wählt aus der Mitte seiner Bewohner seine
Ältesten.
Fürsten gibt es nicht; sie gelten alle als frei und teilen sich in
Geschlechter
(Tochum), die sich nach den
Auls nennen, aus denen ihre Stammväter zur Zeit der Übersiedelung aus dem
Gebirge in die
Ebene
ausgegangen sind.
IhreSprachen sind mit keinem andern Sprachstamm
[* 2] verwandt (s.
Kaukasische Sprachen). Als
Mohammedaner enthalten sie sich des
Weins, dafür genießen sie desto mehr
Branntwein. Hinsichtlich der Gesittung stehen sie
andern Kaukasiern nach; von
Gewerbebetrieb und sonstiger friedlicher Beschäftigung ist, von etwas
Feldbau und
Viehzucht
[* 3] abgesehen,
bei ihnen nicht die
Rede. 1818 Rußland unterworfen, erhoben sich die Tschetschénzen, aufgeregt durch den Muridismus
(s.
Muriden), in
Masse gegen die Fremdherrschaft, und erst 1859, nachdem sich
Schamil (s. d.) den
Russen hatte ergeben müssen,
gelangte die russische Herrschaft im östlichen
Kaukasus zu fester Begründung (s.
Kaukasien, S. 635). Gleichwohl blieben die
Tschetschénzen stets unruhige und unwillige
Unterthanen, die noch während des orientalischen
Kriegs 1877 gegen die
Russen aufstanden, bald aber wieder unterworfen wurden.
(Chibcha, auch
Muisca), amerikan. Volksstamm, welcher im heutigen
Kolumbien
[* 5] vom obern Zuila im N. bis gegen
Pasto im
S. und von den
Quellen des
Atrato im W. bis gegen
Bogotá im O. einen
Staat gründete, der sich, wie Reste von Bauwerken
beweisen, zu verhältnismäßig hoher
Kultur entwickelte (vgl.
Amerikanische Altertümer, S. 482, und
Sogamoso).
(türk.),
Rohr, Pfeifenrohr; die türk.
Tabakspfeife im allgemeinen, die aus einem deckellosen Thonkopf (Lule),
aus dem
Rohr, dem Mundstück
(Imame) und dem Verbindungsrohr zwischen dem letztern und der
Pfeife besteht. Als beste
Sorte der
kleinen, breiten und rötlichen Pfeifenköpfe gelten die in einigen
Fabriken von
Top-Hane verfertigten.
Die besten Jasminrohre stammen aus der Umgebung von
Brussa; das Mundstück wird aus
Bernstein
[* 6] angefertigt. Bisweilen sind diese
Pfeifen mit kostbaren
Edelsteinen geziert.
Der
Tabak
[* 7] im Pfeifenkopf wird durch eine glimmende
Kohle angezündet und, um das Herabfallen desselben auf
den
Teppich zu verhüten, eine kleine Metallschale unter den Pfeifenkopf gelegt. Der Tschibuk ist ein steter Begleiter
des
Türken; einem besondern
Diener, dem Tschibuktschi, ist die
Pflege desselben anvertraut; derselbe folgt mit den Rauchutensilien
beständig seinem
Herrn und ist zugleich eine Vertrauensperson desselben.
Peter von, russ. Naturforscher und Reisender, geb. 1812 zu
Gatschina bei St.
Petersburg,
[* 8] war
Attaché
bei der Gesandtschaft in
Konstantinopel
[* 9] und bereiste 1842-44
Kleinasien,
Syrien und
Ägypten.
[* 10] Nachdem er dann verschiedene
LänderEuropas besucht und den
Altai im Auftrag des
Kaisers erforscht hatte, konzentrierte er seit 1848 seine Hauptthätigkeit
auf die Durchforschung
Kleinasiens, wo er bis 1853 ganz auf eigne
Kosten sechs ausgedehnte
Reisen ausführte und zwar in erster
Linie als Geognost und
Botaniker; auch 1858 war er wieder in
Kleinasien und Hocharmenien. Außer den Reisewerken: »Voyage scientifique
dans l'Altaï oriental et les parties adjacentes de la
frontière de
Chine« (Par. 1845, mit
Atlas),
[* 11]
Kreisstadt im russ.
