* 19] wird durch die Vereinigung von Rio de [* 20] la Passion und Rio Salinas in Guatemala [* 21] gebildet und mündet in mehreren Armen teils in die Laguna de Terminos, teils in das offene Meer oder den untern Tabasco.
Zwischen Lorillardstadt (s. d.) und Tenosique bildet er zahlreiche Stromschnellen, die indes das Herabflößen von Mahagonistämmen nicht verhindern.
(lat., »Abnutzung«),
der umschriebene Schwund eines Teils oder Organs durch primäre Fettentartung oder durch das Andrängen von Neubildungen und Aneurysmen.
(lat.), s. v. w. Zinsen. ^[= (lat. ), Vergütung für die Benutzung eines einem andern zugehörigen sowohl stehenden ...]
s. Usaramo. ^[= Landschaft an der ostafrikan. Küste, von dieser durch den schmalen, Sansibar gehörigen Küstenstre ...] ¶
(lat.), im ältern röm. Rechte die Unterbrechung der Verjährung; im neuern Sprachgebrauch die Anmaßung eines Besitzes, einer Befugnis, besonders der öffentlichen Gewalt; daher die gewaltsame Verdrängung eines legitimen Herrschers, der Umsturz der Verfassung und die Unterdrückung der Selbständigkeit eines Staats. Ist der Usurpator wirklich in den Besitz der Staatsgewalt gelangt, so muß der nachmals etwa restaurierte rechtmäßige Landesherr die in der Zwischenzeit vorgenommenen Regierungshandlungen in ihren thatsächlichen und rechtlichen Folgen anerkennen, da sonst offenbare Unbilligkeiten und Unzuträglichkeiten entstehen würden.
(lat.), Gebrauch, Herkommen; daher usuell, gebräuchlich. Im römischen Recht ist Usus eine persönliche Dienstbarkeit, vermöge deren dem Berechtigten (usuarius) die Benutzung (Gebrauchsrecht) einer fremden Sache für seine Person, mithin ohne das Recht der Überlassung der Ausübung an einen andern und mit Beschränkung auf die Bedürfnisse des Berechtigten, zusteht. Der Usus gibt also an sich kein Recht auf die Früchte (fructus) der Sache; ist diese jedoch von der Art, daß sie ohne Fruchtgenuß gar nicht oder doch nicht vollständig gebraucht werden kann, so soll der Usuarius einen mäßigen Anteil an Früchten erhalten.
(lat.), s. Nießbrauch. ^[= (Nutznießung, lat. ), das dingliche Recht nicht allein auf die unmittelbare Benutzung ...]
tyrannus (lat., »der Gebrauch ein Tyrann«),
sprichwörtliche Redensart, mit welcher angedeutet wird, daß der Sprachgebrauch oft allen grammatischen Regeln zuwiderläuft.
s. Solmisation. ^[= eine eigentümliche, Jahrhunderte hindurch üblich gewesene Methode, die Kenntnis der Intervalle ...]
(spr. juhta), ein Territorium der nordamerikan. Union, das Land der Mormonen, grenzt gegen N. an Idaho und Wyoming, gegen O. an Colorado, gegen S. an Arizona und gegen W. an Nevada. Das Wahsatchgebirge teilt das Territorium in zwei Teile, von welchen der kleinere westliche dem sogen. Großen Bassin (zwischen den Rocky Mountains und der Sierra Nevada) angehört, während der östliche durch Nebenflüsse des Colorado bewässert wird. Die Oberfläche des Bassins besteht größenteils ^[richtig: größtenteils oder großenteils] aus dürren und wüsten Ebenen, über welchen einzelne Gebirgsketten sich erheben.
Unter den zahlreichen Seen ist der Große Salzsee (s. d.) der bedeutendste. In ihn ergießen sich der von N. kommende Bären- und der Weberfluß sowie der dem südlich gelegenen Utahsee entströmende Jordan. Nächstdem ist der Sevierfluß, welcher in dem gleichnamigen See (1402 m ü. M.) verschwindet, der bedeutendste. Keiner dieser Flüsse [* 23] ist schiffbar, wohl aber ermöglichen sie die künstliche Bewässerung des anliegenden Landes, welches reiche Ernten gewährt.
Regen fällt jetzt auch häufig während des Sommers, während es früher zwischen April und November fast nie regnete. In der Nähe des Salzsees beträgt die mittlere Temperatur des Januars und Juli bez. -3,4° und +24,8° C. Fröste kommen von Anfang September bis Ende Mai vor. Das östliche Gebirgsland fällt im Wahsatchgebirge (Nebo 3655 m) steil gegen die Ebene ab, an Höhe wird es jedoch übertroffen durch die Uintahkette (Mount Emmons 4175 m), welche von ihm aus nach O. streicht.
Jenseit des Wahsatchgebirges liegen die mit saftigem Gras bewachsenen Hochflächen (Mesas), welche vom Green River (Colorado) und seinen Nebenflüssen in tiefen Canons durchschnitten werden. Nur in den Gebirgen wächst Wald. Unter den wild vorkommenden Tieren sind zu erwähnen: Wölfe, Füchse, Wiesel, [* 24] Wolverene, Biber, Hasen, Antilopen, Bergschafe, Elens und Hirsche. [* 25] Utah hat ein Areal von 220,063 qkm (3997 QM.) und 1880: 143,963 Einw., von denen die Mehrzahl aus allen Weltteilen herbeigeströmte Mormonen (s. d.) sind.
