Udschila,
s. Audschila. ^[= Oasenkomplex in Tripolis, aus den Oasen A. im W., Dschalo in der Mitte, Nadi im ...]
s. Audschila. ^[= Oasenkomplex in Tripolis, aus den Oasen A. im W., Dschalo in der Mitte, Nadi im ...]
Dorf im ungar. Komitat Komorn, Station der Österreichisch-Ungarischen Staatsbahn, mit (1881) 4035 ungar. Einwohnern.
(spr. -helj), ungar. Komitat in Siebenbürgen, grenzt an die Komitate Maros-Torda, Csik, Háromszék, Nagy- und Kis-Küküllö, umfaßt 3418 qkm (62 QM.), wird von den Zweigen des Hargittagebirges erfüllt und vom Großen Küküllö bewässert, hat (1881) 105,520 Einw. (Székler) und ist nicht besonders fruchtbar; es gedeihen jedoch alle Getreidearten und in den Thälern auch Obst und Wein. Die Industrie erstreckt sich hauptsächlich auf Spinnerei, Weberei, [* 2] Strohhutflechterei und die Verfertigung von Holzwaren. Im SW. durchkreuzt die Ungarische Staatsbahn das Komitat, dessen Hauptort Székely-Udvarhely ist.
1) (Uvea, Wallis) polynes. Inselgruppe unter französischem Protektorat, westlich von Samoa [* 3] und nordwestlich von den Fidschiinseln, [* 4] besteht aus zwölf kleinen Inseln, die von einem Barrierriff umgeben werden, und hat ein Areal von 96 qkm (1,7 QM.) mit 3500 Einw. Die Inseln sind meist hoch, bergig und vulkanischen Ursprungs, mit mehreren, jetzt von Seen ausgefüllten Kratern und, wo der Boden verwittert ist, sehr fruchtbar. Die Bewohner haben dieselben Sitten und Gebräuche wie die Samoaner und Tonganer; früher war Uea eine Dependenz von Tonga. Die Gruppe wurde 1767 von Wallis entdeckt, 1837 kamen katholische Missionäre hierher und bekehrten die Bewohner, welche unter eignen Häuptlingen lebten, bis sie sich durch einen abgeschlossenen Vertrag in den Schutz Frankreichs begaben. - 2) (Ouvéa) s. Loyaltyinseln.
(Hueba), Getreidemaß in Tunis, [* 5] à 4 Temen à 4 Orbah = 107,3 Liter.
(Welle), großer Fluß in Äquatorialafrika, [* 6] entspringt im Lande der Monbuttu und verfolgt als Welle oder Makua, zahlreiche Zuflüsse von links (Majo-Bomokandi mit Makongo, Mbelima) u. rechts (Moruole, Werre, Mbomu mit Schinko und Mbili, Engi) aufnehmend, dem 4.° nördl. Br. erst südlich, dann nördlich parallel laufend, im allgemeinen eine westliche Richtung bis zum 19.° östl. L. v. Gr., wo er sich südostwärts wendet und als Ubangi oder Mobangi den Congo unter 17° 30' östl. L. erreicht.
Dies scheint die Lösung der vielumstrittenen Uëllefrage durch Kapitän van Gèle zu sein, welcher auf dem Dampfer En Avant 1887 die Zongostromschnellen des Ubangi forcierte und den Oberlauf dieses Flusses unter 4-5° nördl. Br. bis gegen 22° östl. L. v. Gr. verfolgte. Der Uëlle wurde von Schweinfurth entdeckt, der ihn nördlich von Munsa im Monbuttuland unter 3° 40' nördl. Br. und 28° 40' östl. L. v. Gr. überschritt. Schweinfurth hielt ebenso wie der später hierher gekommene Junker den Uëlle für den Oberlauf des in den Tsadsee mündenden Schari, während Stanley in ihm den Oberlauf des Aruwimi sah, eine Ansicht, deren Falschheit seine jüngste Reise ihm gezeigt hat.
ein Gouvernement Ostrußlands, 1865 aus dem nordwestlichen Teil des Gouvernements Orenburg gebildet und von diesem durch den Hauptrücken des südlichen Urals geschieden, umfaßt 122,006,8 qkm (nach Strelbitsky 122,015,7 qkm = 2215,92 QM.). Die Kama scheidet im NW. das Gouvernement von Wjatka und nimmt die Nebenflüsse Bjelaja und Ik auf, von welchen der erstere der schiffbare Hauptstrom des Landes ist und den Tanym, die Ufa und den Sjun empfängt. In den westlichen Teilen ist waldreiches Hügelland, das mit fruchtbaren Thälern wechselt; aber auch Steppenland und einige Moore kommen vor.
Von den 290 kleinen Seen im W. sind die größten: der Airkul, Kondrakul und Karatabyk, sämtlich sehr fischreich. Die südwestliche Seite des Gouvernements wird vom Obschtschij Syrt durchschnitten. Im O. zieht sich der südliche Ural hin. Das Klima [* 7] ist kontinental und in den Gebirgsgegenden unfreundlich. Vom Areal entfallen 23 Proz. auf Ackerland, 22,8 auf Wiesen und Weiden, 46,6 auf Wald und 7,6 Proz. auf Unland. Der Wald weist im N. Nadelholz, im S. Linden und Eichen auf. Im N. werden Roggen und Hafer, [* 8] im S. Weizen, Gerste, [* 9] Hirse [* 10] und Buchweizen angebaut.
Die Ernte [* 11] betrug 1887: 4½ Mill. hl Roggen, 3,2 Mill. hl Hafer, 835,000 hl Weizen, 1½ Mill. hl Buchweizen, andre Getreidearten und Kartoffeln in geringerer Menge. Der Viehstand bezifferte sich 1883 auf 398,597 Stück Rindvieh, 630,354 Pferde, [* 12] 917,352 grobwollige Schafe, [* 13] 111,017 Schweine [* 14] und 200,630 Ziegen. Die Bevölkerung, [* 15] (1885) 1,874,154 Einw., 15 pro QKilometer, besteht hauptsächlich aus Baschkiren und Russen; außerdem wohnen hier Tataren, Tscheremissen, Tschuwaschen, Teptjären, Meschtscherjäken und Wotjaken, die zum Teil noch Heiden sind. Im übrigen übersteigt die Zahl der Mohammedaner die der Christen.
