legt man, nachdem das
Wild dadurch vorher angekirrt ist, solche aus und bindet den Fangbrocken auf den
Teller, lockt auch durch
eine
Schleppe (s. d.) das
Raubtier
[* 2] an den
Fangplatz. Für
Marder
[* 3] bindet man ein
Ei
[* 4] auf den
Teller oder hängt einen
Vogel darüber.
Um
Raubvögel
[* 5] zu fangen, hat derTeller eine konische Form und wird auf einem in
Feld- oder Wiesenstücke
eingeschlagenen
Pfahl befestigt
[* 1]
(Fig. 2 u. 3), weil sich dieselben zur
Beobachtung der Umgegend gern hierauf niederzulassen
(aufzuhacken) pflegen. Bei Frostwetter ist der
Fang unsicher, weil der
Teller festfriert und die
Bügel am Losschlagen hindert.
Oft beißen sich auch die gefangenen
Tiere, wenn der
Knochen
[* 6] durchgeschlagen ist, den
Lauf ab und entkommen.
(spr. telljeds),Gabriel, genannt
Tirso de Molina, berühmter span.
Dramatiker, von dessen Lebensumständen nur
wenig bekannt ist. Er war um 1585 zu
Madrid
[* 7] geboren, trat noch vor 1613 in den
Orden
[* 8] der
Barmherzigen Brüder
zu
Toledo
[* 9] und bekleidete nach und nach die wichtigsten
Stellen in demselben. 1645 wurde er
Prior des
KlostersSoria und soll als
solcher 1648 gestorben sein. Tellez gehört zu den größten dramatischen Dichtern
Spaniens und nimmt seinen
Platz unmittelbar neben
Lope und
Calderon ein.
Seine
Stücke sind teils
Schauspiele
(Comedias), teils
Zwischenspiele und
Autos sacramentales (im ganzen ursprünglich gegen 300,
von denen jedoch nur der kleinste Teil erhalten ist); sie zeichnen sich durch ungemeine Originalität und Mannigfaltigkeit
der
Erfindung, Kühnheit des
Plans, meisterhafte Charakterzeichnung und hochpoetische
Diktion aus. Besonders
hervorragend ist Tellez in seinen
Lustspielen, von denen mehrere sich bis auf den heutigen
Tag auf der spanischen
Bühne erhalten
haben. Zu den vorzüglichsten derselben gehören: »DonGil de las calzas verdes« (deutsch in
Dohrns
»SpanischenDramen«, Bd. 1,
Berl. 1841),
»La celosa de si misma«, »La
villana de Vallecas«,
»No hay peor sordo que el que
no quiere oir«, »Marta la piadosa« (deutsch in
Rapps »Spanischem
Theater«,
[* 10] Bd. 5, Hildburgh. 1870),
die geniale
Farce »El amor medico« u. a. Von den
ernstern
Stücken sind besonders das hochtragische »Escarmientos para el cuerdo«,
das großartige »La prudencia en la mujer«, das mystisch-asketische
Drama »El condenado por desconfiado« und der »Burlador
de
Sevilla
[* 11] o el convidado de piedra« (franz. bearbeitet von
Molière; deutsch bei
Dohrn, Bd. 1, und bei
Rapp, Bd. 5), als die
erste dramatische Bearbeitung der
DonJuan-Sage, hervorzuheben. Eine erste (jetzt sehr seltene) Sammlung
von Tellez'
Stücken erschien in 5
BändenMadrid und
Tortosa 1631-36; andre sind einzeln gedruckt und mehrere noch handschriftlich
vorhanden. Eine neuere
Ausgabe der
»Comedias« besorgte
Hartzenbusch
(Madr. 1839-42, 12 Bde.; Auswahl in der »Biblioteca
de autores españoles«, Bd. 5, das.
1850). Die
»Autos« von Tellez finden sich in der unter seinem wahren
Namen herausgegebenen Mischsammlung »Deleytar
aprovechando«
(Madr. 1635; das. 1775, 2 Bde.).
