Kälte), zurück, von welchen das erste, welches beweglich ist, den
Himmel
[* 2] und die
Gestirne, die letztern, welche unbeweglich
sind, die
Erde und deren Bewohner, der
Kampf zwischen beiden aber den Ursprung und das
Leben aller
Dinge, der seelenlosen wie
der beseelten, den
Menschen inbegriffen, bestimmt. Seine Hauptschrift:
»De natura«, erschien unvollständig
Rom
[* 3] 1568, vollständig
Neapel
[* 4] 1586, seine übrigen Werke
Venedig
[* 5] 1590.
Bei dem
Bau des Ellesmerekanals (mit den bemerkenswerten
Aquädukten im Chirkthal und von
Pont y Cyssylte) 1793 konstruierte
Telford zuerst gußeiserne Schleusenthore und dann ganze
Schleusen aus
Gußeisen.
Noch bedeutender war der Telford übertragene
Bau des 1823 für
die
Schiffahrt eröffneten Kaledonischen
Kanals (s. d.). Auch der Macclesfieldkanal und
Birmingham-Liverpool-Junctionkanal
sind Werke Telfords. Unter seinen Hafenbauten sind die von
Aberdeen
[* 13] und
Dundee
[* 14] die bedeutendsten.
Dorf in
Tirol,
[* 16] Bezirkshauptmannschaft
Innsbruck,
[* 17] in weiter
Ebene des Oberinnthals an der Arlbergbahn
gelegen, hat eine hübsche
Pfarrkirche mit
Freskomalerei, ein Bezirksgericht, Franziskanerkloster, Bierbrauerei,
[* 18] Baumwollspinnerei,
Tuch- und mechanische Leinweberei und (1880) 2261 Einw.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis
Münster,
[* 19] an der
Ems,
[* 20] zwischen ausgedehnten
Heiden, 56 m ü. M.,
hat eine kath.
Kirche mit wunderthätigem Marienbild, eine Privatirrenanstalt (Rochushospiz), Wollspinnerei und
Wollwarenfabrikation, Bierbrauerei,
Mahl-,
Walk-,
Öl- und
Sägemühlen und (1885) 2271 Einw. Telgte ist seit 1238 Stadt.
ein
zu den
Drawida (s. d.) gehöriger Volksstamm in
Ostindien,
[* 21] dessen
Sprache
[* 22] das
Telugu (s. d.), von ältern
Reisenden auch Gentoo (»Heidensprache«) genannt, ist.
das vollkommenste
Zahlensystem, nämlich das duodezimale mit der Grundzahl 12, dessen Verbreitung und
gesetzliche Einführung
Joh.
Friedrich Werneburg (geb. 1777 zu
Eisenach,
[* 23] gest. 1851 als
Professor in
Jena)
[* 24] in seiner gleichnamigen
Schrift (Leipz. 1800) »jedem redlichen Mann, ja
jeder gebildeten, vernünftigen
Regierung zur
Pflicht« gemacht hat.
Als er aber auf die
Frage nach dem
Zweck des zweiten
Pfeils, den er zu sich gesteckt hatte, antwortete, daß derselbe, wenn er
sein
Kind getroffen, für den
Vogt bestimmt gewesen, befahl dieser, ihn gefesselt auf seine
Burg nach
Küßnacht überzuführen.
Auf dem
Vierwaldstätter See aber brachte ein
Sturm das Fahrzeug in
Gefahr, und Tell ward seiner
Fesseln entledigt, um dasselbe
zu lenken. Geschickt wußte er das
Schiff
[* 29] gegen das
Ufer, wo der
Axenberg sich erhebt, zu treiben, sprang dort vom
Bord auf eine
hervorragende Felsplatte, welche noch jetzt die Tellsplatte heißt, eilte darauf über das
Gebirge nach
Küßnacht zu, erwartete den
Vogt in einem Hohlweg,
HohleGasse genannt, und erschoß ihn aus sicherm
Versteck mit der
Armbrust.
