weltlichen Standesbeamten erfolgt ist. Im ältern deutschen
Recht ist Trauung die
Übergabe der
Braut in die Schutzgewalt
(Mundium)
des Verlobten, dem sie »anvertraut« wird.
Fast bei allen Völkern werden eheliche Bündnisse mit gewissen
Zeremonien gestiftet
(s.
Hochzeit). Die Trauung in der christlichen
Kirche ist aber weder von
Christus noch von der alten
Kirche angeordnet.
Zwar ward es bald
Sitte, das
Verlöbnis dem
Bischof oder
Kirchenältesten anzuzeigen, und zum wirklichen Anfang der
Ehe wurde
die kirchliche
Einsegnung häufig begehrt und erteilt; ein die Gültigkeit der
Ehe bedingendes Erfordernis ward jene aber erst
im 9. Jahrh., im
Abendland durch
Karl d. Gr., für die
griechische Kirche durch
Leo VI. Philosophus.
Auch
PapstNikolaus I. machte die Gültigkeit des ehelichen Bündnisses davon abhängig, daß dieses mit dem kirchlichen
Segen
und einer
Messe geschlossen sei.
Noch aber erfolgte die Eheschließungserklärung vor dieser Brautmesse. Erst seit 1100 etwa
befragt der segnende
Priester die Eheschließenden um die Ernstlichkeit ihres Vorhabens. Aber noch die
großen
Dichtungen des deutschen
Mittelalters lassen die
Paare erst am
Tag nach ihrer Verehelichung sich zur
Kirche begeben, und
erst seit dem 15. Jahrh. finden sich Trauungsformulare, in welchen der
Priester als Stellvertreter
Gottes die Eheleute zusammenspricht.
Aber selbst das
tridentinische Konzil verlangt zur Gültigkeit einer
Ehe nur die Willenserklärung derselben
vor dem
Pfarrer und zwei oder drei
Zeugen, ohne die Trauung selbst für etwas Wesentliches zu erklären. Dies that erst die protestantische
Kirche, und so herrschte bald in der alten wie in der neuen
Kirche dieselbe
Praxis, wonach die
Ehe ganz alsKirchensache
behandelt, ihre Gültigkeit aber von der kirchlichen Trauung abhängig gemacht ward. Die Trauung wurde vollzogen,
wenn nach dem öffentlichen
Aufgebot kein
Einspruch erfolgte.
Neuere
Gesetze erklären aber auch den
Pfarrer am Wohnort des Bräutigams sowie denjenigen des Wohnorts, welchen die Eheleute
nehmen, für zuständig. In der katholischen
Kirche gehört das schon bei den alten Griechen,
Römern undGermanen
übliche
Wechseln derTrauringe zu den notwendigen
Formalitäten der Trauung, was bei den
Protestanten meist schon bei der Verlobung
geschieht. In der griechischen
Kirche trinken die eine metallene
Krone tragenden Verlobten
vor derEinsegnungWein aus einem vom
Priester dargereichten
Kelch.
Von den Hochzeitskränzen, die in der alten
Kirche beiden Verlobten bei ihrer
Einsegnung aufgesetzt wurden,
ist unter den abendländischen
Christen nur noch der
Brautkranz als
Bild der unverletzten
Jungfrauschaft übriggeblieben und
die Verweigerung desselben für solche, die nicht mehr
Jungfrauen sind, als
Mittel der
Kirchenzucht. Fürstliche
Personen lassen
ihre
Bräute, wenn sie weit von ihnen entfernt wohnen, zuweilen mittelbar durch einen
Bevollmächtigten
sich antrauen (Trauung durch
Prokuration).
Bei morganatischen
Ehen
wird die Trauung »zur linken
Hand«
[* 3] bewirkt (s.
Ebenbürtigkeit).
