mehr
ferner Fabriken von Hüten, Maschinen, Bürsten, Eisen- und Messingwaren und (1881) 59,553 Einw.
ferner Fabriken von Hüten, Maschinen, Bürsten, Eisen- und Messingwaren und (1881) 59,553 Einw.
s. Althaea. ^[= L. (Althee, Eibisch), Gattung aus der Familie der Malvaceen, ein- oder mehrjährige, zerstreut ...]
s. Schnupfen. ^[= (Koryza), der Katarrh der Nasenschleimhaut, befällt häufiger schwächliche, zarte und skrofulöse ...]
s. Agaricus ^[= Fr. (Blätterschwamm), Pilzgattung aus der Ordnung der Hymenomyceten und der Reihe der Hutpilze, ...] V.
s. Sperber. ^[= (Nisus Cuv.), Gattung aus der Ordnung der Raubvögel, der Familie der Falken (Falconidae) und ...]
Vermehrungsmethode bei Stauden und kleinen Sträuchern mit vielen Trieben, besteht im Zerschneiden des Wurzelstocks in so viele Teile, als sich Triebe oder Knospen [* 2] daran befinden.
Stadt im nordamerikan. Staat Kalifornien, am schiffbaren San Joaquin, inmitten eines der ergiebigsten Weizengebiete, mit 2 Irrenanstalten, bedeutendem Handel und (1880) 10,282 Einw.
on Tees (spr. tihs), Stadt in der engl. Grafschaft Durham, am Tees, 6 km oberhalb Middlesbrough, mit South S. (Yorkshire) durch eine Brücke [* 3] verbunden.
Beide zusammen haben (1881) 41,015 Einw. S. hat Segeltuchfabriken, Seilerbahnen, Schiffswerfte, Hochöfen, Gießereien, Glashütten etc. Zum Hafen gehörten 1887: 26 Seeschiffe von 10,323 Ton.;
Wert der Einfuhr vom Ausland 192,923 Pfd. Sterl., der Ausfuhr 27,641 Pfd. Sterl. S. ist Sitz eines deutschen Konsulats.
in der Baukunst [* 4] s. Geschoß. ^[= # im allgemeinen jeder Wurfkörper, im besondern der mittels Fernwaffen nach einem entfernten ...] [* 5]
s. Bergbau, ^[= der Inbegriff aller Arbeiten, mittels welcher nutzbare Fossilien in der Masse des Erdkörpers ...] [* 6] S. 725.
s. Greisen. ^[= gemengtes Silikatgestein, wenig verbreitet, bestehend aus einem meist grobkörnigen Gemenge ...]
Richard Henry, amerikan. Dichter und Schriftsteller, geb. zu Hingham (Massachusetts), kam mit zehn Jahren nach New York, wo er bei einem Erzgießer in die Lehre [* 7] gegeben wurde, begann aber früh sich als Mitarbeiter an Zeitschriften litterarisch zu bethätigen. Von 1853 an bekleidete er eine Stelle beim Steueramt zu New York, bis er zu Anfang der 70er Jahre Stadtbibliothekar von New York wurde. Als Dichter hat S. mit besonderm Erfolg das Gebiet kleiner, sangbarer Lieder angebaut, die nicht selten an den Ton deutscher Volkslieder erinnern.
Wir nennen von seinen zahlreichen Veröffentlichungen, die außer poetischen Sachen hauptsächlich populär-historische Werke umfassen: »Footprints«, Gedichte (1849);
»Poems« (1850);
»Adventures in fairy-land«, Kindermärchen (1853);
»Songs of summer« (1857);
»Town and country« (1857);
»Life, travels and books of Alexander von Humboldt« (1859);
»Loves and heroines of the poets«, geistvoll geordnete Sammlung englischer Liebesgedichte (1860);
»The king's bell« (1863);
»The story of little Red Riding Hood« (1864);
»Under green leaves« (1865);
»The children in the wood« (1866);
»Putnam, the brave« (1869);
»The book of the East, and other poems« (1871);
schließlich das wichtige »Memoir of Edgar Allan Poe« (1875),
die »Anecdote biography of Percy B. Shelley« (1876) und »H. W. Longfellow« (1882).
Seine gesammelten »Poetical works« erschienen 1880.
s. Materie. ^[= # (lat. materia), im allgemeinen gleichbedeutend mit also im Gegensatz zur Form zunächst ...]
s. Zeugdruckerei. ^[= die Kunst, farbige Muster (Dessins) auf Geweben durch Druck zu erzeugen. Die ...]
s. Gewebe. ^[= # (Zeuge) werden im allgemeinen durch Verschlingung eines oder mehrerer sich durchkreuzender ...] [* 8]
Eugène Georges Henri Céleste, Baron von, franz. Offizier, geb. zu Arbon im Thurgau, erhielt seine Bildung auf der polytechnischen Schule zu Paris, [* 9] trat in die Artillerie und zog 1856 durch ein »Militärisches Wörterbuch« die Aufmerksamkeit des Kaisers Napoleon III. auf sich, der ihn zu verschiedenen Missionen verwendete und ihn 1866 als Oberstleutnant und Militärattaché bei der kaiserlichen Botschaft nach Berlin [* 10] schickte. Von hier erstattete er 1866 bis Juli 1870 eingehende, sehr sachkundige Berichte über das deutsche Heerwesen nach Paris, welche den Kaiser vom Kriege gegen Deutschland [* 11] hätten abhalten müssen, wenn sie gebührend gewürdigt worden wären.
Sie wurden nach dem zum Teil noch versiegelt, in den Tuilerien aufgefunden und 1871 veröffentlicht (»Rapport militaire écrit de Berlin«, Par. 1871; deutsch, Berl. 1872). Im Krieg 1870/71 war S. zuerst in der Operationskanzlei des Kaisers, entkam nach der Kapitulation von Sedan, [* 12] befehligte beim Ausfall von Paris 30. Nov. bis dann auf dem Mont Avron mit Auszeichnung die Artillerie, ward aber, weil er Thiers' Armeereorganisation opponierte und eifriger Bonapartist war, nicht befördert und nahm 1872 seinen Abschied, ja er wurde wegen Beleidigung des Berichterstatters im Prozeß Bazaine, des Generals Rivière, 1873 zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er setzte die Geschichte Cäsars von Napoleon III. fort (»Histoire de Jules César: guerre civile«, Par. 1887, 2 Bde.).
s. v. w. Holländer, ^[= Maschine zur Zerkleinerung der Lumpen für die Papierfabrikation, s. Papier.] s. Papier, S. 674.
die Gesamtheit der chemischen Vorgänge im Organismus, auf welchen die Lebenserscheinungen beruhen, und durch welche der Organismus als solcher erhalten wird. Der Organismus lebt, indem er fortwährend Stoffe aufnimmt, diese umwandelt, assimiliert und in integrierende Teile seines Körpers verwandelt, während andre, ältere Teile des Körpers aus dem Verband, [* 13] in welchem sie bis dahin standen, ausscheiden, umgewandelt und aus dem Körper entfernt werden.
