ses glossateurs« (Leipz. 1857; deutsch von
Bischoff, das. 1859), da hier der
Autor bei seiner einseitigen Verehrung
Mozarts
vielfach zu schiefen und ungerechten
Urteilen über
Beethoven gelangt. Zur
Hebung
[* 2] und Läuterung des Musikgeschmacks in Rußland
hat Ulibischew jedenfalls viel beigetragen.
Von seinen
Schriften, die für die sogen. Vermittelungstheologie klassisch sind, heben wir hervor:
»Gregorius von Nazianz, der Theolog« (Darmst.
1825; 2. Aufl., Gotha
[* 12] 1867);
DonAntonio d', einer der verdienstvollsten
Spanier im 18. Jahrh., geb. zu
Sevilla,
[* 15] widmete sich dem Seedienst, ward schon 1733
Kapitän einer königlichen
Fregatte, begleitete 1734 einige Mitglieder der
PariserAkademie nach
Peru,
[* 16] um dieselben bei der
Gradmessung
[* 17] am
Äquator zu unterstützen, durchforschte dann bis 1744 die spanischen
Besitzungen inSüdamerika
[* 18] und setzte die von den Briten bedrohten
Küsten in Verteidigungszustand. Nach
seiner Rückkehr bereiste er noch fast alle
MeereEuropas und einen großen Teil des
Festlandes. Er beförderte in seinem Vaterland
den Aufschwung der königlichen Wollmanufakturen, vollendete die großen
Kanäle und Hafenbassins von
Cartagena und
Ferrol und
belebte die berühmten Quecksilberminen von
Almaden und
Huancavelica in
Peru, wohin er 1755 als Geschwaderchef
gegangen war.
Die merkwürdigsten Gebäude der nach altreichsstädtischer
Weise eng u. unregelmäßig gebauten Stadt sind: das
Rathaus (15.
Jahrh.) mit dem Marktbrunnen (sogen. »Fischkasten«),
die ehemalige Komturei des
DeutschenOrdens (jetztKaserne), das sogen.
Palais (jetzt Sitz der Kreisregierung),
das
Zeughaus, Gouvernementsgebäude, mehrere
Kasernen und unter den
Kirchen besonders das protestantische
Münster,
[* 24] ein großartiger
gotischer
Bau in den reinsten Verhältnissen, an dessen
Restauration seit Jahrzehnten gearbeitet wird, und der demnächst seiner
Vollendung entgegensieht. Er bedeckt einen Flächenraum von 5100 qm und wird hinsichtlich seines
Umfangs
in
Deutschland
[* 25] nur von dem
Kölner
[* 26]
Dom übertroffen.
Das fünfschiffige, von mächtigen
Säulen
[* 27] getragene
Innere ist 139 m lang, 57 m breit und durch edle Einfachheit von erhebender
Wirkung; es enthält ausgezeichnete
Holzschnitzereien
(Chorstühle von
JörgSyrlin dem ältern),
Skulpturen,
Ölgemälde und Fensterglasmalereien
und eine 1856 erbaute, 1888 veränderte große
Orgel mit 100
Registern und 6286
Pfeifen. Das Mittelschiff
erreicht eine
Höhe von 41 m, die vier Seitenschiffe von je 23 m, das
Chor von 29 m. Der über dem prachtvollen Hauptportal
sich erhebende
Turm,
[* 28] welcher (das hölzerne Notdach nicht gerechnet) nur bis zur
Höhe von 75 m fertig
gebracht war, ist seit 1885 im
Ausbau begriffen und wird, nach dem Originalriß des
MatthäusBöblinger ausgeführt, eine
Höhe
von 151 m erreichen.
Der
Bau des
Münsters wurde 1377 begonnen und bis 1494 fortgeführt. Die beiden andern
Kirchen Ulms sind die
Heilige Dreifaltigkeitskirche
und die
katholische Kirche (mit sehenswerten
Skulpturen). Von neuern Bauwerken sind noch die 1832 vollendete
Donaubrücke
(Wilhelm Ludwigs-Brücke), die
Eisenbahnbrücke, mehrere
Schulhäuser, ein Schlachthaus und der
Bahnhof zu erwähnen.