Die Zahl der Eheschließungen war 1885: 19,989, der Gebornen 87,264, der Gestorbenen 53,545. Hauptbeschäftigungen sind: Ackerbau (betrieben von Russen und Teptjären), Viehzucht [* 16] (von Baschkiren und Tataren), Bienenzucht [* 17] (von Baschkiren und Meschtscherjäken), Bergbau, [* 18] Holzgewinnung und Jagd. Die Wälder liefern außer dem Schiffbauholz Bast, [* 19] Pottasche, Pech, Teer und Kohlen. Der Bergbau liefert Gold, [* 20] Eisen, [* 21] Kupfer. [* 22] Hervorragend ist das Eisenwerk zu Slatoust, ansehnlich die Kupferhütte von Blagowetschenskoje im Kreis [* 23] Ufa. Der Produktionswert der Hochöfen wird (1885) auf 3,7 Mill. Rubel angegeben.
Die übrige Industrie ist unbedeutend, geht in 147 Anstalten mit 2092 Arbeitern vor sich und produziert für 3½ Mill. Rub. Bildungszwecken dienen 353 Elementarschulen mit 14,376 Schülern, 8 Mittelschulen mit 1326 Schülern und 7 Fachschulen mit 479 Schülern. Der Handel ist fast nur in den Händen der Tataren und vertreibt Holzarbeiten, Tierfelle, Häute, Honig und Sprit. Ufa zerfällt in sechs Kreise: [* 24] Belebej, Birsk, Menselinsk, Slatoust, Sterlitamak, Ufa. - Die gleichnamige Hauptstadt, am Ural und am Einfluß der Ufa in die Bjelaja, hat mehrere Kirchen und Moscheen, ein Nonnenkloster, ein Gymnasium, ein geistliches Seminar, ein tatarisches Lehrerseminar, ein Mädchengymnasium, einen großen Kaufhof, eine zehntägige Messe und (1886) 27,290 Einw. Die Stadt ist Sitz eines Erzbischofs und eines mohammedanischen Mufti. Ufa, 1547 von dem Baschkirenhäuptling Iwan Nagin gegründet, wurde 1759 und 1816 durch Brand zerstört, hat sich aber, seit es Hauptstadt ist, sehr gehoben.
liebliches, dem Kloster Einsiedeln gehöriges Eiland im Zürichsee, auf welchem Ulrich v. Hutten ein Asyl fand und starb (1523).
die äußerste Grenze des an ein Gewässer stoßenden Landes;
insbesondere der einen Bach, Fluß, Teich, überhaupt ein kleineres Gewässer einfassende Erdrand (lat. ripa), wogegen das Ufer des Meers, auch großer Seen, gewöhnlich mit den besondern Namen Küste, Strand (lat. litus) bezeichnet wird.
s. Eintagsfliegen. ^[= (Ephemeren, Ephemeriden, Hafte, Ephemeridae Leach), Insektenfamilie aus der Ordnung der Falschnetzfl ...]
jeder Bau, welcher an oder mit einem Ufer ausgeführt wird, entweder um einen Fluß schiffbarer zu machen (s. Wasserbau), oder das ¶
anstoßende Land gegen Überschwemmungen (s. Deich) [* 26] oder das Ufer gegen den Abbruch des Wassers zu schützen. Letzteres ist der eigentliche Gegenstand der Uferbaukunst, welche zwei Arten von Uferbauten umfaßt, je nachdem die Gewässer, deren Ufer zu schützen sind, stehende oder fließende sind. Bei stehenden Gewässern kann eine Beschädigung der Ufer entweder durch die periodische Veränderung des Wasserstandes (Ebbe und Flut) oder durch die wellenförmige (ästuarische) Bewegung des Wassers herbeigeführt werden.
Hierdurch wird nur die Oberfläche des Ufers angegriffen und eine sogen. Abschälung bewirkt. Die Abschälung eines Ufers wird nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse, z. B. der Bodenbeschaffenheit und Stärke [* 27] des Wellenschlags, verhütet:
1) durch Schlickfänge, d. h. Dämme oder Zäune, welche das Wasser verhindern, die Ufer anzugreifen, oder selbst nötigen, seinen Schlamm (Schlick) auf denselben abzulagern;
2) durch flache Böschungen, welche vom Wasser nicht mehr angegriffen werden;
3) durch Uferbekleidungen: aus Bohlen, wo Holz [* 28] im Überfluß vorhanden ist, aus Pflaster von hinreichend großen Steinen, aus Faschinen, d. h. mit Steinen beschwerten, untereinander durch Weidenruten verbundenen langen Reisbündeln. Bei leichtem Wellenschlag lassen sich die Ufer oft schon durch Berasung oder Anpflanzung von Strauchwerk schützen; wo die Ufer zugleich als Kais oder Lagerplätze dienen sollen, sind dieselben provisorisch durch Bohlwerke oder definitiv durch Futtermauern, welche man mehr oder weniger neigt und, damit sie dem Wellenschlag besser widerstehen, an der Vorderseite oft konkav anlegt, zu stützen.
Bei fließenden Gewässern kommt zum periodischen Wechsel des Wasserstandes noch eine zweite Bewegung, die strömende (progressivere), hinzu, durch welche das Ufer in der Tiefe beschädigt und ein sogen. Grundbruch, Strom- oder Uferabbruch, bewirkt werden kann. Gegen Grundbrüche schützt man die Ufer am besten:
1) durch Korrektion der Ufer, indem man dem Strom durch Parallel- oder Einbauten einen regelmäßigen Lauf anweist, wodurch der Stromstrich mehr in die Mitte des Stroms verlegt wird;
2) durch Uferschutzbauten, wie Erdüberbaue, Packwerke, Buhnen (s. d.), wodurch die Strömung vermindert wird. Wo die Ufer zugleich als Kais benutzt werden sollen, werden sie, wie im stehenden Gewässer, durch Futtermauern gestützt, welche man zur Vermeidung von Unterspülung noch durch Spundwände (s. Grundbau) [* 29] schützt.
s. Geum. ^[= L. (Nelkenwurz, Erdrose), Gattung aus der Familie der Rosaceen, Kräuter mit ausdauerndem, häufig ...]
