grundständigen, linealen Blättern, einfachen, runden
Stengeln und sehr kleinen
Blüten, welche in großer Zahl (100,000)
in walzigen oder länglichen, gelb- oder braunschwarzen
Kolben bei einander stehen; von den zwei
Kolben eines
Stengels trägt
der obere männliche, der untere weibliche
Blüten. Von zehn
Arten, die in den
Tropen und den gemäßigten
Zonen weit verbreitet sind, kommen Typha latifoliaL. und Typha angustifoliaL. mit 2 m hohen
Stengeln in stehenden Gewässern
Deutschlands
[* 2] vor. Man benutzt die
Blätter zu
Matten und zum Verlieschen der
Fässer, auch mit den
Stengeln als Packmaterial, die
Blüten zum
Polstern.
monokotyle
Familie aus der
Ordnung der
Spadicifloren, krautartige
Sumpfpflanzen mit perennierendem,
kriechendem
Rhizom,
[* 3] knotenlosen, cylindrischen, einfachen oder ästigen
Stengeln, wechselständigen, am
Grunde des
Stengels zusammengedrängten,
bescheideten, linealischen, ganzen, parallelnervigen Blättern und unvollständigen, einhäusigen
Blüten, welche dichte,
cylindrische oder kugelige
Kolben bilden, die mit abfallenden
Blütenscheiden versehen sind, und von denen die obern männliche,
die untern weibliche
Blüten tragen.
Die männlichen
Blüten haben statt des Perigons einfache
Fäden oder häutige Schüppchen, welche ordnungslos zwischen den
zahlreichen dem
Kolben aufsitzenden
Staubgefäßen stehen. Die weiblichen
Blüten haben an
Stelle des Perigons zahlreiche
Borsten
oder je drei hypogyne Schüppchen. Die
Fruchtknoten sind sitzend oder gestielt, einblätterig, einfächerig, mit einer einzigen
hängenden, anatropen
Samenknospe und einem einfachen, endständigen
Griffel, welcher in eine einseitige, zungenförmige
Narbe
endigt.
Die
Früchte sind durch gegenseitigen
Druck eckig, durch den
Griffel spitz, nicht aufspringend, fast steinfruchtartig wegen
des häutigen oder schwammigen
Epi- und des leder- oder holzartigen
Endokarps. Die
Samen
[* 4] haben eine häutige
Schale und in der
Achse eines mehligen
Endosperms einen geraden, fast ebenso langen
Keimling.
Vgl. Schnizlein, Die natürliche Pflanzenfamilie
der Typhaceen
(Nördling. 1845).
ein Krankheitszustand, der wegen seines heftigen
Fiebers und der dadurch bedingten schweren Gehirnsymptome dem
Typhus nahesteht,
ohne dessen anatomische Veränderungen zu zeigen. Namentlich hat man zwei Krankheitsformen mit dem
Namen
des Typhoids belegt, nämlich das biliöse Typhoïd und das Choleratyphoid. Ersteres ist eine Infektionskrankheit,
welche am nächsten dem
Typhus steht. Es wurde bisher beobachtet in
Ägypten,
[* 5] in der
Krim,
[* 6] in
Kleinasien; über seine
Ätiologie
ist man nicht mehr unterrichtet als über die der typhösen
Krankheiten überhaupt.
Während das biliöse Typhoïd mit dem letztern die allgemeinen klinischen
und anatomischen
Erscheinungen teilt, ist es symptomatologisch
charakterisiert durch die frühzeitig stark hervortretenden
Erscheinungen seitens des Verdauungsapparats:
Schmerz im
Unterleib,
Erbrechen,
Durchfälle dysenterischer Art,
Gelbsucht. Dem entspricht auch der anatomische Befund: starke katarrhalische
Entzündung des
Magens und
Darms, Schwellung und gelbliche Verfärbung der
Leber, in den spätern Stadien ausgesprochene fettige
Entartung dieses
Organs. Die
Milz ist kolossal vergrößert, von
Tausenden von kleinen
Abscessen, den vereiterten
MalpighischenBläschen, durchsetzt; daneben in allen Stadien der Entfärbung und Schrumpfung begriffene blutige
Infarkte von zum Teil enormer
Größe. Das Choleratyphoid ist eine Nachkrankheit der eigentlichen
Cholera (s. d.).
(Typhoeus,Typhaon,Typhos), in der griech.
Mythologie ein Ungeheuer,
Personifikation des wilden
Sturms, besonders
des Glutwindes, der aus feuerspeienden
Bergen
[* 7] hervorbricht. Er liegt nach
Homer im Arimerland
(Kilikien?), welches von
Zeus
[* 8] mit
Blitzen gegeißelt wird. Nach Hesiod sind Typhaon und Typhoeus verschiedene
Wesen. Ersterer ist der Sohn
des letztern und zeugt mit der
Echidna den
Hund Orthros, den
Kerberos,
[* 9] die lernäische
Hydra und die
Chimära; Typhoeus ist der
jüngste Sohn des
Tartaros und der
Gäa und hat 100 Drachenhäupter. Er sucht die Herrschaft überGötter
und
Menschen zu gewinnen, aber
Zeus bezwingt ihn mit dem
Blitz. Seine
Söhne sind die
Winde,
[* 10] mit Ausnahme der wohlthätigen
(Notos,
Boreas,
Zephyros etc.). Ebenso ist Typhon bei
Äschylos und
Pindar ein 100köpfiger Sohn der
Erde, der die kilikischen
Höhlen bewohnt.