Die
Bevölkerung
[* 29] betrug 1885 mit der
Garnison (ein Grenadierreg. Nr. 123, ein Infanteriereg.
Der lebhafte Handel, unterstützt durch eine Handels- undGewerbekammer, durch eine Reichsbanknebenstelle und mehrere Bankinstitute,
ist besonders Holz-, Produkten- und Speditionshandel. Unter den Messen und Märkten sind noch die Tuch- und Ledermesse sowie die
Fruchtmärkte von Bedeutung. An Bildungs- und andern öffentlichen Anstalten befinden sich dort: ein Gymnasium,
ein Realgymnasium, eine Realanstalt, eine Frauenarbeitsschule, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Verein fürKunst
und Altertum, eine Stadtbibliothek von 30,000 Bänden, ein Theater
[* 35] und ein Museum;
Geschichte. Ulm, in der Karolingerzeit ein königliches Hofgut mit einer Pfalz, wird zuerst 854 erwähnt
und wurde von Ludwig dem Deutschen und seinen Nachfolgern mehrfach zur Abhaltung von Reichsversammlungen benutzt. Seit 1027 ist
es als Stadt nachzuweisen und wurde bald Hauptstadt des Herzogtums Schwaben. Wegen seiner Anhänglichkeit an die Hohenstaufen
wurde Ulm 1134 von Heinrich dem Stolzen von Bayern
[* 38] niedergebrannt und geplündert. Doch erhob sich die Stadt
seit 1140 zu neuer Blüte
[* 39] und erscheint schon 1155 als Reichsstadt. 1274 erhielt sie dieselben Freiheiten wie Eßlingen.
[* 40]
Sie stand unter der Vogtei der Grafen von Dillingen, dann der von Württemberg.
[* 41] 1247 widerstand sie heldenmütig
dem GegenkönigHeinrichRaspe. 1331 trat sie in den Schwäbischen Städtebund und beteiligte sich auch 1376 an der Einigung
der schwäbischen Städte. Eine Belagerung durch KaiserKarl IV. in demselben Jahr blieb erfolglos. An dem Krieg von 1388 nahm
Ulm als Vorort des Städtebundes hervorragenden Anteil. Seine Blütezeit fällt in die zweite Hälfte des 14. Jahrh.,
wo es jedoch nur eine Bevölkerung von 20,000 Einw. und ein Gebiet von 926 qkm (17 QM.)
hatte.
dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Urticinen, Bäume und Sträucher mit wechselständigen,
einfachen, gestielten, fiedernervigen, gesägten, rauhen Blättern mit abfallenden Nebenblättern und mit zwitterigen oder
durch Fehlschlagen eingeschlechtigen Blüten, welche in Büscheln stehen, die aus besondern, an der Seite der Zweige stehenden
Knospen
[* 43] hervorkommen. Das Perigon ist krautartig oder etwas gefärbt, fast glockenförmig, mit vier- oder fünf-, bisweilen
achtspaltigem Saum.
Die meist in der gleichen Anzahl vorhandenen Staubgefäße
[* 44] sind im Grunde des Perigons, den Abschnitten desselben gegenüberstehend,
inseriert. Der Fruchtknoten ist oberständig, aus zwei Karpellen gebildet, zwei- oder einfächerig, mit einer hängenden,
anatropen Samenknospe in jedem Fach. Die zwei abstehenden Griffel sind an der Innenseite mit den Narbenpapillen besetzt. Die
Frucht ist vom stehen bleibenden Perigon umgeben, bald eine häutige Flügelfrucht, bald ein lederartiges, glattes oder schuppiges
Nüßchen, durch Fehlschlagen stets einfächerig und einsamig.