[* 30]
Von Tells weitern Lebensschicksalen wird nur noch berichtet, daß er 1315 in der
Schlacht bei
Morgarten mit gefochten und 1354 in
dem Schächenbach beim
Versuch der Rettung eines
Kindes den
Tod gefunden habe. Nachdem schon der
Freiburger
Guillimann 1607, dann die
BaselerChristian und
IsaakIselin, der
BernerPfarrerFreudenberger 1752 sowie
Voltaire (»Annales de l'Empire«)
die Geschichte Tells als
Fabel bezeichnet hatten, ist in neuerer Zeit durch die Forschungen
Kopps (s. d.) u. a.
in unzweifelhafter
Weise aufgezeigt worden, daß dieselbe, wie überhaupt die gewöhnliche
Tradition von der
Befreiung der
Waldstätte,
einerseits im
Widerspruch mit der urkundlich beglaubigten Geschichte (s.
Schweiz,
[* 31] S. 757) steht, und daß sie anderseits in
keinen zeitgenössischen oder der Zeit näher stehenden
Quellen mit irgend einer
Silbe erwähnt wird.
Erst gegen Ende des 15. Jahrh. taucht die Tellsage auf und zwar in zwei
Versionen. Die eine, repräsentiert durch ein um 1470 entstandenes
Volkslied, die 1482-88 geschriebene
Chronik des
Luzerners
Melchior
Ruß, ein 1512 in Uri
verfaßtes Volksschauspiel u. a., erblickt in Tell den Haupturheber
der
Befreiung und
Stifter des
Bundes; die andre, die zuerst in dem um 1470 geschriebenen anonymen
»WeißenBuch« zu
Sarnen, dann in der 1507 gedruckten
Chronik des
Luzerners Etterlin erscheint, gibt Tells Geschichte nur als zufällige
Episode und schreibt die
Verschwörung¶
mehr
vornehmlich den Stauffacher zu. ErstTschudi (s. d.) hat die beiden Traditionen zu der stehend gewordenen Gesamtsage verknüpft,
die dann im Lauf der Jahrhunderte noch mancherlei Zusätze bekam und durch J. v. Müller und Schiller Gemeingut geworden ist.
Die sogen. Tellskapellen auf der Tellsplatte, in Bürglen, in der HohlenGasse stammen sämtlich erst aus
dem 16. Jahrh. und sind zum Teil nachweislich zu Ehren von Kirchenheiligen gestiftet worden. In Uri
ließ sich keine Familie Tell ermitteln;
die Erkenntnisse der Urnerlandsgemeinden von 1387 und 1388, welche Tells Existenz bezeugen sollten, sowie die den Namen »Tello«
und »Täll« enthaltenden Totenregister und Jahrzeitbücher von
Schaddorf und Attinghausen sind als Erdichtungen und Fälschungen nachgewiesen.
Die Sage vom Apfelschuß ist ein uralter indogermanischer Mythus, welcher in anderm Gewand auch in der persischen, dänischen,
norwegischen und isländischen Heldensage, in welch letzterer der Held Eigil genannt wird, von dessen Sohn, König Orentel,
Tell vielleicht den Namen erhalten hat, vorkommt und in der Schweiz von den Chronisten des 15. Jahrh. zur
Ausschmückung der Befreiungssage verwendet worden ist.
kommen bei den german. Völkern schon in den ältesten Zeiten vor und zwar aus Thon wie aus
Metall und Holz;
[* 36] doch wurden anfangs die Speisen darin bloß aufgetragen, worauf jeder Tischgenosse sein StückFleisch auf eine
Brotschnitte gelegt erhielt, das er mit dem Messer
[* 37] dann zerkleinerte. Erst im 12. Jahrh. fing man an, den Gästen noch
besondere Teller vorzusetzen und zwar anfänglich je einen für zwei Tischgenossen; dieselben waren bei den Wohlhabenden
von Zinn oder von Silber, im übrigen von gleicher Form wie die unsern.
