und eigentümlich. Dieses Bildwerk ward bei dem großen
Brand von 1701 stark beschädigt, aber wiederhergestellt und auf den
Kirchhof von
Neustadt-Dresdenübertragen (abgebildet bei
Naumann: »Der
Tod in allen seinen Beziehungen«,
Dresd. 1844). Von der
BaselerDarstellung abhängig ist das aus dem 15. Jahrh. herrührende Gemälde in der Predigerkirche
zu
Straßburg,
[* 2] welches verschiedene
Gruppen zeigt, aus deren jeder der
Tod seine
Opfer zum
Tanz holt (abgebildet
bei
Edel: »Die
NeueKirche in
Straßburg«, Straßb. 1825). Aus den
Jahren 1470-90 stammt der Totentanz in der Turmhalle der Marienkirche
zu
Berlin
[* 3] (hrsg. von W.
Lübke, Berl. 1861, und von
Th. Prüfer, das. 1876). Einen wirklichen Totentanz malte von 1514 bis 1522
NikolausManuel an die Kirchhofsmauer des Predigerklosters zu Bern,
[* 4] dessen 46
Bilder, die jetzt nur noch in
Nachbildungen vorhanden sind, bei
aller Selbständigkeit ebensowohl an den
Baseler Totentanz wie an den erwähnten »doten dantz mit figuren«
erinnern.
Eine durchaus neue und künstlerische Gestalt erhielt aber der Totentanz durch H.
Holbein
[* 5]
d. j. Indem dieser nicht
sowohl veranschaulichen wollte, wie der
Tod kein
Alter und keinen
Stand verschont, sondern vielmehr, wie er mitten hereintritt
in den
Beruf und die Lust des Erdenlebens, mußte er von
Reigen und tanzenden
Paaren absehen und dafür
in sich abgeschlossene
Bilder mit dem nötigen
Beiwerk, wahre
»Imagines mortis«, wie seine für den
Holzschnitt bestimmten
Zeichnungen
genannt wurden, liefern.
Dieselben erschienen seit 1530 und als
Buch seit 1538 in großer
Menge und unter verschiedenen
Titeln und
Kopien (neue Ausg.
von F. Lippmann, Berl. 1879).
Holbeins »Initialbuchstaben mit dem Totentanz« wurden
in Nachschnitten von Lödel neu herausgegeben von
Ellissen
(Götting. 1849). Daraus, daß Hulderich Frölich in seinem 1588 erschienenen
Buch »Zween Todtentäntz, deren der eine zu Bern,
der andre zu Basel
[* 6] etc.«
dem Totentanz am Predigerkirchhof größtenteils
Bilder aus
HolbeinsHolzschnitten unterschob und
Mechel sie in sein Ende des
vorigen
Jahrhunderts erschienenes Werk »Der Totentanz« aufnahm, entstand
der doppelte
Irrtum, daß man auch den ältern wirklichen im Predigerkloster für ein Werk
Holbeins hielt und des letztern
»Imagines« ebenfalls Totentanz benannte. Im
Lauf des 16., 17. und 18. Jahrh. entstanden noch andre Totentänze in
Chur
[* 7] (erzbischöflicher
Palast mit Benutzung der Holbeinschen
Kompositionen),
an der Südostgrenze
Palästinas, ist 76 km von
N. nach
S. lang und 3½-16 km breit und wird durch die an der Ostküste hervortretende
Halbinsel Lisân
(»Zunge«) in zwei
Becken geteilt (s.
Karte
»Palästina«).
[* 19] Es wird im O. und W. von steil abfallendem Hochtafelland begleitet, welches
sich 700-800 m über den Wasserspiegel erhebt, und von welchem sich viele Thalschluchten
(Wadis) herabziehen, in denen sich
einige
Vegetation zeigt, während die sonstige Umgebung meist steril ist.
Die beiden
Becken sind von verschiedener Tiefe; während diese im nördlichen
Becken in der Mitte meist
über 300 m (größte Tiefe unter 31° 36' nördl.
Br. 399
m) und im gesamten
Durchschnitt 329 m beträgt, scheint sie im südlichen
Becken nirgends über 3,6 m zu messen. Doch schwankt der Seespiegel je nach der
Jahreszeit und scheint im
allgemeinen im Sinken begriffen zu sein. Das
Wasser ist ziemlich hell und klar, aber so mit
Mineralien
[* 20] gesättigt, daß hineingeworfenes
Salz
[* 21] sich nicht mehr auflöst und weder
Fische
[* 22] noch
Schaltiere darin existieren können.
