(griech.), bei den Griechen Bezeichnung der
Trauer- oder Klagelieder auf den
Tod geliebter
Wesen, dergleichen bei der
Ausstellung der
Leichen gesungen wurden.
Sie bildeten sich mit der Zeit zu einer eignen
Gattung der
Poesie aus, in der namentlich
Pindar und
Simonides Vorzügliches leisteten. Vgl.
Elegie.
(griech.),
Verstopfung von
Blutgefäßen durch ein Blutgerinnsel
(Thrombus,
Pfropfen),
[* 5] kommt im
Herzen, in den
Arterien und besonders häufig in den
Venen, namentlich nahe ihren
Klappen, vor. Dagegen ist sie in den
Kapillaren und
Lymphgefäßen seltener. Jeder
Pfropfen ist von Anfang an ein wandständiger, welcher das Gefäßlumen nur teilweise
verstopft; späterhin füllt der
Pfropfen das Gefäßlumen vollständig aus. Von der
Stelle der ursprünglichen
Verstopfung
kann sich der
Thrombus sowohl nach rückwärts als auch zentralwärts, d. h. nach dem
Herzen hin, in verschiedener
Ausdehnung
[* 6] fortsetzen.
Derselbe ist anfangs weich, feucht, blutig gefärbt; später wird er trockner, derber, gelblich und bröckelig. Weiterhin
kann derselbe, und zwar zunächst in seinem
Zentrum, zu einer breiigen, oft eiterartigen
Masse erweichen (puriforme Schmelzung)
und endlich seiner ganzen
Ausdehnung nach in eine solche
Masse zerfallen. Das
Gerinnsel kann aber unter
andern Umständen auch durch
Einwanderung von Rundzellen aus der Nachbarschaft zu festem
Bindegewebe organisiert werden.
Hierdurch wird stets eine bleibende
Verstopfung des
Gefäßes bedingt, und dieser Vorgang ist erwünscht, wenn er in einem
zerschnittenen oder
anderweitig verletzten
Gefäß
[* 7] vor sich geht,
weil er das einzige sichere
Mittel gegen die
Blutung abgibt. Selten kommt es zur teilweisen
Resorption, zur einfachen Schrumpfung und Vermeidung des
Thrombus (Venensteine,
Phlebolithen). An der
Stelle, wo sich in einem
Gefäß ein
Thrombus gebildet hat, zeigt sich die Gefäßwand infolge der Thrombosis meist
im Zustand einer chronischen, seltener einer akuten
Entzündung; umgekehrt hat auch eineEntzündung der
Gefäßwand nicht selten Thrombosis zur
Folge.
Die
Ursachen der Thrombosis bestehen entweder in einer Stockung des
Bluts (bei normaler Gefäßwand) oder in krankhafter Veränderung
der Gefäßwand. Stockungen des
Bluts treten aber unter den verschiedensten Verhältnissen ein, so z. B. bei jeder
Verengerung
des Gefäßlumens (Kompressionsthrombose), wie sie durch dieUnterbindung des
Gefäßes oder durch den
Druck, welchen
Geschwülste etc. auf das
Gefäß ausüben, bedingt wird. Auch bei der Durchschneidung und Zerreißung der
Gefäße
kommt es fast immer zur Thrombosis (traumatische Thrombosis), und in diesem
Fall ist die Pfropfenbildung ein erwünschter, zur
Heilung notwendiger
Vorgang, da auf ihm z. B. dieHeilung von
Wunden zum Teil beruht.
Eine fernere Veranlassung zur Thrombosis ist die Erweiterung der
Gefäße (Dilatationsthrombose), denn je weiter der
Kanal
[* 8] ist, desto
langsamer ist der
Fluß in demselben bei gleicher Flüssigkeitsmenge. Hierher gehören die
Fälle von Gerinnung in den Krampfaderknoten
und
Pulsadergeschwülsten, wodurch eine
Heilung der letztern bewerkstelligt werden kann.
Endlich bilden
sich Gerinnungen in den
Venen bei stark abgemagerten Kranken, wenn dieselben ruhig daliegen, und wenn gleichzeitig die Herzkraft
abgenommen hat, das
Blut also nicht schnell genug zirkuliert (marantische Thrombosis). Diese Art der Thrombosis ist eine häufige
Nachkrankheit schwerer fieberhafter
Krankheiten, namentlich des
Typhus und Puerperalfiebers; sie ist auch
eine sehr gewöhnliche
Komplikation der
Tuberkulose, Krebskrankheit, der chronischen
Gelenk- und
Knochenkrankheiten. In andern
Fällen ist die Thrombosis abhängig von krankhaften Veränderungen der Gefäßwand.
