Thé
dansant (franz., spr. dangssang), ein Tanzfest, wobei Thee gereicht wird;
ein kleiner Ball.
dansant (franz., spr. dangssang), ein Tanzfest, wobei Thee gereicht wird;
ein kleiner Ball.
Flecken im Herzogtum Braunschweig, [* 2] Kreis [* 3] Braunschweig, Exklave in der preuß. Provinz Hannover, [* 4] südöstlich von Bremen, [* 5] aus den Orten Bürgerei, Hagen [* 6] u. Westerwisch bestehend, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, Vieh- und Pferdehandel und (1885) 1697 Einw.
(Theestrauch, Thea L.), Gattung aus der Familie der Ternströmiaceen, immergrüne Sträucher oder kleine Bäume mit abwechselnden, lederigen oder krautigen, glänzenden, meist gesägten, einfachen Blättern, achselständigen, einzeln oder in Büscheln stehenden, weißen oder rosenroten Blüten und holzigen, dreifächerigen, dreisamigen Kapseln. [* 7] Die wenigen Arten dieser Gattung sind im obern Indien, in China [* 8] und Japan heimisch. Die wichtigste Art der auf Ostasien beschränkten Gattung (mit welcher oft die Gattung Camellia vereinigt wird), Thee chinensis Sims., [* 9] ein 1-3, selbst 10 m hoher Strauch mit kahlen oder seidighaarigen Zweigen und Blattstielen, lanzettlichen, verkehrt eilanzettlichen oder länglich-eiförmigen, spitzen, selten stumpfen, gesägten, kahlen und glänzenden Blättern, ziemlich großen, weißen, rosa angehauchten, wohlriechenden Blüten, braunen, dreikantigen Kapseln und kirschkerngroßen, glänzend braunen Samen [* 10] mit gelbem Nabel, variiert ungemein und hat im Lauf einer mehr als tausendjährigen Kultur zahlreiche Spielarten ergeben, welche ziemlich konstant sind (man unterscheidet Thee viridis L. [s. Tafel »Genußmittelpflanzen«], [* 11] mit langen, breit lanzettlichen, Thee Bohea L., mit kürzern, mehr verkehrt eirunden, und Thee stricta Hayne, mit schmälern Blättern als die vorige und straff aufrechten Ästen), und von denen die breitblätterige Thee assamica Lindl., welche in Assam einen hohen Baum bildet, vielleicht die Stammpflanze ist.
Genau kennt man das Vaterland des Thees nicht, doch ist dasselbe wahrscheinlich in Oberassam zu suchen. Durch die Kultur ist der Theestrauch bis 40° nördl. Br. verbreitet, namentlich in China und Japan, auch in Kotschinchina, Korea, Indien, Java, Sumatra und in Amerika. [* 12] Der Theestrauch wird in China vorwiegend zwischen dem 25. und 31.° nördl. Br., besonders in den Provinzen Kuangtung, Fukian, Kiangsi, Tschikiang und Nganhui, gewöhnlich auf den südlichen Abhängen der Hügel kultiviert, wohl niemals aber in eignen, ihm allein gewidmeten Anlagen, sondern entweder in zerstreuten Büschen oder in Reihen zwischen den Feldern, nicht selten zwischen den Reisfeldern auf den mehr oder weniger hohen Dämmen.
Man pflanzt den Thee durch Samen fort, versetzt die etwa einjährigen Sämlinge in Reihen, 1,25 m voneinander entfernt, stutzt die Pflanze im dritten Jahr auf etwa 60 cm und sammelt die neuentwickelten Blätter vom April bis September. Die kaum aus den Knospen [* 13] sich entwickelnden, seidenartig glänzenden, weißlichen Blättchen heißen nach der Zubereitung Theeblüten. Im siebenten Jahr schneidet man den Strauch nahe am Boden ab, damit die Stümpfe neue Schößlinge und zarte Blätter treiben.
Die geernteten Blätter läßt man an der Luft auf Matten welken, knetet sie dann mit nackten Füßen in Kübeln zu einer Kugel und erhitzt sie unter beständigem Mischen auf einem seichten Bambusgeflecht über Kohlenfeuer, rollt sie, indem man die flach aufgelegten Hände im Kreis herumführt, und trocknet sie an der Luft. Dann folgt das Sieben, Sichten, Mischen und Auslesen, worauf man die Blätter noch einmal erhitzt, um alle während der Bearbeitung aufgenommene Feuchtigkeit zu beseitigen.
Das Verfahren weicht übrigens in verschiedenen Gegenden sehr voneinander ab, und die auf eine oder die andre Weise provisorisch zubereiteten Blätter werden von den Agenten der Theehändler angekauft und in den größern Handelsplätzen weiter bearbeitet. Man erhitzt sie unter beständigem Mischen auf eisernen Pfannen über Aschenglut viermal abwechselnd mit Auslegen des erhitzten Thees an die Sonne [* 14] oder in einen luftigen Raum, rollt dabei die Blätter noch besser ein, röstet sie und parfümiert sie für den europäischen Geschmack mit den Blüten von Camellia sasaqua, Aglaia odorata, Gardenia florida, Olea fragrans, Jasminium Sambac und paniculatum, Orangenblüten etc. Abgesehen von dem Einfluß der Beschaffenheit der ältern oder jüngern Blätter auf die Qualität des Thees verdanken die verschiedenen Handelssorten ihren Ursprung ausschließlich einer verschiedenen Zubereitungsweise, und der schwarze und grüne Thee können von derselben Pflanze gewonnen werden, wenn man die Blätter so schnell trocknet, daß sie ihre Farbe behalten, oder so langsam, daß der Blattsaft einer Gärung unterliegt.
Den grünen Thee bereitet man in der Provinz Hupei aus den im Anfang der Saison gewonnenen feinhaarigen Kuppen der jüngsten Zweige. Der beste schwarze Thee, welcher vier Fünftel der Gesamtausfuhr nach England ausmacht, kommt aus dem Distrikt Kienningfu in der Provinz Fukian, von den berühmten Boheahügeln, und führt im Handel unzählige Namen, welche hauptsächlich auf die Lokalitäten, wo derselbe wächst, oder auf die Eigentümer des Grundstücks sich beziehen.
Der beste grüne Thee kommt aus Huangho und Santotschu und soll um so mehr an Güte abnehmen, aus je weiter nördlich von Kanton [* 15] gelegenen Distrikten er auf den Markt gebracht wird. In Japan baut man den Thee von 33-36° nördl. Br., und die bedeutendsten Theedistrikte befinden sich nordöstlich und östlich von Oasaka in den Provinzen Yamasiro und Ise sowie südlich vom Fusijama. Man pflanzt die Sträucher um die Felder meist zwischen Maulbeerbäumen; doch soll es auch eigne, vom Theestrauch allein eingenommene Pflanzungen geben.