- In
Ägypten war Typhon
(Seth oder Set, auch Tebha genannt) in alter Zeit ein hoch angesehener Gott, ein Sohn
des
Seb
(Kronos) und der
Nut
(Rhea).
[* 11]
Hier war er der Gott des
Kriegs. Die
Könige Seti der 19. Dynastie führten von ihm den
Namen. Eine besondere Kultusstätte
des Set war die Stadt Ombos; allgemeiner jedoch war seine Verehrung in Unterägypten, namentlich unter
den dort ansässigen
Fremden. Am Ende der 21. Dynastie wurde dieser Gott aus Oberägypten verstoßen; er galt seitdem als
Gott der Feinde
Ägyptens und wurde allmählich vollständig zum
Prinzip alles
Bösen umgebildet. Nach der
Sage hat er seinen
BruderOsiris
[* 12] umgebracht, dessen Sohn
Horos
[* 13] sich dann an ihm in siegreichen
Schlachten
[* 14] rächte. Er wird unter
der Gestalt eines fabelhaften, eselähnlichen
Tiers dargestellt oder doch mit dem
Kopf desselben (vgl. Abbildung). Einigemal,
wo er in menschlicher Form erscheint, trägt er ein Hörnerpaar.
(griech.), eigentlich s. v. w.
Betäubung, gegenwärtig aber ausschließlich Bezeichnung
für verschiedene schwere und unter heftigem
Fieber verlaufende Krankheitszustände, bei welchen das
Nervensystem in der schwersten
Weise ergriffen zu sein und der Kranke in einem anhaltenden Zustand von
Betäubung sich zu befinden pflegt
(Nervenfieber). Wir
unterscheiden drei
Formen des Typhus, nämlich den exanthematischen Typhus, den
Unterleibs- oder Darmtyphus (typhus abdominalis)
und den
Rückfalltyphus (typhus recurrens).
Fleckfieber) ist eine in ausgesprochenster Weise ansteckende Krankheit. Der Ansteckungsstoff ist in der Atmosphäre des Kranken
enthalten und besitzt eine außerordentliche Beständigkeit, so daß er sich in schlecht gelüfteten Zimmern ein halbes Jahr
lang halten kann, ohne seine Wirksamkeit zu verlieren. Der Ausbruch der Krankheit scheint 7-14 Tage nach erfolgter
Ansteckung stattzufinden. Er ist um so ansteckender, in je größerer Zahl die Kranken in einem Zimmer beisammenliegen, und
tritt namentlich an solchen Plätzen, an welchen eine große Anzahl von Menschen auf einen engen Raum zusammengedrängt ist,
wie auf Schiffen, in Gefängnissen, in Lazaretten etc., auf (Schiffstyphus, Kerker-, Lazarettfieber).
Hier scheinen die Ausdünstungen und Exkremente, die Beimischung ihrer Zersetzungsprodukte zu der eingeatmeten
Luft, den Nahrungsmitteln und Getränken den wesentlichsten Faktor für die Entstehung des Typhusgifts abzugeben. In Gegenden
ferner, wo ein großer Teil der Bevölkerung
[* 16] in Armut und Elend lebt, kommt der exanthematische Typhus endemisch vor. Besonders
nach Mißernten und Teurungen steigert sich mit der Not auch die Häufigkeit der Typhusfälle, und es treten
die verheerenden Epidemien des Hungertyphus auf.
Ebenso sind belagerte Städte und schlecht versorgte Feldlager häufig der Sitz verheerender Typhusepidemien (Kriegstyphus).
Das frühste Kindesalter und das Greisenalter bleiben gewöhnlich vom exanthematischen Typhus verschont, alle übrigen Lebensalter
sind dafür gleich empfänglich. Hat jemand den exanthematischen Typhus einmal überstanden, so ist seine
Disposition für eine neue Erkrankung derselben Art bedeutend abgeschwächt, doch keineswegs ganz getilgt.
Der exanthematische Typhus war von Anfang des 16. bis zum Ende des 18. Jahrh. über
alle LänderEuropas verbreitet. Während der Kriege im Anfang dieses Jahrhunderts erreichte er seine größte
Ausbreitung. Nach jener Zeit schien er auf dem Kontinent ganz verschwunden zu sein, erst in den 40er Jahren zeigte er sich
wieder epidemisch in Oberschlesien etc. Gegenwärtig bildet er auf den britischen Inseln und in einzelnen Gegenden Mitteleuropas
(Oberschlesien, Polen, russische Ostseeprovinzen) die endemische Form des Typhus. KleineEpidemien des exanthematischen
Typhus werden überall von Zeit zu Zeit beobachtet und sind dann stets durch Einschleppung von andern Orten her hervorgerufen.
