(spr. ascher),James, latinisiert Usserius, brit. Theolog, geb. zu
Dublin
[* 17] von protestantischen Eltern, ward 1607
Professor der
Theologie in seiner Vaterstadt und 1625
Erzbischof von
Armagh und
Primas von
Irland, in welcher
Stellung er
polemische
Schriften gegen die Katholiken veröffentlichte, sich aber auch in eine
litterarische
Fehde mit den englischen Theologen verwickelte. Nachdem er 1640 nach
England übergesiedelt, übernahm er in
den
Bürgerkriegen eine wenig erfolgreiche Vermittlerrolle und starb zu Ryngate in der
GrafschaftSurrey. Seine 10,000
Bände an
Manuskripten und gedruckten Werken enthaltende
Bibliothek erwarb später die
Universität zu
Dublin. Unter
seinen zahlreichen
Schriften (Gesamtausg., Lond. 1842-64, 17 Bde.)
sind »Britannicarum ecclesiarum antiquitates« (Dubl.
1639; vermehrt, Lond. 1687) und die »Annales Veteris
et
Novi Testamenti« (das. 1650-54, Par. 1673, Genf
[* 18] 1722) hervorzuheben.
»Forschungen
zur
Lex Saxonum« (das. 1867) und gab den 1.
Band
[* 22] von S.
Hirsch'
[* 23]
»Jahrbüchern des
DeutschenReichs unter
Heinrich II« (das. 1862)
heraus. Als
Sekretär
[* 24] des
Vereins für schleswig-holsteinische Geschichte machte er sich um die
Förderung
der Geschichte dieser Landesteile verdient. Aus seinem
Nachlaß erschien: »Die Anfänge der deutschen Geschichte« (Hannov.
1875);
»Officium sancti Kanuti ducis«
(Kiel 1875) u.
»Visio Godeschalci« (1875).
Gebiet im äquatorialen
Ostafrika, am Südufer des Nyanzasees, nördlich und westlich von Uniamwesi, südlich
und östlich von
Karagwe, ein welliges Land, das nach W. aufsteigt und gegen
S. und N. sich allmählich
abdacht.
Regen ist reichlich, der
Boden gut, das Land sorgfältig angebaut.
Die
Bevölkerung
[* 25] gleicht den Wanjamwesi und wird
beherrscht von zwei Wahumahäuptlingen;
die flüchtigen Bewohner
Bosniens und
Serbiens, welche infolge der Greuel
der türkischen Eroberer im Anfang des 16. Jahrh. ihr Heimatsland verließen. Die meisten
Uskoken sammelten sich in Clissa und Umgebung, in
Dalmatien, auf den Besitzungen des
Magnaten¶
mehr
Peter Krusitsch. Als 1537 die Türken Clissa eroberten, zogen die Uskoken nach Sign. Von da führten sie einen erbitterten Kampf
sowohl gegen die Türken als gegen die Venezianer, besonders an der Küste von Zara.
[* 30] Dies gab die Veranlassung zu einem Krieg
zwischen Österreich
[* 31] und der Republik (1612), infolge dessen die Uskoken Sign verlassen mußten. IhreSchiffe
[* 32] wurden
verbrannt, und sie zogen in das Gebiet von Karlstadt und an die Kulpa (1617), wo schon seit 1524 ein Teil der Uskoken wohnte. Im
fortwährenden Kampf mit den Türken, bildete sich später aus den Uskoken der Kern der Militärgrenzer.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim,
[* 33] an der Ahle und der LinieSoest-Nordhausen
der Preußischen Staatsbahn, 136 m ü. M., hat eine evang.
Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, 2 Oberförstereien, Eisengießerei,
[* 34] Stahlraffinerie, Maschinen-, Thonpfeifen- und Tabaksfabrikation,
Teppichweberei und (1885) 2371 Einw. Nahebei das Dorf Sohlingen mit
Musterbleiche, Eisenhütte, Gußstahl- und Maschinenfabrik und 660 Einw.
