Schambeine und der Falte des die
Blase überziehenden
Bauchfells. Üble Umstände während dieser
Operation und nach derselben
sind besonders:
Verletzung und heftige
Entzündung des
Bauchfells,
Infiltration des
Harns in das
Zellgewebe,
Abscesse,
Brand. Ausgeführt
wird derselbe besonders bei
Knaben und bei sehr großen
Steinen, die sich auf den andern Wegen nicht herausbefördern
lassen. Der Seitensteinschnitt, ebenfalls von
Franco erfunden und gegenwärtig am meisten üblich, charakterisiert sich im
allgemeinen dadurch, daß im
Damm ein
Einschnitt gemacht wird, welcher sich von der linken Seite der
Naht des
Hodensackes gegen
das
Sitzbein herzieht, darauf der häutige Teil der
Harnröhre geöffnet und der Blasenhals, die
Prostata
und selbst ein Teil des Blasenkörpers eingeschnitten werden.
Die
Methode des Steinschnitts durch den
Mastdarm, vonL.Hoffmann vorgeschlagen, besteht darin, daß ein
Bistouri
[* 2] durch den
Mastdarm
eingeführt, die vordere Wand des
Mastdarms und der äußere
Sphinkter des
Afters sowie dann auf der eingeführten Steinsonde
der Blasenhals und die
Prostata eingeschnitten und der
Stein durch die
Zange
[* 3] entfernt wird. Geringere Lebensgefahr,
nicht gefährliche
Blutung, Möglichkeit der
Entfernung großer
Steine gelten als Vorzüge, das Zurückbleiben einer
Kot- und
Urinfistel und
Impotenz als Nachteile dieser
Methode.
Der S. kommt bei Weibern ungemein viel seltener vor als bei Männern; einmal, weil
Steine bei jenen überhaupt
viel seltener sind, anderseits, weil nicht zu große
Steine bei ihnen durch die kurze, gerade und sehr dehnbare
Harnröhre
leicht abgehen oder doch ausgezogen oder zerstückelt (s. unten) werden können.
BeimWeib wird der
Schnitt entweder unterhalb
des Schoßbogens mit Einschneidung der
Harnröhre und des Blasenhalses oder unterhalb der Schoßfuge ohne
Verletzung derHarnröhre geführt, oder es wird die
Harnblase von der
Scheide aus oder endlich oberhalb des Schoßbodens, wie
beim Mann, geöffnet. - Denselben
Zweck wie mit dem S. sucht man mit der Steinzermalmung (Steinzertrümmerung,
Lithotritie,
Lithotripsie) zu erreichen.
Hierbei werden mittels in dieHarnblase eingebrachter
Werkzeuge
[* 4] die
Steine zerstückelt, so daß sie mit
dem
Urin abgehen. Dieses
Verfahren, schon früher vorgeschlagen, wurde von
Gruithuisen (1813), Amussat (1821),
Civiale (1824),
Heurteloup (1832) und
Charrière durch
Erfindung passender
Instrumente in
Aufnahme gebracht. Hauptmethoden sind: die jetzt obsolete
Perforation oder Anbohrung des
Steins mittels eines in die
Harnröhre einzuführenden, aus drei ineinander
passenden Teilen bestehenden
Instruments (Lithotritor), die lithoklastische
Methode
(Lithotripsie), welche bloß zerdrückend
und zermalmend wirkt und bei nicht sehr harten
Steinen angewendet wird, und die
Perkussion, die durch
Stoß und
Schlag wirkt,
indem man mit einem zweiarmigen
Instrument, welches geschlossen in die
Harnröhre eingeführt, durch Zurückziehen
des einen
Arms geöffnet und dann wieder vermittelst eines
Hammers geschlossen wird, den
Stein faßt und zu zerdrücken sucht.
Die
Lithotritie ist zwar nicht so verletzend wie der S., befreit aber den Kranken meist erst nach mehreren Operationsversuchen
von seinem Übel. Sie ist daher zu beschränken auf weichere und namentlich kleinere
Blasensteine bei
jüngern Individuen mit sonst gesunden Harnorganen, während große und harte
Steine bei ältern
Personen und sonstigen, die
an
Blasenkatarrh, Nierenreizung etc. leiden, dem S. anheimfallen.
aus einzelnen oder mehreren
Steinen bestehende
Denkmäler, die in vorgeschichtlicher, zum Teil auch
noch in geschichtlicher Zeit zur
Erinnerung an gewisse Ereignisse oder zum
Gedächtnis der
Toten errichtet wurden. Man unterscheidet
Menhirs (maen, men, keltisch =
Stein, hir = lang) und
Cromlechs (crom, keltisch = gekrümmt,
lech =
Stein)
oder
Steinkreise,
Steinringe. Die
Menhirs sind einzelne, senkrecht gestellte, meist sehr große (bis 19 m), nicht oder grob
behauene
Monolithen.