Nach andern stammt der
Asphalt von einer
Breccie am Westufer des
Sees her. Das Tote Meer liegt 394 m unter dem
Spiegel
[* 23] des
Mittelmeers
[* 24] und ist die tiefste bekannte Einsenkung der ganzen
Erde. Es empfängt an seinem Nordende denJordan (s. d.),
außerdem mehrere
Bäche, von denen die bedeutenden vom östlichen
Hochland kommen. Ein sichtbarer Abfluß ist nicht vorhanden,
und wenn trotzdem das
Niveau des
Sees immer ziemlich gleichbleibt, so rührt dies nur von der überaus starken
Verdunstung her.
Rennen (engl. Dead heat), ein Rennen, in welchem zwei oder mehrere
Pferde
[* 28] so zu gleicher Zeit das
Ziel passieren,
daß ein
Richter nicht im stande ist, den
Sieger zu ermitteln.
¶
1) Koloman, ungar. Dichter, geb. zu Baja im Bács-BodrogerKomitat, veröffentlichte 1854 die erste
Sammlung seiner Gedichte, die durch patriotische Tendenz und Gemütlichkeit beliebt wurden, und denen dann mehrere ähnliche
Sammlungen aus seiner Feder folgten. Er schrieb auch verschiedene Dramen, von welchen »Egy királyné«
(»Eine Königin«) einen Preis der Akademie davontrug und »A nök az alkotmányban« (»Frauen im konstitutionellen Leben«) mit großem
Erfolg aufgeführt wurde. Tóth wurde 1860 von der Kisfaludy-Gesellschaft und 1861 von der Akademie zum Mitglied gewählt. Er
starb in Pest.
2) Eduard, ungar. Dramatiker, geb. 1844 zu Putnok im GömörerKomitat, widmete sich dem Kaufmannsberuf, wirkte später als Schauspieler
und Theaterdichter bei Provinzbühnen, wurde jedoch erst bekannt, als er 1871 mit seinem Volksstück »A
falu roszsza« (»Der Dorflump«, deutsch von A. Sturm) einen vom PesterNationaltheater ausgeschriebenen Preis gewann. Er
erhielt infolgedessen eine Anstellung an diesem Theater,
[* 30] starb aber schon Andre namhafte Stücke von ihm sind das
zweite preisgekrönte Volksstück, »A kintornás családja« (»Die
Familie des Leiermanns«),
und das erst nach seinem Tod aufgeführte Drama »A tolonc« (»Der Schübling«),
dessen Stoff gleichfalls dem Volksleben entnommen ist. Tóth zeichnete sich durch originelle Erfindung und
poetisches Gemüt aus, war aber noch nicht zur vollen Beherrschung der dramatischen Form durchgedrungen.
König der Ostgoten, ward 541 auf den Thron
[* 31] erhoben, eroberte in kurzer Zeit das von Belisar den Goten entrissene
Italien
[* 32] wieder, 546 nach hartnäckiger Belagerung auch Rom,
[* 33] verlor es 547 wieder an Belisar, nahm es aber 549 zum
zweitenmal ein und machte es zu seiner Hauptstadt.
(ungar. Tata, lat. Theodatum), Markt im ungar. KomitatKomorn, Station der Ungarischen Staatsbahnlinie
Budapest-Bruck, in ungemein quellenreicher Umgebung, besteht aus Totis (Oberstadt) und Tóváros (Seestadt) an
einem 4 km im Umfang messenden fischreichen See, mit Schloß u. Park des GrafenEsterházy, großem Kastell, vielen Teichen, Kloster
samt Gymnasium, Kapuzinerkloster, Bezirksgericht, großen Marmorbrüchen, römischen Altertümern und
(1881) 6507 Einw., welche Spiritus-, Steingut- und Lederfabrikation und Weinbau treiben.