Die Kranken liegen meist schon sehr apathisch im Bett
[* 17] und haben leichte Delirien. AndrePatienten sind aufgeregt und kaum im
Bett zu erhalten. Am 3.-5. Tag der Krankheit treten am Rumpf kaum linsengroße rote Flecke auf, welche sich mit dem Finger leicht
wegdrücken lassen, aber sofort wiederkehren. Von diesem Exanthem, den Flecken, rührt der NameFleck-, exanthematischer
Typhus her. Dieselben vermehren sich, breiten sich gegen den Hals und die Gliedmaßen aus, bis endlich der ganze Körper, mit Ausnahme
des Gesichts, von ihnen bedeckt ist.
Sie verlieren sich erst gegen das Ende der zweiten Krankheitswoche,
wobei das Fieber und die tiefe Benommenheit
des Bewußtseins gleichzeitig abnehmen. Sie werden später blau-rot, lassen sich dann nicht mehr vollständig wegdrücken
und gehen manchmal sogar in wirkliche Petechien, d. h. in kleine Blutergüsse in die Haut,
[* 18] über. Trotz der schweren Fieberbewegung
ist der Ausgang in Genesung bei weitem der häufigste. Tritt der Tod ein, so erliegen die Kranken entweder
in der zweiten Woche dem hohen Fieber, oder sie enden durch hinzutretende Lungenentzündung. Die Sektion ist im Gegensatz zu dem
Unterleibstyphus ohne örtliche Befunde, nur Milz, Leber und Nieren zeigen die allen Infektionskrankheiten gemeinsamen Schwellungen.
Das häufige Vorkommen des Typhus in dicht bevölkerten Städten, in welchen die Krankheit niemals vollständig erlischt, wohl
aber von Zeit zu Zeit eine epidemische Ausbreitung erfährt, scheint meist auf der enormen Zersetzung und Verwesung zu beruhen,
in welcher sich der Boden großer Städte wegen massenhafter Aufnahme von Auswurfstoffen befindet. Die Erzeuger
des Typhusgifts sind, wie Klebs 1881 nachgewiesen, kleine, stäbchenförmige Spaltpilze (Bakterien), deren nähere Eigenschaften
indes noch der Aufklärung harren. - Typhusepidemien pflegen vorzugsweise in feuchten Jahren während des Spätsommers, im
Herbst und zu Anfang des Winters zu herrschen.
Das Auftreten des Typhus steht in einer gewissen Wechselbeziehung zu den Schwankungen des Grundwasserstandes (s.
Grundwasser).
[* 19] Erreicht infolge atmosphärischer Verhältnisse zu gewissen Zeiten das Grundwasser einen relativ hohen Stand, um
später zu seiner normalen Tiefe zu fallen, oder fällt es anderseits einmal absolut sehr tief, so werden relativ große
und dicke Schichten des mit organischen, in Zersetzung begriffenen Substanzen durchtränkten Erdreichs trocken
gelegt.
Infolgedessen tritt eine vermehrte Fäulnis dieser Stoffe ein; die gesundheitsschädlichen Produkte dieser Zersetzung mischen
sich dem Trinkwasser bei und werden so als Typhusgift selbst den menschlichen Wohnungen zugeführt. Säuglinge und Greise erkranken
sehr selten am Typhus, das mittlere Lebensalter ist am meisten dazu disponiert. Die Zahl der am Typhus erkrankten
Männer ist etwas größer als die der Frauen; kräftige und wohlgenährte Individuen erkranken um vieles leichter als schwächliche
und schlecht genährte, und unter den ärmern Klassen der Bevölkerung ist die Krankheit etwas häufiger als unter den wohlhabenden.
Schwangere und stillende Frauen sind vor dem Typhus fast absolut sicher. Nach dem einmaligen Überstehen der Krankheit erlischt
mit seltenen Ausnahmen die Disposition zu neuer Erkrankung. Der eigentliche Sitz des Typhusprozesses ist der Darmkanal, besonders
die untere Hälfte des Dünndarms. Die Schleimhaut des Dünndarms befindet sich in einem katarrhalischen Zustand.
Die Drüsenapparate schwellen durch eine reichliche Zellenwucherung zu markig weichen, flachen Knoten an, in gleicher Weise
beteiligen sich die Gekrösdrüsen. Die Milz ist in allen Fällen vergrößert bis
¶
mehr
zu dem Fünf-, ja Zehnfachen des normalen Volumens; das Gewebe
[* 21] derselben ist in eine äußerst blutreiche, weiche, dabei sehr
brüchige Substanz verwandelt. Regelmäßig sind auch in geringerm Grade die Leber und Nieren geschwollen und entzündlich verändert.
Die Drüsenhaufen des untern Dünndarms wandeln sich nach kurzem Bestehen an ihrer Oberfläche in eine
bräunliche oder gallig durchtränkte, schorfartige Masse um, welche abgestoßen wird. Auf der Schleimhaut zeigt sich dann
ein typhöses Geschwür, welches ohne Zurücklassung einer Narbe zu heilen pflegt. In ungünstigen Fällen geht das Geschwür
in der Schleimhaut auf die darunterliegende Muskelhaut über und kann sogar zur Durchbohrung der Darmwand, damit
zu allgemeiner Bauchfellentzündung und zum Tod führen.