Die Kultur ist ähnlich der chinesischen. Die Blätter werden sofort in eisernen Pfannen über Kohlenfeuer unter fortwährendem Mischen mit den Händen etwa 40 Minuten gewärmt, dann auf Matten ausgebreitet, mit den Händen gerollt und getrocknet. Alle diese Operationen werden mehrmals wiederholt. Man behandelt die Blätter aber auch auf Sieben zunächst mit Wasserdampf und trocknet sie, nachdem sie braun geworden, auf einer Matte. Die getrockneten Blätter werden auf einem Rahmen mit Papierboden oder in eisernen Pfannen über Kohlenfeuer erhitzt und schließlich gerollt.
Das Produkt ist ein grüner, starker, im ganzen aber geringerer Thee als der chinesische. Man unterscheidet die Sorten hauptsächlich nach ihrer Qualität und nicht, wie in China, nach der Provenienz. Der japanische Thee geht meist nach Nordamerika. [* 16] Die Theegärten Indiens befinden sich in den Distrikten Assam, Dakka (Kachar, Silhet) und Dardschiling der Provinz Bengalen und in dem Kangradistrikt des Pandschab. Die Pflanzungen auf den Nilgiri (Präsidentschaft Madras) [* 17] sowie jene in den Nordwestprovinzen und in Britisch-Birma sind von geringerer Bedeutung. Die Kultur ist im wesentlichen dieselbe wie in China, und man produziert auch hier zum weitaus größten Teil schwarze Thees, indem man die Blätter eine Woche welken läßt, zu faustgroßen Kugeln zusammenknetet und rollt und dann zwei Stunden unter feuchten Tüchern einer ¶
Gärung überläßt, wobei sich die Blätter braun färben. Nun erhitzt man die wieder isolierten Blätter unter fleißigem Umrühren etwa drei Minuten in eisernen Pfannen, rollt sie von neuem, setzt sie in dünner Schicht einige Stunden der Luft aus und erhitzt sie dann, mit Matten bedeckt, etwa 24 Stunden, wobei sich das herrliche Aroma entwickelt. Zuletzt folgt das Auslesen und Sortieren. Nach der Qualität unterscheidet man Orange-Flowery-Pekoe, Flowery-Pekoe, Pekoe, Broken-Pekoe, Pekoe-Dust, Pekoe-Souchong, Souchong, Broken-Tea, Kongoe, Dust.
Der indische Thee zeichnet sich durch Stärke [* 19] und durchdringendes Aroma aus und eignet sich deshalb vortrefflich zur Mischung mit schwächeren chinesischen Thee. Die Sorten führen dieselben Bezeichnungen wie die chinesischen. Der größte Teil geht nach England. Der anfangs sehr schlechte Javathee hat sich durch Verbesserungen in Kultur und Zubereitung sehr gehoben; er ist herber und stärker als Chinathee, ohne den Assamthee an Wohlgeschmack zu erreichen. Die in Amerika unternommenen Versuche der Theekultur in Brasilien [* 20] und den Südstaaten der Union haben bis jetzt wenig Bedeutung.
Die Theeblätter enthalten Kaffein (Thein), Gerbsäure, Boheasäure, Gallussäure, Oxalsäure, Quercitrin, ätherisches Öl, Eiweißstoff (wahrscheinlich Legumin) etc. Der Kaffeingehalt schwankt zwischen 0,8 und 5 oder 6,2 Proz., beträgt im Durchschnitt 2 Proz., kann aber durchaus nicht als Wertmesser des Thees gelten, da bei den grünen Sorten die wohlfeilern an Kaffein reicher sind als die im Handel höher geschätzten, während beim schwarzen Thee das Umgekehrte stattfindet.
Der grüne Thee ist reicher an Gerbsäure als der schwarze, bei dessen Bereitung ein Teil derselben, wie es scheint durch den Gärungsprozeß, zerstört wird. Schwarzer Thee enthält durchschnittlich 10 Proz. Gerbsäure, und die Abweichungen nach oben und unten überschreiten nicht 1,5 Proz. In den Aufguß gehen etwa 29-45 Proz. löslicher Stoffe über. Unter den mineralischen Bestandteilen des Thees ist Kali vorherrschend, welches auch größtenteils in den Auszug übergeht, während Kalk, Magnesia, Phosphorsäure in den extrahierten Blättern bleiben.
Auffallend ist, daß der Auszug trotz der Gerbsäure Eisen [* 21] enthält. Die wirksamen Bestandteile des Thees sind das Kaffein und das ätherische Öl, während die Gerbsäure, wenigstens bei nicht übermäßigem Genuß, kaum in Frage kommt; einen Nahrungswert besitzt der Thee nicht. Er äußert seinen erregenden Einfluß auf das Nervensystem, zumal auf das Gehirn, [* 22] indem er wach erhält. Die Kraft, [* 23] erhaltene Eindrücke zu verarbeiten, wird durch den Genuß von Thee gesteigert; man wird zu sinnigem Nachdenken gestimmt, und trotz einer größern Lebhaftigkeit der Denkbewegungen läßt sich die Aufmerksamkeit von einem bestimmten Gegenstand fesseln. Es findet sich ein Gefühl von Wohlbehagen und Munterkeit ein, und die produktive Thätigkeit des Gehirns gewinnt einen Schwung, der bei der größern Sammlung und der bestimmter begrenzten Aufmerksamkeit nicht leicht in Gedankenjagd ausartet.
Wird der im Übermaß getrunken, so stellt sich erhöhte Reizung des Nervensystems ein, die sich durch Schlaflosigkeit, allgemeines Gefühl der Unruhe und Zittern der Glieder [* 24] auszeichnet. Es können selbst krampfhafte Zufälle, erschwertes Atmen, ein Gefühl von Angst in der Präkordialgegend entstehen. Da das ätherische Öl des Thees, in größerer Menge genossen, narkotisch wirkt, so erklärt sich daraus die Eingenommenheit des Kopfes, die sich nach übermäßigem Theetrinken anfangs als Schwindel, dann als Betäubung zu erkennen gibt.
Diese nachteiligen Wirkungen hat der grüne Thee in viel stärkerm Maß als der schwarze. Der Chinese und Japaner trinkt den Aufguß des Theeblattes ohne jede Beimengung; in Europa [* 25] setzt man dem Thee wohl allgemein Zucker [* 26] zu, häufig genießt man ihn auch mit Milch und verdeckt das Aroma oft vollständig durch Vanille, Rum etc. Asiatische Völker bereiten den Thee auch mit Salz, [* 27] Milch, Butter, Mehl [* 28] sowie mit Betel, Soda, Gewürzen, und hier und da werden auch die erschöpften Blätter gegessen.