Unterscheidet sich das Reich der Organismen von der unbelebten Natur wesentlich durch den S., so sind wieder Pflanzen und Tiere durch die besondere Art des Stoffwechsels voneinander verschieden, aber so, daß sie durch diese Verschiedenheit innig zusammenhängen. Die Pflanzen nehmen aus Luft und Boden anorganische Verbindungen (Kohlensäure, Wasser und Ammoniak oder Salpetersäure und gewisse Salze) auf und bilden unter dem Einfluß des Lichts und unter Abscheidung von Sauerstoff organische Verbindungen von zum Teil sehr komplizierter Zusammensetzung.
Über die hierbei verlaufenden Prozesse wissen wir sehr wenig. Aus Kohlensäure und Wasser entstehen Kohlehydrate, Fette und andre Verbindungen, durch Einwirkung von Ammoniak auf einige derselben wahrscheinlich die weitverbreiteten Amidosubstanzen und aus diesen eiweißartige Körper. Die Pflanzen atmen aber auch: sie nehmen Sauerstoff auf, und unter dessen Einfluß wird ein Teil der gebildeten organischen Substanz oxydiert. Immerhin tritt dieser Prozeß gegen den der Ernährung, der Bildung organischer Substanz, stark zurück, und so präsentiert sich der S. der Pflanze wesentlich unter dem Bild eines Reduktionsprozesses, bei welchem lebendige Kraft (die Wärme [* 14] der Sonnenstrahlen) in Spannkraft umgesetzt wird. Im Gegensatz zu den Pflanzen nehmen die Tiere als Nahrungsmittel [* 15] wesentlich organische Stoffe auf, direkt oder indirekt die wichtigsten Pflanzenbestandteile; sie sind nicht im stande, wie die Pflanzen, aus unorganischen Stoffen synthetisch organische zu bilden, vielmehr bedürfen sie der letztern, die nach verhältnismäßig geringer Wandlung zu Bestandteilen des tierischen Organismus werden und dann einer rückschreitenden Metamorphose unterliegen, unter Mitwirkung des eingeatmeten Sauerstoffs oxydiert und in Form sehr einfacher chemischer Verbindungen ausgeschieden werden. Der tierische S. ist mithin im wesentlichen ein Oxydationsprozeß, als dessen Endglieder Kohlensäure, Wasser und Ammoniak, die ¶
Nahrungsstoffe der Pflanzen, auftreten. Die von den Pflanzen aufgespeicherte Spannkraft gibt das Tier hauptsächlich in Form von Wärme und Arbeit wieder aus. Die zum Teil sehr verwickelten Vorgänge des tierischen Stoffwechsels sind noch wenig bekannt. Die Nahrungsstoffe: Eiweißkörper, Fette, Kohlehydrate, Salze, werden durch die Verdauungssäfte mehr oder weniger verändert, die Produkte werden dem Blut und durch dieses den Geweben zugeführt, um letztere zu ernähren.
Gleichzeitig findet eine Abnutzung der Gewebe statt, die Abnutzungsprodukte gelangen in das Blut, unterliegen hier einer weitern Umbildung und werden schließlich ausgeschieden: die stickstoffhaltigen Substanzen wesentlich in der Form von Harnstoff (der leicht in Kohlensäure und Wasser zerfällt) durch die Nieren, die schwefelhaltigen durch die Leber, die letzten Oxydationsprodukte, Kohlensäure und Wasser, durch Lunge [* 17] und Haut. [* 18] Die Energie, mit welcher der S. verläuft, ist sehr verschieden.
Der Säugling verbraucht an Nahrungsmitteln täglich 1/7 seines Körpergewichts, später 1/5, der Erwachsene 1/20. Während des Schlafs ist der S. wesentlich vermindert, bei Bewegung und Arbeit beträchtlich erhöht, aber auch im hungernden Tier steht der S. nicht still, der hungernde Organismus lebt von sich selbst, bis die Möglichkeit, dies zu thun, erschöpft ist. Da das Körpergewicht des erwachsenen und gesunden tierischen Körpers konstant bleibt, so müssen die durchschnittlichen täglichen Zufuhren genau die durchschnittlichen Ausgaben decken, es muß ein Zustand des Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben vorhanden sein, und in der That haben genaue Versuche ergeben, daß bei Berechnung des Gehalts der Nahrung und der Ausscheidungsstoffe an Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Salzen im wesentlichen dieselben Zahlen erhalten werden.
Ein gut beköstigter gesunder Mensch verliert in 24 Stunden bei mäßig bewegter Lebensweise durch die Atmung etwa 32, die Hautausdünstung 17, den Harn 46,5, den Kot 4,5 Proz. der gesamten Exkretionsmasse, und zwar scheidet die Atmung aus: Wasser 330, Kohlensäure 1230, die Hautausdünstung Wasser 660, Kohlensäure 9,8, der Harn Wasser 1700, Harnstoff 40, Salze 26 g, der Kot Wasser 128, andre, meist organische Substanzen 53 g. Die Bilanz zwischen Einnahmen und Ausgaben des Körpers bezieht sich auf den Durchschnittsmenschen, der weder ungewöhnlichen äußern Einflüssen ausgesetzt ist, noch von einzelnen Funktionen, namentlich der Muskelthätigkeit, einen einseitigen Gebrauch oder Nichtgebrauch macht.
Derselbe vollbringt ein bestimmtes Mittelmaß der Leistungen, d. h. von innern Bewegungen, von nach außen übertragener mechanischer Arbeit und von Wärmeeinheiten. Für die beiden letztern Verausgabungen verlangt er ein bestimmtes Äquivalent an Zufuhren. Dafür ist er im stande, diese Leistungen Tag für Tag in derselben Größe zu wiederholen, ohne daß sein Körpergewicht oder die proportionale Menge der Einzelbestandteile seines Körpers wesentliche Veränderungen erleidet.