[* 32] (Tritteisen), Fangeisen, an welchem ein rundliches, tellerförmiges, in einem Kranz b b
[* 32]
(Fig. 1) befestigtes
Brett (Teller c) die Bügel a auseinander hält, indem es zwischen dieselben mittels der Stellhaken eingeklemmt wird. Sobald
das Wild auf den Teller tritt, wird dieser heruntergedrückt, und zugleich schlagen die Bügel durch die
Triebkraft einer mit ihnen in Verbindung stehenden Feder d zusammen. Das Wild wird dadurch an dem den Teller niederdrückenden
Lauf gefaßt und dieser zwischen den Bügeln festgeklemmt.
Der Anker
[* 41] an der Kette e hindert das Entkommen des gefangenen Wildes. Man hat auch Eisen,
[* 42] an welchen der
von Eisenblech gefertigte Teller in der Mitte getrennt, durch bewegliche Scharniere zusammengehalten wird (Eisen mit gebrochenem
Teller), so daß beim Auftreten dieser in der Mitte nach unten zusammenklappt und dadurch das Zuschlagen der Bügel bewirkt.
Man verwendet die Tellereisen zum Fang von Wölfen, Dachsen, Füchsen, Ottern, Mardern und kleinem Raubzeug sowie von
Raubvögeln und fertigt sie dazu in sehr verschiedener Größe. Man legt die Tellereisen entweder auf den Wechsel des Wildes, auf den
Eingang zum Bau, auf den Absprung des Marders und den Ausstieg des Fischotters (s. d.) gut verdeckt in die Erde gebettet
und braucht dann keine Kirrbrocken. Andernfalls
¶
mehr
legt man, nachdem das Wild dadurch vorher angekirrt ist, solche aus und bindet den Fangbrocken auf den Teller, lockt auch durch
eine Schleppe (s. d.) das Raubtier
[* 44] an den Fangplatz. Für Marder
[* 45] bindet man ein Ei
[* 46] auf den Teller oder hängt einen Vogel darüber.
Um Raubvögel
[* 47] zu fangen, hat der Teller eine konische Form und wird auf einem in Feld- oder Wiesenstücke
eingeschlagenen Pfahl befestigt
[* 43]
(Fig. 2 u. 3), weil sich dieselben zur Beobachtung der Umgegend gern hierauf niederzulassen
(aufzuhacken) pflegen. Bei Frostwetter ist der Fang unsicher, weil der Teller festfriert und die Bügel am Losschlagen hindert.
Oft beißen sich auch die gefangenen Tiere, wenn der Knochen
[* 48] durchgeschlagen ist, den Lauf ab und entkommen.
(spr. telljeds),Gabriel, genannt Tirso de Molina, berühmter span. Dramatiker, von dessen Lebensumständen nur
wenig bekannt ist. Er war um 1585 zu Madrid
[* 49] geboren, trat noch vor 1613 in den Orden
[* 50] der Barmherzigen Brüder
zu Toledo
[* 51] und bekleidete nach und nach die wichtigsten Stellen in demselben. 1645 wurde er Prior des KlostersSoria und soll als
solcher 1648 gestorben sein. Tellez gehört zu den größten dramatischen Dichtern Spaniens und nimmt seinen
Platz unmittelbar neben Lope und Calderon ein.