GouvernementKiew,
[* 16] an der Tjasmina (Nebenfluß des
Dnjepr) in steppenartiger, aber fruchtbarer
Gegend, hat 5 russische und eine evang.
Kirche und (1885) 16,009 Einw., welche
Branntwein,
Seife,
Leder (Kalbleder
und
Juften) und
Leinwand zur Ausfuhr bringen. - im 16. Jahrh. gegründet, wurde 1546 Hauptort der
kleinrussischen
Kosaken; 1596 schlug hier der
Kosak Nelimaiko den polnischen
Hetman Zolkjemski, 1677 und 1678, nachdem die Stadt 1659 russisch
geworden war, belagerten dieTürken dieselbe, wobei
Gordon (s. d. 2) heldenmütigen
Widerstand leistete;
schließlich mußten die
Russen die
Festung
[* 17] räumen, ohne daß die
Türken dieselbe dauernd zu behaupten vermocht hätten. Diese
Kämpfe, die ersten, welche unmittelbar zwischen
Russen und
Türken erfolgten, werden als die »Tschigirinfeldzüge« bezeichnet.
(engl.
Chickasaws), ein den
Tschokta verwandter Indianerstamm in
Nordamerika,
[* 18] früher ziemlich
mächtig und am mittlern
Mississippi und Yazoofluß (in den
StaatenAlabama und
Tennessee) wohnhaft. Die Tschikasa zeigten sich früh
(1699) den von den
GebirgenCarolinas herabsteigenden und mit ihnen
Handel treibenden Engländern geneigt, während sie einen
tiefen
Haß gegen die den
Mississippi heraufkommenden
und sie übermütig behandelnden
Franzosen nährten.
Es kam zu offenen Feindseligkeiten (1736-40), infolge deren der
Stamm teils vernichtet oder gefangen, teils aus seinem Gebiet
auf das andre Mississippiufer vertrieben wurde. 1786 schlossen die Tschikasa mit der
UnionFreundschaft und wanderten 1837 und 1838 mit
den
Tschokta nach dem Indianerterritorium aus, dessen südwestlichen Teil sie, 1883
ca. 6000
Köpfe stark,
bewohnen. Sie haben ihre eigne
Legislatur, bestehend aus
Senat und Repräsentantenhaus, dazu gute
Schulen, geregelte
Finanzen
und zeichnen sich überhaupt durch Fortschritte in der
Zivilisation vor andern aus.
IhreSprache
[* 19] ist von der der
Tschokta wenig
verschieden. Vokabularien derselben finden sich in
Adairs »History of the American
Indians« (Lond. 1775)
und im 2.
Bande der »Archaeologia americana«.
(Chinkiang), Name verschiedener chines. Städte, darunter am wichtigsten die für den europäischen Handel
geöffnete Hafenstadt in der ProvinzKiangsu, an der Mündung des Jantsekiang, Sitz eines deutschen Konsuls,
mit einer katholischen und evang. Mission und etwa 135,000 Einw. Im Hafen verkehrten 1886: 3526 Schiffe
[* 25] von 2,328,052 Ton., davon 126 deutsche
von 72,540 Tschingkiang;
Wilhelm, Männergesangskomponist, geb. zu Lichtenau (Schlesien),
[* 26] machte seine Studien am Lehrerseminar
zu Bunzlau
[* 27] und von 1839 an auf Staatskosten am königlichen Institut für Kirchenmusik zu Berlin,
[* 28] wo er gleichzeitig den Kompositionsunterricht
von Marx genoß. 1843 wurde er in Liegnitz
[* 29] als städtischer Musikdirektor und 1852 in Gera
[* 30] als fürstlicher
Kapellmeister angestellt. Seine Männergesangskompositionen verbreiteten sich in die weitesten Kreise,
[* 31] selbst nach Amerika,
[* 32] woselbst Tschirch auch persönlich enthusiastisch gefeiert wurde, nachdem er einer Einladung zu dem 1869 in Baltimore
[* 33] veranstalteten
Sängerfest gefolgt war. Außer seinen Männerchören, unter denen die von der Akademie der
Künste zu
Berlin mit dem ersten Preis gekrönte Tondichtung »Eine Nacht auf dem Meere« Erwähnung verdient, komponierte er noch eine Oper:
»MeisterMartin und seine Gesellen« (aufgeführt 1861 zu Leipzig),
[* 34] sowie kleinere Sachen für Orgel und Klavier.