(Perla Geoffr.), Gattung der Afterfrühlingsfliegen (Perlidae), aus der Ordnung der Falschnetzflügler, [* 30] Insekten [* 31] mit sehr kleinen, häutigen Mandibeln und Kiefertastern mit dünnen Endgliedern, von denen das letzte verkürzt ist. Die zweischwänzige Uferfliege (P. bicaudata L., s. Tafel »Falschnetzflügler«),
22 mm lang, braungelb, mit zwei Schwanzborsten (Reifen), lebt am Wasser im größten Teil Europas. Das Weibchen legt die Eier [* 32] klümpchenweise ins Wasser, die Larven haben große Ähnlichkeit [* 33] mit der Fliege, sind aber flügellos und an den Füßen mit Wimperhaaren besetzt; sie nähren sich von Raub und leben besonders in Gebirgsbächen unter Steinen oder an Holzwerk; die Metamorphose erfolgt nach etwa einem Jahr.
s. Eisvogel. ^[= (Alcedo L.), Gattung aus der Ordnung der Klettervögel und der Familie der Eisvögel (Alcedinidae ...] [* 34]
(Pycnogonum litorale O. Fr. Müll.), ein den Milben nahestehendes Tier, repräsentiert die kleine Gruppe der Pantopoden oder Pyknogoniden, welche früher zu den Krebstieren, dann zwischen Milben und Spinnen [* 35] gestellt wurde, obwohl sie im männlichen Geschlecht mit dem Besitz eines accessorischen, die Eier tragenden Beinpaars eine höhere Gliedmaßenzahl ausbilden. Die sehr langen, vielgliederigen Beine enthalten schlauchförmige Magenanhänge und die Geschlechtsorgane, welche mithin in achtfacher Zahl vorhanden sind. Die Eier werden an dem accessorischen Beinpaar an der Brust des Männchens bis zum Ausschlüpfen der Larven getragen. Die (s. Tafel »Spinnentiere«) [* 36] ist 13 mm lang, gelblich und lebt an den Küsten der europäischen Meere, besonders auch der Nordsee, unter Steinen, Tangen, auch auf Fischen.
Julius, Mediziner, geb. 1837 zu Zeven in Hannover, [* 37] studierte zu Göttingen [* 38] Theologie und Philologie, dann Medizin, praktizierte in Hameln, [* 39] habilitierte sich 1876 als Privatdozent in Rostock [* 40] und wurde 1879 zum außerordentlichen Professor ernannt. Er schrieb: »Die Diät in den akut fieberhaften Krankheiten« (Leipz. 1877);
»Darstellung des auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheitspflege in außerdeutschen Ländern bis jetzt Geleisteten« (Berl. 1878);
»Handbuch der Hygieine des Kindes« (Leipz. 1881);
»Tisch für Fieberkranke« (Karlsb. 1882);
»Jahresberichte über die Fortschritte und Leistungen auf dem Gebiet der Hygieine« (Berl. 1883 ff.);
»Die Ernährung des gesunden und kranken Menschen. Handbuch der Diätetik« (mit Munk, Wien [* 41] 1887);
»Handbuch der Hygieine« (das. 1889).
Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, an der Gollach und der Linie Treuchtlingen-Würzburg-Aschaffenburg der Bayrischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein Schloß, eine Lateinschule, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Gerberei, Bierbrauerei, [* 42] eine Dampfschneidemühle und Parkettfabrik und (1885) 2314 meist evang. Einwohner.
In der Nähe die Bergschlösser Hohenlandsberg und Frankenberg.
(Palazzo degli Uffizi), s. Florenz, ^[= (ital. Firenze, lat. Florentia), ital. Provinz in der Landschaft Toscana, wird im N. von den ...] [* 43] S. 382.
(Mfumbiro), isolierte Berggruppe im äquatorialen Ostafrika, wird von der Grenze zwischen den Landschaften Ankori und Ruanda mitten durchschnitten und hat zwei Gipfel (über 3000 m hoch).
(Kawirondo), Landschaft am Ostufer des Victoria Nyanza, [* 44] mit der großen Insel Ugingo.
s. Ugalentsi. ^[= (Ugalenzen), ein Stamm der Kenai (s. d.), von einigen irrtümlich den Thlinkit ...]
(Ugalenzen, Ugalachmiut), ein Stamm der Kenai (s. d.), von einigen irrtümlich den Thlinkit zugerechnet, der während des Winters an den Ufern der Bucht gegenüber der Insel Kadyak (Alaska), im Sommer an den Mündungen des Kupferflusses sich aufhält.
Die Sprache [* 45] der Ugalentsi nimmt eine selbständige Stellung innerhalb der Kenaivölker ein.
großes Reich in Äquatorialafrika, das sich nordwestlich und westlich vom Victoria Nyanza zwischen dem Lohugati im S., dem 3.° östl. L. v. Gr. im W., dem 1.° nördl. Br. im N. und dem Nil im O. erstreckt (s. Karte bei »Congo«). Es umfaßt die Landschaften Uganda im engern Sinn (zwischen Kivira und Katonga), Usoga, östlich vom Kivira, Unjoro, Ankori (Usagara) und Karagwe; die drei letzten sind dem Herrscher von Uganda tributpflichtig. Das Reich begreift drei Provinzen: Uddu im S., zwischen Kagera und Katonga, Singo im W. und Chagwe im O., welchen sich noch der Sesse-Archipel, eine Gruppe von 400 Inseln, am Nordostufer des Sees anschließt. Das Reich hat einen Umfang von 123,000 qkm (2234 QM.), mit den tributären Staaten über 181,706 qkm (3300 QM.); aber während Stanley die Bevölkerungszahl auf 2,755,000 Seelen schätzt, glaubt der Missionär ¶
Wilson 5 Mill. annehmen zu können, wobei 3,5 weibliche Bewohner auf 1 männlichen kommen, eine Folge der vielen Kriege und der Einschleppung weiblicher Gefangener. Am Nyanza und eine Strecke weit ins Land hinein ist das Land gebirgig, durchschnitten von tiefen, sumpfigen Thälern, durch welche trägfließende Flüsse [* 47] ihren Lauf zum See nehmen. Die Uferabhänge bedecken herrliche Wälder, belebt von Scharen grauer Affen, [* 48] von Papageien, Kolibris, [* 49] Schmetterlingen.