Personen, die 50 Jahre in der
Ehe gelebt haben,
werden als Jubelpaar gewöhnlich wieder kirchlich eingesegnet. Die
katholische Kirche verlangt bei gemischten
Ehen, daß das
Paar jedenfalls von einem ihr angehörigen
Geistlichen eingesegnet sowie daß das
Versprechen gegeben wird,
die Nachkommenschaft der katholischen
Kirche zuzuführen. Ist dies nicht zu erreichen, so leistet der katholische
Geistliche
bei der Trauung nur »passive Assistenz«.
Nach dem deutschen
Reichsgesetz vom darf kein
Geistlicher eine Trauung vornehmen, bevor ihm nachgewiesen ist, daß
die
Ehe vor dem Standesbeamten abgeschlossen worden. Die ausdrückliche
Erklärung des Personenstandsgesetzes, daß die kirchlichen
Verpflichtungen in Beziehung auf die Trauung durch dies
Gesetz nicht berührt werden, enthält eigentlich nur etwas Selbstverständliches.
Die
katholische Kirche, welche die
Ehe als
Sakrament auffaßt und das bürgerliche Eheschließungsrecht grundsätzlich ignoriert,
hat nach der Einführung der
Zivilehe in
Deutschland
[* 4] sich nicht veranlaßt gesehen, den bisherigen
Ritus
bei der Trauung zu verändern.
Die von den Eheleuten zu bejahende Gelöbnisfrage des
Geistlichen ist dem entsprechend nur darauf gerichtet,
ob die Eheleute als christliche Ehegatten einträchtig miteinander leben, einander treu und herzlich lieben, sich weder in
Leid noch in
Freud' verlassen, sondern den
Bund der christlichen
Ehe heilig und unverbrüchlich halten wollen, bis der
Tod sie
einst scheiden werde. Das vorgängige kirchliche
Aufgebot ist meistens als eine einmalige »Eheverkündigung«
beibehalten, sei es vor, sei es nach dem bürgerlichen
Aufgebot; doch ist
Dispens von dem erstern zulässig.
Eine ohne nachfolgende kirchliche Trauung nur vor dem Standesbeamten geschlossene
Ehe ist bürgerlich gültig. Die
Kirche kann nur
durch Disziplinarmittel auf die Nachholung einer unterlassenen Trauung hinwirken. Als Kirchenzuchtmittel kennt die
protestantische
Kirche bei hartnäckiger Verweigerung der Traupflicht die Entziehung der kirchlichen
Wahlrechte, mitunter auch
die Unfähigkeit zur Patenschaft oder auch die
Ausschließung vom
Abendmahl.
1880-82, s.
Maritime wissenschaftliche Expeditionen, ^[= Obgleich das Meer in seinen mannigfachen Erscheinungen und Wirkungen schon in den ältesten ...] S. 257.
(Travancore), britisch-ind. Vasallenstaat auf der Südspitze (Westseite) von
Vorderindien, 17,230 qkm (319 QM.) groß mit (1881)
2,401,158 Einw. (498,542
Christen, nur 146,909 Mohammedaner, im übrigen
Hindu). Von der flachen
Küste, hinter der sich Strandseen
hinziehen, welche als vorzügliches Kommunikationsmittel dienen, steigt das Land
¶
mehr
allmählich zu den bis 2500 m hohen Bergzügen auf, welche die östliche Grenze bilden. In denEbenen werden Reis, Kokos- und
Arekapalmen, Pfeffer, Tapioka, in den HügelnKardamome und Kaffee kultiviert, die Wälder enthalten vorzügliche Holzarten (Teak-,
Ebenholz) sowie zahlreiche Elefanten, Tiger, Leoparden, Bären, große Hirscharten. Das Klima
[* 13] an der Küste
ist heiß, der Regenfall stark. Die Verwaltung ist eine gute, für das Schulwesen wird gesorgt, eine höhere Schule zu Trivandrum
ist gut besucht. Die Einkünfte betragen 600,000 Pfd. Sterl. jährlich. Die Armee besteht aus 1470 Mann mit 4 Geschützen;
die Post hat 87 Ämter. Hauptstadt ist Trivandrum (s. d.). Der erste Freundschaftsvertrag mit
England wurde 1788 geschlossen, der letzte 1805, wodurch Travankor in ein Vasallenverhältnis zu England trat.