Dies geschieht beim
Brand eines
Gliedes, bei der
Entzündung der äußern Venenhaut, bei
Krebs,
[* 9] welcher die Venenwand durchbricht,
und am häufigsten bei der chronischenEntzündung der innern
Arterien und Herzhaut. In allen diesen
Fällen
werden die Gefäßwände rauh, und der
Faserstoff des
Bluts lagert sich auf den Rauhigkeiten als
Thrombus ab. In ähnlicher
Weise tritt Blutgerinnung ein, wenn man durch das lebende
Gefäß eine
Nadel sticht oder einen
Faden
[* 10] durchzieht, wie dies z. B.
die Chirurgen bei der sogen.
Elektropunktur der Aneurysmen thun, um auf dem Weg einer künstlich herbeigeführten
Gerinnung oder Thrombosis die
Heilung derselben herbeizuführen.
Die
Verstopfung der
Venen gibt sich zu erkennen durch Anstauung des venösen
Bluts hinter dem
Thrombus und vorzugsweise durch
wassersüchtige Anschwellung des betreffenden Körperteils. Die
Wassersucht fehlt jedoch, wenn sich ein
genügender
Kollateralkreislauf herstellt. Die
Folgen der Thrombosis einer
Arterie
[* 11] bestehen in mangelhafter oder unterbrochener Blutzufuhr,
also in
Blutarmut des betreffenden Teils, welche so hochgradig werden kann, daß derselbe brandig abstirbt, wie beim sogen.
Altersbrand. Es kommt nicht selten vor, daß ein
Stück von einem
Thrombus, namentlich wenn derselbe in der
Erweichung begriffen ist und der Kranke eine schnelle
Bewegung ausführt, abbricht und mit dem Blutstrom nach andern Körperteilen
hingeführt wird (s.
Embolie). War der
Thrombus aus der
¶
mehr
Gegend einer verjauchenden Wunde und selbst mit Jauche getränkt, so ruft der von ihm abgebrochene Embolus an der Stelle, wohin
er mit dem Blutstrom gelangt, wiederum eine jauchige Entzündung hervor, es entstehen die sogen. metastatischen Abszesse.
[* 12] (griech.), der für besonders feierliche Gelegenheiten bestimmte, ausgezeichnete
Sitz für fürstliche Personen, ein Attribut der Herrschergewalt, bei den Griechen ursprünglich Ehrensitz, der Stuhl der sitzenden
Götterbilder (s. Abbildung). Der Thron ist in einem besondern Saal (Thronsaal) aufgestellt und ruht gewöhnlich auf einem Gestell,
zu dem mehrere Stufen führen. Über dem Sessel ist in der Regel ein Thronhimmel angebracht, d. h. eine
an der Wand befestigte, verzierte, zeltartige Decke
[* 13] mit prächtigen, meist aus Seide
[* 14] u. Goldstoff bestehenden Behängen. Der
Thron wird von den Fürsten nur bei feierlichen Gelegenheiten benutzt, wenn der Fürst als Träger
[* 15] der Herrscherwürde auftreten
muß. Symbolisch bezeichnet Thron die Herrscherwürde oder Herrschergewalt selbst, daher die Ausdrücke: den Thron besteigen, jemand
vom Thron stoßen etc., Thronerbe, Thronlehen, Thronräuber (Usurpator).
(Succession, Thronerbfolge), der Eintritt des Regierungsnachfolgers (Thronfolgers) in die Hoheitsrechte des
bisherigen Monarchen. Je nachdem sich die Thronfolge, wie dies in den Erbmonarchien der Fall ist, auf Verwandtschaft
oder je nachdem sie sich auf einen andern Titel, z. B. auf eine Erbverbrüderung, gründet, wird zwischen ordentlicher und
außerordentlicher Thronfolge unterschieden. Das Recht zur ordentlichen Thronfolge (Thronfolgerecht) wird durch leibliche und eheliche Abstammung
vom ersten Erwerber der Krone aus ebenbürtiger Ehe begründet (s. Ebenbürtigkeit), und zwar sind nach
den meisten fürstlichen Hausgesetzen männliches Geschlecht des Thronfolgers und Abstammung desselben vom ersten Erwerber
durch Männer (agnatische oder männliche Deszendentenfolge) erforderlich.