Bisweilen finden sich mehrere
Menhirs auf beschränktem
Raum und in geordneter
Stellung, wie auf dem Heerberg bei
Beckum in
Westfalen
[* 5] und bei
Carnac in der
Bretagne, wo sich eine
Gruppe aus unbehauenen
Steinen, von denen der größte 7,5 m
hoch ist, in elf
Reihen etwa 3 km weit hinzieht. Die
Menhirs bezeichnen oft die
Stelle eines
Grabes oder einer gemeinsamen Begräbnisstätte
der Vorzeit; sie werden in der
Ilias und in derBibel
[* 6] erwähnt, manche aber gehören der historischen Zeit
an, wie das Denkmal an die
Schlacht bei
Largs in
Schottland dem 13. Jahrh. Häufig bilden
Reihen von
Menhirs die Seitenwände
von
Gängen, welche zur Grabkammer der
Dolmen oder in das
Innere prähistorischer Grabhügel führen.
Landstrich im
Unterelsaß,
Kreis
[* 10]
Molsheim, in den
Vogesen zu beiden Seiten der
Breusch, mit
den
OrtenRothau, Waldersbach und Fouday, ehedem eine unfruchtbare, öde und arme Gegend, jetzt durch die Bemühungen des
PfarrersOberlin (s. d.) in einen gewerbthätigen und wohlhabenden
Distrikt umgewandelt.
welches Werk später neubearbeitet unter dem Titel: »Charakteristik der hauptsächlichsten
Typen des Sprachbaues« (das. 1860) erschien und sehr anregend gewirkt hat;
»Geschichte der Sprachwissenschaft
bei den Griechen und Römern« (das. 1863);
»Die Mande-Negersprachen, psychologisch und phonetisch betrachtet«
(das. 1867);
»Abriß der Sprachwissenschaft« (Bd.
1: »Einleitung in die Psychologie und Sprachwissenschaft«, 2. Aufl. 1881).
Von kleinern Arbeiten sind zu nennen: »Die Sprachwissenschaft
W. v. Humboldts und die Hegelsche Philosophie« (Berl. 1848);
»Philologie, Geschichte und Psychologie in ihren
gegenseitigen Beziehungen« (das. 1864);
»Gedächtnisrede auf W. v. Humboldt« (das. 1867) u. a. Von einer Sammlung seiner
»KleinenSchriften« erschien der 1. Band
[* 15] (Berl. 1880).
Mit Lazarus gibt S. die »Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft«
(Berl. 1860 ff.) heraus, die von ihm namentlich kritische Aufsätze enthält. Auch besorgte er eine Ausgabe
der »Sprachwissenschaftlichen Werke W. von Humboldts, mit Benutzung seines handschriftlichen Nachlasses« (Berl. 1884). Seine
neueste Veröffentlichung ist »Allgemeine Ethik« (Berl. 1885).
I. S. künstlicher Steine. Die deutschen Normalziegel sind 25 cm lang, 12 cm breit und 6,5 cm dick, wobei zwei Steinbreiten,
vermehrt um eine Stoßfuge von 1 cm, einer Steinlänge gleich sind (2 × 12 + 1 = 25 cm). Man vermauert ganze Steine, halbe Steine
von der halben Länge ganzer Steine, Dreiviertelsteine (Dreiquartierstücke) von ¾ der Länge ganzer Steine
und Riem- oder Kopfstücke von der
halben Breite
[* 18] und der vollen Länge ganzer Steine. Steine, welche der Länge nach parallel und
normal zur Mauerflucht liegen, heißen bez. Läufer und Binder (Strecker) und die aus solchen Steinen hergestellten Mauerschichten
bez. Läuferschichten und Binderschichten (Streckerschichten). Man unterscheidet
folgende Hauptsteinverbände:
2) Der Blockverband
[* 14]
(Fig. 2-4) entsteht durch regelmäßige Abwechselung von Binder- und
Läuferschichten, wenn deren Stoßfugen in der Mauerflucht um je ¼ Stein versetzt werden. In der Ansicht bilden sich hierdurch
die durch Schraffierung
[* 19] (in
[* 14]
Fig. 2) hervorgehobenen, zusammenhängenden Kreuze.