(Groß-Tschirnau), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau,
[* 35] Kreis
[* 36] Guhrau, an der LinieBreslau-Stettin der Preußischen
Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Präparandenanstalt, ein adliges Fräuleinstift, Spiritusbrennerei
und (1885) 758 meist evang. Einwohner.
ein hieroglyphisches Zeichen, das die Inder mit rotem Sandelholz oder Asche von Kuhmist oder heiliger Erde
auf Brust und Stirn malen, um die religiöse oder philosophische Sekte anzudeuten, zu der sie sich bekennen. Am Stoff der Farbe
erkennt man den Gott, den man verehrt.
Das Malen selbst wird jeden Tag nach den gewöhnlichen Abwaschungen
unter Hersagung eigner Gebetsformeln vorgenommen.
Wasilij Jakowlewitsch, russ. Admiral, geb. 1726, nahm 1765 und 1766 an großen Expeditionen im Eismeer
teil, befehligte im Türkenkrieg 1773-75 die donische Flottille und wurde 1788 während des schwedisch-russischen Kriegs nach
S. GreighsTod Oberbefehlshaber der baltischen Flotte; er siegte 1790 über die Schweden
[* 45] bei Reval
[* 46] und beschleunigte
durch die Erfolge der Russen zur See den Abschluß des Friedens. Er starb 1809. -
Sein Sohn Paul Wasiljewitsch, geb. 1762, ward 1802 zum Vizeadmiral und Dirigierenden des Seeministeriums
und 1812 zum Admiral ernannt. Im Mai d. J. übernahm er anKutusowsStelle den Oberbefehl über die russische
Moldauarmee und schloß 28. Mai¶
die südöstliche Fortsetzung des eigentlichen Karstes (s. d.), welche den größten Teil
Istriens erfüllt und sich insularisch in Cherso etc. fortsetzt;
nach dem diesen Landstrich bewohnenden kroatischen Stamm der
Tschitschen benannt. Er bildet Flächen, die von NW. nach SO. gefurcht sind, und kulminiert im MonteMaggiore (1394 m).
Name des Cuando in seinem untern Lauf, da wo er südlich und dann, sich nach N. biegend,
auch nördlich vom 18.° südl. Br. ein langes und breites Sumpfgebiet bildet, ehe er wiederum als Cuando bei Mpalewa sich
in den Sambesi ergießt.
(Choctaws, Chactas), großer nordamerikan. Indianerstamm, der
ursprünglich in Mexiko
[* 51] wohnte, dann nach dem mittlern Mississippi und Yazoofluß übersiedelte, seit 1837 aber einen Teil
des Indianerterritoriums (nördlich am Red River) innehat. Die Tschokta treiben ausgedehnten Ackerbau (Mais und Baumwolle),
[* 52] unterhalten
einen ansehnlichen Viehstand, haben gut gebaute Häuser, verstehen sich auf Spinnen,
[* 53] Weben
[* 54] und die wichtigsten
Handwerke und haben eine der Unionsverfassung nachgeahmte geschriebene Konstitution mit einem gesetzgebenden Rat (legislature)
von 40 Mitgliedern sowie geschriebene Gesetze.
Die Exekutivgewalt wird von einem Gouverneur ausgeübt. AlleMänner der Nation sind wehrpflichtig. Die Sprache der Tschokta ist eine
der drei Hauptsprachen der Indianer. Für die religiösen Bedürfnisse derselben sorgen die Sendlinge der
amerikanischen Missionsgesellschaften. Das Neue Testament und einige andre Bücher sind von ihnen in die Sprache der Tschokta übersetzt
worden. Für die 36 Schulen wird ein bestimmter Teil der Jahrgelder verwendet, welche die Union für die Länderabtretungen
im Betrag von 36,000 Dollar zu bezahlen hat. Vor Verpflanzung der Tschokta nach dem Westen wurde die Zahl derselben
auf 18,500 Seelen geschätzt, 1883 auf 18,000. Eine Grammatik der Tschoktasprache schrieb Byrington (Philad. 1870), ein WörterbuchWright (engl., St. Louis 1880).
