an
Bihar, umfaßt ein Gebiet von 3671 qkm (66,6 QM.), das sehr
wald- und wildreich ist, und wird vom
Kraszna- oder Bükkgebirge erfüllt und von den
FlüssenKraszna,
Szamos,
Berettyó, Szilágy
etc. bewässert. S. hat (1881) 171,079 Einw.
(Rumänen und
Ungarn,
[* 2] meist Griechisch-Unierte), welche
Acker- und Weinbau,
Rindvieh- und Schweinezucht treiben.
Sitz des
Komitats ist die Stadt
Zilah.
(spr. ssílādj-schómljó),Stadt im ungar.
KomitatSzilágy, an der
Kraszna, mit
Schloß, alter
Felsenburg, 1434 von
StephanBáthori erbauter
Kirche und Minoritenkloster,
hat (1881) 4189 ungarische und rumän. Einwohner, Weinbau, eine
Mineralquelle, ein Untergymnasium und Bezirksgericht.
(spr. sslá-,Akna-S.),
Ort im ungar.
KomitatMarmaros, 4,6 km von
Marmaros-Sziget, mit dem
es durch eine Schmalspurbahn verbunden ist, hat ein großes Salzbergwerk, das jährlich
ca. 350,000 metr. Ztr. produziert.
(spr. sso-),Bad bei
Ungvár im ungar.
KomitatUng, liegt, gegen N. vollständig geschützt, an der Südseite
des Vihorlátgebirges und hat vier kalte salz- und schwefelhaltige
Quellen und
Schlammbäder.
(spr. ssówāta),Badeort im ungar.
KomitatMaros-Torda
(Siebenbürgen), mit (1881) 1471 ungarischen und rumän.
Einwohnern, mehreren
Salzseen, Solbädern und dem höchst merkwürdigen Salzberg, bei dem das
Steinsalz in ganzen
Felsen frei
zu
Tag tritt (s.
Parajd).
(spr. sch-),Joseph, poln.
Historiker und dramatischer Dichter, geb. 1835 zu
Tarnow in
Galizien, beendete seine
Studien 1858 zu
Krakau,
[* 15] zog sich dann auf sein väterliches
Gut Kurdwanow bei
Krakau zurück, war 1868-69 Reichsratsabgeordneter
und wurde 1869 ordentlicher
Professor der polnischen Geschichte an derKrakauerUniversität. 1881 zum Mitglied
des österreichischen
Herrenhauses ernannt, starb er schon S. gehörte zur konservativ-monarchischen
Partei. Er
veröffentlichte zahlreiche historische, durch lebensvolle
Charakteristik ausgezeichnete
Schauspiele
(»Samuel Zborowski«, »Halszka
z Ostroga«. »Hieronim Radziejowski«, »Jadwiga«,
»Jerzy
Lubomirski«, »Sawanarola«, »Michał
Korybut«, »Jan III.«,
»Kopernikus«,
»Dlugosz i Kallimach« u. a.),
(te) t, lat. T, t, der harte oder tonlose dentale Verschlußlaut. Die Lautphysiologie zeigt, daß er auf vier verschiedene
Arten gebildet werden kann. Von diesen ist das sogen. alveolare t besonders in Norddeutschland
üblich; der Verschluß wird hier dadurch hervorgebracht, daß man den vordern Teil der Zunge an das hintere
Zahnfleisch (Alveolen) der Oberzähne anlegt. Dagegen wird das in Süddeutschland (besonders im z) vorherrschende dorsale t
dadurch hervorgebracht, daß man den vordern Teil des Zungenrückens (Dorsum) dem Gaumen nähert, während die Zungenspitze
herabhängt.
Außerdem pflegt in der norddeutschen Aussprache ein leiser Hauch dem t zu folgen. Das Sanskritalphabet
hat ein besonderes Zeichen für das cerebrale t, das dadurch entsteht, daß man den vordern Zungensaum stark in die Höhe
biegt und dem Gaumen nähert; ganz ebenso wird das gewöhnliche t des Englischen ausgesprochen. Das hochdeutsche t geht, geschichtlich
betrachtet, vermöge der Lautverschiebung (s. d.) auf ein älteres d zurück, das
in den übrigen germanischen Sprachen noch geblieben ist; man vergleiche z. B. unser toll mit englisch dull, plattdeutsch
doll.