Darauf nach
der Krim
[* 42] beordert, erwarb er sich durch schnelle Herrichtung von Verteidigungswerken auf der Südseite von Sewastopol,
[* 43] welche allein die lange Verteidigung ermöglichte, einen weit berühmten Namen. Am am Fuß verwundet,
mußte er seine Wirksamkeit einstellen und ward dann zum Generalleutnant und Generaladjutanten des Kaisers sowie 1860 zum Direktor
des Ingenieurdepartements im Kriegsministerium ernannt. Außerdem ward er Adjunkt des GroßfürstenNikolaus des ältern als
Generalinspektor des Geniewesens. 1877 ward er erst im September auf den Kriegsschauplatz nach Bulgarien
[* 44] berufen und mit der Oberleitung der Belagerungsarbeiten vor Plewna
[* 45] betraut, nach dessen durch ihn bewirktem Fall in den Grafenstand
erhoben, mit der Zernierung der bulgarischen Festungen und im April 1878 mit dem Oberbefehl in der Türkei
[* 46] beauftragt. 1879 wurde
er Generalgouverneur von Odessa,
[* 47] 1880 von Wilna
[* 48] und starb in Bad
[* 49] Soden. Er schrieb »Défense de
Séwastopol« (Petersb. 1864 ff.; deutsch
von Lehmann, Berl. 1865 bis 1872, 2 Bde.).
diejenige Stellung gewisser Mechanismen, in welcher eine eingeleitete Kraft
[* 53] keine Bewegung hervorzubringen
vermag. Sehr verbreitete Mechanismen mit Totpunkten sind die gewöhnlichen Kurbelgetriebe.
[* 54] An jeder Drehbank
[* 55] oder Nähmaschine
[* 56] mit Fußbetrieb (Trittbrett, Lenkstange und Kurbel)
[* 57] lassen sich zwei Stellungen finden, von welcher aus
die Maschinen mit dem Trittbrett allein nicht in Bewegung gesetzt werden können, vielmehr dazu einer Nachhilfe mit der Hand
[* 58] am Schwungrad etc. bedürfen. Es sind das die Totpunkte des Kurbelmechanismus, welche eintreten,
wenn die Lenkstange und die Kurbel in einer geraden Linie liegen.
Die Lenkstange zieht oder drückt hierbei nur in radialer Richtung an der Kurbel, so daß eine senkrecht zur Kurbel (also tangential
zum Kurbelkreis) gerichtete Komponente, durch welche allein eine Kurbelbewegung möglich ist, nicht auftreten kann. Die Totpunkte
müssen in der Technik einerseits häufig unschädlich, können aber anderseits geradezu nutzbar gemacht
werden. Das erstere ist der Fall z. B. bei allen durch Kurbelantrieb in Bewegung gesetzten Maschinen (Dampf-, Heißluft-, Gaskraft-,
Wassersäulenmotoren, Fußdrehbänken, Bohrmaschinen,
[* 59] Spinnrädern, Nähmaschinen
[* 60] etc.), und zwar werden die Totpunkte entweder
durch Schwungräder oder dadurch überwunden, daß mehrere gleiche Mechanismen mit abwechselnd eintretenden Totpunkten angewendet
werden, wobei sie sich gegenseitig über die Totpunkte hinweghelfen (z. B.
bei den Zwillingsdampfmaschinen). Nützliche Verwendung finden die Totpunkte
¶
mehr
besonders bei der Mehrzahl der durch Klemmung wirkenden Befestigungen und Verschlüsse, z. B. bei Gürtelschnallen, Feststellvorrichtungen
für Rouleausschnüre, Hosenträger, Strumpfbänder etc. sowie bei Handschuh-, Portemonnaie- und Flaschenverschlussen etc.
die widerrechtliche Tötung eines Menschen, welche zwar mit Vorsatz, aber nicht mit Überlegung ausgeführt
wird. Durch das Vorhandensein der Tötungsabsicht unterscheidet sich das Verbrechen von der fahrlässigen Tötung (s. d.),
durch den Mangel der Überlegung von dem Verbrechen des Mordes (s. d.). Der Totschlag ist die im Affekt begangene
absichtliche, widerrechtliche Tötung, welche, weil durch die leidenschaftliche Erregung das Bewußtsein des Thäters als getrübt
erscheint, mit geringerer Strafe bedroht ist als der Mord.