Dazu kommen noch 840 in Stämmen lebende Utah- oder Jutahindianer. Ackerbau und Obstzucht werden mit großem Erfolg betrieben. Man baut namentlich Weizen, Hafer, [* 26] Gerste [* 27] und Kartoffeln und im gesegneten Thal [* 28] von Rio Virgen (im SW.) auch Sorghum, Baumwolle [* 29] und Weintrauben. An Vieh zählte man 1880: 41,000 Pferde [* 30] und Maultiere, 96,000 Rinder, [* 31] 233,000 Schafe [* 32] und 17,000 Schweine. [* 33] Sehr ergiebig ist der Bergbau. [* 34] Bituminöse Steinkohlen, Eisensteine, Gold, [* 35] namentlich aber Silber (s. Emma Mine) kommen vor, und ein Berg am Colorado besteht ganz aus Steinsalz.
Gewonnen wurden 1886 für 6½ Mill. Dollar Silber und für 216,000 Doll. Gold. Die Industrie dagegen ist noch unbedeutend und beschränkt sich fast nur auf Mahlen von Korn, Zurichtung von Bauholz und etwas Wollfabrikation. Die Eisenbahnen hatten 1888 eine Länge von 2100 km. Ein Schulgesetz wurde 1874 erlassen. Utah ward 1847 von den Mormonen in Besitz genommen, aber die 1849 versuchte Gründung eines Staats Deseret wurde von der Regierung der Vereinigten Staaten [* 36] von Nordamerika nicht anerkannt und dem Gebiet die übliche Territorialverfassung gegeben.
Der Gouverneur, der Sekretär [* 37] und die Mitglieder des höchsten Gerichtshofs werden vom Präsidenten ernannt. Eine gesetzgebende Versammlung wurde zuletzt im J. 1878 gewählt, da ein Unionsgesetz (Edmunds-Law) 1882 den in Vielweiberei lebenden Mormonen die Bürgerrechte entzogen hat. Gegenwärtig haben indes auch andre religiöse Genossenschaften festen Fuß in Utah gefaßt, und ein großer Teil des Grundes und Bodens, namentlich der Bergwerke, ist Eigentum von Nichtmormonen. Politische Hauptstadt des Gebiets ist Salt Lake City (s. d.).
im nordamerikan. Territorium Utah, 58 m über dem Großen Salzsee, mit dem ihn der mehrenteils durch eine leicht zu bewässernde Ebene fließende, 170 km lange Jordan verbindet. Er ist nur 4,5 m tief und hat frisches Wasser.
Hauptstadt des Nilgiridistrikts der britischen Präsidentschaft Madras, [* 38] amphitheatralisch von den höchsten Gipfeln der Nilgiri umgeben, mit (1881) 12,335 Einw. (8021 Hindu, 2934 Christen, 1364 Mohammedaner).
Die Stadt ist Sommerresidenz des Gouverneurs von Madras und zugleich Haupterfrischungsstation der Präsidentschaft, besitzt zahlreiche Kirchen, Hospitäler, Schulen, einen botanischen Garten, [* 39] Bibliothek und ist der Mittelpunkt zahlreicher Kaffeepflanzungen.
Ruinenstadt in Guatemala, s. Quiche. ^[= (spr. kitsché), Departement des mittelamerikan. Staats Guatemala, auf der Hochebene nördlich ...]
(lat.), zu etwas erforderliche Geräte, insbesondere Wirtschaftsgeräte.
s. Gebärmutter. ^[= (Bärmutter, Fruchthalter, Uterus, Matrix), im tierischen Körper dasjenige Behältnis, in dem ...] [* 40]
(lat.), »Schoßgeschwister«, d. h. Halbgeschwister, welche eine gemeinsame Mutter haben.
Stadt in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, [* 41] Kreis Pinneberg, an der Pinnau, mit Tornesch (an der Linie Altona-Kiel der Preußischen Staatsbahn) durch Pferdebahn verbunden, hat eine schöne evang. Kirche, ein evang. Schullehrerseminar, ein Amtsgericht, Maschinen-, Tabaks-, Zigarren-, Zichorien-, Tuch-, Lederwaren-, Tonnenband- und Leimfabrikation, Gerberei, Holzsägerei, Dampf- und Wassermühlen, Bierbrauerei, [* 42] Schiffahrt und (1885) 5058 fast nur evang. Einwohner.
Dabei Kloster-Ütersen., ein von Heinrich von Barmstedt 1235 gestiftetes Nonnenkloster, jetzt adliges Fräuleinstift der schleswig-holsteinischen Ritterschaft. ¶
(lat.), s. v. w. Gebärmutter (s. d.);
männlicher s. Vorsteherdrüse.
(»Außenland«),
in der nord. Mythologie das Reich der Riesen oder Jöten (s. d.), daher auch Jötunheim genannt, lag jenseit der von Menschen bewohnten Erde (s. Midgard).
1) (jetzt Bu Schater) altphönik. Stadt, unfern der Ruinenstätte Karthagos an der Mündung des Medscherda (des alten Bagradas) ins Mittelmeer gelegen, von deren einstigem Glanz noch die Trümmer eines Amphitheaters, des Hafens mit Admiralspalast, Aquädukts und mehrerer Zisternen Kunde geben. Nach Movers fällt ihre Gründung durch Tyrer ins Jahr 1100 v. Chr., 287 Jahre vor derjenigen Karthagos. Während alle nordafrikanischen Städte bereits Karthago [* 44] unterthan waren, genoß Utica lange noch Unabhängigkeit mit eignem Senat und selbstgewählten Suffeten.