Ferner vom See folgen weitere Thäler, niedrigere Hügel, an Stelle der Waldbäume tritt die Dattelpalme, an der Nordgrenze wird das Land zur Ebene, durchschnitten von Schilfflüssen und von dichtem Wald bedeckt, in dem Löwen, [* 50] Leoparden, Hyänen, Elentiere, Antilopen, Elefanten, Büffel, Flußpferde und Wildschweine sich aufhalten. Der östliche, hügelige Teil wird von Schluchten durchzogen, über denen sich prachtvolle, von Schlingpflanzen umzogene Waldbäume wölben, ein Land von wunderbarer Schönheit.
Der Küstenstrich ist äußerst fruchtbar, er gibt zwei Ernten im Jahr. Die Dörfer sind von großen Bananenwäldern umgeben. Das Klima ist außerordentlich mild und gleichmäßig, eine Folge der hohen Lage des Landes (1500-2000 m); doch herrscht das Fieber ziemlich stark. Es gibt zwei Regenzeiten (März bis Mai und September bis November). Von Mineralien [* 51] werden nur Eisenerz, Talk, Porzellanerde gefunden. Die Bewohner teilen sich in mehrere Stämme: Waganda, Wahuma, Wanyambo und Wasoga, von denen die ersten in jeder Beziehung am wichtigsten sind.
Sie sind mehr als mittelgroß, schlank, kräftig und von dunkelbrauner Farbe. Ungleich den umwohnenden Völkerschaften, sind die Waganda, wenn sie auf der Straße erscheinen, von Kopf bis Fuß bekleidet, auf eine Verletzung dieser Sitte steht die Todesstrafe. Sie sind fleißige Landbauer (Bananen, Durra, Mais, Bataten, Yams, Tabak, [* 52] Rizinus, Sesam, Zuckerrohr, Kaffee); aus den Bananen gewinnen sie ein berauschendes Getränk (Muenge). Als Haustiere haben sie Rinder, [* 53] Schafe mit Fettschwanz, Ziegen, Hühner, [* 54] Hunde, [* 55] Katzen. [* 56]
Sie sind geschickte Holzarbeiter und Schmiede, ihre Waffen [* 57] sind Speer, Schild, [* 58] Bogen [* 59] und Pfeil; Feuergewehre werden von Sansibar [* 60] importiert, der König besitzt auch vier kleine Schiffskanonen. Außerdem werden Kleiderstoffe aus Baumrinde, Töpferwaren, Körbe und Matten, Leder u. a. gefertigt. In den Handel kommen Elfenbein, Gummi, Harze, Kaffee, Myrrhen, Löwen-, Leoparden-, Ottern- und Ziegenfelle, Ochsenhäute und weiße Affenhäute. Hauptstadt ist Rubaga, nicht weit vom Nordufer des Victoria Nyanza.
Von Europäern ist Uganda wiederholt besucht worden, so von Speke (1862), Long (1874), Stanley und Linant de Bellefonds (1875), Felkin und Wilson (1879); sie wurden sämtlich gastfreundlich vom König Mtesa aufgenommen, doch verbot der König schon 1879 den ins Land gezogenen englischen und französischen Missionären das Lehren [* 61] und bedrohte seine Unterthanen, die sich von jenen unterweisen lassen würden, mit der Todesstrafe. Zugleich wurde auch die mohammedanische Religion verboten. Nach Mtesas Tod begann sein Nachfolger Mwanga die Christen heftig zu verfolgen, ließ 1885 mehrere Zöglinge der englischen Mission lebendig verbrennen und sogar den englischen Bischof für Zentralafrika, Hannington, in Usoga hinrichten, so daß die Lage der Missionäre eine sehr gefährdete wurde.
Vgl. Wilson und Felkin, Uganda und der ägyptische Sudân (deutsch, Stuttg. 1883).
(spr. ugichhar), Bezirkshauptort in der span. Provinz Granada, [* 62] in den Alpujarras, den Südabhängen der Sierra Nevada, mit (1878) 2792 Einw.
Kreisstadt im russ. Gouvernement Jaroslaw, an der Wolga, hat einen alten verfallenen Kreml (in welchem der junge Zarewitsch Dmitrij, Sohn Iwans des Schrecklichen, 1591 ermordet wurde), 25 Kirchen, darunter eine Kathedrale, ein geistliches Seminar, Fabrikation von Leder, Seife, Kupfer- und Zinnwaren, Papier etc., lebhaften Handel und (1885) 11,183 Einw.
(spr. úgotscha), ungar. Komitat am linken Theißufer, von den Komitaten Bereg, Mármaros und Szatmár begrenzt, 1191 qkm (21,62 QM.) groß, wird von der Theiß durchströmt, ist im O. gebirgig, waldreich, wenig fruchtbar und hat (1881) 65,377 Einw. Hauptprodukte sind: Getreide, [* 63] Schweine, Schafe, Fische [* 64] und Eisen (im Turtzer Gebirge).
Sitz des Komitats ist Nagy-Szölös (s. d.).
Landschaft in Ostafrika, zwischen dem 6. und 7.° südl. Br., grenzt an den nordwestlichen Teil von Usagara, ein dürres, welliges Tafelland, das in seinem südlichen Teil vom Kisigo, einem Nebenfluß des Rueha, durchzogen und begrenzt wird und nur an den Ufern desselben und den über die Oberfläche verstreuten Oasen bewohnbar ist. Die Vegetation besteht in Akaziengestrüppen, Balsamsträuchern, Aloe, Euphorbien, Kapernsträuchern, hartem Gras; von Tieren finden sich Löwen, Schakale, Großohrfüchse, Elefanten, Nashörner, Büffel, Giraffen, Strauße, Perlhühner. Die Eingebornen, Wagogo, wohnen in Lehmhäusern, Tembe, mit flachem Dach. [* 65] Das Gebiet zerfällt in zahlreiche unabhängige, aus mehreren Dörfern bestehende Bezirke, deren jeder seine Souveränität hauptsächlich in der Erpressung der Wegsteuer von den Reisenden ausübt. S. Karte bei »Congo«.
s. Gherardesca. ^[= berühmte toscan. Adelsfamilie, besaß die Grafschaften Gherardesca, Donoratico und Montescudaio ...]
