eine
Bereicherung des
Satzes; es blüht sozusagen eine zweite
Stimme aus der einen heraus (im
Orchester- und Klaviersatz geschieht
das oft genug wirklich). Von solchem
Gesichtspunkt aus erscheint das
Abweichen von der Sekundbewegung auch für die
Mittelstimmen
oft als ein Vorzug, indem dieselben sich dadurch selbständiger herausheben.
Gewisse Stimmschritte, die
harmonisch schwer verständlich und darum schwer rein zu treffen sind, vermeidet der Vokalsatz gern (der »strenge«
Stil vermeidet sie ganz), nämlich die übermäßigen
Schritte
(Tritonus, übermäßiger Sekundschritt etc.) und den verminderten
Terzschritt (cis-es).
Die in allen Lehrbüchern der
Harmonie zu findenden
Regeln, daß der
Leitton einen kleinen Sekundschritt nachoben
mache und die
Septime nach unten fortschreiten müsse, sind nur bedingungsweise richtig. Wo der
Leitton in Dominantenakkord
auftritt und dieser schließend sich zur
Tonika fortbewegt, wird natürlich der Leittonschritt gemacht werden, weil überhaupt
Halbtonfortschreitungen überall zu machen sind, wo sich Gelegenheit bietet und dadurch nicht gegen eine andre Satzregel
verstoßen wird; deshalb wird auch die
Septime in den
Fällen gern nach unten fortschreiten, wo sie einen
fallenden Leittonschritt ausführen kann, z. B. wo sich der Dominantseptimenakkord in die
Durtonika auflöst (s. das
Beispiel). ^[img] In diesem
Fall ist sowohl der steigende Leittonschritt h'-c'' als der fallende
f'-e' obligatorisch und wird nur in Ausnahmefällen von einem von beiden abzusehen sein.
Dagegen ist kein
Grund abzusehen, warum in
Akkorden wie h:d:f:a oder c:e:g:h die
Septime sich abwärts bewegen sollte, wenn
nicht
Gefahr der Quintenparallelen od. dgl. dazu zwingt.
Es wird immer darauf ankommen, was für eine
Harmonie folgt;
Die
Regel der abwärts zu führenden
Septime wie des aufwärts zu führenden
Leittons ist
also nichts andres als ein praktischer Fingerzeig, weil bei den gewöhnlichsten Akkordfolgen sich diese S. als eine bequeme
ergibt. Dagegen sind von höchster Bedeutung für die S. die negativen
Gesetze: das Quintenverbot und
Oktavenverbot (s.
Parallelen), da falsche
Parallelen dem Grundprinzip des mehrstimmigen
Satzes, eine Vereinigung mehrerer sich
selbständig und wohl unterscheidbar bewegender
Stimmen zu sein, widersprechen.
ein nach
Gerber im 18. Jahrh. von dem englischen
MusikerJohn Shore erfundenes, aus
Stahl gabelartig zweizinkig
gearbeitetes, unten mit einem Stiel von gleicher
Masse versehenes
Instrument, das, wenn seine beiden
Zinken
durch
Anschlagen in
Vibration gesetzt werden, einen sanften, einfachen
Ton von bestimmter Tonhöhe gibt.
Die S. ist in den meisten
Fällen auf das eingestrichene a
(Kammerton) gestimmt und dient zur Bewahrung einer absolut gleichen Tonhöhe. S.
Schall,
[* 2] S. 392.
(Laryngospasmus infantilis,
Asthma laryngeum,
Laryngismus stridulus), krampfhafte Zusammenziehung derjenigen
Muskeln,
[* 4] welche die
Stimmritze verschließen, beruht auf einem krampfhaften Erregungszustand der
Nerven,
[* 5] welche jene
Muskeln
innervieren. In manchen
Fällen scheint die
Anlage zum S. angeboren zu sein, da in einzelnen
Familien fast
alle
Kinder daran erkranken. Der S. tritt in Anfällen auf, zwischen welchen freie
Pausen liegen.