Als es sich endlich beugen mußte, suchte es wiederholt das Joch abzuschütteln und nahm auch am Söldneraufstand teil. Während es im zweiten Punischen Krieg Karthago treu blieb, ergab es sich im dritten zuerst von allen Städten den Römern und ward zum Lohn dafür, nach Karthagos Fall 146, zur Hauptstadt der Provinz Africa gemacht. Utica war der Schauplatz des Todes des jüngern Cato. In der christlichen Zeit war es Bischofsitz; der letzte aktive Bischof, Potentius, floh 683 vor den Arabern nach Spanien. [* 45] Im Martyrologium besitzt den Ruhm, die sogen. Massa candida (300 Märtyrer auf einmal) hervorgebracht zu haben.
Vgl. Tissot, Géographie comparée de la province romaine d'Afrique, Bd. 2 (Par. 1888). -
2) (spr. jútika) Stadt im nordamerikan. Staat New York, Grafschaft Oneida, am Mohawkfluß und Eriekanal, hat ein Staatsirrenhaus, Woll- und Baumwollspinnerei, Kornmühlen, Stärkefabriken, Orgel- und Pianofortefabriken, Maschinenbauwerkstätten etc. und (1880) 33,914 Einw. Utica wurde 1784 an Stelle des ehemaligen Forts Schuyler gegründet.
s. Silurische Formation. ^[= (hierzu Tafel "Silurische Formation"), älteste Schichtenfolge der Petrefakten führenden ...] [* 46]
Beiname von Cato dem jüngern.
dulci (lat.), »das Nützliche mit dem Angenehmen (verbinden)« (Horaz, »Ars poetica«, 343).
(neulat., Nützlichkeitstheorie, Nützlichkeitssystem), die von Jeremias Bentham aufgestellte Moral- und Staatstheorie, deren Prinzip es ist, der größtmöglichen Anzahl von Menschen den größtmöglichen Nutzen zu verschaffen.
Name einer kurz vor der Julirevolution 1830 begründeten kommunistischen Sekte.
Vgl. Birks, Modern Utilitarianism (Lond. 1874).
infra (lat.), wie unten bemerkt wird.
possidetis (lat., »wie ihr besitzt«),
Bezeichnung für den augenblicklichen Besitzstand (status quo), ein neuerdings beim Abschluß eines Waffenstillstandes gebräuchlicher Ausdruck;
im römischen Recht Bezeichnung für eine Klage zum Schutz im Besitz von Grundstücken (interdictum u. p., im Gegensatz zum interdictum utrubi bei Mobilien).
Inselgruppe Polynesiens. ^[= geographische Bezeichnung, unter welcher man im weitern Sinn die gesamte Inselflur des Stillen ...]
rogas (abgekürzt Uti rogas R., lat.), »wie du vorschlägst«, bei den Römern auf den Stimmtafeln Zeichen der Zustimmung zu einem Gesetzvorschlag.
Gipfel des Albis bei Zürich (s. d.). ^[= # Bergkette im schweizer. Kanton Zürich, ein aus den Schwyzer Voralpen in die Hochebene vortretender ...]
(lat., »Nirgendwo«),
die fabelhafte Insel, auf welcher Thomas Morus seinen Staatsroman »De optimo reipublicae statu, deque nova insula Utopia« spielen ließ, das Schlaraffenland der Deutschen (s. Schlaraffe).
Daher Utopist, einer, der sich mit unausführbaren Weltverbesserungsplänen beschäftigt.
s. Kalixtiner. ^[= (v. lat. calix, Kelch), anfänglich Name der zuletzt genannten Partei der Hussiten ...]
[* 43] niederländ. Provinz (s. Karte »Niederlande«), [* 47]
von dem Zuidersee und den Provinzen Gelderland, Süd- und Nordholland umschlossen, 1384 qkm (25,1 QM.) groß mit (1888) 215,958 Einw. (62 Proz. Reformierte, 37 Proz. Katholiken und 1 Proz. Juden), ist im W. und längs der Flüsse niedrig und eben mit fruchtbarem Marschboden; im O. erheben sich die Amersfoorter Hügel, und der Boden wird sandig und unfruchtbar. Das Hauptgewässer ist der Rhein mit seinen oft kanalisierten Armen, dem Lek im S., dem Krummen oder Alten Rhein, der Vecht und der Holländischen Yssel; ferner die Eem (s. d.). Auch gibt es mehrere Kanäle, von denen die den Lek mit der Vecht verbindende Vaart oder der Vaartsche Ryn der bedeutendste ist. Das Klima [* 48] ist gesund. Die wichtigsten Produkte sind: Getreide, [* 49] Tabak [* 50] (bei Rhenen und Amersfoort), Pferde, Rindvieh, Bienen, Obst (bei Wyk bv Duurstede) und Blumen. Die Industrie liefert vornehmlich Wolle, Baumwolle, Seide, [* 51] Leinwand, Tabak und Thonwaren. [* 52]
[* 43] Hauptstadt der gleichnamigen niederländischen Provinz, liegt am Alten Rhein, von welchem aus hier die Vecht nach dem Zuidersee und die Vaart nach dem Lek abgehen, ist von zwei Kanälen oder Armen des Alten Rheins durchschnitten, von starken Forts umgeben und bildet den strategischen Vorposten von Amsterdam. [* 53] Die Stadt ist Knotenpunkt der Eisenbahnen Amsterdam-Utrecht-Arnheim, Amsterdam-Hilversum-Utrecht, Zwolle-Utrecht, Utrecht-Boxtel und Utrecht-Rotterdam. Sie hat 4 Vorstädte und 20 Kirchen, darunter der reformierte Dom (Maartenskirche), ein prächtiges gotisches Gebäude, dessen Langhaus jedoch 1674 bei einem Orkan einstürzte, so daß jetzt Chor mit Querschiff und Turm [* 54] (103 m hoch) getrennt stehen.