Das altgermanische d geht aber seinerseits auf ein aspiriertes d zurück, das sich z. B.
im Sanskrit als dh, im Griechischen als th zeigt; so finden wir für das griechische ther im Gotischen dius,
im Englischen deer, während im Hochdeutschen aus dem d wieder ein t geworden ist: Tier; gotisch ga-daursan, »wagen«, englisch
to dare, heißt im Sanskrit dharsh, im Griechischen tharsein. Das th ist im Englischen ein gelispelter Laut, der zur Klasse der
Reibelaute gehört, ebenso wie das th der Neugriechen, das c in gewissen spanischen Wörtern.
Früher, in der althochdeutschen Periode, existierte dieser oder ein ähnlicher Laut auch in der deutschen Sprache; da derselbe
aber längst verschollen ist und das th jetzt überall wie t ausgesprochen wird, so ist es wenigstens in deutschen Wörtern
ganz überflüssig geworden und wirkt nur störend. Es sind daher Schreibungen wie Heimath, Monath mit
Recht in Abnahme gekommen; doch ist, obwohl namentlich J. Grimm und andre deutsche Altertumsforscher einen Vernichtungskrieg
gegen das th eröffneten, dasselbe so festgewurzelt, daß selbst die reformatorische neue Orthographie es nicht ganz beseitigt.
Sie behält es (außer in Fremdwörtern, wie Katheder, Theater,
[* 19] Thee) bei in Silben, die nicht schon sonstwie
als lang kenntlich sind, daher z. B. in Thal,
[* 20] Thor, That, thun; nicht aber in Teil, Tier, Mut, Turm,
[* 21] der Silbe -tum, z. B. in Altertum,
und den meisten andern Fällen. Der Buchstabe t stammt von dem griechisch-phönikischen Tau ab.
bei botanischen Namen für Tournefort (s. d.). ^[= (spr. turnfor), Joseph Pitton de, Botaniker, geb. 5. Juni 1656 zu Aix, studierte bei den Jesuiten ...]
[* 27] (NicotianaTourn.), Gattung aus der Familie der Solanaceen, ein-, seltener mehrjährige, häufig drüsenhaarige,
klebrige Kräuter, bisweilen halbstrauchig, selten strauch- oder baumartig, mit einfachen, ganzrandigen, selten buchtigen
Blättern, endständigen Blütentrauben oder Rispen und trockner, zweifächeriger, vom bleibenden Kelch
umgebener Kapsel mit zahlreichen sehr kleinen Samen.
[* 28] Etwa 50, bis auf wenige australische und polynesische, in Amerika
[* 29] heimische
Arten. Bauerntabak (N. rusticaL.), einjährig, 60-120 cm hoch, drüsig kurz behaart, klebrig, mit mehr oder weniger verästeltem
Stengel,
[* 30]
¶
mehr
eiförmigen, oben sitzenden, unten gestielten, gerippten Blättern, grünlichgelben Blüten in endständigen, gedrängten Rispen
und fast kugeligen Kapseln,
[* 32] in Mexiko
[* 33] und Südamerika,
[* 34] wird bei uns seltener gebaut, im Orient aber ausschließlich und liefert
den türkischen Tabak und Latakia. Gemeiner, virginischer Tabak (N. TabacumL., s. Tafel »Genußmittelpflanzen«),
[* 35]
einjährig, 1-2
m hoch, drüsig kurz behaart, klebrig, mit sitzenden (die untern halbstengelumfassend, herablaufend),
länglich lanzettförmigen, lang zugespitzten Blättern, in endständiger, ausgebreiteter Rispe stehenden, langröhrigen,
hellroten Blüten und eiförmigen Kapseln, in Südamerika, wird in den gemäßigten und subtropischen Klimaten aller Erdteile
kultiviert. Der großblätterige Marylandtabak (N. macrophylla Metzg.)
unterscheidet sich von letzterer Art durch breitere, stumpfe, am Grund geöhrte, sitzende oder geflügelt
gestielte Blätter und durch den gedrungenern Blütenstand,
[* 36] ist aber vielleicht nur eine Varietät derselben.