Vgl. Planchon, Ulmaceae, in DeCandolles »Prodromus«, Bd. 17. Die
aus ca. 140 Arten bestehenden Ulmaceen sind über die gemäßigte Zone der nördlichen Halbkugel verbreitet; Vertreter der jetzt lebenden
Gattungen Ulmus und Planera kommen auch fossil in zahlreichen Blätterabdrücken in Tertiärschichten vor.
Manche sind als
Holzpflanzen und Zierbäume bemerkenswert.
den über seine Strenge erbitterten Prätorianern vor den Augen des Kaisers ermordet. Als Jurist nimmt den ersten Rang nach Papinian
ein. Seine beiden Hauptwerke sind die dogmatischen Darstellungen des prätorischen Rechts (»Ad edictum«, in 83 Büchern) und
des Zivilrechts (»AdSabinum«, in 51 Büchern). Sie bilden die Grundlage der Pandekten und haben den dritten
Teil des in denselben angesammelten Stoffes geliefert. Wertvoll ist auch die kleine Schrift »Tituli ex corpore Ulpiani«, gewöhnlich
»Ulpiani fragmenta« genannt, herausgegeben von Hugo (5. Aufl., Berl. 1834), Böcking (4. Aufl., mit Faksimile der vatikanischen
Handschrift, Leipz. 1855), Vahlen (Bonn
[* 50] 1856), Huschke (5. Aufl., Leipz. 1886) und Krüger (Berl. 1878). Ein
Fragment von Ulpianus' Institutionen, welches 1835 in der Wiener Hofbibliothek gefunden wurde, gab Endlicher (Wien
[* 51] 1835) heraus.
Hierauf aber ergab er sich den rauschendsten Vergnügungen, in denen er Ersatz für seine unglückliche Ehe mit der PrinzessinSabine von Bayern, einer Schwestertochter des KaisersMaximilian, suchte, während er die Regierung treulosen
Räten überließ. Die schon zuvor beträchtlichen Schulden der Familie wuchsen bald bis zu 1 Mill. Gulden heran; schwere Abgaben
und unfruchtbare Jahre machten die Unterthanen unzufrieden, und so erhob sich 1514 der Aufstand des »armen Konrad«, den Ulrich nur
dadurch dämpfen konnte, daß er im TübingerVertrag, worin das Land die Bezahlung der fürstlichen Schulden
übernahm, dem Volk außerordentliche Rechte und Freiheiten einräumte. Am ermordete der Herzog auf der Jagd im BöblingerWald eigenhändig Hans v. Hutten, den er in dem Verdacht allzu großer Vertraulichkeit mit seiner Gemahlin hatte,
und reizte dadurch auch den Kaiser, das bayrische Herzogshaus, bei welchem die Herzogin Sabine Zuflucht gesucht, und den Adel,
an dessen Spitze sich die Huttens, vor allen Ulrich v. Hutten (s. d.), als Rächer stellten, gegen sich auf. Er wurde daher und
zum zweitenmal im Juli 1518 in die Acht erklärt und, nachdem er noch gegen seine Feinde grausam gewütet
und die Reichsstadt Reutlingen
[* 53] erobert und sie zu einer Landstadt gemacht hatte, im April 1519 vom SchwäbischenBund vertrieben
und floh nach einem mißlungenen Versuch der Wiedereroberung seines Landes nach Mömpelgard.
Bald nachher führte er in seinem Lande das Reformationswerk zu Ende. Als Mitglied des SchmalkaldischenBundes ließ er 1546 eine
beträchtliche Truppenzahl zum Heer der Verbündeten an die Donau vorrücken; nach dem unglücklichen Ausgang des Kriegs mußte
er nach dem Vertrag von Heilbronn
[* 57] eine ansehnliche Summe zahlen, dem Kaiser mehrere Schlösser einräumen
und in Ulm vor diesem einen Fußfall thun. Auch dem Augsburger Interim unterwarf er sich, ward aber dennoch von einem kaiserlichen
Gericht mit Absetzung bedroht, als er starb.