Das deutsche Reichsstrafgesetzbuch bestraft den Totschläger mit Zuchthaus von 5-15 Jahren. Dabei gilt es
als Straferhöhungsgrund, wenn der an einem Verwandten aufsteigender Linie, oder wenn er bei Unternehmung einer strafbaren
Handlung verübt wurde, um ein der Ausführung der letztern entgegentretendes Hindernis zu beseitigen, oder um sich der
Ergreifung auf frischer That zu entziehen. Als strafmilderndes Moment wird es dagegen angesehen, wenn der
Totschläger ohne eigne Schuld durch eine ihm oder einem Angehörigen zugefügte Mißhandlung oder schwere Beleidigung von dem
Getöteten zum Zorn gereizt und hierdurch auf der Stelle zur That hingerissen worden war. In diesem Fall erscheint der bloße
Versuch des Totschlags, welcher sonst mit Strafe bedroht ist, nicht als strafbar. Es soll auch in ebendiesem
Fall, oder wenn sonstige mildernde Umstände vorliegen, nur auf Gefängnisstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren erkannt
werden.
Das österreichische Strafgesetzbuch bezeichnet als Totschlag die nicht absichtliche, aber als Folge einer sonstigen absichtlichen
Feindseligkeit erscheinende Tötung und bedroht die im Affekt begangene absichtliche Tötung sogar mit Todesstrafe.
(Tötungsverbrechen, Homicidium), das Verbrechen desjenigen, welcher widerrechtlicherweise den Tod eines andern
Menschen verursacht. Hiernach fällt also der Selbstmord nicht unter den Begriff der strafbaren Tötung, ebensowenig
die im Krieg nach Kriegsrecht oder die rechtmäßige Tötung eines zum Tod Verurteilten und die im Fall der Notwehr (s. d.). Ebenso
ist die Abtreibung der Leibesfrucht, welche ein erst im Werden begriffenes Menschenleben zerstört, hier
auszuscheiden. Je nachdem nun der Tötende mit oder ohne Absicht handelte, wird zwischen vorsätzlicher und fahrlässiger
(kulposer) Tötung unterschieden.
Dazu kommt noch die im Zweikampf (s. d.) und die Tötung eines Einwilligenden,
welch letztere nach dem deutschen Strafgesetzbuch (§ 216), wofern der Thäter durch das ausdrückliche und ernstliche Verlangen
des Getöteten zur That bestimmt worden war, mit Gefängnis von 3-5 Jahren geahndet wird. Das österreichische Strafgesetzbuch
dagegen behandelt die Tötung eines Einwilligenden nicht als ein besonderes Vergehen. In allen diesen Fällen muß
aber der Tod die zurechenbare Folge einer Handlung des Thäters sein.
Die frühern Einteilungen in absolut und relativ, in notwendig und zufällig, in per se und per accidens tödliche (letale)
Verletzungen sind heutzutage für den Begriff der Tötung indifferent, und die Unterscheidungen, welche die ältere Doktrin mit Rücksicht
hierauf in Ansehung der Tödlichkeit (Letalität) von Verletzungen machte, werden nicht mehr berücksichtigt.
Die sogen. tödliche Körperverletzung endlich, bei welcher der Tod des Verletzten die nicht beabsichtigte Folge der Verletzung
ist, fällt nicht unter den Begriff der Tötung, sondern unter den derKörperverletzung (s. d.).
(Tukulör), ein von den Franzosen den Bewohnern des untern und mittlern Senegal beigelegter Name, den man
davon hat ableiten wollen, daß hier eine Mischung der verschiedenfarbigen Dscholof, Mandingo und Fulbe stattgefunden hat,
während derselbe viel wahrscheinlicher von Tukurol, dem alten Namen des Landes, herstammt. Die Portugiesen nannten
schon im 16. Jahrh. die Eingebornen Tacurores. Unter dem Einfluß des Islam erwuchs hier die Theokratie der Torodo, welche
im 18. Jahrh. ihre Herrschaft über das ganze Senegalbecken ausdehnte und unter OthmanDar
[* 64] Fodie das große Fulbereich zwischen
Niger und Tsadsee gründete. Sie haben den Franzosen häufig den entschiedensten Widerstand entgegengesetzt,
doch wurde diesen bei der Feindseligkeit der einzelnen Stämme gegeneinander die Unterwerfung leicht gemacht.