Zur Bereitung des Thees (einen Theelöffel voll Thee auf die Person und einen auf die Kanne) [* 29] spült man die (metallene) Kanne mit heißem Wasser aus, schüttet den Thee hinein, gießt wenig kochendes Wasser hinzu, füllt nach 3 Minuten die Kanne mit siedendem Wasser und läßt noch 5 Minuten ziehen. Nach einer andern beliebten Methode übergießt man den Thee nur mit ⅕-¼ des erforderlichen siedenden Wassers, läßt 5 Minuten ziehen, gießt dann ab und füllt nun die Tasse, indem man etwa ¼ Extrakt und ¾ heißes Wasser hineingießt. Die Hauptsache bleibt immer, daß man gutes reines Wasser in einem Gefäß [* 30] erhitzt, welches niemals zu andern Zwecken benutzt wird.
Die bei uns gebräuchlichsten Handelssorten des chinesischen schwarzen Thees sind: Pekoe (»Milchhaar«),
die feinste Sorte, besteht aus zarten, jungen, schwarzbraunen Blättern, die besonders gegen die Spitze zu mit weißem, seidenartigem Filz (Blüte) [* 31] bedeckt sind. Der Aufguß ist hell, goldgelb. Kongoe (d. h. Thee, auf welchen Arbeit verwendet wurde), auch Kamp-hu genannt, kurze, dünne, schwärzlichgraue Blätter, liefert einen hellen Aufguß von angenehmem Geruch; diese Sorte bildet zwei Drittel der gesamten englischen Einfuhr. Souchong (kleine Sorte), bräunliche, etwas ins Violette spielende, große Blätter von Melonengeruch, gibt einen klaren, duftenden Aufguß von süßlichem Geschmack.
Diese Sorte bildet namentlich den Karawanenthee, welcher auf dem Landweg nach Rußland importiert ward und bei diesem Transport viel weniger leidet als der Thee, welcher den Seeweg nimmt. Gegenwärtig hat die Absendung von Theekarawanen fast ganz aufgehört, und was von Nishnij Nowgorod unter dem Namen Karawanenthee versandt wird, hat meist vorher den Weg über London [* 32] und Königsberg [* 33] dorthin genommen. Pouchong, breite, lange, stark gedrehte Blätter mit vielen Blattstielen, gibt einen grüngelblichen Aufguß von ambraartigem Geruch.
Kaperthee, Kaper-Kongoe, die geringste schwarze Theesorte, wegen ihrer Ähnlichkeit [* 34] mit Kapern so genannt, bildet einen sehr bedeutenden Teil der europäischen Einfuhr. Von grünem Thee unterscheidet man: Imperial- oder Kaiserthee (Kugelthee), kugelförmig zusammengerollte Blätter, großkörnig, bläulichgrün;
Gunpowder (Schießpulver, [* 35] Perlthee), kleinkugelig, dunkler;
Haysan, seitlich zusammengerollte Blätter, grün, ins Bläuliche fallend;
Younghaysan, Tonkay und Haysanchin.
Eine eigentümliche Ware ist der Ziegelthee (Backsteinthee), welcher aus Theeblättern und -Stengeln, Abfällen aller Art von der Bereitung des Thees dargestellt wird, indem man dieselben dämpft, zusammenpreßt, dabei in Form von Ziegeln bringt und trocknet. Dieser nur in China bereitete Thee dient den Nomadenvölkern Rußlands, den Kalmücken, Kirgisen, Baschkiren etc., als gewöhnliches und sehr beliebtes Nahrungsmittel, [* 36] welches mit Milch und Hammelfett gekocht wird. In Nordasien gelten diese Ziegel auch als Handelsmünze. ¶
Der Thee unterliegt manchen Verfälschungen, besonders in Kanton (daher die Handelsbezeichnung Canton made im Gegensatz zu Country), aber auch in Europa. Sehr gebräuchlich ist die Färbung des grünen Thees mit Berliner Blau, [* 38] Indigo, [* 39] Kurkuma und das Bestäuben (Glasieren) mit Gips; [* 40] in England verfälscht man den Thee mit Blättern von Schlehdorn, Ulme, Esche, Weidenröschen etc.; auch wird sehr häufig schon einmal benutzter Thee mit Katechu etc. wieder aufgefrischt.
Bis zu Beginn der 70er Jahre lieferte China fast ausschließlich Thee für den Weltmarkt, dann begann Japan sich zu beteiligen, und bald nachher trat Ostindien [* 41] mit so bedeutenden Quantitäten auf, daß die monopolistische Stellung Chinas wesentlich geschwächt ist. China exportierte 1885: 1,618,404 Pikuls schwarzen, 214,693 grünen Thee, 280,112 Ziegelthee und 15,505 Staubthee, im ganzen 2,128,714 Pikuls = 128,7 Mill. kg im Wert von 173 Mill. Mk. Dazu kommt die chinesische Theeausfuhr nach Sibirien und nach der Mongolei, so daß sich die Gesamtausfuhr für 1885 auf 138,7 Mill. kg berechnet. Man nimmt an, daß die Ausfuhr etwa ein Drittel der Produktion beträgt. Außerdem lieferten für den Weltmarkt: Britisch-Ostindien 31,2, Japan 16 (?), Java und Madura 2,4 (?), Ceylon [* 42] und andre Gebiete 1,8 Mill. kg. Der Gesamtexport beträgt 190,1 Mill. kg gegen 120 im J. 1872. Der Theeverbrauch beträgt in einem Jahr pro Kopf der Bevölkerung [* 43] in:
Austral. Kolonien | 3.47 | kg | Portugal | 0.05 | kg |
Großbritannien | 2.16 | - | Schweiz | 0.05 | - |
Kanada | 1.67 | - | Norwegen | 0.04 | - |
Vereinigte Staate. | 0.59 | - | Deutschland | 0.03 | - |
Niederlande | 0.48 | - | Schweden | 0.01 | - |
Dänemark | 0.17 | - | Österreich | 0.01 | - |
Europ. Rußland | 0.17 | - | Belgien | 0.01 | - |
Der Gebrauch des Thees ist in China sehr alt. Ein buddhistischer Heiliger soll im frommen Eifer das Gelübde gethan haben, sich des Schlafs zu enthalten. Da ihn derselbe endlich doch überwältigte, so schnitt er zur Sühne seine Augenlider ab und warf sie auf die Erde; aus ihnen erwuchs die schlafverscheuchende Theestaude. Dieser Heilige lebte angeblich im 6. Jahrh. Doch ist bekannt, daß der Thee schon früher medizinisch benutzt wurde. Am Ende des 8. Jahrh. war derselbe in China schon besteuert, und um diese Zeit haben chinesische Bonzen den Strauch nach Japan verpflanzt, wo er bald ebenso wie in China verbreitet wurde.
