Kanada, leben meist gesellig, fliegen gut und bewegen sich auf dem
Boden recht gewandt. Einige sollen ansprechend singen,
viele aber lassen nur unangenehme
Laute vernehmen. Sie nähren sich hauptsächlich von
Früchten, zeitweilig von
Körnern und
fressen sämtlich auch
Insekten.
[* 2] Ihr
Nest bauen sie auf
Bäumen oder Sträuchern. Die wanderndenArten brüten
nur einmal im Jahr, während die in wärmern Gegenden lebenden wohl mehrere
Bruten erziehen. Wegen der bestechenden
Schönheit
der Tangaren werden viele
Arten in Käfigen gehalten, worin sie bei sorgfältiger
Pflege auch ziemlich gut gedeihen.
Die Tapiranga (Rhamphocelus brasiliensisL., s. Tafel
»Stubenvögel«)
[* 3] besitzt die
Größe des
Gimpels, ist
glänzend dunkelblutrot, an den
Flügeln und dem
Schwanz schwarz, an den
Schwingen und Oberflügeldecken verwaschen braunrot
gesäumt; die
Iris ist hochrot, der
Schnabel bräunlichschwarz, die Wurzelhälfte des Unterschnabels perlmutterweiß, der
Fuß
schwarz. Das Weibchen ist oberseits schwarzbraun, am
Bürzel und auf der Unterseite schmutzig rostbraun. Die Tapiranga bewohnt
Brasilien
[* 4] und ist in den Gebüschen sowie in den Rohrbrüchern an den Flußufern sehr gemein.
(lat.,
Berührungslinie), eine
Gerade, welche mit einer krummen
Linie oder mit einer
Fläche zwei zusammenfallende
Punkte gemein hat. Man erhält sie, wenn man erst zwei benachbarte
Punkte der
Linie oder
Fläche durch eine
Gerade (eine
Sekante) verbindet und dieselbe dann so weit um den einen der zwei
Punkte dreht, bis der zweite mit diesem zusammenfällt.
BeimKreis
[* 5] und der
Kugel steht die Tangénte senkrecht auf dem
Halbmesser, der nach dem Berührungspunkt geht. Legt man an einen
Punkt
einer krummen
Fläche beliebig vieleTangenten, so liegen dieselben in einer
Ebene (Tangentialebene). -
In der
Trigonometrie
[* 6] ist Tangénte der
Quotient aus
Sinus und
Kosinus.
Beim alten
Klavichord hießen so die auf den hintern Tastenenden
stehenden Metallzungen, welche die
Saiten nicht anrissen, wie die Federposen des Kielflügels, sondern nur streiften (tangierten),
daher auf eine ähnlicheWeise tonerzeugend wirkten wie der
Bogen
[* 7] der
Streichinstrumente (s.
Klavier, S.
816).
[* 1] Vorrichtung zur Messung der
Stärke
[* 8] eines galvanischen
Stroms durch die Ablenkung einer
Magnetnadel.
Sie besteht (s. Figur) aus einem kreisförmig gebogenen Kupferstreifen o, dessen geradlinig nach
abwärts gebogene
Endena b und
c d unten mit Klemmschrauben zur
Aufnahme der von den
Polen der galvanischen
Batterie kommenden
Drähte versehen sind. Im
Mittelpunkt des kupfernen
Ringes schwebt auf einer
Spitze inmitten eines in
Grade
geteilten
Kreises eine
Magnetnadel; der
Ring kann in seinem
Fußgestell so gedreht werden, daß seine
Ebene mit der
Magnetnadel
in ihrer Ruhelage (d. h. mit dem magnetischen
Meridian) zusammenfällt.
Sobald nun ein
galvanischer Strom durch den Kupferring geht, wird die
Nadel aus ihrer Ruhelage so weit abgelenkt, bis das Drehungsbestreben
der erdmagnetischen
Kraft,
[* 9] welche die
Nadel in die
Ebene des
Ringes zurückführen will, demjenigen
des galvanischen
Stroms, welcher
sie senkrecht zu dieser
Ebene zu stellen strebt, das
Gleichgewicht
[* 10] hält. Da die
Wirkung des Erdmagnetismus
auf ein und dieselbe
Magnetnadel als unveränderlich angesehen werden kann, so läßt sich aus den Ablenkungen, welche verschiedene
Ströme hervorbringen, auf die
Stärke dieser
Ströme schließen, und zwar ergibt sich aus obiger Gleichgewichtsbedingung, daß
die Stromstärken sich verhalten wie die »trigonometrischenTangenten« der Ablenkungswinkel.