(bei den Europäern Tschusan, engl. Chusan), Inselgruppe an der
Ostküste von China, in der ProvinzTschekiang,
Ningpo gegenüber, 1½ km von der Küste, besteht aus einer 600 qkm großen Hauptinsel mit dem befestigten
Hauptort Tinghai (30,000 Einw.) und gegen 400 Eilanden mit 400,000 Einw.,
darunter das mit Klöstern für 1000 buddhistische Mönche, Tempeln etc. bedeckte Putu.
Die Hauptinsel wurde 1840, 1841 und 1860 von
den Engländern besetzt und erst nach EröffnungChinas für den Handel mit Europa
[* 55] zurückgegeben.
(Tschui), Fluß in der asiatisch-russ. ProvinzTurkistan, entspringt als Koschkar im Mustagh, fließt nördlich
vom Issikul in westlicher Richtung, bis er sich nach NW. wendet, den Kungei-Alatau durchbricht und, nachdem
er links den Karagatai aufgenommen, die Wüste Mujunkum bis zum Saumalkul begrenzt, worauf er in den Tatalkul sich ergießt.
ältestes Adelsgeschlecht der Schweiz
[* 56] im Kanton Glarus.
[* 57] Nachdem dasselbe 906-1288 das säckingische Meieramt besessen, erlangte
es durch Jost Tschudi, der mehr als 30 Jahre Glarus
als Landammann vorstand und 1446 den Sieg bei Ragaz entschied, neues
Ansehen. Sein Sohn Johannes Tschudi befehligte die Glarner in den Burgunderkriegen und dessen Sohn Ludwig Tschudi in den Schwabenkriegen.
Des letztern jüngerer Sohn war Ägidius (s. unten).
Als er deshalb bei der Neuwahl 1560 von der Landsgemeinde übergangen wurde, widmete er sich bis zu seinem erfolgten
Tod fast ausschließlich der Vollendung seiner zwei großen Geschichtswerke, der »Gallia
Comata«, welche neben einer Beschreibung des alten Gallien namentlich die Altertümer und Vorgeschichte der Schweiz enthält,
und der viel wertvollern, bis 1470 reichenden »Schweizerchronik«, welche
bis auf
Joh. v. Müller herab als Hauptquelle für die ältere Schweizergeschichte benutzt, aber erst
1734-36 zu Basel
gedruckt wurde (2 Bde.). Tschudis Darstellung der Entstehung der Eidgenossenschaft, die auf einer geschickten Verknüpfung
von
¶
mehr
Urkunden, sagenhafter Überlieferung und freier Erfindung des Autors beruht, ist jahrhundertelang die herrschende geblieben und
durch
Joh. v. Müller und Schiller europäisches Gemeingut geworden. Seit Kopps Forschungen dieselbe als Sage oder Roman haben
erkennen lassen, beruht der Wert derChronik Tschudis, abgesehen von ihrem litterarischen Verdienst, hauptsächlich auf den
zahlreichen, jetzt verlornen Urkunden, deren Wortlaut sie uns erhalten hat.
2) Iwan von, geb. zu Glarus,
seit 1846 Mitbesitzer der Verlagsbuchhandlung Scheitlein u. Zollikofer in St. Gallen, gest. daselbst,
machte sich als Alpenforscher besonders verdient durch die Herausgabe eines trefflichen Reisehandbuchs: »Tourist
in der Schweiz und dem angrenzenden Süddeutschland, Oberitalien
[* 64] und Savoyen« (1855, 30. Aufl. 1888).
Auch bearbeitete er Winckells »Handbuch für Jäger« (5. Aufl., Leipz. 1878, 2 Bde.).
4) Friedrich von, Bruder der vorigen, geb. zu Glarus,
studierte in Basel,
Bonn
[* 69] und BerlinTheologie, wurde 1843 Stadtpfarrer
in Lichtensteig (Toggenburg), lebte seit 1847 als Privatmann in St. Gallen, übernahm dort seit 1856 verschiedene Beamtenstellungen,
saß seit 1864 im GroßenRat, seit 1874 im Regierungsrat, wurde 1877 Mitglied des schweizerischen Ständerats und starb Er
erwarb sich besondere Verdienste um das Erziehungswesen und führte den Kampf mit dem Klerus ebenso taktvoll
wie entschieden.
Sein bekanntes Hauptwerk ist: »Das Tierleben der Alpenwelt« (Leipz. 1853, 10. Aufl.