Außer dem untern Dünndarm (Ileotyphus) wird häufig auch der Anfangsteil des Dickdarms (Kolotyphus), selten die Schleimhaut
des obern Dünndarms und noch seltener die des Magens (Gastrotyphus) der Sitz der typhösen Geschwüre. An manchen Orten und
in manchen Epidemien treten die Typhusgeschwüre auch auf der Kehlkopfschleimhaut (Laryngotyphus) auf.
Stets trifft man bei Typhus auch einen hochgradigen Katarrh der Schleimhaut der Luftwege an, welchem sich Lungenentzündung, Pleuritis
etc. anschließen können.
Der Typhus beginnt gewöhnlich mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl, psychischer Verstimmung, großer Mattigkeit, Appetitlosigkeit,
unruhigem Schlaf, Kopfschmerzen, Schwindel, Schmerzen in den Gliedern und manchmal wiederholtem Nasenbluten.
Bald setzt dann mit einem Frostanfall das hohe Fieber mit seinen oben beschriebenen nervösen Zufällen ein. Der Unterleib ist
gewöhnlich schon in den ersten Tagen etwas aufgetrieben und gespannt; ein tiefer Druck auf denselben ist dem Kranken empfindlich,
namentlich wenn er in der rechten Unterbauchgegend ausgeübt wird. An dieser Stelle pflegt man bei Druck,
sobald Durchfälle eingetreten sind, auch ein eigentümliches gurrendes Geräusch (Ileocökalgeräusch) wahrzunehmen.
Auf der Haut des Bauches und der Brust findet man jetzt auch vereinzelte rote, linsengroße Flecke (roseolae), welche sich durch
Fingerdruck entfernen lassen, alsbald aber wieder zurückkehren. Die Körpertemperatur erreicht in den ersten acht Tagen
eine Höhe bis zu 40° C. und ist am Abend um ½° höher als am nächstfolgenden Morgen. Die Pulsfrequenz ist dabei verhältnismäßig
gering, 90-100 Schläge in der Minute. Der Harn ist dunkel, in seiner Menge gewöhnlich vermindert.
In der zweiten Woche des Typhus hören die Kranken auf, über Kopfschmerz und Gliederschmerzen zu klagen; der
Schwindel aber wird heftiger, zu dem Ohrenbrausen gesellt sich Schwerhörigkeit. Der Gesichtsausdruck des Kranken wird stupider,
seine Teilnahmlosigkeit immer größer. Das Bewußtsein wird umnebelt, und die Kranken verfallen allmählich in einen Zustand
von Schlafsucht und Betäubung. Sie lassen jetzt Stuhl und Urin häufig unter sich gehen, liegen fast regungslos
in anhaltender Rückenlage, sind im Bett herabgesunken und haben die Kniee gespreizt.
Nur zeitweilig verrät eine zitternde Bewegung der Lippen oder einzelne unverständliche Worte, welche die Kranken murmeln,
daß die psychischen Funktionen nicht gänzlich ruhen. Andre Kranke zeigen, daß sie gegen die sie umgebende Außenwelt vollständig
unempfindlich sind, werfen sich fortwährend im Bett hin und her, versuchen das Bett zu verlassen, sich
zu entblößen; sie gestikulieren, führen Gespräche oder bringen unzusammenhängende Worte hervor.
Fast immer erfolgen in der zweiten Woche täglich mehrere (meist
3-4) Durchfälle von wässeriger Beschaffenheit. Die Atmung ist
beschleunigt und oberflächlich. Die Wangen haben anstatt der hochroten Färbung eine mehr bläuliche
angenommen, die Augenlider sind halb geschlossen, die Augenbindehaut gerötet, die Nasenlöcher erscheinen (von eingetrocknetem
Schleim) wie angeraucht, Zahnfleisch, Zähne
[* 22] und Zunge sind mit einem schwärzlichen Belag versehen, der Atem ist stinkend.
Der Unterleib ist durch größern Luftgehalt der Därme trommelartig aufgetrieben, die Empfindlichkeit desselben
gegen Druck und das Ileocökalgeräusch bestehen fort. Die Milzanschwellung hat zugenommen, die Roseolae auf dem Bauch
[* 23] haben
sich manchmal noch vermehrt, dazu ist die Haut mit zahllosen kleinen Schwitzbläschen bedeckt. Die Körpertemperatur zeigt
sich in den Abendstunden auf 40-41,5° C. gesteigert, in den Morgenstunden tritt nur ein schwacher
Nachlaß derselben ein.
Der Puls macht 110-120 Schläge in der Minute. In der dritten Woche des Typhus erreicht die Schwäche des Kranken ihren höchsten
Grad, die lauten Delirien hören auf, die Aufregung und Unruhe weicht einer stets zunehmenden Unempfindlichkeit für alles,
was ringsumher vor sich geht. Die Erscheinungen am Unterleib und an der Brust nehmen noch zu, auch die Körpertemperatur
und die Pulsfrequenz sind eher gesteigert als vermindert. Die meisten Fälle eines tödlichen Ausganges fallen in die dritte
Woche. In günstigen Fällen stellt sich etwa in der Mitte der dritten Woche eine Abnahme der Krankheitserscheinungen ein.