Eine Tangentenbussole zeigt, an welcher
Stelle eines Schließungskreises man sie auch einschalten mag, immer die gleiche Ablenkung und gibt
dadurch kund, daß die Stromstärke in einer geschlossenen Leitung überall gleich
groß ist. Eine Tangentenbussole zur Messung sehr starker
elektrischer
Ströme ist von Obach angegeben worden. Wird durch den
Ring einer gewöhnlichen Tangentenbussole ein sehr
starker
Strom, z. B. derjenige einer großen dynamoelektrischen
Maschine,
[* 11] geleitet, so erleidet die
Magnetnadel eine Ablenkung
von nahezu 90°, welche allerdings durch eine passende Nebenschließung verringert werden kann.
Da aber der
Ring derBussole nur einen geringen
Widerstand haben darf, die anzubringende Nebenschließung demnach einen
noch geringern, der wegen seiner Kleinheit kaum zu messen ist, so läßt sich mit der gewöhnlichen Tangentenbussole eine
brauchbare Messung großer Stromstärken nicht erzielen. Obach hat daher für solche Messungen die Tangentenbussole derart
abgeändert, daß der mit einem Kupferband oder mit Drahtwindungen belegte
Ring um eine mit der Ruhelage der
Magnetnadel zusammenfallende horizontale
Achse gedreht und der dem
Ring erteilte Neigungswinkel gegen die
Vertikale an einem
Teilkreis abgelesen werden kann.
Die
Nadel selbst wird nicht auf einer
Spitze balanciert, sondern sie ist, um das bei stärkerm Neigen des
Ringes eintretende
Kippen der
Nadel zu vermeiden, mit einer in zweiLagern drehbaren vertikalen
Achse versehen. Die auf die
Nadel ausgeübte Richtkraft des
Stroms wird durch diese Einrichtung in dem
Verhältnis von l zu dem
Sinus des Neigungswinkels
verringert. Man findet demnach die
Stärke des
Stroms, wenn man die wie gewöhnlich aus dem Ablenkungswinkel berechnete verringerte
Stromstärke durch den
Sinus des Neigungswinkels dividiert. Macht man den
Ring um seine vertikale
Achse
drehbar und dreht denselben der abgelenkten
Nadel nach, bis dieselbe wieder auf dem
Nullpunkt der
Teilung einsteht, so ist die
Stromstärke dem
Sinus des
Winkels, um welchen die
Nadel abgelenkt ist, proportional. Dieser
Winkel
[* 12] wird an einem horizontalen,
mit demStativ fest verbundenen Teilkreis abgelesen. Ein so eingerichtetes
Instrument heißt
Sinusbussole.
von Prüsker in
Wien
[* 15] angegebenes
Instrument zum Höhenmessen und
Nivellieren, besteht aus
Stativ, worauf
mittels
Nuß mit Stellschrauben ein um eine
Achse am Okularende auf- und abstellbares
Fernrohr
[* 16] ruht, ähnlich
dem Nivellierfernrohr, eher noch wie bei der
Kippregel
[* 17] (s. d.).
¶
mehr
Die Horizontalstellung des Fernrohrs ist sehr sorgfältig konstruiert und beruht auf der Horizontalkorrektur einer Stützplatte
als der Grundlage für die Messungen, auf welcher die Ständer für das Fernrohr befestigt sind, und auf der darauf selbständig
zu bewirkenden Horizontalstellung des Fernrohrs selbst, also mittels zweier Libellen. Auf der Stützplatte ist am
Objektivende des Fernrohrs ein Lineal (gerade, nicht Kreisbogen) senkrecht befestigt, an welchem bei Hebungen das Objektivende
auf- und niedergeht und zwar mit einem entsprechend sich schiebenden Index und Nonius.
[* 19]
Bei 0 des Index auf 0 des Lineals und im übrigen einspielenden Libellen ist die Fernrohrachse horizontal und das Instrument
unmittelbar zum gewöhnlichen Nivellieren mit der Latte zu benutzen. Erhebt oder senkt man das Fernrohrende,
so wird an dem geraden Lineal nun nicht der Höhen- oder Tiefenwinkel angegeben, wie man ihn zu Höhenmessungen braucht (mit
Theodolit
[* 20] oder Kippregel), sondern man liest direkt dessen Tangente ab, kann also bei bekannter Horizontalentfernung des
Instruments vom Objekt sofort den Höhenunterschied ermitteln.