Der Anfall ist charakterisiert durch eine plötzliche gewaltsame
Unterbrechung des Atmens,
welche mehrere
Minuten lang andauern
kann, wenn die
Stimmritze nicht gänzlich verschlossen, sondern nur stark verengert ist. Das Atmen ist dabei mit einem pfeifenden
langgezogenen
Geräusch verbunden. Das
Kind ist voll der höchsten
Angst und
Unruhe, wird blau im
Gesicht
[* 6] und macht angestrengte
Bewegungen, um zu atmen.
Husten,
Heiserkeit und
Fieber fehlen dabei. Ist der
Krampf vorüber, und hat das
Kind seine
Angst vergessen,
so ist wieder vollständiges Wohlbefinden da. Manchmal sind krampfhafteBewegungen der
Finger und
Zehen,
der
Arme und
Beine mit den Anfällen von S. verbunden oder wechseln mit ihnen ab. Die Anfälle treten in verschiedenen Zeiträumen
auf; oft wiederholen sie sich erst nach acht und mehr
Tagen, in schlimmen
Fällen folgen sie schneller aufeinander.
Immer bleibt große
Neigung zu Rückfällen zurück, welche man selbst dann noch zu fürchten hat, wenn
das
Kind monatelang frei geblieben ist. In seltenen
Fällen trat der S. nur in Einem Anfall auf und kehrte nie wieder. Der
Krankheitsanfall geht meist binnen wenigen
Sekunden oder
Minuten vorüber, endet aber auch manchmal mit dem plötzlichen
Tode
derKinder durch
Erstickung. Sobald sich ein Anfall einstellt, soll man das
Kind aufrichten, ihm
Wasser in
das
Gesicht spritzen, kühle
Luft zufächeln, den
Rücken reiben und ein
Klystier
[* 7] von
Kamillen- oder Baldrianthee setzen. Auch
ist es gut, einen
Senfteig vorrätig zu halten, um denselben, sobald der Anfall eintritt, in dieMagengrube
zu legen. In der freien Zwischenzeit muß man alle Unregelmäßigkeiten in der
Verdauung beseitigen, den Stuhlgang regulieren
und für eine möglichst zweckmäßige
Ernährung des
Kindes sorgen.
in der
Musik s. v. w. Feststellung der Tonhöhe und zwar 1) Feststellung der absoluten
Tonhöhe, d. h. der Schwingungszahl eines
Tons, nachdem die übrigen gestimmt werden. In ältern
Zeiten
hatte man verschiedene Stimmungen für verschiedene
Instrumente: die einen waren in den
Chorton (s. d.), die andern in den
Kammerton (s. d.) gestimmt;
in der neuern Zeit bediente man sich allgemein des
Kammertons (vgl. A).
Indessen war nicht nur
die Tonhöhe des letztern an verschiedenen
Orten eine verschiedene, so daß man von einer
Pariser,
Wiener,
Berliner,
[* 8]
Petersburger S. etc. spricht, sondern es hat sich außerdem in den letzten anderthalb
Jahrhunderten ein stetiges Hinauftreiben
der S. herausgestellt. Zu
LullysZeiten (1633-87) war dieselbe fast anderthalb
Töne tiefer als jetzt; seit
Händel und
Gluck
ist sie um einen ganzenTon gestiegen, seit
Mozart um einen halben. Nach der
Pariser S. von 1788 zeigte
das eingestrichene a 409 (Doppel-)
[* 9]
Schwingungen in der
Sekunde, nach der ältern
Mozart-Stimmung etwas über 421, nach der
Pariser
S. von 1835: 449, nach der
Wiener und
Berliner S. von etwa 1850: 442. Um diesem fortdauerndenSchwanken
des
Kammertons Einhalt zu thun und die Einführung einer allgemein gültigen S. anzubahnen, nahm
man inDeutschland
[* 10] in Übereinstimmung
mit der
Deutschen Naturforschergesellschaft (1834) Scheiblers Bestimmung als für den
Kammerton maßgebend an, nach welcher
dem eingestrichenen
a in der
Sekunde 440
Schwingungen zukommen, während man 1858 zu
Paris
[* 11] aufAnlaßNapoleons
III. durch eine
Kommission von
Sachverständigen einen neuen