Te, chemisch einfacher
Körper, findet sich in geringen
Mengen gediegen bei Valathna in
Siebenbürgen, gewöhnlich
mit
Metallen verbunden, z. B. mit
Gold
[* 21] als Schrifttellur, mit
Silber als
Weißtellur, mit
Wismut und
Schwefel als
Tetradymit und
mit
Blei,
[* 22]
Antimon und
Schwefel als
Blättererz. Einige dieser
Mineralien
[* 23] werden auf
Silber und
Gold verhüttet. Zur
Gewinnung des Tellurs zieht man Tellurgold oder Tellursilber mit warmer
Salzsäure aus, behandelt den Rückstand mit
Königswasser,
fällt aus der klaren
Lösung das
Gold durch
Eisenvitriol und nach dem
Filtrieren
[* 24] das Tellur durch
schweflige Säure. Es ist silberweiß,
glänzend, blätterig-kristallinisch, spröde, Atomgew. 127,7,
spez. Gew. 6,24, schmilzt so leicht wieAntimon, ist flüchtig, verbrennt an der
Luft zu farblosem, kristallinischem,
wenig in
Wasser löslichem Tellurigsäureanhydrid TeO2 unter Verbreitung eines eigentümlichen, schwach säuerlichen
Geruchs,
löst sich mit roter
Farbe in heißer
Kalilauge zu Tellurkalium und tellurigsaurem
Kali, scheidet sich aber beim Erkalten der
Lösung wieder vollständig aus, wird von konzentrierter
Schwefelsäure
[* 25] und
Salpetersäure zu farbloser,
erdiger, scharf metallisch schmeckender telluriger
Säure H2TeO3 und von schmelzendem
Salpeter zu farbloser,
kristallinischer, metallisch schmeckender Tellursäure H2TeO4 oxydiert. Es verbindet sich direkt mit
den
Haloiden, mit
Schwefel und vielen
Metallen, ist zweiwertig und in
¶
mehr
seinem chemischen Verhalten dem Schwefel und Selen ähnlich. Das gediegene Tellur wurde von den alten Metallurgen Aurum paradoxum,
Metallum problematicum genannt, Klaproth erkannte es 1798 als neues Element, und Berzelius studierte es 1832 genauer, stellte
es aber zu den Metallen.
(Tellurocker), Mineral, natürlich vorkommendes Anhydrid der tellurigen Säure, TeO2 , äußerst
selten mit gediegenem Tellur in Quarz auf einigen siebenbürgischen Gruben, auch mit andern Tellurerzen in Colorado vorkommend.
die italische Gottheit der mütterlichen Erde, daher auch oft Tellus mater genannt, entspricht der griech.
Gäa (s. d.). Man rief sie bei Erdbeben
[* 32] an (wie denn ihr Tempel
[* 33] in Rom,
[* 34] am Abhang des vornehmen Quartiers
der Carinen gelegen, 268 v. Chr. infolge eines Erdbebens im Kriege gelobt worden war), bei feierlichen Eiden zusammen mit dem
Himmelsgott Jupiter, als das allgemeine Grab der Dinge neben den Manen. Wie die griechische Demeter,
[* 35] galt sie auch als Göttin
der Ordnung der Ehe, insbesondere aber verehrte man sie vielfach in Verbindung mit Ceres als Göttin der Erdfruchtbarkeit.
So galten ihr die im Januar am Beschluß der Winteraussaat vom Pontifex an zwei aufeinander folgenden Markttagen angesetzte
Saatfeier (feriae sementivae) und die gleichzeitig auf dem Land gefeierten Paganalien, bei denen ihr mit Ceres
ein trächtiges Schwein
[* 36] geopfert wurde, ferner das am 15. April für die Fruchtbarkeit des Jahrs teils auf dem Kapitol, teils in
den 30 Kurien, teils außerhalb der Stadt unter Beteiligung der Pontifices und der Vestalinnen begangene Fest der Fordicidien
oder Hordicidien, bei denen ihr trächtige Kühe (fordae) geopfert wurden; die Asche der ungebornen Kälber
verwahrten die Vestalinnen bis zum Feste der Palilien (s. Pales), an welchem sie als Reinigungsmittel verwendet wurde. Neben
der weiblichen Gottheit verehrte man auch einen Gott Tellumo.