(arab. Tandscha), Seestadt in der marokkan. Provinz Hasbat, am westlichen Eingang der Straße von Gibraltar,
[* 21] amphitheatralisch
am Abhang eines kahlen Kalkgebirges erbaut, hat meist unregelmäßige, enge und steil aufsteigende Straßen, schöne Moscheen,
ein Franziskanerkloster mit Kapelle, dem einzigen christlichen Gotteshaus im ganzen Reich, mehrere Synagogen
und Häuser europäischer Agenten, eine alte, teilweise verfallene Citadelle, aber bedeutende Befestigungen am Hafen.
Dieser ist zwar klein und von geringer Tiefe, die Reede aber schön und ziemlich geräumig. Tanger ist der bedeutendste Seehandelsplatz
Marokkos und unterhält namentlich einen sehr lebhaften Verkehr mit Gibraltar. Es liefen 1887: 806 Schiffe
[* 22] von 168,598 Ton. ein; der Wert derLadungen betrug im Eingang 8,52, im Ausgang 4,4 Mill. Mk. Die Konsuln (darunter auch ein deutscher)
in Tanger haben dort eine bedeutendere Stellung als an irgend einem andern Orte, da sie die politischen Vertreter ihrer
Staaten beim Sultan von Marokko
[* 23] sind. Da letzterer nicht gestattet, daß Europäer in seiner Hauptstadt residieren, so läßt
er seinen Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Tanger wohnen, wo derselbe zugleich Gouverneur ist. Die Einwohner, 20,000
an der Zahl, sind meist Mauren; dazu kommen Juden spanischen Ursprungs und wenige Europäer. - Tanger hieß
bei den RömernTingis und ward unter KaiserClaudius Hauptstadt der Provinz Tingitana oder des westlichen Mauritanien.
Die Westgoten eroberten es im 5. Jahrh., im 8. Jahrh. kam es
an die Araber. Die Portugiesen brachten es 1471 in ihre Gewalt. 1662 ward es als Brautschatz der portugiesischen Infantin
Katharina bei deren Vermählung mit Karl II. von England an letzteres abgetreten, aber wegen der kostspieligen Unterhaltung 1684 aufgegeben,
worauf es die Mauren wieder in Besitz nahmen. Am ward es von einer französischen Flotte bombardiert, worauf 10. Nov. daselbst
der Friede zwischen Frankreich und Marokko abgeschlossen ward.
Alle diese Schriften stehen mit der geistigen Richtung, als deren unerschrockener Streiter Tangermann eingetreten
ist, im Zusammenhang, offenbaren aber über ihren tendenziösen Zweck hinaus eine poetische Anlage u. vertiefte Bildung.
Tangermünde erscheint schon im 12. Jahrh. als Stadt. Die dortige
Burg war wiederholt Residenz der Markgrafen von Brandenburg,
[* 35] besonders zur Zeit KaiserKarls IV., wurde aber 1640 von den Schweden
[* 36] größtenteils zerstört; von dem alten Bau ist noch der Kapitelsturm übrig.
(bei den ChinesenSifan, d. h. westliche Barbaren), ein den Tibetern nahe verwandtes Volk in den Alpenländern
westlich von den chinesischen ProvinzenSchensi und Setschuan, am obern Lauf der Zuflüsse des Huangho und Jantsekiang. Sie werden
seit 634 n. Chr. in den chinesischen Annalen öfters erwähnt und sind gegenwärtig den Chinesen tributpflichtig.
Die Tanguten sind von mittlerm, aber kräftigem Wuchs, mit schwarzem Haar
[* 37] und starkem, kurzgeschornem Bart, gerader Nase,
[* 38] großen,
nicht schmal geschlitzten Augen und dicken, oft aufgeworfenen Lippen.
IhreKleidung, bei beiden Geschlechtern dieselbe, besteht in einer Art Schlafrock aus Tuch oder Schaffellen.
Ihre Unsauberkeit überschreitet alle Grenzen.
[* 39] Die Sprache
[* 40] der Tanguten gehört zur tibetischen Gruppe der einsilbigen Sprachen. Die
Tanguten sind Nomaden, welche sich vornehmlich mit Schafzucht befassen; nach der Farbe der Zelte, unter welchen sie wohnen, unterscheidet
man schwarze oder gelbe Tanguten. IhreReligion ist ein durch allerhand Aberglauben entstellter Buddhismus. Alle
Tanguten werden von eignen Beamten regiert, welche einem chinesischen Beamten in Sinin (Kansu) unterstellt sind.