Der Tabak gedeiht im allgemeinen noch, wo der Winterweizen im ersten Dritteil des MonatsAugust reif wird; guter Tabak fordert aber
ein Weinklima, und die feinsten Sorten werden zwischen 15 und 35° gebaut. Der Normalboden für den Tabak ist
ein kalkhaltiger oder gemergelter Lehm der Sandkonstitution, welcher leicht erwärmbar und humushaltig ist. Auch milder Kalkmergelboden
paßt noch für den Tabak, muß aber recht warm liegen. Dem Tabak geht Klee, Luzerne, eine beliebige grün untergebrachte Frucht oder
eine Hackfrucht voran; er folgt zwei und mehrere Jahre auf sich selbst und gibt sogar im zweiten oder
dritten Jahr ein feineres Produkt als im ersten.
Der Tabak entnimmt seinem Standort bedeutende MengenKali, leidet aber durch Chlorverbindungen. Für Pfeifengut und Deckblätter
wirkt Gründüngung oder untergebrachter Klee mit Rindermistdüngung im Herbst am günstigsten, und im
Spätherbst gibt man eine tiefe Furche. Auf sandreichem Boden wirkt eine Auffuhr von Moder vortrefflich. Kurzvor derBestellung
erhält das Land gartenartige Bearbeitung. Die jungen Pflanzen erzieht man inMistbeeten oder in Kasten mit eingeschlagenen Pfählen
(Kutschen); man säet im März, begießt fleißig, schützt die Pflanzen durch Strohdecken vor Frost, lichtet
die Saat zur Zeit der Baumblüte, verpflanzt die kräftigsten Pflänzchen 2,5-5 cm weit mit Erdballen in Gartenbeete, schützt
sie auch hier durch Strohdecken vor Nachtfrösten und bringt sie Ende Mai oder mit der ersten Junihälfte mit 6-7 Blättern
auf den Acker.
Man stellt sie 60 cm weit voneinander in 60 cm weit entfernten Reihen und läßt nach je zwei Reihen einen
Weg. Sobald die Pflanzen angegangen sind, werden sie behackt, beim zweiten Behacken auch behäufelt und, wenn sich die Blütenrispe
entwickeln will, geköpft, so daß je nach der Varietät 8-12 Blätter stehen bleiben. Später entfernt
man auch die aus den Blattwinkeln entspringenden Seitentriebe (Geizen). Bei der ersten Behackung gräbt man zwischen je vier
PflanzenLöcher und gießt mit Wasser verdünnte und mit Guano gemengte Jauche hinein.
Man kann statt dessen auch im Frühjahr Mist einbringen, doch gibt die Jauche stets ein feineres Produkt. Wenn der Tabak etwa 90 Tage
auf dem Acker gestanden hat, sind die Blätter reif; sie werden matt, gelbfleckig, klebrig und bekommen einen starken Geruch.
In diesem Zustand erntet man den für Deckblätter bestimmten Tabak, Pfeifengut aber erst, wenn die Blätter anfangen, ihre Ränder
einzurollen. Man verliert dadurch an Gewicht, aber das Produkt wird feiner. Bei der Ernte
[* 37] bricht man zuerst
die untersten Blätter (Sandblätter),
dann die folgenden (Erdblätter) und zuletzt als Haupternte die übrigen, welche die
besten sind.
Bei gutem Wetter
[* 38] knickt man die Blätter nur ein und löst sie am folgenden Tage ganz ab. Man trocknet sie in einem luftigen
Raum auf Stangengerüsten, indem man sie auf Ruten anspillt oder anBindfaden auffädelt, und läßt sie wochen- und monatelang
hängen. Das Ernteverfahren variiert übrigens mehrfach, und in Amerika nimmt man die ganzen Pflanzen vom Feld ab, nachdem man
sie einige Tage vorher so weit angehauen hat, daß sie sich umlegen, und hängt sie mit den Blättern
zum Trocknen auf. Der Ertrag schwankt zwischen 900-2000 kg pro Hektar. Behandelt man den Geiz wie die Haupternte, so gibt auch
jener noch einen Ertrag, freilich von geringer Qualität.