(spr. téllferidsch, Telpher), von Fleeming Jenkin erfundene elektrische Eisenbahn, bei welcher die Wagen
wie bei der Seilbahn an Stahldrahtseilen hängend sich fortbewegen. Die zwei Seile sind an jeder Tragsäule
übers Kreuz
[* 40] stromleitend miteinander verbunden. Die Säulen
[* 41] stehen je 20 m voneinander entfernt, und jeder Zug
besteht aus Lokomotive
[* 42] und zehn Kasten im Gesamtgewicht von
570 und mit einer Tragkraft von 1400 kg. Eine Versuchsbahn wurde 1883 zu Weston bei Hitchin
in England gebaut, eine größere Anlage 1885 zu Glynde in der GrafschaftSussex.
(lit. Telszei), Kreisstadt im litauisch-russ. GouvernementKowno, am See Mastis, hat 2 Synagogen,
eine griechisch-russ. Kirche, eine Adelsschule, eine hebräische Kreisschule, Handel mit Getreide
[* 43] und Leinsaat und (1886) 11,393
Einw.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam,
[* 44] mit Berlin
[* 45] durch eine Dampfstraßenbahn verbunden, hat eine evang.
Kirche, berühmten Rübenbau (TeltowerRüben) und (1885) 2667 Einw. Teltow wird zuerst 1232 urkundlich
erwähnt.
Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Datschitz, nahe am Ursprung der Thaya, hat ein Bezirksgericht, ein
altes Schloß, eine gotische Dekanats- und 5 andre Kirchen, eine Landesoberrealschule, eine Dampfmühle, Schneidemühle, Spiritusbrennerei,
Tuchmacherei, Flachsbau und (1880) 5116 Einw.
Sprache
[* 47] des zu den Drawida (s. d.) gehörigen Volkes der Telinga in Ostindien,
[* 48] an der Ostküste des Dekhan von Orissa
südwärts bis beinahe Madras
[* 49] von ca. 20 Mill. Menschen gesprochen. Die eigentümliche Teluguschrift ist aus dem alten Sanskritalphabet
abgeleitet, und die mindestens bis ins 12. Jahrh. v. Chr. zurückreichende, nicht unbedeutende, aber noch
wenig gekannte Litteratur besteht ebenfalls zumeist in Übersetzungen von und Kommentaren zu bekannten Sanskritwerken. Bearbeitet
wurde das Telugu am besten durch Brown ( Telugu grammar«, Madras 1858; »Telugu dictionary«, das.
1852-53, 2 Bde.); neuere Grammatiken lieferten Arden (Lond. 1873) und Morris (das. 1889).
Dependenz des brit. Kaplandes, an der Südostküste zwischen den Flüssen Bashee und Umtata, 10,502 qkm (191
QM.) groß mit (1885) 122,638 Einw.,
worunter 8320 Weiße.