¶
(ägypt. T'â, T'ân, hebr. Zo'an, arab. Sân), altägypt. Stadt im nordöstlichen Nildelta, deren zuerst von Mariette,
dann 1883-84 von FlindersPetrie aufgedeckte Ruinen beim heutigen Fischerdorf Sân el Hager unweit des Südufers des Menzalesees
liegen. Schon unter der 6. Dynastie um die Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends bestehend, wurde
um 2100 Residenz der semitischen Hyksoskönige und später diejenige der großen Herrscher aus der 19. Dynastie, wie Ramses'
II. und Merenptahs, deren ersterer in Tanis einen großartigen Tempel
[* 43] des Kriegsgottes Set erbaute, in dessen Ruinen nicht weniger
als 14 Obelisken gefunden wurden. In sehr fruchtbarer, wild- und fischreicher Gegend gelegen und selbst
für Seeschiffe erreichbar, war Tanis vor derGründungAlexandrias wohl die größte Handelsstadt Ägyptens, sank aber später
infolge von Landanschwemmungen und des Versandens der Tanitischen Nilmündung und wurde wahrscheinlich 174 n. Chr. gelegentlich
eines Aufstandes zerstört.
1) Tankred von Hauteville, normänn. Ritter im 11. Jahrh., dessen zehn Söhne, unter ihnen der berühmte Robert Guiscard
und Roger I., 1038 nach Unteritalien zogen, es eroberten und dort das normännische Reich gründeten.
2) Eine der südlichsten der Neuen Hebriden, 380 qkm (7 QM.) mit 10,000 Einw.
Im Innern ein 135 m hoher, thätiger Vulkan mit Schwefelquellen an seinem Fuß.
Robert, schott. Dichter, geb. zu Paisley, trieb die Weberei
[* 56] und dichtete daneben
Lieder, die durch seines FreundesR. A. SmithKompositionen bald volkstümlich wurden. Auch gab er »Poems and songs«
(1807) heraus. Am bekanntesten wurden unter seinen Gedichten: »Jessy, the flower
of Dumblane« und »The song of the battle of Vittoria«, die nur von den besten DichtungenRob. Burns' übertroffen
werden. Später verfiel er in Schwermut und zuletzt in Wahnsinn; in diesem nahm er sich selbst das Leben. Eine Sammlung
seiner Werke nebst Biographie erschien Glasgow
[* 57] 1838 (neue Ausg. 1879).
Gattung aus der Familie der Abietineen, meist hohe
Bäume, deren Hauptäste in unregelmäßigen Quirlen und deren Nebenäste meist zweireihig stehen, mit einzeln stehenden, meist
zweizeiligen, flachen, unterseits längs des Mittelnervs bläulichweiß gestreiften Nadeln,
[* 59] aufrechten Zapfen
[* 60] und nach der
Reife von der Achse sich lösenden Zapfenschuppen. Die europäische Edeltanne (Weißtanne, P. pectinataLam., Abies alba Mill., A.PiceaL., A. pectinataDec., A. excelsaL.,P.AbiesDur., s. Tafel), einer der schönsten Waldbäume
mit in der Jugend pyramidaler, im Alter fast walzenförmiger, unregelmäßiger, am Wipfel storchnestartig abgeplatteter Krone,
wird im Schluß über 65 m hoch, hat zuerst olivenbraune, später weißgraue Rinde, behaarte, rauhe Zweige,
an welchen die Nadeln nach zwei Seiten flach gestellt sind.
Sie werden 2-3 cm lang und sind am obern Ende abgerundet und ausgerandet; die Blüten stehen fast nur in den obersten Verzweigungen
des Wipfels an vorjährigen Trieben, die männlichen Blütenkätzchen sind viel länger als die der Fichte,
[* 61] die senkrecht aufgerichteten, 4-6 cm langen weiblichen Blütenzäpfchen gelbgrün, die aufrecht stehenden, 14-20 cm langen
Zapfen länglich walzenförmig, hell grünlichbraun, ihre Deckschuppen lineal zungenförmig mit dem zwischen den Fruchtschuppen
hervorragenden Teil rückwärts gebogen. Nach der Samenreife im Oktober, oft erst im April des folgenden Jahrs, löst
sich der Zapfen ganz auf, und nur die spindelähnliche Achse bleibt am Trieb stehen. Die Samen
[* 62] sind dreikantig, geflügelt. Die
Tanne hat eine ziemlich tief gehende Pfahlwurzel und unter der Oberfläche des Bodens verlaufende zahlreiche Nebenwurzeln. Die
Keimpflanze besitzt
¶
3. 4. Weibliche Deckschuppe mit der noch kleinen Samenschuppe von der Innen- und Außenseite, an ersterer unten die Samenschuppe
mit den zwei Samenknospen. -
5. (und die
[* 58]
Figur darüber) Die Samenschuppe in verschiedenen Entwickelungszuständen, wie 3 und 4 vergrößert.