1875; vielfach übersetzt),
ein auf eignen Forschungen und sorgfältigster Beobachtung beruhendes, auch sprachlich ausgezeichnetes
Buch;
(auch Tschautschen), ein zu den Arktikern oder Hyperboreern gehöriges Volk im nordöstlichsten Sibirien
(s. Tafel »AsiatischeVölker«,
[* 70] Fig. 1). Nach ihrer Lebensweise unterscheidet man nomadisierende
oder Renntiertschuktschen und seßhafte oder Jagd und Fischerei treibende Tschuktschen. Die erstern ziehen zwischen der Beringsstraße,
Indigirka und der Penschinabai herum, ihre Zahl ist unbekannt. Die andern wohnen in festen oder verrückbaren Zelten am Ufer
des Eismeers von Kap Schelug bis zum Ostkap und weiter von hier an den Ufern des Beringsmeers bis zum Anadyrbusen.
Die sogen. Tschuktschenhalbinsel ist ein ödes Land mit sterilen Bergen
[* 71] und Thälern, auf denen nur Renntiermoos gedeiht. Die
Seßhaftigkeit ist nicht wörtlich zu nehmen; wenn an einem Orte die Lebensmittel mangeln, so wird auch im Winter ein andrer
Aufenthalt gewählt. Man schätzt die Zahl der seßhaften Tschuktschen auf 2000-2500 Köpfe, die beider Abteilungen
auf 4-5000. Unzweifelhaft sind die Tschuktschen hervorgegangen aus der Mischung mehrerer früher kriegerischer und
wilder, von fremden Eroberern von S. nach N. gejagter Rassen, die daselbst eine gemeinsame Sprache annahmen, und denen die
Lebensbedingungen am Polarmeer einen unvertilgbaren Stempel aufdrückten.
Der gewöhnliche Typus ist: Mittellänge, steifes, großes, schwarzes Haar,
[* 72] fein gebildete Nase,
[* 73] horizontal liegende, keineswegs
kleine Augen, schwarze Augenbrauen, lange Augenwimpern, hervorstehende Backenknochen und helle, wenig braune Haut,
[* 74] die bei jungen
Weibern nahezu ebenso weiß und rot ist wie bei den Europäern. Trotz der größten Unsauberkeit am Körper
und in ihren Behausungen erfreuen sie sich doch guter Gesundheitsverhältnisse. IhreKleidung besteht aus einem Päsk aus Renntier-
oder Seehundsfell, der auf dem bloßen Körper getragen wird, und über den man bei Regen oder Schnee
[* 75] noch einen Rock von Gedärmen
oder Baumwollenzeug zieht.
Außer Fischfang und Renntierzucht treiben sie Jagd auf Walrosse und Robbenarten. Die Walroßzähne sind ein Haupthandelsartikel
im Verkehr mit den Amerikanern, von welchen sie Tabak, Branntwein, Pulver, Blei,
[* 77] Flinten etc. erhalten. Zu
den Russen haben sie äußerst geringe Beziehungen; einen Jasak (s. d.) entrichten nur die Tschuktschen, welche nach Nishne-Kolymsk
zum Jahrmarkt fahren. Von irgend einer gesellschaftlichen Ordnung gibt es keine Spur; anerkannte Häuptlinge oder dem Ähnliches
kennen sie nicht. Sie sind Heiden und haben nicht die geringste Vorstellung von einem höhern Wesen. Die
religiösen Begriffe, die sich an vorhandene Schnitzereien (Menschenbilder) knüpfen, sind äußerst unbestimmt und scheinen
weniger ein im Volk fortlebendes Bewußtsein als eine Erinnerung von
¶
insbesondere Bezeichnung der Fuhrleute aus der Ukraine und Podolien,
die, zu großen Gesellschaften vereinigt, alljährlich im Frühjahr unter einem eignen Anführer nach dem SchwarzenMeer zogen,
um dort Salz
[* 80] und getrocknete Fische
[* 81] zu laden, womit sie dann das innere Rußland versorgten.
In der Volkspoesie
spielen die Tschumakenlieder eine besondere Rolle.