Pauline, Schauspielerin, geboren um 1835 zu Berlin,
[* 58] wo ihr Vater am Hoftheater Orchestermitglied war, machte
auf dem Liebhabertheater Konkordia in großen, auf dem Hoftheater in kleinen Rollen
[* 59] die ersten praktischen Versuche, wurde 1856 in
Stettin
[* 60] engagiert, aber fünf Monate später an das Hoftheater zu Hannover
[* 61] berufen, dem sie bis 1859 angehörte.
In ebendem Jahr gastierte sie, von der Frieb-Blumauer empfohlen, am Dresdener Hoftheater und trat im Mai 1859 in den Verband
[* 62] dieses Instituts, dem sie noch heute angehört. Gleich bedeutend im Trauer- wie im Lustspiel, ist sie am
vorzüglichsten in Darstellung weiblich-vornehmer Rollen, worin sie ihr würdevolles, dabei graziöses und anmutiges Äußere
sehr wesentlich unterstützt.
vonLichtenstein, mittelhochdeutscher Dichter, aus ritterlichem steirischen Geschlecht um 1200 geboren, starb 1276. In
seinem Gedicht »Frauendienst«, das zuerst Tieck teils in Bearbeitung, teils in Übersetzung (Stuttg. 1812) bekannt
machte, gibt er eine Darstellung seines alle Wunderlichkeiten und Verirrungen des ritterlichen Minnedienstes offenbarenden
Lebens in Strophen, welchen auch seine Lieder, ein Leich und mehrere »Büchlein« (Liebesbriefe) eingeflochten sind. Außerdem
besitzen wir von ihm ein kleineres Lehrgedicht: »Frauenbuch«. Beide sind herausgegeben von Lachmann, mit historischen Anmerkungen
von Karajan (Berl. 1841),
der »Frauendienst« allein von Bechstein (Leipz. 1888, 2 Bde.);
die lyrischen Gedichte hat auch v. d. Hagen
[* 63] in seine »Minnesinger« (Bd.
4) aufgenommen.
vondemTürlein, deutscher Dichter aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrh.,
wahrscheinlich aus Kärnten stammend, bearbeitete, als Ergänzung des »Willehalm« Wolframs vonEschenbach, denjenigen Teil der
Sage, der dem von Wolfram behandelten Stoffe vorausgeht: die Entführung Arabeles.
Die einfache und in sich wohl abgerundete Erzählung
ist in verschiedenen Handschriften erhalten, aber noch nicht veröffentlicht.
vonWinterstetten,Schenk, Minnesänger, war ein schwäbischer Ritter, der seit 1241 in Urkunden vorkommt und von 1258 bis 1269 als
Kanonikus in Augsburg begegnet. In seinen Liedern und Weisen, die der Mehrzahl nach aus seiner Jugendzeit stammen mögen, herrscht
ausgelassene Fröhlichkeit;
wie er selbst sagt, wurden sie ihrer leichten Form wegen auf den Gassen gesungen.
vonZatzikhofen, deutscher Dichter des 12. Jahrh., aus dem Thurgau
(Schweiz),
[* 67] verfaßte um 1195 seinen »Lanzelet« nach
einem französischen Original, das er durch Hug von Morville, eine der sieben von Richard Löwenherz dem
HerzogLeopold von Österreich
[* 68] gestellten Geiseln, erhalten hatte, das aber noch nicht wieder aufgefunden ist (hrsg. von Hahn,
[* 69] Frankf. a. M. 1845).
Vgl. Bächtold, Der Lanzelet des ulrich von Zatzikhofen (Frauenf. 1870).