-
6. 7. Männliche Blütenkätzchen, als Knospe und vollkommen entwickelt (doppelte Größe). -
gewöhnlich 5-7 sehr große Keimnadeln; in der Jugend wächst die Tanne viel langsamer als die Fichte, vom 25. oder 30. Lebensjahr
an beginnt aber ein fördersameres Wachstum, welches länger als bei irgend einem Waldbaum, mit Ausnahme der Eiche, anhält.
Sie erreicht ein sehr hohes Alter. Im allgemeinen trägt sie später und seltener Früchte als die Fichte.
Ihre Verbreitung ist auch viel beschränkter. Sie gehört als Waldbaum den höhern Stufen des mitteleuropäischen Berglandes
(Riesengebirge, Erzgebirge, Böhmerwald, Bayrischer Wald, Fichtelgebirge, Frankenwald, Schwarzwald, Alb, Jura, Wasgenwald), den südwesteuropäischen
(Burgund, Auvergne, Pyrenäen) und südosteuropäischen Gebirgslandschaften (Karpathen, Siebenbürgen, östlicher Balkan, thrakische
Berglandschaft), meist in Höhen von 800-1200 m ü. M. im mittlern, von 1200-1900 m im südlichen Europa,
an. Die Tanne meidet die aufgeschwemmten Bodenarten des Flachlandes und liebt vor allen den Verwitterungsboden des Urgebirges.
Sie gedeiht nur im Bestandsschluß zur höchsten Vollkommenheit, da sie einen erheblichen Schirmdruck erträgt und in der
Jugend des Schutzes durch Altstämme bedarf. Ausgedehnte Bestände bildet sie mit der Rotbuche zusammen,
auch mit der Fichte; ihr ganzes Wuchsverhalten aber stempelt sie zum Betrieb in reinen Beständen mit höherm Umtrieb (140-150
Jahre). Die Tanne ist sturmfest und dem Schneebruch und Insektenschäden wenig unterworfen, Wildbeschädigungen aber sehr ausgesetzt.
Man verjüngt die Tannenbestände am besten in dunkeln Samenschlägen; zur Neubegründung von solchen
Beständen wendet man Schirmschläge an. Man pflückt die Zapfen im September; der Same bedarf des Ausklengens nicht, da derselbe
von selbst ausfällt. Ein Hektoliter Zapfen wiegt 45 kg und ergibt etwa 3 kg gereinigten Samen (4½ kg geflügelten Samen).
Ein Kilogramm reinen Samens enthält 16,000 Körner. Zur Saat verwendet man pro Hektar 25 kg (Plätzesaat)
bis 80 kg (Vollsaat) reinen Samen.
Meist macht man Riefensaaten (0,5 m breit) mit 50 kg Samen pro Hektar. Im Saatkamp säet man 5 kg pro Ar. Der Same wird höchstens
0,8 cm tief mit Erde bedeckt. Frühjahrssaat ist wegen der Frostgefahr und des Mäusefraßes vorzuziehen.
Saat- und Pflanzkämpe legt man in frostfreien Lagen, thunlichst in nicht zu geschlossenen alten Schirmbeständen an. Die zweijährigen
Pflänzlinge werden umgepflanzt (verschult), im sechsjährigen Alter in die Bestände gepflanzt.