[* 14]
Fig. 2 zeigt eine 1 Stein
starke Mauer, deren Abtreppung rechts durch je zwei Stufen von ¾ und ¼ Stein, und deren Verzahnung links durch Vor- oder Rücksprünge
von je ¼ Stein gebildet wird. Aus
[* 14]
Fig. 3 u. 4 ergeben sich die Blockverbände
für 1½ Stein u. 2 Steine starke Mauern mit ihren natürlichen Abtreppungen rechts und Verzahnungen links.
3) Der Kreuzverband
[* 14]
(Fig. 5) entsteht aus dem Blockverband, wenn die Stoßfugen der 3., 7., 11. etc. Läuferschicht in der
Mauerflucht um ½ Stein verschoben werden. In der Ansicht bilden sich hierdurch die durch Schraffierung hervorgehobenen unzusammenhängenden
Kreuze, während die Abtreppung rechts durch Stufen von je ¼ Stein und deren Verzahnung links durch Vor-
oder Rücksprünge von je 2¼ Stein gebildet wird.
4) Der polnische oder gotische Verband (Fig. 6 u. 7) entsteht, wenn in einer und derselben SchichtLäufer und Binder abwechseln,
wobei sich in der Ansicht das in
[* 14]
Fig. 6 durch Schraffierung hervorgehobene Muster ergibt. Dieser Verband
verstößt gegen die unter b) gegebene Hauptregel, indem stellenweise Fuge auf Fuge trifft.
[* 14]
Fig. 6 zeigt eine 1 Stein,
[* 14]
Fig. 7 eine
1½ Stein starke Mauer, wobei diejenigen Fugen, welche aufeinander treffen, markiert sind, mit ihren Abtreppungen rechts und
Verzahnungen links.
5) Der holländische Verband (Fig. 8) vermeidet zwar den eben angegebenen Fehler des polnischen Verbandes, findet aber trotzdem
nur beschränkte Verwendung. In der Ansicht bildet
sich das in der
[* 20]
Figur durch Schraffierung hervorgehobene Muster, welche zugleich die Abtreppung links und die Verzahnung links
darstellt. Verbände für Pfeiler und Säulen
[* 21] aus künstlichen Steinen sowie für Ecken und Kreuzungen von Mauern sind mit deren
Stärke
[* 22] sehr verschieden und in den unten bezeichneten Werken mehr oder minder ausführlich dargestellt.
II. S. regelmäßig bearbeiteter natürlicher Steine. Bei schwächern Mauern wird dieser Verband dem in
[* 20]
Fig. 1 dargestellten
Schornsteinverband nachgebildet. Bei stärkern Mauern weicht man von dem Ziegelverband ab und zieht vor, nur Läufer von verschiedener
Breite zu verwenden
[* 20]
(Fig. 9 u. 10). Bei Mauerecken läßt man
die in beiden Figuren durch Schraffierung hervorgehobenen sogen. Flügelsteine in beide Mauern eingreifen,
um hierdurch den beiden Schenkeln der Ecke mehr Zusammenhang zu geben.
III. S. roh bearbeiteter natürlicher Steine. Da die Steine hierbei verwendet werden, wie sie aus dem Bruch kommen, und nur
mit dem Mauerhammer etwas zugerichtet werden, so kann von einem regelmäßigen S. nicht mehr die Rede
sein. Immerhin sucht man den Hauptregeln desselben möglichst zu entsprechen und möglichst ebene und horizontale Lagerfugen
wenigstens in gewissen, nicht zu hohen Schichten herzustellen, wobei man die Unebenheiten durch passende Steinstücke ausfüllt,
um das Aufeinandertreffen der Stoßfugen möglichst zu vermeiden.
IV. Gemischter S. Derselbe entsteht, wenn Bruchsteinmauern in den Außenflächen mit Quadern oder auch
Backsteinen oder Ziegelmauern mit Quadern verkleidet (verblendet) werden, weshalb dieses Mauerwerk auch Blendmauerwerk heißt.
Gewöhnlich wechseln hierbei Läufer und Binder der regelmäßigen Steine in einer und derselben Schicht miteinander ab, während
deren Zwischenräume durch Bruchsteine ausgefüllt werden.