Unter den übrigen Gebäuden sind zu nennen: die Akademie, in deren großem Saal (früher Kapitelsaal des Doms) 1579 die Union der nördlichen niederländischen Provinzen geschlossen wurde;
der Palast des vormaligen Königs von Holland, Ludwig Bonaparte, der Utrecht zu seiner Residenz gewählt hatte (jetzt Sitz des Obermilitärgerichtshofs);
das Papsthaus (Paushuizen), gestiftet von Papst Adrian VI, der in Utrecht geboren war (jetzt Regierungsgebäude);
der Justizpalast, 1837 an der Stelle der berühmten Abtei von St. Paulus errichtet;
das schöne Rathaus, 1830 vollständig erneuert, mit dem reichen Stadtarchiv und einem Antiquitätenkabinett;
das Münzgebäude, das Gebäude für Künste und Wissenschaften mit dem Museum Kunstliefde, das neue Zellengefängnis, das Schauspielhaus etc. Die Zahl der Einwohner belief sich 1888 auf 81,398. Die Industrie Utrechts erstreckt sich auf Tuch-, Woll-, Baumwoll-, Lein- und Seidenweberei, Fabrikation von Zigarren, Porzellan, Maschinen (von drei Eisenbahngesellschaften), landwirtschaftlichen Gerätschaften, chemischen Produkten, Farben etc., Metallgießerei, Ziegelbrennerei, Ölraffinerie, Brauerei etc. Dem entsprechend ist auch der Handel mit diesen Fabrikaten und den Landesprodukten (besonders Käse und Butter) sehr lebhaft.
Die Universität (mit fünf Fakultäten, 1634 gestiftet) hat gegen 700 Studierende, chemisch-physiologische und physikalische Laboratorien, ein anatomisches und ein physikalisches Museum, ein Naturalienkabinett, eine Bibliothek, einen botanischen Garten, eine neue
[* 43] ^[Abb.: Wappen [* 55] von Utrecht.] ¶
Sternwarte [* 57] und ein meteorologisches Observatorium. Außerdem besitzt Utrecht: ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, ein Reichshospital, eine Veterinär und Zeichenschule nebst andern Unterrichtsanstalten, mehrere gelehrte und industrielle Gesellschaften, eine Gemäldegalerie, ein sehr reiches erzbischöfliches Museum von kirchlichen Altertümern und verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten. ist der Sitz der Provinzialregierung, eines Provinzialbezirks- und Kantonalgerichts, des Obermilitärgerichtshofs, einer Fortifikationsinspektion, eines katholischen und eines sogen. altkatholischen (jansenistischen) Erzbischofs und einer deutschen Ordenshausballei. An der Ostseite der Stadt ist die berühmte Maliebaan, eine sechsreihige, zu beiden Seiten mit schönen Villen besetzte, 1000 Schritt lange Lindenallee. - In der Römerzeit war Utrecht (Trajectum ad Rhenum) eine Stadt der Bataver im römischen Belgien. [* 58]
Nach dem Untergang der Römerherrschaft in Gallien setzten sich eine Zeit lang die Franken, später die Friesen hier fest. Das alte Utrecht lag auf der Nordseite des Rheins; nachdem aber Dagobert 630 auf der Südseite eine Kapelle erbaut hatte und 696 durch den heil. Willibrord ein Bistum gestiftet war, erwuchs um die Burg, die im 10. Jahrh. von den Normannen verwüstet, doch von Bischof Balderich wiederhergestellt wurde, eine städtische Ansiedelung. Die Bevölkerung [* 59] bestand vornehmlich aus bischöflichen Ministerialen; doch waren die Grafen von Bentheim, dann die Herren von Cuyk im Besitz der Burggrafschaft, bis diese 1220 von Bischof Otto II. durch Kauf erworben wurde. Utrecht wurde im 13. Jahrh. in die Wirren und Kämpfe verwickelt, welche dem mit Gütern reich gesegneten Bistum Utrecht aus seiner isolierten Stellung inmitten zahlreicher weltlicher Dynasten erwuchsen.
Dazu kamen innere Parteiungen, indem Patrizier und Zünfte um das Regiment in der Stadt miteinander haderten. 1279 brannte fast die ganze Stadt nieder. Im 14. Jahrh. erwarb sich der städtische Adel auf die Bischofswahl mehr Einfluß. So hatte auch die Stadt nach den zwiespältigen Bischofswahlen von 1425 und 1433 viel zu leiden; jahrelang wütete der Kampf, besonders 1449-52. Bischof Heinrich von Utrecht, ein geborner Pfalzgraf bei Rhein, überließ 1527 Stadt und Fürstentum an Kaiser Karl V. Papst Paul IV. erhob 1559 die Kirche in Utrecht zur Metropolitankirche und überwies dem neuen Erzbischof, Friedrich Schenk v. Tautenburg (gest. 1580), die Bistümer Haarlem, [* 60] Middelburg, Leeuwarden, Deventer und Groningen.
Unter der Regierung Philipps II. ward hier die Union der sieben nördlichen Provinzen (Utrechter Union) abgeschlossen, welche die Unabhängigkeit der Niederlande begründete (vgl. P. L. Muller, De Unie van Utrecht, Utrecht 1878). Auch versammelten sich hier die Generalstaaten, bis sie 1593 nach dem Haag [* 61] verlegt wurden. Das neue Erzbistum Utrecht hatte nicht lange Bestand; wohl wählte man nach dem Tode des ersten Erzbischofs noch zwei Nachfolger, allein keiner von beiden brachte es bis zur Weihe. Die reformierte Lehre [* 62] wurde in Utrecht allmächtig, und der Papst begnügte sich seit 1602 mit einem apostolischen Vikar.
