eigentlich zu früh angesetzt ist) unter
Sicherheitsleistung, die Einräumung des
Reklamations-,
Beschwerde-, Steuerklagerechts
gegenüber der Einschätzung und
Erhebung und die Steuerrestitution (Rückersatz, auch als
Exportbonifikation) bei
Zahlungen,
welche über die
Grenze der Steuerschuldigkeit hinausgehen. Bei ausbleibender
Zahlung tritt
Mahnung und
Pfändung (Steuerexekution)
ein, allenfalls bei augenblicklicher Zahlungsunfähigkeit die Steuerstundung, bei Uneinbringlichkeit
die
Niederschlagung (Steuererlaß) oder Steuerabschreibung (der Steuerrückstände oder Steuerreste), ohne solche aber auch
nach bestimmter
Frist die Steuerverjährung.
Mittel zur richtigen
Durchführung gegenüber Steuerhinterziehungen,
Defraudationen
etc. sind die Steuerkontrolle, die Steuerstrafe, der Steuereid, die Denunziantengebühr, die
Öffentlichkeit des Steuerverfahrens, Begehung von gegensätzlichen
Interessenten bei der Einsteuerung etc. Mitte der
80er Jahre waren die
Einnahmen
(Ruder), Vorrichtung zum
Lenken des
Schiffs, bestehend aus einem hölzernen oder eisernen
Blatt,
[* 4] welches in
vertikaler
Ebene, drehbar am
Hintersteven des
Schiffs, ähnlich wie eine
Thür in ihren
Angeln, befestigt ist. Man unterscheidet
am S. das Ruderblatt, welches sich ganz oder zum größten Teil unter
Wasser befindet, und den Ruderhals
mit dem Ruderkopf, welche, wenn erforderlich, wasserdicht
durch die Schiffswand geführt, in den innern Schiffsraum hineinragen.
Am Ruderkopf greift die Ruderpinne an, ein hölzerner oder eiserner einarmiger
Hebel,
[* 5] oder das Ruderjoch, ein eiserner zweiarmiger
Hebel.
Während die
Pinne gewöhnlich mit dem Ruderblatt in einer
Ebene liegt, steht das Ruderjoch im allgemeinen
querschiffs. Durch Drehung der
Pinne oder des
Jochs wird das
Ruder um einen ebenso großen
Winkel
[* 6] aus der Symmetrieebene des
Schiffs herausgedreht und dadurch die
Symmetrie des den Schiffskörper umgebenden Wasserstroms gestört, vorausgesetzt, daß
ein solcher infolge der bis dahin geradlinigen
Bewegung des
Schiffs vorhanden ist. Das
Schiff
[* 7] wird dadurch
gezwungen, von seiner bisherigen
Bahn in der
Weise abzuweichen, daß der
Mittelpunkt der vom
Schwerpunkt
[* 8] des
Schiffs beschriebenen
Bahnlinie auf derjenigen Seite des
Schiffs liegt, nach welcher das Ruderblatt gedreht wurde. In neuerer Zeit ist
bei einzelnen größern
Schiffen (König
Wilhelm) das Balanceruder
[* 9] zur Anwendung gekommen, ein
Ruder, dessen Drehachse die
Fläche
des Ruderblattes ungefähr in dem
Verhältnis von 1:2 teilt, so daß ein Drittel des Flächeninhalts des
Blattesvor der Drehachse
liegt.
Ein Balanceruder bedarf einer kleinern
Kraft
[* 10] zum
Drehen als ein ebenso großes gewöhnliches
Ruder und kann
infolgedessen schneller gedreht werden. Anderseits kehrt es nicht so schnell in seine neutrale
Lage zurück wie dieses. Die
Bewegung der
Pinne erfolgt bei kleinern
Schiffen direkt mit der
Hand,
[* 11] bei größern
Schiffen durch
Flaschenzüge, Zahnradübersetzungen,
Schraubenräder, hydraulische
Pressen etc. Die
Kraft wird am Steuerrad eingeleitet, einem mit
Griffen versehenen,
um eine horizontale
Achse drehbaren Speichenrad, welches eventuell in mehrfacher Ausführung vorhanden sein muß, um eine
größere Anzahl von Leuten zum
Drehen des
Ruders verwenden zu können.