Seine Stücke sind teils Schauspiele (Comedias), teils Zwischenspiele und Autos sacramentales (im ganzen ursprünglich gegen 300,
von denen jedoch nur der kleinste Teil erhalten ist); sie zeichnen sich durch ungemeine Originalität und Mannigfaltigkeit
der Erfindung, Kühnheit des Plans, meisterhafte Charakterzeichnung und hochpoetische Diktion aus. Besonders
hervorragend ist Tellez in seinen Lustspielen, von denen mehrere sich bis auf den heutigen Tag auf der spanischen Bühne erhalten
haben. Zu den vorzüglichsten derselben gehören: »DonGil de las calzas verdes« (deutsch in Dohrns »SpanischenDramen«, Bd. 1,
Berl. 1841),
»La celosa de si misma«, »La
villana de Vallecas«, »No hay peor sordo que el que no quiere oir«, »Marta la piadosa« (deutsch in Rapps »Spanischem Theater«,
[* 52] Bd. 5, Hildburgh. 1870),
die geniale Farce »El amor medico« u. a. Von den
ernstern Stücken sind besonders das hochtragische »Escarmientos para el cuerdo«,
das großartige »La prudencia en la mujer«, das mystisch-asketische
Drama »El condenado por desconfiado« und der »Burlador
de Sevilla
[* 53] o el convidado de piedra« (franz. bearbeitet von Molière; deutsch bei Dohrn, Bd. 1, und bei Rapp, Bd. 5), als die
erste dramatische Bearbeitung der DonJuan-Sage, hervorzuheben. Eine erste (jetzt sehr seltene) Sammlung
von Tellez' Stücken erschien in 5 BändenMadrid und Tortosa 1631-36; andre sind einzeln gedruckt und mehrere noch handschriftlich
vorhanden. Eine neuere Ausgabe der »Comedias« besorgte Hartzenbusch (Madr. 1839-42, 12 Bde.; Auswahl in der »Biblioteca
de autores españoles«, Bd. 5, das.
1850). Die »Autos« von Tellez finden sich in der unter seinem wahren Namen herausgegebenen Mischsammlung »Deleytar
aprovechando« (Madr. 1635; das. 1775, 2 Bde.).
Te, chemisch einfacher Körper, findet sich in geringen Mengen gediegen bei Valathna in Siebenbürgen, gewöhnlich
mit Metallen verbunden, z. B. mit Gold
[* 61] als Schrifttellur, mit Silber als Weißtellur, mit Wismut und Schwefel als Tetradymit und
mit Blei,
[* 62] Antimon und Schwefel als Blättererz. Einige dieser Mineralien
[* 63] werden auf Silber und Gold verhüttet. Zur
Gewinnung des Tellurs zieht man Tellurgold oder Tellursilber mit warmer Salzsäure aus, behandelt den Rückstand mit Königswasser,
fällt aus der klaren Lösung das Gold durch Eisenvitriol und nach dem Filtrieren
[* 64] das Tellur durch schweflige Säure. Es ist silberweiß,
glänzend, blätterig-kristallinisch, spröde, Atomgew. 127,7,
spez. Gew. 6,24, schmilzt so leicht wie Antimon, ist flüchtig, verbrennt an der Luft zu farblosem, kristallinischem,
wenig in Wasser löslichem Tellurigsäureanhydrid TeO2 unter Verbreitung eines eigentümlichen, schwach säuerlichen Geruchs,
löst sich mit roter Farbe in heißer Kalilauge zu Tellurkalium und tellurigsaurem Kali, scheidet sich aber beim Erkalten der
Lösung wieder vollständig aus, wird von konzentrierter Schwefelsäure
[* 65] und Salpetersäure zu farbloser,
erdiger, scharf metallisch schmeckender telluriger Säure H2TeO3 und von schmelzendem Salpeter zu farbloser,
kristallinischer, metallisch schmeckender Tellursäure H2TeO4 oxydiert. Es verbindet sich direkt mit
den Haloiden, mit Schwefel und vielen Metallen, ist zweiwertig und in
¶
mehr
seinem chemischen Verhalten dem Schwefel und Selen ähnlich. Das gediegene Tellur wurde von den alten Metallurgen Aurum paradoxum,
Metallum problematicum genannt, Klaproth erkannte es 1798 als neues Element, und Berzelius studierte es 1832 genauer, stellte
es aber zu den Metallen.