Ein Jahrhundert später fand der Jansenismus im Stiftskapitel Anhänger, und die Wahl eines Jansenisten (Cornelius Steenhoven) zum Erzbischof führte 1723 zum Bruch mit Rom und [* 63] zur Bildung einer besondern Sekte (s. Jansen), welche seit 1871 mit den Altkatholiken Deutschlands [* 64] in nähere Verbindung getreten ist. Die Stadt ist seit der Gründung der Universität (1636) einer der bedeutendsten Mittelpunkte der Wissenschaft in Holland geworden. Am wurde hier der Utrechter Friede geschlossen, der den spanischen Erbfolgekrieg beendigte. Am wurde Utrecht von den Franzosen unter Pichegru besetzt.
Vgl. »Le [* 65] traité d'U. réclamé par la France« (Leipz. 1814);
Geer, Bijdragen tot de geschiedenis der provincie Utrecht (Utrecht 1860);
Nippold, Die altkatholische Kirche des Bistums Utrecht (Heidelb. 1872).
Bezirksstadt in der span. Provinz Sevilla, [* 66] Knotenpunkt der Eisenbahn Madrid-Cadiz (Abzweigungen nach Moron und Osuna), mit (1878) 15,093 Ew.
retro (lat.), wie umstehend.
L. (Wasserschlauch), Gattung der Lentibularieen, Wasser- oder Sumpfpflanzen mit rosettenförmig gestellten Blättern, welche bei den in Wasser wachsenden Arten fadenartig zerteilt und meist mit Schläuchen versehen sind, in denen sich kleine Wassertierchen fangen.
Die nackten Blütenschäfte tragen eine oder mehrere lebhaft gefärbte Blüten, welche an Skrofulariaceenblüten erinnern.
Von den etwa 150 weitverbreiteten Arten wächst Utricularia vulgaris L. (gemeiner Wasserschlauch, Helmkraut) in Deutschland [* 67] in Mooren und Teichen;
s. Tafel »Insektenfressende Pflanzen«.
s. Lentibularieen. ^[= (Fettkräuter), dikotyle, etwa 180 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung ...]
juris doctor (lat., abgekürzt d., D. u. j., D. j. utriusque, J. u. d.), Doktor beider Rechte (des römischen und kanonischen);
vgl. Doktor.
(interdictum s. Uti possidetis. ^[= (lat., "wie ihr besitzt"), Bezeichnung für den augenblicklichen Besitzstand (status ...]
s. Etschmiadsin. ^[= altes, berühmtes Kloster und Sitz des Patriarchen der nichtunierten Armenier im russ. Gouvernement ...]
supra (lat.), wie oben;
s. Actum. ^[= (lat., "verhandelt, geschehen") findet sich häufig am Ende, zuweilen aber auch am ...]
(Ottowalde), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, [* 68] Amtshauptmannschaft Pirna, [* 69] hat (1885) 199 Einw. und ist bekannt durch die schönen Felsenthäler Uttewalder und Zscherregrund, welche zu den schönsten Partien der Sächsischen Schweiz gehören und auf dem Weg von Wehlen nach der Bastei besucht werden.
Barbara, Begründerin des Spitzenklöppelns im Erzgebirge, geb. 1514, ward von ihrem Vater Heinrich v. Elterlein aus Nürnberg [* 70] (geb. 1485, gest. 1582), der im Erzgebirge durch Bergbau ein bedeutendes Vermögen erworben hatte, an einen Bergherrn zu Annaberg, [* 71] Christoph Uttmann, verheiratet und führte 1561 im Erzgebirge das Spitzenklöppeln ein, das sie von einer um ihres Glaubens willen aus der Heimat vertriebenen Brabanterin erlernt haben soll. Sie starb in Annaberg. 1834 wurde ihr auf dem Kirchhof zu Annaberg ein Denkmal, 1886 daselbst ein Brunnenstandbild von R. Henze errichtet.
(spr. öttockssiter), Stadt in Staffordshire (England), am Dove, hat Fabrikation von Uhrkasten, Korkschneiderei und (1881) 4981 Einw.
Joseph von, Techniker, geb. zu Rieden in Oberbayern, studierte zu München [* 72] und Ingolstadt, [* 73] ward 1784 bayrischer Hofkammerrat, dann bayrischer Salinenadministrator im Fürstentum Berchtesgaden und 1799 Referendar für landständische Angelegenheiten im Geheimen Finanzdepartement. Seine Verbesserungspläne waren indessen einem großen Teil der Stände mißfällig, und Utzschneider wurde daher 1801 zur Disposition gestellt. Er errichtete nun eine Ledermanufaktur in München und 1804 mit v. Reichenbach [* 74] und Liebherr daselbst das mechanische Institut, welchem die von ihm zu Benediktbeuern angelegte Kunstglashütte das nötige Crown- und Flintglas lieferte. Aus letzterm entstand, nachdem er sich 1809 mit Fraunhofer (s. d.) vereinigt, das weltberühmte optische Institut, welches fast ganz Europa [* 75] mit optischen Instrumenten ¶
versorgt. Inzwischen war Utzschneider 1807 wieder als Generalsalinenadministrator und Geheimer Finanzreferendar in den Staatsdienst getreten. Unter seiner Leitung wurde der Bau der Saline zu Rosenheim mit der Solenleitung von Reichenhall dahin ausgeführt, und durch seinen Einfluß ging 1809 außer der Saline Berchtesgaden auch die zu Hallein in bayrische Administration über. Ebenso wurde unter seiner Leitung in Bayern [* 77] der Grund zu dem Parzellenkataster gelegt. 1811 wurde er Vorstand der Staatsschuldentilgungsanstalt, verließ aber 1814 wieder den Staatsdienst und errichtete eine große Brauerei und eine Tuchmanufaktur. Von 1818 bis 1821 war er erster Bürgermeister von München; 1827 wurde er zum Vorstand der Münchener neuerrichteten polytechnischen Zentralschule ernannt. Er starb
Vgl. Bauernfeind, J. v. Utzschneider (Münch. 1880).
polynes. Inselgruppe, s. Uea. ^[= 1) (Wallis) polynes. Inselgruppe unter französischem Protektorat, westlich von Samoa ...]