Der
Widerstand des um einen gewissen
Winkel gedrehten
Ruders ist unter sonst gleichen Umständen proportional mit dem
Quadrat
der Schiffsgeschwindigkeit; steigert man diese auf das
Doppelte, so wächst dadurch der
Widerstand des
Ruders auf die vierfache
Größe. Es ist daher erklärlich, daß bei den neuesten
Schiffen mit
Geschwindigkeiten bis zu 20
Knoten
und darüber zur
Bewegung des
Ruders Menschenkraft nicht mehr ausreicht, um das
Schiff Bahnlinien von starker
Krümmung beschreiben
zu lassen. Dies ist die Veranlassung zur Einführung des Dampfsteuerapparats, einer kleinen, zweicylindrischen
Dampfmaschine,
[* 12] welche die
Achse der bisherigen Steuerräder nach
Steuerbord oder
Backbord in
Rotation versetzt. Die Verrichtung des
Mannes am
Ruder beschränkt sich alsdann auf das
Anlassen dieser
Maschine
[* 13] in der einen oder andern
Richtung und deren rechtzeitige
Arretierung.
Vorrichtung, mittels deren der Zufluß einer gepreßten
Flüssigkeit oder
Luftart zu einer
Kraftmaschine und
der Abfluß derselben nach ihrer Wirksamkeit so geregelt wird, daß der
Gang
[* 14] der
Maschine zu stande kommt. Die einer solchen
S. benötigten
Kraftmaschinen, mit Ausnahme der nur ganz vereinzelt vorkommenden sogen.
rotierenden
Dampfmaschinen,
[* 15] nehmen den
Druck der
Flüssigkeiten,
Gase
[* 16] oder
Dämpfe mittels eines
Kolbens auf, welcher in einem
Cylinder durch ebendiesen
Druck hin- und hergetrieben wird. Um dies letztere zu ermöglichen, muß man den arbeitenden
Dampf
[* 17] etc. abwechselnd gegen die eine oder andre Seite des
Cylinders drücken und den verbrauchten
Dampf etc.
auf der der jedesmaligen Druckrichtung entgegengesetzten
¶
mehr
Seite wieder austreten lassen. Dazu dient die S., welche in der Regel von der Maschine aus selbstthätig bewegt, seltener von
Menschenhand bedient wird (z. B. bei Hebemaschinen mit direkt wirkendem hydraulischen oder
Dampfcylinder, bei Dampfbremsen etc.). Man unterscheidet bei jeder S. eine innere und eine äußere S.: erstere bestehend
aus irgend einer oder mehreren Absperrvorrichtungen (Ventilen, Schiebern, Hähnen, Kolben), letztere aus
Exzentriks, Daumen, Wellen,
[* 19] Stangen, Hebeln etc. oder auch aus kleinen Cylindern mit Kolben etc., überhaupt aus Mechanismen, mittels
welcher die erstern in passender Weise geöffnet oder geschlossen werden.
Schieber-, Ventil- und Hahnsteuerungen werden besonders bei Dampfmaschinen und ähnlichen Umtriebsmaschinen, Kolbensteuerungen
namentlich bei den Wassersäulenmaschinen
[* 20] verwendet. Die Einrichtungen der äußern Steuerungen sind außerordentlich mannigfaltig;
man unterscheidet Einrichtungen für die eine Rotation hervorbringenden Maschinen, welche ihre Bewegung meist von einer rotierenden
Welle (Schwungradwelle) aus erhalten, und solche für die sogen. direkt wirkenden, d. h.
ohne Rotation, nur hin- und hergehend arbeitenden Motoren, welche von einem hin und her bewegten Maschinenteil
bethätigt werden.
In demSchlitz der Kulisse läßt sich ein Gleitstück (Stein) auf- und niederschieben, welches mit einer die Bewegung des Schiebers,
der Ventile oder Hähne der S. vermittelnden Stange verbunden ist, so daß die betreffenden Absperrungsorgane bald von dem einen,
bald von dem andern Exzenter ihre Bewegung erhalten oder in Ruhe bleiben, je nachdem die Maschine vorwärts
oder rückwärts gehen oder stillstehen soll. Steuerungen kommen auch bei manchen Arbeitsmaschinen vor, so z. B. bei den Schiebergebläsen
und Schieberpumpen zur Bewegung ihrer Schieber. Die S. der Metallhobelmaschine erzeugt selbstthätig den regelmäßigen Wechsel der
Bewegungsrichtung der das Arbeitsstück tragenden Platte (Tisch).