Die geernteten Blätter bindet man in kleine Bündel, trocknet sie an der Luft und unterwirft sie dann einem
Gärungsprozeß, indem man sie in lange, frei stehendeHaufen von 1,25-1,5 m Breite
[* 39] und Höhe aufschichtet (Brühhaufensetzen,
Aufstocken, Lagern) und nach eingetretener hinreichender Erwärmung der Haufen umschlägt, so daß die äußern Schichten nach
innen zu liegen kommen. Diese Arbeit wird so oft wiederholt, bis die Blätter vollständig eingeschrumpft
sind und eine mehr oder weniger dunkelbraune Farbe angenommen haben.
Dann setzt man die Bündel zu sogen. Trockenbänken auf und lagert sie in größern Haufen. In der Pfalz, welche viele Blätter
als Zigarrendeckblatt versendet, streicht man diese bei gehörigem Feuchtigkeitsgrad sorgfältig glatt, schichtet sie zu
kleinen Stößen auf und preßt diese. Die feinern Sorten werden auch entrippt, indem man die beiden Blatthälften
von der dicken Mittelrippe abzieht. Die Rippen selbst dienen zu Schnupftabak oder, zwischen Stahlwalzen flach gepreßt, zu
Zigarreneinlagen oder billigem Rauchtabak.
Die Handelssorten sind meist nach ihren Produktionsländern benannt; die wichtigsten sind etwa folgende:
1) Südamerikanischer a) Varinas (Kanaster) aus den ProvinzenVarinas, Merida, Margarita etc. der RepublikVenezuela,
[* 40] kommt in 7-8
kg schweren, 4-5 cm dicken, gesponnenen Rollen
[* 41] in Körben aus gespaltenem Rohr (canastra, daher der Name) in den Handel; er ist
äußerst mild, mit feinem, weichem, kastanienbraunem Blatt und bildet den feinsten Rauchtabak. Die besten
Rollen bilden den Muffkanaster; b) Orinokokanaster, sehr stark; c) Orinokokanasterblätter; d) Cumanátabak,
dem Varinas gleichstehend; e) Cumaná-Andouillen oder Karotten; f) brasilischer Tabak in Rollen, Zigarren und Zigarretten, gegenwärtig
ziemlich beliebt und stark eingeführt; g) Paraguaytabak, zum Teil sehr stark; h) Columbiatabak aus Neugranada und den
angrenzenden Ländern: Carmen, Giron-Palmyra, Ambalema, meist Zigarrentabak, dem Varinas nahestehend; i) mexikanischer Tabak, erst
in neuester Zeit in den großen Markt eingetreten.
2) Westindischer a) Cuba oder Havana,
[* 42] die vorzüglichste aller Sorten, deren ausgesuchteste und teuerste Blätter Cabanos heißen.
Der Havanatabak wird größtenteils an Ort und Stelle auf Zigarren verarbeitet; es kommen aber auch Blätter
in Bündeln und Seronen nach Europa,
[* 43] um namentlich als Deckblatt benutzt zu werden, und fette, schwere Sorten, aus denen man inSpanien
[* 44] den Spaniol darstellt. Der als Cuba in den Handel kommende Tabak ist in verschiedenen Gegenden der Insel gewachsen, kommt
zum Teil dem Havana sehr nahe und dient meist zu Zigarren. Von den verschiedenen Spezialsorten kommt am
häufigsten Yara vor; b)
¶
4) Asiatischer a) Manila, sehr gute Ware, meist an Ort und Stelle zu Zigarren verarbeitet; b) Java, von feinem Aroma, meist zu Zigarren
verarbeitet; chinesische, japanische und indische Tabake sind bei uns keine Marktartikel.
England baut gar keinen Tabak. Der türkische Tabak verdankt den klimatischen und Bodenverhältnissen,
der sorgfältigen Kultur und Behandlung die vorzügliche Beschaffenheit, welche ihn mit dem Havana rivalisieren läßt. AlleProvinzen produzieren Tabak, den besten aber Makedonien in den Thälern von Karasu, Wardar und Krunea. Die hier erzogenen feinen
Sorten: Druma, Pravista, Demirli, Yenidje, Sarishaban, Ginbeck etc.
sind in lange, dünne Fäden geschnitten, schön goldbraun, aromatisch, kräftig, trocken und schmackhaft zugleich. Die Tabake
der asiatischen Türkei
[* 51] sind schwerer als die rumelischen und stärker; von den syrischen Sorten ist der Latakia und Abou Reha
aus der ProvinzSaida grob geschnitten, braun bis schwarz, stark fermentiert. Als türkischer Tabak geht übrigens
auch viel griechisches und russisches Produkt.