Vorort von Hamburg,
[* 23] auf einer Elbinsel im Freihafengebiet, hat große Schiffswerften, Maschinenfabrikation,
Kesselschmiederei und (1885) 4039 Einwohner.
die Patentkonstruktion in Flügeln von kreuzsaitiger Mensur (1859), deren Vorteile
der Hauptsache nach in den verlängerten Stegen und deren Verschiebung von den Rändern ab nach der Mitte des Resonanzbodens
zu suchen sind, wodurch größere Räume zwischen den Chören der Saiten entstehen und somit größere Resonanzflächen in Bewegung
gesetzt werden;
der vibrierende Resonanzbodensteg mit akustischen Klangpfosten (1869), beruhend auf der
Tonleitung durch Stäbe und besonders bei Pianinos und Flügeln von kleinerer Dimension
[* 26] angewendet;
der Patentringsteg am Resonanzboden
(1869), wodurch eine bis dahin unerreichte Gleichheit der Klangfarbe im Übergang von den glatten zu den übersponnenen Saiten
erzielt wird;
[* 9] (Steinzeitalter, hierzu Tafel »Kultur der Steinzeit«),
der erste große Abschnitt der Prähistorie, in welchem
der auf niedriger Kulturstufe befindliche Mensch den Gebrauch der Metalle noch nicht kannte und seine Geräte,
Werkzeuge und Waffen
[* 27] aus Holz,
[* 28] Knochen,
[* 29] Horn, besonders aber aus Stein herstellte. Solche Steingeräte wurden früher als vom Himmel
[* 30] herabgefallene Blitzsteine oder Donnerkeile betrachtet, auch wegen ihrer Form Katzenzungen genannt. Im Gegensatz zur Metallzeit
[* 31] (s. d.) umfaßt die S. außerordentlich lange Zeiträume, innerhalb deren der
Kulturfortschritt durch allmähliche Vervollkommnung der besagten Geräte sich zu erkennen gibt.
Man unterscheidet die ältere S. oder paläolithische Periode und die jüngere S. oder neolithische Periode. In der ältern
wurden die im allgemeinen sehr primitiven Steingeräte durch Zuhauen, bez. vermittelst
des durch Schläge bewirkten Absplitterns geeigneter Stücke von größern Steinklumpen hergestellt, während Waffen und Geräte
der jüngern S. durch Schleifen und Polieren ihre Form erhalten haben. Eine scharfe Grenze zwischen beiden Perioden läßt sich
selbstverständlich nicht ziehen, und bezüglich einzelner Funde, wie der dänischen Küchenabfälle, ist es zweifelhaft, ob
sie der paläo- oder der neolithischen Periode oder einer Übergangszeit angehören.
Die ältere S. fällt im allgemeinen zusammen mit der diluvialen und eiszeitlichen Existenz des Menschengeschlechts,
die jüngere S. mit der alluvialen und nacheiszeitlichen Existenz des Menschen. Das Zusammenfallen der ältern S. in Deutschland
[* 32] mit der Diluvialperiode erklärt sich nach Penck aus dem gegen Ende der Diluvialzeit stattgehabten klimatischen Wechsel (Abschmelzen
der Gletscher), welcher Veränderungen in der Bewohnbarkeit gewisser Länderstrecken hervorrief, die
ihrerseits wieder zu Wanderungen des vorgeschichtlichen Menschen Anstoß gaben, bei welchen im Besitz der neolithischen Kultur
befindliche Volksstämme nach Europa
[* 33] gelangten und der paläolithischen Kultur den Untergang bereiteten.
Spuren des paläolithischen Menschen auf gemeinschaftlicher Lagerstätte angetroffen. Im Rheinthal und in Frankreich aufgefundene
Moschusochsenschädel, die hin und wieder die Spuren menschlicher Thätigkeit erkennen lassen, sowie die in den Höhlen des
Périgord, im Keßlerloch bei Thayingen (Kanton
[* 48] Schaffhausen)
[* 49] und anderwärts aufgefundenen bearbeiteten Renntiergeweihe beweisen, daß der
paläolithische Mensch diese Gegenden zu einer Zeit bewohnt hat, wo das Klima
[* 50] Nord- und Mitteleuropas ein
kälteres gewesen ist als heutzutage. Während die Funde von Taubach (unweit Weimar)
[* 51] andeuten, daß der Mensch der ältern S.
das heutige Thüringen während der der letzten Vergletscherung vorausgehenden Interglazialepoche (zwischen zwei Vergletscherungen
fallende wärmere Zwischenperiode) bewohnt hat, zeigen die Funde von der Schussenquelle (Oberschwaben),
bestehend in einer nordische Moose
[* 52] enthaltenden, unmittelbar auf der Rheingletschermoräne gelegenen Kulturschicht, daß der
Mensch hier während der letzten Vergletscherungsepoche lebte.
Man fand auch Stücke farbiger Erde zum Bemalen des Körpers und zum Teil höchst primitive Schmuckgegenstände (durchbohrte
Tierzähne, welche, mit Darmsaiten zur Kette aneinander gereiht, getragen wurden, Knochen kleiner Tiere, Schneckengehäuse und
Muscheln,
[* 55] StückeJet, Plättchen von Renntierhorn u. dgl.).