Alfred, belg. Maler, geb.
zu Brüssel,
[* 24] besuchte das Atelier von Navez in Brüssel und später das von
Roqueplan in Paris
[* 25] und malte anfangs kleine Historienbilder, wandte sich aber bald der Schilderung des
eleganten PariserLebens der Gegenwart zu. S. schildert mit Vorliebe das Pariser Damenboudoir mit seinen Bewohnerinnen mit außerordentlicher
koloristischer Zartheit, feinem Geschmack des Arrangements u. pikanter Charakteristik. Seine sehr zahlreichen Bilder sind meist
im Privatbesitz.
Von seinen übrigen Bildern sind hervorzuheben: die
Unschuld, das Neujahrsgeschenk, der Morgen auf dem Lande, die japanisierte Pariserin, die Dame im Atelier, der Frühling des Lebens.
Für den König der Belgier malte er in Fresko die vier Jahreszeiten
[* 28] als Frauengestalten in moderner Tracht
(auch als Ölbilder wiederholt). Er lebt in Paris.
Vgl. Lemonnier in der »Gazette des beaux-arts« 1878. -
(spr. stjuh-ert), 1) Dugald, schott. Philosoph, geb. zu Edinburg,
[* 30] erhielt schon 1775 die Professur
der Mathematik an der dortigen Universität als Nachfolger seines Vaters, 1780 die der Moralphilosophie und
starb, seit 1810 in den Ruhestand versetzt, in Edinburg. Von seinen oft aufgelegten Schriften, die ihn als einen
der Hauptvertreter der sogen. schottischen Schule kennzeichnen, sind hervorzuheben: »Elements of the philosophy of the human
mind« (Edinb. 1792-1827, 3 Bde.);
»Outlines of moral philosophy« (das.
1793);
»Philosophical essays« (das. 1810);
»Philosophy of the active and moral powers« (das.
1828).
Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte Hamilton (Edinb. 1854-58, 10 Bde.).
Stadt mit eignem Statut in Oberösterreich, an der Mündung des FlussesS. in die Enns und an der Bahnlinie St.
Valentin-Pontafel, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung von S.) und eines Kreisgerichts, hat eine 1443 vollendete
gotische Stadtpfarrkirche, eine 980 erbaute, jetzt fürstlich Lambergsche Burg, ein Rathaus, eine Oberrealschule,
Handelsschule, Fachschule für Eisen- und Stahlindustrie, eine bedeutende Sparkasse (Einlagen 10 Mill. Guld.), eine Pfandleihanstalt
und (1880) mit den Vorstädten 17,199 Einw. S. ist ein Hauptsitz
der österreichischen Eisenindustrie und des Eisenhandels. Es bestehen daselbst: eine große Waffenfabrik, welche hauptsächlich
Armeegewehre verfertigt, außerdem Maschinenfabriken, Unternehmungen für Messerschmiedewaren, Ahlen, Feilen,
Nägel,
[* 38] Bohrer,
[* 39] Ring-
[* 40] u. Kettenschmiedewaren; ferner Bierbrauereien, Druckereien und Färbereien, Gerbereien und Papiermühlen.
S. war ehemals Hauptort einer Markgrafschaft, welche dem Land Steiermark den Namen gab. Südlich von S. liegt das Dorf Garsten
mit Männerstrafanstalt (ehemals Benediktinerstift).
nach griech. Mythus Sohn des Kapaneus und der Euadne, war Teilnehmer am Epigonenzug und am Trojanischen Krieg,
wo er als treuer Gefährte und Wagenlenker des Diomedes tapfer mitkämpfte.
an Schwertern und Degen die über dem Griff zum Schutz der Hand angebrachte Platte, welche oft künstlerisch
verziert ist.
Besonders von Sammlern gesucht sind die in Eisen
[* 42] geschnittenen, mit Bronze,
[* 43] Silber und Gold
[* 44] tauschierten japanischen Schwertstichblätter.