(spr. öllster), die nördlichste ProvinzIrlands, wird im W. und N. vom Atlantischen Ozean, im O. von dem Nordkanal
und der IrischenSee bespült und hat einen Flächenraum von 22,189 qkm (402,97 QM.)
und (1881) 1,743,075 Einw. (1861 noch 2,386,372). Von der
Oberfläche sind 26,9 Proz. Ackerland, 5,2
Wiesen, 40,3 Weiden, 42 Wald, 3,8 Proz. Wasser. An Vieh zählte man 1881: 173,206 Pferde
[* 78] und Maultiere, 23,672 Esel, 1,028,486 Rinder,
[* 79] 378,915 Schafe
[* 80] und 249,298 Schweine.
[* 81] ist die wohlhabendste ProvinzIrlands und Hauptsitz der Leinenindustrie. Die Bevölkerung
ist großenteils schottischer und englischer Abkunft; 47,8 Proz.
sind Protestanten. Irisch wird nur noch in den entlegenen Teilen Donegals gesprochen. S. Karte »Großbritannien«.
[* 82]
linksseitiger Nebenfluß der Werra, entspringt auf der Wasserkuppe in der Rhön, fließt nach N. durch ein schönes
Thal
[* 83] und mündet nach 45 km langem Lauf unterhalb Vacha.
Seitenthal des Etschthals unterhalb Meran,
[* 84] zieht sich neun Stunden lang von den Gebirgen von Sulzberg und Martell
in südwestlicher Richtung herab, wird vom Falschauer Bach durchströmt, der sich vor seiner Ausmündung durch eine gewaltige
KlammBahn bricht. Im U. liegt das Mitterbad mit einer Quelle,
[* 85] welche schwefelsaures Eisen
[* 86] enthält, und guter
Badeeinrichtung (jährlich 300 Kurgäste).
(lat.), jenseit, darüber hinaus, bezeichnet Überschreitung des rechten Maßes, namentlich die Parteirichtung
desjenigen, welcher in Gesinnung und Handlung das von der Vernunft und den Umständen gebotene Maß überschreitet.
Daher nennt
man Ultras die Anhänger aller politischen Extreme, wie Ultraroyalisten, Ultrademokraten, Ultrakonservative
etc., und deren Richtung Ultraismus.
(Lasurblau, Azurblau), blauer Farbstoff, der ursprünglich durch ein rein mechanisches Verfahren aus dem Lasurstein
gewonnen wurde und sehr hohen Wert besaß, jetzt aber in gleicher Schönheit aus eisenfreiem Thon, Schwefel und Soda (Sodaultramarin)
oder Glaubersalz (Sulfatultramarin) und Kohle künstlich dargestellt wird und sehr billig geworden ist.
Man unterscheidet kieselarmes Ultramarin von hellem, rein blauem Farbenton, leicht zersetzbar durch Alaun,
[* 88] und kieselreiches Ultramarin mit
eigentümlich rötlichem Ton und widerstandsfähiger gegen Alaun. Zur Darstellung des Ultramarins werden die Materialien, der
Thon nach dem Schlämmen und Glühen, sehr fein gepulvert und innig gemischt. Für Sulfatultramarin benutzt
man ein Gemisch aus
Dieser Satz wird im Schamottetiegel eingestampft und in einer Art Muffelofen bei möglichst gehindertem Luftzutritt anhaltend
stark erhitzt. Hierbei entsteht eine gesinterte, poröse, graue, oft gelbgrüne Masse, welche gewaschen,
gemahlen, abermals gewaschen, getrocknet und gesiebt wird. Das Produkt, das grüne Ultramarin, wird zum Teil als solches verwertet,
zum bei weitem größten Teil aber durch Erhitzen mit Schwefel bei Luftzutritt in blaues Ultramarin verwandelt. Dies geschieht in
liegenden Cylindern, in welchen das Ultramarin während des Verbrennens des nach und nach zugesetzten
Schwefels durch eine Flügelwelle umgerührt wird, um die Einwirkung der Luft zu befördern.