(Tellurocker), Mineral, natürlich vorkommendes Anhydrid der tellurigen Säure, TeO2 , äußerst
selten mit gediegenem Tellur in Quarz auf einigen siebenbürgischen Gruben, auch mit andern Tellurerzen in Colorado vorkommend.
die italische Gottheit der mütterlichen Erde, daher auch oft Tellus mater genannt, entspricht der griech.
Gäa (s. d.). Man rief sie bei Erdbeben
[* 72] an (wie denn ihr Tempel
[* 73] in Rom, am Abhang des vornehmen Quartiers
der Carinen gelegen, 268 v. Chr. infolge eines Erdbebens im Kriege gelobt worden war), bei feierlichen Eiden zusammen mit dem
Himmelsgott Jupiter, als das allgemeine Grab der Dinge neben den Manen. Wie die griechische Demeter,
[* 74] galt sie auch als Göttin
der Ordnung der Ehe, insbesondere aber verehrte man sie vielfach in Verbindung mit Ceres als Göttin der Erdfruchtbarkeit.
So galten ihr die im Januar am Beschluß der Winteraussaat vom Pontifex an zwei aufeinander folgenden Markttagen angesetzte
Saatfeier (feriae sementivae) und die gleichzeitig auf dem Land gefeierten Paganalien, bei denen ihr mit Ceres
ein trächtiges Schwein
[* 75] geopfert wurde, ferner das am 15. April für die Fruchtbarkeit des Jahrs teils auf dem Kapitol, teils in
den 30 Kurien, teils außerhalb der Stadt unter Beteiligung der Pontifices und der Vestalinnen begangene Fest der Fordicidien
oder Hordicidien, bei denen ihr trächtige Kühe (fordae) geopfert wurden; die Asche der ungebornen Kälber
verwahrten die Vestalinnen bis zum Feste der Palilien (s. Pales), an welchem sie als Reinigungsmittel verwendet wurde. Neben
der weiblichen Gottheit verehrte man auch einen Gott Tellumo.
(spr. téllferidsch, Telpher), von Fleeming Jenkin erfundene elektrische Eisenbahn, bei welcher die Wagen
wie bei der Seilbahn an Stahldrahtseilen hängend sich fortbewegen. Die zwei Seile sind an jeder Tragsäule
übers Kreuz
[* 78] stromleitend miteinander verbunden. Die Säulen
[* 79] stehen je 20 m voneinander entfernt, und jeder Zug
besteht aus Lokomotive
[* 80] und zehn Kasten im Gesamtgewicht von
570 und mit einer Tragkraft von 1400 kg. Eine Versuchsbahn wurde 1883 zu Weston bei Hitchin
in England gebaut, eine größere Anlage 1885 zu Glynde in der GrafschaftSussex.
(lit. Telszei), Kreisstadt im litauisch-russ. GouvernementKowno, am See Mastis, hat 2 Synagogen,
eine griechisch-russ. Kirche, eine Adelsschule, eine hebräische Kreisschule, Handel mit Getreide
[* 81] und Leinsaat und (1886) 11,393
Einw.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam,
[* 82] mit Berlin durch eine Dampfstraßenbahn verbunden, hat eine evang.
Kirche, berühmten Rübenbau (TeltowerRüben) und (1885) 2667 Einw. Teltow wird zuerst 1232 urkundlich
erwähnt.
Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Datschitz, nahe am Ursprung der Thaya, hat ein Bezirksgericht, ein
altes Schloß, eine gotische Dekanats- und 5 andre Kirchen, eine Landesoberrealschule, eine Dampfmühle, Schneidemühle, Spiritusbrennerei,
Tuchmacherei, Flachsbau und (1880) 5116 Einw.