Die in französischen Höhlen, im Keßlerloch und anderwärts aufgefundenen Gravierungen in Renntierhorn u. Mammutelfenbein
und die aus diesem Material hergestellten Schnitzereien beweisen eine gewisse Begabung für bildnerische Thätigkeit.
Als Material für die primitiven Geräte, welche in paläolithischen Fundstätten angetroffen werden, dienten vorzugsweise
Feuersteinknollen, die den Gegenstand eines ausgedehnten Handelsverkehrs bildeten und zum Teil durch
primitiven Bergbau
[* 56] (s. Schmutzgruben) gewonnen wurden. In der Nachbarschaft der Feuersteinlager entstanden auch jene Feuersteinwerkstätten,
von wo aus die Umgebung mit Werkzeugen und Waffen versehen wurde. Solche Werkstätten wurden in Frankreich zu Pressigny le Grand,
in Belgien
[* 57] auf dem rechten Ufer der Trouille, unweit Spiennes, aufgedeckt.
Während für schneidende oder stechende Werkzeuge und Waffen Gesteinsarten, welche beim Behauen eine scharfe Kante liefern,
wie Feuerstein, Jaspis, Quarz, Achat,
[* 58] Obsidian u. dgl., vorzugsweise Verwendung fanden,
wurden Hämmer und Äxte aus Diorit, Porphyr, Basalt u. dgl. angefertigt. Daß die Bearbeitung
des Rohmaterials in der nämlichen Weise stattfand, wie noch heutzutage die Eingebornen Australiens ihr
Steingerät herstellen, indem sie nämlich gegen den zwischen den Füßen festgehaltenen Steinblock rasch aufeinander folgende
Schläge führen, dies beweisen die an der Mehrzahl der paläolithischen Geräte und Waffen nachweisbaren Schlagmarken.
Letztere lassen die von Menschenhand hergestellten Steinobjekte sicher von jenen Steinfragmenten unterscheiden, welche
durch zufällige Zersplitterung ohne Mitwirkung
des Menschen entstehen. Indem von den Feuersteinknollen
messerförmige Späne oder Splitter abgesprengt werden, bleiben in der Regel jene charakteristisch geformten Steinkerne (nuclei,
s. Tafel »Kultur der Steinzeit«) übrig. Arbeitssteine, ovale Steine mit Aushöhlungen an einer oder beiden Oberflächen, dienten
als Hämmer oder Schnitzer.
Die Schlagsteine (Schlagkugeln) zeigen auf den Rändern die Spuren der mit ihnen ausgeführten Schläge.
Die Steinmesser (s. Tafel) sind dünne, zweischneidige, einer Barbierlanzette ähnelnde, länglich-ovale
Splitter, die Schabsteine (s. Tafel) im allgemeinen von mehr unregelmäßiger Form. Sehr häufig finden sich
in den ältern paläolithischen Fundstätten mandelförmige Steinäxte (s. Tafel), die wahrscheinlich vermittelst Tiersehnen
an einem Holzstiel befestigt, aber auch als Meißel
[* 59] oder Pfrieme verwendet wurden.
Steinobjekte von drei- oder viereckiger Form, die auf der einen Seite flach, auf der andern mehr oder weniger gewölbt, 2½-5½
Zoll lang, 1½ bis 2½ Zoll breit sind, und die eine wenn auch nicht scharfe, doch sehr starke Schneide
besitzen, werden vorzugsweise in den Küchenabfallhaufen Dänemarks angetroffen und in der Regel als kleine Steinbeile bezeichnet,
von Steenstrup aber als Angelschnurgewichte gedeutet. Von Schleudersteinen unterscheidet man einfache, roh bearbeitete Feuersteinstücke
und runde, etwas abgeflachte, zierlich gearbeitete Scheiben.
Aus Feuerstein hergestellte Sägen
[* 60] (s. Tafel) gehören in paläolithischen Fundstätten ebenfalls nicht
zu den Seltenheiten. Die Pfeilspitzen (s. Tafel) der ältern Stadien der paläolithischen Zeit sind
von plumper, dreieckiger Gestalt, später finden sich leichter und besser gearbeitete, rautenförmige, blattförmige oder
mit Widerhaken versehene Stücke, und daß gegen das Ende der ältern S. eine bedeutende Vervollkommnung in der Herstellung
der Geräte und Waffen stattgefunden hat, beweisen die kunstvoll gearbeiteten, meist lorbeerblattförmigen
Dolch- und Speerspitzen (s. Tafel), wie sie in jüngern paläolithischen Fundstätten wiederholt
angetroffen wurden.