Außerdem muß der Thronfolger nach den meisten Verfassungen die zur Führung der Regierung nötige geistige und
körperliche Tüchtigkeit besitzen. Weibliche (kognatische) Thronfolge ist nach manchen Hausgesetzen und Verfassungen überhaupt ausgeschlossen.
Dies ist das sogen. Salische Gesetz (s. d.). In andern Staaten, z. B. in Holland, Bayern,
[* 17] Sachsen
[* 18] und Württemberg,
[* 19] ist die weibliche
Thronfolge subsidiär, d. h. nach gänzlichem Aussterben des Mannesstamms, statuiert,
und in England und Spanien
[* 20] ist sogar eine mit der agnatischen vermischte weibliche Thronfolge. (Successio promiscua)
insofern eingeführt, als nur die Söhne des Regenten und ihre männliche Deszendenz vor den Töchtern den Vorzug haben, während
die letztern und ihre Nachkommen die Brüder desRegenten und dessen sonstige Agnaten in den Seitenlinien ausschließen.
Die Thronfolgeordnung ist regelmäßig so bestimmt, daß stets der Erstgeborne und, wenn er vor der Thronerledigung
verstarb, sein erstgeborner Deszendent und dessen Nachkommenschaft succedieren (Lineal-Primogeniturordnung). Fehlt es überhaupt
an Deszendenten, so kommt der Erstgeborne der dem letzten Regenten nächsten
Linie zur Thronfolge.
Sie bezeichnet die von der Volksvertretung zu behandelnden Gegenstände
und gibt zugleich in der Regel eine Darlegung der äußern und innern Verhältnisse des Staats.
Die Thronrede wird daher zugleich
als Programm des Ministeriums, welches ihren Inhalt zu vertreten hat, angesehen und bei besonderer Veranlassung von der Kammer
in einer Adresse beantwortet.
Koburg,
[* 35] welches die verlornen Niederlande
[* 36] wiedererobern sollte, ernannt und Generaldirektor der Staatskanzlei unter
Kaunitz und damit thatsächlich, nach Kaunitz' Tod 1794 auch formell, Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Ein Mann von
Geist und Talent, aber ränkevoll und gewissenlos, schärfte er durch seine unruhige, neidische Eroberungspolitik den Gegensatz
zwischen Österreich und Preußen,
[* 37] dessen Plänen er in Polen auf alle Weise hindernd in den Weg trat, ohne
für Österreich Wesentliches zu erreichen, während er die energische Kriegführung der Koalition gegen Frankreich empfindlich
schädigte.
Tourn. (Lebensbaum), Gattung aus der Familie der Kupressineen, Bäume von in der Regel mehr oder weniger
pyramidenförmigem Wuchs, mit blattartig flachen letzten Verästelungen, vierreihig dachziegeligen, schuppenförmigen, nur
an der Spitze freien Blättern, monözischen Blüten auf verschiedenen Ästen und kleinen, im zweiten Jahre reifenden Zapfen.
[* 40] Thuja occidentalisL. (abendländischer Lebensbaum), ein 20-22 m hoher Baum von pyramidenförmigem Wuchs mit abstehenden bis horizontalen
Ästen, in horizontaler Ebene dicht und fiederig zweizeilig verzweigten jüngern Zweigen, kurzen, fast stachlig
gespitzten Blättern, von denen die auf den flachen Seiten der Zweige stehenden eine rundliche, stark riechende Drüse auf
dem Rücken besitzen, und länglichen, überhängenden, braunen Beerenzapfen, wächst in Nordamerika
[* 41] und wird seit dem 16. Jahrh.
bei uns kultiviert.
In denGärten benutzt man mehrere Varietäten als Ziersträucher, auch ist der Baum an vielen Orten beliebte
Gräberpflanze. Das Holz
[* 42] dient zu Wasserbauten und feinen Tischlerarbeiten; die Blätter und das daraus bereitete ätherische
Öl wurden früher medizinisch benutzt (daher der Name, den zuerst Dodoens brauchte). Thuja (Biota) orientalisL. (morgenländischer
Lebensbaum), ein niedriger, bleibender, pyramidenförmiger Baum mit in senkrechter Ebene fiederig verzweigten
Ästchen, einer Mittelfurche auf dem Rücken der Blätter und fleischigen, hellgrünen, bläulich bereiften, später fast der
ganzen Länge nach sich öffnenden Beerenzapfen, wächst in China
[* 43] und Japan, auch in Mittelasien und Gilan und wird wie die vorige
in mehreren Abarten bei uns kultiviert, ist aber viel empfindlicher. - Thuja articulata, s.