Die gebildete schweflige Säure entweicht durch die Esse. Das Eintragen von Schwefel wird fortgesetzt, bis das Ultramarin rein blau erscheint,
dann wird dasselbe ausgewaschen, gemahlen, geschlämmt, eventuell mit Kaolin oder Gips
[* 89] vermischt, getrocknet
und gesiebt. Die Waschwasser vom grünen und blauen Ultramarin werden verdampft, um in ihnen enthaltene Natronsalze wiederzugewinnen.
Sodaultramarin wird in ähnlicher Weise aus 100 Thon, 100 Soda, 12 Kohle und 60 Schwefel erhalten und zeichnet sich durch dunklere
Färbung und größern Farbenreichtum aus.
Das kieselreiche ist ein Sodaultramarin mit 5-10 Proz. vom Gewicht des Kaolins fein zerteilter Kieselsäure.
Man erhält es in einer einzigen Operation, doch macht die Neigung, zu sintern, Schwierigkeiten. Dies Präparat wird mit steigendem
Kieselsäuregehalt rötlicher und alaunfester. Auch violette, rote und gelbe Präparate hat man dargestellt, doch sind deren
Beziehungen zu dem blauen Ultramarin noch wenig aufgeklärt. Selbst die chemische Konstitution
des blauen Ultramarins
ist bis jetzt nicht sicher erkannt. Es enthält
Grünes Ultramarin kann nur als ordinäre Tüncher- und Tapetenfarbe benutzt werden. Die gelegentliche
Bildung von Ultramarin im Sodaofen
[* 94] beobachtete Tessaert 1814, und Vauquelin zeigte, daß die blaue Verbindung mit Lasurstein identisch
sei. Gmelin stellte 1828 künstliches Ultramarin dar, doch hatte es schon 1826 Guimet in Lyon
[* 95] als Geheimnis fabriziert. Die ersten deutschen
Ultramarinfabriken wurden 1836 in Wermelskirchen von Leverkus und 1837 in Nürnberg
[* 96] von Leykauf gegründet.
Gegenwärtig beträgt die europäische (zum bei weitem größten Teil deutsche) Produktion jährlich 600,000 Ztr.
(lat.), diejenige Auffassung des Katholizismus, welche dessen ganzen Schwerpunkt
[* 97] nach Rom, also jenseit
der Berge (ultra montes), verlegen möchte;
ultramontan ist somit das ganze Kurial- oder Papalsystem (s. d.).
und ultraviolette Strahlen, die schwächer als die roten, resp. stärker als die violetten brechbaren Strahlen,
welche unsichtbar sind, aber die einen durch ihre Wärmewirkung, die andern durch ihre chemische Wirkung nachgewiesen werden.
StaatHonduras,
[* 100] im Oberlauf Humuya genannt, mündet in die Hondurasbai,
ist wasserreich und bietet mit seinen Nebenflüssen ausgedehnte Wasserstraßen, wird aber an der Mündung durch eine seichte
Barre geschlossen.
L., Algengattung aus der Familie der Ulvaceen, charakterisiert durch einen häutig blattartigen, am Grund festgewachsenen
Thallus, in gegen zehn Arten in den europäischen Meeren vertreten. Ulva lactucaL. (Meerlattich), mit 5,5-16
cm großem, lebhaft grünem, wolligem, geteiltem und zerschlitztem Thallus, wird (in England) wie Salat gegessen.
¶
[* 101] (Umbellatae, Doldengewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Umbellifloren,
einjährige und perennierende Kräuter mit wechselständigen, meist mehrfach fieder- oder handförmig eingeschnittenen oder
geteilten, seltener ganzen Blättern mit am Grund verbreitertem, scheidigem Blattstiel, seltener mit blattförmig entwickeltem
Stiel ohne Blattfläche. Für die ganze Familie ist der Blütenstand
[* 108] charakteristisch. Derselbe bildet meist eine zusammengesetzte
Dolde (umbella), welche aus wenigen bis zahlreichen Döldchen (umbellula) besteht.