Peter Karlowitsch von, russ. Militär, bekannt durch seine Forschungen über die Sprachen
des Kaukasus, geb. diente 1837-40 als Ingenieuroffizier im Kaukasus, absolvierte dann den Kursus der Akademie des Generalstabs,
machte längere Reisen im Ausland und ward nach seiner Rückkehr zu verschiedenen militärisch-statistischen Arbeiten verwendet.
Danach mit der ethnographischen Beschreibung des Kaukasus beauftragt, ging er zunächst an das Studium der
verschiedenen kaukasischen Sprachen und lag demselben mit rastlosem Eifer elf Jahre lang ob. Seine zahlreichen Arbeiten über
die kaukasischen Sprachen sind in russischer Sprache
[* 35] abgefaßt und meist nur in einer kleinen Zahl von Exemplaren autographisch
vervielfältigt, wurden aber durch die deutschen Bearbeitungen derselben, die Schiefner (s. d.) in den
Memoiren der PetersburgerAkademie von 1863 bis 1873 veröffentlichte, dem gelehrten Publikum zugänglich gemacht. Durch sie
ist das Sprachengewirr des Kaukasus, des »Sprachenbergs«, nahezu vollständig enträtselt worden,
wobei sich übrigens Berührungspunkte der kaukasischen mit anderweitigen Sprachen nicht herausgestellt haben. Uslar starb
als kaiserlicher Generalmajor auf seinem Gut Kurowo (Twer).
Dill. (Bartflechte), Gattung der Strauchflechten, mit strauchförmigem, cylindrischem, fadenförmigem,
sehr vielästigem, meist schlaff hängendem Thallus, dessen Mark von einem holzig harten, zentralen Strang durchzogen ist, und
dessen Rinde später der Quere nach Risse bekommt, mit schildförmig gestielten, kreisrunden, flachen, blassen Apothecien,
welche einen oft in wimperartige Ästchen auswachsenden Thallusrand besitzen. Von den etwa zehn Arten,
die über die ganze Erde verbreitet sind, wächst Usnea barbata, mit 5-32 cm langem, graugrünem, in viele haardünne Zweige geteilten
Thallus, an Baumstämmen in ganz Europa
[* 37] in der Ebene und auf höhern Gebirgen und wird wegen der Ähnlichkeit
[* 38] mit grauen Barten
von den Gebirgsbewohnern an hölzerne Pfeifenköpfe, Zigarrenspitzen und hölzerne Figuren geleimt; dient
auch als Polstermaterial.
eigentlich Tage Algreen-Ussing, dän. Staatsmann, geb. auf
dem Pfarrhof Lille
[* 44] Lyngby Frederiksborg auf Seeland, studierte in Kopenhagen
[* 45] die Rechte und wurde bei der dänischen Kanzlei als
Sekretär angestellt. 1830 trat er als freisinniger politischer Schriftsteller auf und wurde bald der volkstümlichste
Mann inKopenhagen und ganz Dänemark. 1834 in die Ständeversammlung gewählt, ward er von dieser nebst
dem Bankdirektor Bang mit der Redaktion der »Ständezeitung« beauftragt.
Die Regierung, die in ihm ihren bedeutendsten Gegner erkannte, suchte ihn zu gewinnen, indem sie ihn zum Assessor beim Hof-
und Stadtgericht in Kopenhagen, 1841 zum außerordentlichen Beisitzer des HöchstenGerichts ernannte. 1844 wurde
er zum Bürgermeister der Hauptstadt erwählt. Auch bekleidete er seit 1840 eine Professur der Rechte. Aufsehen machte sein
Antrag in der Roeskilder Versammlung 1844, den König zu bitten, durch ein Gesetz die absolute und ewige Verbindung der Herzogtümer
mit dem Königreich auszusprechen. 1848 ward er zum Generalprokureur für das KönigreichDänemark ernannt
und 1854 in den Reichsrat berufen. Er starb Von seinen Schriften sind, abgesehen von zahlreichen Abhandlungen politischen
und juristischen Inhalts, zu nennen: »Haandbog i den danske Criminalret« (4. Aufl., Kopenh. 1859, 2 Bde.);
Landschaft im äquatorialen Ostafrika, südlich vom Ukerewe. ^[= (Victoria Nyanza), großer See in Äquatorialafrika, zwischen 0° 45' nördl. bis 2° 50' südl. ...]