Vielfach werden auch Wildlinge mit Ballen, fünf- bis sechsjährig, zur Vervollständigung der Kulturen
verwendet. Man benutzt das sehr gleichmäßige und spaltbare Tannenholz wie Fichtenholz, außerdem namentlich zu Resonanzböden
musikalischer Instrumente. Die Tanne liefert auch Harz und Terpentinöl, aber die Rinde ist zum Gerben nicht geeignet. A. venustaDougl., in Kalifornien, mit brauner Rinde, weit herabhängenden untern und unregelmäßig abstehenden obern Ästen, zugespitzten
Nadeln und dreilappigen, sehr lang zugespitzten Deckblättern, wird über 30 m hoch und bei uns als Zierpflanze
kultiviert, ebenso A. amabilisDougl., an der Westseite Nordamerikas, mit brauner Rinde, in der Jugend auf beiden Seiten bläulich
gestreiften, zuletzt gleichmäßig grünen, an der Spitze oft ausgerandeten Nadeln und am Rand gezähnelten Deckblättern,
über 60 m hoch werdend. P. balsameaLoud. (A. balsamea Mill., Balsamtanne), in Nordamerika,
[* 66] südlich bis Virginia, sehr verbreitet,
mit schwärzlichgrauer Rinde, an der Spitze ausgerandeten, unterseits bläulichweiß gestreiften Nadeln, gezähnelten Deckblättern
und violetten Zapfen,
wird 15 m hoch und bildet eine pyramidale Krone; ihre Blätter und Zweige riechen gerieben
sehr angenehm; sie liefert den Kanadabalsam. P. NordmannianaLoud. (A. NordmannianaLink.), im Kaukasus und im Pontischen Gebirge, 30 m
hoher, meist vom Grund an regelmäßig mit Ästen besetzter Baum mit schwärzlichgrauer Rinde, ringsum gestellten, an der Spitze
ausgerandeten, wenigstens am obern Teil gezähnelten und meist mit verlängerter Spitze versehenen Deckblättern
und sehr großen, meist mit Harz stark bedeckten Zapfen, zählt zu den schönsten und höchsten Edeltannen, ist raschwüchsig
und vollständig hart und wird daher vielfach als Zierpflanze kultiviert. P. PinsapoLoud. (A. PinsapoBoiss., spanische Edeltanne),
in den Gebirgen des südlichen Spanien
[* 67] und Nordafrikas, ein 20-25 m hoher Baum mit grauschwärzlicher Rinde,
ringsum stehenden, zugespitzten, gleichfarbigen oder unterseits schwach bläulichweiß gestreiften Nadeln, kurzen, gezähnelten
und mit einer besondern Spitze versehenen Deckblättern und ziemlich großen, am obern Teil etwas eingedrückten Zapfen, hält
in Norddeutschland in geschützten Lagen ziemlich gut aus.
Amerikanische Edeltanne (P. nobilisLoud., A. nobilisLindl.), 70 m hoher BaumKaliforniens mit kastanienbraunem
Stamm, fast ringsum gestellten, nach oben gekrümmten Nadeln, 16-18 cm langen Zapfen mit spatelförmigen, oben geschlitzt gezahnten
und in eine schmal lanzettliche Spitze auslaufenden, sehr langen Deckschuppen, eine der schönsten Edeltannen, bildet in ihrem
Vaterland große Wälder und ist in Norddeutschland vollkommen hart.
2) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Königsberg,
[* 70] KreisOsterode,
[* 71] hat (1885) 247 Einw. und ist bekannt
durch die Niederlage des deutschen Ordensheers gegen die Polen und Litauer
ein Gebirgsstock der Salzkammergutalpen, vom Salzachthal zwischen Golling und Werfen östlich gegen
die Dachsteingruppe sich hinziehend, im Raucheck 2428 m hoch, verengert mit dem gegenüberliegenden Haagengebirge
das Salzachthal zu enger Schlucht (Paß
[* 72] Lueg).
wandert er regelmäßiger, doch im allgemeinen auch nur, wenn die Zirbelnüsse mißraten sind. Er klettert an den Bäumen
umher und meißelt mit dem Schnabel, wie die Spechte. Seine Nahrung besteht wesentlich aus Sämereien, Nüssen, Beeren, Kerbtieren,
Schnecken,
[* 78] kleinen Vögeln etc. Er nistet im März auf Bäumen und legt 3-4 blaß grünblaue, hellbraun
gefleckte Eier,
[* 79] welche das Weibchen in 17-19 Tagen ausbrütet. Er wird nützlich, indem er zur Verbreitung des Arvensamens
an den unzugänglichsten Stellen beiträgt. In der Gefangenschaft fällt besonders seine Mordlust auf.
Vgl. Tschusi zu Schmidhoffen,
Verbreitung und Zug
des Tannenhehers (Wien 1888).