Fluß in Norddeutschland, entspringt bei Giesselrade in dem zu Oldenburg
[* 14] gehörigen Amt Ahrensbök, geht bald
nach Schleswig-Holstein
[* 15] über, fließt hier erst südwestlich durch den Wardersee nach Segeberg, auf dieser Strecke bei Travenhorst
durch den Seekamper und Seedorfer See, mit der Tensfelder Aa (zum Plöner See) zusammenhängend, dann nach S. bis Oldesloe, wendet
sich hierauf nach O. und NO. und tritt in das lübecksche Gebiet, wo sie sich unterhalb Lübeck
[* 16] seeartig erweitert und kurz
vor ihrer Mündung bei Travemünde in die Lübische Bucht die Pötenitzer Wiek bildet, mit welcher der
DassowerSee zusammenhängt. Die Trave ist 112 km lang, von Oldesloe ab 38 km schiffbar, trägt von Lübeck ab Seeschiffe bis zu 5 m
Tiefgang und nimmt links die Schwartau, rechts die Beste, die Stecknitz, aus welcher der Stecknitzkanal zur Elbe führt, die
schiffbare Wakenitz und durch den DassowerSee die schiffbare Stepenitz auf.
in der Kriegsbaukunst ein Querwall, der hinter der Brustwehr
[* 27] von Befestigungen senkrecht zu dieser aufgeworfen wird, um die Verteidiger
gegen Feuer von seitwärts zu decken. Die Traverse ist entweder voll in Erde angeschüttet, Volltraverse, oder
mittels Schanzkörben, resp. in Mauerwerk als Hohltraverse aufgeführt zum Schutz für Mannschaften und leichte Geschütze
[* 28] und
heißt dann Schutzhohlraum. Befindet sich in einem solchen eine Geschoßhebevorrichtung, so heißt die Traverse Munitionsfördertraverse.
Sie liegt senkrecht über dem Verbrauchsgeschoßmagazin des Ladesystems (s. d.).
In den Flügelmauern der Hohltraversen befinden sich durch Stahlblechläden geschlossene Munitionsnischen.
- Traverse heißt auch eine Querschranke, ein Querverschlag in einem Saal; im Bauwesen ein eiserner Träger;
[* 29] an Dampfmaschinen
[* 30] auch
die Teile zwischen Kolbenstange und Balancier.
[* 31]
(franz., travers reiten), der Quere nach bewegen, durchschneiden, überschreiten;
in der Reitkunst Schullektion, bei welcher das Pferd
[* 32] auf zwei Hufschlägen, und zwar mit dem Vorderteil
gegen die Wand, mit dem Hinterteil gegen das Innere der Bahn gerichtet, sich so vorwärts bewegt, daß die äußern Beine vor
und über die inwendigen gesetzt werden.
(vom ital. travestire, verkleiden), eine komische (auch wohl satirische)
Dichtungsart, in welcher ein ernst gemeintes poetisches Erzeugnis dadurch lächerlich gemacht wird, daß dessen Inhalt beibehalten,
aber in eine zu demselben nicht passende äußere Form gekleidet (verkleidet, daher der Name) wird, während bei der Parodie
(s. d.) das Umgekehrte geschieht, d. h. die Form
beibehalten, aber ihr ein unpassender Inhalt gegeben wird. In Hinsicht der Form kann die Travestie episch, lyrisch und dramatisch
sein. Unter den Neuern hat die französische Frivolität sich am meisten dieses Feldes bemächtigt; vorzugsweise
sind hier Marivaux und Scarron zu nennen. In Deutschland wird die Travestie fast allein durch Blumauers »Äneide« vertreten, hinter welcher
der holländische »Virgilius in de Nederlanden«, von Leplat im 18. Jahrh. gedichtet, weit zurücksteht.