Hier trinkt man ihn allgemein, wenn auch der Ärmere sich mit Surrogaten behilft, die auf dem Feld wild wachsen. Wie es scheint, hat der Mangel an gutem Trinkwasser die Sitte des Theetrinkens sehr befördert; doch hat der Thee jedenfalls auch in seiner Eigenschaft als narkotisches Genußmittel sich zahlreiche Freunde erworben. In Asien [* 44] verbreitete sich die Sitte des Theetrinkens im 15. Jahrh.; die Araber, welche seit dem 9. Jahrh. mit China Handel trieben, beschrieben den Thee unter dem Namen Scha, entsprechend dem chinesischen Namen Tscha, welcher in Fukian Tiä (daher Thee) lautet.
Europa erhielt die erste Nachricht vom Thee 1559 durch die Portugiesen und Holländer, Maffei erwähnt ihn 1588 in seiner »Historia indica«, und 1610 brachten die Holländer in Bantam von chinesischen Kaufleuten erstandenen Thee auf den Markt. 1635 soll Thee zuerst nach Paris [* 45] gekommen sein; drei Jahre später erhielt ihn Rußland auf dem Landweg, indem russische Gesandte ihn als Geschenk für den Zaren mitbrachten. 1650 wurde der Thee in England bekannt, und zehn Jahre später trank man ihn als kostbares Getränk in Londoner Kaffeehäusern. 1665 brachte Lord Arlington den ersten Thee direkt aus Ostindien, während die frühern Sendungen durch Holländer und andre Vermittler geschehen waren.
Die Sitte des Theetrinkens machte indes zunächst langsame Fortschritte, zumal bald viele Feinde derselben auftraten, welche den Genuß des Thees wie den des Kaffee bekämpften. Dagegen rühmten wieder andre (Molinari 1672, Albinus 1684, Pechlin 1684, Blankaart 1686, Blegna 1697) den Thee auf das lebhafteste, und besonders Bontekoe, welcher Leibarzt des Kurfürsten von Brandenburg [* 46] war, veröffentlichte 1667 eine Lobrede auf den Thee voll arger Übertreibungen. Er machte den Thee zuerst in Deutschland [* 47] bekannt.
Solange der Thee Monopol einzelner Kompanien war und hoch besteuert wurde, blieb der Verbrauch beschränkt. Noch 1820 erhielten Europa und Nordamerika nur 32 Mill. Pfd., wovon drei Viertel auf England entfielen. Seitdem hat sich durch Verminderung der Zölle und Aufhebung des Monopols der Ostindischen Kompanie der Verbrauch ungemein vergrößert. Wirklich zur Volkssitte ist das Theetrinken aber nur bei Holländern und Engländern geworden, durch welche es auch nach den Kolonien verpflanzt wurde.
Sonst ist der Theekonsum nur noch in Rußland, Skandinavien und den Küstengegenden des mittlern Europa von Bedeutung, in den übrigen Ländern hat die Sitte nur in den Städten und den höhern Schichten der Bevölkerung Eingang gefunden. 1825 entdeckte Bruce die Theepflanze in Assam, und zehn Jahre später wurden die ersten Regierungspflanzungen gegründet und diese 1839 an die Assam Tea Company abgetreten. 1851 betrug der indische Export nur 262,839 Pfd., seit 1861 aber nahm derselbe einen rapiden Aufschwung.
Auf Java datiert die Theekultur seit 1825, und elf Jahre später kam der erste Javathee nach Amsterdam. [* 48] In Brasilien begann man 1812 mit dem Theebau, ohne indes besonders gute Resultate zu erzielen; die Versuche in Nordamerika begannen etwa 1848 in Südcarolina und Tennessee. In Europa wurde die erste Theestaude 1658 von Jonquet in Paris gepflanzt, in Südeuropa hält sie im Freien aus, und in Hohenheim bei Stuttgart [* 49] überstand sie sogar den harten Winter von 1784. In Frankreich, Portugal, [* 50] Kleinasien, auf St. Helena, Bourton und am Kap ist der Theebau ohne wesentlichen Erfolg versucht worden.
Vgl. Jacobson, Handbuch der Theekultur (in holländ. Sprache, [* 51] Batav. 1844);
Bruce, Report on the manufacture of teas (Lond. 1849);
Ball, Cultivation and manufacture of tea in China (das. 1848);
Fries, Darstellung der Theekultur und des Theehandels in China (Wien [* 52] 1878);
Money, Cultivation and manufacture of tea (4. Aufl., Lond. 1888);
Schwarzkopf, Der Thee, Bestandteile etc. (Halle [* 53] 1881);
Feistmantel, Die Theekultur in Britisch-Ostindien (Prag [* 54] 1888).
mongolischer, s. Saxifraga. ^[= L. (Steinbrech), Gattung aus der Familie der Saxifragaceen, meist ausdauernde, vielgestaltige ...] [* 55]
von New Jersey, Ceanothus. ^[= L. (Seckelblume), Gattung aus der Familie der Rhamneen, in Nordamerika, Westindien und am Kap ...]
weißer, s. Melaleuca. ^[= L. (Kajeputbaum), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, große Sträucher und Bäume, mit zerstreut ...]
s. Gaultheria. ^[= Kalm. (Scheinbeere), Gattung aus der Familie der Erikaceen, meist niederliegende ...]
mexikanisches, s. Chenopodium. ^[= L. (Gänsefuß, Schmergel, Melde), Gattung aus der Familie der Chenopodiaceen, einjährige oder ...]
s. Samowar. ^[= ("Selbstkocher"), in Rußland allgemein gebräuchlicher, aus Messing oder Tombak ...]
s. Teer. ^[= Produkt der trocknen Destillation vieler organischer Körper, entsteht stets neben einer wässerigen ...]