Stadt in der chines. ProvinzSetschuan, an der Mündung des Kialing in den Jantsekiang, eine bedeutende
Handels- und Fabrikstadt für Seide
[* 82] und Zucker,
[* 83] mit 120,000 Einw. Seit Abschluß des Vertrags von Tschifu (1876)
ist Tschungking den Engländern eröffnet worden, doch beschränkte sich die englische Regierung bis jetzt auf die Unterhaltung eines
Konsularbeamten.
(Čuprije), Kreishauptstadt im KönigreichSerbien,
[* 84] rechts an der Morawa, mit (1884) 3408 Einw. Eine hier stationierte
Pontonierkompanie überwacht die Schiffbrücken über die Morawa.
Zur Zeit der Römerherrschaft stand hier
Horreum Margi, von dem noch Überreste einer steinernen Brücke
[* 85] vorhanden sind.
Der Kreis umfaßt 1635 qkm (27,9 QM.) mit (1887)
74,094 Einw. In demselben, beim Dorf Senje, 8 km südöstlich von Tschupria, befindet sich ein großes Steinkohlenlager.
(bei den Wogulen Suscha), Fluß im russ. GouvernementPerm, entspringt am westlichen
Abhang des Urals, fließt nordwestlich und westlich und mündet nach einem 500 km langen Lauf oberhalb Perm in die Kama.
Die
Tschussowaja hat einen ungewöhnlich raschen Lauf und große Steinmassen in ihrem Bett,
[* 86] wodurch der Transport der Uralprodukte, mit Ausnahme
des Holzes, auf ihr erschwert wird.
ursprünglich ein finnisches, jetzt tatarisiertes Volk, das in seiner Lebensweise sehr den Tscheremissen
gleicht, aber eine zum türkisch-tatarischen Zweig des uralaltaischen Sprachstammes gehörende Sprache spricht. Sie leben in
einer Zahl von 570,000 Köpfen am rechten Wolgaufer und der Sura in den GouvernementsSimbirsk, Samara, Ufa.
Sie gelten als phlegmatisch, fleißig, sittenrein, gutartig, sehr reinlich. Die Frauen sind bei ihnen gleichberechtigt. Viele
Tschuwaschen sind noch Heiden, die Mehrzahl hat das Christentum angenommen; doch steht auch bei den Christen der Jomsa oder heidnische
Zauberpriester in hohem Ansehen. Sie sind Ackerbauer, Vieh- und Bienenzüchter, Fischer und Jäger.
Y-Yong, Marquis von, chines. Diplomat, geb. 1839 in der ProvinzHonan, stammte aus einer der ältesten FamilienChinas; sein Vorfahr Tseng-Tzü war einer der vier Schüler des Konfucius und Verfasser des klassischen Buches »Taheo«. Er begleitete
seinen Vater Tseng-Kuo-Fan im Kriege gegen die Taiping und erwarb sich durch Klugheit und Umsicht große
Verdienste, ward aber durch die Trauer um seine Eltern lange Zeit von weiterer öffentlicher
Thätigkeit fern gehalten.
Insekt aus der Ordnung der Zweiflügler und der Familie
der Fliegen
[* 92] (Muscariae), unsrer gemeinen Stechfliege (Stomoxys calcitransL.) verwandt, 11 mm lang, mit lang gekämmter
Borste an der Wurzel
[* 93] des langen, messerförmigen Endgliedes der angedrückten Fühler, vier schwarzen Längsstriemen auf dem
grau bestäubten, kastanienbraunen Rückenschild, zwei dunkeln Wurzelflecken und kräftigem Borstenhaar auf dem schmutzig
gelben Schildchen, gelblichweißem Hinterleib mit dunkelbraunen Wurzelbinden auf den vier letzten Ringen, welche nur je einen
dreieckigen Mittelfleck von der Grundfarbe freilassen, gelblichweißen Beinen und angeräucherten Flügeln.
Die Tsetsefliege findet sich im heißen Afrika,
[* 94] wo ihre Verbreitung von noch nicht hinreichend bekannten Verhältnissen, z. B.
dem Vorkommen des Büffels, des Elefanten, des Löwen,
[* 95] abhängig zu sein scheint. Sie nährt sich vom Blute des Menschen und warmblütiger
Tiere und verfolgt ihre Opfer besonders an gewitterschwülen Tagen mit der größten Hartnäckigkeit, sticht
aber nur am Tag. Dem Menschen und den Tieren des Waldes, Ziegen, Eseln und säugenden Kälbern bringt der Biß keinen Schaden; andre
Haustiere aber erliegen dem Anfall selbst sehr weniger Fliegen nach kürzerer oder längerer Zeit, meist kurz vor Eintritt der
Regenzeit, so sicher, daß die als »Fliegenland« bekannten Gegenden
ängstlich gemieden und mit Weidevieh höchstens nachts durchzogen werden.