Kreisstadt in Bosnien,
[* 40] im schmalen Lašvathal gelegen und teilweise auf einer steilen Lehne einer Seitenschlucht
erbaut, bietet mit seinen zahlreichen Minarets, Kuppeln und Bauminseln, den steilen Felshöhen des Vlasič, der alten Burgfeste,
den imposanten Kasernenbauten sowie den zahllosen Landhäuschen und Kiosken von der Ferne einen herrlichen Anblick. Trawnik hat 16 Moscheen
und (1885) 5933 meist mohammedan. Einwohner und ist Sitz eines
Militär-Platzkommandos und Kreisgerichts. Bis 1850 war Trawnik die eigentliche Hauptstadt und die Residenz des bosnischen Gouverneurs.
Das Trawniker Becken enthält reiche Braunkohlenlager.
die nordöstlichste ProvinzPortugals, grenzt nördlich und östlich
an Spanien,
[* 41] südlich an die ProvinzBeira, westlich an Minho und umfaßt 11,156 qkm (201,9 QM.), nach Strelbitsky
nur 11,033 qkm, mit (1878) 393,279 Einw. Diese Provinz ist das am höchsten gelegene TerrainPortugals und von wilden Felsgebirgen
durchzogen. Das höchste Gebirge, die Serra de Monte Zinho, mit Heiden bedeckt, steigt bis zu 2270 m auf;
aus der ProvinzMinho ziehen sich die Serra de Gerez und Serra de Marão herüber; niedriger sind die südlichen Bergreihen.
(im Altertum Trebia), Fluß in Oberitalien,
[* 45] entspringt am Nordabhang des ligurischen Apennin in der ProvinzGenua,
[* 46] fließt nordöstlich, tritt in die ProvinzPiacenza und fällt dort nach einem Laufe von 115 km oberhalb
der Stadt Piacenza rechts in den Po. Die Trebbia ist historisch berühmt durch zwei Schlachten:
[* 47] in der ersten besiegte Hannibal 218 v. Chr.
den römischen KonsulSempronius Longus. Die zweite fand 17.-20. Juni 1799 statt zwischen den Franzosen unter Macdonald und den
vereinigten Österreichern und Russen unter Suworow, wobei erstere unterlagen.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam,
[* 48] KreisTeltow, an der Nuthe und an der LinieBerlin-Halle der Preußischen
Staatsbahn, 39 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, Zigarrenfabrikation, Dampfdrechslerei, Ziegelbrennerei und
(1885) 2855 meist evang. Einwohner.
Maxĭmus, röm. Konsul 62 n. Chr., nach welchem der Senatsschluß über die Universalfideikommisse (senatusconsultum
Trebellianum) benannt ist, womit Justinian das Pegasianische Senatuskonsult (unter Vespasian) verschmolz, das vom Abzug des
rechtmäßigen Viertels handelt.
(Träber, Trester, Seih), die ausgezogenen Malzhülsen der Bierbrauereien und die ausgepreßten
Weintrauben. Erstere bilden ein wertvolles Viehfutter, dessen Nahrungswert mit der Stärke
[* 52] des Biers schwankt. Am besten eignen
sich die Treber zu Milchfutter. 100 kg Darrmalz liefern durchschnittlich 133 kg nasse Treber, welche, auf den
Darrungsgrad des Malzes zurückgebracht, 33 kg betragen. Die Weintreber verfüttert man mit Spreu, Häcksel, Ölkuchen, Getreideschrot
für Rindvieh, Schafe
[* 53] und Schweine;
[* 54] auch dienen sie zur Bereitung von Tresterwein, Branntwein, Essig, Grünspan, Leuchtgas,
[* 55] Frankfurter Schwarz.
Sehr interessant ist das gegen NW. sich hinziehende Thal der Trebinčica, auch Popovopolje
(Popenfeld) genannt, zu dem ein steiler Geröllpfad hinaufführt.