Dieses Durchschnittsverhältnis kann aber bedeutend abgeändert werden, und zwar entweder durch Veränderung der Zufuhren, dann ändern sich natürlich auch die Leistungen, ja unter Umständen sogar der Körper selbst; oder durch Veränderung der Leistungen, welche nun wiederum eine entsprechende Modifikation der Zufuhren erheischt. Wenn die Zufuhren steigen, so sind zwei Erfolge möglich. Entweder nehmen die Verausgabungen in äquivalenter Weise zu, der Körper leistet jetzt mehr (an mechanischer Arbeit und Wärmebildung), aber er verändert sein Gewicht nicht; oder die Verausgabungen steigen nicht oder doch nicht in gleichem Grad mit der Zufuhr, dann vermehrt sich das Körpergewicht, es wird mehr Stoff angesetzt.
Werden die Zufuhren mäßig gemindert, so zehrt der Körper, insoweit das Bedürfnis nicht von außen her gedeckt wird, auf eigne Kosten, er verliert allmählich an Gewicht. Mit Abnahme der Körpermasse sinken auch die Umsetzungen, überhaupt die Leistungen; es muß aber ein Punkt kommen, wo die geminderten Zufuhren hinreichen, die nunmehrigen Verausgabungen zu decken. Auf diesem neuen Beharrungszustand bleibt der mager gewordene Körper stehen, und zwar, wenn die Zufuhren nur eine mäßige Herabsetzung erfahren haben, im Zustand relativer Gesundheit.
Werden endlich die Zufuhren bedeutend geschmälert oder gänzlich aufgehoben, so magert der Körper ab, um so schneller, je beträchtlicher die Nahrungsentziehung; er wird immer leistungsunfähiger und geht endlich dem Hungertod entgegen. Der Gesamtstoffwechsel bewegt sich auch im normalen Zustand innerhalb einer bedeutenden Breite, [* 19] das Körpergewicht wechselt nicht unbeträchtlich. Damit gehen aber auch Schwankungen der Funktionen Hand [* 20] in Hand; doch gibt es genügende Ausgleichungsmittel, welche das Bestehen des Organismus sichern und ihn den jedesmaligen Verhältnissen anpassen.
Eins der wichtigsten Ausgleichungsmittel besteht darin, daß der schlecht genährte Körper wenig, der reich beköstigte viel verausgabt. Auch die Individualität ist von dem verschiedensten und mannigfachsten Einfluß auf den S. Der Einfluß des Körperzustandes auf die Intensität und Richtung des Stoffwechsels tritt besonders hervor in gewissen Krankheiten, wo der S. manchmal ganz sein gewohntes Geleise verlassen hat, z. B. in der Zuckerharnruhr. Besonders interessante Beispiele hierfür bieten die heftigern Fiebergrade.
Beim Unterleibstyphus z. B. kann die tägliche Harnstoffmenge auf fast das Doppelte steigen, obschon der Kranke sich nicht bewegt und die stickstoffhaltige Zufuhr so gut wie vollständig abgeschnitten ist, er sich also unter Bedingungen befindet, unter welchen der normale Körper nur sehr wenig Harnstoff bilden würde. So verschieden auch der S. sich gestalten mag infolge äußerer Verhältnisse oder im Individuum selbst liegender Ursachen, so handelt es sich doch dabei im wesentlichen immer um dieselben Vorgänge und zwar sogar unter der abweichendsten Bedingungen der Ernährung.
Das hungernde Tier so gut wie das wohlgenährte scheidet Harnstoff, Kohlensäure und Wasser aus. Das Tier mag ausschließlich von Fleischnahrung oder von Pflanzenkost leben, der Organismus mag gesund oder schwer erkrankt sein, er mag gemästet oder gehörig genährt, unzureichend beköstigt oder im Verhungern begriffen sein: er lebt zunächst immer nur auf Kosten seiner eignen Bestandteile. Der S. wird somit zunächst ausschließlich bestimmt durch den jedesmaligen Zustand der Gewebe, Organe und Säfte des Körpers, und die uns noch unbekannten vitalen Energien der Gewebe und Organe geben bei der Bestimmung des Stoffumsatzes, der Anbildung wie der Rückbildung, sowohl in Bezug auf Qualität als Quantität den Hauptausschlag.
Vgl. Moleschott, Der Kreislauf des [* 21] Lebens (5. Aufl., Mainz [* 22] 1876-86, 2 Bde.);
Voit, Physiologie des allgemeinen Stoffwechsels und der Ernährung (Leipz. 1881);
Wilckens, Briefe über den tierischen S. (Bresl. 1879);
Seegen, Studien über S. (Berl. 1887).
s. Respirationsapparat. ^[= (lat.), Vorrichtung, welche dazu dient, den Aufenthalt unter Wasser und in Räumen zu ermöglichen, ...] [* 23] ¶
Friedrich Karl Adolf, Agrikulturchemiker und Technolog, geb. zu Bremen, [* 25] studierte in Göttingen [* 26] und London, [* 27] war 1853-1855 Assistent von Graham und arbeitete in der Folge in mehreren chemischen Fabriken. 1857 wurde er Assistent von Henneberg erst in Celle, [* 28] dann in Weende bei Göttingen, und hier beteiligte er sich an den klassischen Untersuchungen Hennebergs über die Ernährung der Haustiere. 1862 begründete er die landwirtschaftliche Versuchsstation in Braunschweig, [* 29] 1865 folgte er einem Ruf nach München, [* 30] ging aber noch in demselben Jahr nach Halle [* 31] und übernahm 1871 die Leitung des landwirtschaftlich-physiologischen Instituts in Leipzig. [* 32] Er schrieb: »Handbuch der technischen Chemie« (auf Grundlage von Payen, Précis de chimie technique, mit Engler, Stuttg. 1870-1874, 2 Bde.);
»Biologische Studien« (Braunschw. 1873);
»Handbuch der Zuckerfabrikation« (2. Aufl., Berl. 1885);
»Die Stärkefabrikation« (das. 1878);
»Encyklopädisches Handbuch der technischen Chemie« (auf Grundlage von Muspratts »Chemie«, 4. Aufl. mit Kerl, Braunschw. 1886 ff.).