Kammerton (diapason normal) feststellte, welcher zunächst für
Frankreich die normale Tonhöhe auf 870 einfache (= 435 Doppel-)
Schwingungen bestimmte. Dieselbe kam bald auch auf mehreren
deutschen
Bühnen (z. B. der
Wiener,
Dresdener und
¶
mehr
Berliner) zur Geltung und wurde auf der 16.-19. Nov. 1885 in Wien
[* 13] tagenden internationalen Konferenz zur Feststellung eines
einheitlichen Stimmtons endlich einstimmig angenommen. - 2) Theoretische Bestimmung der relativen Tonhöhen, der Verhältnisse
(Intervalle) der Töne untereinander, welche wieder auf zweierlei Weise möglich ist: a) abstrakt theoretisch als mathematisch-physikalische
Tonbestimmung (s. d.), und b) für die Praxis berechnet, welche statt der zahllosen theoretisch definierten
Tonwerte nur wenige substituieren muß, wenn sie einen sichern Anhalt
[* 14] für die Intonation gewinnen will, als Temperatur (s. d.).
- 3) Die praktische Ausführung der Temperatur, welche jetzt für Orgel wie Klavier allgemein die gleichschwebende zwölfstufige
ist.
Exakt durchführbar ist dieselbe nicht, doch erreicht die Routine befriedigende Resultate. Was mit der Undurchführbarkeit
der gleichschwebenden Temperatur versöhnen kann, ist der Umstand, daß diese selbst keine exakten Werte vorstellt, sondern
nur Näherungswerte, Mittelwerte, und daß eine etwanige Abweichung ein Intervall schlechter, dafür aber ein andres besser
macht. Das einzige Intervall, das absolut rein gestimmt werden muß, ist die Oktave; die Quinte muß ein
wenig tiefer sein, und zwar beträgt die Differenz in der eingestrichenen Oktave etwa eine Schwingung,
[* 15] d. h. wenn man jede Quinte
so viel tiefer stimmt, daß sie gegen die reine Quinte eine Schwebung in der Sekunde macht, und jede Quarte
um ebensoviel höher, so wird man ungefähr genau auskommen.
Von Schriften, welche die S. der Klavierinstrumente behandeln, seien besonders die von Werkmeister (1691 und 1715), Sinn (1717),
Sorge (1744, 1748, 1754, 1758), Kirnberger (1760), Marpurg (1776 und 1790), Schröter (1747 und 1782), Wiese (1791, 1792, 1793),
Türk (1806), AbtVogler (1807) und Scheibler (1834, 1835 und 1838) erwähnt. Die Mehrzahl der ältern Stimmmethoden
sind gemischte, ungleich schwebend temperierte, d. h. sie bewahren einer Anzahl Intervallen ihre akustische Reinheit, während
andre dafür desto schlechter ausfallen. - Im geistigen Sinn bezeichnet S. einen bestimmten Gemütszustand, den in aller Reinheit
zum Ausdruck zu bringen eine der Hauptaufgaben der Musik wie jeder andern Kunst ist.
Julius, Schriftsteller, geb. zu Kirch-Nüchel in Holstein, studierte Chemie und Naturwissenschaften,
war, nachdem er 1863 promoviert, in Hamburg
[* 16] mehrere Jahre als Fabrikchemiker thätig, übernahm aber schließlich
die Redaktion des »Hamburger Gewerbeblatts« und widmete sich ganz der Schriftstellerei, insbesondere dem naturwissenschaftlichen
Feuilleton. Außer zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften veröffentlichte er: »Blicke durch das Mikroskop«
[* 17] (Hamb. 1869);
(griech. Ozäna), eine krankhafte Affektion der Nasenhöhle mit äußerst widerwärtigem, manchmal
direkt fauligem Geruch der ausströmenden Luft. Derselbe rührt in vielen Fällen von einer fauligen Zersetzung des zurückgehaltenen
Schleimhautsekrets her, besonders bei engen und verbogenen Nasenkanälen und Krankheiten der Nebenhöhlen der Nase.