Daselbst wohnen die im ganzen Land herumziehenden Mauren
(Katholiken).
Stadt in Mähren,
[* 56] an der Iglawa und der EisenbahnBrünn-Okrzisko, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft
und eines Bezirksgerichts, besteht aus der eigentlichen Stadt, 5 Vorstädten und der Judenstadt, hat ein gräflich Waldsteinsches
Schloß mit schöner Schloßkirche und Park, eine baulich interessante Abteikirche im Übergangsstil mit großer Krypte und reichem
Nordportal, eine Synagoge, ein Staatsobergymnasium, bedeutende Leder- und Schuhfabrikation, Dampfmühle,
Bierbrauerei
[* 57] und Mälzerei, Likörfabrikation, Tuchweberei, Leimsiederei, stark besuchte Märkte und nebst dem angrenzenden
Unterkloster (1880) 10,452 Einw.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau,
[* 58] am Trebnitzer Wasser und am Fuß des Trebnitzer Landrückens
(Katzengebirge), 146 m ü. M., an der LinieHundsfeld-Trebnitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Amtsgericht, Bierbrauerei und (1885) 4920 meist evang. Einwohner.
Trebnitz, das 1228 deutsches Stadtrecht erhielt, ist ein berühmter Wallfahrtsort;
in der Kunstgeschichte übliche Bezeichnung für die italienische Kunst des 14. Jahrh., insbesondere für Giotto und seine Schule
und für GiovanniPisano und seine Nachfolger (Trecentisten).
Thomas, Zivilingenieur, geb. zu Lerrendon bei Durham, trat, nachdem er längere Zeit praktisch gearbeitet, 1813 in
das Büreau des ArchitektenAtkinson, Erbauers des Zeughauses in London,
[* 66] ein und trieb eingehende theoretische
Studien. Neben zahlreichen Aufsätzen über physikalische Gegenstände veröffentlichte er: die vielfach aufgelegten »Elementary
principles of carpentry« (Lond. 1820, 7. Aufl. 1886; daneben
andre Ausgaben);
»Essay on the strength of cast iron« (neue Ausg. 1860) und die »Treatise
on warming and ventilating« (neue Ausg. 1842);
»Practical treatise on rail-roads and carriages«;
»The
steam-engine« (1827; neue Ausg. 1853, 3 Bde.).
Wasilij Kirillowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1703 zu
Astrachan, starb als Hofdichter 6. Aug. (a. St.) 1769. Er war ein talentloser Reimschmied, der durch Liebedienerei sich
die Gunst des Hofs erwarb und dadurch zu hohen Ehren stieg, so unter anderm von der KaiserinAnna Iwanowna zum Mitglied der kaiserlichen
Akademie der
Wissenschaften ernannt wurde und den Auftrag erhielt, »die russische Sprache sowohl durch Verse als auch durch Prosa
zu reinigen«. Alle seine Festgesänge in steifen schwunglosen Versen sind längst vergessen; sein Name lebt
nur noch in der litterarischen Kritik fort als Synonym für Talentlosigkeit, dichterische Überhebung und Buhlerei um Hofgunst.
Kampf zwischen größern Truppenmassen (s. Gefecht);
ferner die einzelnen Schlachtlinien,
in denen die Truppen nacheinander mit dem Feind in Berührung treten.
Man unterscheidet in dieser Hinsicht: ein Vorder- und
Hintertreffen, ein erstes, zweites, drittes Treffen. Während das erste im unmittelbaren Kampf mit dem Feind sich befindet, ist
das zweite zur Unterstützung, Ablösung, Sicherung desRückens und der Flanken bereit;
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Erfurt,
[* 68] KreisMühlhausen,
[* 69] an der Werra, hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, eine Schloßruine (Normanstein), Zigarrenfabrikation, Obstbau und (1885) 1814 meist
evang. Einwohner.