(hebr., Gebetriemen, griech. Phylakterien, nach Luthers Übersetzung, Matth. 23,5,. »Denkzettel«),
bei den Juden Pergamentstreifen, mit Bibelsprüchen (5. Mos. 6,4-9; 11,13-21;. 2. Mos. 13,1-16) beschrieben, die, in zwei würfelförmige Kapseln gelegt, beim werktägigen Morgengebet an die Stirn und an den linken Arm dem Herzen gegenüber mit ledernen Riemen gebunden werden, um anzudeuten, daß man Gedanken und Herz auf Gott ¶
richten müsse. Eine Mißdeutung des ursprünglichen Sinnes war es, wenn man sie für Amulette hielt (daher griechisch Phylakterien).
s. v. w. Kaffein. ^[= (Koffeïn, Guaranin, Methyltheobromin) C8H10N4O2, Alkaloid, findet sich in den Samen ...]
Augustin, gelehrter kathol. Kanonist, geb. zu Breslau, [* 57] studierte daselbst Theologie, dann Philosophie und die Rechte, gab mit seinem Bruder Anton (s. unten) eine oppositionelle Schrift: »Die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit bei den christlichen Geistlichen« (Altenb. 1828, 2 Bde.; 2. Ausg. 1845), heraus, unternahm seit 1830 eine wissenschaftliche Reise nach Wien, London und Paris und ging 1833 nach Rom, [* 58] wo er für den Ultramontanismus gewonnen ward.
Seit 1855 war er Präfekt des vatikanischen Archivs. Nicht bloß hat er des Baronius »Annales ecclesiastici« neu herausgegeben (Bar le Duc 1864 ff.) und fortgesetzt (Rom 1856-57, 3. Bde.),
sondern daneben auch eine große Anzahl selbständiger Schriften verfaßt, namentlich kirchenrechtlichen und kirchengeschichtlichen Inhalts, z. B.: »Die neuesten Zustände der katholischen Kirche in Polen und Rußland« (Augsb. 1841);
»Geschichte der Zurückkehr der regierenden Häuser von Braunschweig und Sachsen [* 59] in den Schoß der katholischen Kirche« (Einsiedeln 1843);
»Die Staatskirche Rußlands im Jahr 1839« (anonym, Schaffh. 1844);
»Zustände der katholischen Kirche in Schlesien [* 60] von 1740 bis 1758« (Regensb. 1852, 2 Bde.);
»Über Ivos vermeintliches Dekret« (Mainz [* 61] 1852);
»Geschichte des Pontifikats Clemens' XIV.« (Leipz. u. Par. 1853, 2 Bde.);
»Documents inédits relatifs aux affaires religieuses de la France« (Par. 1858, 2 Bde.);
»Monumenta vetera historica Hungariam sacram illustrantia« (Rom 1859-60, 2. Bde.; »Vetera monumenta Poloniae et Lithuaniae gentiumque finitimarum historiam illustrantia« (das. 1860-64, 4 Bde.);
»Codex diplomaticus dominii temporalis S. Sedis« (das. 1861-62, 3 Bde.);
»Vetera monumenta Slavorum meridionalium historiam illustrantia« (Bd. 1, das. 1863);
»Vetera monumenta Hibernorum et Scotorum historiam illustrantia« (das. 1864);
»La souveraineté temporelle du Saint-Siège, jugée par les conciles généraux de Lyon, [* 62] en 1245, de Constance, en 1414« (Bar le Duc 1867).
Diese Urkundenwerke wurden in einer von ihm eigens eingerichteten Offizin im Vatikan [* 63] gedruckt. Während des vatikanischen Konzils wurde Theiner gemaßregelt und ihm das Archivariat abgenommen, weil er beschuldigt war, verschiedene Aktenstücke den deutsch-österreichischen Oppositionsbischöfen in die Hand [* 64] gespielt zu haben. Der eigentliche Thäter war Friedrich in München. [* 65] Während letzterer in Theiners Auftrag anfing, die von diesem in der vatikanischen Bibliothek vorbereiteten »Acta genuina concilii Tridentini« (Agram [* 66] u. Leipz. 1874, 2 Bde.) herauszugeben, starb Theiner
Vgl. Gisiger, Vater Theiner und die Jesuiten (Mannh. 1875). -
Sein älterer Bruder, Joh. Anton, geb. 1799 zu Breslau, war seit 1824 außerordentlicher Professor des Kirchenrechts daselbst; die in dem mit seinem Bruder gemeinschaftlich herausgegebenen Buch über den Cölibat hervortretende liberale Tendenz sowie seine Teilnahme an den damaligen Reformbestrebungen des Klerus bewogen die Regierung, ihm die Vorlesungen über Kirchenrecht zu untersagen; er wurde daher 1830 Pfarrer, trat 1845 zum Deutschkatholizismus über und starb 1860 als Sekretär [* 67] der Universitätsbibliothek in Breslau. Er schrieb unter anderm: »Das Seligkeitsdogma der katholischen Kirche« (Bresl. 1847).
s. Baregin. ^[= (Glairin, Zoogen), gallertartiger, schleimiger Absatz in allen schwefelhaltigen ...]
(griech.), im Gegensatz zum Atheismus allgemeine Bezeichnung für jegliche Art von Gottesglauben;
insbesondere in neuerer Zeit die Lehre [* 68] von einem persönlichen, über die Welt ebenso erhabenen wie lebendig ihr nahen und sie durchweg bedingenden Gott, im Gegensatz nicht bloß zum Pantheismus (s. d.), sondern auch zum Deismus (s. d.).
(ungar. Tisza, lat. als Grenzfluß Daciens Tissus, Tisia oder Pathissus), der größte Nebenfluß der Donau, der zweitgrößte Fluß Ungarns und der fischreichste Europas, entsteht im Komitat Marmaros auf den Waldkarpathen aus der Vereinigung der Schwarzen und Weißen Theiß, fließt anfangs südlich durch enge Gebirgspässe und wendet sich nach Aufnahme des Vissó, der Iza, des Taraczko, Talabor und Nagyág west- und nordwestwärts über Sziget nach Huszt. Bis hierher ist die Theiß rein und schnell fließend, in der Ebene aber schleichend und schlammig.
Nachdem sie sodann rechts die Borsova, links die Thur und die Szamos aufgenommen, fließt sie von Csap über Tokay bis Szolnok gegen SW., dort wendet sie sich südwärts, welche Richtung sie, Csongrád und Szegedin [* 69] berührend, bis zur Mündung in die Donau (unterhalb Neusatz), mit der sie in einer durchschnittlichen Entfernung von 90 km parallel läuft, beibehält. Die Ufer sind meist flach und infolge der häufigen Überschwemmungen sumpfig. Ihre Breite [* 70] beträgt 160-320 m. Schiffbar wird sie bei Sziget, für größere Fahrzeuge an der Hernádmündung, für Dampfboote, welche früher bis Tokay verkehrten, erst bei Szolnok, von wo an sie ebenso große Lasten wie die Donau trägt.