[* 69] (spr. tulóng, Toulon sur Mer), Arrondissementshauptstadt im franz. DepartementVar, nächst Brest
der wichtigste Kriegshafen Frankreichs, Festung ersten Ranges und Hauptstation der französischen Mittelmeerflotte, liegt am
Fuße steil abfallender Berge im Grund einer tiefen Bai des MittelländischenMeers, deren Eingang südlich durch die Halbinsel
Cépet geschlossen wird. Die eigentliche alte Stadt mit ihren engen Straßen hat, seit infolge des Dekrets
von 1852 die Schanzmauern an der nördlichen Seite demoliert wurden, durch Erweiterung und Verschönerung sehr gewonnen.
Die neue Umfassungsmauer zieht sich nun weiter hinaus und schließt ein neues Stadtviertel mit
breiten Straßen und schönen
Bauten ein. Die wichtigsten Straßen sind: der Boulevard, die Bahnhofsavenue, der CoursLafayette mit Platanenallee,
die Straße des Chaudronniers u. a. Hervorragende Gebäude sind: die romanische KathedraleSte.-Marie Majeure (1096 gegründet),
die Kirchen St.-Louis, St.-François de Paule und St.-Pierre, das protestantische Bethaus (MaisonPuget), das Stadthaus am Hafen,
das neue Theater und das Justizpalais. Toulon zählt (1886) 53,941 (Gemeinde 70,122) Einw. Abgesehen von den
umfangreichen Werkstätten des Marinearsenals (s. unten), gibt es nur wenige industrielle Etablissements;
auch der Handel ist hauptsächlich auf die Approvisionierung der Marine beschränkt, weshalb auch der Verkehr von Handelsschiffen
ein sehr geringer ist (1887 sind 273 beladene Schiffe
[* 76] mit 78,672 Ton. eingelaufen). Toulon steht durch die
EisenbahnMarseille-Nizza mit dem französisch-italienischen Verkehrsnetz, dann durch regelmäßige Dampfschiffahrtslinien
mit den Häfen des Mittelmeers in Verbindung.
Der Hafen ist einer der sichersten, welche es gibt, und wird durch zahlreiche Forts, Batterien und feste Türme, welche die umliegenden
Höhen und Vorgebirge krönen, geschützt; mehrere Leuchttürme sichern die Einfahrt. Er umfaßt die Darse
vieille und die Darse neuve, welche den Kriegshafen bilden, und östlich davon den kleinen Handelshafen, vor welchem ein durch
zwei Molen zu schützender äußerer Hafen mit Docks angelegt werden soll. Zum Kriegshafen gehört das Marinearsenal, welches, 1680 nach
VaubansPlänen erbaut, aus einer Reihe von Etablissements besteht, welche 270 Hektar einnehmen und 13,000
Arbeiter beschäftigen.
Den Eingang bildet ein monumentales Thor (von 1738) mit Statuen von Mars
[* 77] und Bellona. Den Hof
[* 78] des Arsenals umgeben das große Magazin
(für die Materialien zum Bau und zur Ausrüstung der Schiffe), die Seilerei, die Eisenguß- und Hammerwerke, der Uhrpavillon
mit den Gebäuden für die Direktion, das Marinemuseum mit Modellen aller Arten von Fahrzeugen, der Waffensaal,
die Waffenschmiede, Feilerei und Modellkammer. Zwischen dem alten und neuen Hafenbassin des Kriegshafens liegt eine Insel,
welche durch eine drehbare Brücke
[* 79] über den Verbindungs-
[* 69]
^[Abb.: Karte der Umgebung von Toulon. Maasstab 1:150,000]
¶
mehr
kanal mit dem Festland zusammenhängt und drei Docks, das Bagno und das Marinehospital enthält. Das Bagno wurde 1682 unter ColbertsVerwaltung hergestellt und dient jetzt als Depot für die nach Cayenne und Neukaledonien
[* 81] zu deportierenden Verbrecher. An den
Kriegshafen schließt sich westlich, durch den Quai de la Garniture (mit Magazinen) von demselben getrennt,
das Hilfsarsenal von Castigneau mit einem Bassin an, welches mit dem Kriegshafen durch einen Kanal
[* 82] in Verbindung steht.
Dieses Arsenal umfaßt eine Bäckerei, Fleischerei, eine Eisengießerei,
[* 83] Hammerwerke, große Viktualienmagazine und Kohlendepots.