(Tanhuser), Minnesänger, vermutlich ein Salzburger oder Bayer, der um die Mitte des 13. Jahrh. am HofeFriedrichs
des Streitbaren und andrer Fürsten sich aufhielt und ein abenteuerliches Wanderleben geführt zu haben scheint. In seinen
Liedern schildert er, dem Vorgang Neidharts folgend, mit Vorliebe das bäuerliche Leben und derbsinnliche
Minne, nebenbei mit allerlei litterarischer Gelehrsamkeit prunkend. Auch ein didaktisches Gedicht: »Hofzucht«, wird ihm beigelegt.
Eine seiner Weisen erhielt sich bei den Meistersängern. Seine lyrischen Gedichte finden sich im 2. Teil der »Minnesinger«
von Hagen
[* 82] (Leipz. 1838),
die »Hofzucht« im 6. Band
[* 83] von Haupts »Zeitschrift für deutsches Altertum« (das.
1848). An sein bewegtes Leben und ein ihm beigelegtes Bußlied knüpft sich die bekannte Sage vom Ritter Tannhäuser, der im Venusberg
verweilte, dann nach Rom
[* 84] pilgerte, um Vergebung seiner Sünden zu erlangen, und, als ihm diese versagt wurde, verzweiflungsvoll
zu FrauVenus im Hörselberg (s. d.) zurückkehrte. R. Wagner hat die Sage zu einer Oper verarbeitet.
Vgl.
Grässe, Der Tannhäuser und ewige Jude (2. Aufl., Dresd. 1861);
Zander, Die Tannhäusersage und der Minnesänger Tannhäuser (Königsb. 1858).
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Gablonz, an der Bahnlinie Eisenbrod-Tannwald, mit Bezirksgericht, Baumwollspinn-
und Webfabrik (23,500 Spindeln und 500 mechanische Webstühle),
[* 98] Maschinenbauwerkstätte, Glasschleiferei, Glaskurzwarenindustrie
und (1886) 2726 Einw.
Luigi, ital. Dichter, geboren um 1510 zu Venosa im Neapolitanischen, trat früh in die
Armee und erwarb sich durch seinen Mut nicht minder als durch sein poetisches Talent die Gunst des DonGarcias, Sohns des Vizekönigs
von Neapel,
[* 99] den er nach Sizilien und später auf der Expedition gegen Tunis (1551) begleitete. Ein geistreiches, aber schlüpfriges
Gedicht: »Il vendemmiatore« (Neapel 1534, Vened. 1549, Par. 1790; franz. von Mercier: »Jardin d'amour«, das.
1798),
begründete seinen litterarischen Ruf, zog ihm aber das Verdammungsurteil der römischen Kurie zu. Um dieselbe wieder
auszusöhnen, schrieb er das religiöse Epos »Le
[* 100] lagrime di San Pietro«, von welchem jedoch bei seinen Lebzeiten nur ein Teil
gedruckt wurde, und welches er auch unvollendet hinterließ. Erst nach seinem Tod erschien das Gedicht,
welches im einzelnen große Schönheiten besitzt, aber durch seine Länge und eine gewisse Monotonie ermüdet (Vened. 1606).
Tansillo starb um 1570. Außer den genannten Werken hat man
¶
mehr
von ihm das dramatische Gedicht »I due pellegrini« (Neap.
1631). Die Ausgabe seiner »Opere« (Vened. 1738) enthält die beiden letztgenannten Gedichte und seine »Rime
Varie«, unter welchen sich viele gute befinden. Später wurden aus Handschriften publiziert die beiden Lehrgedichte: »La balia«
(Vercelli 1767, Vened. 1797) und »Il podere«
(Tur. 1769, Parma
[* 102] 1797),
welch letzteres zu den besten seiner Gattung in der italienischen Litteratur gehört,
sowie verschiedene »Capitoli« (Vened. 1832-34).
Hauptstadt der ägypt. ProvinzGarbieh mit (1882) 33,750 Einw. (1029 Ausländer), hat große kommerzielle Bedeutung
infolge seiner zentralen Lage im Nildelta, als Kreuzungspunkt mehrerer Eisenbahnen und Kanäle, des prächtigen
Grabes des wunderthätigen ScheichsAhmed el Bedawi und seiner drei großen Messen, von welchen die im August an 500,000 Menschen
hier versammelt.
Die hiesige Medresse wird von nahe an 5000 Schülern besucht und steht nur der von Kairo
[* 103] nach. Tanta ist Sitz
eines deutschen Konsulats.