Der Bácser oder Franzenskanal verbindet sie mit der Donau, der Begakanal mit der Temes. Seit längerer Zeit hat man neben der Theißregulierung auch die Trockenlegung der Ufermoräste und die Sicherung des Ufergebiets vor Überschwemmung begonnen, durch die unvollständige Durchführung aber anderseits die tiefern Gegenden geschädigt. Der Lauf der Theiß beträgt mit den Krümmungen 1308 km, der direkte Abstand von der Quelle [* 71] nur 467 km; ihr Gebiet umfaßt 146,500 qkm (2660 QM.). Der Lauf ist des sehr geringen Gefälles halber ziemlich träge; von Namény bis zur Mündung sinkt der Wasserspiegel nur um 40 m. Überschwemmungen der doppelt schnellern Donau stauen die Theiß weit aufwärts. Nebenflüsse derselben sind rechts: Taraczko, Talabor, Nagyág, Borsova, Bodrog, Sajó (Hernád), Eger, [* 72] Zagyva;
links: Vissó, Iza, Szamos, Körös, Maros, Bega.
Vgl. Hieronymi, Die Theißregulierung (Budapest [* 73] 1888).
s. Eintagsfliegen. ^[= (Ephemeren, Ephemeriden, Hafte, Ephemeridae Leach), Insektenfamilie aus der Ordnung der Falschnetzfl ...]
(ungar. Tiszolcz), Markt im ungar. Komitat Gömör und Station der Ungarischen Staatsbahn, mit (1881) 3511 slowakischen und ungar. Einwohnern, Schafzucht, Käsebereitung, Eisensteinbergbau, bedeutendem Eisenwerk (Produktion 130,000 metr. Ztr.), Papierfabrik und einem Sauerbrunnen.
(griech.), s. Sporen ^[= (Sporae, Keimkörner), bei den Kryptogamen die zur Vermehrung dienenden, den Samen der Phanerogamen ...] und Pilze, [* 74] S. 66.
die heilige, nach der Legende eine vornehme Jungfrau aus Ikonion, die vom Apostel Paulus zum Christentum bekehrt ward und ihm nach Antiochia folgte. Da sie das Gelübde eines ehelosen Lebens gethan, hatte sie von seiten ihrer Familie und ihres Bräutigams heftige Verfolgungen zu erdulden und wurde endlich, von letzterm als Christin denunziert, im Zirkus den winden Tieren vorgeworfen, von diesen aber, wie ein späteres Mal von den Flammen, denen man sie preisgab, verschont. Nach Paulus' Tod lebte sie bis ins hohe Alter in einer Höhle bei Seleukia. Ihr Tag ist der 23. September. Thekla ist die ¶
Heldin eines christlichen Romans aus dem 2. Jahrh., betitelt: »Die Akten des Paulus und der Thekla«, der im wesentlichen noch erhalten ist und von Tischendorf in den »Acta apostolorum apocrypha« (Leipz. 1851) herausgegeben wurde. Eine poetische Nachbildung der Legende verdankt man P. Heyse.
Vgl. Schlau, Die Akten des Paulus und der Thekla, und die ältere Theklalegende (Leipz. 1877);
Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten, Bd. 2 (Braunschw. 1884-86).
s. Reptilien, ^[= (Reptilia, "Kriechtiere"), früher allgemein mit den Amphibien vereinigte und als ...] S. 738.
Landschaft im norweg. Stift Christianssand (Amt Bratsberg), wird von einer Gebirgsmasse ausgefüllt, die im Gausta (1884 m) ihren höchsten Gipfel hat. Die Gegend ist reich an großen Seen, die ihr Wasser größtenteils dem Norsjö abgeben, der wieder durch die 10 km lange Skienselv seinen Abfluß zum Meer hat. Am Gausta ist das großartige Westfjorddal mit dem Wasserfall Rjukan bemerkenswert. Vornehmlich das nördliche Thelemarken wird seiner Naturschönheiten halber viel von Touristen besucht.
Die Bewohner sind ein kräftiger Schlag, rauh und keck, aber gutmütig und höflich; sie haben in ihren Sitten noch viel Originelles. Ihre Tracht besteht aus einer kurzen, grauen, grün besetzten Jacke, einem grauen, kurzen Beinkleid und Schuhschnallen; dazu tragen sie langes Haar [* 76] und stets ein Messer [* 77] an der Hüfte. In den hohen Teilen des Landes herrscht Armut, aber überall findet sich eine gewisse Bildung. Zu den größern Gehöften gehört ein sogen. Staatshaus (Stue), das für die Gäste bestimmt ist, während der Besitzer in seinem Vorratshaus (Stolpebod, Stabur) wohnt, das auf schlanken geschnitzten Säulen [* 78] ruht und ungeheure Eß- und Kleiderschränke enthält. Der Wohlstand wird durch die Zahl der Pelz- und Wolldecken bestimmt. Ein andres Haus ist Schlaf- und Wohnstätte der Familie, und darüber sind die Kammern für das Gesinde. Abgesondert steht auch das Feuerhaus oder die Küche.
(griech.), das Gesetzte, Aufgestellte; daher in der Rhetorik der einer jeden stilistischen Darstellung zu Grunde liegende Hauptgedanke; in der Musik derjenige Gedanke (Satz) in einem Tonstück, der dem ganzen Stück oder doch einer größern Abteilung desselben zu Grunde gelegt ist, daher als Hauptgedanke am meisten wiederholt und in der Art weiter ausgeführt ist, daß er in den verschiedensten Wendungen und Veränderungen und in verschiedenen Tonarten wiederkehrt. Bei den kontrapunktischen Formen (Fuge etc.) wird das Thema auch Subjekt genannt. Vgl. Kompositionslehre und Fuge.
Stadt im sachsen-meining.