Emil, Mechaniker, geb. zu Delitzsch, [* 33] lernte bei Wießner in Leipzig und gründete 1846 daselbst ein eignes Geschäft, welches er 1863 seinem Sohn Emil (geb. übergab. Er gründete darauf in Dresden [* 34] ein zweites Geschäft, speziell für elektro-therapeutische Apparate, übergab dasselbe 1880 ebenfalls seinem Sohn, mußte aber nach dessen Tod, beide Geschäfte wieder übernehmen. Er konstruierte weitverbreitete Batterien und Induktionsapparate und 1846 den ersten mit Wechselströmen eines Magnetinduktors betriebenen Zeigertelegraphen, auch einen elektrochemischen und elektromagnetischen Doppelschreiber.
griech. Philosophenschule, welche sich gleichzeitig mit dem Epikureismus entwickelte und ihren Namen von dem Säulengang (stoa) hat, wo der Gründer derselben, Zenon aus Kittion auf Kypros, in Athen [* 35] zu lehren pflegte (340-260 v. Chr.). Zenons Lehrbegriff ward zum Teil im Kampf mit der jüngern Akademie durch seine nächsten Schüler und Anhänger, Kleanthes aus Assos in Troas, Chrysippos aus Soli in Kilikien (280-210), bestimmter ausgebildet, während andre, wie Ariston aus Chios und Heryllos aus Karthago, [* 36] sich ihm vorzugsweise nur in der Strenge der sittlichen Denkart angeschlossen zu haben scheinen.
Ein allgemeines Merkmal der Lehre der S. liegt in dem Bemühen, die Philosophie in einer einfachen und gemeinverständlichen Form und mit vorherrschender Rücksicht auf das praktische Leben zu entwickeln, daher die eigentliche Bedeutung derselben in ihrer Ethik zu suchen ist, welcher sie zwar die Physik beiordnen, weil diese die allgemeinsten Grundbestimmungen für jene darbiete, die Logik aber unterordnen, so daß diese ihnen mehr für ein Werkzeug als für einen Teil der Philosophie gilt.
In der Logik ward die Erfahrung als Grundlage aller Erkenntnis statuiert, insofern alle Vorstellungen in einem Leiden [* 37] der Seele durch den Eindruck des Vorgestellten bestehen sollen. In Übereinstimmung hiermit geht auch ihre Physik von dem Satz aus, daß alles, was Ursache sei, Körper sei, welcher Begriff bei ihnen wesentlich durch den Gegensatz von Thun und Leiden bestimmt wird. Demgemäß unterscheiden sie die Materie als das qualitätslose leidende und Gott als das thätige und bildende Prinzip, so jedoch, daß nicht das eine wirklich getrennt von dem andern existiere, sondern die wirkliche Kraft [* 38] in dem Stoff selbst vorhanden sei. So wie daher die Welt vernünftig und göttlich ist, so hat auch jeder einzelne Teil seinen besondern Anteil an der allgemeinen Vernunft.
Diese bestimmte schon Zenon, sich an die Naturlehre des Heraklit anschließend, als ein denkendes, lebendiges Feuer, welches sich in stetigen Übergängen und nach einem bestimmten unausweichlichen Gesetz in die Elemente und die daraus entstehenden besondern Bedingungen verwandle, um nach periodischem Kreislauf wieder in die ursprüngliche Einheit zurückzukehren (Weltverbrennung). In genauem Zusammenhang mit dieser Physik steht der oberste Grundsatz der Ethik, welcher für deren höchsten Endzweck die Übereinstimmung mit der Natur erklärt.
Die Unabhängigkeit der sittlichen Gesinnung stellten sie der äußerlich erscheinenden Handlung und deren zufälligen Umständen gegenüber. Einer selbständigen Fortbildung war das System an sich nicht fähig. Die wesentlichste Umbildung erfuhr die stoische Lehre durch Panaitios und Posidonios, welche auch hauptsächlich ihre Verpflanzung nach Rom [* 39] bewirkten. Durch Wechselwirkung der stoischen Philosophie und des römischen Geistes aufeinander entwickelte sich hier aus ersterer eine räsonnierende praktische Popularphilosophie von zum Teil fromm-erbaulichem Charakter.
Unter dem Despotismus der Cäsaren erhielt der Stoizismus eine politische Bedeutung, denn zu ihm flüchteten sich größtenteils die Oppositionsmänner; er wurde ein Gegenstand der Verfolgung, bis er mit Marcus Aurelius Antoninus auf den Kaiserthron kam und kaiserliche Fürsorge demselben noch einmal Geltung und Anhang erwarb. Nach der Zeit der Antonine verschwindet er völlig aus der Geschichte, in dem allgemeinen philosophischen und religiösen Synkretismus aufgehend, in welchen die antike Weltanschauung sich auflöste.
Vgl. Tiedemann, System der stoischen Philosophie (Leipz. 1776, 3 Bde.);
Ravaisson, Essai sur le stoïcisme (Par. 1856);
Noack in der Zeitschrift »Psyche«, Bd. 5 (Leipz. 1862);
Winckler, Der Stoizismus (das. 1878);
Weygoldt, Die Philosophie der Stoa (das. 1883);
Ogereau, Essai sur le système philosophique des stoïciens (Par. 1885);
L. Stein, Die Psychologie der Stoa (Berl. 1886-88, 2 Bde.);
Zeller, Philosophie der Griechen, Bd. 3.
Philosophie, s. Stoiker. ^[= griech. Philosophenschule, welche sich gleichzeitig mit dem Epikureismus entwickelte und ihren ...]
streng moralisches oder vielmehr finsteres, freudenloses Leben.
Poges (spr. stohk pódschis), Dorf in Buckinghamshire (England), bei Slough, mit Denkmal des Dichters Gray, der hier seine Elegie schrieb, u. 109 Einw.
(spr. stohks), 1) George Gabriel, Mathematiker und Physiker, geb. zu Skreen in Irland, studierte zu Cambridge und wurde 1849 Professor der Mathematik daselbst. Seit 1854 ist er auch Sekretär [* 40] der Royal Society. S.' Arbeiten erstrecken sich über das Gebiet der reinen Mathematik, der Mechanik und der mathematischen und experimentellen Physik. Seine theoretischen Untersuchungen beschäftigen sich hauptsächlich mit Hydrodynamik, der Theorie des Lichts und der Theorie des Schalles, seine experimentellen Arbeiten vorwiegend mit den Erscheinungen des Lichts.