Landschaft in Ostafrika, zwischen dem 3. und 4.° südl. Br., an den Quellflüssen des in den Tanganjika sich ergießenden Malagarasi.
Völker, ein von Castrén gebrauchter Sammelname für die Ostjaken am rechten Ufer des Ob, die Wogulen am Ostabhang des nördlichen Urals und die Magyaren, die sämtlich zur gliederreichen finnischen Völkergruppe gehören.
Die beiden ersten sind besonders deshalb interessant, weil sie uns noch jetzt ein Gemälde gewähren, wie die Zustände ihrer westlichen Geschwister in der Vorzeit beschaffen waren.
1) Hermann, Schriftsteller, geb. zu Braunschweig, [* 66] ging, nachdem er sich in Hannover längere Zeit dem Journalismus gewidmet hatte, 1870 als Spezialkorrespondent der »Hamburger Nachrichten« auf den französischen Kriegsschauplatz und übernahm hierauf das Feuilleton der genannten Zeitung. Seine Berichte veröffentlichte er in einem Sonderabdruck (Hamb. 1871). Seit 1872 lebte er in Weimar, [* 67] seit 1874 aber privatisierend in Veytaux-Chillon am Genfer See, wo er starb.
Seine Thätigkeit betraf meist die äußere Geschichte der deutschen Litteratur und vorwiegend des deutschen Theaters. Unter seinen Publikationen, die fast alle auf bisher unveröffentlichten Aufzeichnungen und Briefen beruhen, sind zu nennen: »Erinnerungen und Leben der Malerin Luise Seidler« (2. Aufl., Berl. 1875);
»Denkwürdigkeiten des Schauspielers, Schauspieldichters und Schauspieldirektors F. L. Schmidt« (Hamb. 1875, 2 Bde.);
»Goethes Briefe an Soret« (Stuttg. 1877);
»Goethe, J. G. v. Quandt und der Sächsische Kunstverein« (das. 1878);
»Das Stadttheater in Hamburg [* 68] 1827-77« (das. 1879).
Außerdem gab er Karl Töpfers ¶
»Dramatische Werke« (Leipz. 1873) und H. A. O. Reichards »Selbstbiographie« (Stuttg. 1877) heraus.
2) Fritz von, Maler, geb. zu Wolkenburg in Sachsen, [* 70] ging 1866 auf die Kunstakademie in Dresden, [* 71] wendete sich aber, weil ihn der damals auf der Akademie herrschende Geist nicht befriedigte, 1867 der militärischen Laufbahn zu und diente bis 1877, zuletzt als Rittmeister im Gardereiterregiment. Dann quittierte er seinen Dienst und begab sich nach München, [* 72] um sich der Malerei zu widmen, wobei er sich besonders an das Studium der Niederländer hielt. Ein Zusammentreffen mit Munkacsy veranlaßte ihn, sich im Herbst 1879 nach Paris [* 73] zu begeben, wo er einige Wochen im Atelier Munkacsys malte, im übrigen aber seine Studien nach den Niederländern fortsetzte.
Unter ihrem Einfluß stehen seine ersten Bilder: die Sängerin und die gelehrten Hunde, sowie die 1881 in München gemalten: das Familienkonzert und die holländische Gaststube. Eine 1882 nach Holland unternommene Reise bestärkte ihn in seinen koloristischen Grundsätzen, in welche er inzwischen auch diejenigen der Pariser Hellmaler aufgenommen hatte. Seine nächsten Bilder: die Ankunft des Leierkastenmanns (Erinnerung aus Zandvoort) und die Trommelübung bayrischer Soldaten, waren jedoch nur die Vorbereitung zu denjenigen Aufgaben, welche er sich als das Hauptziel seiner Kunst gestellt hatte.
Auf Grund seiner neuen koloristischen Anschauung und seiner naturalistischen Formenbildung wollte er die Geschichte des Neuen Testaments in enge Beziehungen zur Gegenwart setzen und mit starker Hervorhebung der untern Volksklassen zu einer neuen, tief und schlicht empfundenen Darstellung bringen. Seine zu diesem Zwecke geschaffenen Hauptbilder, welche durch ihre Neigung für das Gewöhnliche und Häßliche auf großen Widerstand stießen, wegen ihres strengen Anschlusses an die Natur und ihrer koloristischen, bisweilen an Rembrandt erinnernden Haltung aber auch zahlreiche Bewunderer fanden, sind: Christus und die Kinder (1884, im Museum zu Leipzig), [* 74] Komm, Herr Jesu, sei unser Gast (1884, in der Berliner [* 75] Nationalgalerie), Christus und die Jünger von Emmaus (1885), das Abendmahl (1886), die Bergpredigt (1887) und die heilige Nacht (1888). Er lebt als königlicher Professor in München.
Landschaft im äquatorialen Ostafrika, wird vom 9.° südl. Br. durchschnitten und vom Rueha durchflossen, wurde von Graf Pfeil und Schlüter durch Vertrag für die Deutsche Ostafrikanische Gesellschaft [* 76] erworben.
Landschaft in Äquatorialafrika, am Nordostufer des Tanganjika, wird vom Malagarasi, im südlichsten Teil von einer vielbegangenen Straße durchzogen, ist sonst aber noch wenig bekannt.
Friedrich, Schriftsteller, geb. zu Teschen, studierte in Wien und widmete sich nachmals der litterarischen Laufbahn, welche er mit den »Märchen aus dem Weichselthal« (Wien 1847) begann. Als Mitarbeiter und Redakteur verschiedener größerer Wiener Zeitungen erwarb er in der Wiener Publizistik eine hochgeachtete Stellung und fungiert gegenwärtig als Chefredakteur der kaiserlichen »Wiener Zeitung« und k. k. Wirklicher Regierungsrat. Seinen litterarischen Ruf erwarb Uhl zuerst durch die vortrefflichen farbenvollen Bücher: »Aus dem Banat; Landschaften und Staffagen« (Leipz. 1848);
»An der Theiß; Stillleben« (das. 1851).
Später schrieb er die Romane: »Die Theaterprinzessin« (Wien 1863, 3 Bde.),
»Das Haus Fragstein« (2. Aufl., das. 1878),
»Die Botschafterin« (Berl. 1880, 2 Bde.) und »Farbenrausch« (das. 1886, 2 Bde.), welche sich sämtlich durch scharfe Beobachtung moderner Zustände, lebendige Charakteristik, feine Detaillierung und klaren, künstlerisch durchgebildeten Stil auszeichnen. Auch seine theaterkritischen Aufsätze verdienen Erwähnung.