rechter Nebenfluß des Amur im sibir. Küstengebiet, entsteht aus dem Zusammenfluß des Daubikha und des Ulakha,
hat von da ab eine Länge von 500 km und bildet auf einer langen Strecke die Grenze zwischen dem russischen und chinesischen
Gebiet. Er wird schiffbar, nachdem er den aus dem Chankasee kommenden Sungatsch aufgenommen, überschwemmt im Sommer seine Ufer;
Ackerbau wird wenig getrieben, dagegen viel Viehzucht auf den ausgedehnten vortrefflichen Weiden. Eine besondere
politische Wichtigkeit kommt dem Südussurigebiet mit dem Seehafen Wladiwostok zu; 1887 zählte man 15,300 Kolonisten. Die
Russen nahmen vom Gebiet auf Grund des Vertrags von AigunBesitz.
Vgl. Wenjukow, Die russisch-asiatischen Grenzlande
(deutsch, Leipz. 1874).
Bezirkshauptort und aus mehreren Orten bestehende Gemeinde im schweizer. Kanton Zürich,
[* 48] am Aabach und an der Bahnlinie Zürich-Sargans,
hat ein Schloß mit schöner Aussicht, große Baumwollspinnereien und Webereien, Seidenspinnerei, Seidenstofffabrikation, Eisengießerei,
Maschinenfabrikation und (1888) 7042 meist evang. Einwohner.
Insel im Tyrrhenischen Meer, 67 km nördlich von Palermo,
[* 56] vulkanischen Ursprungs, wird von einem Bergrücken
mit interessanten Höhlenbildungen, Gräbern und Konchylienfunden in zwei ziemlich gleiche Hälften geteilt,
enthält die gleichnamige Ortschaft mit (1881) 1959 Einw. und einem
Hafen, welcher mit Palermo in Dampfschiffahrtsverbindung steht. Um die Insel starke Korallenfischerei.
Die alte Stadt hieß Gleden, lag aber 4 km weiter stromabwärts, wo jetzt noch das
im 12. Jahrh.
gegründete Gledenskikloster steht; sie hatte im Mittelalter eigne Fürsten, geriet aber seit dem 17. Jahrh. in Verfall.
Kreisstadt im russ. GouvernementNowgorod, an der Mologa, mit Kreisschule, Mädchenprogymnasium, Fabrikation
von Beilen, Schaufeln und Nägeln, Eisen- und Holzhandel und (1886) 7706 Einw. In dem sehr schwach bevölkerten
Kreis wohnen Karelen und wird viel Sumpfeisen gewonnen.
1720 als Grenzfestung gegen die Dunganen im westsibir.
Gebiet Semipalatinsk
am Irtisch errichtet, hat seine Bedeutung als solche längst verloren und ist gegenwärtig mehr als
Pflanzstätte der geistigen Bildung für die Kirgisen namhaft zu machen;
die Schriften des Fürsten Kurbskij, eine »Geschichte Rußlands« in 5 Bänden und außer vielen kleinern Arbeiten eine leider
unvollendet gebliebene »GeschichtePeters d. Gr.« (1858-63, 6 Bde.).
Seine Lehrbücher der Geschichte Rußlands
sind veraltet.
Dorf in Österreichisch-Schlesien, Bezirkshauptmannschaft Bielitz, an der Weichsel, mit katholischer und evang.
Kirche, Schloß, Schlackenbad und Molkenkuranstalt, Eisenwerk des ErzherzogsAlbrecht, Maschinenfabrik und (1880) 4375 Einw.