Eine seiner hervorragendsten Arbeiten ist die über die Fluoreszenz [* 41] des Lichts, deren Natur er zuerst erkannte. Die frühern Beobachter, Brewster und Herschel, glaubten in der Erscheinung eine eigentümliche Zerstreuung des Lichts zu erkennen; S. wies aber nach, daß die fluoreszierenden Substanzen in der That selbst leuchtend werden, indem sie das auf sie treffende Licht [* 42] in sich aufnehmen, und indem dadurch die Moleküle der Körper in Schwingungen geraten. S. begründete durch diese ¶
Arbeiten gleichzeitig die richtige Theorie der Absorption des Lichts. In der Folge beschäftigte er sich viel mit der Absorptions-Spektralanalyse und untersuchte den ultravioletten Teil des Spektrums. Gesammelt erschienen seine »Mathematical and physical papers« (Cambr. 1880-83, 2 Bde.),
deutsch die Vorlesungen: »Das Licht« (Leipz. 1888).
2) Whitley, engl. Keltolog, geb. studierte in Dublin [* 44] Rechtswissenschaft und Philologie, insbesondere Keltologie, begab sich als Barrister 1862 nach Indien (Madras), [* 45] wurde zwei Jahre später zum Sekretär des Legislative Council zu Kalkutta [* 46] ernannt und war 1877-82 Law Member of the Council of the governor general of India (s. v. w. Justizminister), in welcher Stellung er sich um die Gesetzgebung Indiens große Verdienste erwarb. Seine wichtigsten keltologischen Arbeiten sind: »Irish glosses« (Dubl. 1860);
»Three Irish glossaries« (Kalk. 1868);
»Goidelica«, Sammlung altirischer Texte (2. Aufl., Lond. 1872);
»A Cornish glossary« (Lond. 1870);
»The life of Saint [* 47] Meriasek, a Cornish drama« (das. 1872);
»Middle-Breton hours« (Kalk. 1876);
»Three middle Irish homilies« (das. 1879);
»Togail Troi. The destruction of Troy« (das. 1881);
»On the calendar of Oengus« (Dubl. 1881);
»Saltair na Rann« (Oxf. 1883).
Neuerdings erschienen von ihm »The Anglo-Indian codes« (Lond. 1887-88, 2 Bde.).
Regel, s. Fluoreszenz. ^[= ein eigentümliches Selbstleuchten gewisser (meist fester und flüssiger) Körper, welches durch ...]
upon Trent (spr. stóhk oponn trent), schmutzige Stadt in Staffordshire (England), im Distrikt der Potteries [* 48] (s. d.), hat einen großartigen Bahnhof (mit den Bildsäulen Wedgwoods und Mintons), ein Athenäum, eine Kunstschule, Fabriken für Porzellan und Steingut (Minton, Copeland and Sons u. a.) und (1881) 19,261 Einw.
(lat.), langes, faltiges, bis auf die Knöchel herabreichendes und unten mit einer Falbel (instita) verziertes Kleid der römischen Frauen, das auch vom Pontifex maximus getragen ward; jetzt Festgewand der katholischen Geistlichen, bei denen es jedoch nur aus einer langen Binde von weißer Seide [* 49] oder Silberstoff besteht, die, mit drei Kreuzen am Ende versehen, bei den Priestern über beide Schultern und die Brust kreuzweise, bei den Diakonen bloß über die linke Schulter nach der rechten Hüfte zu herabhängt (s. Alba, [* 50] Abbild.). Ein ähnliches Gewandstück trugen auch die ältern französischen und englischen Könige.
Bezirksstadt in Bosnien [* 51] (Kreis [* 52] Mostar), an der Bregava, hat eine weitläufige, mit Türmen versehene uralte Burg, ein Bezirksgericht, (1885) 3397 meist mohammedan. Einwohner und Weinbau.
[* 53] (Stollberg), [* 54] ehemalige Grafschaft am südlichen Fuß des Harzes, deren Gebiet, 429 qkm (7,8 QM.) mit 33,000 Einw., seitdem die Landeshoheit auf Preußen [* 55] übergegangen ist (seit 1815), zwei Standesherrschaften, S.-Stolberg und S.-Roßla, im Regierungsbezirk Merseburg, [* 56] Kreis Sangerhausen, [* 57] bildet. - Die Stadt S. (S. am Harz), Hauptort der Standesherrschaft S.-Stolberg, in einem engen Waldthal an der Tyra, 297 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein gräfliches Konsistorium, ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, Bergbau auf Eisen [* 58] und Kupfer, [* 59] eine Zigarren- und eine Pulverfabrik, 2 Sägemühlen und (1885) 2140 Einw. Über der Stadt das gräfliche Residenzschloß mit ansehnlicher Bibliothek.
[* 53] (Stollberg), Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Aachen, [* 60] an der Vicht, Knotenpunkt der Linien M'Gladbach-S., Langerwehe-Herbesthal, S.-Alsdorf, Stolberger Thalbahn, Eschweiler-Velau, S.-Münsterbusch und Morsbach-S. der Preußischen Staatsbahn, hat 2 evangelische und 2 kath. Kirchen, ein uraltes Schloß (nach der Sage Jagdschloß Karls d. Gr.), ein Amtsgericht, eine Handelskammer, Sayettspinnerei, großartige Zink- und Messingindustrie, Eisengießereien, Dampfkesselfabriken, Bleihütten, Kupferhämmer, Glasfabriken mit Glasschleiferei, ein Walzwerk, [* 61] Fabriken für Spiegelglas, Maschinen, Nähnadeln, Haken und Schlingen, Messing- u. Eisendraht, ferner Gerberei, Kalkbrennerei, Seifensiederei, eine große chemische Fabrik (Waldmeisterhütte) der Gesellschaft Rhenania, Bergbau auf Steinkohlen, Eisen, Blei, [* 62] Galmei und Zinkblende und (1885) 11,835 meist kath. Einwohner. Die Messingindustrie der Stadt wurde im 16. und 17. Jahrh. durch aus Frankreich und Aachen vertriebene Protestanten begründet.
[* 53] altadliges Geschlecht aus Thüringen, welches bis ins 11. Jahrh. zurückreicht, und dessen Stammland die Grafschaft S. in Thüringen ist. Schon 1412 in den Reichsgrafenstand erhoben, vermehrte es seinen Besitz durch Erwerbung der Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, [* 63] Königstein, von welch letzterer jetzt nur noch Gedern und Ortenberg dem Haus angehören, Wertheim und Rochefort in Belgien, [* 64] die 1801 verloren ging, sowie des hennebergischen Fleckens Schwarza.