Die Dolde ist öfters von einer aus meist getrennten, schmalen Hochblättern bestehenden Hülle (involucrum), jedes Döldchen
von einem ähnlichen Hüllchen (involucellum) umgeben. Die Blüten sind zwitterig, bisweilen durch Fehlschlagen eingeschlechtig,
verhältnismäßig klein, gelb oder weiß, seltener rötlich, im allgemeinen regelmäßig, jedoch die
äußern jedes Döldchens bisweilen strahlend, d. h. die nach außen gekehrten Blumenblätter größer.
Der Kelch bildet auf dem unterständigen Fruchtknoten einen aus fünf kleinen Zähnen bestehenden oder fast ganz undeutlichen
Saum. Die fünf Blumenblätter sind außerhalb des den Scheitel des Fruchtknotens krönenden, meist stark entwickelten Diskus
inseriert. Die fünf Staubgefäße stehen an derselben Stelle wie die Blumenblätter und abwechselnd mit
ihnen. Der unterständige, zweifächerige Fruchtknoten hat in jedem Fach eine einzige hängende, anatrope Samenknospe; die
beiden
endständigen Griffel sind am Fuß in einen Griffelfuß vereinigt, oben auseinander stehend und jeder an der Spitze mit einer
ungeteilten Narbe versehen.
Die Frucht stellt bei allen ein Doppelachenium dar, welches in zwei einsamige Teilfrüchtchen oder Merikarpien
[* 101]
(Fig. A, m m), den beiden Fruchtknotenfächern entsprechend, zerfällt. Zwischen den beiden Teilfrüchtchen bleibt der zentrale
fadenförmige, meist zweispaltige Fruchtträger (carpophorum,
[* 101]
Fig. A, c) stehen, an dessen beiden Schenkeln die Merikarpien
aufgehängt sind. Die Fläche, mit der die beiden Teilfrüchtchen aneinander liegen, heißt Fugenfläche
[* 101]
(Fig. B u. C, c), die ihr entgegengesetzte, nach außen gewendete die Rückenfläche.
Letztere hat mehrere Längsrippen, sogen. Joche, und zwar zunächst fünf Hauptrippen (juga primaria,
[* 101]
Fig. B, 1, 2, 3), von
denen allemal eine in der Mitte, zwei an den Seiten, der Fugenfläche zunächst, und je eine zwischen
diesen und der mittelsten Rippe stehen. Die Vertiefungen zwischen je zwei Hauptrippen auf der Rückenfläche heißen Thälchen
(valleculae,
[* 101]
Fig. B, t). In ihnen liegen in der Fruchtschale von oben nach unten gerichtete Ölgänge, welche meist von außen
als braune Striemen (vittae) sichtbar sind, gewöhnlich bei den einzelnen Gattungen in bestimmter Zahl
vorkommen, seltener fehlen; auch in beiden Seitenhälften der Fugenfläche pflegen Striemen vorzukommen.
Außer den Hauptrippen gibt es bei manchen Gattungen auf der Rückenfläche jedes Teilfrüchtchens noch 4 Nebenrippen (juga
secundaria,
[* 101]
Fig. C, 4, 5), welche zwischen jenen aus der Mitte der Thälchen sich erheben; in diesem Fall
sind gewöhnlich die Hauptrippen kleiner oder fehlen. Der einzige Same füllt das Merikarpium aus, ist mit seiner Schale mit
diesem verwachsen, seltener getrennt. Er enthält ein reichliches fleischiges oder etwas horniges Endosperm und im obern Teil
desselben einen kurzen, geraden Embryo mit länglichen Kotyledonen und nach oben gekehrtem Würzelchen.
Vgl. A. P. de Candolle, Mémoire sur la famille des Ombellifères (Par. 1829).
Ordnung im natürlichen Pflanzensystem unter den Dikotyledonen, Choripetalen, charakterisiert durch verhältnismäßig
kleine, meist in Dolden stehende und meist zwitterige Blüten mit vier- oder fünfgliederigen Blütenkreisen,
vier oder fünf
¶