1) Johann Ludwig, hervorragender Dichter und Litteraturforscher, geb. zu Tübingen, [* 77] besuchte Gymnasium und Universität seiner Vaterstadt und studierte 1802-1808 die Rechte, neben diesem Studium das der mittelalterlichen Litteratur, namentlich der deutschen und französischen Poesie, pflegend. Seine eignen poetischen Versuche und Regungen standen in dieser Zeit durchaus unter dem Einfluß der Romantik, von der er freilich nur diejenigen Elemente in sich aufnahm, welche einem tiefern Bedürfnis des Gemüts entsprangen und zum Humanitätsideal unsrer klassischen Dichtung eine Ergänzung, aber keinen Gegensatz bildeten.
Bereits während seiner Tübinger Studienzeit begann er, einzelne Gedichte (zum Teil unter dem Pseudonym Volker) in Zeitschriften und Musenalmanachen zu veröffentlichen. 1810 unternahm er eine mehrmonatliche Reise nach dem kaiserlichen Paris, wo er auf der Bibliothek dem Studium altfranzösischer und mittelhochdeutscher Manuskripte jedenfalls eifriger oblag als dem des Code Napoléon, welches der ursprüngliche Zweck seiner Reise war. Heimgekehrt widmete er sich dann, wenn auch halb mit innerm Widerstreben, in Stuttgart [* 78] der Advokatur.
Sein patriotischer Sinn jauchzte den Ereignissen der Befreiungskriege, die er als rheinbündischer Württemberger nur mit Wünschen und Hoffnungen begleiten konnte, freudig entgegen; im Vollgefühl der errungenen Befreiung veröffentlichte er die erste Ausgabe der Sammlung seiner »Gedichte« (Stuttg. 1815, 60. Aufl. 1875). Sie enthielt zwar viele Perlen seiner Lieder- und Romanzendichtung, die in den spätern Auflagen hinzukamen, noch nicht, trug aber im ganzen bereits das charakteristische Gepräge der Uhlandschen Dichtung.
»Die Eigentümlichkeit seiner dichterischen Anschauung beruht wesentlich in seinem lebendigen Sinn für die Natur. Diese wurde ihm zum Symbol der sittlichen Welt, er lieh ihr das Leben seines eignen Gemüts und machte die Landschaft, dem echten Maler gleich, zum Spiegel [* 79] seiner dichterischen Stimmung. Wie aber die beseelte Landschaft die menschliche Gestalt als notwendige Ergänzung fordert, so belebt und individualisiert auch Uhland das Bild der Natur durch den Ausdruck menschlichen Seins und Handelns. Und hier macht sich nun seine Vorliebe für die Erinnerungen deutscher Vorzeit geltend. Die Empfindungen, welche ausgesprochen werden, die Situationen, die Charaktere gehören nicht der Vergangenheit an, sie haben die ewige, jugendfrische Wahrheit aller echten Poesie; aber der Dichter sucht mit Recht diese einfachen Gestalten von allgemeiner Geltung dem gewöhnlichen Kreis der täglichen Erfahrung zu entheben und hüllt sie in den Duft mittelalterlicher Reminiszenzen. Seine Kunst, die verschiedenen Elemente der gemütlichen Stimmung, des landschaftlichen Bildes und der mittelalterlichen Staffage zum Ganzen einer künstlerischen Komposition im knappsten Rahmen mit den einfachsten Mitteln zusammenzuschließen, ist bewunderungswürdig, und auf ihr beruht wesentlich der Reiz seiner vollendetsten und beliebtesten Gedichte. Auch ist sie seinen Liedern und Balladen gleichmäßig eigen; die nahe Verwandtschaft beider ist darin begründet, nur die Mischung der Elemente ist eine ¶
etwas andre.« (O. Jahn.) Während die »Gedichte« anfänglich langsam, dann schneller und schneller ihren Weg ins deutsche Publikum fanden, versuchte sich Uhland auch als Dramatiker. Seine beiden dramatischen Werke: »Ernst, Herzog von Schwaben« (Heidelb. 1818) und »Ludwig der Bayer« (Berl. 1819), denen bei allen dichterischen Vorzügen die unerläßliche Lebensfülle und die Energie spannender, vorwärts drängender Leidenschaft abgehen, errangen nur einen mäßigen Erfolg. Seit 1816 begannen die politischen Kämpfe und die ausgebreiteten wissenschaftlichen Forschungen den Dichter von größern Schöpfungen abzuziehen. Uhland beteiligte sich an dem Ringen um die württembergische Verfassung und gehörte später als Abgeordneter zur Ständekammer der freisinnigen Partei an. Seine Schrift über »Walther von der Vogelweide« (Stuttg. 1822) bekundete ihn als so feinsinnigen Kenner und Forscher der mittelalterlichen Litteratur, daß der Wunsch immer lebhafter erwachte, ihn auf einem Lehrstuhl für seine Lieblingswissenschaften zu erblicken.
Mit seiner 1829 erfolgenden Ernennung zum Professor der deutschen Litteratur an der Universität Tübingen ward dieser Wunsch erfüllt. Uhlands Lehrthätigkeit erfreute sich der reichsten Wirkung. Aber bereits 1832, als ihm die Regierung den Urlaub zum Eintritt in die Ständekammer verweigern wollte, legte er seine Professur nieder. Vor äußern Lebenssorgen namentlich auch seit seiner sehr glücklichen Ehe mit Emilie Vischer (der »Unbekannten« seiner Gedichte) völlig gesichert, teilte er fortan seine Zeit zwischen der ständischen Wirksamkeit und seinen wissenschaftlichen Arbeiten. 1839 legte er sein Mandat als Abgeordneter nieder, und erst die Bewegungen des Jahrs 1848 rissen ihn wieder aus seiner frei erwählten Zurückgezogenheit.