(lat.), im ältern röm. Rechte die Unterbrechung der Verjährung; im neuern Sprachgebrauch die Anmaßung
eines Besitzes, einer Befugnis, besonders der öffentlichen Gewalt; daher die gewaltsame Verdrängung eines legitimen Herrschers,
der Umsturz der Verfassung und die Unterdrückung der Selbständigkeit eines Staats. Ist der Usurpator wirklich in den Besitz
der Staatsgewalt gelangt, so muß der nachmals etwa restaurierte rechtmäßige Landesherr die in der Zwischenzeit
vorgenommenen Regierungshandlungen in ihren thatsächlichen und rechtlichen Folgen anerkennen, da sonst offenbare Unbilligkeiten
und Unzuträglichkeiten entstehen würden.
(lat.), Gebrauch, Herkommen; daher usuell, gebräuchlich. Im römischen Recht ist Usus eine persönliche Dienstbarkeit,
vermöge deren dem Berechtigten (usuarius) die Benutzung (Gebrauchsrecht) einer fremden Sache für seine
Person, mithin ohne das Recht der Überlassung der Ausübung an einen andern und mit Beschränkung auf die Bedürfnisse des
Berechtigten, zusteht. Der Usus gibt also an sich kein Recht auf die Früchte (fructus) der Sache; ist diese jedoch von der Art,
daß sie ohne Fruchtgenuß gar nicht oder doch nicht vollständig gebraucht werden kann, so soll der
Usuarius einen mäßigen Anteil an Früchten erhalten.
Unter den zahlreichen Seen ist der GroßeSalzsee (s. d.) der bedeutendste. In ihn ergießen sich
der von N. kommende Bären- und der Weberfluß sowie der dem südlich gelegenen Utahsee entströmende Jordan. Nächstdem ist
der Sevierfluß, welcher in dem gleichnamigen See (1402 m ü. M.) verschwindet, der bedeutendste. Keiner dieser Flüsse
[* 66] ist
schiffbar, wohl aber ermöglichen sie die künstliche Bewässerung des anliegenden Landes, welches reiche
Ernten gewährt.
Regen fällt jetzt auch häufig während des Sommers, während es früher zwischen April und November fast nie regnete. In der
Nähe des Salzsees beträgt die mittlere Temperatur des Januars und Juli bez. -3,4° und +24,8°
C. Fröste kommen von Anfang September bis Ende Mai vor. Das östliche Gebirgsland fällt im Wahsatchgebirge
(Nebo 3655 m) steil gegen die Ebene ab, an Höhe wird es jedoch übertroffen durch die Uintahkette (Mount Emmons 4175 m), welche
von ihm aus nach O. streicht.
Gewonnen wurden 1886 für 6½ Mill. DollarSilber und für 216,000 Doll. Gold. Die Industrie dagegen ist noch
unbedeutend und beschränkt sich fast nur auf Mahlen von Korn, Zurichtung von Bauholz und etwas Wollfabrikation. Die Eisenbahnen
hatten 1888 eine Länge von 2100 km. Ein Schulgesetz wurde 1874 erlassen. Utah ward 1847 von den Mormonen in Besitz genommen,
aber die 1849 versuchte Gründung eines Staats Deseret wurde von der Regierung der Vereinigten Staaten
[* 79] von
Nordamerika nicht anerkannt und dem Gebiet die übliche Territorialverfassung gegeben.
im nordamerikan. TerritoriumUtah, 58 m über dem GroßenSalzsee, mit dem ihn der mehrenteils
durch eine leicht zu bewässernde Ebene fließende, 170 km lange Jordan verbindet. Er ist nur 4,5 m tief und hat frisches Wasser.
Hauptstadt des Nilgiridistrikts der britischen PräsidentschaftMadras,
[* 80] amphitheatralisch von den höchsten
Gipfeln der Nilgiri umgeben, mit (1881) 12,335 Einw.
(8021 Hindu, 2934 Christen, 1364 Mohammedaner).