(spr. témesch, bei den Alten Tibiscus), Fluß in Ungarn,
[* 57] entspringt im BanaterGebirge, fließt
meist durch ein enges Gebirgsthal, tritt bei Lugos in die ungarische Tiefebene, fließt hier in einem großen, gegen S. geöffneten
Bogen
[* 58] in südwestlicher Richtung und mündet bei Pancsova in die Donau. Ihr Lauf beträgt 430 km. Anfangs wird sie
bloß zum Holzflößen, von Tomaschevatz an auch zur Schiffahrt benutzt. Sie nimmt links die Bogonicz und Berzava, rechts die
Bistra und Bega auf und speist den Begakanal. - Das ungar. Komitat Temes längs der Maros und Theiß grenzt im W. an das KomitatTorontál,
¶
Nennenswert sind die beiden Kathedralen sowie das Komitatshaus am Losonczyplatz (daselbst steht eine Mariensäule), das alte
SchloßJoh. Hunyadys (jetzt Zeughaus), ferner das Rathaus und die Militärgebäude am PrinzEugen-Platz, wo
sich eine 1852 zur Erinnerung an die Verteidigung Temesvárs errichtete 20 m hohe gotische Spitzsäule (von Max) erhebt, das
Dikasterialgebäude, das Theater, die neue Synagoge und die Staatsoberrealschule etc. Die Einwohner (1881: 33,694) sind Deutsche,
[* 67] Rumänen, Serben und Ungarn und betreiben lebhaften Handel und zahlreiche Gewerbe. Temesvár hat eine bedeutende
Fabrikindustrie: 1 königliche Tabaksfabrik, 3 Dampfmühlen (darunter die Elisabeth- und Pannoniamühle mit 200,000 und 100,000
metr. Ztr. Jahresproduktion), 4 große Spiritusfabriken und -Raffinerien,
ein großes Brauhaus;
Unter der Avarenherrschaft hieß es Beguey; unter der ungarischen war es Sitz eigner Grafen und unter dem ungarischen
König KarlRobert eine so blühende Stadt, daß derselbe 1316 sein Hoflager hierher verlegte. 1443 erbaute
Hunyady das Schloß; 1552 ward Temesvár von den Türken erobert, 1716 durch den PrinzenEugen vom türkischen Joch befreit. Damals wurde
die jetzige Festung angelegt, die alte Stadt größtenteils niedergerissen und nach einem neuen Plan wieder aufgebaut. 1781 ward
Temesvár zur königlichen Freistadt erhoben. 1849 ward es vom ungarischen GeneralGrafen Vecsey seit 25. April belagert, aber durch den
SiegHaynaus über Bem und Dembinski(9. Aug.) entsetzt.
Schura, Gebietsstadt im Gebiet Daghestan der russ. Statthalterschaft Kaukasien, 466 m ü. M.,
in ungesunder Gegend, stark befestigt, mit (1879) 4650 Einw.;
von alters her berühmt durch seine ausgezeichneten Dolche und
Säbel.
Vgl. »Die Prozesse gegen J. Temme« (Braunschw. 1851).
Von 1851 bis 1852 redigierte er die »Neue Oderzeitung« in Breslau, 1852 folgte er einem Ruf als Professor
des Kriminalrechts nach Zürich,
[* 75] wo er starb. Von seinen juristischen Werken sind hervorzuheben: »Lehrbuch des preußischen
Zivilrechts« (2. Aufl., Leipz. 1846, 2 Bde.);
»Lehrbuch des preußischen Strafrechts« (Berl. 1853);
Die Sprache der Temne, grammatisch
dargestellt von Schlenker (Lond. 1864), ist nahe verwandt mit der des benachbarten kleinen Stammes der Bullom (grammatisch
und lexikalisch bearbeitet von Nyländer, das. 1814);
nach Bleek und Lepsius steht sie auch zu dem großen südafrikanischen
Bantusprachstamm (s. Bantu) in Beziehungen.
von den alten Dichtern vielfach gefeiertes, 100-2000 Schritt breites, etwa 10 km langes,
vom Peneios durchströmtes Felsenthal mit üppiger Vegetation zwischen dem Ossa und dem Olympos in Thessalien. Wo der Peneios das
Gebirge durchbricht, rücken die Berge sehr nahe zusammen; weiterhin öffnet sich stellenweise das Thal,
so daß der Fluß in Windungen sanft hindurchströmt; aber in der Nähe des Meers bilden die Felsen eine enge, wilde Schlucht,
um dann ganz am Meer wieder auseinander zu treten.
Die Straße, zum Teil in den Felsen gehauen, liegt am rechten Ufer. Das Thal war einer der wichtigsten Pässe
Nordgriechenlands. Philipp vonMakedonien ließ am Eingang Kastelle errichten, die nach ihm verfielen, von den Römern aber wiederhergestellt
wurden. Noch jetzt sind Trümmer eines Kastells auf dem rechten Peneiosufer vorhanden. Im Passe selbst stand ein hochheiliger
Altar
[* 78] des Apollon,
[* 79] unweit des Meers ein solcher des Poseidon
[* 80] Peträos, als dessen Werk die Thalspalte
¶
mehr
angesehen wurde.