Callitris.
1) athen. Staatsmann, Sohn des Melesias, übernahm nach Kimons,
seines Verwandten, Tod (449 v. Chr.) die
Leitung der konservativen Partei in Athen, wußte durch seinen uneigennützigen Charakter und seine Rednergabe viele Anhänger
zu gewinnen, ward, als er Perikles zu stürzen versuchte, 444 durch den Ostrakismos verbannt, setzte aber
nach seiner Rückkehr die Opposition gegen Perikles fort.
2) Ausgezeichneter griech. Geschichtschreiber, geb. 471 v. Chr. (so eine Angabe aus dem Altertum, wahrscheinlich jedoch einige
Jahre später) im attischen Gau Halimus, stammte durch seinen Vater Oloros von einem thrakischen Fürstengeschlecht ab, während
er durch seine Mutter mit Miltiades verwandt war, hatte den PhilosophenAnaxagoras und angeblich auch den Redner Antiphon zu Lehrern.
Er führte 424 den Oberbefehl über eine Flottenabteilung in den thrakischen Gewässern, ward aber, weil er die Eroberung der
Stadt Amphipolis durch die Spartaner nicht verhindern konnte, 423 verbannt, kehrte 403 infolge der veränderten
Verhältnisse nach Athen zurück, aber nur auf kurze Zeit, und starb wenige Jahre nachher;
über Ort, Zeit und Art seines Todes
besitzen wir nur unzuverlässige, sich untereinander widersprechende Nachrichten. Er war der erste, der eine strenge historische
Kritik anwandte;
sein Werk stellt den Peloponnesischen Krieg dar, jedoch nur bis 411, wo es unvollendet
abbricht, und zeichnet sich ebensosehr durch Wahrheitsliebe und politische Einsicht wie durch die kräftige, gedrängte Sprache
[* 44] aus;
die gedankenreichen Betrachtungen über die Gründe der Vorgänge sind meist in die Form von Reden gekleidet, die den
handelnden Personen in den Mund gelegt werden und die einen besonders wertvollen Bestandteil des Werkes
bilden.
Unter den Ausgaben sind außer der ersten (Vened. 1502) die von Poppo (Leipz.
1821-40, 11 Bde.; Handausgabe, 2. Aufl.,
das. 1875, 2 Bde.), Bekker (Berl. 1821, 3 Bde.; in 1 Bd.
1868), Dindorf (Leipz. 1824), Göller (2. Aufl., das. 1836, 2 Bde.),
Arnold (neue Ausg., Oxf. 1854, 3 Bde.),
Bloomfield (Lond. 1842, 2 Bde.),
Krüger (3. Aufl., Berl. 1860, 2 Bde.),
Schöne (das. 1874), Classen (2. Aufl., das. 1870-78, 8 Bde.)
und Böhme (2. Aufl., Leipz. 1862 ff.)
hervorzuheben. Neuere Übersetzungen lieferten Osiander (Stuttg. 1826 bis 1829 u. öfter, 8 Bdchn.), Campe
(das. 1856-1857, 2 Bde.) und Wahrmund (2. Aufl., das. 1867, 2 Bde.).
Eine Biographie des Thukydides in griechischer Sprache besitzen wir von Marcellinus (hrsg. von Westermann in den »Biographi graeci minores«,
Braunschw. 1845). AntikeBüsten des Thukydides befinden sich in Neapel (Doppelherme, mit Herodot) und zu HolkhamHall
[* 45] in England.
Vgl. Krüger, Untersuchungen über das Leben des Thukydides (Berl. 1832);
eine von Pytheas (s. d.) um 330 v. Chr. entdeckte und fälschlich von ihm unter den Polarkreis
verlegte Insel des Atlantischen Meers, die für den nördlichsten Punkt der bekannten Erde galt.
und die »Reise in die mittägigen Provinzen von Frankreich« (das. 1791-1805, 10 Bde.)
einen außerordentlichen Ruf.
Thümmel erwies sich in diesen Produktionen als echten Geistesverwandten und SchülerWielands. Eine
gewisse Anmut, feine Beobachtung und Schilderungsgabe, daneben freilich auch Frivolität und lüsterne Leichtfertigkeit sicherten
ihnen die nachhaltigste Wirkung.