(Columbium) Ta, chemisch einfacher Körper, findet sich als Tantalsäuresalz im Tantalit,
Columbit, Yttrotantalit, Pyrochlor und andern seltenen Mineralien,
[* 104] wird aus diesen als schwarzes, sehr widerstandsfähiges
Pulver erhalten, verbrennt beim Erhitzen an der Luft zu Tantalsäureanhydrid Ta2O5 und gibt beim Erhitzen
in Chlor Tantalchlorid TaCl5 .
Tantalsäure H3TaO4 verbindet sich mit
Basen in mehreren Verhältnissen.
Atomgewicht des Tantals ist 182. Tantal wurde 1801 von Hatchett entdeckt.
Mineral aus der Ordnung der Tantalate und Niobate, findet sich in rhombischen, säulenförmigen kristallen,
auch derb und eingesprengt, ist schwarz, undurchsichtig, unvollkommen metallglänzend, Härte 6-6,5, spez. Gew. 6,3-8,
besteht aus tantal- und niobsaurem Eisenoxydul Fe(TaNb)2O6 ^[Fe(TaNb)2O6] mit Mangangehalt.
[* 101] im griech. Mythus König von Lydien oder Phrygien, Sohn des Zeus
[* 105] und der Pluto, Vater des Pelops und der Niobe,
Großvater des Atreus und Thyestes, durfte als Liebling des Zeus an den Göttermahlen teilnehmen. Dadurch
übermütig geworden, lud er selbst die Götter ein und setzte ihnen, um ihre Allwissenheit zu prüfen, das Fleisch seines
eignen SohnsPelops vor. Nach andern soll er des Zeus geheime Ratschlüsse ausgeplaudert oder Nektar und Ambrosia vom Göttertisch
entwendet haben.
Zur Strafe für diesen Frevel stürzten ihn die Götter in die Unterwelt, und hier mußte er (nach der Sage
bei Homer) fortwährend den qualvollsten Hunger u. Durst leiden. Er stand in einem Teich, während Bäume ihre fruchtbeladenen
Zweige über ihn nieder neigten; aber so oft er davon pflücken oder aus dem Teich trinken wollte, wichen
Früchte und Wasser zurück. Nach Pindar schwebt er selbst in der Luft, und über seinem Haupt hängt ein stets den Sturz drohender
Felsenblock. Darstellungen finden sich auf Vasenbildern, z. B. in der Münchener Sammlung (s.
Abbildung).
debruit pour une omelette! (franz.), »so
viel Lärm um einen Eierkuchen!« d. h. um nichts, sprichwörtlich gewordener Ausruf,
der nach einer bekannten Anekdote auf den Dichter Desbarreaux zurückgeführt wird.
der Anteil, welchen jemand von dem Gewinn eines Unternehmens bezieht. Das Tantiemesystem bildet den Gegensatz
zu dem Honorarsystem, indem bei dem letztern eine bestimmte und dem Betrag nach feststehende Vergütung gewährt wird, während
die Tantième sich nach dem finanziellen Erfolg des Unternehmens richtet und sich nach Prozentsätzen
des Geschäftsgewinns bestimmt. Tantième beziehen gewisse Beamte, Handlungsgehilfen, Provisionsreisende, Arbeiter (s. Arbeitslohn,
S. 759), Verwaltungsräte bei Aktiengesellschaften etc. Die Tantième kommt aber auch neben festem Gehalt vor, wie dies z. B. bei den
Direktoren von Aktiengesellschaften üblich ist.
Für Genossenschaften ist nach dem deutschen Genossenschaftsgesetz von 1889 das Tantiemesystem ausgeschlossen,
soweit es sich um die Bezahlung der Aufsichtsräte handelt. Dagegen ist das Tantiemesystem bei der Aufführung von dramatischen
und musikalischen Werken das herrschende. Der Komponist wie der Dichter können hiernach als Autorenanteil einen Bruchteil
von der Einnahme beanspruchen, welche sich bei der Aufführung ihres Werkes (Tantiemevorstellung) ergibt.
In Frankreich schon 1791 gesetzlich eingeführt, wurde die Theatertantieme erst seit 1847 von der Generalintendantur der
königlichen Schauspiele in Berlin
[* 108] und ebenso von der Direktion des Burgtheaters in Wien verwilligt. Jetzt ist die Tantiemezahlung
in der regelmäßigen Höhe von 10 Proz. allgemein üblich, und die Ausübung einer diesbezüglichen
Kontrolle ist eine Hauptaufgabe der 1871 gegründeten
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