[* 22] In andern
Fällen ist ein wirklich jauchiger Ausfluß
[* 23] vorhanden, herstammend von wirklichen Nasengeschwüren und am häufigsten
durch syphilitische oder skrofulöse Verschwärung der Schleimhaut und der Nasenknochen bedingt. Die Behandlung
kann nur auf Grund sorgfältiger ärztlicher Untersuchung erfolgen und hat das Grundübel sowie das Symptom selbst zu bekämpfen.
Letzteres geschieht durch Ausspülen der Nase mit schwachem Salzwasser, Lösungen von Alaun,
[* 24] Tannin, übermangansaurem Kali etc.
mit Hilfe der Nasendouche, deren ungeschickter Gebrauch aber böse Entzündungen des Mittelohrs veranlassen
kann.
[* 25] (MephitisCuv.), Raubtiergattung aus der Familie der Marder
[* 26] (Mustelida), dem Dachs ähnlich, nur schlanker gebaute
Tiere mit kleinem, zugespitztem Kopf, aufgetriebener, kahler Nase, kleinen Augen, kurzen, abgerundeten Ohren, kurzen Beinen, mäßig
großen Pfoten, fünf fast ganz miteinander verwachsenen Zehen, ziemlich langen, schwach gekrümmten Nägeln,
mindestens auf den Ballen nackten Sohlen und langem, dicht behaartem Schwanz. Sie besitzen zwei haselnußgroße Stinkdrüsen,
welche sich innen in den Mastdarm öffnen und eine gelbe, ölähnliche Flüssigkeit von furchtbarem Gestank absondern, die
das Tier zur Verteidigung mehrere Meter weit fortspritzen kann.
Die Stinktiere leben in Amerika
[* 27] und Afrika,
[* 28] besonders in steppenartigen Gegenden, liegen am Tag in hohlen
Bäumen, Felsspalten oder selbstgegrabenen Erdhöhlen und jagen nachts auf kleine Wirbeltiere und niedere Tiere, fressen aber
auch Beeren und Wurzeln. Die Chinga(M. variansGray), 40 cm lang, mit fast ebenso langem Schwanz, ist schwarz,
mit zwei weißen Streifen auf dem Rücken und Schwanz, und bewohnt Nordamerika,
[* 29] besonders die Hudsonbailänder. Sie lebt in Gehölzen
längs der Flußufer und in Felsengegenden, ist in ihren Bewegungen langsam und unbeholfen, verteidigt sich lediglich durch
Ausspritzen des stinkenden Sekrets, gerät aber leicht in Zorn und greift dann auch an.
¶
mehr
In der Gefangenschaft wird sie sehr zahm und entleert ihre Drüse nur, wenn sie stark gereizt wird. Man benutzt das Fell als
Pelzwerk
[* 31] (s. Skunks), den Drüseninhalt als nervenstärkendes Mittel.
(OsmerusCuv.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Lachse (Salmonoidei), gestreckt gebaute
Fische
[* 32] mit starker, von der der Lachse bedeutend abweichender Bezahnung und mittelgroßen Schuppen. Der
gemeine S. (Alander, O. eperlanusLac.), 13-20 und 30 cm lang, auf dem Rücken grau, an den Seiten silberfarben, bläulich oder
grünlich schimmernd, am Bauch
[* 33] rötlich, lebt in der Nord- und Ostsee, auch in Haffen und größern Süßwasserseen Norddeutschlands,
bildet stets größere Gesellschaften, hält sich im Winter in der Tiefe verborgen, geht im Frühjahr weit in die Flüsse
[* 34] hinauf
(bis Anhalt, Sachsen,
[* 35] Minden)
[* 36] und legt seine kleinen, gelben Eier
[* 37] auf sandigen Stellen ab. Die Jungen gehen im August ins Meer. Das
Auftreten des Stints ist sehr schwankend: während er in manchen Jahren in unschätzbarer Menge erscheint,
findet er sich in andern Jahren nur spärlich, ohne daß sich hierfür bestimmte Gründe angeben ließen. Man fängt den S.