Seit dem Wiedererwachen des konstitutionellen Lebens 1860 war er fortwährend öffentlich thätig teils
als Deputierter, teils als Leiter öffentlicher Unternehmungen. Die Alföldbahn ist sein Werk. Seit 1865 Mitglied des Abgeordnetenhauses,
stand er stets in den vordersten Reihen der Deákpartei. 1872 wurde er zum Kultusminister ernannt und 1885 zum Präsidenten
der ungarischen Akademie erwählt. Er starb in Pest. Von ihm erschienen »Reden und Studien« (deutsch,
Leipz. 1883) und »Essays und Denkreden« (das. 1887).
dehnbare Metalle mit Hammer
[* 75] (Treibhammer) und Amboß (Treibstock) bearbeiten, namentlich Gefäße etc. aus Blech
herstellen, indem man durch Ausdehnung
[* 76] der mittlern Teile eines Blechstücks eine Vertiefung erzeugt (Auftiefen) oder den
Rand aufbiegt (Aufziehen) und die Wandung
¶
Blütensträucher, Blumenzwiebeln
u. a. bedürfen einiger Zeit der Ruhe, ehe sie zu ungewöhnlicher Zeit in Blüte
[* 80] gebracht, d. h. getrieben, werden können.
Letztere, Hyazinthen, Tulpen, Krokus u. a., pflanzt man, nachdem sie bereits mehrere Wochen außerhalb der
Erde zugebracht, in Töpfe mit leichter Erde und gutem Wasserabzug, gräbt sie dann sortenweise 50 cm tief im Erdboden ein oder
stellt sie im kühlen, dunkeln Keller auf, bis sie genügend Wurzeln gebildelt ^[richtig: gebildet] haben, was man bemerkt,
wenn man den Topf mit der Zwiebel zwischen den Fingern der linken Hand umkippt; dann kann man sie sofort
warm stellen, gibt ihnen aber eine Papierhaube, um durch Abschluß des Lichts den Blütenschaft zu verlängern; Krokus müssen
aber im Keller angetrieben werden.
Blütensträucher werden erst kalt und nach und nach wärmer gestellt, auch öfters durch Spritzen angefeuchtet;
Staudenblumen dürfen nicht vor Sichtbarwerden der Blüte warm stehen. Gemüsepflanzen zieht man zuerst im besondern Kasten
an und bringt sie genügend entwickelt in einen andern, inzwischen warm angelegten Kasten. Gurken u. a. treibt man auch im
Gewächshaus. Für das Treiben von Obst, auch Erdbeeren, hat man besondere Häuser, in denen die Sträucher, Bäumchen
und Pflanzen nach und nach wärmer und feuchter gehalten werden. Ananasfruchtpflanzen kommen sofort ins warme Haus, am besten
mit Unterwärme von Mist, Baumwollabfällen und ausgekochtem Hopfen,
[* 81] die wie beim Mistbeet (s. d.) vorbereitet werden.
eine Jagd mit Schützen und Treibern. Im Wald können meist nur Vorstehtreiben (Standtreiben), d. h. solche
Treiben eingerichtet werden, bei welchen sich eine Treibwehr auf die an der andern Seite des Treibens angestellten
Schützen zu bewegt und das Wild auf diese zutreibt. Die Treiber müssen in einer solchen Entfernung voneinander aufgestellt
werden, daß sie sich gegenseitig sehen
können, sie müssen mit Innehaltung derselben auf ein gegebenes Signal sich in möglichst
gerader Linie langsam fortbewegen und dabei durch Klappern, Husten, Schlagen an den Stämmen Lärm machen.