Noch weiter westlich ist das neue Bassin von Missiessy (mit Magazinen) hinzugekommen. In der südöstlichen Vorstadt
Mourillon endlich liegt ein drittes Arsenal, welches große Magazine für Schiffbauholz und Metalle sowie verschiedene Werkstätten
und Schiffbauplätze enthält. Zu den Marine-Etablissements gehört auch das unter Ludwig XIV. erbaute Marinehospital mit naturhistorischem
Kabinett; einen Annex desselben bildet das Hospital von St.-Mandrier auf der Halbinsel Cépet.
Bei letzterm befindet sich ein botanischer Garten
[* 84] und in der Nähe südöstlich eine Pyramide zum Andenken
an den AdmiralLatouche-Tréville und westlich das Quarantänelazarett. Toulon hat ein Lyceum, eine hydrographische Schule, Normalschule,
Sekundärschule für Mädchen, eine Marineartillerieschule, eine Munizipalbibliothek (16,000 Bände), ein Museum, ein Observatorium,
eine Börse, eine Filiale der Bank von Frankreich und ist der Sitz eines Marinepräfekten, eines Marinetribunals,
der Direktion der Marineartillerie, eines Handelsgerichts und mehrerer Konsulate fremder Staaten. In der Vorstadt Mourillon befinden
sich Seebäder. SchönePunkte in der Umgebung sind das Fort Lamalgue mit prächtiger Aussicht, der nördlich aufsteigende BergFaron (521 m), die westlich gelegene Halbinsel Sicié mit der Stadt La Seyne (s. d.), dem hoch gelegenen
alten Ort Six Fours mit uralter Kirche und dem Vorgebirge Sicié mit Wallfahrtskirche, endlich im S. die Halbinsel Cépet (s.
oben). - Toulon bestand schon im Altertum als griechische Kolonie Telonion (Telo Martius), war damals schon ein bedeutender Ort und
namentlich durch seine Färbereien berühmt. Im 10. und 12. Jahrh. litt die Stadt sehr durch Einfälle
der Sarazenen.
Sie teilte dann die Schicksale der Provence. 1524 nahm sie derConnétable von Bourbon und 1536 Karl V. ein. Ludwig XIV. ließ durch
Vauban die Stadt stark befestigen. Während des spanischen Erbfolgekriegs wurde sie 1707 von den
Verbündeten unter dem HerzogViktor Amadeus von Savoyen und dem PrinzenEugen zu Land sowie von der englisch-holländischen Flotte
zur See bombardiert und großenteils in Asche gelegt, aber nicht erobert. 1744 erfochten die Engländer zwischen Toulon und den
Hyèrischen Inseln einen Seesieg über die spanisch-französische Flotte.
Während der ersten französischen Revolution erhob sich die Bevölkerung
[* 85] von im Juli 1793 gegen den Konvent
und übergab, nachdem der Konvent die Stadt geächtet und ein republikanisches Heer sie eingeschlossen hatte, im Einverständnis
mit der Besatzung die Stadt 29. Aug. an die vereinigte englisch-spanische Flotte unter dem AdmiralHood. Darauf ward
sie tapfer verteidigt, aber hauptsächlich infolge der Eroberung des FortsMulgrave durch Bonaparte gelang es den Republikanern,
die Engländer und Spanier zum Abzug zu zwingen. Hierauf rückten die Konventstruppen in die Stadt, und die Konventskommissare
Barras, Fréron und der jüngere Robespierre verhängten über sie ein furchtbares Strafgericht. 3000
Menschen
wurden hingewürgt; die Einwohnerzahl sank von 28,000 auf 7000 herab.
Vgl. Teissier, Histoire des divers agrandissements et
des fortifications de la ville de Toulon (Par. 1874);
Dieser Lage verdankt Toulouse sein hohes Alter, die große Rolle, die es stets in der Geschichte gespielt hat, und seine jetzige Blüte.
[* 88] Die Stadt ist mit der auf dem linken niedern Ufer der Garonne gelegenen Vorstadt St.-Cyprien durch eine
1543-1626 erbaute Brücke sowie durch zwei Hängebrücken verbunden und bietet mit ihren einförmigen roten Backsteinhäusern
und im allgemeinen engen Straßen keinen malerischen Anblick, hat aber namentlich durch die an Stelle der alten Wälle getretenen
Boulevards und Alleen sowie durch die neuen in der innern Stadt ausgeführten Straßen ein modernes, großstädtisches
Aussehen gewonnen.