Von den beiden Linien, in welche sich das Geschlecht früher teilte, der Harz- und der Rheinlinie, erlosch erstere 1631. Letztere teilte sich 1645 in die Linien: S.-Wernigerode, S.-Stolberg und S.-Roßla. Die erste hat außer der Grafschaft Wernigerode im Harz nebst Schwarza noch große Besitzungen in Schlesien, [* 65] dem Großherzogtum Hessen [* 66] und Hannover [* 67] und wird gegenwärtig durch Graf Otto von S., geb. repräsentiert (s. S.-Wernigerode 2). Dieser Linie gehörten an: Graf Ferdinand von S., geb. gest. in Peterswaldau als preußischer Geheimrat, und Graf Anton von S., geb. gest. der bis 1840 Oberpräsident der Provinz Sachsen [* 68] und von 1842 bis 1848 zweiter Chef des Ministeriums des königlichen Hauses war.
Dessen Sohn war Graf Eberhard von S., gest. 1872 (s. S.-Wernigerode 1). Die Linie S.-Stolberg, die ein Areal von 200 qkm besitzt, blüht in dem Hauptast, repräsentiert durch den Grafen Alfred von S., geb. preußischen Standesherrn, und einem Nebenast, dessen Chef derzeit Graf Günther von S., geb. ist. Ein Oheim desselben war Graf Joseph von S., geb. gest. in Mecheln, [* 69] bekannt durch die Stiftung des Bonifaciusvereins (s. d.). Der Stifter dieses Nebenastes war Graf Christian Günther von S., gest. als dänischer Geheimrat, der Vater der als Dichter bekannten Grafen Christian und Friedrich Leopold zu S. Die Linie S.-Roßla, deren Besitzungen in Preußen, dem Großherzogtum Hessen und Anhalt [* 70] 300 qkm betragen, wird gegenwärtig durch Graf Botho August Karl, Standesherrn in Preußen und Hessen, geb. vertreten.
Vgl. Graf Botho zu S.-Wernigerode, Geschichte des Hauses S. 1210-1511 (Magdeb. 1883);
Derselbe, Regesta Stolbergica (das. 1886).
[* 53] 1) Christian, Graf zu, Dichter, der Linie S.-Stolberg angehörig, geb. zu Hamburg, [* 71] Sohn des Grafen Christian Günther, studierte seit 1769 in Halle, 1772-74 in Göttingen, wo er dem Göttinger Dichterbund (s. d.) beitrat, erhielt 1777 die Amtmannsstelle zu Tremsbüttel in Holstein und vermählte sich hier mit der in vielen ¶
seiner Gedichte gefeierten Luise, Witwe des Hofjägermeisters v. Gramm, einer gebornen Gräfin von Reventlow. Nach 23jähriger musterhafter Verwaltung seines Amtes legte er dasselbe (1800) nieder und lebte fortan auf seinem Gut Windebye bei Eckernförde. Er starb Seine kleinern »Gedichte« (Elegien, Lieder, Balladen etc.) sind mit denen seines Bruders zuerst 1779 in Leipzig (neue Aufl. 1822) erschienen; ebenso die »Schauspiele mit Chören« (1787),
von denen ihm »Belsazar« und »Otanes« angehören. Beiden Brüdern gemeinsam waren auch die »Vaterländischen Gedichte« (Hamb. 1810, 2. Aufl. 1815),
in welchen sie freilich an die neue Zeit einen veralteten Maßstab [* 73] legten. Christian lieferte außerdem »Gedichte aus dem Griechischen« (Hamb. 1782) und eine Übersetzung des Sophokles (Leipz. 1787, 2 Bde.) in fünffüßigen Iamben, Übertragungen, die für ihre Zeit nicht ohne Wert waren. Seine sämtlichen poetischen Arbeiten befinden sich in der Ausgabe der »Werke der Brüder S.« (Hamb. 1820-25, 20 Bde.); eine Auswahl aus den Gedichten beider gab Kreiten heraus (Paderb. 1889).
2) Friedrich Leopold, Graf zu, jüngerer Bruder des vorigen, Dichter und Schriftsteller, geb. in dem holsteinischen Flecken Bramstedt, gehörte in Göttingen, wo er von 1772 an studierte, gleichfalls zu dem erwähnten Dichterbund. Nach Beendigung der Universitätsstudien wurde er als königlicher Kammerjunker dem dänischen Hof [* 74] attachiert und bekleidete später (1777) den Posten eines Lübecker Geschäftsträgers bei der dänischen Regierung. Vermählt (1782) mit der mehrfach von ihm besungenen Agnes, einer Gräfin von Witzleben, lebte er mehrere Jahre ganz seinem häuslichen Glück und den Musen. [* 75]
Nach dem Tod seiner Gattin bekleidete er den Gesandtschaftsposten in Berlin und schritt hier 1790 zu einer zweiten Vermählung mit der Gräfin Sophie von Redern. Von Berlin ging er 1791 als Präsident der fürstbischöflichen Regierung nach Eutin, wo er mit Voß den alten Bund der Freundschaft neu knüpfte und durch ihn wieder zu litterarischer Thätigkeit angespornt wurde. Nach einer Reise durch die Schweiz [* 76] und Italien [* 77] legte er 1800 seine sämtlichen Ämter nieder, zog nach Münster [* 78] und trat mit Weib und Kindern (die älteste, später dem Grafen Ferdinand von S.-Wernigerode vermählte Tochter ausgenommen) zur römisch-katholischen Kirche über.
Von Stolbergs alten Freunden machten namentlich Voß und Jacobi ihrem Unwillen über den Abtrünnigen durch den Druck, ersterer auf ebenso derbe und bittere wie letzterer auf eine würdevolle Weise, Luft. Stolbergs litterarische Thätigkeit beschränkte sich seitdem vorzugsweise auf seine »Geschichte der Religion Jesu Christi« (Hamb. 1807-18, 15 Bde.; fortgesetzt von Fr. v. Kerz, Bd. 16-45, Mainz 1825-48, und von Brischar, Bd. 46-53, das. 1850-64) und ein tendenziös gefärbtes »Leben Alfreds d. Gr.« (Münst. 1815, 2. Aufl. 1837),
Werke, die durchgehend von der geistigen Befangenheit ihres Urhebers zeugen, und auf asketische Produkte, die kein Blatt [* 79] in seinen Lorbeerkranz flechten konnten. »Gedichte«, »Schauspiele mit Chören« und »Vaterländische Gedichte« gab er mit seinem Bruder gemeinsam heraus. Stolbergs Lyrik ist vielfach altertümelnd, in ihrer Freiheitsbegeisterung ganz vag und phrasenhaft, oft gesucht einfachen Gepräges; sie stand im allgemeinen noch unter den Einwirkungen Klopstocks.