Die Schützen, welche an Wegen, Schneisen etc. möglichst geräuschlos in 50-60 SchrittAbstand angestellt werden, müssen sich
thunlichst an Bäumen oder Sträuchern zu decken suchen, bewegungslos verhalten und dürfen ihre Stände nicht vor beendetem
Trieb verlassen. Bei den auf Hasen abgehaltenen Feldjagden können die Treiben als Vorstehtreiben, als Kesseltreiben
und als böhmische Treiben veranstaltet werden. Die Vorstehtreiben werden ebenso wie im Wald gemacht, nur gräbt man wohl für
die Schützen Standlöcher in die Erde oder baut Jagdschirme aus Reisig, wenn es an Bäumen und Sträuchern fehlt, um sie gedeckt
aufstellen zu können.
Bei den Kesseltreiben läßt man Treiber und Schützen von einem geeigneten Punkt ablaufen. Rechts und links davon wird zur Bestimmung
der Entfernung, in welcher sie gehen sollen, in 60-80 SchrittAbstand je nach der Zahl derselben und der Größe des Kessels ein
Treiber aufgestellt oder ein Markierpfahl errichtet. Zuerst laufen nun die beiden Flügelführer, d. h.
Jäger oder Treiber, die genau ortskundig sind, ab und richten ihren Zug
so ein, daß sie nach rechts und links auf der Grenzlinie
des Kessels entlang gehen, um auf dem der Auslaufstelle entgegengesetzten Punkt wieder zusammenzutreffen.
Sobald sie den Markierpunkt überschritten haben, folgt je ein Treiber und, nachdem 2-4 Treiber abgelaufen
sind, nach dem Verhältnis zwischen Treibern und Schützen, je ein Stütze. Ist sämtliches Personal in der vorstehenden Weise
abgelaufen, so rückt der Sack, d. h. die hintere Linie, nach, bis die Flügelführer durch ein Hornsignal melden, daß sie
zusammengetroffen sind, also der Kessel geschlossen ist. Nunmehr bewegen sich alle langsam nach dem Mittelpunkt,
welcher öfters durch eine Stange bezeichnet wird, zu, bis der Trieb so weit ins Enge gekommen ist, daß die Schützen auf 40-50
SchrittEntfernung stehen.
Auf das Signal oder den Ruf »Treiber vor« begeben sich diese in den Kessel, während die Schützen stehen
bleiben und von da ab auf das Wild, welches noch aufgetrieben wird, nicht mehr in den Kessel, sondern nur noch rückwärts
schießen dürfen. Zur Veranstaltung der böhmischen Treiben sind zwei mindestens tausend Schritt lange Leinen erforderlich,
in welche auf etwa 40 SchrittEntfernung Zeichen eingeknüpft sind. Auf einen Haspel gewunden, werden diese
auf den beiden Punkten des Treibens aufgestellt, von welchen die Flügel ablaufen sollen.
Die Flügelführer nehmen die Enden derselben in die Hand und gehen wie beim Kesseltreiben vorwärts. Sobald nun beim Abhaspeln
der Leine ein Markierzeichen erscheint, faßt ein Treiber dieselbe dort mit der Hand und folgt den voraufgehenden
u. s. f., bis die Lappenleinen abgewickelt sind. Auf der Linie, welche in ihren Endpunkten durch die Enden der Lappenleinen
bestimmt ist, werden nun die Schützen aufgestellt, zwischen welchen man noch, falls die Entfernungen beträchtlich sind, je
1-3 Treiber einreiht, damit diese etwa auf sie zulaufendes Wild nach den Schützen abkehren. Ebenso werden
noch 2-3 Schützen zwischen den dem Sack zunächst an der Lappenleine gehenden Treibern postiert, welche Lappenschützen heißen
und gewöhnlich die meisten Hasen erlegen. In der angegebenen Aufstellung wird nun das ganze für einen Trieb bestimmte Feld
abgestreift. Die Hasen rücken anfangs vorwärts, sobald aber die Entfernung¶
mehr
von ihrem Lager zu erheblich wird, kehren sie um und versuchen durch die im Sack postierte Schützenlinie zurückzugehen, wobei
sie zu Schuß kommen. An der Grenze des Treibens angelangt, schwenken zuletzt die Flügelführer zusammen und bilden dadurch
schließlich einen Kessel. Die Vorstehtreiben, welche man auf Rot-, Dam- und Rehwild sowie auf Sauen veranstaltet,
haben gewöhnlich dann wenig Erfolg, wenn man dazu eine aus vielen Treibern bestehende, sehr geräuschvolle Wehr verwendet.