An den gebissenen Tieren verschwellen zuerst die Augen und die Zungendrüsen; nach dem Tod zeigen sich besonders die Muskeln
[* 96] und das Blut, auch Leber und Lunge
[* 97] krankhaft verändert, während Magen
[* 98] und Eingeweide
[* 99] keine Spur von Störungen
zeigen. Nach neuern Beobachtungen ist zweifelhaft geworden, ob Glossina morsitans die berüchtigte Tsetsefliege ist, ja ob die, wie es
scheint, sehr übertriebene Plage überhaupt auf den Stich eines Insekts und nicht vielmehr auf eine Infektionskrankheit zurückzuführen
ist.
Endl. (Hemlocktanne), Gattung der Familie der Abietineen, Bäume mit in der Regel nach zwei Seiten
gestellten, flachen, am obern Ende fein gezähnelten, auf der Unterfläche mit Ausnahme des Mittelnervs bläulichweißen
Blättern und kleinen, gewöhnlich am Ende der Zweige stehenden, meist überhängenden Zapfen,
[* 100] deren Fruchtteller sich nicht
von der Achse lösen.
ein 19-25 m hoher Baum
mit wagerecht abstehenden untern Hauptästen, pyramidenförmiger, später ausgebreiteter Krone, kurzen, am obern Ende abgerundeten,
in der ersten Jugend fein behaarten Nadeln
[* 103] und 2 cm langen, eiförmig länglichen, oft mehrere Jahre am Baum bleibenden Zapfen
und geflügelten Samen,
[* 104] wächst in ganz Nordamerika, besonders auf der Ostseite, von Kanada bis Nordcarolina
und westwärts bis ins Felsengebirge, liefert Terpentin, Harz, Gerberrinde, und aus den jungen Sprossen bereitet man Bier; bei
uns wird er seit etwa 1730 vielfach als Parkbaum angepflanzt. Die Rinde wird in der Gerberei benutzt.
TsugaDouglasiiCarr. (Douglasfichte), ein schöner, 70 m hoher Baum mit kurzen oder mäßig langen, am obern Ende stumpfen Nadeln und aufrechten,
6-8 cm langen, länglichen, oben abgerundeten, am Ende sehr kurzer Zweige stehenden Zapfen mit über die Fruchtteller weit hervorragenden,
an der Spitze dreiteiligen Deckblättern, bildet im nordwestlichen Nordamerika große Wälder und verdient
als prachtvoller, schnell wachsender, auch in Norddeutschland, wenn einmal gut angewachsen, harter Baum größte Beachtung.
Man kultiviert ihn in Europa seit etwa 1830.
Stadt in der irischen GrafschaftGalway, am Clare, Sitz eines katholischen Erzbischofs und eines
protestantischen Bischofs, hat ein katholisches Seminar (St. Jarlath's), 2 Klöster, eine Lateinschule und (1881) 3567 Einw.
Die Landtiere (Ratten, einige Landvögel, sehr wenige Insekten)
[* 107] zeigen eine gleiche Einförmigkeit; dagegen sind die Seetiere
(Delphine, Seevögel, Schildkröten,
[* 108] Fische, Mollusken,
[* 109] darunter besonders Perlenmuscheln, Krustaceen etc.) ebenso häufig wie
verschiedenartig. Das Klima
[* 110] gilt für gesund und erfrischend; der Wechsel derJahreszeiten
[* 111] ist weniger regelmäßig als
in andern Archipelen. Der Passatwind (von SO. und NO.) ist der vorherrschende Wind, wird aber nicht selten von Westwinden und
Windstillen unterbrochen; Regengüsse und Nebel sind nicht ungewöhnlich.