während des Aufsteigens in großen Massen; er riecht zwar unangenehm, schmeckt aber trefflich. Vorteilhaft wird er auch als
Nahrung für wertvollere Fische in Teiche gesetzt. Bisweilen benutzt man ihn als Dünger.
Auch gab er J. de Wals »Beiträge zur Litteraturgeschichte des Zivilprozesses« (Erlang. 1866) heraus. Außerdem erwähnen wir:
»Über das Verhältnis der Legis actio sacramento zu dem Verfahren durch Sponsio praejudicialis« (Heidelb.
1853);
L. (Pfriemengras), Gattung aus der Familie der Gramineen,
[* 47] weitverbreitete, zierliche, ausdauernde Gräser
[* 48] mit einblütigen,
großen Grasährchen, grannenartig gespitzten Hüllspelzen und lang begrannten, zusammengerollten Deckspelzen.
S. pennataL. (Federgras, Marienflachs, Reihergras), 30-90 cm hoch, mit steifem, hartem Halm, borstenartigen Blättern, sparsam
verästelter Rispe und 30 cm langen, geknieten, federigen Grannen, wächst auf dürrem Boden, wird
zu Winterbouketts benutzt;
ebenso S. capillataL. (Federhaargras), mit sehr langen, geknieten, kahlen Grannen. S. tenacissimaL.(MacrochloatenacissimaKunth), mit 90 cm langen, cylindrischen, halmähnlichen Blättern, wächst in Spanien
[* 49] und Nordafrika und findet als Esparto (s. d.)
ausgedehnte Verwendung.
(lat.), Geldunterstützung, welche namentlich Studierende auf eine bestimmte
Zeit erhalten. Die Stipendien werden entweder ganz im allgemeinen für Studierende oder für ein besonderes Fachstudium oder
mit Berücksichtigung eines bestimmten Landes, Ortes, eines Standes (Adelsstipendien) oder auch der Familienherkunft
(Familienstipendien) vergeben und zwar nach Maßgabe ausdrücklicher Verfügungen der Stifter, wo solche vorhanden sind.
(lat.), Nebenblatt (s. Blatt, ^[= # (Folium), in der botan. Morphologie eine der Grundformen, auf welche die verschiedenen Glieder ...]
[* 51] S. 1015).
Hauptstadt der nach ihr benannten schott. Grafschaft, am schiffbaren Forth und am Abhang eines
steilen Hügels (mit dem altberühmten S. Castle) gelegen, hat ein altertümliches Gepräge, eine Kirche aus dem 15. Jahrh.,
ein Militärhospital (in dem ehemaligen Palais der Grafen von Argyll), eine Kornbörse, ein Versorgungshaus, ein Athenäum, landwirtschaftliches
Museum, Latein- und Kunstschule, Fabrikation von Wollwaren (Tartans), Gerberei, Malzdarren, Ölmühlen und (1881) 12,194 Einw.
Südlich davon liegt das Dorf St. Ninian's, mit Nagelschmieden. - Als »Schlüssel der schottischen Hochlande« spielte das in
unbekannter Zeit erstandene Schloß eine große Rolle. In der benachbarten Ebene schlug Wallace 1297 die Engländer, welchen Sieg
ein Denkmal verherrlicht. 1304 bemächtigten sich die Engländer des Schlosses, mußten es aber nach der
Schlacht von Bannockburn (1314) wieder räumen. An diesen Sieg derSchotten erinnert eine 1877 vor dem Schloß errichtete Statue
von RobertBruce. 1651 nahm der englische GeneralMonk das Schloß, und 1745 wurde es von den Hochländern vergeblich belagert.