Vgl. Kriegk, Das thessalische Tempe (Leipz. 1835).
[* 33] (v. lat. templum), bei den Völkern des Altertums ein der Gottheit geweihter Bezirk, dann das auf demselben stehende
Gebäude, zur Aufnahme der Götterbilder, des Altars und der Priester, aber nur selten des Volkes bestimmt. Im Innern des eigentlichen
Tempelhauses oder der Zelle
[* 82] (cella) stand die Bildsäule oder das Bild der Gottheit, welcher der Tempel gewidmet
war, auf einem Postament an der dem Eingang gegenüberliegenden Mauer, vor ihm ein entweder runder oder viereckiger Opfer- und
Betaltar.
Die Decke
[* 83] bestand aus Holz,
[* 84] selten aus Stein und war gewöhnlich eben, später bisweilen auch gewölbt.
Der Fußboden war anfangs aus Steinplatten, später aus Mosaik hergestellt. Die Säulen desPortikus schmückte man oft mit erbeuteten
feindlichen Schilden. Stufen hatten die griechischen Tempel in der Regel, und zwar liefen sie stets ringsherum. Der dadurch geschaffene
Stufenunterbau hieß Krepidoma. Der Platz um den Tempel, soweit er der Gottheit geweiht war, hieß Peribolus.
getragen wurde. Das Innere enthielt einen 40 Ellen langen Vorderraum, das Heilige, worin die goldenen
Leuchter, der Schaubrottisch und der Räucheraltar standen, und einen durch einen Vorhang davon geschiedenen
Hinterraum von 20 EllenLänge, das Allerheiligste, mit der Bundeslade. Beide Räume waren an den Wänden, das Allerheiligste
(Adyton) auch am Boden und an der Decke mit Holzwerk getäfelt. Letzteres war nur dem Hohenpriester, das Heilige nur den Priestern
zugänglich.
Das Tempelgebäude war von einem innern Vorhof der Priester mit dem Brandopferaltar, dem Reinigungsbecken
und andern Gerätschaften umgeben und dieser durch Säulengänge mit ehernen Thoren von dem für das Volk bestimmten und von
einer Mauer umschlossenen äußern Vorhof geschieden. Nachdem er 586 durch Nebukadnezar zerstört worden war, erhob sich an
seiner Stelle nach der Rückkehr der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft der zweite, nach Serubabel
gekannte Tempel, der
wahrscheinlich wie auf der Stätte, so auch nach dem Plan des ersten errichtet und 516 vollendet wurde, diesem
aber an Größe und Pracht nachstand.
Durch AntiochosEpiphanes 169 entweiht, ward er von Judas Makkabäus wiederhergestellt und befestigt. Unter Herodes
d. Gr. begann seit 21 v. Chr. eine gänzliche Umgestaltung des Tempels in großartigerm Maßstab
[* 89] im griechischen Stil (daher
Herodianischer Tempel). Dieser Tempelbau war nach Josephus eine Stadie lang und eine Stadie breit. Im jüdisch-römischen Krieg, 70 n. Chr.,
war der Tempel die letzte Schutzwehr der Juden. Seit 644 steht auf der Tempelstätte eine Moschee. Die Aufzeichnungen
über den Salomonischen Tempelbau finden sich, außer einzelnen Notizen bei Jeremias 52 und im 2. Buch der Könige 25, im 1. Buch
der Könige, Kap. 5-7, und 2. Chron., Kap. 2-4.
Die höchste künstlerische Ausbildung erfuhr der Tempelbau durch die Griechen, welche, von der einfachsten Form ausgehend,
allmählich zu einer Anzahl von Typen gelangten, die nicht nur für die Römer maßgebend gewesen sind,
sondern auch auf die Baukunst der neuern Zeit Einfluß geübt haben. Man unterschied die einzelnen Gattungen der Tempel entweder
nach der Anordnung der Säulenstellungen vor und hinter der Tempelfronte oder an den Seiten des Tempels oder nach der Zahl
der Säulen an der Tempelfronte (vgl. auch Baukunst, S. 486). Die erstere Einteilung ist die geläufigere.