Die relativ hohe Entwickelungsstufe, welche der Mensch der jüngern S. im Vergleich zum paläolithischen
Menschen einnimmt, äußert sich zunächst in der außerordentlich sorgfältigen und stellenweise einen nicht geringen
Geschmack bekundenden Herstellung der Waffen und Werkzeuge, die zum Teil auch bedeutende Dimensionen aufweisen. So fanden sich
z. B. in Skandinavien sorgfältig gearbeitete Steinäxte, welche 33 cm lang sind und in der Mitte eine Breite
von 55-57 mm und eine Dicke von 35-38 mm aufweisen. Die neolithischen Feuersteingeräte sind nicht von Knollen
[* 63] abgeschlagene
Steinsplitter, sondern von allen Seiten bearbeitete Steinstücke. Dieselben sind geschliffen oder mehr oder weniger sorgfältig
gemuschelt, d. h. es sind aus dem Feuerstein Teilchen in muschelförmigem Bruch herausgehoben. Neben einfachen,
beiderseits zur Schneide konvex sich zuschärfenden Axtblättern finden sich Steincelte,
¶
mehr
d. h. von der Schneide nach hinten zu schmäler werdende Geräte, die als Messer, Hacken und Streitäxte
[* 65] dienten, sowie lange
und schmale Instrumente mit einseitig flacher Schneide, die als Meißel oder Hobel bezeichnet werden; auch Hohlmeißel wurden
angetroffen. Ferner finden sich steinerne Mörser und Handmühlen zum Zerreiben von Getreidekörnern. Die Schleifsteine
(s. Tafel) bestehen gewöhnlich aus feinkörnigem Sandstein mit einer oder mehreren Schliffflächen.
Als Hämmer (s. Tafel) werden Äxte bezeichnet, die statt der Schneide eine mehr oder weniger abgestumpfte Fläche tragen, während
Hammeräxte an einem Ende die Schneide der Axt, am andern die Fläche des Hammers besitzen. Zur Befestigung des keilförmigen
Steinbeils am hölzernen Stiel wurde es in einen Einschnitt an dem umgebogenen Ende eines krummen Holzgriffs gesteckt und
mit kreuzweise umgelegten Riemen oder mit einer Schnur befestigt, oder man höhlte ein StückHirschhorn oder Renntiergeweih
zu einer das Steingerät teilweise umfassenden Hülse
[* 66] aus, welche dann am dicken Ende einer Holzkeule
oder eines Stockes befestigt wurde.
Anderseits wurden die Steinäxte, um einen hölzernen Stiel hindurchzustecken, durchbohrt. Rau hat nachgewiesen, daß man das
härteste Gestein mit einem hölzernen Stab
[* 67] oder einem cylinderförmigen Knochen, den man in schnelle Umdrehung versetzt, unter
Anwendung von Sand und Wasser durchbohren kann. Auch ein zugespitztes Hirschhornstück oder ein an einem
Holzstab angebrachter spitzer Feuerstein, der mit Hilfe einer an einem Bogen
[* 68] befestigten, sich auf- und abwickelnden Schnur in
schnelle Umdrehung versetzt wurde, fand vielfach Verwendung.
Zur Zerteilung eines großen Steinblocks bediente man sich einer an einem hin- und herschwingenden Baumast befestigten Feuersteinsäge,
mit der man den Block von verschiedenen Seiten ansägte, während die übrigbleibende Verbindung mit dem
Meißel durchgesprengt wurde. Besonderes Interesse knüpft sich an die aus Nephrit und Jadeit hergestellten Geräte, da die Herkunft
des Materials mehr oder weniger zweifelhaft ist (vgl. Nephrit). Die aus Knochen und Horn hergestellten Objekte der jüngern S.
bekunden zum Teil hervorragende technische Fertigkeit.
Aus diesen Materialien hergestellte Angelhaken, Harpunen und Stechspeere für den Fischfang, ferner knöcherne Pfrieme, Meißel,
Dolche, Pfeil- und Lanzenspitzen, aus Rippen des Hirsches oder der Kuh hergestellte Kämme zum Flachshecheln und ähnliche Objekte
gehören nicht zu den Seltenheiten. Aus Holz gefertigte Gegenstände, wie Speerstangen, Bogen, Kämme aus
Buchsbaumholz, aus einem Baumstamm ausgehöhlte Kähne u. dgl., haben sich ebenfalls hier und
da erhalten. Die neolithischen Schmuckgegenstände zeichnen sich vor den paläolithischen durch größere Mannigfaltigkeit
aus.