Man teilt den Archipel in fünf Gruppen: eine zentrale Hauptgruppe, darunter Rangiroa (Rairoa), Fakarawa, Anaa, Makemo und
Hao;
eine nördliche Seitengruppe, darunter Oahe, Raroia, Ahangatu, Fakaina, Disappointmentinsel, Tatakotorou,
Pukaruha, Natupe;
Danach
berechnet sich das Gesamtareal auf ca. 1100 qkm (20 QM.). Die Inseln stehen mit Ausnahme der Pitcairngruppe,
der Osterinsel und Sala y Gomez unter französischem Schutz, also ein Gesamtareal von ca. 1000 qkm (18 QM.) mit (1885) 5500 Einw.,
davon 49 Europäer, von denen die meisten auf Anaa (s. d.) sich befinden. Die Bewohner (s. Tafel
»Ozeanische Völker«,
[* 112] Fig. 28) sind Polynesier und im ganzen den Tahitiern ähnlich. Sie führen eine Art
Wanderleben, indem sie in Familien oder kleinen Stämmen von Insel zu Insel ziehen und sammeln, was diese an Nahrungsmitteln bieten.
Von Charakter zeichnen sie sich durch Redlichkeit, Zuverlässigkeit und Keuschheit aus; dazu sind sie ausdauernde und mutige,
aber auch grausame Krieger. Von Körper groß und stark gebaut, übertreffen sie die Tahitier an Kraft
[* 113] und
Gewandtheit, sind aber dabei viel dunkler, überaus schmutzig und (namentlich die Frauen) oft von auffallender Häßlichkeit.
Früchte der Kokospalme und Pandanus, Fische, Schildkröten, Krebse etc. sind ihre Nahrung. Auf den östlichen Inseln finden sich
auch noch Anthropophagen.
Ein schmaler, aus Matte geflochtener Gürtel
[* 114] bildet fast ihre einzige Kleidung, die Tättowierung, roh ausgeführt, ihren einzigen
Schmuck. Die Bewohner der westlichen Inseln stehen schon seit Ende des 18. Jahrh. unter der politischen Herrschaft von Tahiti
und sind von dort aus auch für das (evangelische) Christentum gewonnen worden, während sich in neuester
Zeit katholische Missionäre nicht ohne Erfolg mit der Bekehrung der Einwohner der östlichen Tuamotuinseln beschäftigt haben. Seit die
Europäer auf TahitiFuß gefaßt, sind die Tuamotuinseln Schauplatz eines nicht unbedeutenden Handelsverkehrs geworden, als dessen
Ausfuhrartikel besonders Trepang, Perlen (auch Perlmutter) und Kokosöl sowie etwas Schildpatt zu nennen sind,
während Zeuge, eiserne Geräte, Mehl,
[* 115] Tabak etc. eingeführt werden. - Einzelne Inselgruppen fanden schon Quiros, Le Maire und
Schouten. Genaueres erfuhr man erst seit 1767. Krusenstern gab ihnen den NamenNiedrige Inseln, Bougainville nannte sie wegen
ihrer für die Schiffahrt schwierigen und gefährlichen Natur Gefährliche Inseln, auch Perleninseln sind sie
von Händlern genannt worden. Schouten nannte diese Meeresgegend die BöseSee, Roggeveen das Labyrinth.
(Tuarik, Singul. Targi), arab. Name des zu den Berbern gehörigen Volkes der mittlern Sahara, das sich selbst Imoscharh
(Imuharh, Imazirhen) nennt, im N. bis an den Atlas, im S. bis über den Niger, im W. bis zu den maurischen
Stämmen und im O. bis zu den Tibbu seine Wohnsitze ausgebreitet hat. Die Tuareg zerfallen in zwei Abteilungen, in die sogen.
freien (Ihaggaren) und in die unterworfenen Stämme (Imrhad), und in mehrere, meist einander feindliche Stämme: die Asgar
und Hogar im N., die Kelowi, Itissa, Sakomaren weiter südlich, die Auelimiden am Niger u. a. Sie sind
ein schöner, bräunlicher Menschenschlag mit echt kaukasischen Gesichtszügen, wo er sich von Negerbeimischung frei erhalten
hat. Als Nomaden durchstreifen sie, raubend und Viehzucht treibend, die Wüste; wichtig sind sie als Vermittler des Karawanenverkehrs
zwischen dem Nordrand Afrikas und dem Sudân, ausgezeichnet in der Tracht vor den übrigen Völkern
¶