(Gasterosteus Art.), Gattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Stichlinge
(Gasterostoidei ^[richtig: Gasterosteoidei]), Fische
[* 46] mit spindelförmigem, seitlich zusammengedrücktem Körper, spitziger
Schnauze, sehr dünnem Schwanzteil, Bürstenzähnen, freien Rückenstacheln vor der Rückenflosse, bauchständigen, fast nur
aus einem Stachelstrahl bestehenden Bauchflossen und bisweilen mit 4-5 Reihen kleiner Schilder an den Seiten.
Der gemeine S. (Stechbüttel, G. trachurusL., s. Tafel »Fische II«,
[* 47] Fig. 16), 8 cm lang, mit drei Stachelstrahlen
vor der Rückenflosse, oberseits grünlichbraun oder schwarzblau, an den Seiten und
am Bauch
[* 48] silberfarben, an der Kehle und
Brust blaßrot, variiert vielfach in der Färbung, findet sich in ganz Europa,
[* 49] mit Ausnahme des Donaugebiets, und ebenso häufig
im süßen Wasser wie im Meer. Er ist lebhaft, räuberisch und streitsüchtig, kämpft tapfer mit seinen
Stacheln und ändert in der Erregung seine Färbung; er jagt auf alle Tiere, welche er zu überwältigen vermag, besonders
auf Fischbrut, und ist äußerst gefräßig. Er laicht in seichtem Wasser auf kiesigem oder sandigem Grund und
baut aus Wurzelfasern, Halmen etc., die er mit einem eigentümlichen Klebstoff verbindet, ein faustgroßes, länglichrundes
Nest mit einem seitlichen Eingang, welches er freischwebend zwischen Wasserpflanzen
[* 50] befestigt oder halb im Sand vergräbt. In
dieses Nest legt das Weibchen seine Eier
[* 51] und bohrt dann auf der dem Eingang entgegengesetzten Seite ein Loch
in das Nest, um sich zu entfernen.
Das Männchen schafft noch mehrere Weibchen herbei, befruchtet die Eier, bewacht und verteidigt dann das Nest und sorgt durch
Bewegung seiner Flossen für die nötige Strömung in demselben. Auch die Jungen überwacht er und führt entweichende im Maul
zum Nest zurück. Auch in der Gefangenschaft baut er Nester und pflanzt sich fort. Der S. soll nur drei
Jahre alt werden. In der Teichwirtschaft ist der S. nicht zu dulden; an der Nordsee fängt man ihn oft in großer Menge und
benutzt ihn als Dünger, Schweinefutter und zum Thransieden.
(griech.), eine Art Wahrsagung aus Zeilen oder Versen (stichos), welche bei den Römern
darin bestand, daß Stellen aus Dichtern (namentlich aus Vergil, auch aus den SibyllinischenBüchern) auf Zettel geschrieben
und diese, nachdem man sie in einer Urne
[* 52] gemischt hatte, gezogen wurden.
Aus dem zufällig gezogenen Los weissagte man sich
Gutes oder Schlimmes.
Außer andern Büchern wurde später besonders die Bibel
[* 53] zu ähnlichem Zweck benutzt.
eine Kunst, durch welche verzierende Darstellungen auf schmiegsamen, Falten werfenden Stoffen, also auf Geweben,
Gewändern, Leder etc., mit der Nadel hergestellt werden. Von den Chinesen von alters her gepflegt, war die S. auch
den alten Indern und Ägyptern bekannt. Diese gingen in ihren verzierenden Zeichnungen noch nicht über geometrische Figuren
hinaus, wogegen die Assyrer zuerst Tier- und Menschengestalten auf ihren glatt anschließenden Kleidern und Vorhängen zur
Darstellung brachten. Von ihnen lernten die Griechen und von diesen die Römer,
[* 55] welche die S. phrygische Arbeit
nannten. Im Mittelalter wurde sie in den Klöstern im Dienste
[* 56] des Kultus für geistliche Gewänder und Altarbekleidung (Paramente)
gepflegt. IhreArbeiten wurden vom 11. Jahrh. an von arabischen Kunstanstalten
¶
mehr
übertroffen. Seltene Beispiele, wie ein deutscher Kaiserkrönungsmantel, zeugen noch heute von der Höhe der damaligen S.