Grafschaft im südlichen Schottland, westlich am Forthbusen der Nordsee, umfaßt 1195 qkm (21,7 QM.) mit
(1881) 112,443 Einw. und bildet im NW. ein kahles Gebirgsland (BenLomond 973 m), das ein Strich Moorlandes von den Campsie Fells
(577 m) im Süden trennt, während der östliche Teil eine Ebene mit fruchtbarem Ackerland darstellt. Die
bedeutendsten Flüsse sind: der Forth, Carron und Endrick. Die Grafschaft enthält großen Mineralreichtum, besonders an Steinkohlen
und Eisen.
[* 56] Nur 24,9 Proz. der Oberfläche bestehen aus Ackerland,
14,8 Proz. aus Wiesen, 1,8 Proz. aus Wald. Die Viehzucht
[* 57] ist von Bedeutung (17,575 Schafe,
[* 58] 28,052 Rinder).
[* 59] Die Industrie beschäftigt
sich mit Wollweberei, Kattundruckerei, Hüttenbetrieb und Eisengießerei.
[* 60] Der Südosten der Grafschaft wird von dem Forth-Clydekanal
durchzogen, welcher die Nordsee mit dem IrischenMeer verbindet. - Geschichtlich merkwürdig ist S. als der Schauplatz heftiger
Kämpfe der Römer
[* 61] mit den Kaledoniern, gegen welche jene den berühmten Pikten- oder Hadrianswall (s. d.) zwischen dem
Forthbusen und dem Clydebusen errichteten.
(Frons), bei den Wirbeltieren diejenige Gegend des Kopfes, welche die Stirnbeine zur knöchernen Grundlage hat,
beim Menschen also der vorderste unterste Teil des Vorderkopfes. Im gewöhnlichen Leben wird sie mit zum
Gesicht gerechnet, das jedoch für den Anatomen erst unterhalb derselben anfängt. BeimMenschen ist sie haarlos und ragt weit
hervor, während sie bei den übrigen Säugetieren gewöhnlich behaart ist und stark hinter dem Mundteil zurücktritt. Bei
den Gliedertieren (Insekten,
[* 63] Krebsen etc.) wird der zwischen den Augen liegende Teil des Kopfes gleichfalls
S. genannt.
Thomas von, Philosoph aus altem böhmischen Geschlecht, lebte im 14. Jahrh., wahrscheinlich
von 1325 bis 1410, und hat sich als einer der ersten Zöglinge der von KaiserKarl IV. 1348 gegründeten Universität zu Prag
[* 70] durch zahlreiche, meist auf seiner Burg Stitné bei Pilgram verfaßte philosophische Schriften, die zu den besten Prosawerken
der böhmischen Litteratur gerechnet werden, bekannt gemacht. Die darin niedergelegte Weltanschauung
stimmt mit der christlich-scholastischen, insbesondere des von ihm als Autorität verehrten Thomas von Aquino, dem
Inhalt nach
überein, unterscheidet sich von derselben jedoch sehr wesentlich der Form nach, welche vielmehr homiletisch als syllogistisch
ist. Nähert er sich hierin den eifrigen Predigern seines Zeitalters, den Vorläufern des spätern Hussitentums,
so entfernt er sich anderseits von deren fanatischem Vernunfthaß, indem er die Vernunft als höchste Autorität aufstellt.
Sein Hauptwerk sind die bisher nur teilweise veröffentlichten »Gespräche«
(hrsg. von Erben, Prag 1850; von Vrtátko, das. 1873).