Die Körpertemperatur erreicht zwar am Abend noch 40-41° C., pflegt aber des Morgens um 2° niedriger zu
sein. Nach mehreren Tagen gehen auch die Abendtemperaturen ganz allmählich herab, mit der Körpertemperatur sinkt auch die
Pulsfrequenz. Diese allgemeine Besserung, welche häufig auch erst in der vierten Woche eintritt, geht entweder direkt in
Genesung über, welche aber stets sehr langsam verläuft, oder es schließen sich Nachkrankheiten
verschiedener Art oder neue Ablagerung von Typhusmasse im Darm
[* 24] an (Typhusrecidiv), und der Kranke geht darüber bald zu Grunde,
bald wenigstens vergehen noch Wochen bis zum Beginn der definitiven Genesung.
Der bisher geschilderte Verlauf des Typhus zeigt mannigfache Modifikationen. Unter Abortivtyphus
(Febricula, Febris typhoides) versteht man die besonders leicht und schnell fast nach Art eines akuten Magenkatarrhs verlaufenden
Fälle von Typhus. Eine andre Modifikation ist der Typhus ambulatorius, leichte Typhusfälle, bei welchen
unter verhältnismäßig leichten anatomischen und klinischen Erscheinungen die Kranken umhergehen und, wenn auch mangelhaft
und unter großer Selbstüberwindung, ihre gewöhnlichen Geschäfte zu besorgen im stande sind. In andern
Fällen zeigt der Typhus einen höchst tumultuarischen Verlauf, die Krankheitserscheinungen folgen schneller als
gewöhnlich aufeinander, die Kranken gehen dann oft schon frühzeitig (Ende der ersten, Anfang der zweiten Woche) zu Grunde.
Zwischen allen den genannten Typhusformen besteht jeder nur denkbare Übergang. Unter den Zwischenfällen,
welche den normalen Verlauf des Typhus in den ersten Krankheitswochen unterbrechen, sind die wesentlichsten die Verschwärungen
von Darmarterien, durch welche profuse und in nicht seltenen Fällen tödliche Blutungen des Darms hervorgerufen werden. Unter
den zahlreichen Nachkrankheiten des Typhus sind zu nennen: die Lungenentzündung, Pleuritis, die Parotitis, die
Nierenentzündung etc., Nachkrankheiten, welche in den meisten Fällen den Tod des Patienten herbeiführen. Der
¶
mehr
Typhus geht am häufigsten in Genesung über. Während früher eine Sterblichkeit von etwa 25 Proz. bestand, ist dieselbe heute
auf durchschnittlich 10 Proz. herabgemindert, und man bezeichnet eine Typhusepidemie mit höherer
Durchschnittssterblichkeit als »schwere«, mit niedrigerer als »leichte«.
Was die Behandlung des Typhus anbetrifft, so ist es zuvörderst geraten, den Kranken zu isolieren.
Das Krankenzimmer muß groß sein und oft und gründlich gelüftet werden. Die Zimmertemperatur darf 14° nicht überschreiten.
Der Körper des Kranken muß ängstlich reinlich gehalten und vor dem Aufliegen geschützt werden (durch sorgfältige Zubereitung
des Lagers). Der Mund muß mit einem reinen angefeuchteten Leinwandläppchen regelmäßig gereinigt und
der stinkende Belag der Zähne etc. entfernt werden.
Als Getränk gibt man einfach Wasser und fordert zu fleißigem Trinken auf. Von Medikamenten gibt es kein Spezifikum gegen Typhus. Vielfach
wird, besonders im Anfang der Krankheit, Kalomel mit gutem Erfolg verabreicht, von manchen eine Mischung von Jod und Jodkali
gerühmt, außerdem kommen unter Umständen Antipyretika, wie Chinin, Salicylsäure etc., in Anwendung.
Viel wichtiger ist eine richtige Diät, die im Hinblick auf den langwierigen und konsumierenden Verlauf des Typhus kräftigend
und leicht verdaulich sein muß.
Deshalb wird Milch in reichlichen Quantitäten, Kakao mit Milch, Bouillon mit Ei,
[* 26] bei Appetit auf feste Speisen
eingeweichtes Weißbrot und Wein gereicht. Die Heftigkeit des Fiebers, von welcher im Anfang der Krankheit die meiste Gefahr
droht, bekämpft man durch energische Wärmeentziehung, namentlich durch kalte Bäder. Diese systematische, von E. Brand eingeführte
Kaltwasserbehandlung besteht in Vollbädern, die man von 24° C. auf 20° abkühlt, und in welche man
den Kranken, solange die Körperwärme 39° C. übersteigt, von Anfang bis Ende der Krankheit, bei Tag und bei Nacht alle 3 Stunden
auf etwa 15 Minuten hineinträgt.
Neben der Herabsetzung des Fiebers erreicht man durch diese Bäderkur einmal eine Reinigung des Körpers und ferner eine allgemeine
Erfrischung und Ermunterung besonders der unbesinnlichen Kranken. Nach dem Bad
[* 27] wird der Kranke in wollenen
Laken frottiert, abgetrocknet und durch Wein gestärkt. Die schweren Typhusfälle werden hierdurch in leichte umgewandelt,
die Sterblichkeit auf ein Minimum herabgesetzt. Während der Rekonvaleszenz muß die Diät der Kranken mit ängstlicher Sorgfalt
überwacht werden.