Als es sich endlich beugen mußte, suchte es wiederholt das Joch abzuschütteln und nahm auch am Söldneraufstand teil. Während
es im zweiten PunischenKriegKarthago treu blieb, ergab es sich im dritten zuerst von allen Städten den Römern und
ward zum Lohn dafür, nach KarthagosFall 146, zur Hauptstadt der Provinz Africa gemacht. Utica war der Schauplatz des Todes des
jüngern Cato. In der christlichen Zeit war es Bischofsitz; der letzte aktive Bischof, Potentius, floh 683 vor den Arabern
nach Spanien.
[* 87] Im Martyrologium besitzt den Ruhm, die sogen. Massa candida (300 Märtyrer auf einmal) hervorgebracht
zu haben.
Vgl. Tissot, Géographie comparée de la province romaine d'Afrique, Bd. 2 (Par.
1888). -
2) (spr. jútika) Stadt im nordamerikan. StaatNew York, Grafschaft Oneida, am Mohawkfluß und Eriekanal, hat ein Staatsirrenhaus,
Woll- und Baumwollspinnerei, Kornmühlen, Stärkefabriken, Orgel- und Pianofortefabriken, Maschinenbauwerkstätten
etc. und (1880) 33,914 Einw. Utica wurde 1784 an
Stelle des ehemaligen Forts Schuyler gegründet.
Unter den übrigen Gebäuden sind zu nennen: die Akademie, in deren großem Saal (früher Kapitelsaal des
Doms) 1579 die Union der nördlichen niederländischen Provinzen geschlossen wurde;
das Papsthaus (Paushuizen),
gestiftet von PapstAdrian VI, der in Utrecht geboren war (jetzt Regierungsgebäude);
der Justizpalast, 1837 an der
Stelle der berühmten Abtei von St. Paulus errichtet;
das schöne Rathaus, 1830 vollständig erneuert, mit dem reichen Stadtarchiv
und einem Antiquitätenkabinett;
das Münzgebäude, das Gebäude für Künste und Wissenschaften mit dem Museum Kunstliefde,
das neue Zellengefängnis, das Schauspielhaus etc. Die Zahl der Einwohner
belief sich 1888 auf 81,398. Die Industrie Utrechts erstreckt sich auf Tuch-, Woll-, Baumwoll-, Lein- und Seidenweberei, Fabrikation
von Zigarren, Porzellan, Maschinen (von drei Eisenbahngesellschaften), landwirtschaftlichen Gerätschaften, chemischen Produkten,
Farben etc., Metallgießerei, Ziegelbrennerei, Ölraffinerie, Brauerei etc. Dem entsprechend ist auch der Handel mit
diesen Fabrikaten und den Landesprodukten (besonders Käse und Butter) sehr lebhaft.
Die Universität (mit fünf Fakultäten, 1634 gestiftet)
hat gegen 700 Studierende, chemisch-physiologische und physikalische Laboratorien, ein anatomisches und ein physikalisches
Museum, ein Naturalienkabinett, eine Bibliothek, einen botanischen Garten, eine neue
Sternwarte
[* 99] und ein meteorologisches Observatorium. Außerdem besitzt Utrecht: ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, ein Reichshospital,
eine Veterinär und Zeichenschule nebst andern Unterrichtsanstalten, mehrere gelehrte und industrielle Gesellschaften, eine
Gemäldegalerie, ein sehr reiches erzbischöfliches Museum von kirchlichen Altertümern und verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten.
ist der Sitz der Provinzialregierung, eines Provinzialbezirks- und Kantonalgerichts, des Obermilitärgerichtshofs,
einer Fortifikationsinspektion, eines katholischen und eines sogen. altkatholischen (jansenistischen)
Erzbischofs und einer deutschen Ordenshausballei. An der Ostseite der Stadt ist die berühmte Maliebaan, eine sechsreihige,
zu beiden Seiten mit schönen Villen besetzte, 1000 Schritt lange Lindenallee. - In der Römerzeit war Utrecht (Trajectum ad Rhenum)
eine Stadt der Bataver im römischen Belgien.