Joannes, aus Stobi in Makedonien, um 500 n. Chr., ist Verfasser einer philosophischen Blumenlese aus mehr als 500 griechischen
Dichtern und Prosaikern, der wir die Erhaltung zahlreicher Bruchstücke aus jetzt verlornen Schriften verdanken. Ursprünglich
ein Ganzes bildend, ist die Sammlung im Lauf der Zeit in zwei besondere Werke von je zwei Büchern getrennt worden: »Eclogae
physicae et ethicae« (hrsg. von Gaisford, Oxf. 1850, 2 Bde.; von
Meineke, Leipz. 1860-64, 2 Bde.,
und Wachsmuth, Berl. 1884, 2 Bde.)
und »Anthologion« oder »Florilegium« (hrsg. von Gaisford, Oxf. 1822-25, 4 Bde.,
und Meineke, Leipz. 1856-57, 4 Bde.).
»Handbuch des deutschen Privatrechts«
(das. 1871-85, 5 Bde.; 2. Aufl.,
Bd. 1 u. 2,
1882-83).
Aus seinem Nachlaß erschien noch »Zur Geschichte des ältern deutschen Konkursprozesses«
(Berl. 1888). Seit 1857 beteiligte er sich an der Redaktion der »Zeitschrift für deutschesRecht«, seit 1862 an der Herausgabe
des »Jahrbuchs des gemeinen deutschen Rechts« von Bekker und Muther.
der er seine »Kurze Geschichte und Charakteristik der schönen Litteratur der Deutschen«
(das. 1826) nachfolgen ließ. Sein letztes größeres Werk war die Übersetzung von Lamennais' »Paroles d'un croyant«. S. starb Seine
»Sämtlichen Gedichte und kleinen prosaischen Schriften« erschienen in 4 Bänden (Straßb. 1835-36). Zu seinen besten poetischen
Leistungen gehören seine in elsässischer Mundart geschriebenen Gedichte, die voller Witz und Humor sind.
(Stoboi),
Stadt im alten Päonien (Makedonien), westlich vom Axios (Wardar), bei der Mündung des Erigon, nach der
Diokletianischen Einteilung Hauptstadt der nordwestlichen Hälfte Makedoniens, wurde 479 von den Ostgoten
zerstört, wird aber in den Kämpfen zwischen Bulgaren und Byzantinern noch 1014 erwähnt.
(griech.), chemische Meßkunst, die Lehre von den Gewichts- und Raumverhältnissen, nach welchen sich
ungleichartige Materien zu neuen gleichartigen Körpern chemisch verbinden, und die Anwendung derselben
zu chemischen Berechnungen (vgl. Atom und Äquivalent).
S.-exchange, »Aktienbörse«, thatsächlich Effektenbörse, da an derselben
auch Obligationen (bonds), Staatspapiere (funds) und andre Wertpapiere gehandelt werden;
Stadt im bad. Kreis
[* 88] Konstanz,
[* 89] an der Stockach und der LinieRadolfzell-Mengen der Badischen Staatsbahn, 494 m ü. M.,
hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Bezirksamt, ein Amtsgericht, eine Bezirksforstei, Spinnerei, Weberei,
[* 90] Teigwarenfabrikation, 3 Kunstmühlen
und (1885) 2065 meist kath. Einwohner. -
Adolf, preuß. Hofprediger, geb. zu Halberstadt,
[* 96] studierte in Halle und BerlinTheologie und Philologie,
wurde 1863 Pfarrer in Seggerde bei Halberstadt und 1866 in Hamersleben. 1871 ging er als Divisionspfarrer nach Metz
[* 97] und 1874 als
Hof- und Domprediger nach Berlin. Das dreiste Auftreten der Sozialdemokratie und ihre offenkundigen revolutionären
Bestrebungen veranlaßten S., 1877 in öffentlichen Versammlungen gegen die Führer der Sozialdemokraten aufzutreten und durch
Stiftung einer christlich-sozialen Partei die Arbeiter für christliche und patriotische Anschauungen wiederzugewinnen, zugleich
aber ihre Forderungen des Schutzes gegen die Ausbeutung des Kapitals und
¶
mehr
einer bessern sozialen Lage zu unterstützen. Die neue Partei gewann aber nur an wenigen Orten zahlreichere Anhänger, da S.