Sprache des zu den Drawida (s. d.) gehörigen Volkes der Telinga in Ostindien, an der Ostküste des Dekhan von Orissa
südwärts bis beinahe Madras
[* 84] von ca. 20 Mill. Menschen gesprochen. Die eigentümliche Teluguschrift ist aus dem alten Sanskritalphabet
abgeleitet, und die mindestens bis ins 12. Jahrh. v. Chr. zurückreichende, nicht unbedeutende, aber noch
wenig gekannte Litteratur besteht ebenfalls zumeist in Übersetzungen von und Kommentaren zu bekannten Sanskritwerken. Bearbeitet
wurde das Telugu am besten durch Brown ( Telugu grammar«, Madras 1858; »Telugu dictionary«, das.
1852-53, 2 Bde.); neuere Grammatiken lieferten Arden (Lond. 1873) und Morris (das. 1889).
Dependenz des brit. Kaplandes, an der Südostküste zwischen den Flüssen Bashee und Umtata, 10,502 qkm (191
QM.) groß mit (1885) 122,638 Einw.,
worunter 8320 Weiße.
(spr. témesch, bei den Alten Tibiscus), Fluß in Ungarn,
[* 92] entspringt im BanaterGebirge, fließt
meist durch ein enges Gebirgsthal, tritt bei Lugos in die ungarische Tiefebene, fließt hier in einem großen, gegen S. geöffneten
Bogen
[* 93] in südwestlicher Richtung und mündet bei Pancsova in die Donau. Ihr Lauf beträgt 430 km. Anfangs wird sie
bloß zum Holzflößen, von Tomaschevatz an auch zur Schiffahrt benutzt. Sie nimmt links die Bogonicz und Berzava, rechts die
Bistra und Bega auf und speist den Begakanal. - Das ungar. Komitat Temes längs der Maros und Theiß grenzt im W. an das KomitatTorontál,
¶
Nennenswert sind die beiden Kathedralen sowie das Komitatshaus am Losonczyplatz (daselbst steht eine Mariensäule), das alte
SchloßJoh. Hunyadys (jetzt Zeughaus), ferner das Rathaus und die Militärgebäude am PrinzEugen-Platz, wo
sich eine 1852 zur Erinnerung an die Verteidigung Temesvárs errichtete 20 m hohe gotische Spitzsäule (von Max) erhebt, das
Dikasterialgebäude, das Theater, die neue Synagoge und die Staatsoberrealschule etc. Die Einwohner (1881: 33,694) sind Deutsche,
[* 102] Rumänen, Serben und Ungarn und betreiben lebhaften Handel und zahlreiche Gewerbe. Temesvár hat eine bedeutende
Fabrikindustrie: 1 königliche Tabaksfabrik, 3 Dampfmühlen (darunter die Elisabeth- und Pannoniamühle mit 200,000 und 100,000
metr. Ztr. Jahresproduktion), 4 große Spiritusfabriken und -Raffinerien,
ein großes Brauhaus;
Unter der Avarenherrschaft hieß es Beguey; unter der ungarischen war es Sitz eigner Grafen und unter dem ungarischen
König KarlRobert eine so blühende Stadt, daß derselbe 1316 sein Hoflager hierher verlegte. 1443 erbaute
Hunyady das Schloß; 1552 ward Temesvár von den Türken erobert, 1716 durch den PrinzenEugen vom türkischen Joch befreit. Damals wurde
die jetzige Festung angelegt, die alte Stadt größtenteils niedergerissen und nach einem neuen Plan wieder aufgebaut. 1781 ward
Temesvár zur königlichen Freistadt erhoben. 1849 ward es vom ungarischen GeneralGrafen Vecsey seit 25. April belagert, aber durch den
SiegHaynaus über Bem und Dembinski(9. Aug.) entsetzt.
Schura, Gebietsstadt im Gebiet Daghestan der russ. Statthalterschaft Kaukasien, 466 m ü. M.,
in ungesunder Gegend, stark befestigt, mit (1879) 4650 Einw.;
von alters her berühmt durch seine ausgezeichneten Dolche und
Säbel.