[* 100]
Nach dem Untergang der Römerherrschaft in Gallien setzten sich eine Zeit lang die Franken, später die Friesen hier fest. Das
alte Utrecht lag auf der Nordseite des Rheins; nachdem aber Dagobert 630 auf der Südseite eine Kapelle erbaut hatte und 696 durch
den heil. Willibrord ein Bistum gestiftet war, erwuchs um die Burg, die im 10. Jahrh. von den Normannen verwüstet,
doch von BischofBalderich wiederhergestellt wurde, eine städtische Ansiedelung. Die Bevölkerung bestand vornehmlich aus bischöflichen
Ministerialen; doch waren die Grafen von Bentheim, dann die Herren von Cuyk im Besitz der Burggrafschaft, bis diese 1220 von BischofOtto II. durch Kauf erworben wurde. Utrecht wurde im 13. Jahrh. in die Wirren und Kämpfe verwickelt, welche dem mit Gütern reich
gesegneten Bistum Utrecht aus seiner isolierten Stellung inmitten zahlreicher weltlicher Dynasten erwuchsen.
Unter der RegierungPhilipps II. ward hier die Union der sieben nördlichen Provinzen (Utrechter
Union) abgeschlossen, welche die Unabhängigkeit der Niederlande begründete (vgl. P. L.Muller, DeUnie van Utrecht, Utrecht 1878).
Auch versammelten sich hier die Generalstaaten, bis sie 1593 nach dem Haag
[* 102] verlegt wurden. Das neue Erzbistum Utrecht hatte nicht
lange Bestand; wohl wählte man nach dem Tode des ersten Erzbischofs noch zwei Nachfolger, allein keiner
von beiden brachte es bis zur Weihe. Die reformierte Lehre
[* 103] wurde in Utrecht allmächtig, und der Papst begnügte sich seit 1602 mit
einem apostolischen Vikar.
L. (Wasserschlauch), Gattung der Lentibularieen, Wasser- oder Sumpfpflanzen mit rosettenförmig gestellten
Blättern, welche bei den in Wasser wachsenden Arten fadenartig zerteilt und meist mit Schläuchen versehen
sind, in denen sich kleine Wassertierchen fangen.
Die nackten Blütenschäfte tragen eine oder mehrere lebhaft gefärbte
Blüten, welche an Skrofulariaceenblüten erinnern.
Von den etwa 150 weitverbreiteten Arten wächst Utricularia vulgarisL. (gemeiner
Wasserschlauch, Helmkraut) in Deutschland
[* 107] in Mooren und Teichen;
(Ottowalde), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft
Dresden,
[* 108] Amtshauptmannschaft Pirna,
[* 109] hat (1885) 199 Einw. und ist bekannt durch die schönen
Felsenthäler Uttewalder und Zscherregrund, welche zu den schönsten Partien der Sächsischen Schweiz gehören und auf dem
Weg von Wehlen nach der Bastei besucht werden.
Joseph von, Techniker, geb. zu Rieden in Oberbayern, studierte zu München und Ingolstadt,
[* 112] ward 1784 bayrischer
Hofkammerrat, dann bayrischer Salinenadministrator im FürstentumBerchtesgaden und 1799 Referendar für landständische Angelegenheiten
im Geheimen Finanzdepartement. Seine Verbesserungspläne waren indessen einem großen Teil der Stände mißfällig, und
Utzschneider wurde daher 1801 zur Disposition gestellt. Er errichtete nun eine Ledermanufaktur in München und 1804 mit v. Reichenbach
[* 113] und Liebherr daselbst das mechanische Institut, welchem die von ihm zu Benediktbeuern angelegte Kunstglashütte das nötige
Crown- und Flintglas lieferte. Aus letzterm entstand, nachdem er sich 1809 mit Fraunhofer (s. d.) vereinigt,
das weltberühmte optische Institut, welches fast ganz Europa mit optischen Instrumenten¶