Tabaksblätter riechen narkotisch, schmecken widerlich und scharf bitter; sie enthalten 16-27 Proz.
anorganische Stoffe, welche zu ¼-½ aus Kalk, oft bis zu 30 Proz. aus Kali bestehen, auch reich an Phosphorsäure und Magnesia
sind. Der Stickstoffgehalt beträgt 4,5 Proz. Die
Basen sind großenteils an organische Säuren gebunden, und die leichte Einäscherung der Blätter, also die richtige Brennbarkeit
des Rauchtabaks, ist abhängig von der Gegenwart organischer Kalisalze.
Schlecht brennender Tabak liefert eine an Kaliumsulfat und Chlorkalium reiche, aber von Kaliumcarbonat freie Asche. Von großem
Einfluß auf die Brennbarkeit des
Tabaks ist auch der Gehalt an Salpetersäure, welcher in der Hauptrippe 6 Proz.,
im übrigen Blatt 2 Proz. betragen kann. Der wirksame Bestandteil der Tabaksblätter ist das Nikotin (s. d.), von welchem sie
wechselnde Mengen enthalten, ohne daß der Gehalt in erkennbarem Verhältnis zur Güte des Tabaks stände.
Die je nach Abstammung, Boden- und klimatischen Verhältnissen und nach der Behandlung milden oder stärkern, angenehm aromatischen
oder scharfen, rauhen Blätter werden für den Handel sorgfältig sortiert und entsprechend gemischt. Geringere Sorten werden
oft durch jahrelanges Lagern, wobei sie einer leichten Gärung unterliegen, verbessert; bisweilen laugt man
sie auch mit Wasser, Kalkwasser, Ammoniak, Aschenlauge oder mit Salzsäure angesäuertem Wasser aus oder röstet sie, indem man
die ganzen oder zerschnittenen Blätter (oft nach dem Besprengen mit Salzsäure oder Essig) auf mäßig erhitzten eisernen Platten
behandelt und dabei auch wohl mit den Händen rollt (Kraustabak). Am häufigsten unterwirft man den Tabak einer
Gärung, zu welchem Zweck man ihn mit Siruplösung oder Fruchtsäften besprengt, auch wohl Hefe,
[* 52] Weinstein, Salz etc. zusetzt und
in die Gärungsgefäße einpreßt.
Durch Ausbreiten an der Luft, auch wohl durch Rösten wird der Prozeß unterbrochen, worauf man die Blätter mit gewürzhaften
Brühen besprengt, welchen man auch Salpeter zusetzt, um die Brennbarkeit zu erhöhen. Zur Darstellung
des Rauchtabaks werden die so weit vorbereiteten Blätter sortiert, entrippt oder zwischen Walzen geglättet, mit Saucen, deren
Bestandteile (Sirup, Salze, Gewürze), fast in jeder Fabrik anders gemischt sind, besprengt oder darin eingetaucht, gefärbt und
auf der Spinnmühle oder Spinnmaschine
[* 53] ähnlich wie ein Seil gesponnen oder geschnitten und dann getrocknet
oder geröstet.
Schnupftabak bereitet man hauptsächlich aus Virginiatabak, Amersfoorter und andern holländischen Sorten und benutzt auch wohl
polnischen, ungarischen und Pfälzer Tabak. Die Blätter werden sortiert, entrippt, mit Saucen gebeizt und der Gärung unterworfen.
Überhaupt ist hier die Anwendung von Beizen und Saucen von größter Wichtigkeit, und der Rohstoff wird
durch die Anwendung derselben und durch die Gärung viel eindringlicher verändert als beim Rauchtabak. Nach der Gärung¶
mehr
werden die Blätter entweder gleich zerschnitten, gestampft, gemahlen, gesiebt, oder vorher in Karotten geformt. Letztere sind 30 cm
und darüber lange, nach beiden Enden verjüngte Rollen von gebeizten Blättern in einer festen Umwickelung von Bindfaden; man
läßt sie längere Zeit lagern und erzielt dadurch eine eigentümliche Nachgärung, welche wesentlich zur
Verbesserung des Schnupftabaks beiträgt. Um die kostspielige Arbeit des Karottierens zu ersparen, preßt man die Blätter auch
nur in Kisten zusammen und läßt sie darin gären. Zum Zerreiben der Karotte dient die Rapiermaschine, welche ein gröbliches
Pulver, Rapé, liefert. Man benutzt aber auch Stampfen, und die mehlförmigen Sorten werden nach dem Trocknen
auf Tabaksmühlen erzeugt. Kautabak wird in der Regel aus schwerstem Virginiatabak dargestellt, den man nach dem Fermentieren
und nach dem Behandeln mit verschiedenen Saucen in fingerdicke Rollen spinnt und preßt.