Mit der geistigen Bildung kam auch die Kunst des Stickens in weltliche Hände. Erst in England, später aber in Burgund erreichte
sie im 14. Jahrh. die höchste Ausbildung und ist seitdem langsam bis auf unsre Zeit ganz in Verfall geraten,
wo auch sie an der allgemeinen Hebung
[* 58] des Kunstgewerbes ihren Anteil erhielt und jetzt eine verständnisvolle Pflege, zum Teil
durch größere Ateliers (Bessert-Nettelbeck in Berlin), findet.
Die S. verziert nicht nur, sondern sie bedeckt oft den ihr zu Grunde gelegten Stoff ganz; man könnte danach
Weiß- und Buntstickerei unterscheiden, wenngleich auch bei der letztern zuweilen der Grund frei stehen bleibt. Die Buntstickerei
kann entweder auf einen dichten Grund, auf Leinwand, Tuch, Seide,
[* 59] Leder, oder auf einen eigens dazu gefertigten, siebartig durchlöcherten
Stoff, Kanevas, aus Hanf, Leinen, Baumwolle,
[* 60] auch Seide aufgesetzt sein. Auf Kanevas werden hauptsächlich der
gewöhnliche Kreuzstich und seine Abarten (Gobelinstich, Webstich) ausgeführt sowie der sehr feine Petitpoint-Stich, welcher
sehr zarte, mosaikartige Bildnerei ermöglicht.
Weniger mühsam als der letztere, aber besser als der Kreuzstich zur figürlichen Darstellung geeignet ist der Plattstich, mit
dem die mittelalterlichen Arbeiten fast durchgängig auf dichtem Grund gefertigt sind. Während der Petitpoint-Stich
nur mit Seidenfäden hergestellt wird, verwendet man für die andern Sticharten gewöhnlich gefärbte Wolle, wenn auch bei
ihnen Seide, Goldfäden und sogar zeitweise mit eingenähte Perlen nicht ausgeschlossen sind. AndreArten der S. sind: der Kettenstich,
bei welchem jeder Stich doppelt gemacht wird, indem der Faden
[* 61] von unten nach oben und durch dasselbe Loch
wieder zurückgeht, so eine Schleife bildend, durch welche er, nachdem er durch ein neues Loch wieder nach oben gekommen, gezogen
wird;
der Steppstich, bei welchem auf der untern Seite des Stoffes ein langer Stich gemacht wird, auf der obern Seite um die
Hälfte der Ausdehnung
[* 62] desselben wieder zurückgegriffen wird, so daß auf der untern Seite jeder Stich
doppelt so lang ist wie oben;
Noch andre Arten des Stichs (Flechtenstich, Doppelstich,
Gitterstich, maurischer, spanischer Stich) sind bei Lipperheide, Muster altitalienischer Leinenstickerei (Berl. 1881-85, 2 Bde.),
beschrieben. Die Art der im Mittelalter hochberühmten Goldstickerei, die so wunderbare Wirkung hervorbrachte,
wie man sie noch an den in Wien aufbewahrten sogen. burgundischen Gewändern aus dem 15. Jahrh.
sieht, ist technisch sehr von der unsrigen verschieden. Während jetzt die Goldfäden wie andre Fäden behandelt werden, legte
man sie früher parallel nebeneinander und nähte sie mit Überfangstichen fest.
Auf den so erst gebildeten Grund wurde nun mit Plattstich die eigentliche S. gesetzt, durch welche das Gold hindurchschimmerte
(Reliefstickerei). Die heutige Gold- und Silber-Kannetillestickerei nähert sich schon der Perlenstickerei. Dieses reihenweise
Aufnähen billiger Glasperlen hat dadurch, daß es den Grundstoff schwer und unbiegsam macht, viel zum
Verfall der Kunst beigetragen. Für den künstlerischen Wert ist allemal die Vorzeichnung des Musters wichtig, die jetzt selten
die Erfindung des Verfertigers einer S. ist.