Man unterschied demnach:
1) Tempel in antis (Antentempel), bei welchen zwischen den über den Haupteingang zur Cella vorgeschobenen Seitenmauern (antae)
des Tempels zwei Säulen standen. Die dadurch gewonnene Vorhalle hieß Pronaos. Um die Cella auch von hinten zugänglich zu
machen, wurde die Rückseite des Tempels später mit einer gleichen Anlage (Opisthodomos, Hinterhaus)
versehen
[* 33]
(Fig. 1). 2) Prostylos hieß der Tempel, wenn die Stirnseiten der Seitenmauern bis zur Eingangsthür der Cella zurücktraten
und die Vorhalle des Tempels allein durch Säulen getragen wurde
[* 33]
(Fig. 2). 3) Der Amphiprostylos entsteht, wenn diese Säulenstellung
sich am Hinterhaus des Tempels wiederholt
[* 33]
(Fig. 3). 4) Der Peripteros ist die Erweiterung des Amphiprostylos
durch eine Säulenhalle, welche um alle vier Seiten des Tempels als freier Umgang herumgeführt wird. Es ist die edelste Form
des griechischen Tempelbaues, dessen klassisches Beispiel der Parthenon ist
[* 33]
(Fig. 4). Eine römische Abart ist der
Pseudoperipteros, bei welchem die Säulen in Form von Halbsäulen und Pilastern den Seitenwänden angefügt waren und das Gebälk
tru-
gen, im wesentlichen also nur einen dekorativen Zweck hatten.
5) Der Dipteros entsteht, wenn um den Tempel eine doppelte Säulenstellung herumgeführt wird, also an der Vorder- und
Rückseite vier Reihen von Säulen stehen
[* 93]
(Fig. 5). Der Pseudodipteros
[* 93]
(Fig. 6) unterscheidet sich von dem Dipteros dadurch,
daß die innere Säulenstellung fehlt, aber der Zwischenraum zwischen der äußern Säulenstellung und
der Cellawand der gleiche geblieben ist. Je nach der Zahl der Säulen an der Vorderseite, welche immer eine gerade war, unterscheidet
man: Naos (Tempel) tetra-, hexa-, okta-, deka- und dodekastylos (d. h. 4-, 6-, 8-, 10 und
12säulige Tempel). Eine besondere Abart der Tempel waren die Rundtempel, welche bisweilen auch von Säulen umgeben
waren und dann Monopteros hießen.
[* 33] 1) Abraham van den, holländ. Maler, geboren um 1622 zu Leeuwarden, war ein Schüler von Joris van Schooten in
Leiden und daselbst bis 1660 thätig und starb 1672 in Amsterdam.
[* 94] Er hat Bildnisse und Porträtgruppen
von vornehmer Auffassung, aber konventioneller Detailbehandlung gemalt. Gemälde von ihm befinden sich zu Amsterdam, im Haag,
[* 95] in Berlin, Kassel
[* 96] u. a. O.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Köslin,
[* 104] KreisNeustettin,
[* 105] zwischen Zeppliner und Dratzigsee und an der
LinieRuhnow-Konitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath.
Kirche, ein Amtsgericht, Zündholz- und Dachpappenfabrikation, eine Dampfsägemühle, Bierbrauerei
[* 106] und (1885) 4510 Einw.
Die Stadt ward um 1291 von den Tempelrittern gegründet und kam 1668 von Polen an Brandenburg.