Kreis Hildburghausen, [* 79] an der Werra, Knotenpunkt der Linien Eisenach-Lichtenfels und Themar-Schleusingen der Werraeisenbahn, hat eine evang. Kirche, eine Ringmauer mit Türmen, ein Amtsgericht, Holzhandel, 2 Dampfziegeleien, eine Dampfmahlmühle, Korbwarenfabrikation und (1885) 1694 Einw. Dabei die Ruine Osterburg und das Nadelöhr, ein Felsenriff, welches die Werra durchbrochen hat.
in der griech. Mythologie eine der Titaniden, Tochter des Uranos und der Gäa, war eine Zeitlang Inhaberin des delphischen Orakels, überließ dasselbe aber dem Apollon, [* 80] als Zeus [* 81] sie zu seiner zweiten Gemahlin erhob. Sie gebar demselben die Horen [* 82] und die Mören [* 83] (Parzen). In weiterer Ausbildung erscheint sie als Personifikation der gesetzlichen Ordnung. Dargestellt wird sie auf Münzen [* 84] mit Füllhorn und Wage, [* 85] auch als Göttin der Gerechtigkeit, entsprechend der Justitia.
mit dem Beinamen Euphrades (»Wohlredner«),
peripatetischer Philosoph und Rhetor aus Paphlagonien, lehrte in Nikomedia, späterhin in Konstantinopel, [* 86] wo er 355 Senator, 362 Stadtpräfekt und, obgleich Heide, von Kaiser Theodosius zum Erzieher seines Sohns Arcadius bestellt wurde; starb zwischen 387 und 390. Außer einem Kommentar zu einigen Schriften des Aristoteles (hrsg. von Spengel, Leipz. 1866; von Wallies in den »Commentaria in Aristotelem graeca« der Berliner Akademie, Bd. 23, Berl. 1884) besitzen wir von ihm 33 Reden, die unter andern Dindorf (das. 1874) herausgab.
nach griech. Mythus Tochter des Lapithenkönigs Hypseus und dritte Gemahlin des Athamas (s. d.), tötete aus Versehen ihre eignen Kinder und dann, nachdem sie ihren Irrtum erkannt, sich selbst.
berühmter athenischer Feldherr und Staatsmann, geboren um 527 v. Chr. zu Athen, [* 87] Sohn des Neokles aus dem altattischen Stamm der Lykomiden, aber einer fremden (thrakischen oder karischen) Mutter, weswegen er nicht vollbürtig war, zeigte schon als Knabe hellen Verstand, treffende Urteilskraft, großes Selbstbewußtsein und hochstrebenden Geist, aber auch ein leidenschaftliches, trotziges Gemüt. Er erlangte durch seine geistige Überlegenheit und Kühnheit bald Einfluß bei der Bürgerschaft und war bemüht, sie für die Schaffung einer herrschenden Seemacht zu gewinnen. 493 zum Archonten erwählt, bewirkte er die Anlage des neuen Hafens im Piräeus, ermutigte 490 die Athener zum Widerstand gegen die persische Übermacht und kämpfte als einer der zehn Strategen in der Schlacht bei Marathon.
Da er aber die Rückkehr der Perser mit verstärkter Macht voraussah, welcher die Athener nur mit einer Flotte erfolgreich entgegentreten könnten, so bewirkte er den Beschluß, die Einkünfte der Silberbergwerke von Laurion zur Erbauung von 100 neuen Schiffen zu verwenden, und setzte das Gesetz durch, daß die Flotte einen jährlichen Zuwachs von 20 neuen Trieren [* 88] erhalten sollte. Da Aristeides diese Beschlüsse für verderblich ansah und ihrer Ausführung entgegenwirkte, wurde er 483 auf Themistokles' Betrieb durch den Ostrakismos verbannt, und nun hatte Themistokles allein die Herrschaft in Athen und benutzte sie zur Vermehrung der Seerüstungen, so daß bald 200 Trieren fertig waren.
An der Spitze derselben nahm er an den Kämpfen von 480 (s. Perserkriege) teil, und ihm war es zu danken, daß die griechische Flotte bei Artemision aushielt und die ersten Kämpfe wagte; er bewog die Athener, ihre ganze Existenz der neuen Flotte anzuvertrauen, und führte endlich durch Ausdauer und List den Kampf bei Salamis herbei, der mit dem glänzenden Sieg der Griechen endete. Hierauf zwang er die Kykladen zur Unterwerfung und zur Zahlung ansehnlicher Bußgelder.
Mißgunst und Eifersucht bewirkten, daß Themistokles nicht nur den gebührenden ersten Siegespreis nicht erhielt, sondern auch für 479 nicht zum Feldherrn ernannt wurde. Athen wurde hierauf 478 unter seiner Leitung wieder aufgebaut und befestigt. Den Einspruch Spartas gegen den Bau von Mauern beseitigte er durch List, zog sich aber dadurch dessen Haß zu. Auch der Piräeus wurde von neuem in großem Maßstab [* 89] befestigt, der Hafenbau vollendet und durch Beförderung der Einwanderung die junge Stadt bevölkert. Trotzdem verlor Themistokles bald sein Ansehen und seinen Einfluß, weil er nicht frei von Eitelkeit, willkürlicher Gewaltthätigkeit und Bestechlichkeit war und deshalb von Aristeides verdunkelt wurde; da er diesem entgegenwirkte und das gute ¶
Einvernehmen mit Sparta störte, wurde er 471 durch das Scherbengericht verbannt. Er begab sich nach Argos, mußte aber, als seine Feinde, die Spartaner, ihn der Teilnahme am Hochverrat des Pausanias beschuldigten und in Athen seine Verurteilung und Verfolgung durchsetzten, 466 von da flüchten. Er ging nun über Kerkyra zu dem Molosserkönig Admetos und, als die Spartaner auch von diesem seine Auslieferung verlangten, 465 über Ephesos [* 91] nach Susa zu dem Perserkönig Artaxerxes, der ihm die Einkünfte dreier Städte überwies: Magnesia zum Brot, [* 92] Lampsakos zum Wein, Myus für die Zukost. In Magnesia lebte Themistokles längere Zeit als persischer Satrap in fürstlichem Prunk.
Als er gerade nach Ausbruch des ägyptischen Aufstandes eine persische Flotte gegen seine Heimat führen sollte, starb er plötzlich (um 460), vielleicht freiwillig durch Gift. Seine Freunde brachten seine Gebeine heimlich nach Attika und setzten sie beim Vorgebirge Alkimos bei. Zu Magnesia zeigte man nachmals sein Grabmal und auf dem Markte daselbst seine Bildsäule. Die Briefe, welche wir unter seinem Namen besitzen, sind unecht, wie Bentley (»Abhandlungen«, deutsch von Ribbeck, Leipz. 1867) nachgewiesen hat. Sein Leben beschrieben Cornelius Nepos und Plutarch.
Vgl. Finck, De Themistoclis Neoclis etc. aetate (Götting. 1849);
Bauer, Themistokles (Merseb. 1881).