Die Herstellung der Muster ist dagegen zum besondern Industriezweig der Dessinateure oder Musterzeichner geworden. Eine eigne
Art
der S. ist noch das Tamburieren, das nicht mit der Nähnadel, sondern mit dem Häkelhaken geschieht,
wie auf den Handrücken feiner Glaceehandschuhe. Ferner werden jetzt feine Lederwaren, namentlich in Amerika,
[* 63] sehr zart durch
auf der Nähmaschine
[* 64] hergestellten Steppstich verziert. Die Weißstickerei, abgesehen von der Namenstickerei, dem Zeichnen der
Wäsche, beschränkt sich auf Verzierung der Wäsche und des Tischzeugs in Leinwand oder Baumwolle (deshalb
auch Leinenstickerei genannt).
In der sogen. französischen Weißstickerei herrscht mehr der Plattstich, in der englischen der durchbrochene Arbeit liefernde
Bindlochstich vor; doch kommen bei beiden noch der Languettenstich und verschiedene Phantasiestiche zur Anwendung. Die venezianische
Weißstickerei, bei der stellenweise der Grund nach der Arbeit entfernt wird, so daß die durchbrochenen
Stellen durch feine Fadenverschlingungen gefüllt werden, streift schon nahe an die Spitzennäherei.
Vgl. die bei den ArtikelnHandarbeiten und Spitzen angeführte Litteratur, insbesondere
die Musterbücher von H. Sibmacher (dazu noch: Kreuzstichmuster, 36 Tafeln der Ausgabe von 1604, Berl. 1885), und Drahan, Stickmuster
(Wien 1873);
»Original-Stickmuster der Renaissance« (2. Aufl., das. 1880);
Fröhlich: Neue farbige Kreuzstichmuster (Berl. 1888), NeueBorden (das. 1888), Allerlei Gedanken in Vorlagen für das Besticken
und Bemalen unsrer Geräte (das. 1888).
[* 57] von JosuaHeilmann 1829 erfundene Vorrichtung zur Herstellung von Stickereien auf Geweben. Die Figuren entstehen
hierbei dadurch, daß die Fäden an den
[* 57]
Figurenrändern mittels Nadeln
[* 67] so durch das Gewebe
[* 68] gesteckt und durchgezogen
werden, daß sie nach und nach auf der Fläche das Muster erhaben bilden, z. B. indem
[* 57]
(Fig. 1) der Faden den durch die Zahlen
1-10 angedeuteten Verlauf nimmt, 1-2 oben, 2-3 unten, 3-4 oben u. s. f. Die Heilmannsche S., welche bis heute keine wesentliche
Abänderung erfahren hat, ahmt die Handarbeit genau nach und besteht in der Hauptsache aus drei Teilen,
nämlich einem Rahmen, an welchem das mit Stickerei zu versehende Zeug ausgespannt wird, den Nadeln und einem Apparat, welcher
die Nadel ergreift, durchs Zeug sticht und mit dem Faden durchzieht, also die Hand des Arbeiters ersetzt. Bei der S. ist nun
aber der Rahmen nicht, wie beim Handsticken, horizontal feststehend, sondern beweglich und zwar so, daß
das Zeug immer in einer vertikalen Ebene bleibt, während die Nadeln nur eine horizontale Bewegung machen. Wenn also eine Nadel
durch das Zeug an einer Stelle, z. B. Punkt 1 der
[* 57]
Fig. 1, durchgegangen ist, so wird der Rahmen so bewegt,
daß die Nadel beim Zurückstechen den nächsten Punkt, z. B. Punkt 2 der
[* 57]
Fig. 1,
trifft. Die S. arbeitet mit einer großen Anzahl Nadeln, welche in zwei horizontale Reihen so verteilt sind, daß auf dem Zeuge
gleichzeitig zwei kongruente Stickereien an zwei verschiedenen Stellen gebildet werden. Dazu ist es nötig, daß der Rahmen
stets parallel verschoben wird. Zu dem Zweck liegt der vertikale Stickrahmen A
[* 69]
(Fig. 2) mit zwei runden
Schienen a auf Rollen
[* 70] b, welche wieder in einem Rahmen c sitzen, der sich mit Schneiden auf das gegabelte Ende eines Hebels d
stützt, welcher in
[* 69]
Fig. 2 abgebrochen gezeichnet ist, jedoch sich in Wirklichkeit über den Drehpunkt
d' fortsetzt und am Ende ein Gegengewicht trägt.