[* 107]
eine 1854 in Württemberg
[* 108] entstandene, 1861 aus der Kirche ausgetretene religiöse Sekte, welche
sich seit 1868 in Palästina
[* 109] angesiedelt und die drei an der syrischen Küste gelegenen »Tempelkolonien«
Haifa, Jafa und Sarona samt einer vierten in Jerusalem gegründet hat. Die Zahl der dort lebenden deutschen Templer belief sich 1878 etwa
auf 850, 1884 auf 1300; 1886 waren 362 Mitglieder in Haifa, 203 zu Jafa, 256 zu Sarona. Die Gemeinden sind
gut organisiert und besitzen in Jerusalem eine höhere Schule, in Jafa ein Töchterinstitut und ein Krankenhaus;
[* 110] ihre Glieder
[* 111] haben sich in Bezug auf die Bodenkultur als tüchtige Kolonisten bewährt und auch um Weg- und Straßenbau verdient gemacht.
Haupt der Tempelgesellschaft war bis zu seinem TodChristophHoffmann (s. d. 10), der 1878 den Zentralsitz der Tempelgesellschaft nach
Jerusalem verlegte.
Vgl. dessen Schriften: »Occident und Orient. Eine kulturgeschichtliche Betrachtung vom Standpunkt der Tempelgemeinden
in Palästina« (Stuttg. 1875) und »Mein Weg nach Jerusalem« (das. 1881-85, 2 Bde.).
Nachdem er in christologische Ketzereien verfallen war, sagte sich 1876 der Reichsbrüderbund zu Haifa
unter Hardegg von dem Haupttempel
los. Hardegg starb 1879, HoffmannSein Nachfolger ist Chr. Paulus geworden. Ein Mitglied
der Gemeinde zu Haifa, G. Schumacher, ist seit 1885 als türkischer Beamter für Straßen- und Brückenbau thätig.
Sie erhielten vom König Balduin II. einen Teil seiner auf dem Platz des ehemaligen Salomonischen Tempels erbauten Residenz
und zur Beherbergung armer Pilger von den Kanonikern des HeiligenGrabes mehrere Gebäude in der Nähe und
nannten sich daher Tempelherren oder Templer. IhreKleidung bestand in einem weißen leinenen Mantel mit einem achteckigen blutroten Kreuz
und in einem weißen leinenen Gürtel;
[* 112] ihr Ordenssiegel zeigte den Tempel, später zwei Reiter (einen Templer und einen hilflosen
Pilger) auf Einem Pferd.
[* 113]
Schon im 12. Jahrh. waren Klagen über
Anmaßlichkeit, Treulosigkeit und
¶
mehr
Ausschweifungen der Tempelherren laut geworden. Bibere templariter (saufen wie ein Templer) wurde fast sprichwörtlich gebraucht. Ohne
Rücksicht auf die allgemeinen Interessen verfolgten sie aus Habgier und Herrschsucht eine nicht selten verderbliche Sonderpolitik.
Oft standen sie mit den Sarazenen im geheimen Bunde, den KaiserFriedrich II. wollten sie auf seinem Kreuzzug
an dieselben verraten; mit den Johannitern lebten sie in beständigem, oft blutigem Streit, und von den Bischöfen wurden
sie, weil deren Aufsicht seit 1162 vom Papst entzogen, ohne dies gehaßt.
Dazu waren die Fürsten schon lange auf die Macht des Ordens eifersüchtig. Der Orden gab auch dem Neid und der
Mißgunst aufs neue Nahrung, als er denKampf gegen die Ungläubigen aufgab und 1306 unter dem GroßmeisterJakob vonMolay nach
Paris
[* 116] übersiedelte, um sich anscheinend müßigem Wohlleben zu ergeben. Hiermit gab er sich in die GewaltPhilipps IV. von
Frankreich, der nach den Schätzen des Ordens lüstern und wegen der Haltung desselben in seinem Streit mit
Bonifacius VIII. und wegen seiner Unabhängigkeit gegen ihn erbittert war.
Auf Grund der Aussagen zweier verdächtiger Männer erhob er gegen die Tempelherren die Anklage wegen Verleugnung Christi, Verehrung des
Götzenbildes Baphomet (s. d.), Verspottung des Abendmahls, unnatürlicher Wollust etc., - Beschuldigungen, welche durch manche
Umstände, durch frivole Äußerungen mancher Templer, durch frühere Anklagen seitens der Päpste, so 1208 Innocenz' III. u. a.,
unterstützt werden, aber durch unwiderlegliche Zeugnisse noch nicht bewiesen sind.