Die Genesenden pflegen einen außerordentlichen Appetit zu entwickeln und müssen daher vor zu reichlichen
Mahlzeiten, schwerverdaulichen, groben Speisen sorgfältig gehütet werden. Man wiederholt deshalb die Mahlzeiten lieber häufiger,
gibt aber nur kleine Portionen; anfangs ist nur flüssige oder halbflüssige Nahrung (Milch, weiche Eier)
[* 28] zu gewähren, allmählich
geht man zu Fleischdiät und zu Pflanzenkost über. Jeder Diätfehler bringt den Genesenden wieder in
Gefahr, und jede scheinbar geringfügige Störung der Verdauung erfordert die sorgfältigste Berücksichtigung.
3) Mehr mit dem Flecktyphus als dem Unterleibstyphus verwandt ist der Rückfalltyphus (das rekurrierende Fieber, Typhus recurrens,
engl. Relapsing Fever). Auch diese Form des schweren nervösen Fiebers ist ansteckend und tritt epidemisch
auf, namentlich wo eine dichte arme Bevölkerung in unreinlichen Wohnungen und von kärglicher Nahrung lebt, so daß als Hunger-
oder Kriegstyphus bald die exanthematische, bald die rekurrierende Krankheitsform im Vordergrund steht.
Der Rückfalltyphus ist dadurch ausgezeichnet, daß
nach einem mehrtägigen heftigen Fieber, das 40° C. und darüber erreicht,
plötzlich unter reichlichem Schweiß ein Abfall bis zu 37 oder 36,5° C. einsetzt, an den sich eine mehrtägige,
völlig fieberfreie Pause anschließt. Ebenso plötzlich kommt nun der Rückfall, er währt 3, 4 oder 5 Tage, und wieder sinkt
er ebenso schnell wie das erste Mal. Drei bis vier solcher Fieberperioden folgen einander, dann tritt langsame
Genesung ein.
Der Tod ist so selten, daß beinahe immer eine Lungenentzündung oder Ähnliches zu vermuten ist, wenn ein Kranker im Fieberanfall
zu Grunde geht. Die Ursache des Rückfalltyphus ist besser gekannt als die der andern Typhen: Obermeier hat gefunden, daß zur
Fieberzeit das Blut der Kranken zahllose mikroskopische Pilzfädchen (Spirochäten, s.
Spirillum) von geschlängelter Gestalt enthält, welche in der fieberfreien Periode fehlen;
Leider
besitzen wir noch immer keine Kunde von der Herkunft der Spirochäte und noch weniger von einem Mittel,
ihre Vegetation im lebenden Körper zu bekämpfen. Die Behandlung besteht daher nur in Darreichung kräftiger, anreizender
Diät. Der Rückfalltyphus ist schon im vorigen Jahrhundert in einzelnen Ländern vorgekommen; doch hat man ihn erst genauer
kennen gelernt in der von 1843 bis 1848 andauernden großen Epidemie, die Schottland und Irland überzog,
ferner bei Gelegenheit der ägyptischen Epidemie und neuerdings 1864-1865, als die Seuche in Petersburg
[* 30] in großer Ausbreitung
herrschte.
Seit 1879 bildet das von H. Berthold in Berlin auf wissenschaftlicher Basis begründete Typometer die Norm
für die Schriftgrößen in den deutschen Gießereien.
in der nordischen Mythologie Sohn Odins und der Frigg, der Gott des Kriegs und des Schwerts, einer der vornehmsten
Asen. Er allein besaß den Mut, den grimmigen Fenrirwolf, der die Asen in Asgard bedrohte, zu bändigen, wobei er seine eine
Hand
[* 44] einbüßte.
BeimWeltuntergang kämpft er mit dem Höllenhund Garm, und beide töten sich wechselseitig.
(griech. Tyrannos), ursprünglich jeder unbeschränkte Herrscher, dann insbesondere
ein Alleinherrscher, der nicht durch Erbschaft, sondern durch den gewaltsamen Umsturz der bestehenden
Verfassung an die Spitze des Staats gekommen war, so daß man unter im geschichtlichen Sinn den Inhaber einer angemaßten Alleinherrschaft
(Tyrannis) zu verstehen hat, während Äsymnet (s. d.) einen durch friedliche Übereinkunft zur Neuordnung der
Verfassung eingesetzten Herrscher bezeichnet.
Die Tyrannis ist im 7. und 6. Jahrh. v. Chr. in vielen griechischen Staaten die Zwischenstufe zwischen
der oligarchischen oder aristokratischen Staatsform und der Demokratie, indem sich ein ehrgeiziges Mitglied der Aristokratie
an die Spitze des unterdrückten Volkes stellte, sich eine Leibwache geben ließ und mit dieser den Staat nach unbeschränkter
Willkür beherrschte; während der reiche Adel unterdrückt wurde, hoben die Tyrannen das Volk durch Erhaltung
des Friedens, Begünstigung von Handel und Gewerbe, Bauten u. dgl. Dahergab es unter den Tyrannen viele treffliche Herrscher,
wie Peisistratos in Athen,
[* 46] Gelon und Hieron II. in Syrakus,
[* 47] Periandros in Korinth,
[* 48] Kleisthenes in Sikyon u. a.;
jedoch auch diese oder ihre Nachkommen wurden meist durch den gewaltthätigen Ursprung ihrer Macht schließlich doch zu neuen
Gewaltthaten getrieben.