durch seinen fanatischen Eifer gegen alles, was liberal hieß, besonders in kirchlicher Beziehung die Opposition der öffentlichen
Meinung gegen sich herausforderte. Auch ging er in seinen Agitationen gegen das Judentum oft weiter, als
es sich mit seiner Stellung vertrug. 1879 wurde er von einem westfälischen Wahlkreis in das Abgeordnetenhaus und 1880 auch
in den Reichstag gewählt, wo er sich der streng konservativen Partei anschloß. Da S. durch seine sozialpolitische Thätigkeit
die auf der Mitwirkung der Mittel-(Kartell-) Parteien beruhende Politik der Regierung störte, so mußte
er 1889 versprechen, ferner auf politische Agitationen zu verzichten. Er veröffentlichte mehrere Jahrgänge »Volkspredigten«
und eine Sammlung seiner Reden und Aufsätze: »Christlich-sozial« (Berl. 1885).
NielsJoachimChristian Vibe, Apostel der Lappländer, geb. zu Christiania,
[* 99] stand erst in schleswigschen
und norwegischen Militärdiensten, studierte dann Theologie in Christiania und ward 1825 Prediger zu Vadsöe
in Ostfinnmarken, in der Nähe des Nordkaps. Hier sowie in Lebesby, ebenfalls in Ostfinnmarken, wohin er dann übersiedelte,
war sein Streben auf Herstellung einer volkstümlichen lappländischen Litteratur gerichtet. Es erschienen von ihm in lappländischer
Sprache eine Fibel, eine Übersetzung von Luthers »Kleinem Katechismus«, eine lappländische Grammatik (1840)
und ein Neues Testament (1850). Seit 1839 seines Predigerdienstes enthoben, um ungestörter seinen Studien obliegen zu können,
veröffentlichte er noch: »Lappisk Sproglære« (Christ. 1850);
»Norsk-lappisk Ordbog« (das. 1852);
eine Untersuchung »Om de
finske Sprogforholde in Finmarkens og Nordlandenes Amter« (das. 1851) und »Dagbog over mine
Missionsreiser i Finmarken« (das. 1860).
Dem deutschen Landwirtschaftsrat gehört er seit dessen Gründung an. Er schrieb: »Bemerkungen über das landwirtschaftliche
Unterrichtswesen« (Chemn. 1851);
Später wirkte er mit gutem Erfolg als Bühnensänger in Mannheim
[* 111] und an der Opéra Comique in Paris. Seine
Haupttriumphe feierte S. aber als Konzertsänger, namentlich steht er als Liedersänger einzig in seiner Art da. 1862 übernahm
er die Direktion der Hamburger philharmonischen Konzerte, nachdem er das Jahr zuvor in Gebweiler
[* 112] im Elsaß seine Kräfte als Chor-
und Orchesterdirigent erprobt hatte. Sieben Jahre später folgte er einem Ruf nach Stuttgart, wo er zum
Kammersänger und Gesangsinspektor ernannt war, gab jedoch diese Stelle im folgenden Jahr wieder auf, um längere Konzertreisen
zu unternehmen.
Von 1874 bis 1878 wirkte er in Berlin als Direktor des Sternschen Gesangvereins und entwickelte zugleich eine
ungemein fruchtbare Lehrthätigkeit. Dann nahm er ein Engagement als erster Gesanglehrer am Hochschen Konservatorium in Frankfurt
[* 113] a. M. an, legte indessen 1880 dies Amt nieder und gründete daselbst eine eigne Schule. S. verdankt seine außerordentlichen
Erfolge als Sänger nicht so sehr seinen natürlichen Stimmmitteln als vielmehr dem vollendeten Kunstgeschmack, mit welchem
er seine lyrischen Gebilde zu beleben weiß, wobei die tadellose Reinheit seiner Textesausspache wesentlich mitwirkte. Seine
»Gesangsmethode« erschien in der EditionPeters (Leipz. 1885).
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