Die Wirkung der unveränderten Tabaksblätter beruht auf dem Gehalt an Nikotin; große Dosen töten unter klonischen Zuckungen,
bei enormen Dosen tritt der Tod sehr schnell ohne Konvulsionen unter allgemeiner hochgradigster Muskelschwäche
und Bewegungslosigkeit ein. In den zubereiteten Tabaksblättern ist der Nikotingehalt oft auf ein Minimum vermindert, und beim
Rauchen kommt das Nikotin nicht oder kaum in Betracht. Die ersten Versuche des Tabaksrauchens haben in der RegelEkel, Übelkeit,
Angst, Beklommenheit, kalten Schweiß, Muskelzittern, Schwindel, Neigung zur Ohnmacht, nicht selten Erbrechen und Diarrhöe zur
Folge.
Wer sich an das Tabaksrauchen gewöhnt hat, empfindet dabei eine angenehme Erregung, ein Gefühl allgemeiner Behaglichkeit,
unter dessen Einfluß die Funktionen des Verdauungsapparats befördert werden. Gleichwohl widerstehen Tabaksraucher dem Hunger
besser als Nichtraucher. Auch scheint mäßiges Rauchen ohne jeden schädlichen Einfluß zu sein. Anhaltendes
starkes Rauchen stört dagegen die Verdauung, mindert den Appetit, versetzt die Schleimhaut des Rachens, auch wohl die des Kehlkopfs,
in den Zustand eines chronischen Katarrhs und erzeugt in geschlossenen Räumen leichte chronische Augenentzündung.
Bisweilen treten aber auch schwere Symptome auf, welche indes fast stets bei gänzlicher Enthaltsamkeit
wieder verschwinden. Das Schnupfen bringt weniger Allgemeinerscheinungen hervor, nur beeinträchtigt es meist den Geruchs-
und Geschmackssinn und erzeugt auch chronischen Rachenkatarrh. Dagegen werden, namentlich aus Nordamerika,
[* 55] heftige Krankheitssymptome
als Folge des Tabakskauens geschildert, vor allen hochgradige Verdauungsstörungen und vielfach psychische Alterationen, tiefe
geistige Verstimmung und Willensschwäche. In Tabaksfabriken haben sich keine Störungen bei den Arbeitern
gezeigt, welche als Folge des Tabaks aufzufassen wären.
Berechnet
man die Differenz zwischen Produktion und Export für die Vereinigten Staaten
[* 56] mit nur 100 Mill. kg, für Japan
[* 57] mit 40,
für Britisch-Ostindien mit 160, für Algerien mit 4 Mill. kg, so ergibt dies, ohne Persien
[* 58] zu berücksichtigen, eine Jahreserzeugung
von 530 Mill. kg, welche aber der Wirklichkeit bei weitem nicht entspricht, da sie den Lokalverbrauch aller in dieser Berechnung
nicht genannten Länder unberücksichtigt läßt. Die europäische Tabaksproduktion (Rohtabak) betrug:
Auf dieses Gebiet, welchem die Tabaksländereien der bayrischen Pfalz, Badens, Hessens und Elsaß-Lothringens angehören, entfallen 70 Proz.
des ganzen deutschen Tabakslandes. Als einzelne Teile desselben lassen sich wiederum die badische und
bayrische Pfalz mit dem südlichen Teil der hessischen ProvinzStarkenburg als die hauptsächlichste Tabaksgegend Deutschlands
[* 64] (40,8 Proz.), ferner der Tabaksbezirk des badischen Oberlandes, (13,3
Proz.) und endlich westlich von diesem jenseit des Rheins das elsässische Tabaksland (14,4 Proz. des gesamten
deutschen Tabakslandes) unterscheiden.