Die Gegengewichte beider Hebel halten dem Rahmen mit den darauf befindlichen Walzen e, e1, e2, e3 und dem aufgespannten
Zeug das Gleichgewicht.
[* 71] Da nun außerdem der Rahmen unten an zwei Stellen durch vertikale Schlitze f geführt und oben durch zwei
Zapfen
[* 72] g des Gestells, welche zwischen Gleitschienen h des Rahmens stecken, gehalten wird, so läßt sich
derselbe in horizontaler und vertikaler Richtung so verschieben, daß er in einer vertikalen Ebene bleibt, und daß auch jede
in ihm liegende Linie ihrer ursprünglichen Lage parallel bleibt. An dem Rahmen sind nun vier Walzen e, e1, e2, e3 in
Zapfen drehbar angebracht, wovon jede mit einem Sperrrad versehen ist, in welches je eine Sperrklinke
(e' e'1, e'2, e'3) eingreift. Je zwei Walzen (e und e1, e2 und e3) dienen zur Aufspannung je eines Zeugstücks
kk' parallel zu dem Rahmen, während die Sperrklinken die Rückdrehung verhindern. Ist auf jedem Stück eine horizontale Reihe
nebeneinander liegender Figuren fertig gestickt, so zieht man das Zeug von e auf e1 und von e2 auf e3 ein Stück weiter.
Wenn man daher den Punkt V festhält und den Punkt VI
die Kontur irgend einer
[* 69]
Figur umfahren läßt, so wird dabei Punkt IV eine
dieser ähnliche
[* 69]
Figur verkleinert beschreiben. Der Punkt V ist nun an dem Gestell der S. drehbar befestigt, während im Punkt
IV ein am Rahmen A befindlicher Zapfen angebracht ist. Da sich aber der Rahmen A so verschiebt, daß jede
Linie in ihm ihrer ursprünglichen Lage parallel bleibt, so wird, wenn PunktVI an einer vergrößerten
[* 69]
Figur des Stickmusters
entlang geführt wird, jeder Punkt des Rahmens, also auch des aufgespannten Zeugs, dieselbe
[* 69]
Figur in (gewöhnlich
sechsfach) verkleinertem Maßstab beschreiben. An dem Stickmuster sind die einzeln Fadenlagen durch Linien, die Nadelstiche
durch Punkte angedeutet, der Arbeiter rückt einen in VI befestigten spitzen Stift zwischen je zwei Nadelstichen von einem Punkt
auf den nächstfolgenden, so daß jeder Punkt des Zeugs in derselben Richtung um eine verkleinerte Strebe
verschoben wird, die der wirklichen Größe des Musters entspricht.
Die Nadeln werden durch jedes der beiden Zeugstücke in je einer horizontalen Reihe von 50-75 Stück hin- und hergestochen.
Dazu sind sie mit zwei Spitzen und einem in der Mitte sitzenden Öhr durch das der Faden gezogen ist, versehen
und werden auf jeder Seite von Zangen erfaßt, durchgezogen, dann wieder nach Verschiebung des Rahmens rückwärts eingestochen,
losgelassen und von der auf der andern Seite dagegen geführten Zange
[* 75] ergriffen und durchgezogen etc. Diese Zangen sitzen auf
jeder Seite in zwei horizontalen Reihen an je einem mit Rollenll' auf Schienenm m des Untergestells C gegen
das Zeug zu bewegenden Gestell B B'. Dasselbe besteht aus einem Wagen n n' von der Breite
[* 76] des Zeugs mit Schildern o o', welche
oben und unten prismatische Schienenp p' tragen. An diesen sind die Zeuge mit ihren festliegenden Schenkeln q q' befestigt,
welche an ihrer dem Zeug zugekehrten Seite eine kleine Platte mit einem konischen Loch zum Einführen der Nadeln haben. Die Nadel
wird so weit eingeschoben, daß sie gegen einen kleien Vorsprung stößt. Während sie nun in einer kleinen Rille liegt, wird
der bewegliche Backen r r' der Zange dagegen gedrückt. Dies geschieht in folgender Weise: Der Schwanz der
beweglichen Zangenschenkel steht fortwährend unter
dem Druck einer auf Schließung der Zange wirkenden Feders s'. Gegen die andre Seite des Schwanzes legt sich jedoch eine über
sämtliche Zangen einer Reihe fortgehende Welle t t', welche im allgemeinen von rundem Querschnitt und nur von einer Seite abgeflacht
ist. Liegt diese Welle mit ihren runden Teilen auf den Zangen, so sind dieselben geöffnet; ist sie dagegen
so gedreht, daß sie ihre flache Seite den Zangen zukehrt, so geben die Schwänze dem Druck der Federn nach und schließen sich.