(engl. Thames, franz. Tamise, im Altertum Tamesis oder Tamesa), der wichtigste Fluß Englands, entspringt als Churn in den Cotswoldhügeln im S. von Cheltenham, wird durch den der Quelle Thames Head (115 m ü. M.) entströmenden Bach verstärkt und vereinigt sich nach einem Laufe von 32 km oberhalb Cricklade mit dem aus W. kommenden kleinern Quellfluß, der eigentlichen Themse oder Isis. [* 93] Der Fluß fließt nun östlich an Lechdale vorbei, wo er für Boote schiffbar wird, nimmt bei Oxford [* 94] den von N. kommenden Cherwell auf, verstärkt sich weiter unterhalb durch Thame (bei Dorchester), Kennet (bei Reading), Loddon, Colne, Wey, Mole [* 95] und Brent sowie unterhalb London durch Lea (s. d.), Ravensbourne, Darent und Medway (s. d.), berührt außer den oben genannten Orten noch Maidenhead (am malerischten Teil des Flusses), Windsor, Kingston und unterhalb London Greenwich, Woolwich, Gravesend und Sheerneß und fällt unterhalb letzterer Stadt in die Nordsee.
Mitten in ihrer 7 km breiten Mündung, bei der »Nore« genannten Sandbank, liegt ein weltberühmtes Leuchtschiff. Das Flußgebiet der Themse umfaßt 15,371 qkm (279 QM.) und gehört 14 Grafschaften an. Die direkte Entfernung der Mündung des Flusses von der Quelle beträgt 201 km, der Stromlauf 346 km. Der unterhalb der Londonbrücke gelegene Teil des Flusses, der eigentliche Hafen Londons, heißt Pool, aber gesetzlich erstreckt sich der Hafen bis zu einer Linie, welche man sich vom Nord Foreland bis zum Harwich Naze gezogen denkt.
Die Breite des Flusses beträgt bei Gravesend noch 731 m, bei der Londonbrücke 244 m. Die Tiefe bis dahin ist nirgends unter 3,6 m. Die Flut steigt alle 12 Stunden 4-6 m senkrechter Höhe mit einer Schnelligkeit von 3-5 km auf die Stunde, so daß Schiffe [* 96] bis zu 800 Ton. in die Catherinedocks dicht bei der Londonbrücke einlaufen können. Die Flut macht sich bis Teddington, 29 km oberhalb der Londonbrücke, bemerkbar, wo die erste Schleuse ihrem weitern Fortschreiten ein Ziel setzt.
Nur selten bildet sich Eis [* 97] im Fluß; wohl aber überschwemmt derselbe häufig seine Ufer, die unterhalb London meilenweit durch Deiche geschützt sind, da die dortigen Marschen bei hoher Flut 1 m unter dem Wasserspiegel liegen. In Beziehung auf den Handel ist die Themse einer der wichtigsten Flüsse [* 98] der Welt, indem an ihren Ufern London, die größte Handelsstadt der Welt, liegt. Ihre Wichtigkeit wird erhöht durch zahlreiche Kanäle, welche die Themse mit fast allen Teilen Englands verbinden.
Die wichtigsten unter ihnen sind: der Thames- und Severnkanal, welcher Lechdale an der obern Themse mit dem Severn und der englischen Westküste verbindet;
der Oxfordkanal, der von Oxford ins mittlere England führt;
der Wilts- und Berkskanal;
der Grand Junctionkanal (s. d.), mit mehreren Zweigen, welcher London mit dem innern England verbindet.
Gegen feindliche Angriffe ist die übrigens wegen der Sandbänke sehr schwierige Themseeinfahrt durch in neuester Zeit sehr verstärkte Befestigungen geschützt. An der Mündung des Medway in die Themse liegt Sheerneß, den Zugang zum Kriegshafen Chatham versperrend. Weiter oberhalb verteidigen vier große Forts (bei Cliffe Creek, Coalhouse Point, Shorne Creek und Tilbury) den Zugang zu Gravesend.
Vgl. »The royal river Themse« (Lond. 1886).
ein Tunnel, [* 99] welcher 2,1 km unterhalb der Londonbrücke unter der Themse weg führt und die Verbindung zwischen den beiden Ufern herzustellen bezweckt, ohne doch dem Schiffsverkehr auf dem Fluß hinderlich zu sein. Die 1798 (von R. Dodd) und 1805-1808 gemachten Versuche schlugen fehl, und erst Marc Isambard Brunel (s. d.) gelang es, durch Erfindung des Teredobohrers das Werk 1825 mit Aussicht auf Erfolg wieder in Angriff zu nehmen. Durch mehrere Unglücksfälle unterbrochen, wurde dasselbe von Page vollendet. Der Tunnel ist 361,8 m lang, 4,27 m breit, 5,18 m hoch, und sein Boden liegt 24,34 m unter dem Straßenniveau. Der Bau kostete über 9 Mill. Mk. 1869 ging derselbe in den Besitz einer Eisenbahngesellschaft über, welche eine Verbindungsbahn durchgeführt hat. Weiter oberhalb liegt ein 1869-70 erbauter zweiter Themsetunnel (Tower subway), 405 m lang und nur für den Personenverkehr bestimmt. Ein dritter Tunnel soll jetzt weiter unterhalb gebaut werden.
Daumenballen.
(spr. -ár), Louis Jacques, Chemiker, geb. zu Louptière im Departement Aube, studierte zu Paris, ward Professor der Chemie am Collège de France, später an der polytechnischen Schule und an der Universität und 1833 Pair von Frankreich. 1840 legte er seine Professur nieder und starb in Paris. Thénards Untersuchungen, welche sich über fast alle Teile der Chemie erstreckten, waren zum Teil epochemachend für seine Zeit. Namentlich lieferte er in Gemeinschaft mit Gay-Lussac eine Reihe der wichtigsten Arbeiten. So entdeckten sie das Bor, die Alkalisuperoxyde und das Baryumsuperoxyd, stellten zuerst die Alkalimetalle ohne Anwendung einer galvanischen Batterie dar und bildeten die Elementaranalyse aus. Thénard entdeckte auch das Wasserstoffsuperoxyd und das Kobaltblau sowie eine neue Methode der Bleiweißfabrikation, vervollkommte die Ölraffinerie etc. Seine Hauptschriften sind: »Traité de chimie élémentaire théorique et pratique« (6. Aufl., Par. 1836, 5 Bde.; deutsch, Leipz. 1825-30, 7 Bde.) und »Recherches physico-chimiques« (mit Gay-Lussac, Par. 1811, 2 Bde.).
natürlich vorkommendes Glaubersalz (schwefelsaures Natron). ^[= # s. v. w. Natriumoxyd; s. auch Natrium.]
s. Kobaltblau. ^[= (Kobaltultramarin, Thénards Blau, Königsblau), blaue Farbe, besteht im wesentlichen aus Kobaltoxyd ...]
ägypt. Göttin, Begleiterin des Gottes Month, eine Form der Hathor. [* 100] ¶