Vgl. v. Gruner, LebenM. A. v. Thümmels (Bd. 8 der
»Werke«, Leipz. 1819). -
2) Leo, Graf von, österreich. Staatsmann, Bruder des vorigen, geb. war vor der Märzbewegung
von 1848 als Sekretär
[* 77] in der Hofkanzlei angestellt und machte sich damals auch durch einige Schriften, wie: »Über den gegenwärtigen
Stand der böhmischen Litteratur« (Prag
[* 78] 1842),
Von seinen botanischen und zoologischen Abhandlungen in den akademischen Dissertationen
der UniversitätUpsala wurden die bis 1801 reichenden von Persoon herausgegeben: »Dissertationes academicae Upsaliae habitae
sub praesidio C. P. Thunbergi« (Götting. 1799-1801, 3 Bde.).
JohannHeinrich von, hervorragender Nationalökonom, geb. auf dem väterlichen Gut Kanarienhausen
bei Jever, studierte Landwirtschaft und kaufte 1810 das durch ihn berühmt gewordene Gut Tellow in Mecklenburg,
[* 87] welches er bis
zu seinem erfolgten Tod bewirtschaftete. Er führte mit großer Genauigkeit Buch und Rechnung
über seine Wirtschaft und gewann auf diesem Weg fruchtbare Schlußfolgerungen über den Einfluß, welchen die Entfernung vom
Absatzort auf Intensität der Bewirtschaftung, Wahl der Fruchtart, überhaupt auf die Art ausüben muß, wie ein Landgut rationell
zu behandeln ist. In lichtvoller Weise hat er das unter dem Namen Thünensches Gesetz bekannt gewordene
Ergebnis derselben in seinem in 3 Teilen (Hamb. 1826, Rost. 1850 u. 1863) erschienenen Werk »Der isolierte
Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie« (3. Aufl., Berl. 1875) dargelegt. Im 2. Bande dieses Werkes, welcher
kurz vor seinem Tod erschien, untersucht er die naturgemäße Höhe des Arbeitslohns und kommt zu dem Resultat:
»Der naturgemäße Arbeitslohn = ^[ap]«;
See,See im schweizer. Kanton Bern,
560 m ü. M., 216 m tief, 48 qkm
groß, nimmt viele Gebirgswasser auf, darunter bei Thun die Kander, und wird von der Aare durchflossen, die ihn mit dem BrienzerSee verbindet. Im
Gegensatz zu diesem ist er mehr von voralpinem Wesen, mehr lieblich als ernst und großartig,
von sanftern Bergformen umrahmt, mehr mit Dörfern und Landhäusern bekränzt und in der Saison mehr vom Fremdenzug belebt,
wie die größere Zahl seiner Dampfer verrät. Das Bahnnetz der flachern Schweiz erreicht ihn in Thun (-Scherzligen), und die
Bödelibahn verknüpft ihn mit dem BrienzerSee: von Därligen über Interlaken nach Bönigen. Der See ist
reich an Fischen, vorzüglich Forellen, Aalen, Karpfen und Hechten.
2-3 m, angeblich bis 4 m lang und 3-12 Ztr.
schwer, ist oberseits schwarzbläulich, am Brustpanzer weißblau, an den Seiten und am Bauch
[* 92] grau mit
weißen Flecken und Bändern, an der ersten Rücken- und der Afterflosse fleischfarben, die falschen Flossen schwefelgelb, schwarz
gesäumt, bewohnt das Mittelmeer, auch den Atlantischen Ozean und das Schwarze Meer, geht nördlich bis England, selten bis Rügen,
lebt in der Tiefe, nähert sich, um zu laichen, den Küsten und hält dabei, bisweilen in Herden von Tausenden,
bestimmte Straßen ein. Er erscheint im April, laicht im Juni im Tang, und die Jungen erreichen noch im Oktober ein Gewicht von 1 kg.
Der Thunfisch nährt sich von Fischen und Weichtieren, hauptsächlich von Sprotten und Sardellen, und wird von Haifischen
und Delphinen verfolgt, lebt dagegen mit dem Schwertfisch in gutem Einvernehmen und zieht öfters in dessen Gesellschaft.