Als Prosaiker versuchte er sich auch in einem Roman: »Die Insel« (1788),
und einer weitschweifigen »Reise durch Deutschland, die Schweiz, Italien u. Sizilien« [* 80] (1794);
als Übersetzer trat er mit der ersten Übertragung der Iliade, einer vorzüglichen Nachdichtung von vier Tragödien des Äschylos und mehreren Schriften Platons hervor. S. starb auf dem Gut Sondermühlen bei Osnabrück, [* 81] nachdem er kurz zuvor »Ein Büchlein von der Liebe« (Münst. 1820, 5. Aufl. 1877) vollendet hatte.
Seine Schriften nehmen den größten Teil der »Werke der Brüder S.« (Hamb. 1820-1825, 20 Bde.) ein.
Vgl. Nicolovius, F. L., Graf zu S. (Mainz 1846), mehr apologetische Parteischrift als Lebensbeschreibung; Menge, Graf F. L. S. und seine Zeitgenossen (Gotha [* 82] 1863, 2 Bde.);
Hennes, Aus Fr. L. v. Stolbergs Jugendjahren (das. 1876);
Janssen, F. L., Graf zu S. (3. Aufl., Freiberg [* 83] 1882).
3) Auguste Luise, Gräfin zu, Schwester der vorigen, geb. zu Bramstedt, wurde durch ihre Brüder mit Klopstock, Miller und andern Mitgliedern des Göttinger Dichterbundes bekannt und trat auch mit Goethe in Briefwechsel, den sie übrigens persönlich nie kennen lernte. Sie heiratete 1783 den dänischen Minister Grafen A. P. Bernstorff, wurde 1797 Witwe und starb
Vgl. »Goethes Briefe an die Gräfin Auguste zu S.« (mit Einleitung von W. Arndt, 2. Aufl., Leipz. 1881).
Diamanten, Bergkristalle vom Auerberg im Unterharz.
1) Eberhard, Graf von, Präsident des preuß. Herrenhauses, geb. zu Peterswaldau bei Reichenbach [* 84] i. S., Sohn des 1854 gestorbenen Generalleutnants und Ministers Grafen Anton aus der schlesischen Seitenlinie des Hauses S., diente zuerst in der Armee, verwaltete dann die Fideikommißherrschaft Kreppelhof bei Landeshut in Schlesien, ward 1853 erbliches Mitglied des Herrenhauses, in welchem er sich durch seine schroff feudale Gesinnung hervorthat und bald zum Präsidenten gewählt wurde, und war 1867-69 konservatives Mitglied des norddeutschen Reichstags. 1864 organisierte er die Johanniter-Lazarettpflege mit solchem Eifer und Geschick, daß ihn der König 1866 zum Kommissar und Militärinspektor der freiwilligen Krankenpflege bei der Feldarmee ernannte. In dieser Eigenschaft gründete der Graf den »Preußischen Verein zur Pflege im Feld verwundeter und erkrankter Krieger«. 1869 zum Oberpräsidenten von Schlesien ernannt, starb er kinderlos zu Johannisbad in Böhmen. [* 85]
2) Otto, Graf von, Chef des Hauses, geb. zu Gedern in Hessen, Sohn des Erbgrafen Hermann (geb. gest. besuchte das Gymnasium in Duisburg [* 86] und, nachdem er seinem Großvater, Grafen Heinrich, gefolgt war, die Universitäten Göttingen und Heidelberg, [* 87] diente 1859-61 als Offizier in der preußischen Armee, ward 1867 zum Oberpräsidenten von Hannover ernannt, welches Amt er bis 1873 mit Takt, Umsicht und großem Erfolg verwaltete, im März 1876 Botschafter des Deutschen Reichs zu Wien [* 88] und Stellvertreter des Reichskanzlers und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums.
Dies Amt legte er nieder und ward 1884 Oberstkämmerer und stellvertretender Minister des königlichen Hauses, welches letztere Amt er 1888 aufgab. 1867-78 Mitglied des Reichstags, 1872-86 Kanzler des Johanniterordens, 1872 bis 1877 Präsident des Herrenhauses und 1875 Vorsitzender der außerordentlichen Generalsynode, gehört er zur gemäßigt konservativen Partei. Er ist erster Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Vereine und des preußischen Vereins vom Roten Kreuz. [* 89] ¶
(Jura stolae), die nach der Stola (s. d.) benannten Gebühren, welche die Geistlichen für kirchliche Handlungen, namentlich Taufen, Trauungen, Abnahme der Beichte und Begräbnisse, beziehen. Schon zu Ende des 5. Jahrh. war eine Taxe für alle geistlichen Verrichtungen vorhanden; doch floß das von den Laien dafür in den Opferstock der Kirche gelegte Geld anfangs der Kirchenkasse zu, die davon den Pfarrern ihren Anteil gab. Erst später war jeder Parochus befugt, die S. für sich allein einzunehmen. Auch in der protestantischen Kirche bilden die S. (als zufällige Einnahmen jetzt gewöhnlich Accidenzien oder Kasualien genannt) einen Teil der Einnahmen des Pfarrers; doch sind sie in Deutschland vielfach abgeschafft und durch festen Gehalt ersetzt worden.
(spr. -litschka), Ferdinand, Paläontolog, geboren im Mai 1838 in Mähren, war nach Vollendung seiner Studien mehrere Jahre ein thätiges Mitglied der geologischen Reichsanstalt zu Wien und wurde 1862 als Mitarbeiter an der Geological Survey of India nach Kalkutta berufen. Seine Arbeiten sind meist paläontologischen Inhalts. Eine Reihe von Aufsätzen behandelt die Kreidefossilien Südindiens. Daneben publizierte er wichtige zoologische Arbeiten in den Schriften der Asiatic Society of Bengal, deren Sekretär er seit 1868 war. 1864 und 1865 machte er Forschungsreisen nach dem englischen Tibet, nahm 1873 als Geolog an der Forsythschen Gesandtschaftsreise nach Kaschgar teil, ging dann mit Oberst Gordon und Kapitän Trotter nach dem Tschatyrkul im Thianschan, über die Pamirs nach Wachan und zurück, starb aber auf dem Marsch in Murghi am Shayok, unfern des Sasserpasses in Ladak.
Vgl. Ball, Memoir of the life and work of F. S. (Lond. 1886).