Landschaft im Congostaat, am Nordwestufer des Tanganjika, deren Bewohner geschickte Verfertiger von Eisengeräten, Holzschalen und Körben sind.
Auf den Märkten strömen die Seeanwohner in Scharen zusammen.
(lat., Uvula palati), Zäpfchen, s. Gaumen. ^[= (Palatum), bei den höhern Wirbeltieren die obere Wand oder die Decke der Mundhöhle, wodurch ...]
Sergei Semenowitsch, Graf, russ. Staatsmann, geb. zu Moskau, [* 78] studierte in Göttingen und ward 1811 Kurator der Universität und des Lehrbezirks von Petersburg, 1818 Präsident der Akademie der Wissenschaften, 1822 Direktor des Departements der Manufakturen und des innern Handels und 1832 Minister der Volksaufklärung. Er gründete über 700 Lehranstalten (unter andern die Universität zu Kiew) [* 79] sowie gelehrte Gesellschaften, Bibliotheken, Museen etc. und sorgte für bessere Dotierung des Lehrpersonals. Als nach den Ereignissen von 1848 das russische Unterrichtswesen größern Einschränkungen unterworfen wurde, zog sich Uwarow vom Ministerium zurück. Er starb Von seinen Schriften, die ein gründliches Studium der ausländischen Litteraturen bekunden, sind hervorzuheben: »Études de philosophie et de critique« (Par. 1843) und »Esquisses politiques et littéraires« (das. 1848). - Sein Sohn Graf Alexei Sergejewitsch Uwarow, geb. 1824, gestorben im Februar 1885, hat sich durch die Beschreibung seiner archäologischen Reise an den Nordküsten des Schwarzen Meers (Petersb. 1852) einen Namen und als Begründer des seit 1868 alle drei Jahre regelmäßig wiederkehrenden archäologischen Kongresses um die prähistorische Archäologie große Verdienste erworben. Er stiftete den Uwarowschen Preis (3000 Rub.), welcher alljährlich von der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg 25. Sept. (7. Okt.) für eine Anzahl der besten historischen Werke verliehen wird.
s. Granat. ^[= Mineral aus der Ordnung der Silikate (Granatgruppe), kristallisiert regulär, meist in Rhombendodeka ...] [* 80]
(spr. öcksbridsch), Stadt in der engl. Grafschaft Middlesex, am Colne, hat ein litterarisches Institut, große Viehmärkte und (1881) 7712 Einw.
(spr. uchmal), Ruinenstätte im mexikan. Staat Yucatan, 55 km südwestlich von Merida, mit großartigen Baudenkmälern, das »amerikanische Palmyra«.
(lat.), Gemahlin, Gattin. ^[= Bernardino, genannt il Sojaro ("Böttcher"), ital. Maler, geboren um 1495 zu Pavia, ...]
Wohnort Hiobs, wahrscheinlich in der Landschaft Basan (s. d.) am Westfuß des Hauran.
Johann Peter, Dichter, geb. zu Ansbach, [* 81] studierte in Halle die Rechte und machte sich schon 1746 durch seine mit Götz vollendete Übersetzung des Anakreon (1746), in jener Zeit die geschmackvollste eines alten Dichters, bekannt. 1748 ward er Sekretär bei dem Justizkollegium in Ansbach, 1763 Assessor am kaiserlichen Landgericht zu Nürnberg, 1771 Mitglied des Scholarchats und 1790 Direktor des Ansbacher Landgerichts und des Konsistoriums. Er starb als Geheimer Justizrat. Uz gehörte zu den Lyrikern, welche vor Bürger und Goethe bemüht waren, der deutschen Dichtung Anmut und Fülle des Ausdrucks zu geben, und leistete für seine Zeit Vortreffliches in der halb empfundenen, halb spielenden und reflektierenden Lyrik.
Unter seinen Dichtungen priesen die Zeitgenossen vor andern den »Sieg des Liebesgottes«, ein Popes »Lockenraub« nachgeahmtes erzählendes Gedicht in vier Gesängen; ferner die »Theodicee« (1755),
welche die Leibniz-Wolfsche Philosophie vorträgt; sein in Alexandrinern geschriebenes Lehrgedicht »Die Kunst, stets fröhlich zu sein« (1760) und viele Kirchenlieder. Seine »Poetischen Schriften« gab Weiße heraus (Wien [* 82] 1804, 2 Bde.). Im Schloßgarten zu Ansbach wurde 1825 seine Büste (von Heideloff) aufgestellt.
Vgl. Henriette Feuerbach, Uz und Cronegk (Leipz. 1866);
»Briefe von Uz an einen Freund 1753-1782« (hrsg. von Henneberger, das. 1866).