Die Thunfischerei wurde im Altertum hauptsächlich an der Straße von Gibraltar
[* 93] und im Hellespont, gegenwärtig besonders großartig
an den italienischen Küsten betrieben. Man sperrt den Tieren die gewohnten Straßen mit sehr großen Netzen
ab und erbeutet Tausende mit einemmal, indem man sie aus einer Kammer des Netzes in die andre treibt, bis sie sämtlich in der
Totenkammer versammelt sind. Diese wird dann heraufgezogen und der Fisch mit Keulen erschlagen. Das Fleisch ist sehr verschiedenartig,
wird daher gut sortiert und eingesalzen, bildet aber wesentlich nur eine Speise der ärmern Klassen.
Ein vielfach beliebtes hors d'œuvre ist à l'huile, gekochter Thunfisch in Öl eingelegt, den man mit pikanter kalter Sauce genießt.
Aus der Leber gewinnt man Thran; aus Haut
[* 94] und Knochen
[* 95] kocht man Öl. Der Bonite (ThunfischPelamisL.), 80 cm lang,
ein sehr schöner Fisch, auf dem Rücken und an den Seiten stahlblau, in Grün und Rot schillernd, am Bauch silbern mit braunen
Streifen, lebt besonders im Atlantischen Ozean, folgt in Gesellschaft der Thune oft lange den Schiffen, bildet dabei aber regelmäßig
geordnete Haufen. Er nährt sich hauptsächlich von fliegenden Fischen, außerdem von Tintenfischen, Schaltieren
und selbst Pflanzenstoffen; sein Fleisch ist nicht genießbar, soll sogar schädlich sein.
2) Linksseitiger Nebenfluß des Rheins in der Schweiz, 122 km lang, entspringt in zwei Quellflüssen im
obersten Teil des Toggenburg, bei Wildhaus (1104 m) und am Säntis, durchfließt in nordwestlichem Lauf das Toggenburg, wendet
sich dann bei Wyl nach NO., bei Bischofzell, unter Aufnahme der Sittern (457 m), wieder nach W., durchfließt den Thurgau
und das Züricher
Weinland und mündet in korrigiertem Bett
[* 99] unterhalb Andelfingen (348 m). Ihr größter linksseitiger Zufluß
ist die Murg.
im Hochbau verschließbare Durchgangsöffnung in einer Umfangs- oder Zwischenwand, besteht aus einer meist steinernen
oder hölzernen, selten eisernen Einfassung, aus ein- oder mehrteiligen, meist hölzernen, seltener aus Metall bestehenden
Flügeln und aus dem Beschlag. Die Thüröffnung erhält je nach der Bestimmung der Thür eine Breite
[* 100] von 0,5-1,5
m und eine Höhe von 1,8-2,5 m, während sie je nach Baumaterial und Stil des Gebäudes oben wagerecht oder durch Bogen
[* 101] (s. d.)
begrenzt ist.
Die Einfassung einer rechteckigen Thür besteht aus dem Sturz, den beiden Gewänden (Säulen,
[* 102] Pfosten) nebst der Schwelle (Sohle)
und ist mit Falz
[* 103] versehen, in welchen sich die Flügel legen, welche bei untergeordneten Gebäuden oder Gebäudeteilen aus
Brettern mit zwei Querleisten und einer Strebe, für Gebäude, welche höhern Anforderungen genügen müssen, aus Rahmstücken
und Füllungen zusammengesetzt sind. Im romanischen Stil bildet der meist gewölbte Bogen einen Halbkreis, im gotischen
Stil einen Spitzbogen.
Die Thürflügel lehnen sich entweder direkt an diese Bogenoder an den wagerechten Abschluß eines zwischen dieselben eingeschalteten,
mehr oder minder reich ornamentierten Bogenfeldes an. Der Beschlag besteht aus den Thürbändern und dem Thürschloß von
verschiedener Konstruktion, wozu in manchen Fällen noch besondere Verschlußvorrichtungen, wie Riegel und
Thürzuwerfer, hinzutreten. Je nach Lage und Bewegungsweise hat man noch Schiebethüren, Fallthüren, Klappthüren u. a. Die
Thür wird je nach dem Charakter des Gebäudes mehr oder minder reich ausgebildet und erhält besonders im Kirchenbau oft reichgegliederte
und ornamentierte Einfassungen, künstlerisch ausgestattete Thürflügel und kunstvoll geschmiedete Beschläge (s. Tafel »Schmiedekunst«).