Als Abgeordneter zur ersten deutschen Nationalversammlung der Linken angehörig, stimmte er gegen das Erbkaisertum, hielt auf seinem Posten bis zur Auflösung der Nationalversammlung aus und begleitete noch das Rumpfparlament nach Stuttgart. Von 1850 an zog er sich wieder ganz nach Tübingen zurück, eifrig mit der Vollendung jener wissenschaftlichen sagen- und litteraturgeschichtlichen Arbeiten beschäftigt, als deren Zeugnisse zu verschiedenen Zeiten die Schriften: »Über den Mythus von Thor« (Stuttg. 1836) und »Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder« (das. 1844, 2 Bde.; 2. Aufl., das. 1881 ff.) hervorgetreten waren.
Alle äußern Ehrenbezeigungen konsequent ablehnend, in der schlichten Einfachheit seines Wesens und der fleckenlosen Reinheit seines Charakters von allen Parteien hochgeachtet, verlebte Uhland ein glückliches kräftiges Alter und starb in Tübingen. Seine poetischen Werke wurden wiederholt als »Gedichte und Dramen« (Jubiläumsausgabe, Stuttg. 1886),
seine wissenschaftlichen, geordnet und revidiert von Adalb. v. Keller, W. Holland und Franz Pfeiffer, als »Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage« (das. 1866 bis 1869, 8 Bde.) herausgegeben. Die letztern brachten zum erstenmal jene vorzüglichen Tübinger Vorlesungen, welche Uhland zwischen 1829 und 1832 über die »Geschichte der altdeutschen Poesie«, die »Geschichte der deutschen Dichtung im 15. und 16. Jahrhundert« und die »Sagengeschichte der germanischen und romanischen Völker« gehalten hatte.
Alle diese Arbeiten lassen beim höchsten wissenschaftlichen Ernste den Dichter erkennen, welcher neben der wissenschaftlichen Methode und dem Forschereifer das künstlerische Verständnis und die feinste Mitempfindung für Volks- und Kunstdichtung, für den Zusammenhang von Dichtung und Mythe besaß. Eine Statue (von G. Kietz) wurde Uhland 1873 in seiner Vaterstadt Tübingen errichtet.
Vgl. K. Mayer, L. Uhland, seine Freunde und Zeitgenossen (Stuttg. 1867, 2 Bde.);
»Uhlands Leben«, aus dessen Nachlaß und eigner Erinnerung zusammengestellt von seiner Witwe (das. 1874);
die biographischen Schriften von O. Jahn (Bonn [* 81] 1863), Fr. Pfeiffer (Wien 1862), Notter (Stuttg. 1863), Dederich (Gotha [* 82] 1886), Holland (Tübing. 1886), H. Fischer (Stuttg. 1887), Hassenstein (Leipz. 1887);
Weismann, L. Uhlands dramatische Dichtungen erläutert (Frankf. 1863);
Düntzer, Uhlands Balladen und Romanzen (Leipz. 1879);
Keller, Uhland als Dramatiker, mit Benutzung seines handschriftlichen Nachlasses (Stuttg. 1877).
2) Wilhelm Heinrich, Ingenieur, geb. zu Nordheim in Württemberg, [* 83] begründete 1865 das Technikum Mittweida, die erste Privatlehranstalt für Maschinentechniker, und 1868 das Technikum Frankenberg bei Chemnitz. [* 84] Für die Stärkefabrikation gab er wesentliche Verbesserungen an und errichtete eine Versuchsstation mit vollständig fabrikmäßigem Betrieb und Lehrkursus. Seit 1870 lebt er in Leipzig. Er lieferte mehrere technische Kalender und schrieb zahlreiche technische Werke, von denen besonders hervorzuheben sind: »Handbuch für den praktischen Maschinenkonstrukteur« (Leipz. 1883-86, 4 Bde. und Supplementband);
»Die Corliß- und Ventildampfmaschinen« (das. 1879);
»Skizzenbuch für den praktischen Maschinenkonstrukteur« (2. Aufl., das. 1886);
auch redigiert er die von ihm begründeten Zeitschriften: »Der praktische Maschinenkonstrukteur« und »Wochenschrift für Industrie und Technik« (Leipzig).
Vorort von Hamburg, in anmutiger Lage an der Außenalster, hat ein großes Waisenhaus, schöne Villen und Gärten, Fabrikation von Maschinen, chemischen Artikeln, Goldwaren und englischen Cakes, eine lithographische Anstalt u. (1885) 11,167 Ew.
warmer Eierpunsch.
Gerhard, luther. Theolog, geb. zu Osnabrück, [* 85] wurde Repetent, 1852 Privatdozent in Göttingen, 1855 Konsistorialrat und Hofprediger in Hannover, 1866 daselbst Mitglied des Landeskonsistoriums, Oberkonsistorialrat und 1878 Abt von Lokkum. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen nennen wir, abgesehen von mehreren Predigtsammlungen: »Die Homilien und Rekognitionen des Clemens Romanus« (Götting. 1854);
»Urbanus Rhegius« (Elberf. 1861);
»Der Kampf des Christentums mit dem Heidentum« (5. Aufl., Stuttg. 1889);
»Vermischte Vorträge über kirchliches Leben der Vergangenheit« (das. 1875);
»Die christliche Liebesthätigkeit in der alten Kirche« (das. 1882-84, 2 Bde.).
Leberecht, freigemeindlicher Theolog, geb. zu Köthen, [* 86] ward 1824 Prediger in Diebzig bei Aken, 1827 zu Pömmelte bei Schönebeck und 1845 an der Katharinengemeinde in Magdeburg. [* 87] Er gab die Veranlassung zu den Versammlungen der »protestantischen Freunde« (s. Freie Gemeinden) seit 1841, geriet aber, da er das apostolische Symbol bei der Taufe nicht nach Vorschrift der Agende anwendete, mit dem Konsistorium in Konflikt und ward im September 1847 suspendiert, worauf er aus der Landeskirche trat und Pfarrer der Freien Gemeinde zu Magdeburg wurde. Als solcher hat er fortwährend in Konflikt mit den Behörden und oft als Angeklagter vor Gericht gestanden; 1848 ward er in die preußische Nationalversammlung gewählt, wo er dem linken Zentrum angehörte. Er starb in Magdeburg. Sein Hauptorgan war das »Sonntagsblatt«;
von seinen zahlreichen Schriften nennen wir: ¶
»Bekenntnisse« (4. Aufl., Leipz. 1846);
»Sendschreiben an das deutsche Volk« (Dess. 1845);
»Die Throne im Himmel [* 89] und auf Erden« (das. 1845);
»Das Büchlein vom Reiche Gottes« (ein Katechismus, Magdeb. 1845 u. öfter);
»Sonntagsbuch« (Gotha 1858);
»Handbüchlein der freien Religion« (7. Aufl., Berl. 1889).