Als daher nach dem allgemeinen Sieg der republikanischen Staatsform in Griechenland
[* 49] die Monarchie überhaupt als eine unwürdige,
sklavische Staatsform angesehen wurde, verband man mit dem Namen eines Tyrannen den Begriff eines grausamen,
willkürlichen Herrschers, wie es deren in der Zeit des Verfalls mehrere gab; in diesem Sinn heißen auch die von Lysandros
in Athen zur Einführung einer neuen Verfassung eingesetzten 30 Männer, welche ihr Amt zu grausamer Willkürherrschaft mißbrauchten,
die Dreißig Tyrannen. In der spätern römischen Geschichte werden die Statthalter, die sich unter Gallienus
in den verschiedenen Provinzen des Reichs 260-268 n. Chr. zu Gegenkaisern aufwarfen, aber bald wieder gestürzt wurden, auch
als dreißig Tyrannen bezeichnet.
Vgl. Plaß, Die Tyrannis bei den Griechen (Leipz. 1859, 2 Bde.).
(Königswürger, Tyrannus intrepidusTemm.), Vogel aus der artenreichen, nur in Amerika
[* 50] vertretenen Familie
der Tyrannen (Tyrannidae) und der Ordnung der Sperlingsvögel,
[* 51] 21 cm lang, mit ziemlich langen, spitzen Flügeln, ziemlich langem,
breitem, abgerundetem Schwanz, kräftigen, hochläufigen, starkzehigen Beinen und etwa kopflangem, starkem, geradem, an der
Spitze hakig herabgebogenem Schnabel, ist oberseits dunkel blaugrau mit einer Haube aus feuerfarbig gerandeten Federn, auf der
Unterseite grauweiß, an Hals und Kehle weiß, mit bräunlichschwarzen, an der Spitze weißen Schwingen und
Steuerfedern. Er lebt als Zugvogel in Nordamerika,
[* 52] findet sich in Baumgärten, an Waldrändern, Ufern und auf Feldern, nährt
sich von Kerbtieren und verfolgt mit dem größten MutRaubvögel,
[* 53] Krähen und Katzen,
[* 54] besonders während das Weibchen brütet,
zum Schutz des eignen Nestes. Das Gelege besteht aus 4-6 rötlichweißen, braun getüpfelten Eiern. Man jagt ihn seines zarten
Fleisches halber.
Deckgarn zum Fang von Rebhühnern etc. von etwa 20 m Länge und 15 m Breite
[* 55] mit 4 cm. Maschenweite,
von starkem Garn spiegelig gestrickt.
Zwei Jäger ziehen das Garn an einer daran befestigten Leine über die Hühner,
[* 56] vor welchen
ein sicherer Hühnerhund feststeht, nach diesen zu und bedecken sie mit dem Rock, wenn sie unter dem Netz aufflattern.
Hauptort der gleichnamigen Eparchie im griechischen NomosLarissa (Thessalien), am nördlichen Ufer des Xerias
(Europos), 3 km von der türkischen Grenze gelegen, hat (1883) 4337 Einw., gute Schulen, eine Kaserne und Baumwoll- und Seidenweberei.
(spr. tirróhn), Binnengrafschaft in der irischen ProvinzUlster, umfaßt 3264 qkm (59,3 QM.), wovon 42 Proz.
auf Seen, Sümpfe und Moore kommen, ist, mit Ausnahme des östlichen Teils am SeeNeagh, ein Hügelland und reich an Naturschönheiten,
weshalb sie vielfach von Touristen besucht wird. Indes steigen die Hügel nur an der Nordgrenze (Slieve
Sawel 683 m) zu bedeutenderer Höhe an. Unter den zahlreichen kleinen Flüssen sind der Foyle (Strule), mit seinen Zuflüssen
Moyle und Derg, und der Blackwater die wichtigsten. Der Boden ist an einzelnen Stellen, besonders in den Sumpf- und
Moorgegenden, der Kultur ganz unzugänglich, an andern Stellen dagegen höchst fruchtbar und erzeugt dort alle in Irland überhaupt
heimischen Produkte. Von Mineralien
[* 57] werden Steinkohlen in geringer Menge gewonnen. Die Bevölkerung ist sehr im Abnehmen begriffen
(1851: 251,865, dagegen 1881 nur noch 197,719 Seelen, worunter 56 Proz. Katholiken) und lebt in
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eine der berühmtesten Städte des Altertums, nebst Sidon die wichtigste
und reichste See- und Handelsstadt Phönikiens, 200 Stadien (38 km) von Sidon, lag teils auf dem Festland, teils auf zwei kleinen,
flachen, aber felsigen Inseln und war weniger bedeutend, bis im 10. Jahrh. v. Chr. König Hiram, der FreundDavids und Salomos,
die beiden Inseln durch Aufschüttung vereinigte und erweiterte, zwei Häfen anlegte und die Stadt mit
hohen Mauern umgab. Die Doppelinsel, 1600 Schritt von der Festlandküste entfernt, hatte nur 22 Stadien (5300 Schritt) im Umfang,
weshalb man genötigt war, die Häuser sehr hoch (5-6 Stockwerke) zu bauen.