Vgl. »Die Prozesse gegen J. Temme« (Braunschw. 1851).
Von 1851 bis 1852 redigierte er die »Neue Oderzeitung« in Breslau, 1852 folgte er einem Ruf als Professor
des Kriminalrechts nach Zürich,
[* 109] wo er starb. Von seinen juristischen Werken sind hervorzuheben: »Lehrbuch des preußischen
Zivilrechts« (2. Aufl., Leipz. 1846, 2 Bde.);
»Lehrbuch des preußischen Strafrechts« (Berl. 1853);
Die Sprache der Temne, grammatisch
dargestellt von Schlenker (Lond. 1864), ist nahe verwandt mit der des benachbarten kleinen Stammes der Bullom (grammatisch
und lexikalisch bearbeitet von Nyländer, das. 1814);
nach Bleek und Lepsius steht sie auch zu dem großen südafrikanischen
Bantusprachstamm (s. Bantu) in Beziehungen.
von den alten Dichtern vielfach gefeiertes, 100-2000 Schritt breites, etwa 10 km langes,
vom Peneios durchströmtes Felsenthal mit üppiger Vegetation zwischen dem Ossa und dem Olympos in Thessalien. Wo der Peneios das
Gebirge durchbricht, rücken die Berge sehr nahe zusammen; weiterhin öffnet sich stellenweise das Thal,
so daß der Fluß in Windungen sanft hindurchströmt; aber in der Nähe des Meers bilden die Felsen eine enge, wilde Schlucht,
um dann ganz am Meer wieder auseinander zu treten.
Die Straße, zum Teil in den Felsen gehauen, liegt am rechten Ufer. Das Thal war einer der wichtigsten Pässe
Nordgriechenlands. Philipp vonMakedonien ließ am Eingang Kastelle errichten, die nach ihm verfielen, von den Römern aber wiederhergestellt
wurden. Noch jetzt sind Trümmer eines Kastells auf dem rechten Peneiosufer vorhanden. Im Passe selbst stand ein hochheiliger
Altar
[* 111] des Apollon,
[* 112] unweit des Meers ein solcher des Poseidon
[* 113] Peträos, als dessen Werk die Thalspalte
¶
mehr
angesehen wurde.
Vgl. Kriegk, Das thessalische Tempe (Leipz. 1835).
[* 73] (v. lat. templum), bei den Völkern des Altertums ein der Gottheit geweihter Bezirk, dann das auf demselben stehende
Gebäude, zur Aufnahme der Götterbilder, des Altars und der Priester, aber nur selten des Volkes bestimmt. Im Innern des eigentlichen
Tempelhauses oder der Zelle
[* 115] (cella) stand die Bildsäule oder das Bild der Gottheit, welcher der Tempel gewidmet
war, auf einem Postament an der dem Eingang gegenüberliegenden Mauer, vor ihm ein entweder runder oder viereckiger Opfer- und
Betaltar.
Die Decke
[* 116] bestand aus Holz, selten aus Stein und war gewöhnlich eben, später bisweilen auch gewölbt.
Der Fußboden war anfangs aus Steinplatten, später aus Mosaik hergestellt. Die Säulen desPortikus schmückte man oft mit erbeuteten
feindlichen Schilden. Stufen hatten die griechischen Tempel in der Regel, und zwar liefen sie stets ringsherum. Der dadurch geschaffene
Stufenunterbau hieß Krepidoma. Der Platz um den Tempel, soweit er der Gottheit geweiht war, hieß Peribolus.
getragen wurde. Das Innere enthielt einen 40 Ellen langen Vorderraum, das Heilige, worin die goldenen
Leuchter, der Schaubrottisch und der Räucheraltar standen, und einen durch einen Vorhang davon geschiedenen
Hinterraum von 20 EllenLänge, das Allerheiligste, mit der Bundeslade. Beide Räume waren an den Wänden, das Allerheiligste
(Adyton) auch am Boden und an der Decke mit Holzwerk getäfelt. Letzteres war nur dem Hohenpriester, das Heilige nur den Priestern
zugänglich.