[* 104] In diesem Fall, besonders bei den Haupteingängen der Kirchen, wird die Thür mit Portal bezeichnet.
(spr. türä),Gustav, Botaniker, geb. zu Paris, studierte Rechtswissenschaft, dann Botanik, ging 1840 als
Attaché der französischen Gesandtschaft nach Konstantinopel, kehrte aber schon im nächsten Jahr nach Frankreich zurück,
um sich ganz den Untersuchungen der Meeresalgen widmen zu können. Hier lebte er bis 1851 auf seinem
Schloß Reutilly bei Lagny, siedelte dann mit Bornet nach Cherbourg
[* 105] und später nach Antibes über, wo er einen botanischen Garten
[* 106] anlegte. Er starb Thuret entdeckte die Geschlechtlichkeit und die Befruchtung der
[* 107] Fukaceen (1853) und
Florideen (1867). Nach seinem Tod erschienen: »Études phycologiques. Analyses d'algues marines« (Par. 1878, mit 50 Tafeln).
Kanton der nördlichen Schweiz, durch den Bodensee und Rhein von Baden,
[* 108] Württemberg und Bayern getrennt, umfaßt 988 qkm
(17,9 QM.). In dem zum Thalsystem der Murg gehörenden Hinter-Thurgau steigt das Land fast zu voralpinen Höhen
an, so am
Hörnli (1135 m), jedoch ohne dessen Gipfel zu erreichen. Auch der größere Teil des an den Kanton St. Gallen grenzenden
Gebiets steigt erheblich an, während die tiefsten Punkte an der Thur und am Rhein liegen. Zwischen Thurthal und Bodensee zieht
ein breites Plateau (Seerücken) hin, zu dem als einer der markantesten Punkte der Ottenberg (671 m) gehört.
Viele Gesellschaftskäsereien sind vorhanden. In Ermatingen und Gottlieben werden jährlich ca. 150,000 Gangfische gefangen.
Hauptindustrie ist gegenwärtig die Baumwollspinnerei an der Thur und Murg; Islikon im Thurthal besitzt eine ausgedehnte Färberei
und Druckerei, Amriswyl eine Strumpffabrik. Außerdem sind Gerbereien, Papiermühlen, Spielkartenfabriken, Spiritus- und Leimfabriken,
Ziegeleien etc. im Betrieb. Großhandelsplätze hat der Thurgau nicht, aber einen bedeutenden
Obstmarkt in Frauenfeld, große Viehmärkte in Dießenhofen, Bischofzell, Amriswyl und Weinfelden.
Der Thurgau hat auch eine Rettungs- und eine Zwangsarbeits-, aber keine Blinden- und Taubstummenanstalt. Die öffentlichen Bibliotheken
enthalten 60,000 Bände, wovon über 30,000 auf die Kantonsbibliothek in Frauenfeld entfallen. Nach der
Verfassung vom gehört der Thurgau zu den rein demokratischen Kantonen. Sie gibt dem Volk das obligatorische Referendum,
dem auch die Beschlüsse der Legislative unterstellt werden können. Die oberste Landesexekutive wird direkt vom Volk gewählt
und kann, wie die Legislative, abberufen werden, nämlich wenn 5000 Votanten sich für eine Abstimmung
ausgesprochen haben.
Die Legislative übt der GroßeRat, der auf je drei Jahre durch das Volk gewählt wird. Die oberste vollziehende Behörde ist
der Regierungsrat, mit fünf Mitgliedern und ebenfalls dreijähriger Amtsdauer. Die oberste Gerichtsinstanz heißt Obergericht,
dessen sieben Mitglieder ebenfalls auf drei Jahre durch den GroßenRat gewählt werden. Der Kanton ist
in acht Bezirke eingeteilt; jeder derselben hat seinen Bezirksstatthalter, dem ein Bezirksrat zur Seite steht, und ein Bezirksgericht,
jede Gemeinde ihren Gemeinderat, dessen Vorsitz der Ammann führt; für größere Kreise
[* 115] besteht ein Friedensrichter. Die Staatsrechnung
für 1886 weist an Einnahmen 1,224,476 Frank auf, darunter Ertrag des Staatsguts 449,516, Abgaben625,207Fr.; die Ausgaben belaufen sich auf 1,207,793 Fr., wovon 281,784 Fr. auf das Erziehungswesen fallen. Zu Ende des Jahrs 1886 berechnete
sich das unmittelbare Staatsgut auf 5,624,823 Fr.,
¶