Als Alexander nach dem Sieg bei Issos 333 Phönikien betrat, verweigerte Tyros dem Sieger den Einzug, wurde von diesem belagert,
aber erst nach siebenmonatlicher schwerer Anstrengung der Flotte und Landarmee, welch letztere auf einem vom Festland aus
geführten Erddamm vorging, erobert (332). Dieser Damm hat sich allmählich durch Anspülung zu jenem Isthmus verbreitert,
welcher die Insel heute mit dem Festland verbindet. Die Stadt hatte dann noch einmal eine 14monatliche Belagerung durch Antigonos
auszuhalten.
Unter der römischen Herrschaft behielt sie ihre Freiheit und eigne Verfassung, blühte durch Handel und
Industrie (Metallwaren, Weberei
[* 65] und Purpurfärberei) und ward vom KaiserSeverus zur römischen Kolonie erhoben. In denKreuzzügen
galt sie für einen festen Platz, der von den Kreuzfahrern bis 1191 standhaft behauptet wurde. FriedrichBarbarossa wurde 1190 dort
begraben. Unter der türkischen Regierung kam Tyros herab; verheerende Erdbeben
[* 66] hatten das Versinken ganzer
Stadtteile unter den Meeresspiegel zur Folge. Das heutige Sur erfüllt kaum ein Dritteil der ehemaligen Insel und ist ein Ort
von einigen hundert elenden Häusern mit ca. 5000 Einw. (zur Hälfte Mohammedaner, zur Hälfte Christen, wenige Juden). Der Hafen
ist versandet. Das interessanteste Gebäude ist die aus dem 12. Jahrh.
stammende Kreuzfahrerkirche.
(Tyrrheni, Tyrseni), pelasgischer Volksstamm, der, vor dem Trojanischen Krieg aus Kleinasien verdrängt, sich
nach Attika gewendet, dann
aber, auch von dort vertrieben, sich zerstreut und namentlich auf Lemnos, Imbros
und an der Küste von Italien
[* 69] angesiedelt haben soll, wo er sich durch seine Seeräubereien den Hellenen furchtbar machte. Von
den Griechen werden aber auch die Etrusker Tyrrhener sowie deren Land Tyrrhenien genannt, und es wird erzählt, daß
Tyrrhenus, Sohn des lydischen KönigsAtys, dahin ausgewandert sei und dem Land und Volk den Namen gegeben habe. S. Etrurien.
griech. Elegiker des 7. Jahrh. v. Chr., aus Athen oder aus Aphidnä in Attika, verpflanzte die ionische Elegie
nach dem dorischen Sparta. Nach der Sage erbaten die Spartaner in der Bedrängnis des zweiten MessenischenKriegs auf die Weisung des delphischen Orakels einen Führer von den Athenern, die ihnen den lahmen Tyrtäos schickten; diesem gelang
es, durch seine Elegien die entzweiten Spartaner zur Eintracht zurückzuführen und zu solcher Tapferkeit zu entflammen,
daß sie denSieg gewannen.
Gewiß ist, daß sich Tyrtäos' Gesänge bis auf die spätesten Zeiten im Munde der spartanischen Jugend erhielten. Sie waren teils
im elegischen Versmaß und in episch-ionischer Mundart, teils im anapästischen Marschmetrum abgefaßt. Außer Bruchstücken
einer »Eunomia« (»Gesetzmäßigkeit«) betitelten Elegie, durch welche er die Zwietracht der Spartaner beschwichtigte,
und eines Marschliedes besitzen wir von seinen »Ermahnungen« (»Hypothekai«)
genannten Kriegselegien noch drei vollständig, die zu den schönsten Überresten der antiken Poesie gehören. Ausgaben von
Schneidewin (»Delectus poesis graecae elegiacae«, Bd.
1, Götting. 1838) und Bergk (»Poetae lyrici graeci«, Bd.
2); Übersetzung vonWeber (»Die elegischen Dichter der Hellenen«, Frankf. 1826) u. a.
Johannes, griech. Grammatiker und Dichter aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrh., lebte in Konstantinopel
[* 79] vom
Hof,
[* 80] namentlich von der KaiserinIrene, begünstigt und war ein für seine Zeit belesener, aber oberflächlicher und dünkelhafter
Gelehrter, wie seine zahlreichen Schriften erkennen lassen. Außer Kommentaren zu Homer, Hesiod, Aristophanes,
Lykophron u. a., deren Wert in den benutzten Schriften beruht, verfaßte er ein Epos in 1665 schlechten Hexametern: »Iliaca«,
bestehend aus drei Abteilungen: »Antehomerica«, »Homerica«
u. »Posthomerica« (hrsg.
von Bekker, Berl. 1816; von Lehrs, Par. 1840),
und ein »Geschichtenbuch« (»Biblos
historike«) von 12,661 politischen Versen, gewöhnlich nach einer unbegründeten Einteilung in 13 Abschnitte
von ca. 1000 Versen »Chiliades« genannt (hrsg.
von Kießling,
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