Von den übrigen 30 Proz. kommen auf das rechtsrheinische Bayern,
[* 65] das noch in der Gegend von Nürnberg
[* 66] und Hof
[* 67] einen Tabaksbezirk
von einigem Umfang hat, 3,1 Proz., auf das KönigreichWürttemberg
[* 68] 0,9 Proz. und auf das ganze nördlich von Mainz
[* 69] gelegene
Deutschland wenig mehr als ein Viertel des deutschen Tabakslandes. Hier hat der Tabaksbau nur in der Ukermark
und deren nördlicher und östlicher Fortsetzung gegen das Haff und die Oder sowie an der obern Oder in der Gegend von Breslau
[* 70] und in der Weichselniederung einige Bedeutung; in allen übrigen Gegenden tritt diese Kultur nur sporadisch auf. Das
ukermärkische Tabaksland, das bedeutendste in Norddeutschland, umfaßt 12,3 Proz.
des gesamten deutschen Tabakslandes. 1871 brachten 22,673 Hektar 717,907 Ztr. in trocknen Blättern, 1887 wurden auf 21,465
Hektar 817,386 Ztr. geerntet (1904 kg auf 1 Hektar), davon entfallen auf Baden
[* 71] 305,548, Preußen
[* 72] 221,424, Bayern 133,590, Elsaß-Lothringen
[* 73] 100,912, Hessen
[* 74] 28,436, Württemberg 12,128 Ztr. 1888 waren nur 18,130 Hektar mit Tabak bepflanzt. Die
¶
mehr
Einfuhr betrug 1887 von Tabak 41,915, von Tabaksfabrikaten 1249, die Ausfuhr 920, resp. 1398 Ton.
Geschichtliches.
Über das Alter des Tabaksrauchens in China, wo man NicotianachinensisFisch. benutzt, ist nichts Sicheres bekannt. Nach Europa
gelangte die erste Nachricht vom Tabak durch Kolumbus, welcher 1492 die Eingebornen von Guanahani cylinderförmige
Rollen von Tabaksblättern, mit einem Maisblatt umwickelt, rauchen sah. FraRomanoPane, den Kolumbus auf Haïti
[* 76] zurückgelassen
hatte, machte 1496 Mitteilungen über die Tabakspflanze an Petrus Martyr, und durch diesen gelangte dieselbe 1511 nach Europa.
Das Tabaksrauchen wurde durch spanische Matrosen und englische Kolonisten nach Europa importiert und zwar durch erstere schon
um die Mitte des 16. Jahrh. nach Spanien aus Westindien, durch letztere 1586 nach England aus Virginia. In Nordamerika scheint
das Rauchen ebenfalls seit uralter Zeit gebräuchlich gewesen zu sein; bei den Indianern galt es als ein
der Sonne
[* 85] und dem großen Geist gebrachtes Opfer; als RaleighVirginia entdeckte, war der Tabaksbau bei den dortigen Eingebornen
ganz allgemein verbreitet.
AllesZeremoniell war verbannt; niemand durfte aufstehen, wenn der König hereintrat. Der König betrachtete
sich bloß als Offizier und als unter seinesgleichen. Man rauchte (aus kurzen thönernen Pfeifen), und die, welche nicht rauchten,
mußten die Pfeifen wenigstens in den Mund nehmen. Dazu ward DucksteinerBier aufgetragen; im Nebenzimmer stand für den Bedarf
kalte Küche. Die Unterhaltung bezog sich auf Lektüre von Zeitungen, Bemerkungen über Politik und Kriegsgeschichte
und Besprechung von Tagesneuigkeiten; auch wurden mancherlei Späße, bisweilen sehr derber Art, getrieben, namentlich mit
Gundling.
Von Spielen war nur Schach- und Damenspiel gestattet. Der Einfluß, den in diesen Abendgesellschaften namentlich die von Österreich
[* 96] bestochenen Vertrauten auf den König ausübten, der sich arglos ihnen preisgab, machte dieselben selbst
für die preußische Geschichte wichtig. Eine Schilderung des Tabakskollegiums liefert die BiographieGundlings in Öttingers
»Narrenalmanach« für 1846, eine dramatische DarstellungGutzkows »Zopf und Schwert«.