Die Fundstätten der jüngern S. sind über ganz Europa zerstreut, und auch außerhalb Europas werden dieselben häufig angetroffen;
ganz besonders reich aber hat sich Skandinavien erwiesen. Außer den gewöhnlichen neolithischen Objekten
finden sich im N. und O. Schwedens aus Schiefer hergestellte Altertümer, die man für Überreste der S. der Lappen hält und
als arktische Steinkultur bezeichnet. Außerordentlich reich an neolithischen Fundstücken ist Rügen, von wo aus in prähistorischer
Zeit ein großartiger Export von Feuersteingeräten stattfand.
Außer in Höhlen, wohnte der neolithische Mensch auf im Wasser errichteten Pfahlgerüsten (s. Pfahlbauten).
[* 69] Im nördlichen Europa
dienten ihm wohl während des
Sommers aus Fellen hergestellte Zelte, im Winter vermutlich niedrige Hütten
[* 70] aus einem Gerüst von
Walfischrippen und Holz, das mit Rasenstücken oder mit einer LageTorf und darübergeschütteter Erde bedeckt
wurde, als Wohnungen. Die Form der letzterwähnten Behausungen ist nach SvenNilsson in den skandinavischen Ganggräbern nachgeahmt.
Das Andenken seiner Toten ehrte der neolithische Mensch durch Aufwerfen von Grabhügeln (s. Gräber u. Tafel) sowie durch Errichtung
von Dolmen und Steinsetzungen (s. d.). Ein besonders wichtiges Kennzeichen der neolithischen
Kultur besteht darin, daß während dieses Abschnitts der Prähistorie der Mensch zuerst Tiere zähmt, daß ebensowohl die Anfänge
der Viehzucht
[* 71] als diejenigen des Ackerbaues dieser Epoche angehören, daß der neolithische Mensch aus Pflanzenfasern rohe Gewebe
[* 72] und Gespinste herstellt, und daß derselbe, wie die Funde an Gefäßen und Gefäßscherben beweisen, in der
Thonbildekunst bereits erhebliche Fortschritte gemacht hat.
(Os coccygis, Schwanzbein), der Endabschnitt der Wirbelsäule (s. d.) nach hinten vom Kreuzbein. Während der
Schwanzteil derselben bei den mit einem deutlichen Schwanz versehenen Wirbeltieren oft aus sehr vielen
und beweglichen Wirbeln besteht, sind beim Menschen 4, seltener 5, bei andern Säugetieren noch weniger, bei den Vögeln 4-6,
bei den Fröschen ebenfalls einige wenige Wirbel zu einem Knochenstück, dem sogen. S., verschmolzen. Die Wirbel, in der menschlichen
Anatomie als falsche Wirbel (vertebrae spuriae) bezeichnet, entbehren des dorsalen Bogens, so daß das Rückenmark
hier nicht in einem Kanal,
[* 78] sondern frei liegt, was auch schon am letzten Kreuzbeinwirbel der Fall ist (s. Tafeln »Nerven
[* 79] II«,
»Skelett
[* 80] II« und »Bänder«). In abnormen Fällen, bei den sogen. geschwänzten Menschen, ist das S. nicht nach dem Innern des
Körpers zu, sondern nach außen zu gekrümmt und bildet dann ein ordentliches Schwänzchen, das übrigens regelmäßig
beim Embryo (s. d.) vorhanden ist.
besetzten Vorderzehen mit breiten, platten Nägeln, stummelartiger Hinterzehe, kurzen, schmalen Flügeln und statt des Schwanzes
mit einem Büschel zerschlissener Federn. Die Steißfüße sind vollkommene Wasservögel, welche ausgezeichnet tauchen, unter
Wasser sich sehr schnell fortbewegen, auch auf dem Wasser ruhen und in einem schwimmenden Nest aus nassen Stoffen brüten. Das
Gelege besteht aus 3-6 Eiern, welche von beiden Eltern gezeitigt werden. Sie nähren sich von Fischen,
Insekten,
[* 83] Fröschen, verschlucken auch Pflanzenteile und ihre eignen Federn, welche sie sich aus der Brust rupfen.