Zentrum der Stadt ist der Kapitolsplatz. Von den Kirchen sind besonders zu erwähnen: die Kathedrale St.-Etienne;
die große
fünfschiffige romanische Kirche St.-Saturnin (St.-Sernin) mit Krypte und 64 m hohem Turm;
[* 89]
die Jakobinerkirche aus dem 14. Jahrh.
(jetzt Dominikanerkirche) mit dazu gehörigem Kloster (jetzt Unterrichtsgebäude);
die Kirche Dalbade (ehemalige
Malteserkirche) in frühgotischem Stil mit reichem Renaissanceportal.
Unter den übrigen Gebäuden sind die hervorragendsten:
das Stadthaus (Kapitol genannt) mit mehreren schönen Sälen, darunter der Salle des Illustres und dem Festsaal der poetischen
Blumenspiele (Jeux floraux);
das ehemalige Augustinerkloster, welches mit seinen Kreuzgängen gegenwärtig
als Antikenmuseum und Gemäldegalerie benutzt wird;
der Justizpalast, mehrere schöne Renaissancegebäude, das große Theater,
zwei Spitalgebäude aus dem 11. Jahrh. Die Zahl der Einwohner beträgt (1886)
123,040 (Gemeinde 147,617).
Theater, ein Irrenhaus, eine Börse und eine Filiale der Bank von Frankreich. Toulouse ist der Sitz der Präfektur, eines Erzbischofs
(von Toulouse und Narbonne), eines protestantischen Konsistoriums, eines Appell- und Assisenhofs, eines Handelsgerichts, einer Handelskammer
und des 17. Armeekorpskommandos. - Zur Zeit der Römer hieß Toulouse Tolosa, war die Hauptstadt der Volcae Tectosages
und schon im 2. Jahrh. v. Chr. eine reiche Handelsstadt und Mittelpunkt des westeuropäischen Handels.
(franz., spr. tupä), Haarbüschel, Bezeichnung
einer namentlich gegen Ende des vorigen Jahrhunderts üblichen Mode, die unmittelbar über der Stirn befindlichen Haare,
[* 96] auch
die der Perücke,
[* 97] rückwärts in die Höhe gekämmt und gekräuselt zu tragen. ^[ergänze: »falsche Haarfrisur.«
(La Tour du Pin, spr. tuhr dü päng), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementIsère, an der Bourbre und der EisenbahnLyon-Grenoble, mit Lein- und Seidenweberei, Fabrikation von Handschuhen und
Posamentierwaren und (1886) 3197 Einw.
Vgl. Bourassé, La Touraine, son histoire et ses monuments (Tours
[* 98] 1855);
Carré de Busserolle, Dictionnaire
géographique, historique et biographique de l'Indre-et-Loire et de l'ancienne province de Touraine (das.
1878-84, 6 Bde.).
(Gebirgsvereine) sind solche, deren Arbeitsfeld vorwiegend sich auf Mittelgebirge oder Vorberge der
Hochalpen erstreckt, während Alpenklubs (vgl. Alpenvereine) sich ausschließlich mit Hochgebirgen befassen; strenge Grenzen
[* 104] lassen sich jedoch nicht ziehen. Die meisten Touristenvereine sind in Zweigvereine (Sektionen) gegliedert, die über ein Vereinsgebiet
zerstreut sind, und die durch eine Zentralgewalt zusammengehalten werden. Jede Sektion arbeitet selbständig;
alle aber erstreben
gemeinsam für ihr Gebiet das gleiche Ziel: Verkehrserleichterungen, Erschließung und Verschönerung von Aussichtspunkten
und neuen Partien, Hebung
[* 105] der Regsamkeit und Wohlfahrt der Gebirgsbewohner;
ferner pflegen sie kleinere populärwissenschaftliche
Forschungen und gemeinsame Touren etc. Fast jeder Touristenverein gibt eigne Jahresberichte heraus;
mehrere
lassen vierteljährlich, monatlich oder halbmonatlich Zeitschriften, außerdem Karten, Panoramen, Jahrbücher, Spezialführer
u. dgl. erscheinen.