[* 88] mechan. Vorrichtung zum Messen der Zeit, speziell, da Wasser-, Sand- und Sonnenuhren (s. d.) ihre Bedeutung im wesentlichen verloren haben, ein Räderwerk, welches durch ein fallendes Gewicht oder durch eine sich entspannende Feder getrieben wird. Dieses Räderwerk, bestehend aus einer Anzahl ineinander greifender Zahnräder, zählt gewissermaßen die kleinen, aber sehr regelmäßigen Bewegungen, welche ein andrer Teil der Uhr, der Regulator, [* 91] vollbringt, und registriert sie durch den Zeiger auf dem Zifferblatt.
Regulator und Räderwerk sind durch die Hemmung miteinander verbunden. Ersterer ist ein Pendel [* 92] oder ein Schwungrad mit Spiralfeder, und je nach der Kombination dieser Teile unterscheidet man nun Gewichtuhren, die meist auch Pendeluhren sind, und Federuhren mit Pendel (Stutzuhren) oder Unruhe (Taschenuhren). In dem Räderwerk befindet sich ein Rad, welches sich genau in einer Stunde umdreht (das Minutenrad) und den Minutenzeiger trägt, während ein besonderes kleines Räderwerk (Zeiger- oder Vorlegewerk) mit zwölfmal langsamerer Bewegung den Stundenzeiger treibt.
Bei den Gewichtuhren wirkt das fallende Gewicht, solange es überhaupt fällt, mit stets gleichbleibender Kraft, [* 93] die spiralförmig aufgewundene Feder aber, welche, indem sie sich entspannt, das Räderwerk treibt, wirkt weniger gleichmäßig, und es bedarf zur Erzielung eines gleichförmigen Ganges der Uhr einer vollkommen konstruierten Hemmung. Man benutzt zu diesem Zweck aber auch die Kette, welche das die Feder enthaltende Federhaus mit der Schnecke, einem abgestutzten Kegel, verbindet und, wenn die Uhr aufgezogen ist, ganz um die Schnecke, vom dickern nach dem dünnern Ende derselben gewunden ist. Indem nun die Feder das Federhaus dreht, wickelt dieses die Kette von der Schnecke ab, und die Kompensation der Ungleichheiten in der Zugkraft der Feder erfolgt, weil die Kette zuerst an dem kleinsten und dann an immer größerm Halbmesser der Schnecke thätig ist. Diese in den ältern Taschenuhren (Spindeluhren) übliche Einrichtung findet sich jetzt nur noch in Präzisionswerken.
Da die Schwingungsdauer eines Pendels nur dann konstant ist, wenn seine Länge unverändert bleibt, diese aber durch die Temperaturschwankungen sich verändert, so benutzt man für genaue Uhren [* 94] Kompensationspendel, bei denen durch die verschieden große Ausdehnung [* 95] zweier Metalle der Mittelpunkt der Pendellinse in gleicher Entfernung vom Aufhängepunkt erhalten wird. Sind in [* 88] Fig. 1 e e e drei Eisenstäbe, z z zwei Zinkstäbe, so ist bei der eigentümlichen Aufhängungsweise der Pendellinse die Aufgabe gelöst, wenn die Summe der Längen eines äußern und des mittlern Eisenstabes sich zu der eines Zinkstabes verhält wie die Ausdehnungskoeffizienten von Zink und Eisen. Die Unruhe, ein kleines Schwungrädchen mit Spiralfeder, welches um eine Gleichgewichtslage schwingt, macht Schwingungen von konstanter Dauer, solange Durchmesser, Schwingungsbogen und Spiralenlänge unverändert bleiben, ist also auch von Temperaturschwankungen abhängig und bedarf bei Chronometern wie das Pendel einer Kompensation. Die Hemmung (échappement) hat dem Pendel oder der Unruhe fort und fort mittels kleiner Impulse dasjenige an Kraft zu ersetzen, was sie durch Reibung [* 96] und Luftwiderstand bei jeder Schwingung [* 97] einbüßen. Bei der viel angewandten Ankerhemmung von Graham [* 88] (Fig. 2) ist A ein sogen. Steigrad, welches durch Zahnräderübersetzung von der Gewichtstrommel aus bewegt wird, während der Anker [* 98] B an den Schwingungen des Pendels teilnimmt u. so abwechselnd links u. rechts in die Zähne [* 99] des Steigrades eingreift.
In der dargestellten Lage wird im nächsten Moment der jetzt gesperrte Zahn k frei und erteilt, an der schrägen Fläche g i entlang gleitend, dem Pendel einen kleinen Impuls. Nachdem sich hierauf das Steigrad um die halbe Entfernung zweier Zähne bewegt hat, stößt rechts ein Zahn gegen den Arm m des Ankers, und das Rad bleibt so lange gesperrt, bis das Pendel zurückkehrt. Auch hier erteilt die Zahnspitze demselben einen Impuls, indem sie an der Hebefläche m p entlang gleitet.
Die Hemmung heißt ruhende Hemmung, weil das Steigrad, während es gesperrt ist, vollständig unbeweglich bleibt, was bei den ältern Ankerhemmungen nicht der Fall war. Dem Anschein nach wesentlich, in Wirklichkeit aber nur wenig verschieden von dieser Hemmung ist die Cylinderhemmung der Taschenuhren, bei welcher statt vieler Zähne nur ein einziger zwischen den beiden Armen des Ankers sich befindet, der nun durch die hohle Achse der Unruhe gebildet werden kann. Bei der Ankerhemmung neuerer Taschenuhren [* 88] (Fig. 3) ist A der sogen. Anker, B die Unruhachse mit der darauf sitzenden Scheibe g und C das vom Uhrwerk in der Richtung des Pfeils getriebene Steigrad; i ist der sogen. Hebestein, welcher an der Scheibe g befestigt
[* 88] ^[Abb.: Fig. 1. Kompensationspendel.
Fig. 2. Ankerhemmung von Graham.
Fig. 3. Ankerhemmung in den neuern Taschenuhren.] ¶