Der Haubensteißfuß (Haubentaucher, Blitzvogel, Seedrache, Fluder, P. cristatusL.), 66 cm lang, 95 cm breit, oberseits schwarzbraun,
mit weißem Spiegel
[* 84] an den Flügeln, weißen Wangen und weißer Kehle, unterseits weiß, seitlich dunkel
gefleckt, im Hochzeitskleid mit zweihörnigem Federbusch auf dem Kopf und aus langen, zerschlissenen Federn gebildetem rostroten,
schwarz geränderten Kragen; die Augen sind karminrot, Zügel und Schnabel blaßrot, die Füße hornfarben. Er bewohnt die Seen
und Gewässer Europas bis 60° nördl. Br., weilt in Deutschland von April bis November, überwintert auf
dem Meer, in Südeuropa oder Nordafrika und findet sich auch in Asien
[* 85] und Nordamerika.
[* 86] Er lebt paarweise an größern bewachsenen
Teichen oder Seen, hält sich sehr viel auf dem Wasser auf, ist auf dem Land sehr unbehilflich, fliegt aber
verhältnismäßig schnell und schwimmt und taucht vortrefflich. Er ist sehr vorsichtig und sucht sich bei Gefahr stets durch
Tauchen zu retten.
Das Nest steht in der Nähe von Schilf auf dem Wasser, und das Weibchen legt drei weiße Eier.
[* 87] Die Jungen werden von der Mutter
beim Schwimmen oft auf dem Rücken, beim Fluge nicht selten zwischen den Brustfedern versteckt getragen.
Man jagt ihn des kostbaren Federpelzes halber. Der Zwergsteißfuß (P. minorL.), 25 cm lang, 43 cm breit, oberseits glänzend
schwarz, unterseits grauweiß, dunkler gewölkt, an der Kehle schwärzlich, an Kopf-, Halsseiten und der Gurgel braunrot; das
Auge
[* 88] ist braun, der Zügel gelbgrün, der Schnabel an der Wurzel
[* 89] gelbgrün, an der Spitze schwarz, der Fuß
schwärzlich. Er ist wie der vorige weit verbreitet, weilt in Deutschland vom März, bis die Gewässer sich mit Eis
[* 90] bedecken,
und überwintert in Südeuropa.
Man findet ihn an bewachsenen Teichen, in Brüchern und Morästen, er lebt wie der vorige, fliegt aber
schlecht und deshalb sehr ungern, nährt sich hauptsächlich von Insekten, nistet im Schilf und legt 3-6 weiße, schwach gefleckte
Eier (s. Tafel »Eier II«),
welche in 20 Tagen ausgebrütet werden. Der Ohrensteißfuß (P. auritusL.), 33 cm lang, 60 cm breit,
an Kopf, Hals und Oberteilen schwarz, mit breitem, goldgelbem Zügel, an Oberbrust und Seiten lebhaft braunrot,
an Brust und Bauchmitte weiß, das Auge ist rot, der Schnabel schwärzlich, der Fuß graugrün, bewohnt den gemäßigten Gürtel
[* 91] der Alten Welt. Die Eier (s. Taf. »Eier II«) sind weiß, lehmgelb gefleckt.
(griech.), Grabstein, gewöhnlich ein viereckiger, nach oben sich etwas verjüngender und mit Blätter- oder
Blumenverzierungen (Anthemien) gekrönter Pfeiler, welcher den Namen des Verstorbenen trägt (s. Abbildung).
Mitunter finden
sich auch auf der S. Reliefdarstellungen, die sich auf das Leben des Geschiedenen beziehen. In makedonischer und römischer
Zeit wird die S. niedriger und breiter und meist mit einem Giebel besetzt.
Vgl. Brückner, Ornament und Form der attischen Grabstele
(Straßb. 1886).
L. (Sternkraut, Sternmiere), Gattung aus der Familie der Karyophyllaceen, kleine, einjährige oder ausdauernde
Kräuter mit weißen Blüten in allen Klimaten, doch meist auf der nördlichen Erdhälfte. S. HolosteaL. (Augentrostgras, Jungferngras), in ganz Europa, ausdauernd, mit aufsteigendem, vierkantigem Stengel,
[* 95] sitzenden, lanzettlichen,
lang zugespitzten, am Rand und auf dem Kiel
[* 96] scharfen Blättern, ward früher medizinisch benutzt;
(Crimen stellionatus), im römischen Strafrecht die Verletzung und Unterdrückung der Wahrheit zur Gewinnung
unrechtmäßiger Vorteile durch Täuschung, d. h. durch vorsätzliche Erweckung einer unrichtigen Vorstellung bei andern.
Der
Name ist von der Behendigkeit der Eidechse (stellio) im Entschlüpfen hergenommen.
das Rechtsverhältnis, in welchem eine Person die Geschäfte einer andern ausführt,
sei es, daß es sich dabei um einzelne Geschäfte, sei es, daß es sich um eine Summe von Geschäften handelt. Im
¶