(lat.), Albernheit, Dummheit. ^[= die mangelhafte Fähigkeit, aus Wahrnehmungen richtige Schlüsse zu ziehen. Dieser Mangel beruht ...]
Nikolai Grigorjewitsch, russ. General, geb. 1834, trat 1855 als Offizier in ein Regiment der Kaukasusarmee, avancierte in derselben bis zum Oberstleutnant und ward 1867 zum Chef der Kanzlei der Militärverwaltung von Turkistan ernannt. Kurz darauf zum Obersten befördert, erhielt er 1872 das Kommando des uralischen Infanterieregiments. Nicht lange nachher ward ihm die Leitung der Amu Darja-Expedition, einer wissenschaftlichen Unternehmung und zugleich auch militärischen Rekognoszierung, übertragen. 1875 zum Generalmajor befördert, erhielt er 1877 den Auftrag, die bulgarischen Druschinen (Milizbataillone) zu organisieren, und an der Spitze von sechs bulgarischen Bataillonen nahm er an Gurkos erstem Zug über den Balkan teil, kämpfte bei Eski-Sagra mit und hatte den ersten Anprall Suleiman Paschas auf dem Schipkapaß auszuhalten. Auch beim zweiten Balkanübergang im Winter 1877-78 befehligte er eine Brigade. Nach dem Frieden von San Stefano ward er an der Spitze einer großen Gesandtschaft nach Kabul zum Emir von Afghanistan [* 91] geschickt, um diesen zum Widerstand gegen die Engländer aufzureizen, zog sich aber mit diesem nach Turkistan zurück, als die Engländer in Afghanistan einrückten.
[* 54] 1) Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, [* 92] Amtshauptmannschaft Chemnitz, [* 93] Knotenpunkt der Linien S.-Chemnitz und St. Egidien-Zwönitz der Sächsischen Staatsbahn, 418 m ü. M., hat 2 Kirchen, ein neues Rathaus, eine Realschule, ein Amtsgericht, eine bedeutende Strumpfwarenfabrik (800 Arbeiter), Strumpfstuhl-, Zigarren-, Metallwaren- u. Kartonagenfabrikation, Maschinenbau, mechanische Weberei [* 94] und Zwirnerei, Dampfsägewerke und (1885) 6541 fast nur evang. Einwohner.
Dabei das Dorf Hoheneck mit dem hoch gelegenen gleichnamigen Schloß (jetzt Arbeitshaus für Männer) und (1885) 1210 Einw. -
2) S. Stolberg.
(Ellbogenbeulen), bei Pferden Geschwülste an der hintern Seite und auf der Spitze des Ellbogens, die infolge von Quetschungen der Haut und Unterhaut entstehen. Diese Quetschungsentzündung wird in einzelnen Fällen durch den Druck der Stollen des Hufeisens während des Liegens der Pferde [* 95] mit untergeschlagenen Füßen hervorgerufen (daher der Name), kommt aber auch bei stellenlosen Hufeisen [* 96] und unbeschlagenen Pferden vor. Die Entzündung breitet sich gewöhnlich auf das benachbarte Bindegewebe aus; die zunächst mit Blut gefüllten Hohlräume werden durch Wucherung und Verdichtung des Bindegewebes zum größten Teil wieder ausgefüllt, und die Geschwulst wird infolgedessen fest und derb (Stollschwamm).
In der ersten Zeit bildet sich in der Geschwulst nicht selten eine Eiterung. Die Behandlung verlangt Abstellung der Ursache fortgesetzter Quetschung; bei frischer Entzündung sind kühlende Mittel, sonst Entleeren der Flüssigkeit, Einreibungen mit grüner Seife und Einspritzungen von Jodtinktur angezeigt. Veraltete, speckartige Stollschwämme können nur durch Ätzmittel oder auf operativem Weg entfernt werden. Besonders zweckmäßig ist das Abbinden [* 97] der S., weil mit demselben die Verheilung ohne Zurücklassung einer narbigen Deformität erzielt wird. Übrigens stören S. den Dienstgebrauch der Pferde wenig, beeinträchtigen aber oft das gute Aussehen. Die alte Annahme, daß S. am häufigsten bei lungenkranken Pferden vorkommen, ist unbegründet.
Ludwig Ferdinand, Belletrist, geb. zu Dresden, studierte in Leipzig die Rechte und Staatswissenschaften, widmete sich dann zu Grimma [* 98] und seit 1855 in Dresden der Litteratur und starb in letzterer Stadt Durch die Herausgabe des humoristisch-politischen Volksblattes »Der Dorfbarbier« (1844-63) in weitern Kreisen bekannt geworden, fand er mit seinen zahlreichen historischen und humoristischen Romanen, von denen wir nur »1813« (Leipz. 1838, 3 Bde.),
»Elba und Waterloo« [* 99] (das. 1838, 3 Bde.),
»Deutsche [* 100] Pickwickier« (das. 1841, 3 Bde.; 3. Aufl. 1878),
»Napoleon in Ägypten« [* 101] (das. 1843, 3 Bde.) und »Die Erbschaft in Kabul« (das. 1845) namentlich anführen, wie mit seinen Erzählungen und Novellen (»Frühlingsglocken«, »Moosrosen« etc.) zahlreiche Leser. Sie wurden unter dem Titel: »Des Dorfbarbiers ausgewählte Schriften« (2. Aufl., Leipz. 1859-64, 30 Bde.; neue Folge, Plauen [* 102] 1865, 12 Bde.) gesammelt. Außer »Gedichten« (Grimma 1847) gab er auch die lyrische Sammlung »Palmen [* 103] des Friedens« (Leipz. 1855, 5. Aufl. 1873) heraus und schrieb zuletzt das Idyll »Ein Frühling auf dem Lande« (das. 1867).
ein möglichst horizontaler, vom Tag ausgehender, nach Umständen verzweigter unterirdischer Grubenbau, welcher verschiedenen Zwecken dient;
in der Poetik ein Teil der Strophe der alten Minnelieder (s. Aufgesang und Abgesang).
der vom Mundloch eines Stollens bis zum nächsten Wasserlauf geführte Graben.
ein auf Pfosten (Stollen) ruhender Schrank [* 104] mit Doppelthüren, im Mittelalter und in der Renaissancezeit vornehmlich in den Rheinlanden verfertigt.
Die Pfosten waren meist durch eine Rückwand und unten durch ein Querbrett verbunden. S. Tafel »Möbel«, [* 105] Fig. 10. ¶