Das Wild geht leichter zurück, es wird eher von wenigen ortskundigen Leuten, welche die Treiben abgehen, vorgebracht. Man
erlegt auch Waldschnepfen und Wildenten, selbst Gänse und Trappen auf Standtreiben. Am leichtesten lassen
sich der Wolf und der Fuchs
[* 83] treiben, und letzterer wird meist auf solchen Treibjagden erlegt, welche man im Wald zugleich auf
Hasen veranstaltet.
(Transmissionsriemen), bandförmige Riemen zum Betrieb der Riemenräderwerke
[* 85] (s. d.).
Das beste Material zu denselben ist starkes Leder, welches mit der genügenden Festigkeit
[* 86] die wertvolle Eigenschaft verbindet,
auf den abgedrehten eisernen Riemenscheiben durch beträchtliche Reibung
[* 87] zu haften. Diese Treibriemen bestehen aus einfachem, doppeltem
oder dreifachem Leder und werden in Breiten bis zu im ausgeführt. Die Zusammensetzung der einzelnen Teile in der
Längsrichtung geschieht durch Nähen, am besten aber durch Zusammenleimen der auf 15-20 cm schräg gefrästen Enden mit einem
besonders präparierten Leim.
Die Enden der Lederriemen näht man mit dünnen Lederstreifen zusammen oder verbindet sie durch Bolzen, Schrauben,
[* 88] Niete oder
durch besonders konstruierte Verbindungsstücke (Riemenschlösser). Zum Aufbringen des Treibriemens auf
die Riemenscheiben dient ein Riemenspannflaschenzug. Um die ledernen Treibriemen vor dem Brechen zu bewahren, legt man sie vor dem Gebrauch 24 Stunden
in Glycerin. In sehr feuchten Räumen verdienen die Guttaperchariemen mit Einlage von festem Hanfgewebe den Vorzug.
Seit einiger Zeit hat man versucht, die Lederriemen durch Gurte aus Baumwoll- oder Hanfgewebe zu ersetzen,
ohne jedoch damit den erstern gegenüber wesentliche Vorteile zu erzielen. Andre Bestrebungen sind dahin gerichtet, an Stelle
der Lederriemen etc. solche aus Metall herzustellen. Dieselben bestehen entweder aus einer Anzahl paralleler Drahtseile, welche
durch Stücke von Hirnleder in der Querrichtung verbunden sind, oder aus Ketten mit daran befestigten Riemenstreifen,
welche nur die Reibung vermehren sollen, oder aber aus ordentlichen Drahtgeweben. Bis jetzt hat sich jedoch noch keine Art
der Metalltreibgurte einer allgemeinen Anwendung zu erfreuen. Vgl. auch Riemenräderwerke.
Auch gab er »Vaterländische Gedichte« (2. Aufl.,
Götting. 1859) heraus. Sein Hauptwerk ist die »Deutsche
[* 101] Geschichte im 19. Jahrhundert«, von welcher bisher 3 Bde.
(Leipz. 1879-85, bis 1830 reichend) erschienen sind. In diesem auf sehr gründlichen Forschungen
beruhenden und glänzend geschriebenen Buch prägten sich Treitschkes leidenschaftlicher Patriotismus und seine Abneigung gegen
den herkömmlichen Liberalismus so scharf aus, daß es vielfach auf Widerspruch stieß, wie er denn durch
einige tadelnde Artikel gegen die Überhebung mancher Juden sich deren Haß zuzog, was zum Anlaß wurde, daß er im Juli 1889 von der
Leitung der »Preußischen Jahrbücher« zurücktrat.