(Özbegen), zum türk. Zweig der Altaier gehöriges Volk in Innerasien, im 10. Jahrh. von seinen südlichen Nachbarn Ghusen genannt. Sie drangen im 16. Jahrh. über den Dschihun vor und setzten sich in Besitz von Balch, Chiwa, Bochara, Ferghana u. a.; jetzt erstrecken sich ihr Sitze bis zum Kaspischen Meer. Sie haben sich stark mit Iraniern vermischt und sind in ihren physischen Merkmalen verschieden, je nachdem das türkische oder das durch Kreuzung aufgenommene iranische Blut bei ihnen vorwiegt. In Gesinnung und Geistesanlagen aber zeigen sie sich als Türken: Biedersinn, männlicher Charakter, konservative Denkungsweise, Kriegslust, Indolenz und Aberglaube zeichnen auch die Uzbeken aus.
Ihre Zahl beträgt höchstens 1 Mill.; doch haben sie es verstanden, sich zu Herren in allen turanischen Ländern aufzuwerfen und die iranischen Tadschik zu unterjochen. Die Uzbeken haben sich mit der Annahme des Islam zum größten Teil seßhaft gemacht, und nur ein kleiner Teil von ihnen besteht noch aus reinen Nomaden; ein andrer ist halb angesessen, d. h. nomadisiert nur im Sommer mit seinen Herden. Handel und Gewerbe überlassen die Uzbeken überall den Tadschik. Ihre Kleidung besteht in einem langen, weiten Gewand (Chalat) aus grobem Seidenzeug (Aledscha) oder kamelhaarenem Stoff (Armik); die Kopfbedeckung ist ein roter oder weißer Turban. Die Frauen hüllen sich in Schleier, die vom Kopf bis zu den Füßen herabreichen, und führen ein sehr eingezogenes Leben. Die Hauptnahrung der ist Schöpsenfleisch, ihr Hauptgetränk Kumys. Sie beschäftigen sich vornehmlich mit Schafzucht, hier und da auch mit Ackerbau und Seidenraupenzucht.
Volk, s. Kumanen. ^[= (Komanen), ein asiatisches Steppenvolk türkischen Stammes, bei den Byzantinern bei den ...]
(türk.), s. v. w. Fluß. ^[= # ein größeres fließendes Gewässer, welches durch die Vereinigung mehrerer Bäche ents schnitt ...]
(spr. üsähs), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Gard, am Alzon und den Eisenbahnen von Remoulins nach Uzès und von St. Julien-Cassagnac nach Nozières, hat ein imposantes altes Schloß, eine ehemalige Kathedrale, mehrere andre Kirchen (darunter eine reformierte Konsistorialkirche), ein Standbild des Admirals Brueys, einen Gerichtshof, ein Kommunalcollège, eine Bibliothek, Fabrikation von Seidenstrümpfen, Wirkwaren, Tuch, Papier etc. und (1886) 4293 Einw. Hier liegt Papst Clemens V. begraben. ¶
V.
v, lat. V, v, das Vau, wird im Deutschen genau wie f (s. d.) ausgesprochen. Von dem römischen Zeichen v, u abstammend, das in seinen beiden Formen im Latein bald u, bald w bedeutete, kommt es schon in deutschen Handschriften des 8. Jahrh. neben und für f vor und setzte sich als Vertreter desselben besonders vor den Vokalen a, e, i, o fest, kommt aber fast nie vor u und den damit zusammengesetzten Diphthongen, ebensowenig vor r, l vor, weil es sonst leicht mit dem Vokal u verwechselt werden konnte. Daher findet sich noch jetzt im gleichen Fall immer f gebraucht, das überhaupt in der neuern Zeit das überflüssige v immer mehr zurückgedrängt hat. In den romanischen Sprachen ist das v ein w (s. d.), im Latein fällt es in der Schrift mit u (s. d.) zusammen. Der Name Vau kam ursprünglich dem f zu (s. d.).
Als römisches Zahlzeichen ist V = 5. Als Abkürzung bedeutet V oder v auf römischen Inschriften vivus, vixit, victoria, vale etc., in Büchern vide (»siehe«),
versus (»Vers« und »gegen«),
A. = Viktoria- und Albertorden.
c. = verbi causa (lat.),
»zum Beispiel« ^[= (lat. Exemplum), der einzelne konkrete, aus der Erfahrung entlehnte oder erdichtete Fall, insofern ...].
im Handel = conto vecchio (ital.),
»alte Rechnung«, oder auch conto vostro, »Ihre Rechnung«.
in England = Victoria [* 84] Cross, »Viktoriakreuz« (Tapferkeitsmedaille);
auch Vice-Chancellor, Vizekanzler.
= vor Christo, vor Christi Geburt. ^[= die Austreibung der Frucht mit den ihr zugehörigen Teilen aus dem Mutterleib. Beim Menschen ...]
D. = volente Deo (lat.),
»so Gott will«.
g. = verbi gratia (lat.),
»zum Beispiel« ^[= (lat. Exemplum), der einzelne konkrete, aus der Erfahrung entlehnte oder erdichtete Fall, insofern ...].
n. = vicario nomine (lat.),
als Stellvertreter.
s. = volti subito (ital.),
»wende schnell um!«
T. = vetus Testamentum (lat.),
»Altes Testament« ^[= s. Bibel.].
v. = vice versa (lat.),
»umgekehrt, gegenteilig«.
Abkürzung für Virginia (Staat). ^[= das öffentliche Gemeinwesen, welches eine auf einem bestimmten Gebiet ansässige Völkerschaft ...]
(Kai Gariep), rechter Nebenfluß des Oranjeflusses in Südafrika, [* 85] entsteht aus zwei größern, von der Westseite des Kathlambagebirges herabkommenden Strömen, dem Likwa und dem südlichern u. bedeutendern Nama Hari oder Donkin.