Das Tempelgebäude war von einem innern Vorhof der Priester mit dem Brandopferaltar, dem Reinigungsbecken
und andern Gerätschaften umgeben und dieser durch Säulengänge mit ehernen Thoren von dem für das Volk bestimmten und von
einer Mauer umschlossenen äußern Vorhof geschieden. Nachdem er 586 durch Nebukadnezar zerstört worden war, erhob sich an
seiner Stelle nach der Rückkehr der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft der zweite, nach Serubabel
gekannte Tempel, der
wahrscheinlich wie auf der Stätte, so auch nach dem Plan des ersten errichtet und 516 vollendet wurde, diesem
aber an Größe und Pracht nachstand.
Durch AntiochosEpiphanes 169 entweiht, ward er von Judas Makkabäus wiederhergestellt und befestigt. Unter Herodes
d. Gr. begann seit 21 v. Chr. eine gänzliche Umgestaltung des Tempels in großartigerm Maßstab
[* 120] im griechischen Stil (daher
Herodianischer Tempel). Dieser Tempelbau war nach Josephus eine Stadie lang und eine Stadie breit. Im jüdisch-römischen Krieg, 70 n. Chr.,
war der Tempel die letzte Schutzwehr der Juden. Seit 644 steht auf der Tempelstätte eine Moschee. Die Aufzeichnungen
über den Salomonischen Tempelbau finden sich, außer einzelnen Notizen bei Jeremias 52 und im 2. Buch der Könige 25, im 1. Buch
der Könige, Kap. 5-7, und 2. Chron., Kap. 2-4.
Die höchste künstlerische Ausbildung erfuhr der Tempelbau durch die Griechen, welche, von der einfachsten Form ausgehend,
allmählich zu einer Anzahl von Typen gelangten, die nicht nur für die Römer maßgebend gewesen sind,
sondern auch auf die Baukunst der neuern Zeit Einfluß geübt haben. Man unterschied die einzelnen Gattungen der Tempel entweder
nach der Anordnung der Säulenstellungen vor und hinter der Tempelfronte oder an den Seiten des Tempels oder nach der Zahl
der Säulen an der Tempelfronte (vgl. auch Baukunst, S. 486). Die erstere Einteilung ist die geläufigere.
Man unterschied demnach:
1) Tempel in antis (Antentempel), bei welchen zwischen den über den Haupteingang zur Cella vorgeschobenen Seitenmauern (antae)
des Tempels zwei Säulen standen. Die dadurch gewonnene Vorhalle hieß Pronaos. Um die Cella auch von hinten zugänglich zu
machen, wurde die Rückseite des Tempels später mit einer gleichen Anlage (Opisthodomos, Hinterhaus)
versehen
[* 73]
(Fig. 1). 2) Prostylos hieß der Tempel, wenn die Stirnseiten der Seitenmauern bis zur Eingangsthür der Cella zurücktraten
und die Vorhalle des Tempels allein durch Säulen getragen wurde
[* 73]
(Fig. 2). 3) Der Amphiprostylos entsteht, wenn diese Säulenstellung
sich am Hinterhaus des Tempels wiederholt
[* 73]
(Fig. 3). 4) Der Peripteros ist die Erweiterung des Amphiprostylos
durch eine Säulenhalle, welche um alle vier Seiten des Tempels als freier Umgang herumgeführt wird. Es ist die edelste Form
des griechischen Tempelbaues, dessen klassisches Beispiel der Parthenon ist
[* 73]
(Fig. 4). Eine römische Abart ist der
Pseudoperipteros, bei welchem die Säulen in Form von Halbsäulen und Pilastern den Seitenwänden angefügt waren und das Gebälk
tru-