Namentlich ist die Behauptung von einer förmlichen ketzerischen Geheimlehre der Tempelherren (vgl. Prutz, Geheimlehre und Geheimstatuten
des Tempelherrenordens, Berl. 1879), wonach sie an einen Doppelgott, den wahren
himmlischen und den andern, der die Freuden der Welt erteile, geglaubt und letztern im Bild eines aus edlem Metall geformten
Menschenkopfs verehrt hätten, keineswegs unbestritten. Am wurden die Tempelherren in Frankreich mit ihrem Großmeister verhaftet.
Gleichzeitig begann die Einziehung ihrer Güter.
Man erpreßte von den Rittern durch die Folter Geständnisse, die dann als unverwerfliche Beweise der Strafbarkeit
aller Mitglieder angesehen wurden. Nicht bloß die Reichsversammlung in Tours,
[* 117] auch PapstClemens V. erklärte die Anklage gegen
die Tempelherren für begründet und befahl überall das gerichtliche Einschreiten gegen sie. Der Prozeß dauerte
bis worauf dann das Konzil von Vienne das Urteil fällen sollte, aber zu fällen sich weigerte. Noch vor dem Schluß
der Akten ließ Philipp 54 Ritter verbrennen denen die Folter kein Geständnis abgezwungen hatte.
In der Mitte des 18. Jahrh. bemühten sich die Jesuiten, das auftauchende Freimaurerwesen
mit dem alten Templerorden in Verbindung
zu bringen, um den Bund in katholisch-hierarchischem Sinn zu lenken. So entstand der neue Templerorden in Frankreich, dessen
Haupttendenzen die Bewahrung des ritterlichen Geistes und das Bekenntnis eines aufgeklärten, in der Zeitphilosophie
wurzelnden Deismus waren, und dem die ersten Personen des Hofs und der PariserGesellschaft beitraten.
Nachdem derselbe während der Revolution sich aufgelöst hatte, sammelte in den letzten Jahren das Direktorium seine Trümmer
wieder, und man suchte nun dem Bund eine politische Richtung zu geben. Napoleon I. begünstigte ihn als
ein Adelsinstitut. Die Restauration sah den aufgeklärte Tendenzen verfolgenden Bund zwar mit argwöhnischen Augen an, doch bestand
derselbe fort. Die Philhellenenvereine fanden in ihm eifrige Teilnehmer. Nach der Julirevolution trat der Bund sogar in Paris
wieder öffentlich hervor und zwar mit kommunistischen Tendenzen, und seine Mitglieder nannten sich Chrétiens
catholiques primitifs.
Seine Geheimlehrewar in einem »Johannisevangelium« zusammengefaßt. Der Orden erlosch 1837.
Vgl. Wilcke, Geschichte des Ordens
der Tempelherren (2. Ausg., Halle
[* 120] 1860, 2 Bde.);
Eduard, Dichter, geb. zu Berlin, studierte daselbst Philologie und Geschichte,
war dann längere Zeit bei der »Nationalzeitung« beschäftigt und lebt
seit 1861 am Hof
[* 122] des Herzogs Ernst von Koburg-Gotha, der ihn zunächst provisorisch mit der Leitung des Theaters betraute und 1871 definitiv
zum Hoftheater-Intendanten ernannte. Seine beiden Dramen: »Klytämnestra« (Berl. 1857) und »HieWelf - hie
Waiblingen« (Leipz. 1859),
erregten ihrer Zeit großes Aufsehen wegen der klassischen Formvollendung und verrieten ein bedeutendes
dramatisches Talent;
1882 folgte ein Drama: »Cromwell«, das ebenfalls seinen Weg über die großen deutschen Bühnen nahm.
Außerdem
veröffentlichte er einen Liederkranz: »Mariengarn« (5. Aufl., Leipz. 1866),