Zur Drehung dieser Wellen dient der Zahnsektor u u', in welchen die Zähne
[* 79] einer durch einen besondern Mechanismus
bewegten Zahnstangev v' eingreifen. An den Stützen o' sind nun noch kleine durchgehende Wellen w w' gelagert, an deren beiden
Enden die Hebelchen x x' und y y' befestigt sind. Die Enden der erstern sind durch je eine parallel zum Zeug liegende dünne
Stangez z' verbunden, dieselben legen sich unter der Einwirkung der Gewichte β β' auf die von dem Gewebe
zu den Nadeln geführten Stickfäden und geben ihnen eine gleichmäßige Spannung, werden aber aufgehoben, sobald sich die
Zangen dem Zeug so weit nähern, daß die Hebel y y' gegen kleine am Maschinengestell befestigte Zapfen ζ ζ' stoßen.
Die Bewegung der Wagen n n' mit den daran befindlichen Zangen erfolgt durch einen Arbeiter von einer Seite der Maschine aus mittels
Mechanismen, welche in der
[* 78]
Figur fortgelassen sind.
Die Maschine arbeitet nun in folgender Weise: Die einen Enden der Fäden mögen im Zeug befestigt sein, während die andern in
die Nadeln eingefädelt sind. Ist der linke Wagen eben gegen das Zeug gefahren, und sind dabei die Nadeln mit ihren aus den Zangen
herausstehenden Spitzen durchgestochen, dann muß der rechte Wagen mit geöffneten Zangen vor dem Zeug stehen, um die Nadeln zu
fassen. Darauf werden zugleich durch Verschiebung der Zahnstangen v und v' unter Vermittelung der Zahnsegmente
u u' und der Wellen t t' die linken Zangen geöffnet und die rechten geschlossen, so daß die Nadeln nunmehr in den rechten
Zangen festgehalten werden.
Während nun der linke Wagen in seiner Stellung verbleibt, entfernt sich der rechte vom Zeug und nimmt dabei
die Nadeln mit. Nachdem der Wagen einen kleinen Weg zurückgelegt hat, sind die an w drehbaren kleinen Stangenv an den Zapfen
ζ so weit zurückgeglitten, daß sie sich zugleich mit den Hebeln x und den daran befestigten Querstangen z unter der Einwirkung
des Gewichtshebels β gesenkt haben, so daß die Stangen z sich auf die durch das Zeug hindurchgezogenen
Fadenenden legen.
Der Wagen wird so weit geführt, bis die Fäden ganz ausgezogen sind, wobei sie durch die aufgelegte Stange z eine gleichmäßige
schwache Spannung erhalten, welche genügt, die eben auf der linken Seite des Zeugs entstandene Lage von
Fadenschleifen gehörig anzuziehen. Nun wird der Rahmen A mit Hilfe des Storchschnabels verschoben, dann der Wagen B zurückgeführt,
damit z gehoben und die Nadeln von rechts nach links durchgesteckt, worauf sich der beschriebene Vorgang abwechselnd von links
und rechts wiederholt. In neuester Zeit ist für die S. eine neue Grundlage dadurch gewonnen, daß man,
wie bei den Nähmaschinen,
[* 80] Nadeln mit dem Öhr an der Spitze und kleine Schiffchen zum Durchbringen eines zweiten Fadens anwendet,
also die Sticknähmaschine nachahmt.
Vgl. Jäck, Die rationelle Behandlung der S. (3. Aufl., Leipz. 1886).
und Stickoxydul, s. v. w. Stickstoffoxyd, ^[= (Stickstoffdioxyd) NO entsteht bei Einwirkung vieler Metalle (Kupfer, Silber, Quecksilber ...] resp. Stickstoffoxydul.