Nach seiner Bildung nimmt der Vaal den Gey Koup oder Vet Rivier mit dem Tschue oder Sandstrom, ferner den Kolong u. Modder auf und vereinigt sich bald danach mit dem Oranjefluß.
Gemeinde in der niederländ. Provinz Limburg, [* 86] Bezirk Maastricht, [* 87] dicht an der preußischen Grenze, mit 3 Kirchen, Synagoge, bedeutender Tuchfabrikation und 4600 Einw.
holländ. Längenmaß, s. v. w. Faden [* 88] (s. d.). ^[= # (engl. Fathom, franz. Brasse), Längenmaß, meist zu Tiefenmessungen und Garnmaß, Oberstufe ...]
(Vaara, finn.), s. v. w. Berg. ^[= # 1) Günther Heinrich, Freiherr von, Staatsmann und verdienstvoller publizistisch-juristischer ...]
banque (franz., spr. wa bánk), beim Hasard: es gilt die Bank.
Emil Mario, Schriftsteller, geb. zu Schönberg an der mährisch-schlesischen Grenze, wo seine auf einer Reise begriffenen Eltern gerade verweilten, erhielt in St. Pölten, dem Wohnort seines Vaters, seine Vorbildung und wandte sich dann an kleinern Theatern der Bühne zu, jedoch ohne Erfolg. Seit den 60er Jahren ist er mit einer Menge von Romanen und Novellen (zum Teil auch übersetzten und bearbeiteten), Erzählungen und Schilderungen aus dem Theater-, Vagabunden-, Dorf- und Salonleben aufgetreten, so daß seine Feder wohl bereits weit über 100 Bände geliefert hat. Es ist nur zu bedauern, daß er sich, bei entschiedenem Erzählertalent, wahllos der Sensation, betreffe sie Spiritistisches oder Ehefragen u. dgl., hingegeben, infolgedessen gänzlich zu Mißbilligendes neben anerkennenswerten Leistungen hergeht. Vacano lebt teils in St. Pölten, teils in Wien.
(lat.), Geistliche, welche keine kirchliche Stelle bekleideten.
lombard. Jurist des 12. Jahrh., gründete bald nach der Zeit des Irnerius (s. d.) um 1145 in Oxford [* 89] eine Rechtsschule und verpflanzte das römische Recht nach England. Er verfaßte einen Auszug aus dem Justinianischen Kodex und den Pandekten in neun Büchern, welches Werk in seiner Schule zu Grunde gelegt wurde. Auch schrieb er eine »Summa de matrimonio« sowie eine »Summa de assumpto homine«, letztere rein theologischen Inhalts.
Vgl. Wenck, Magister Vacarius (Leipz. 1820);
Stölzel in der »Zeitschrift für Rechtsgeschichte« (Bd. 6, 1867).
(lat.), es fehlt, ist nicht da, ist unbesetzt;
in der Buchdruckerkunst eine leere Seite.
großes iberisches Volk im alten Hispanien, welches das Hochland am obern Durius (Duero) bewohnte, mit den Städten Pallantia (Palencia), Cáuca (Coca) und Septimanca (Simancas).
(Vaccaj), Niccolò, Komponist, geb. zu Tolentino unweit Ancona, [* 90] bildete sich in Neapel [* 91] unter Païsiello zum dramatischen Komponisten und hatte als solcher großen Erfolg, besonders mit seiner Oper »Giulietta e Romeo«, deren dritter Akt so wirksam ist, daß man ihn in Italien [* 92] dem der gleichnamigen Oper von Bellini substituiert hat. Von 1829 an wirkte er mehrere Jahre in Paris und London [* 93] als Gesanglehrer, übernahm 1838 den Posten eines ersten Kompositionslehrers am Mailänder Konservatorium, den er bis zu seinem Tod bekleidete. Er starb in Pesaro. Noch größeres Verdienst als durch seine zahlreichen Opern und Kirchenkompositionen erwarb er sich durch zwei Gesangunterrichtswerke: »Metodo pratico di canto italiano per camera« und »Dodici ariette per camera, per l'insegnamento del belcanto italiano«.
(lat.), s. v. w. Kuhpocke, ^[= s. Impfung.] s. Impfung. [* 94]
s. Impfung. ^[= # im weitern Sinn die künstliche Übertragung eines Krankheits- oder Ansteckungsstoffs auf eine ...]
dikotyle Pflanzengruppe, eine Unterfamilie der Erikaceen (s. d.) bildend und von den nächstverwandten Gruppen durch unterständige Fruchtknoten u. Beerenfrüchte verschieden.
Die Vaccinieen zählen 180 Arten, welche in der gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Halbkugel, am häufigsten in Nordamerika, in geringer Anzahl auf den höhern Gebirgen der heißen Zone, vorkommen.
Fossil finden sich zahlreiche Überreste der Gattung Vaccinium in Tertiärschichten.
Die säuerlich-süßen Beeren der Vaccinium-Arten, Preißel-, Heidel-, Moosbeeren u. a., sind zum Teil genießbar und offizinell.
L. (Heidelbeere), Gattung aus der Familie der Erikaceen, meist niedrige Sträucher von sehr verschiedenem Habitus, mit wechselständigen, kurzgestielten, leder- oder hautartigen, ganzen, meist wintergrünen Blättern, einzeln meist in axillären oder terminalen Trauben stehenden Blüten und kugeligen Beeren. Etwa 100 Arten in der gemäßigten nördlichen Erdhälfte und den Gebirgen der Tropen. Vaccinium Myrtillus L. (Heidelbeere-, Blau-, Schwarz-, Bruch-, Bickbeere, Besing), bis ¶